Die Burgen und Schlösser der Fränkischen Schweiz

Von Toni Eckert – 09/2019

Die Fränkische Schweiz ist ein einzigartiges Erholungsgebiet mit vielfältigen kulturellen Ressourcen in einer großartigen Landschaft. In erster Linie verbindet man die Gegend mit ihren bizarren Felsformationen, tief eingeschnittenen Tälern und den überall anzutreffenden Überresten vergangener Epochen, wie vor- und frühgeschichtlichen Wallanlagen, Burgruinen, Burgen, Schlössern, Mühlen, Kirchen, Kapellen, Dörfern und Städten.

Es gibt in Mitteleuropa kaum eine weitere Region, die so viele mittelalterliche Wehrbauten aufweist wie die Fränkische Schweiz. In dieser Kulturlandschaft konnten bisher 172 Wehranlagen erfasst werden. Von ihnen sind 40 auch heute noch bewohnt. Einige wenige Burgen sind noch immer im Besitz der Nachkommen ihrer Erbauer. Von den wehrhaften Sitzen zeigen sich zwölf als Ruinen. Am bekanntesten unter ihnen sind die malerischen Trümmer der auf einem weit ins Wiesenttal vorspringenden Felsen thronenden Burg Neideck, einem der Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz, das nach 1793 zahlreiche herausragende Vertreter der deutschen Romantik begeistert hat.

Abb. 1: Die Burgruine Neideck wurde seit der Zeit der Romantiker zur bekanntesten und meistgerühmten Burg der Fränkischen Schweiz.
Abb. 1: Die Burgruine Neideck wurde seit der Zeit der Romantiker zur bekanntesten und meistgerühmten Burg der Fränkischen Schweiz. (Foto: Herbert Popp)

Weniger bekannt sind die 120 Burgställe (abgegangene Burgen mit geringen Ruinenresten), die die Standorte ehemaliger Wehrbauten angeben. Sie wurden entweder in einem der zahlreichen Kriege, die vom Hochmittelalter bis zum Ersten Koalitionskrieg 1796 das Land durchtobten, zerstört oder aufgelassen. Nicht immer kann ihr Schicksal nachvollzogen werden. Im Hussitenkrieg 1430 wurden 29 Burgen niedergebrannt, zehn von ihnen blieben in Trümmern liegen. Die massivsten Zerstörungen brachte allerdings der Bauernkrieg im Jahr 1525. Innerhalb von nur fünf Wochen gingen 61 Burgen und Schlösser in Flammen auf. Da das Hochstift Bamberg den aufständischen Bauern ein hohes Strafgeld auferlegte, konnten in den nachfolgenden Jahren 44 Anlagen wieder aufgebaut werden. Nur wenige Jahrzehnte später zerstörte Markgraf Albrecht Alkibiades weitere zwölf Burgen, darunter die bedeutendste Anlage der Region, Neideck, die trotz einiger Versuche nicht erneut aufgebaut werden konnte. Die alliierten Gegner des Markgrafen zerstörten in der gleichen Auseinandersetzung im Gegenzug fünf Burgen, acht von diesen 17 zerstörten Wehrbauten wurden nicht wiedererrichtet. Im Bereich der Fränkischen Schweiz sind erste befestigte Höhenburgen bereits in karolingisch-ottonischer Zeit entstanden. Der Burgenbau verlief zeitlich parallel zur Erschließung des Landes durch bäuerliche Ansiedlungen. Seit dem 9. Jahrhundert erzwangen außenpolitische Umstände, Überfälle und Attacken der Ungarn und Slawen in wachsendem Maße wirksame Schutzmaßnahmen. Der Hummerstein oberhalb Gasseldorf, der Hetzlas und der Ringwall bei Oberleinleiter wurden als derartige defensiv ausgerichtete Fliehburgen errichtet. Nach der Jahrtausendwende haben im bewaldeten Juraterritorium mit der Gründung des Bistums Bamberg stärkere Besiedlung und intensiverer Burgenbau eingesetzt. Mit dem 11. Jahrhundert begann der Adel sich nach neu errichteten steinernen Höhenburgen zu benennen. Diese Burgen lösten in ihrer Bestimmung und Funktion die vorher existierenden ottonischen Landesburgen ab.

