Baumriesen mit historischer und symbolischer Bedeutung
Von Herbert Popp, Gregor Aas und Martin Feulner – 09/2019
In der Fränkischen Schweiz waren in der Vergangenheit viele Dörfer gekennzeichnet durch einen zentralen Platz, meist unweit der Kirche, auf dem sich ein stattlicher Baum, meist eine Linde, befand. Dieser Baum war eine Stätte der Versammlung und der Kommunikation, der Verkündung und sogar der Gerichtsabhaltung. In der Heimatliteratur gehen die spekulativen Vermutungen nicht nur zeitlich sehr weit zurück, was die Existenz solcher Bäume anbetrifft – so ist vielfach von tausendjährigen Linden oder Eichen die Rede –, es wird auch eine germanische, vorchristliche Tradition bemüht und deren Symbolik für eheliche Liebe, Güte, Gastfreundschaft und Bescheidenheit betont. Die bis in die Mythologie reichenden Thesen sollen lediglich zur Kenntnis genommen werden. Gesichert und deutlich weniger spekulativ ist die Betonung der Rolle solcher Bäume für dorfbezogene Bräuche mit einer Funktion, die auf alte Traditionen zurückreicht. Das Alter der Bäume ist zwar sicherlich nicht tausend Jahre, kann aber mehrere Jahrhunderte umfassen.
Baumriesen in der Fränkischen Schweiz Kartenausschnitt zurücksetzen
Es ist gar nicht so einfach, das genaue Alter von Baumriesen festzustellen. Die normale Methode ist es, kleine Bohrungen mit einem Hohlbohrer vorzunehmen und die Altersringe zu zählen (Dendrochronologie). Dies schlägt bei den Altbäumen fehl, da die meisten Arten ab einem bestimmten Alter hohl werden. Dies geschieht von innen her durch die Einwirkung von holzzersetzenden Pilzen. So bleibt nur, aus dem noch verbliebenen Holz unter Berücksichtigung des Durchmessers das Alter der Altbäume hochzurechnen. Das ist allerdings wegen der von Jahr zu Jahr schwankenden Wuchsleistung recht ungenau.
Die Funktionen, die die alten Dorfbäume erfüllt haben, sind recht unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen indes, dass sie allesamt entweder Eichen oder Linden sind. Hierbei überwiegen die Linden bei weitem, doch nicht Linden ganz allgemein, sondern in der Fränkischen Schweiz ausnahmslos Sommerlinden (Tilia platyphyllos). Dies ist überraschend, da klimatisch hier Sommerlinde (Großblättrige Linde) wie Winterlinde (Steinlinde, Tilia cordata) gleichermaßen günstige Wachstumsbedingungen vorfinden. Es ist bekannt, dass Sommerlinden eine einheimische Baumart sind und sehr hoch (bis zu 30 m) sowie sehr alt werden können (angeblich bis zu 1.000 Jahre). Die Blätter der Sommerlinde sind, im Vergleich zur Winterlinde, etwas größer, behaart und unterseitig hellgrün. Aber weshalb nur Sommerlinden? Schon in der Germanenzeit war die Linde ein heiliger Baum. Allerdings verehrten die Germanen nur die Sommerlinden als der Göttin Freya geweiht und ihnen galt dieser Baum als Sitz der guten Geister. Das könnte der Grund sein, warum die Sommerlinde als „heiliger Baum“ gepflanzt wurde. Nach der Christianisierung wurden diese Bäume häufig umgedeutet und dienten als sogenannte Marien-Linden der christlichen Tradition.
Bereits in der Sagenwelt und im Brauchtum spielt die (Sommer-)Linde eine wichtige Rolle. Das Schicksal von Siegfried dem Drachentöter steht in enger Verbindung mit einer Linde. Beim Bad im Drachenblut fiel ein Lindenblatt auf seine Schulter, was seine vollkommene Unverwundbarkeit verhinderte. Hagens Speer tötete Siegfried an eben dieser ungeschützten Stelle. Die alten germanischen Stämme versammelten sich, so wird behauptet, unter Linden, um Signale aus der Geisterwelt zu empfangen. Auch in der deutschen Volksdichtung, in der Musik und Literatur nimmt die Linde eine zentrale, fast schon verklärte Rolle ein. Bereits Walther von der Vogelweides Under der Linden stellt im Spätmittelalter eine Metapher für Liebende dar, die sich seit den Volksliedern des 16. Jahrhunderts fortsetzt. Wer kennt nicht das Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum“ von 1823 (Text von Wilhelm Müller) bzw. 1827 (Melodie von Franz Schubert). In diesem ist die Linde das Symbol für die Vertrautheit in heimatlicher, dörflicher Umgebung, ja sie wird geradezu zum romantischen und idyllischen Sehnsuchtsbild. Ähnlich endet das seit 1840 bekannte Volkslied „Kein schöner Land in dieser Zeit…“ mit der Feststellung: „Wo wir uns finden wohl unter Linden zur Abendzeit.“ Die Linde gilt somit als Ort der friedlichen, harmonischen Kommunikation und Geselligkeit. Über Heinrich Heine und Bettina Brentano bis zu Ina Seidel spielt die Linde eine zentrale metaphorische Rolle: Ina Seidels „Unsterblich duften die Linden …“ (1937) steht z. B. für die Unvergänglichkeit des Lindenduftes.
