Archäologische Standorte im Leipziger Stadtgebiet

Ein Rundgang von der Steinzeit bis zur Völkerschlacht

Von Thomas Westphalen – 06/2015

Das „Archiv Boden“ hat im Leipziger Stadtgebiet zahlreiche Zeugnisse vergangener Epochen bewahrt. Sie geben Auskunft über die vorgeschichtliche Besiedlung des Leipziger Raumes, von der Altsteinzeit bis zur Völkerwanderung. Sie beantworten manche Fragen zur Geschichte der Stadt im slawischen und deutschen Mittelalter. Und die Archäologen treffen auch immer wieder auf die Spuren, die die Völkerschlacht 1813 hinterlassen hat. Folgen Sie uns auf einem archäologischen Rundgang durch die Leipziger Stadtteile.

Das heutige Leipziger Stadtgebiet beherbergt zahlreiche archäologische Fundstellen. Ein geschlossenes Bild der frühen Geschichte des Leipziger Raums ergibt sich daraus allerdings nicht. Im frühen 20. Jahrhundert sind die Baumaßnahmen in den Erweiterungsgebieten der sich rasant entwickelnden Stadt praktisch ohne archäologische Beobachtungen erfolgt. In den gründerzeitlichen Wohngebieten sind archäologische Fundstellen in unbekannter Größenordnung zerstört worden. Ähnliches gilt aber auch noch für die 1970er und 1980er Jahre. Dass es in den Ortsakten des Landesamtes für Archäologie für Leipzig-Grünau keinerlei Einträge gibt, unterstreicht den geringen Stellenwert, der der Archäologie bis 1989 eingeräumt wurde.

So verdanken sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert die meisten Funde der Sammelleidenschaft und der Initiative Einzelner sowie nicht zuletzt dem Zufall. Eine gewisse organisatorische Basis bot diesem bürgerschaftlichen Engagement immerhin der schon 1824 gegründete „Sächsische Verein für Erforschung und Bewahrung vaterländischer Altertümer“. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden dann mit der Gründung des Naturkundlichen Heimatmuseums (1911), eines Lehrstuhles für Vor- und Frühgeschichte (1934) und der Konzentrierung verschiedener Sammlungen im städtischen Museum für Völkerkunde (1939) feste Grundlagen für eine positive Entwicklung einer regionalen Archäologie geschaffen. Die Nachkriegsjahrzehnte waren durch sporadische archäologische Aktivitäten bestimmt, zunächst seitens der Universität, später vor allen durch das Naturkundemuseum. Seit 1993 führt das Landesamt für Archäologie nun im Vorfeld von Baumaßnahmen systematische Ausgrabungen durch. Die Vielzahl der Bauprojekte, ob großflächige Industrieansiedlung, Straßenbau oder Einzelbaustelle, hat seither auch die Zahl der archäologischen Standorte deutlich vermehrt

Die Funde und Befunde an diesen Standorten geben wenigstens punktuell Auskunft über die vorgeschichtliche Besiedlung des Leipziger Raumes, von der Altsteinzeit bis zur Völkerwanderung. Sie beantworten manche Fragen zur Geschichte Leipzigs im slawischen und deutschen Mittelalter. Und die Archäologen treffen auch immer wieder auf die Spuren, die die Völkerschlacht 1813 im „Archiv Boden“ hinterlassen hat.

Eine Auswahl der wichtigsten Fundplätze des heutigen Leipziger Stadtgebietes sei im Folgenden vorgestellt.

Vorgeschichtliche Fundstätten (bis 6. Jahrhundert n. Chr.)

Steinzeitliche Fundstätten im Leipziger Stadtgebiet

Steinzeitliche Fundstätten im Leipziger Stadtgebiet (IfL)

Die intensiven archäologischen Untersuchungen nach 1993 zeigen, dass von der Elster-/Luppe-Aue nach Norden auf die Schkeuditzer Grundmoränenplatte zu mit einer deutlichen Abnahme vorgeschichtlicher Siedlungsintensität auszugehen ist. Dennoch werden auch die Flächen mit geringer Siedlungsgunst bereits früh zeitweise waldfrei gewesen und als Offenland extensiv landwirtschaftlich genutzt worden sein. Die wenig strukturierte Grundmoränenplatte oberhalb des dicht besiedelten Talrandes bot jedoch für den Verlauf überregionaler Verkehrswege beste Voraussetzungen. Die „alte Salzstraße“ nördlich von Lindenthal ist der letzte Rest einer der wichtigen Ost-West-Verbindungen dieser Zeit, die weder die mittelalterlichen Dörfer tangieren, noch einen Bezug zum mittelalterlichen Leipzig aufweisen. Besonders das Parthetal ist durch auffällige Fundhäufungen nahezu sämtlicher nacheiszeitlicher Epochen gekennzeichnet. Hier findet eine gewisse Siedlungsgunst ihren Niederschlag. Dass die Gemarkungen der Parthedörfer zu einer der am besten archäologisch bekannten Mikroregionen Sachsens gehören, ist Rolf Dunkel zu verdanken, der von 1951 bis kurz vor seinem Tod 2010 als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger aktiv war. Auf Meldungen Dunkels erfolgten gelegentlich Ausgrabungen, die das Bild der vorgeschichtlichen Besiedlung verdichteten.