Die Häuser, die sich der Adel schuf, dürften ebenfalls frühestens im 11. Jahrhundert aus Stein erbaut worden sein. Bei den die baugeschichtliche Entwicklung bestimmenden Sakralbauwerken wurde diese Bauweise in aller Regel erst nach der Jahrtausendwende praktiziert. Selbstverständlich wurden Gebäude mit geringeren repräsentativen Funktionen oder Obergeschosse auch noch weit später in Holzbauweise errichtet. Die Kalkfelsen des Jura bildeten hervorragende Möglichkeiten, um auf ihnen wehrhafte, aber auch repräsentative Gebäude zu errichten. Im Gebiet der heutigen Fränkischen Schweiz bildeten im 11. Jahrhundert acht edelfreie Geschlechter ihre Gerichts- und Grundherrschaften, deren Machtzentren durch entsprechende Burggebäude repräsentiert wurden.

Abb. 2: Die Burg Rabeneck, die in Adlerhorstlage auf einem Dolomitfelsen über dem Wiesenttal thront, verkörpert den Typ der befestigten Burg des Mittelalters.
Abb. 2: Die Burg Rabeneck, die in Adlerhorstlage auf einem Dolomitfelsen über dem Wiesenttal thront, verkörpert den Typ der befestigten Burg des Mittelalters. (Foto: Herbert Popp)

Bei der Architektur der Adelssitze kam es zu gravierenden Veränderungen. Eher als zivil einzustufende Bautypen wurden durch zunehmend militärisch-repräsentativ wirkende Typen abgelöst. Dies wurde mit verschiedenen Methoden erreicht. Einerseits durch die Errichtung hoher, wehrhafter Türme, andererseits durch das Aufschütten von gewaltigen Erdmassen zu kegelförmigen Hügeln, sogenannten Motten. Typisch für diese Epoche ist ebenfalls das Ausheben eines Grabens um die Anlage herum und damit verbunden die Verwendung des Erdaushubs zu einem Umfassungswall mit beträchtlicher Höhe. Diese salierzeitlichen Türme konnten beachtliche Maße erreichen.

Eine weitere Zäsur ergab sich für den Burgenbau mit der Mitte des 12. Jahrhunderts. Begründet wurde dieser einschneidende Wandel durch den umfassenden Landesausbau, die Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion und das Wiederaufleben der Geldwirtschaft. Dies führte neben Burgenbauten zur Gründung von zahlreichen Dörfern, Städten und Klöstern. Hauptträger des Burgenbaus im Reich waren überwiegend Königtum und Reichsfürsten. In Franken trat aber auch der edelfreie oder ministeriale Adel als Bauträger hervor. Im ländlich strukturierten Bereich wurden zahlreiche Turmburgen oder Motten umgebaut und meist durch Ringmaueranlagen ersetzt. Die Spornlage tritt immer deutlicher als wichtigstes Standortmerkmal hervor. Vor allem werden die Hauptgebäude der Burgen auf den Spornspitzen errichtet. Die ortsferne Burg wird in der Stauferzeit zu einem wesentlichen Indiz. Stationierungspräferenzen werden von Verkehrswegen, Administration und Raumüberwachung gebildet. Diese Burgen wurden auf immer mächtigeren Bergspornen, selten in Gipfellagen errichtet. Die Burgen dieser Epoche sind in der Fränkischen Schweiz heute noch häufig anzutreffen, z. B. Streitberg, Neideck, Gößweinstein, Schlüsselstein. Die Anlagen spiegeln die soziale Anmaßung auch des niederen Adels dieser Zeit wieder, die Teilhabe an der Macht zu demonstrieren. Der Rückgang und die Rückentwicklung des Burgenbaus im Spätmittelalter hatten nicht nur wehrtechnische, sondern vor allem soziologische Gründe. Diese sind primär in rückläufigen Bevölkerungszahlen durch Hungersnöte und Epidemien zu sehen. Einhergehend mit dieser demographischen Entwicklung sind konsequenterweise auch starke wirtschaftliche Rezessionen. Aus dieser Epoche ist auch dem Laien das Raubritterwesen ein bekanntes Phänomen, das allerdings nicht so ausgeprägt war wie vielerorts vermutet wird. Ein nachhaltiger Wandel in der Bewehrungstechnik der Burgen wurde durch die Erfindung von Pulver und Blei mit dem Ende des 14. Jahrhunderts eingeleitet. Die Anlagen wurden strategisch erweitert, die Mauern verstärkt. Vor allem in Türmen wurden Hakenbüchsenstellungen und Standorte für leichte Kanonen geschaffen. Der Übergang zum Festungsbau und von der vertikalen zur horizontalen Verteidigung führte letztlich zur völligen Bedeutungslosigkeit der Burgen in militärstrategischer Hinsicht spätestens mit dem 16./17. Jahrhundert.