Aber auch als politisches Symbol wurde die Linde immer wieder inszeniert. So wurden etwa nach Siegen in den Kriegen gegen die Türken am Ende des 17. Jahrhunderts jeweils zum Gedenken Türkenlinden gesetzt oder nach Napoleons Niederlage von 1813 bei Leipzig auch Völkerschlachtlinden. Solche Pflanzungen erfolgten auch 1913 im hundertjährigen Gedenken an diese Schlacht und sogar vereinzelt zum 200-jährigen Gedenken 2013 (etwa in Jöhstadt im Erzgebirge).
Übrigens wird die Linde auch in jüngerer Vergangenheit wieder dadurch wertgeschätzt, dass in Deutschland die Sommerlinde 1991 und die Winterlinde 2006 Baum des Jahres war.
Wie schon erwähnt, gibt es auch vereinzelte Baumriesen in der Fränkischen Schweiz, die Eichen (Stieleiche Quercus robur und Traubeneiche Quercus petraea) sind. Sie treten aber gegenüber den Linden weit zurück. Auch der Eiche werden symbolische Eigenschaften zugeschrieben. Sie gilt als die Verkörperung der Ewigkeit. In der germanischen Götterwelt wurde der Gott Donar/Thor an sog. Donarseichen verehrt. Bekanntermaßen hat Bonifatius 724 eine solche Eiche bei Geismar in Hessen gefällt, um die Ohnmacht der alten Heidengötter zu zeigen. Die Eiche wurde seit dem 18. Jahrhundert dann als nationalistischer Symbolbaum für alles Deutsche instrumentalisiert und missbraucht. So wurden nach dem deutsch-französischen Krieg zahlreiche Eichen zur Erinnerung an den Sieg gepflanzt. In Österreich ist die Eiche zum Baum des Jahres 2016 erklärt worden. In Deutschland wurde 1989 die Stieleiche und 2014 die Traubeneiche zum Baum des Jahres gekürt.
Im Folgenden sollen besonders markante und alte Baumriesen in der Fränkischen Schweiz im Mittelpunkt stehen und deren Wuchs, Lage, historische Bedeutung sowie gegenwärtige Funktion vorgestellt werden (vgl. Abb. 1). Die teilweise ideologischen Kontexte, die sich in der Literatur vorfinden, werden nicht berücksichtigt. Es wird jedoch angenommen, dass diese Bäume auch heute noch im dörflichen Leben eine hohe Wertschätzung, Identifikationsfunktion und vielfach auch Nutzung besitzen. Sie sind somit Elemente einer Traditionspflege und zudem schützenswerte Naturdenkmäler.
Baumriesen, die erst kürzlich „aufgegeben“ worden sind
Nicht zu übersehen ist, dass besonders spektakuläre Beispiele solcher Baumriesen, die auch ganz besonders alt sind, in den vergangenen Jahrzehnten aufgegeben wurden. Es kann hier durchaus eine Rolle spielen, dass sie einfach schon zu alt waren, um biologisch weiter existieren zu können. Meist brachte ein Blitzeinschlag das endgültige Aus für den betreffenden Baum. Die hierfür bekanntesten Beispiele, die alte Friedhofslinde in Staffelstein und die Wendelinuseiche bei Geisfeld, sollen kurz vorgestellt werden.
Standort 1: Die Friedhofslinde von Staffelstein (Landkreis Lichtenfels) zur Kartenansicht >>
Die Linde wurde 1991 abgetragen, nur Reste des Baumes befinden sich im Heimatmuseum. Sie galt als einer der ältesten Bäume in Deutschland und wird z. B. noch von Hans SCHERZER (1922, S. 153) emphatisch beschrieben:
„Am Weg liegt die alte Friedhoflinde zu Staffelstein. Mit ihren 16 ½ Metern Umfang am Stammesgrund und noch über 15 Meter in Manneshöhe ist sie bis heute der größte bekannte Baum Europas. Trotz ihrer, man sagt 1000 Jahre, schmückt sie ihren klotzigen, natürlich längst morschen und hohlen Stamm in unverwüstlicher Lebenskraft alljährlich mit ein paar frischgrünen Zweigen. Einen reichen Kranz von geschichtlichen Erinnerungen und merkwürdigen Episoden haben die Jahrhunderte um die alte Linde gewoben.“
Die Linde stand im Südosten der Stadt neben dem Friedhof. Auf dem Uraufnahmeblatt von 1851 ist sie noch deutlich betont und herausgehoben mit der Bezeichnung „Große Linde“ (Abb. 2). Heute erinnert nur noch eine unauffällige Holztafel an den ehemaligen Baum. An seiner Stelle befindet sich heute einen Kinderspielplatz.
