Windmaschinen, Fotovoltaikparks und Biogasanlagen zwischen Energieversorgung und Beeinträchtigung des Landschaftsbildes
Von Herbert Popp – 09/2019
In der gesamten Bundesrepublik wurde (wenn auch räumlich in unterschiedlichem Ausmaß) das Landschaftsbild durch neue Einrichtungen zur Gewinnung von erneuerbarer Energie verändert. Das gilt auch für die Fränkische Schweiz. Diese Region ist sogar in überdurchschnittlicher Art und Weise mit entsprechenden technischen Anlagen bestückt: Windkraftanlagen, Biogasanlagen, Photovoltaikflächen und Wasserturbinen zur Elektroenergiegewinnung findet man dort in großer Zahl.
Zwei Übersichtskarten, die alle diese Energieträger synthetisch zusammenfassen (Abb. 1 und 2), verdeutlichen diese Behauptung in eindrucksvoller Weise.
Abb. 1: Fotovoltaik-, Biogas- und Windanlagen in der Fränkischen Schweiz
An dieser Stelle befindet sich eine interaktive Anwendung. Um die optimale Wahrnehmung der Inhalte zu ermöglichen, wird sie nur auf Ausgabegeräten angezeigt, die mehr als 768 Pixel breit sind.
In mehreren Agglomerationen finden sich heute Windkraftanlagen, die ab drei Vertretern als Windpark bezeichnet werden:
- am Westrand der Fränkischen Schweiz entlang der Schichtstufe im Bereich Würgau, Litzendorf und Oberngrub
- am Ostrand des Abfalls ins Obermainische Hügelland im Bereich Seubersdorf, Thurnau, Alladorf
- und ganz besonders im Bereich des Lindenhardter Forstes (Rotmainquelle, Tannberg, Büchenbach) (Abb. 3).
Zum Stand September 2017 ragen insgesamt 83 Windkraftanlagen in den Himmel und stellen ein von weitem sichtbares neues Element der Kulturlandschaft dar. In räumlicher Differenzierung fällt auf, dass in den Landkreisen Lichtenfels und Forchheim solche Windkraftanlagen fehlen. Das hat sehr viel mit dem politischen Ziel zu tun, sie wegen der Gefahr einer Beeinträchtigung des Landschaftsbildes zu unterlassen und nicht zu genehmigen.
Der zweite neue Energieträger, der dem Betrachter im Landschaftsbild ins Auge sticht, sind die Fotovoltaikplatten. Man findet sie in zwei Ausprägungen: auf den Gebäuden und Scheunen in den Dörfern und Kleinstädten (Abb. 4) sowie auf größerflächigen, kompakten Freiflächen. Die Fotovoltaikflächen auf den Dachflächen sind außergewöhnlich umfangreich. Es gibt kaum mehr ein Dorf, in dem keine solche Flächen auf den Dächern sichtbar sind. Bei generell zahlreich anzutreffenden Fotovoltaikplatten lässt sich eine besondere Häufung im Südwesten der Fränkischen Schweiz, und zwar etwa im Dreieck Buttenheim-Ebermannstadt-Effeltrich feststellen.
Die Fotovoltaik-Freiflächen sind lediglich auf Teilareale konzentriert. Dabei fällt besonders der Korridor entlang der Autobahn A 70 zwischen Stadelhofen und Thurnau auf (Abb. 5). Wie auch anderswo hat diese Konzentration etwas mit der erleichterten Genehmigung entlang der Verkehrsachse „Autobahn“ zu tun. Weitere kleine Fotovoltaikparks liegen isoliert bei Ebermannstadt, Muggendorf, Waischenfeld und Betzenstein.
Im Landschaftsbild am wenigsten auffällig sind die Biogasanlagen (Abb. 6). Doch auch ihre Zahl ist inzwischen recht stattlich, nämlich 38 (2016). Gebiete mit ganz geringer Zahl an Biogasanlagen sind der Nordteil der Fränkischen Schweiz nördlich der A 70, die Zonen zwischen Hollfeld und Waischenfeld, von Streitberg bis Effeltrich sowie das Areal Ahorntal-Pottenstein-Obertrubach-Betzenstein-Weidensees. Die hohe Zahl der Biogasanlagen bemerkt man als Besucher in der Fränkischen Schweiz vor allem indirekt, und zwar an dem ungewöhnlich hohen Bedeckungsgrad der Felder mit Mais, der ja bekanntlich als Grundmaterial für die Vergärung Verwendung findet.
Eine wichtige Komponente der Elektrizitätsförderung stellen die zahlreichen Kleinwasserkraftanlagen in den Tälern dar. Es handelt sich bei ihnen in der Regel um ehemalige Mühlen, die nunmehr diese neue Funktion übernommen haben (Abb. 7). Naturgemäß liegen die Anlagen entlang der Flüsse, insbesondere Wiesent, Püttlach, Truppach, Trubach und Weismain. Der nördliche Teil der Fränkischen Schweiz ist wegen der dort wenig zahlreichen Flüsse nicht nur arm an Mühlen, sondern auch an Wasserkraftwerken.