Abb. 3: Seit dem 15. Jahrhundert lösten zunehmend Schlösser die befestigten Burgen ab. Sie hatten keine Verteidigungsfunktion mehr, sondern waren repräsentative Residenzen ihrer adeligen Herrscher, so wie hier am Beispiel des Schlosses Strössendorf.
Abb. 3: Seit dem 15. Jahrhundert lösten zunehmend Schlösser die befestigten Burgen ab. Sie hatten keine Verteidigungsfunktion mehr, sondern waren repräsentative Residenzen ihrer adeligen Herrscher, so wie hier am Beispiel des Schlosses Strössendorf. (Foto: Herbert Popp)

Durch den Burgenbau wurde zunächst, im Gegensatz zur Verteidigung der großangelegten Landesburgen ottonischen Typs, eine militärstrategische Defensivarbeit mit weit weniger Bewaffneten erreicht. Der Begriff castrum ersetzte in der Regel die Bezeichnungen castellum, civitas, urbs. In der seit dem Ausgang des 13. Jahrhunderts beginnenden Abfassung von Urkunden in deutscher Sprache wird für castrum der Begriff Burg verwendet. Vom 12. bis in das frühe 15. Jahrhundert finden wir zusätzlich, offensichtlich für kleinere Burganlagen, die Bezeichnungen domus oder domus lapidea für Haus bzw. Steinhaus. In die gleiche Zeit weist die Bezeichnung municio für Veste.

Mit Beginn des 15. Jahrhunderts ersetzte der Begriff Schloss zunehmend die Bezeichnung Veste. Die Bezeichnung Burg trat vollständig in den Hintergrund.

Zu Inhalt und Zielen der Übersichtskarte sowie der Einzelbeschreibungen

Von den zahlreichen Burg- und Schlossanlagen, die wenigstens noch Überreste im Gelände erkennen lassen, in zahlreichen Fällen aber sogar noch gut erhalten und sogar bewohnt sind, haben wir die 57 wichtigsten in einer Inventarisierung mit Veranschaulichung und räumlicher Zuordnung in einer Überblickskarte zusammengestellt. Zunächst wurden die 57 Objekte klassifiziert in die drei Typen Burg, Burgruine, Burgstall und Schloss. Hierbei sind Überschneidungen, die eine eindeutige Zuordnung erschweren, nicht zu vermeiden.

Pro Burg/Schloss, die jeweils auf der Übersichtskarte angeklickt werden können, wird ein Set an Informationen nach einem ausgewählten Schema so vollständig wie möglich wiedergegeben:

  • Name des Objekts, administrative Zugehörigkeit, GPS-Koordinaten

  • stenogrammartige Kurzbeschreibung des Objektes in der Gegenwart, einschließlich Hinweisen zur Möglichkeit eines Besuchs

  • Aufzählung wichtiger historischer Daten und Ereignisse in seiner Entwicklung

  • Bildhafte Veranschaulichungen des Objektes mittels einer Grundrissskizze der Anlage (sofern vorhanden) und Luftaufnahmen.

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Empfohlene Zitierweise

Toni Eckert: “Die Burgen und Schlösser der Fränkischen Schweiz” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/81_b_120-burgen-und-schloesser/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • ECKERT, Toni u. Manuela KRAUS (Hg.), mit Björn-Uwe ABELS, Dorothea FASTNACHT, Susanne FISCHER, Renate FREITAG, Rainer HOFMANN, Birgit KASTNER, Georg KNÖRLEIN, Thomas PLATZ, Walter TAUSENDPFUND u. Joachim ZEUNE (2015): Die Burgen der Fränkischen Schweiz. Ein Kulturführer. 2. Auflage. – Forchheim.

Bildnachweise

  • Titelbild: Giechburg (Foto: Herbert Popp)
  • Vorschaubild: Luftaufnahme der Ruine Neideck. Im rechten Bildteil führt die Bahnlinie vorbei. (Foto: Herbert Popp)