Standort 2: Die Wendelinuseiche von Geisfeld (Landkreis Bamberg) zur Kartenansicht >>
Die älteste Eiche in der Fränkischen Schweiz, die zwar in Resten immer noch besteht, aber lediglich noch eine Baumruine darstellt, ist die Wendelinuseiche nördlich von Geisfeld (Landkreis Bamberg). Auch zu diesem Baum finden wir, allerdings bereits 1898 verfasst, eine bewundernde Beschreibung ihrer Erscheinung (vgl. Abb. 4):
„In der Nähe des gegen 2 ½ Stunden von Bamberg entfernten, am Fuß des Geisberges hübsch gelegenen Pfarrdorfes Geisfeld befindet sich, in dichtem Jungholz versteckt, die Wendelinuseiche, ein prächtiger, fast kerngesunder Baum, dessen Alter von Fachleuten auf 1000 bis 1300 Jahre geschätzt wird. In einer Höhe von 12 m geht vom Stamm der einzige riesige Hauptast ab, da der gegenüberliegende vor vielen Jahren durch einen Blitzstrahl abgetrennt wurde. Der Umfang des Stammes, am Fuße gemessen, beträgt 12,56 m. Die ganze Höhe des Stammes ist etwa 20 m. mit einem Kubikinhalt von etwa 48 m. Der Name Wendelinuseiche ist dem Volksmunde entnommen, da hier der Sage nach der heilige Wendelinus gepredigt haben soll. Da der betreffende Heilige jedoch nie nach Franken gekommen ist, so liegt die Vermutung nahe, daß man es mit einer Umbildung des Worts Wendeneiche zu thun hat und der Baum nach den vielfach in Oberfranken eingewanderten Wenden benannt ist.“ (C. S. 1898, S. 708).
Die Wendelinuseiche trug letztmals 1932 frisches Blattwerk, im Jahr zuvor gab es eine Brandstiftung im hohlen Stamm. 1969 stürzte der Stamm um und heute liegt nur noch ein Stammrest im Wald (Abb. 5). Stammfragmente wurden gesichert und befinden sich im Pfarramt von Geisfeld.
Vergangene und gegenwärtige Funktionen von Baumriesen in der Fränkischen Schweiz
Wie schon angedeutet, waren die Funktionen der Baumriesen ganz unterschiedlich. Es soll hier vermieden werden, den für zurückliegende Zeiten ausgesprochenen Aussagen weitere Spekulationen hinzuzufügen, stattdessen soll gesichertes Wissen weitergegeben werden. Bei einigen Bäumen lassen sich keine genauen Angaben zur früheren Nutzung machen. In diesen Fällen wird die heutige landschaftsprägende Rolle als solitäre Objekte in ihrer Umgebung betont.
Nach den wichtigsten Funktionen dieser Baumriesen sollen Gerichtslinden, Tanzlinden, Lindenkranz um Wallfahrtskapellen und solche, deren Funktion schwer zuordenbar ist, unterschieden werden.
Standort 3: Kasberger Linde zur Kartenansicht >>
Eine besonders alte Linde, für die recht verlässliche Informationen über ihre einstige Funktion (aber auch zahlreiche Mythen) vorliegen, ist die Kasberger Linde, auch Kunigundenlinde oder Franzosenlinde genannt. Sie befindet sich am westlichen Ortsrand des Dorfes Kasberg, das heute zur Stadtgemeinde Gräfenberg gehört. Der Sage nach soll Kaiserin Kunigunde (die Gemahlin von Kaiser Heinrich II.) diese Linde selbst gepflanzt haben, wenn dies zuträfe, besäße sie heute ein Alter von über 1000 Jahren.
Sicherer belegt als das Alter ist allerdings für die Linde, dass sie bis ins Spätmittelalter Ort für Gerichtstage war, wo z. B. der Auerbacher bzw. der Sulzbacher Landrichter Streitfälle verhandelt haben. Jüngere Mythen ranken sich seit den Napoleonischen Kriegen um die Linde, deshalb auch der Name „Franzosenlinde“. Sie soll darüber hinaus als Tanzlinde gedient haben, wobei sich an Festtagen bis zu sechs Paare im Hohlraum der Linde drehen konnten. In der Krone soll auch eine hölzerne Tanzplattform installiert gewesen sein.
In dem Uraufnahmeblatt von 1822 ist die Linde als markanter Baum auf Gemeindeland eigens verzeichnet (Abb. 6). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Kasberger Linde in einigen Tageszeitungen vorgestellt und populär gemacht. Sie wurde darüber hinaus in mehreren Reiseführern über die Fränkische Schweiz erwähnt und herausgestellt. Im Reiseführer von GÖHRING (1908) wird Kasberg beschrieben „mit einer uralten Linde, deren ausgehöhlter Stamm Raum für eine Gesellschaft bietet“ (S. 69). Die Linde wird im Baumregister unter Nr. 1417 geführt.
Das hohe Alter des Baumes führte dazu, dass er mehr und mehr verfiel. Seit 1913 wurden in mehreren Kampagnen Sanierungsarbeiten an der Linde durchgeführt. Trotz dieser Versuche ist sie heute nur noch ein Torso (Abb. 7 und 8).