Leipzig-Plaußig: Ausgrabungen im bronzezeitlichen Urnenfriedhof am Schenkenberg, 1955

Leipzig-Plaußig: Ausgrabungen im bronzezeitlichen Urnenfriedhof am Schenkenberg, 1955 (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Leipzig-Plaußig: Der bronzezeitliche Urnenfriedhof am Schenkenberg, 1955

Leipzig-Plaußig: Der bronzezeitliche Urnenfriedhof am Schenkenberg, 1955 (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Reste eines mittelbronzezeitlichen Urnenfriedhofes wurden 1955 im Rahmen einer Grabung durch das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Leipziger Universität am Südosthang des Schenkenbergs nördlich der Ortslage von Plaußig untersucht. Die vier geborgenen Grabanlagen mit zahlreichen Gefäßen und Bronzeschmuck sowie weitere Fundbergungen in den Folgejahren durch Rolf Dunkel sind sicherlich nur ein kleiner Teil einer ehemals deutlich größeren Nekropole. Wenig jünger war der Ausschnitt einer jungbronzezeitlichen Siedlung, den Dunkel in Zusammenarbeit mit dem Institut für Vor- und Frühgeschichte 1954 nahe einer ehemaligen Sandgrube östlich von Portitz dokumentierte.

Großflächige Straßenbauvorhaben, wie die Erweiterung der BAB 14 und die Anbindung des Industrieparks Nord sowie die neuen Industrie- und Logistikstandorte machten zu Beginn des 21. Jahrhunderts zahlreiche Ausgrabungen erforderlich, die das bekannte Bild um mehrere linienbandkeramische Siedlungen in diesem Raum ergänzten.

Leipzig-Plaußig: Brunnen einer altneolithischen Siedlung, ca. 5260 v. Chr., entdeckt 2001 (Bergung im Block)

Leipzig-Plaußig: Brunnen einer altneolithischen Siedlung, ca. 5260 v. Chr., entdeckt 2001 (Bergung im Block) (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Leipzig-Plaußig: Untersuchung und Dokumentation des Brunnens im © Landesamt für Archäologie Sachsen, Dresden

Leipzig-Plaußig: Untersuchung und Dokumentation des Brunnens im © Landesamt für Archäologie Sachsen, Dresden (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Leipzig-Plaußig: hervorragend erhaltene Flasche mit textilem Band, gefunden im Inneren des Plaußiger Brunnens

Leipzig-Plaußig: hervorragend erhaltene Flasche mit textilem Band, gefunden im Inneren des Plaußiger Brunnens (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

2001 wurden bei den Ausgrabungen im Vorfeld der Errichtung des BMW-Werkes zwischen Seehausen und Plaußig Reste einer altneolithischen Siedlung freigelegt. Auf insgesamt 3 ha stieß man auf mehr als 30 Gebäudegrundrisse. Besonders erwähnenswert ist der Fund eines inmitten der Siedlung errichteten Brunnens. Organische Reste wie Bauholz und Holzgegenstände sind hier hervorragend erhalten. Gleiches gilt für botanische Makro- und Mikroreste, wie Pollen und Samen, sowie für Kleinfauna. Gefunden wurde auch ein fast unbeschädigter Tonkrug. Errichtet um 5260 v. Chr., gehört der Seehausener Brunnen zu den ältesten erhaltenen Holzbauwerken Mitteleuropas. Dank umfangreicher naturwissenschaftlicher Untersuchungen war es möglich, detaillierte Einblicke in Klima, Umwelt und Wirtschaftsweise der ältesten bäuerlichen Kultur Mitteldeutschlands zu gewinnen.

Leipzig-Thekla: Amphibolithbeile aus der frühneolithischen Siedlungsareal, gefunden 2006-2008

Leipzig-Thekla: Amphibolithbeile aus der frühneolithischen Siedlungsareal, gefunden 2006-2008 (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

2006–2008 wurden nördlich der Parthe auf Theklaer und Portitzer Flur mehrere großflächige archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass in Ausschnitten ein mehrere Hektar umfassendes, zusammenhängendes frühneolithisches Siedlungsareal erfasst wurde. Neben den typischen Hausgrundrissen der frühen und mittleren Linienbandkeramik wurden auch solche der Stichbandkeramik dokumentiert. Auffällig war der hohe Anteil an geschliffenen Amphibolithbeilen und -dechseln. Südwestlich von der historischen Ortslage Neutzsch, unmittelbar oberhalb der Parthe, befand sich wahrscheinlich ein ausgedehntes Gräberfeld, von dem Reste von Bestattungen der jüngeren Bronzezeit geborgen wurden. Von besonderem Interesse sind die eisernen Beigaben wahrscheinlich einer Bestattung, die Rudolf Moschkau 1961 bei Begehungen bergen konnte. Jeweils eine Schmiedezange, eine Bügelschere, ein Meißel und Trachtenschmuck datieren in die Jüngere Vorrömische Eisenzeit.

