Zur Verbreitung einiger ausgesuchter Pflanzenarten
Von Hans-Jürgen Hardtke – 12/2022
Die Vegetation einer Landschaft wird durch Klima, Geologie/Böden und anthropogene Einflüsse bestimmt. Das betrachtete Gebiet ist durch die fruchtbaren Lössböden gekennzeichnet und gehört pflanzengeographisch zu zwei Naturräumen – zur Lommatzscher Pflege und im südöstlichen Teil zur Wilsdruffer Hochfläche.
Die Wilsdruffer Hochfläche liegt mit über 250 m bis 320 m ü. NHN deutlich höher als das Lommatzscher Gebiet. Die mittlere Jahresdurchschnittstemperatur liegt auf der Hochfläche mit 6,5 °C deutlich niedriger als die in der Lommatzscher Pflege (8 °C) und im Ketzerbachtal (9 °C). Ähnlich starke Unterschiede bestehen in den durchschnittlichen Niederschlagswerten.
Als Beispiele der unterschiedlichen Vegetation der beiden Naturräume sind zwei Verbreitungskarten je einer montanen und einer wärmelieben Art dargestellt. Viele submontan verbreitete Arten der Bergwiesen, der Buchen-Tannenwälder und der Fichtenwälder, wie der Purpurrote Hasenlattich, der Rauhaarige Kälberkropf oder Hallers Schaumkresse fehlen in der Lommatzscher Pflege und steigen nur in den Tälern der Triebisch bis unter 250 m ü. NHN herab. Als Beispiel sei die Verbreitungskarte des Gegenständigen Milzkrautes gezeigt. Diese im Frühjahr gelb blühende kleine Pflanze ist eine Charakterart des Eschen-Erlen-Bachwaldes und quelliger Stellen im Buchenwald.
Die wärmeliebenden Arten des Hügellandes wie die Pechnelke, die thermophilen Eichenwälder oder auch der Aufrechte Ziest konzentrieren sich auf die strukturreichen Biotope des Ketzerbachtales und der Elbseitentäler. Dies zeigt die Verbreitungskarte des Aufrechten Ziests sehr anschaulich. Weitere Verbreitungskarten mit Erläuterungen sind in der Literatur dargestellt (HARDTKE et al. 2013).
Wir leben in einer Kulturlandschaft. Hunderte Pflanzen- und Tierarten wanderten mit dem Menschen in unser Gebiet ein und sind an bestimmte Bewirtschaftungsformen gebunden. So kamen seit dem Neolithikum mit den Ackerbauern an Wildpflanzen die Archäophyten des Ackerbaus und Ruderalarten in den Siedlungen und auf den Weiden. Heute fallen bei den Äckern in der Lommatzscher Pflege die großen Feldflächen der seit ca. 50 Jahren industriell betriebenen Landwirtschaft auf. In dieser „Agrarsteppe“ erlangen Reste naturnaher Begleitvegetation wie Feldraine, Trockengebüsche und Halbtrockenrasen mit seltenen Wildkräutern besondere Bedeutung und begründen ihre Schutzwürdigkeit. Beispiele sind die Biotope des NSG Ketzerbachtal. Die Ackerwildkrautgesellschaften der Lommatzscher Pflege und des Wilsdruffer Landes gehören zu verschiedenen Phytozönosen. Weit verbreitet in den Lösslandschaften ist die Kamillengesellschaft in verschiedenen Ausbildungsformen. Noch nicht selten sind darin die Kornblume und verschiedene Mohnarten, wie Saat-Mohn und Klatsch-Mohn. Sowohl Kornblume als auch die Mohnarten fallen durch leuchtende Farben auf. Die Kornblume ist einjährig. Die Samen werden durch Ameisen verbreitet und sind im Boden sehr langlebig. Die als Beispiel für Ackerarten gezeigte Karte der Kornblume verdeutlicht die Verbreitung in beiden Naturräumen sehr anschaulich.
Auch in den letzten Jahrzehnten wanderten Pflanzenarten bei uns ein, die als Neophyten bezeichnet werden. Sehr auffallend ist an den Bachufern das aus dem Himalaya stammende und rot blühende Drüsige Springkraut (HARDTKE et al. 1982). Mittlerweile ist die Art fester Bestandteil unserer Flora und wird schon von über 100 Insektenarten als Futterpflanze genutzt. Die Verbreitungskarte zeigt die Vorkommen mit Stand 2013.