Standort 4: Badangerlinde in Gößweinstein zur Kartenansicht >>
Am nordöstlichen Ortsrand von Gößweinstein, direkt an der Straße gelegen, die steil ins Wiesenttal von Behringersmühle hinabführt, befindet sich eine alte Linde. Sie steht in der Nachbarschaft einer Votivkapelle. Angeblich wird die Linde bereits in einer Chronik des 13. Jahrhunderts erwähnt, demnach wäre sie heute mindestens 800 Jahre alt. Eine Informationstafel, die an den Stamm angefügt ist, nennt mehrere Strukturdaten des Baumes: „Die Badangerlinde. Diese Linde ist ein uralter aber noch völlig grüner Baum, der schon im 13. Jahrhundert Erwähnung findet. Sein Stammumfang mißt an den Wurzelwulsten ca. 12 m, in Brusthöhe 7 m. Der ‚Badangerlinde‘ (Boanger) genannte Baumriese war ausgebrannt und hohl. Deshalb wurde er vor Jahren ‚plombiert‘. Sein geschätztes Alter: 900–1000 Jahre. Hier war auch der Gerichtsplatz.“
Die Linde am Gerichtsplatz geriet mindestens zweimal in Feuer, sodass das hohe Alter, wie auf der Tafel verzeichnet, für den gegenwärtig vorhandenen Baum wahrscheinlich unzutreffend ist. Alternative Datierungen gehen von einem Alter von eher 350 Jahren aus. Die Linde ist heute inventarisiert als Naturdenkmal ND-04484, im Landkreis Forchheim unter Nr. B 12902. Sie trägt noch reichliches Blätterwerk, macht den Eindruck eines gesunden Baumes (Abb. 9 und 10) und weist sogar noch ein (wenn auch geringes) Wachstum des Stammumfangs auf. Einer der beiden in etwa 3 m Höhe abzweigenden Hauptäste ist abgebrochen (Abb. 11), sodass der Baumwuchs heute einseitig ist.
In der Gegenwart finden keinerlei Veranstaltungen mehr an oder unter der Linde statt. Sie stellt aber nach wie vor einen stilvollen Ort mit Kapelle dar, wo man verweilen kann.
Standort 5: Gerichtslinde und Tanzlinde von Effeltrich zur Kartenansicht >>
Die Dorflinde von Effeltrich, oft auch „Tausendjährige Linde“ genannt, befindet sich im Zentrum des Dorfes, unweit der Wehrkirche (Abb. 12). Sie war in der Vergangenheit wohl Ort für Gerichtsverhandlungen, Versammlungsort und im 19./20. Jahrhundert Tanzlinde bei Festveranstaltungen, besonders bei den sog. Mondscheinnächten mit Gesang und Musik. Bis 1950 war die Fläche unter der Linde auch eine Art Biergarten, wurde man doch dort vom nahen Gasthaus aus mit Brotzeit und Getränken bedient.
Besonders charakteristisch an der Linde ist ihr sehr massiver, in fünf Teile aufgegliederter Stamm, was zu der vielfach geäußerten, aber falschen Vermutung geführt hat, es handele sich nicht um einen, sondern um mehrere Bäume. Breit ausladende Äste gehen von diesem Stamm ab, und zwar baumschulartig nach außen gezogen. Es handelt sich um acht derartige Äste, die sich zum Teil weiter verzweigen, sodass insgesamt 12 Äste im Bereich des ringförmigen Balkengerüsts und des umlaufenden Sandsteinpodests am Rand des Baumes zu zählen sind. Der Grund für die nach außen gebogenen Äste hat mit der früheren Nutzung des Lindenbastes zu tun. Die senkrecht nach oben wachsenden Äste wurden abgeschnitten und aus der Rinde der Bast gewonnen, der als Bindenmaterial u. a. zum Fixieren der Pfropfstellen beim Veredeln von Obstbäumen verwendet wurde. Dadurch weist die Linde nur ein geringes Höhenwachstum auf, sie wirkt ungewöhnlich platt.
Auch wenn das auf der Informationstafel neben dem Baum angegebene Alter (mindestens 850 Jahre, Abb. 13) wahrscheinlich unzutreffend ist, ist die Linde doch schon recht alt, aber immer noch vital. Der Stamm ist hohl, doch wurde der Baum mehrfach erfolgreich saniert. Seit 1905 stützt ein doppeltes Holzgerüst die Äste.
Heute laden nur noch wenige Sitzbänke zum Verweilen an der Linde ein. Der starke Verkehrsfluss direkt neben dem Baum entwertet ihre Verweilqualitäten. Sie ist verzeichnet im Baumregister als Nr. 1458 bzw. als Naturdenkmal ND-04472 des Landkreises Forchheim.
Standort 6: Dorf- und Tanzlinde Hetzles zur Kartenansicht >>
Die Dorf- oder Tanzlinde von Hetzles (Abb. 15) hat viel Ähnlichkeit mit der von Effeltrich, aber sie ist jünger und besitzt eine weniger geschichtsträchtige Vergangenheit. Ihr Wuchs wird zwar, wie in Effeltrich, durch ein umlaufendes Holzgerüst unterstützt (Abb. 16), doch wächst sie deutlich stärker in die Höhe. Ihr Alter dürfte bei 100–150 Jahren liegen. Ihre Nutzung als Tanzlinde während der Kirchweih wird heute nicht mehr praktiziert.
Standort 7: Tanzlinde Isling zur Kartenansicht >>
Mitten auf dem Marktplatz von Isling befindet sich die Tanzlinde des Ortes (Abb. 17). An ihr fällt besonders die Anordnung von zwei Astkränzen auf, man spricht hier von einer Stufenlinde. Die beiden Kränze dieser geleiteten Linde werden durch ein zweietagiges Holzgerüst gestützt (Abb. 18). Um den Stamm findet man eine Umfassung mit Sandsteinquadern, eine zweite Sandsteinumfassung erstreckt sich im Bereich der äußeren Äste. Beide Kränze hatten bis ins 20. Jahrhundert eine konkrete Funktion: Während auf dem oberen Kranz die Musikanten platziert waren, wurde in dem darunterliegenden, ebenerdigen Kranz (und vor allem daneben) getanzt. Heute ist die Tragfähigkeit des oberen Kranzes nicht mehr ausreichend. Die Etage des unteren Kranzes ist aufgeschottert und somit beim alljährlichen Lindenfest nicht mehr als Tanzfläche in Funktion, getanzt wird vielmehr um die Linde herum.