In der nördlichen Eutritzscher Flur befand sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ergiebigste vorgeschichtliche Fundstelle innerhalb des heutigen Leipziger Stadtgebietes.

Leipzig-Eutritzsch: Feuersteingeräte, gefunden 1901-1907

Leipzig-Eutritzsch: Feuersteingeräte, gefunden 1901-1907 (Näbe 1908)

Leipzig-Eutritzsch: Jungsteinzeitliche Scherben, Linear- und Stichbandkeramik, gefunden 1901-1907

Leipzig-Eutritzsch: Jungsteinzeitliche Scherben, Linear- und Stichbandkeramik, gefunden 1901-1907 (Näbe 1908)

Leipzig-Eutritzsch: Äxte, Meißel und Breithacken (zur Feldbearbeitung) aus Stein, gefunden 1901-1907

Leipzig-Eutritzsch: Äxte, Meißel und Breithacken (zur Feldbearbeitung) aus Stein, gefunden 1901-1907 (Näbe 1908)

Zwischen 1901 und 1907 sind durch den Kaufmann Max Näbe beim Lehmabbau oberhalb einer Rietzschkeschleife zahllose Objekte geborgen worden. Bereits Näbe erkannte den Fundreichtum, so dass er 1908 seine Beobachtungen als „steinzeitliche Station“ veröffentlichte. Dank dieser Veröffentlichung sind wir zumindest über die zeitliche Tiefe der jungsteinzeitlichen Besiedlung informiert. Auf engstem Raum sind hier nahezu sämtliche neolithischen Kulturen Mitteldeutschlands vertreten. Über einen mehr als 3000 Jahre umfassenden Zeitraum ist das Gelände nicht nur aufgesucht worden, sondern es wurden auch zeitlich einander folgende Siedlungen errichtet. Angesichts der Spornlage liegt die Vermutung nahe, dass das Areal zumindest zeitweise durch Holz-Erde-Absperrungen gesichert war. Das ehemalige Siedlungsareal ist heute durch das Krankenhaus „St. Georg“ überbaut bzw. wird als Kleingartenanlage genutzt.

Vor Erschließung des Wohngebietes Martinshöhe fanden 1993 / 94 Ausgrabungen statt, in deren Folge ein Ausschnitt einer Siedlung der mittleren Linienbandkeramik ausgegraben werden konnte. In dem ca. 1,8 ha großen Baugebiet wurden Reste von zehn Häusern dokumentiert. Dank intensiver Begehungen lässt sich eine Gesamtfläche der Siedlung von ca. 4 ha rekonstruieren. Sie erstreckte sich unmittelbar nördlich der hier in West-Ost-Richtung fließenden Nördlichen Rietzschke.

Ähnlich wie die Nördliche Rietzschke muss auch die Östliche Rietzschke bereits frühzeitig Anreize für Ansiedlungen gegeben haben. Ausschlaggebend mag die hohe Fruchtbarkeit der holozänen Kolluvien der Rietzschke gewesen sein. Längs des Mittellaufs des Baches sind Hinterlassenschaften der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit sowie des slawischen Mittelalters nachgewiesen.

Fundstätten der Bronze- und Eisenzeit sowie aus der Zeit der Völkerwanderung

Fundstätten der Bronze- und Eisenzeit sowie aus der Zeit der Völkerwanderung (IfL)

2011–2013 fanden während der Erweiterung der Förderschule archäologische Untersuchungen im ehemaligen Wirtschaftshof des Herrenhauses Schönefeld statt. Dabei zeigte sich, dass das gegenüber der Partheniederung leicht erhöhte und trockene Kiesplateau bereits in der späten Bronzezeit besiedelt war. Nach einer längeren Unterbrechung wurde das Gelände im 10. Jahrhundert durch einen wahrscheinlich ovalen Spitzgraben zumindest nach Süden und Osten gefasst, der zu einem späteren Zeitpunkt von einem engeren Rundgraben abgelöst wurde. Beide Gräben erfüllten wegen ihrer relativ geringen Tiefe und Breite keine fortifikatorischen Zwecke. Da der Innenraum, dort, wo Beobachtungen möglich waren, Siedlungsgruben des 10. und 11. Jahrhunderts aufwies, könnte es sich um eine gehöftartige Ansiedlung gehandelt haben.

Die günstige Verkehrslage von Connewitz mit der Möglichkeit der Überquerung der Pleißeaue und damit der Anbindung an wichtige Nord-Süd- und Ost-West-Verbindungen findet auch in der vorgeschichtlichen Besiedlung ihren Niederschlag. Seit 1862 sind immer wieder jungbronzezeitliche und früheisenzeitliche Funde entdeckt und in verschiedenen Sammlungen aufbewahrt worden.

