Burg Scharfenstein

Von Mario Küßner – 11/2018

Die Burg Scharfenstein bei Beuren ist nach den grundlegenden Umbaumaßnahmen am Anfang des 21. Jahrhunderts heute nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel, sondern auch ein vielfältig genutzter Veranstaltungsort. Die durchgreifende Modernisierung hat dabei den Beitrag früherer Epochen teils in den Hintergrund treten lassen. Dabei kann die Burg auf eine über 800-jährige Baugeschichte zurückblicken, über die gerade in den letzten Jahren noch einiges Neues bekannt geworden ist.

Burghof der Burg Scharfenstein
Burghof der Burg Scharfenstein (Foto: Gerold Wucherpfennig)

Burg Scharfenstein, eine Höhenburg auf einem in Richtung des Eichsfelder Kessels gerichteten 488 m hohen Sporn des Düns, ist möglicherweise bereits 1161, sicher 1209 erstmalig erwähnt worden. Immerhin scheint bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts rege Bautätigkeit geherrscht zu haben. 1219 kam es zu Zerstörungen, auf die 1221 Bauarbeiten folgten. Den Zerstörungen fiel auch der vermutlich noch im Bau befindliche erste Bergfried zum Opfer, dessen mächtige Buckelquader mit Randschlag und hervorragender Bautechnik in die Stauferzeit Ende des 12. Jahrhunderts weisen. Nachdem der Standort dieses Turmes durch einige sichtbare Quader bereits vermutet worden war (eine andere Deutung sah darin Reste der Burgkapelle), brachte erst eine archäologische Untersuchung in den Jahren 2013–2015 Gewissheit (HOPF 2016).

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Ebenfalls der frühen Burg des 12./13. Jahrhunderts gehören Reste eines Wall-Graben-Systems vor der heutigen Burg an. Nach der Zerstörung des älteren Bergfriedes und aufgrund statischer Probleme an seinem Standplatz ist der jüngere Bergfried des 13. Jahrhunderts mit etwas geringerem Durchmesser (7,5 m) und Mauerstärke sowie geringerwertiger Bautechnik im Innenhof der Kernburg errichtet worden. Seine Reste sind erst 1864 abgetragen worden. Die Vorburg umschließt plateauseitig die etwa 40 m x 27 m messende Kernburg auf der Spornspitze.

Um die Wende 14./15. Jahrhunderts gelangte die Familie von Wintzingerode in den Besitz von Burg und Amt. Für 1415 ist eine Belagerung und für 1431 ein verheerender Brand nach einem Blitzeinschlag bezeugt. Anfang Mai 1525 plünderten und brandschatzten Aufständische des Bauernkriegs die Burg. Der Haufen unter Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer zerstörte die gesamte Anlage bis auf den Bergfried. Kurz darauf ist die Burg wieder aufgebaut worden, war ab Ende des 16. Jahrhunderts Sitz des Amtsvogtes des Gerichtsbezirkes Scharfenstein und beherbergte in einem Gewölbekeller der Kernburg ein mainzisches Staatsgefängnis.

Der heutige Zustand zeigt sichtbar ausschließlich nachreformatorische Bausubstanz und Einbauten aus den 1960er bis 1980er Jahren, als die Anlage zum Ferienobjekt des VEB Solidor Heiligenstadt geworden war. Seit einigen Jahren saniert die Stadt Leinefelde-Worbis als jetziger Eigentümer die Anlage denkmalgerecht und baut sie zu einem Begegnungszentrum aus.


Empfohlene Zitierweise

Mario Küßner: “Burg Scharfenstein” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/79_b_122-burg-scharfenstein/, Stand 29.11.2018

Quellen und weiterführende Literatur

  • HOPF, Udo (2016): Mehr als ein Bergfried auf Burg Scharfenstein, in: Archäologie in Deutschland H. 4, S. 55.

Bildnachweise

  • Vorschau- und Titelbild: Burg Scharfenstein im Winter (Foto: Gerold Wucherpfennig)