Stätten der Forschung und Lehre

Von Gudrun Mayer – 06/2015

Leipzig ist einer der ältesten Universitätsstandorte Deutschlands. Seit 1409 ist die Universität mit ihren Gebäuden physisch in der Stadt präsent, prägt ihr Erscheinungsbild und beeinflusst die städtebauliche und räumliche Entwicklung. In der Neuzeit sind neben die Universität eine Vielzahl weiterer wissenschaftlicher Institutionen getreten, sodass Leipzig heute ein vielfältiger und lebendiger Wissenschaftsstandort ist. Die räumliche Verteilung der wissenschaftlichen Einrichtungen in der Stadt zeigt die animierte Karte. Ein Video führt Sie auf einen virtuellen Rundgang durch das Leipziger Universitätsviertel um 1800.

Karte der Wissenschaftsstandorte 2015

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Leipziger Universitätsstandorte um 1800

Seit über 600 Jahren besitzt und nutzt die Alma Mater Lipsiensis Grundstücke innerhalb der Leipziger Innenstadt und weist trotz Abriss, kriegsbedingter Zerstörungen, Wiederaufbau und Neubauten eine große Standortkontinuität auf, die bis heute deutlich erkennbar ist. Die Konzentration der Universität an Standorten in der historischen Altstadt basiert auf der Erstausstattung im Jahr 1409 durch die Stadt Leipzig und den wettinischen Landesherrn. Bis 1800 konzentrierten sich die Universitätsgebäude auf die drei Hauptstandorte Ritterstraße, Petersstraße/Schlossgasse und das Pauliner-Areal. Um 1900 expandierte die Universität in die südöstliche Vorstadt, heutiges Medizinisch-Naturwissenschaftliches Viertel und mit dem Neubau der Universitätsbibliothek im Jahr 1891 in die südwestliche Vorstadt, dem heutigen Geisteswissenschaftlichen Zentrum und der Albertina. Der Campus-Neubau am Augustusplatz hat auf Grund Wahrnehmbarkeit weit über die Universität hinaus, besondere Bedeutung als identitätsbildendes Merkmal für die Vergangenheit und Gegenwart der gesamten Stadt.

Geleitet von Erinnerungsproduktion und aktuellen Stadtplanungsfragen wurde in einem studentischen Projekt am Institut für Geographie der Universität Leipzig ein 3 D-Modell zu historischen Standorten der Leipziger Universität um 1800 erstellt. Die im Rahmen der Praxis des Modellierens notwendige Arbeit mit historischen Quellen stellte zugleich Hürde wie auch Freiraum dar. Einerseits wurde deutlich, wie unterschiedlich präsent die authentische Erinnerung an die historische Form der Gebäude ist. Nur die Nikolaikirche und das alte Rathaus stehen noch in ihrer damaligen Form, so dass aus aktuellen Fotos, Abbildungen, Grund- und Aufrissen eine sehr realitätsnahe Modellierung für diese Gebäude möglich war. Für alle anderen Häuser ist die Quellenlage sehr unterschiedlich und schlussendlich bildeten Grund- und Aufrisse, damalige Zeichnungen, spätere Fotos und auch historische Stadtpläne die Grundlage des Modells. Für manche Häuser gab es, außer der Lage innerhalb der Stadt, keine weiteren Quellen und so mussten diese Gebäude regelrecht ‚erfunden‘ werden. Das erstellte 3D-Modell kann deshalb keineswegs den Anspruch erheben, einen wahrhaftigen Eindruck von der Universität zu produzieren, wohl aber den einer Annäherung an das Stadtbild im 18. Jahrhundert.

Der folgende Film lässt ein Stück Erinnerungskultur lebendig werden und in einem virtuellen Spaziergang vorbei an historischen Standorten die Universität um 1800 eindrucksvoll erleben.


Empfohlene Zitierweise

Gudrun Mayer: “Stätten der Forschung und Lehre” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/78_b_125-staetten-der-forschung-und-lehre/, Stand 29.06.2015

Quellen und weiterführende Literatur

Bildnachweise

  • Titelbild: Neues Hörsaalgebäude und Paulinum (Quelle: IfL)
  • Karte der Wissenschaftsstandorte: (Daten: Leipzig 2013, 2015 ergänzt im IfL; Entwurf: Vera Denzer und Beatrice Diez; bearbeitet von Sebastian Münch)