Die Angaben über das angebliche Alter der Linde sind recht abenteuerlich. Wenn von „800 bis 1.000 Jahren“ die Rede ist, so kann dies bestenfalls für den Standort der Linde gelten, nicht aber als Altersangabe für den heutigen Baum, der wesentlich jünger ist und wahrscheinlich (bei einem Stammumfang von 2,61 m) weniger als 200 Jahre beträgt. Der Baum trägt die Baumregister-Nr. 3247.
In jüngerer Vergangenheit wurde die Tanzlinde von Isling durch ein Medienevent bekannt und populär. Die 2015 im Rahmen der Sendung „Wir in Bayern“ des Bayerischen Rundfunks initiierte Wahl eines Baums der Bayern ließ Isling als Sieger hervorgehen. Der Ort macht auf diese Auszeichnung aufmerksam, indem am Ortseingang ein stattliches Schild eigens darüber informiert (Abb. 19).
Standort 8: Tanzlinde Limmersdorf zur Kartenansicht >>
Die Tanzlinde von Limmersdorf steht unweit der Dorfkirche. Sie besitzt ein Alter von etwa 350 Jahren und ist der Ort, an dem ein wichtiger Teil der alljährlichen Lindenkirchweih, die mindestens seit 1729 existiert, stattfindet (Abb. 20). Auf ihr (in 4 m Höhe) und unter ihr wird während der Kirchweih getanzt. Vermutlich ist die Tradition aber älter, vor allem aber wird sie noch bis in die Gegenwart hinein betrieben.
Die Linde besitzt eine Höhe von 15 m, einen Stammumfang von 4,7 m und einen Stammdurchmesser von 1,3 m. Zum Stützen einer Tanzbruckfläche in 4 m Höhe dienen 8 Sandsteinsäulen, an denen auch das Holzgerüst für den Bruckboden befestigt ist (Abb. 21). Die Linde ist im Baumregister als Nr. 3239 inventarisiert.
Alljährlich an Bartholomäus (24. August) – sofern dies ein Sonntag ist, sonst am Sonntag nach Bartholomäus, falls es auf einen Werktag fällt – wird ein Kirchweihzeremoniell um die Linde, auf dem Platz (Plootz), praktiziert. Verantwortlich für dessen Organisation und Durchführung sind jeweils vier ortsansässige ledige junge Männer (die Plootzburschen), die von vier Plootzmadla unterstützt werden. Nach der Wirtshauskerwa, einem Kirchenkonzert, dem Anstich des ersten Fasses mit Festbier sowie einem sonntagvormittäglichen Festgottesdienst werden die „Platzpaare“ tätig. Sie holen im Rahmen eines Festzuges mit Blasmusik ihre Plootzmadla von zu Hause ab und praktizieren das sog. Rumspielen (Abb. 22). Der Zug durch das Dorf endet an der Tanzlinde, wo die vier Platzpaare zunächst mit einem Tanz unter der Linde beginnen. Die Paare steigen dann hoch auf den Tanzboden (Bruck) und führen den Tanz auf der Linde durch. Damit ist die Kerwa offiziell für das Publikum freigegeben.
Die Lindenkirchweih ist schon seit längerer Zeit eine Touristenattraktion für Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung. Diese Beliebtheit hat nochmals einen weiteren Schub erlebt mit der Einstufung der Tanzlinde von Limmersdorf und ihrer Kirchweih in die Liste des nationalen immateriellen Kulturerbes durch die Deutsche UNESCO-Kommission im Jahr 2014. Bei der Ernennung wird gewürdigt, dass „der lokal verankerte und identitätsstiftende Brauch, der von Generation zu Generation durch aktives Tun weitergegeben wird, mit bestechenden Maßnahmen zur Erhaltung der Kulturform aufwartet. Die Traditions- und Brauchpflege ist beispielgebend entspannt und ein selbstverständlicher Teil der gesellschaftlichen Kultur des Dorfes. Der Titel ‚Lindenkirchweih Limmersdorf‘ ist verbindlich.“ (aus dem Schreiben der UNESCO-Kommission vom 12. Dezember 2014).
Limmersdorf ist nicht das einzige, aber das prominenteste mehrerer Dörfer in der näheren Umgebung, in denen ebenfalls die Kirchweihtradition des Tanzens um die Dorflinde immer noch gebräuchlich ist (Peesten, Langenstadt). Im südthüringischen Gebiet gibt es mit den Tanzlinden von Efferder, Sachsenbrunn und Oberstadt weitere Dörfer, bei denen die Bräuche rund um die Linde bis in die Gegenwart praktiziert werden. Um diese räumliche Konzentration von Tanzlinden auch für einen naturnahen Tourismus zu nutzen wurde inzwischen im Landkreis Kulmbach ein Tanzlinden-Radrundweg von 31 km Länge angelegt, der an den drei Tanzlinden Peesten, Langenstadt und Limmersdorf vorbeiführt. In Würdigung der in der Region häufigen und immer noch vitalen Tradition der Tanzlinden wurde neben der Linde von Limmersdorf, an der Mauer zur Dorfkirche, ein Freilichtmuseum eingerichtet, das Deutsche Tanzlindenmuseum. Eingerahmte Informationsplakate und Fotos beschreiben und dokumentieren die Tradition der Tanzlinden. Da die Bilderrahmen nicht wasserdicht sind, verblassen die Dokumente nach und nach. Der derzeitige amateurhafte Versuch eines Museums im Aufbau würde eine professionellere Präsentation verdienen.