Leipzig-Connewitz: Anthropomorpher Gürtelhaken aus Bronze, gefunden 1888

Leipzig-Connewitz: Anthropomorpher Gürtelhaken aus Bronze, gefunden 1888 (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Leipzig-Connewitz: Töpfe, Schüsseln, Fibeln und Nadeln der späten Bronze- und frühen Eisenzeit, gefunden 1994-1996

Leipzig-Connewitz: Töpfe, Schüsseln, Fibeln und Nadeln der späten Bronze- und frühen Eisenzeit, gefunden 1994-1996 (Döhlert 2011)

1994–1996 konnte anlässlich von Baumaßnahmen an Meusdorfer und Prinz-Eugen-Straße ein Ausschnitt einer früheisenzeitlichen Siedlung dokumentiert werden. Vor allem bei Erweiterungsbauten für das St. Elisabeth-Krankenhaus auf dem Schulberg, einem von Pleißeaue und einem Trockentälchen nach Norden begrenzten Sporn, sind Objekte der Römischen Kaiserzeit und des slawischen Mittelalters zu Tage getreten. Wegen der sich auch in der Geländebezeichnung widerspiegelnden besonderen Lage ist es nicht ausgeschlossen, dass der Schulberg zumindest teilweise durch eine Erdbefestigung gesichert war. Die wenigen bekannten archäologischen Funde aus der Flur von Lößnig zeigen eine ähnliche Verteilung wie diejenigen der benachbarten Fluren. Ein früheisenzeitlicher Friedhof in der Feldflur nach Probstheida weist auf eine nahegelegenen, aber bisher unbekannte Siedlung hin, die das Zentrum einer Ackerbau und wahrscheinlich Viehzucht betreibenden Dorfgemeinschaft war.

Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert erfasste das rasche Wachstum Leipzigs auch die Peripherie der Stadt. Sand- und Lehmabbau für Baugrundgewinnung und Ziegelherstellung fand vor allem in den Auen bzw. an deren Rändern statt. Zu dieser Zeit legte man bei dem noch wenig mechanisierten Abbau auch Augenmerk auf archäologische Hinterlassenschaften.

Leipzig-Knauthain: Amphore der Schnurkeramik, gefunden 1994

Leipzig-Knauthain: Amphore der Schnurkeramik, gefunden 1994 (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Leipzig-Knautkleeberg: Randleistenbeil, ältere Bronzezeit (Aunjetitzer Kultur), gefunden um 1900

Leipzig-Knautkleeberg: Randleistenbeil, ältere Bronzezeit (Aunjetitzer Kultur), gefunden um 1900 (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Aus der Roßbachschen Ziegelei östlich von Knautkleeberg stammt ein Randleistenbeil der älterbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur, das 1904 in den Besitz des Leipziger Kaufmanns Max Näbe gelangte. 1910 wurde südlich von Knauthain anlässlich der Sandgewinnung für den Neubau des Leipziger Hauptbahnhofes ein latènezeitliches Gräberfeld angetroffen. Von den ehemals zahlreichen Funden sind lediglich drei Urnen im Naturkundemuseum Leipzig erhalten. Langjährige Beobachtungen innerhalb der Ortslage zeigen, dass sich hier eine mehrere Hektar umfassende bandkeramische Siedlungsstelle befand. Weitere Lesefunde belegen spätbronze- und kaiserzeitliche Siedlungen. In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche wurden spätslawische Funde gemacht. Der westliche Rand der Fundstelle wurde 1994 im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Neubau des Berufsbildungswerks westlich der Dieskauer Straße untersucht. Teile eines linienbandkeramischen Hauses markieren die Westgrenze der damaligen Bebauung. Weitere Siedlungsgruben sind der mittelneolithischen Salzmünder Kultur zuzuweisen. Mit insgesamt fünf Bestattungen, von denen zwei mit Gefäßbeigaben ausgestattet waren, ist die jungneolithische Schnurkeramische Kultur nachgewiesen.

Leipzig-Gundorf: Provinzialrömisches Dolchortband (metallener Scheidenbeschlag), ca. 3. Jh. n. Chr., gefunden Anfang 20. Jh.

Leipzig-Gundorf: Provinzialrömisches Dolchortband (metallener Scheidenbeschlag), ca. 3. Jh. n. Chr., gefunden Anfang 20. Jh. (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts trug der Gundorfer Lehrer Otto Platz mit Unterstützung seiner Schüler eine ansehnliche Sammlung archäologischer Funde zusammen, die aus den Sand- und Lehmgruben, Baustellen und Äckern Gundorfs und benachbarter Gemeinden stammten. Neben neolithischen Funden verdient der Nachweis einer elbgermanischen Siedlung Beachtung, die sich zwischen Gundorf und Burghausen erstreckte und die von der Zeit um Christi Geburt bis in das 3 Jahrhundert n. Chr. existierte. Wahrscheinlich dieser Siedlung zuzuordnen ist eine spätkaiserzeitliche Urne, die neben einer Axt auch ein für die Region auffälliges provinzialrömisches Dolchortband als Beigaben aufwies.

