Von Leipzig in die Welt - Hans Meyers Weltreise 1881-1883
Von Yannik Brach – 12/2015
Hans Meyer (1858-1929), Leipziger Verleger und Forschungsreisender, ist vor allem durch seine Expeditionen am Kilimandscharo bekannt geworden. Er war der erste, der Afrikas höchsten Berg bezwang. Hier soll es aber weniger um seine Verdienste in Ostafrika als vielmehr um seine zweijährige Weltreise gehen auf der ihn vor allem Südostasien faszinierte. Grundlage für diesen Beitrag bildet sein 1885 veröffentlichtes Reisetagebuch, in dem er alles festhielt, was ihn während der zwei Jahre faszinierte und bewegte.
Hans Meyers Reiseroute 1881 - 1883 Kartenausschnitt zurücksetzen
Standort 1: Leipzig zur Kartenansicht >>
Hans Meyer wurde am 22.03.1858 in Hildesburghausen geboren. Sein Vater war Eigentümer des in Leipzig ansässigen Verlags “Bibliographisches Institut”, weshalb die Familie nie finanzielle Probleme hatte. Leipzig entwickelte sich zu Meyers Zeit rasant; während der 71 Jahre, in denen Meyer lebte, stieg Leipzigs Einwohnerzahl von 75.000 auf 720.000 an. Leipzig war außerdem der Startpunkt seiner 1881 beginnenden Weltreise.
Standort 6: Istanbul zur Kartenansicht >>
Meyer kam am 23. Oktober 1881 in Istanbul an. In seinem Reisebericht schrieb er, Istanbul (zu Meyers Zeit noch “Konstantinopel”) sei nach Neapel die schönst gelegene Stadt der Welt (Meyer 1885, S. 16). Meyer beschrieb auch den starken Kontrast des Äußeren zum Inneren der Stadt. So war er anfangs enttäuscht und nicht sehr angetan von der Stadt, änderte seine Meinung aber, als er Istanbul genauer erkundete und kennenlernte (S. 16 f.). Er blieb noch fast zwei Wochen in Istanbul, bevor er nach Athen weiterreiste.
Standort 11: Kairo zur Kartenansicht >>
Meyer sah viele Parallelen zwischen Kairo und Istanbul, seiner Aussage nach überwog in beiden Städten die abendländische die orientalische Kultur (S. 60). Somit machte sich möglicherweise bereits der Einfluss der Briten, die zuvor in Kairo eingefallen waren, bemerkbar. In seinem Reisebericht schrieb Meyer, dass sich Kairo und Istanbul nur in einem Punkt unterscheiden; so seien in Kairo abendländische und orientalische Kultur strikt voneinander getrennt, während in Istanbul beide Kulturen nebeneinander existieren.
Standort 15: Mumbai zur Kartenansicht >>
Mumbai gewann im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr Einfluss auf den europäischen Markt, vor allem durch den Handel mit Baumwolle und die Eröffnung des Suez-Kanals 1869. Unter den 645.000 Einwohnern Mumbais waren zu dieser Zeit laut Meyer knapp 100 Deutsche. Meyer faszinierten in Mumbai vor allem die Menschen und ihr Aussehen, er erläuterte in seinem Tagebuch z.B. ausführlich, wie man von der Kleidung eines Hindus auf seine gesellschaftliche Stellung schließen könne (S. 97 f.). Die Inder beschrieb Meyer als “schöne und zierliche Menschen” (S. 98).
Standort 31: Singapur zur Kartenansicht >>
1819 gründete die “British East India Company” eine erste Handelsniederlassung in Singapur. Zu diesem Zeitpunkt lebten auf der Insel gerade einmal 20 malaysische Fischerfamilien. 1881, also 62 Jahre später, war der Einfluss der Briten bereits deutlich sichtbar, so war beispielsweise die Einwohnerzahl Singapurs auf 175.000 gestiegen. Meyer scheint Gefallen an der Stadt gefunden zu haben, er schrieb: “es lebt sich vortrefflich dort, und die kühlen Abendstunden […] werden mir in bleibender Erinnerung sein” (S. 246).
Standort 41: Luzon zur Kartenansicht >>
Mehrere Monate verbrachte Meyer auf Luzon, der größten Insel der Philippinen: Er nahm sich Zeit die dort lebenden indigenen Völker zu studieren. Seine Beobachtungen über Aussehen, Leben und Religion z.B. der Igorot fasste er in einem ausführlichen Bericht zusammen, den er an sein Reisetagebuch anheftete. Meyer wollte mit seinen Forschungen auf die “heidnischen Malaien des Inlands” (S. 508) aufmerksam machen, da über diese im 19. Jahrhundert noch so gut wie gar nichts bekannt war.
Standort 47: Tokio zur Kartenansicht >>
Über seine Ankunft in Tokio schrieb Meyer folgendes: “Wenn man viel von Tokios […] Größe gehört hat, kann es nicht ausbleiben, dass man vom ersten Anblick bitter enttäuscht wird” (S. 387). Seiner Meinung nach unterschied sich Tokio kaum von anderen japanischen Großstädten. Einzig das Stadtbild, welches nach einem Großbrand 1872 nach westlichem Vorbild modernisiert worden war, mache Tokio zu etwas Besonderem (S. 387).
Standort 61: New York zur Kartenansicht >>
New York war die letzte Station von Meyers Weltreise, von dort trat er am 30. Mai seine Heimreise an. Im 19. Jahrhundert zog es viele Menschen mit der Hoffnung auf ein besseres Leben in die USA. Die meisten von ihnen betraten in New York das erste Mal amerikanischen Boden, viele blieben in der Stadt, die zu dieser Zeit stetig wuchs. 1866 wurde der Central Park im Herzen New Yorks fertiggestellt, den Meyer die “vielleicht […] schönste Gartenanlage der Welt” (S. 488) nannte. Trotzdem schrieb Meyer am Ende seines Amerika-Kapitels: “Ich für meine Person möchte nicht in Amerika leben” (S. 494).