Standort 9: Tanzlinde Spies bei Betzenstein zur Kartenansicht >>
Außerhalb des Dorfes, im Wald gelegen, findet man die Spieser Linde, die in vergangenen Zeiten auch als Tanzlinde während der alljährlichen Kirchweih genutzt wurde. Es handelt sich um eine Sommerlinde mit einem Alter von etwa 500 Jahren bei einem Stammumfang des Baumes von ca. 5 m. Sie ist im Baumregister als Nr. 428 inventarisiert, und macht den Eindruck eines gesunden, in vollem Saft stehenden Baumes (Abb. 24).
Der Baum ist heute umzäunt mit einem Holzgeländer und weist eine Tanzbruckfläche auf, die offensichtlich erst kürzlich neu installiert wurde. Das alljährliche Lindenfest des Dorfes wird am ersten Juliwochenende um die Linde abgehalten. Hier wird seit 2010 auch wieder kräftig getanzt, allerdings nicht unter der Linde selbst, sondern neben ihr (Abb. 25). Das Lindenfest, vom Skiclub des Ortes seit 40 Jahren veranstaltet, ist sehr beliebt und vielbesucht, kommen doch immer mehr auch Bewohner aus dem nahen Nürnberger Land und dem mittelfränkischen Ballungsraum hierher, um die biergartenähnliche Stimmung zu genießen.
Standort 10: Tanzlinde „Tausendjährige Linde“ in Wichsenstein (Gemeinde Gößweinstein) zur Kartenansicht >>
Im Ortszentrum von Wichsenstein fällt auf einem Platz ein großer, knorriger, uralter Baum auf: die sog. Tausendjährige Linde (oder auch Wirtslinde genannt). Sie ist in der Tat sehr alt, wobei man die Angabe zu den 1000 Jahren vielleicht nicht allzu wörtlich nehmen sollte. Immerhin ist sie bereits im bayerischen Urkataster von 1850 deutlich erkennbar (Abb. 26). Behördlicherseits wird das Alter auf 800 Jahre geschätzt.
Das Astwerk der Linde wird, ganz ähnlich wie bei weiteren Tanzlinden in der Umgebung, mit einem Holzgerüst gestützt (Abb. 27). Vermutlich wurde früher auf diesem Gerüst auch getanzt. Noch heute ist die Linde ein wichtiger Bestandteil des alljährlich im Sommer (Juni oder Juli) stattfindenden Felsen- und Tanzlindenfestes.
Dabei hat die Linde nur noch dekorative Funktion, ist sie doch aufgrund ihres hohen Alters nur noch eine Baumruine. Der Stamm erscheint zweigespalten (Abb. 28). Erstaunlicherweise ist dennoch das Blätterkleid des Baumes recht üppig. Er ist inventarisiert worden im Naturdenkmalskataster des Landkreises Forchheim unter Nr. B 129 05.
Standort 11: Ansberg (Veitsberg) bei Dittersbrunn mit Lindenkranz zur Kartenansicht >>
Im Gipfelbereich des Ansberges (oder auch Veitsberg genannt), einem Zeugenberg am Nordrand der Fränkischen Alb, erstreckt sich – von weither sichtbar – ein stattlicher Lindenhain (Abb. 29). Er umschließt eine Kapelle, die St.-Veits-Kapelle, die als Wallfahrtskapelle um 1700 im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs durch Johann Dientzenhofer geplant und 1717–1719 durch Maurermeister Andreas Reinthaler errichtet worden ist (Baudenkmal -4-78-120-49).
Integraler Bestandteil der Planung der barocken Kirche war auch die systematische Anlage eines Kranzes von Linden um die Kapelle. Der nunmehr 300 Jahre alte geschlossene Lindenkranz, bestehend aus 21 Bäumen, gilt als der größte und älteste seiner Art in ganz Europa.
Standort 12: „Tausendjährige Linde“ Kalteneggolsfeld (Gemeinde Heiligenstadt) zur Kartenansicht >>
Auch im Falle der Linde in der Ortsmitte von Kalteneggolsfeld spricht man von einer „Tausendjährigen Linde“. Tatsächlich dürfte sie etwa 300 Jahre alt sein. Ihr Stammumfang beträgt 7,56 m und ihr Stammumfangswachstum pro Jahr 0,7 cm. Die Baumhöhe liegt bei 23 m. Sie ist im Baumregister unter Nr. 5227 eingetragen (Abb. 31 u. 32). Über die Funktionen, welche die Tausendjährige Linde im Dorfleben besaß, gibt es keine Quellen. Heute bildet sie ein Wahrzeichen des Ortes.
Standort 13: Teuchatz, Große Linde (Gemeinde Heiligenstadt) zur Kartenansicht >>
Die „Große Linde“ von Teuchatz liegt etwa 700 m außerhalb des Ortes an der Straße nach Burggrub. Sie steht solitär und von weitem erkennbar auf der Albhochfläche mit ihrer Höhe von 26 m und ihrem Umfang von 8,19 m. Ihr Alter beträgt ca. 370 Jahre. Sie wurde am Ende des Dreißigjährigen Krieges aus Dankbarkeit für den Frieden gepflanzt. Trotz ihres Alters besitzt sie noch ein vitales Stammumfangswachstum von jährlich 4 cm und ihr Stamm ist immer noch vollholzig. Die Linde ist eingetragen im Baumregister unter Nr. 1378. Sie befindet sich angeblich auf einem Hügelgrab aus der Bronzezeit (WALTER 1996, I, S. 15).