Südlich von Rückmarsdorf erstreckte sich auf den Hängen der Dehlitz-Rückmarsdorfer Endmoräne oberhalb des Zschampert eine linienbandkeramische Siedlungsfläche, deren Ausdehnung auf ca. 20 ha veranschlagt wird. Verschiedene Reste von Bestattungen der schnurkeramischen Kultur, u.a. eine vollständige Grabanlage, die 1959 ausgegraben wurde, sowie der älterbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur belegen eine Nutzung auch im dritten vorchristlichen Jahrtausend.

Leipzig-Burghausen: Grundriss und Aufriss eines Hügelgrabes im Bienitz, entdeckt 1914

Leipzig-Burghausen: Grundriss und Aufriss eines Hügelgrabes im Bienitz, entdeckt 1914 (Deichmüller / © Landesamt für Archäologie Sachsen)

Leipzig-Burghausen: Amphore der Schnurkeramik aus einem jungsteinzeitlichen Hügelgrab im Bienitz, gefunden 1914

Leipzig-Burghausen: Amphore der Schnurkeramik aus einem jungsteinzeitlichen Hügelgrab im Bienitz, gefunden 1914 (Deichmüller / © Landesamt für Archäologie Sachsen)

Der Höhenzug der Dehlitz-Rückmarsdorfer Endmoräne wurde auch bevorzugt für die Anlage von Grabanlagen genutzt. Im Bienitz zeigt sich zumindest noch andeutungsweise der seltene Eindruck einer von Grabhügeln geprägten Landschaft, wie sie bis in das frühe 19. Jahrhundert weit verbreitet war. Erst die Intensivierung der Landwirtschaft führte zur systematischen Einebnung der meisten obertägig erhaltenen Grabhügel. Der Ausbau eines Truppenübungsplatzes im Juni 1914 veranlasste Johannes Deichmüller, als Leiter der prähistorischen Abteilung des Dresdner Museums für Mineralogie der erste „Landesarchäologe“ Sachsens, zur teilweisen Untersuchung von zwei Hügeln. Beide wiesen Reste von jeweils einer schnurkeramischen Grablege des späten Neolithikums auf. Mit Durchmessern von bis zu 19 m und erhaltenen Höhen von bis zu 1,9 m waren die Grabbauten im ehemaligen Offenland tatsächlich als Landmarken auch aus der Ferne erkennbar. Sie verschwanden bei der Erweiterung des Truppenübungsplatzes. Die Gesamtzahl der im Bienitz noch erhaltenen Hügel ist wegen unterschiedlich starken Abgrabungen und aufgrund des starken Bewuchses nicht eindeutig zu ermitteln. Im LiDAR-Höhenmodell lassen sich acht grabhügelartige Erhebungen identifizieren.

Fundstätten des Mittelalters (7.-15. Jahrhundert.)

Die Frage der Entstehung der Stadt Leipzig ist zunächst ein zentrales Thema der Stadtkernarchäologie. Allerdings sind auch einige Funde und Befunde außerhalb des mittelalterlichen Siedlungskerns hierfür von Bedeutung.

So spielt etwa die Kreuzung Humboldt-/Pfaffendorfer Straße bei der Erforschung der frühen Geschichte Leipzigs eine Rolle, da die einstige Bezeichnung „Alte Burg“ die Lage eines Gründungskerns der Stadt nahelegte. 1955 und 1997 durchgeführte Grabungen erbrachten zwar den Nachweis einer Siedlung des 9./10. Jahrhunderts, die bereits im 11. Jahrhundert, möglicherweise nach einer Brandkatastrophe, wieder aufgegeben wurde. Ein Zusammenhang mit der von Thietmar von Merseburg für 1015 erwähnten „urbs Libzi“ erscheint dagegen fraglich.

Südlich an die seit dem 15. Jahrhundert aus Stadt- und Zwingermauer sowie vorgelagertem Stadtgraben bestehende Stadtbefestigung schloss sich die Petersvorstadt an. Für die ältere Leipziger Stadtgeschichtsforschung bot die Annahme der Existenz einer frühen Ansiedlung um eine bislang nicht lokalisierte ältere Peterskirche den Anlass, hier einen frühen Gründungskern Leipzigs zu vermuten. Jüngere Ausgrabungen beiderseits des Wilhelm-Leuschner-Platzes haben allerdings keine Anhaltspunkte für eine hochmittelalterliche Ansiedlung erbracht.

In älteren Stadtplänen erscheint die Petersvorstadt als planmäßig angelegte Stadterweiterung mit straßenseitiger Bebauung und im Vergleich zur Kernstadt großen Grundstücken. Archivalisch und archäologisch sind seit dem 15. Jahrhundert Töpfereien belegt, u.a. wohl auch um 1600 diejenige des Meisters M. F., dessen Ofenaufsätze um 1900 als begehrte Sammlungsobjekte gehandelt wurden.