Auch wenn dem Autor keine Zahlen für die exakte Leistungskapazität an erneuerbarer Energie in der Fränkischen Schweiz (und schon gar nicht der faktischen Einspeisung ins Stromnetz) vorliegen, kann angenommen werden, dass in der Fränkischen Schweiz bereits mehr erneuerbare Energie gefördert als verbraucht wird.
Doch dieser Erfolg hat, wie bereits eingangs angedeutet, seinen Preis. Das Landschaftsbild hat sich nicht nur (neutral bezeichnet) verändert, sondern möglicherweise die unbeabsichtigte Folge, die Attraktivität der Fränkischen Schweiz als Tourismus- und Freizeitregion nachteilig zu beeinträchtigen, wenn auch die zentrale Region um die Wiesent mit solchen Windkraftanlagen ausgestattet würde. Es gibt zwar bislang noch kaum wissenschaftliche Untersuchungen, die diesen Zusammenhang beleuchten. Aber es lassen sich sicherlich einige generelle ästhetische Anmerkungen treffen. Der am häufigsten genannte Stein des Anstoßes sind die Windkraftanlagen. Es wird jedoch angezweifelt, ob sich die Energiebilanz bei den doch recht moderaten Windverhältnissen in Süddeutschland überhaupt rechnet (ob also die Gewinnung von Windkraft überhaupt wirtschaftlich sinnvoll ist), stehen doch die Windräder ungewöhnlich häufig still. Dies kann sowohl daran liegen, dass dem Kohlestrom für die Einspeisung ins Netz Priorität eingeräumt wird, als auch auf die im neuen bayerischen Windenergie-Erlass von 2016 vorgesehen Abschaltzeiten zurückzuführen sein, sofern sich in der Nähe die Brutplätze von Vogelarten wie Schwarzstorch oder Rotmilan befinden, die durch die schnellen Rotoren getötet werden könnten. Für den Rotmilan beispielsweise ist im Gesetz vorgesehen, bei großflächiger Ernte oder Mahd um die Anlagen diese für mindestens zwei Tage abzuschalten.
Durch die technischen und weit sichtbaren Elemente der Windanlagen gewinnt auch die Kulturlandschaft einen ganz anderen Charakter. Wer bis vor kurzem von Bayreuth nach Gesees fuhr, konnte nach Überqueren des Saaser Berges die Kirche St. Marien zum Gesees mit ihrem Kirchturm als die Landschaft des Hummelgaus überragendes und prägendes Element sehen und bewundern. Heute sieht man zwar immer noch diesen Kirchturm; er wird aber dominiert und fast zu einem Sekundärelement degradiert durch die Spargellandschaft der zahlreichen Windräder auf dem Plateau des Jurarandes (Abb. 8). Ist es nur eine Frage der Gewöhnung, bis man dieses neue Panoramabild ästhetisch ansprechend findet oder wurde so eine anheimelnde Kulturlandschaft entwertet? Diese Frage wird auch von ökonomischer Wichtigkeit, falls – wie von vielen befürchtet – die bisherigen touristischen Besucher die neue Kulturlandschaft nicht mehr schätzen und besuchen. Immerhin kann man feststellen, dass die bisher attraktivsten und am stärksten touristisch geprägten Teilgebiete noch weitgehend ohne Windkraftanlagen sind. Auch der nicht überhörbare Lärm der Rotoren kann auf Anwohner und Besucher gleichermaßen störend wirken. Wege und Straßen, die an Windkraftanlagen vorbeiführen, werden außerdem im Winter wegen des drohenden Eiswurfes für den Durchgangsverkehr völlig gesperrt.
Demgegenüber spricht alles dafür, dass die Fotovoltaikanlagen, obwohl sie sehr weit verbreitet sind, keine ähnlichen Störeffekte bewirken. An die Fotovoltaik-Dachlandschaften hat sich unsere Gesellschaft offenbar bereits weitgehend gewöhnt und die Konzentration der Freiflächen entlang der Autobahn ist deshalb sinnvoll, weil eine bereits durch diese Verkehrslinie verursachte Abwertung als attraktive Landschaft so nur noch an ihrer Randzone angliedernd erweitert wird.
An negativen Effekten der Biogasanlagen ist, weit über die bloße Landschaftsästhetik hinaus, zu vermerken, dass der Mais nur dann gut gedeiht, wenn auch reichliche Mengen Kunstdünger aufgebracht werden. Das durch Dünger kontaminierte Sickerwasser führt in den Grundwasserkörpern zu deutlich erhöhten Nitratanteilen, was ein Problem für die Qualität des Trinkwassers zu werden beginnt.
Das in weiten Bereichen bereits monotone Landschaftsbild der Hochfläche, auf der man, zugespitzt ausgedrückt, nur noch Wälder oder Maisflächen vorfindet, droht auch bei der einheimischen Bevölkerung auf Ablehnung zu stoßen. Immerhin kann auch hier wieder festgestellt werden, dass die für das touristische Image so wichtigen Talräume der Fränkischen Schweiz mit ihren felsenbestandenen Talrändern von der Mais-Problematik (noch?) nicht betroffen sind.