Es gibt einige nicht bezeugte Sagen und Histörchen zu dem Baum. So sollen sich unter ihm die Leichname von schwedischen Soldaten am Ende des Dreißigjährigen Krieges befinden. In einer örtlichen Sage mit dem Titel Baderstiftung, die von einem durch ihren Vater verstoßenen Mädchen handelt, wird u. a. über dieses Kind berichet: „So wandelt sie stumm am Wanderstab Den Berg hinab. Wo hoch bei Teuchnatz die Linden steh’n, Da kann die Jungfrau fürder nicht geh’n.“ (HAUPT 1842, S. 206). Es sind keine Feierlichkeiten oder symbolische Handlungen überliefert, die mit der Linde zu tun hätten. 2015 kam die Linde als Kandidat für die Wahl des „Baumes des Jahres“ in die engere Wahl, musste sich aber der Linde von Isling geschlagen geben.
Standort 14: Hohenpölz, Friedhofslinde (Gemeinde Heiligenstadt) zur Kartenansicht >>
Außerhalb der Friedhofsummauerung und unweit der Wehrkirche des Ortes befindet sich die alte Linde von Hohenpölz, zuweilen auch Friedhofslinde oder Kirchenlinde genannt. Sie besitzt einen Stammumfang von 6,50 m und eine Höhe von 18 m (Abb. 35). Die Angaben zu ihrem Alter differieren etwas. Am besten belegt, erscheint die Schätzung, wonach, der Baum um 1700 gepflanzt worden sei, d. h. etwa 317 Jahre +/- 50 Jahre alt sei. Andere Angaben vermuten ein Alter von 250 Jahren (Baumregister), eine andere (unglaubwürdigere) Angabe spricht von ca. 500 Jahren (Regierung von Oberfranken). Die Linde ist im Baumregister unter Nr. 2042 verzeichnet.
Einesteils erkennt man recht deutlich, dass der Stamm der Linde schon hohl ist (Abb. 36), somit hin zu einer Baumruine tendiert. Andererseits ist das alljährliche satte Grün so auffällig, dass man durchaus von einem vitalen Zustand sprechen kann.
Die Linde ist immer noch Bestandteil des Dorflebens, so z. B. während der alljährlichen Kerwa im August, bei der ein Teil der Festivitäten im Zelt, ein anderer aber im Freien unter der Linde stattfindet (2017).
Standort 15: Dorf- und Angerlinde Herzogenreuth (Gemeinde Heiligenstadt) zur Kartenansicht >>
Neben der alten Dorfhüle, die inzwischen zugeschüttet worden ist, befindet sich die Dorf- und Angerlinde von Herzogenreuth (Abb. 37). Wie es diese Bezeichnung bereits ausdrückt, steht die Linde auf einem angerartig erweiterten Dorfplatz. Heute ist ein Busunterstellhäuschen vor dem Baum zu sehen.
Der Stammumfang der Linde beträgt 6,30 m, ihre Höhe 17 m. Der Baum wurde um 1700 gepflanzt, ist somit etwa 320 Jahre alt, eine andere Quelle spricht von 350 Jahren. Er ist im Baumregister unter Nr. 1115 erfasst. Der Stamm der Sommerlinde ist zwar in Teilen hohl (Abb. 38), doch wirkt er hinsichtlich seines Blattkleides immer noch sehr vital. Es sind keine symbolischen Funktionen der Linde für den Ort bekannt.
Standort 16: Linde am Gemeindebrunnen in Lindach b. Heiligenstadt zur Kartenansicht >>
Auf der Gemeindeflur von Lindach (Markt Heiligenstadt, Landkreis Bamberg), am Abstieg des Dorfes, 400 m entfernt in nordwestlicher Richtung, trifft man auf einen einzeln stehenden Lindenbaum (Abb. 39). Dieser befindet sich neben der für die Wasserversorgung des Dorfes ehemals so wichtigen gefassten Quelle mit Brunnenstube (Abb. 40) im Flurbereich Sinkhülle.
Der Baum ist bisher in keiner der Inventarisierungen aufgenommen, außer in der Liste der Naturdenkmale für den Landkreis Bamberg. Sein Alter dürfte bei etwa 200–250 Jahren liegen. Sein Stamm ist noch kompakt, ohne jegliche Hohlräume. Es ist anzunehmen, dass seine Lage direkt neben der Quelle für den wasserarmen Hülort nicht zufällig ist.
Seit kurzem veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr des kleinen Ortes mit nur 64 Einwohnern in zweijährigem Abstand das „Lindacher Brunna-Fest“ (2015 und 2017), das von der Bevölkerung gut angenommen wird.
Standort 17: Russenlinde Breitenlesau (Stadt Waischenfeld) zur Kartenansicht >>
Am nördlichen Ortsausgang von Breitenlesau, an der Straße nach Plankenfels gelegen, befindet sich ein markant aufragender Einzelbaum, die sog. Russenlinde (Abb. 41). Es handelt sich um eine Sommerlinde, deren Stamm noch vollholzig ist. Sie hat einen Stammumfang von 8,4 m, ist ca. 24 m hoch und besitzt ein jährliches Stammumfangswachstum von 4 cm (Abb. 42). Der Baum ist noch sehr vital und trägt ein reiches Blätterwerk.