Mittelalterliche Fundstätten an der Peripherie des heutigen Stadtgebiets geben Einblick in die Verhältnisse im Umfeld der Siedlung, auf die das mittelalterliche Leipzig zurückgeht.

Unmittelbar nordwestlich der Dorflage von Sellerhausen wurden 1958 jungslawische Scherben geborgen, die Anlass für eine Grabung durch das Institut für Vor- und Frühgeschichte waren. Bei weiteren Begehungen wurden bis 1962 weitere Scherben aufgelesen, die den Schluss zulassen, dass diese Fläche im 10. und 11. Jahrhundert bebaut war.

Aus dem Mittelalter stammen auch einige Münz- und Schatzfunde:

Aus dem Paunsdorfer Fund 1856: Brakteat, Markgraf Dietrich der Bedrängte von Meißen, 1197-1221

Aus dem Paunsdorfer Fund 1856: Brakteat, Markgraf Dietrich der Bedrängte von Meißen, 1197-1221 (UB Leipzig, Münzsammlung, Nr. 1980738)

Aus dem Paunsdorfer Fund 1856: Brakteat, Markgrafschaft Meißen, 1190-1221

Aus dem Paunsdorfer Fund 1856: Brakteat, Markgrafschaft Meißen, 1190-1221 (UB Leipzig, Münzsammlung, Nr. 1980880)

Aus dem Paunsdorfer Fund 1856: Brakteat, Kaiser Friedrich II. (Münzstätte Altenburg), um 1212-1220

Aus dem Paunsdorfer Fund 1856: Brakteat, Kaiser Friedrich II. (Münzstätte Altenburg), um 1212-1220 (UB Leipzig, Münzsammlung, Nr. 19992125)

Schon 1856 wurde auf der Paunsdorfer Flur ein großer Brakteatenhort gefunden, der insgesamt 1018 ganze und 639 halbe Brakteaten (einseitig geprägte Münzen aus Silberblech, „Hohlpfennige“) umfasste. Über die Hälfte der nach 1220 niedergelegten Pfennige stammen aus der Reichmünzstätte Altenburg, ca. 200 sind in der Markgrafschaft Meißen unter Dietrich dem Bedrängten und Heinrich dem Erlauchten geprägt worden. Bemerkenswert sind auch die hohen Anteile geistlicher Prägeorte wie Pegau und Naumburg. Der größte Teil des Fundes wird heute in den Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt.

Der Plösener Fund 1943: Meißner Groschen, Markgraf Friedrich der Strenge von Meißen, 1349-1381

Der Plösener Fund 1943: Meißner Groschen, Markgraf Friedrich der Strenge von Meißen, 1349-1381 (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, GOS-Nr. z0033940)

Der Plösener Fund 1943: 12 Prager und 78 Meißner Groschen des 14. Jahrhunderts

Der Plösener Fund 1943: 12 Prager und 78 Meißner Groschen des 14. Jahrhunderts (Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, GOS-Nr. z0005113)

1943 fand man bei Fußbodenarbeiten in der Küche des Gutshauses von Plösen in geringer Tiefe Topfscherben und Münzen. Zunächst als Tanzmarken angesehen, dann als Meißner Groschen identifiziert, gelangte der Fund nahezu vollständig in die Sammlung des Stadtgeschichtlichen Museums. In einem kleinen kugelförmigen Topf befanden sich insgesamt 520 Meißner Groschen, die kurz vor 1400 niedergelegt wurden. Ob die Deponierung innerhalb eines Gebäudes erfolgte oder ob die Münzen an markanter Geländesituation vergraben wurden, lässt sich nach der spärlichen Fundbeschreibung nicht entscheiden.

1895 war man in Neuschönefeld auf einige Münzen gestoßen, darunter auch „Sachsenpfennige“ des 10. und 11. Jahrhunderts. Obwohl heute offenbar keine Münzen aus diesem Schatzfund erhalten geblieben sind, verdient dieser Fund Erwähnung, zeigt er doch bereits für das 11. Jahrhundert eine Ausweitung der Siedlungsfläche von der Altsiedellandschaft längs der Weißen Elster/Pleiße/Parthe nach Osten.

Die Pleiße-Niederung wird den archäologischen Quellen zufolge erst im slawischen Mittelalter aufgesiedelt. 1954 aus dem Auelehm geborgene Funde westlich der Ortslage Connewitz belegen, dass im 11. Jahrhundert auch die wirtschaftliche Nutzung der Feuchtgebiete und Fließgewässer die Wahl von Siedlungsplätzen beeinflusste.

Von der Marienbrunner Flur sind in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bei Baumaßnahmen geborgene slawische Funde in das Stadtgeschichtliche Museum gelangt. Möglicherweise stehen sie mit Ölschwitz in Zusammenhang, das von Thietmar von Merseburg wahrscheinlich zu 1017 erwähnt und als Dorf bereits im 14. Jahrhundert aufgegeben wurde. Eine zum Augustinerchorherrenstift St. Thomas gehörende Kapelle, deren Lage durch verschiedentlich gemeldete menschliche Knochen grob lokalisiert werden kann, diente bis zur Reformation als Wallfahrtsziel.

