Stadtentwicklung von Biesenthal

Von Marlies Schulz – 12/2020

Die Kleinstadt Biesenthal stand immer etwas im Schatten der größeren Städte des Barnim. Bis ins 19. Jahrhundert war es ein Ackerbürgerstädtchen. Die größere Entfernung zu Berlin und die weniger günstige Verkehrslage verhinderten dann eine ähnlich dynamische wirtschaftliche Entwicklung wie in Bernau oder Oranienburg. Biesenthal ist ein Erholungsort mit einem sehenswerten historischen Stadtkern in einer attraktiven landschaftlichen Lage. Seit 2004 trägt Biesenthal den Titel „Naturparkstadt“.

Das Gebiet um Biesenthal war für Siedler aller urgeschichtlichen Perioden attraktiv. Es gibt zahlreiche Zeugnisse der frühen Besiedlung. Im slawischen Mittelalter hatte das Gebiet um Biesenthal eine überregionale Bedeutung. Mit dem slawischen Burgwall auf dem Reiherberg war ein politisch-administratives und ökonomisches Zentrum auf dem nördlichen Barnim entstanden. Der Ort wurde erstmals 1267 als Bizdal erwähnt. Zur Zeit der deutschen Ostsiedlung war Biesenthal ein wichtiger strategischer Platz. Der Vorstoß der askanischen Markgrafen von Brandenburg gegen Pommern zu Beginn des 13. Jahrhunderts erfolgte vermutlich auf der via Bizdal (Biesenthaler Straße, 1267 erwähnt), die von der Havel über Biesenthal in die südliche Uckermark führte. Offenbar nutzten die Markgrafen eine slawische Burg auf dem Biesenthaler Reiherberg.

Abb. 1: Biesenthaler Schlossberg mit Aussichtsturm
Abb. 1: Biesenthaler Schlossberg mit Aussichtsturm (Foto: Sieglinde Thürling)

Erst um 1230 wurde vermutlich eine deutsche Burg Biesenthal auf dem Schlossberg errichtet. 1258 wird erstmals ein Biesenthaler Vogt erwähnt. Südöstlich der deutschen Burg entwickelte sich eine Siedlung, die zum Marktflecken erweitert wurde und wahrscheinlich im 13. Jahrhundert Stadtrecht erhielt. Ebenfalls im Schutz der Burg lag vermutlich der Biesenthaler Kietz, also die Siedlung der Dienstleute der Burg.

Nach der brandenburgischen Inbesitznahme des Barnim und der Uckermark verlor Biesenthal an strategischer Bedeutung. In den folgenden Jahrhunderten wechselte die Burg mehrmals den Besitzer. Im Jahr 1577 wurde die Stadt Sitz eines kurfürstlichen Domänenamtes. Der Dreißigjährige Krieg hatte schwere Folgen für Biesental. 1632 gab es einen verheerenden Großbrand, der u.a. die Burg zerstörte. Durch zwei Großbrände 1756 und 1764 wurde Biesenthal fast völlig zerstört und danach wieder aufgebaut. 1766 wurde südöstlich der Stadt eine Amtskolonie errichtet.

Abb. 2: Das Alte Fachwerk-Rathaus in Biesenthal
Abb. 2: Das Alte Fachwerk-Rathaus in Biesenthal (Foto: Sieglinde Thürling)

Bis in das 19. Jahrhundert hinein blieb Biesenthal ein Ackerbürgerstädtchen. Handel und Gewerbe führten zu einem allmählichen Wachstum der Stadt. Das Amt Biesenthal wurde 1839 aufgelöst und 1848 wurden der Kietz und 1891 die Amtskolonie in die Stadt eingemeindet. Die 1843 eröffnete Eisenbahnlinie Berlin–Stettin führte drei Kilometer östlich an der Stadt vorbei, die Stadt dehnte sich in der Folge in Richtung Bahnhof aus. Industriebetriebe siedelten sich an und die Zahl der Wohnhäuser nahm zu. Die technische Infrastruktur wurde ausgebaut. 1926 eröffnete das Strandbad am Großen Wukensee. Im Zweiten Weltkrieg waren Kriegsgefangenenlager und seit 1944 ein Außenlager des KZ Sachsenhausen in der Stadt.

Abb. 3: Stadtentwicklung Biesenthal 1770–2018 (Zur Einzelansicht bitte anklicken.)
Abb. 3: Stadtentwicklung Biesenthal 1770–2018 (Zur Einzelansicht bitte anklicken.) (Quelle: IfL)

Während der DDR-Zeit wies Biesenthal eine vielfältige Wirtschaftsstruktur auf. Neben der Landwirtschaft gab es einige volkseigene Betriebe (z.B. VEB Bekleidungswerk, VEB Möbelwerk). In den Jahren 1984 bis 1988 wurde nördlich der Stadt eine Bunkeranlage für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit als Führungsstelle im Krisenfall errichtet, die nie genutzt wurde.

Abb. 4: Biesenthal im Herbst von Süden
Abb. 4: Biesenthal im Herbst von Süden (Foto: Peter Gärtner, 2015)

Nach 1990 hat sich die Wirtschaftsstruktur der Stadt verändert. Neben mehreren kleineren Dienstleistungsunternehmen gibt es die MFB Möbelfolien GmbH Biesenthal mit rund 80 Beschäftigten und seit 1999 am Bahnhof die TZMO Deutschland GmbH mit einem modernen Logistik- und Schulungszentrum. Die rund 120 Beschäftigten des polnischen Pharmaunternehmens fertigen Medizin-, Pflege- und Hygieneprodukte. Seit Mitte der 1990 Jahre ist die „Hoffnungstaler Stiftung Lobetal“ in Biesenthal wirtschaftlich aktiv. Sie errichtete ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung und eröffnete 1996 als einen Arbeitsbereich der Hoffnungstaler Werkstätten GmbH die Barnimer Baumschulen Biesenthal, die die seit über 150 Jahren bestehende Tradition des Baumschulhandwerkes in Biesenthal fortsetzen. Außerdem gibt es seit 2010 die Lobetaler Bio Molkerei mit einem Hofladen. Beide Einrichtungen befinden sich am östlichen Ortsrand.

Die wirtschaftliche Dynamik ist verbunden mit einer Zunahme der Einwohnerzahl der Stadt. Biesenthal wurde erkennbar vom Suburbanisierungsprozess erfasst, zahlreiche Berliner Familien zogen in das Umland nach Biesenthal. Es entstanden neue Wohngebäude, insbesondere Einfamilienhäuser. Die Stadt mit ihren zahlreichen sanierten denkmalgeschützten und historischen Gebäuden sowie die attraktive Landschaft bieten viele Erholungsmöglichkeiten für die Bewohner, Berliner und Touristen. Der Radfernweg Berlin-Usedom führt durch den Ort. Die Stadt erhielt 2004 die Auszeichnung „Naturparkstadt“.


Empfohlene Zitierweise

Marlies Schulz: “Stadtentwicklung von Biesenthal” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/80_b_135-stadtentwicklung-biesenthal/, Stand 07.12.2020

Quellen und weiterführende Literatur

Bildnachweise

  • Titelbild: Biesenthal im Herbst 2015 im Herbst (Foto: Peter Gärtner, 2015)
  • Vorschaubild: Stadtentwicklung Biesenthal 1770–2018 (Quelle: IfL)