Es gibt kontroverse Meinungen zum Alter dieses Baumes. Eine erste Auffassung glaubt an ein Alter des Baumes von etwa 400 Jahren (Abb. 43). Dieser steht die Position gegenüber, dass der Baum erst 1813 gepflanzt worden sei, er damit lediglich 200 Jahre alt sei. Aufgrund des mächtigen Stammes ist die erste Version die wahrscheinlichere.
Unabhängig von dieser Alterseinstufung ist unumstritten, dass dieser Baum (oder das damals gepflanzte Bäumchen) eine wichtige Rolle während der Befreiungskriege gespielt hat. Der damals durchziehende russische General Roppmann ist wohl hier in Breitenlesau verstorben. Eine Aussage hierzu besagt, dass er seinen Verletzungen erlegen sei, eine andere behauptet, seine Truppen hätten ihn verprügelt und zu Tode gebracht. Seither jedenfalls ist von der Russenlinde die Rede. Das Grab des Generals heißt das Russengrab. Bei der Gedenksäule neben dem Baum mit der Aufschrift J. S. 1813 und auf der Rückseite A. F. 1823 vermutet man ein zehn Jahre nach dem Tod erfolgtes Gedenken an den General.
Das Naturdenkmal der Russenlinde ist im Baumregister unter Nr. 1452 verzeichnet. Es sind keine dörflichen Aktivitäten bekannt, die sich um die Russenlinde ranken. Eine Gedenktafel und ein Gedenkhain für die Toten des Ersten Weltkriegs wurde neben der Linde errichtet.
Standort 18: Abtslinde Klosterlangheim aus der Klosterzeit, an der Straße nach Roth zur Kartenansicht >>
An der Straße zwischen Klosterlangheim und Roth findet man am höchsten Punkt zwischen beiden Orten die alte Linde, die als Klosterlinde bezeichnet wird (Abb. 44). Sie besitzt einen Umfang von 7 m, ihre gegenwärtige Höhe beträgt 16 m und sie ist eingetragen im Baumregister unter Nr. 1266.
Die Linde ist ein markanter Punkt im Leuchsental, vermutlich hat sie früher als Markierungspunkt gedient. Ihr Alter wird meist mit ca. 400 Jahren geschätzt, die Regierung von Oberfranken vermutet (allerdings ohne Argumente) sogar ein Alter von 600 Jahren.
Der Zustand der Linde ist so, dass man nur noch von einer Baumruine sprechen kann: Das Stamminnere ist völlig ausgehöhlt (Abb. 45), einer der Hauptäste des Baumes ist bereits gekappt. Dennoch ist das alljährlich austreibende Blattwerk beträchtlich.
Standort 19: Breite Eiche in Forkendorf zur Kartenansicht >>
Im Ortsteil Forkendorf der Gemeinde Gesess befindet sich direkt an der Verbindungsstraße Bayreuth–Pottenstein eine uralte Stieleiche (Quercus robur). Sie wird im allgemeinen als Breite Eiche bezeichnet (Abb. 46). Ihr Stammumfang beträgt 5,68 m, ihr jährliches Stammumfangswachstum 3 cm. Der Stamm des Baumes ist teilweise hohl, deshalb wurde er in einer Restaurierungsmaßnahme mit Zement ausgekleidet. Das Blätterwachstum der Eiche ist, trotz hohen Alters, insgesamt wieder recht vital, seit sie 2013 zurückgeschnitten wurde. Sie ist im Baumregister unter Nr. 427 eingetragen.
Die Eiche wird als Naturdenkmal im Landkreis Bayreuth geschützt, der Schutz bezieht sich auf den Baum und einen Radius von 10 m um ihn herum. Die Regierung von Oberfranken gibt (ohne Nennung von Argumenten) an, der Baum sei 700–800 Jahre alt. Auf der neben dem Baum angebrachten Tafel ist dagegen von einem Alter um 1000 Jahren die Rede (Abb. 47). Es ist nicht eindeutig, welche der beiden Schätzungen mehr Wahrscheinlichkeit besitzt oder ob sie gar beide ein zu hohes Alter annehrnen.
In einer Sage wird berichtet, dass am Ende des 14. Jahrhunderts diese Eiche als Feme-Eiche gedient habe, unter deren Blätterwerk ein Feme-Gericht getagt habe.
Standort 20: Alte Eiche von Stücht (Gemeinde Heiligenstadt) zur Kartenansicht >>
Als einzelstehender Baum in weiter Flur, ca. 250 m nordöstlich der Ortschaft Stücht, befindet sich eine Stieleiche, die ihre Umgebung weit überragt (Abb. 48). Sie ist eine der wenigen stattlichen Eichen, die neben den Sommerlinden, in der Fränkischen Schweiz anzutreffen sind.
Sie ist in den bisherigen Baumregistern nicht berücksichtigt, was wohl deshalb nicht überrascht, da ihr Alter sicherlich nicht extrem hoch ist. Es handelt sich dabei um einen Baum, der sich nahe der Stammbasis in zwei Hauptstämme geteilt hat (Abb. 49). Der Baum wird in der Gegenwart als Platz mit einem Hochsitz für die Jägerei verwendet (Abb. 50).