Das Eisenbahnnetz im Eichsfeld – einst und jetzt
Von Gerold Wucherpfennig – 11/2018
Die Einführung der Eisenbahn am Anfang des 19. Jahrhunderts veränderte das gesamte Verkehrswesen global sehr nachhaltig. Während die erste öffentliche Eisenbahnstrecke in England bereits 1825 eröffnet wurde, dauerte es in Deutschland zehn Jahre länger und im Eichsfeld bis zum Jahr 1867. Am 9. Juli 1867 konnte die erste Eisenbahnverbindung des Teilstücks Arenshausen–Heiligenstadt–Leinefelde–Nordhausen in der Relation zwischen Kassel und Halle in Betrieb genommen werden. Weitere Eisenbahnstrecken folgten in kurzen Abständen.
Am dichtesten ausgebildet war das Eichsfelder Eisenbahnnetz im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts. Infolge der dann einsetzenden autoaffinen Mobilitätsentwicklung, der zunehmenden Individualisierung des Verkehrs und des damit verbundenen Rentabilitätsverlusts von Schienenstrecken wurde das Schienennetz jedoch erheblich ausgedünnt; so auch im Eichsfeld. Eindrücklich zeigt diese Entwicklung die nebenstehende kartografische Übersicht.
Bis 1950 wurden im Eichsfeld stillgelegt die Schmalspurbahn „Gartetalbahn“ von Duderstadt nach Rittmarshausen (1931), im Zuge der deutschen Teilung der Teilabschnitt Duderstadt–Teistungen (1945) der Relation Wulften–Leinefelde und der Kanonenbahn-Abschnitt Geismar–Schwebda (1945), die Eisenbahnstrecke von Heiligenstadt durchs Pferdebachtal bis Großtöpfer (1947) sowie die Kleinbahnstrecke von Silberhausen nach Hüpstedt (1947). Historische Aufnahmen zeigen Fahrten mit der Gartetalbahn (Strecke Göttingen–Duderstadt) aus den Jahren 1941 und 1957.
Auch die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 konnte diese Entwicklung nicht aufhalten. Weitere Streckenstilllegungen folgten und zwar die von Silberhausen nach Geismar (1992 / 1994), die von Teistungen nach Leinefelde (2001) und die von Bischofferode nach Bleicherode (2003).
So besteht das gegenwärtige Eisenbahnnetz im Eichsfeld nur noch aus der zweigleisigen, elektrifizierten Ost-West-Magistrale von Halle nach Kassel über Nordhausen, Leinefelde, Heilbad Heiligenstadt und Arenshausen sowie der eingleisigen, nichtelektrifizierten Eisenbahnstrecke Leinefelde–Gotha über Mühlhausen und Bad Langensalza. Diese Strecken wurden allerdings nach 1990 wesentlich verbessert. In diesem Zusammenhang sind der Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecke Halle–Kassel sowie die Sanierung der Bahnstrecke Leinefelde–Gotha zu nennen. Mit der Fertigstellung der Eichenberger Kurve 1998 gibt es eine Regionalexpressverbindung zwischen den Oberzentren Göttingen und Erfurt und den dortigen Anbindungen an das bundesdeutsche bzw. europäische Hochgeschwindigkeitsnetz. Durch den zusätzlichen Einsatz von Neigetechnikzügen konnte die Fahrzeit zwischen Göttingen und Erfurt um 45 Minuten verkürzt werden, wovon das Eichsfeld nicht unwesentlich profitiert. So ist Göttingen nunmehr – beispielsweise von Leinefelde – in 33 Minuten und die Landeshauptstadt in 63 Minuten erreichbar.
Leinefelde mit seinem Eisenbahn-Kreuzungspunkt der Bahnlinien Kassel/Göttingen–Halle und Leinefelde–Gotha ist daher nach wie vor der bedeutendste Bahnhof im Eichsfeld.