Pavillon und Laubengang: Barocke Gartenanlagen in Leipzig
Von Redaktion – 06/2015
Leipzig wurde im 18. Jahrhundert nicht nur für seine Universität und Messen, Gemälde- und Büchersammlungen oder seine prächtigen Handelshäuser gerühmt, auch die großzügigen barocken Gartenanlagen prägten das Bild der Stadt. Doch wer veranlasste, dass diese Gärten angelegt wurden, wie wurden sie gestaltet, was ist aus ihnen geworden?
Noch bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts war die Szenerie vor Leipzigs Mauern von Wiesen und Weiden, Teichen und Kohlgärten geprägt gewesen. 100 Jahre später legten sich die großzügigen Lustgärten reicher Bürger wie ein Kranz um die Stadt. Den Anfang machte der Ratsherr Georg Bose, der ab 1692 südlich des Grimmaischen Steinwegs zwei Gärten anlegte, die man als den Großboseschen (später auch Reimerschen) und den Kleinbosischen Garten bezeichnete. Andere zogen nach, schließlich existierten ca. 30 mehr oder wenig großzügig entworfene barocke Bürgergärten, in denen Springbrunnen, Statuen, Laubengänge und Pavillons zu finden waren und die man nach ihrem jeweiligen Besitzer benannte.
Zu den bekanntesten gehörten Richters, Lurgensteins und Rudolphs Garten sowie die Anlage des Kaufmannes und Manufakturbesitzers Andreas Dietrich Apel im westlichen Vorstadtbereich (später auch Reichels Garten genannt). Die vermögende Kaufmannschaft entwickelte hier eine ähnliche Bau- und Repräsentationsleidenschaft wie weltliche und geistlich-feudale Herrscher und ahmte hierin letztlich das Vorbild des französischen Königshofs nach.
Der Garten, den der Bankier Eberhard Heinrich Löhr 1770 / 71 in der trockengelegten Partheaue zwischen der Promenade im Süden und der Parthe im Norden sowie der Pfaffendorfer Straße und der späteren Nordstraße anlegen ließ, markierte schon den Übergang vom Barockgarten zum Landschaftspark englischen Stils. Ein spätes, aber noch erhaltenes Beispiel für diese Gestaltungsform stellt der Johanna-Park dar, den der Bankier Wilhelm Theodor Seyfferth in der Inneren Westvorstadt südwestlich seines Grundstückes gestalten ließ und nach seiner verstorbenen Tochter nannte.
Ansonsten finden sich heute kaum noch Spuren der reichen vorstädtischen Gartenkultur des 18. und 19. Jahrhunderts. Seit etwa 1840 wurden die Gärten in den Leipziger Vorstädten parzelliert und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts schrittweise zu unterschiedlich strukturierten Wohnquartieren mit integrierten Dienstleistungs- und öffentlichen Einrichtungen umgestaltet. Apels Garten beispielsweise ging in dem riesigen Areal auf, das Karl Heine im Westen der Innenstadt erwarb und das er nach 1844 erschließen und bebauen ließ.
Einen Eindruck von der Pracht und der Vielfalt der Leipziger Barockgärten vermittelt die Bildergalerie aus historischen Kupferstichen, Gemälden und Grafiken. Starten Sie die Slideshow mit einem Klick auf das Vorschaubild.