Jahrzehntelange Kontrollen der Grabgruben und kleinere Notbergungen durch Rolf Dunkel auf dem Portitzer Kirchhof lassen den Schluss zu, dass sich hier wahrscheinlich eine befestigte Siedlung des 10.–13. Jahrhunderts befand. Welche siedlungsgenetischen Zusammenhänge zwischen dieser Siedlung, der mittelalterlichen Kirche und der späteren Dorfanlage bestehen, lässt sich nicht klären.

Bauarchäologische Untersuchungen an der St. Andreaskirche in Knautnaundorf, die der Kunsthistoriker Herbert Küas 197273 durchführte, brachten den Nachweis, dass das Untergeschoss des Turmes Teil einer romanischen Rundkirche ist. Küas war sich sicher, in diesem Bau die Kirche eines Hofes zu sehen, der von Wiprecht von Groitzsch als Sicherung einer wichtigen Straßenkreuzung im Norden seiner Herrschaft um 1100 gegründet wurde.

Fundstätten der Völkerschlacht 1813

An vier Tagen im Oktober 1813 entschied die Niederlage Napoleons vor Leipzig über das Schicksal Europas. Obwohl heute zu großen Teilen im Stadtbild Leipzigs aufgegangen, kann der Verlauf der Schlacht an zahlreichen Denkmälern, aber auch an einigen archäologischen Befunden nachgezeichnet werden.

Das Kampfgeschehen endete am 19. Oktober mit der Flucht Napoleons und der Gefangennahme des sächsischen Königs in Leipzig, vor allem aber mit dem Tod von geschätzten 80.000 Soldaten auf dem Schlachtfeld. Das Sterben war mit der Beendigung der Kampfhandlungen keineswegs beendet – Verwundete konnten nur unzureichend versorgt werden, eine Typhusepidemie riss zudem allein in Leipzig weitere ca. 30.000 Menschen in den Tod.

Zeugnisse der Völkerschlacht sind in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder zum Vorschein gekommen. In den Jahren nach der Schlacht wurden Bestattungen gezielt gesucht, um Knochen für die Gewinnung von Dünger zu mahlen. Funde von Kanonen- oder Gewehrkugeln und Uniformteilen waren nicht selten. Der Bau der BAB 38, die zum Teil durch das „südliche Schlachtfeld“ führt, zeigte, dass angesichts der enormen Opferzahlen die Funddichte ausgesprochen dünn ist. Auf einer Strecke von ca. 5 km lagen lediglich 28 Pferdebestattungen und ein verscharrter Soldat.

Aufschluss über die am Geschehen direkt oder indirekt Beteiligten geben aber die Funde von insgesamt fünf Massengräbern, die nach 1993 archäologisch und zum Teil auch anthropologisch untersucht wurden.

Der jüngste Fund, aus dem Jahre 2011, mit mindestens zehn Bestattungen dürfte der Schlacht von Möckern am 16. Oktober zuzuordnen sein. An der ehemaligen Flurgrenze zwischen den Dörfern Möckern und Gohlis gelegen, wurden die offensichtlich sehr jungen Individuen recht zügig in die angelegte Grabgrube geworfen.

Uniformreste, gefunden 2011 in Leipzig-Möckern

Uniformreste, gefunden 2011 in Leipzig-Möckern (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Uniformknopf, gefunden 2011 in Leipzig-Möckern

Uniformknopf, gefunden 2011 in Leipzig-Möckern (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Aus dem Befund wurden mehrere Uniformknöpfe und die Überreste eines Tornisters geborgen. Ein Knopf gehörte zu der Uniform des 1. Regiments der französischen Marine-Artillerie, einer Eliteeinheit, die bei der Verteidigung Möckerns von den Preußen aufgerieben wurde. Die wenigen Kleidungsreste lassen darauf schließen, dass die Toten entweder gar nicht oder allenfalls spärlich bekleidet beigesetzt wurden. Auch die Apelsteine Nr. 17 an der Georg-Schumann-Straße, Nr. 25 an der Seelenbinderstraße/Georg-Schumann-Straße, Nr. 19 an der Max-Liebermann-Straße in Gohlis und Nr. 20 in Wahren erinnern an diese Gefechte um Möckern

Reste eines Massengrabes wurden Anfang April 2008 bei Bauarbeiten im Zuge der Erweiterung des Leipziger Zoos entdeckt. Diese Fundstelle liegt im Bereich des ehemaligen Gutes Pfaffendorf nördlich der Leipziger Altstadt. Dokumentiert wurden insgesamt 19 ganz oder teilweise geborgene menschliche Skelette sowie ein weitgehend erhaltener ca. fünfjähriger Hengst. Außer den menschlichen Überresten wurden Knöpfe, Uniformreste und eine Münze geborgen. Die anthropologisch-paläopathologische Untersuchung zeigte, dass hier überwiegend junge Männer mit deutlichen Spuren von Überlastung, seltener auch von tödlichen Traumata bestattet wurden. Vermutlich handelt es sich um Soldaten, die in dem Lazarett versorgt worden waren, das man nach dem 19. Oktober 1813 im Vorwerk Pfaffendorf eingerichtet hatte, und die – wie das weitgehende Fehlen von akuten Traumata nahelegt – an akuten Infektionen wie z.B. Cholera, Typhus, aber auch an Verletzungen, Blutvergiftung und ähnlichem verstorben sein könnten. Um der Ausbreitung von Seuchen vorzubeugen, wurde das Massengrab vom Leipziger Zoo nach abgeschlossener Belegung mittels Kalk abgedeckt.

Opfer der Völkerschlacht im ehemaligen Georgenhospital am Brühl

Opfer der Völkerschlacht im ehemaligen Georgenhospital am Brühl (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Massengrab im ehemaligen Vorwerk Pfaffendorf, entdeckt 2008 bei Bauarbeiten am Gondwana-Land des Leipziger Zoos

Massengrab im ehemaligen Vorwerk Pfaffendorf, entdeckt 2008 bei Bauarbeiten am Gondwana-Land des Leipziger Zoos (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Bereits 1996 konnten auf dem Gelände des ehemaligen Georgenhospitals zwischen modernen Kellern drei Massenbestattungen mit insgesamt knapp 100 Bestatteten dokumentiert werden. Auch hier konnte die anthropologische Untersuchung einen Einblick in die mangelhaften Verhältnisse geben, denen nicht nur verwundete Soldaten, sondern auch die Stadtbevölkerung ausgesetzt waren. Zwar dominieren junge männliche Individuen – Soldaten –, daneben wurden aber auch Kinder- und Frauenskelette identifiziert, die einen deutlichen Hinweis auf die beginnende Typhusepidemie geben.

Als eine der wenigen Landmarken, die das dramatische Geschehen zwischen dem 14. und 19. Oktober 1813 erleben lassen, muss der Kolmberg bei Holzhausen gelten. Die Anhöhe, die damals von größter Bedeutung war, wird heute von zwei benachbart liegenden Deponien überragt.

LiDAR-Scan des Kolmberges bei Leipzig-Holzhausen. Die Anhöhe, die die Gegend dominiert, ist in der Bildmitte deutlich zu erkennen.

LiDAR-Scan des Kolmberges bei Leipzig-Holzhausen. Die Anhöhe, die die Gegend dominiert, ist in der Bildmitte deutlich zu erkennen. (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

Dennoch verrät der Blick von der Anhöhe in Richtung des nahegelegenen Seifertshain, warum Erstürmung, Verteidigung und Befestigung für die Franzosen so wichtig waren, ließ sich doch von dem 200 m langen Plateau ein größerer Abschnitt der österreichischen Front wirksam kontrollieren. Auch konnten Angriffe gegen die nahegelegenen Stellungen der Alliierten durchgeführt werden. Trotz Sandabbau und Bewaldung sind die am 16. und 17. Oktober von Sappeuren aufgeschütteten Befestigungen im LiDAR-Höhenmodell als den Hügel fassenden Wall deutlich zu erkennen.

Empfohlene Zitierweise

Thomas Westphalen: “Archäologische Standorte im Leipziger Stadtgebiet” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/78_B_109-archaeologische-standorte-im-stadtgebiet/, Stand 29.06.2015

Quellen und weiterführende Literatur

  • HOFFMANN, Edith (2012): Zur Geschichte der Vorgeschichtsforschung in Leipzig. Eine Chronik von den Anfängen bis 1945. – Leipzig.

  • FRANZ, Leonhard (1939): Zur Geschichte des vorgeschichtlichen Sammelwesens in Leipzig, in: Sachsens Vorzeit Jahrbuch für heimatliche Vor- und Frühgeschichte, Jg. 3. –Leipzig. S. 101–114.

  • GRAF, Gerhard (2012): Des Krieges Elend. Die Schlacht bei Möckern. –Leipzig.

  • NÄBE, F. Max (1908): Die steinzeitliche Besiedlung der Leipziger Gegend unter besonderer Berücksichtigung der Wohnplatzfunde, in: Veröffentlichungen des Städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig, H. 3, S. 20–42.

  • DÖHLERT, Norman (2011): Die Ausgrabungen in der eisenzeitlichen Siedlung in Leipzig-Connewitz, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur Sächsischen Bodendenkmalpflege 5152, S. 287–380.

Bildnachweise

  • Titelbild: Bergung des steinzeitlichen Brunnens von Leipzig-Plaußig (© Landesamt für Archäologie Sachsen)

  • Vorschaubild: Karte der steinzeitlichen Fundstätten / Flasche aus dem Plaußiger Brunnen (Quelle: IfL / LfA)