Hof-Stauchitz/Zschaitz – vom nachhaltigen Schutz obertägig sichtbarer Kulturdenkmale in der Agrarlandschaft
Von Michael Strobel und Thomas Westphalen – 12/2022
Obertägig sichtbare Bodendenkmale bedürfen in der modernen Agrarlandschaft besonderer Schutzmaßnahmen. Anhand der Beispiele des Zschaitzer Burgbergs und der frühmittelalterlichen Burganlage von Hof-Stauchitz werden die Notwendigkeit und Möglichkeiten nachhaltiger Denkmalpflege veranschaulicht.
Gutes Beispiel – Schutz eines Kulturdenkmals
Nur weil das Plateau des Zschaitzer Burgberges bis Anfang des 19. Jh. von Wald und Grünland bedeckt war, sind Haupt- und Außenwall noch so gut erhalten. Spätestens bis zur Jahrhundertmitte muss der Wald für eine ackerbauliche Nutzung gerodet worden sein. Seitdem wurde der Hauptwall durch die regelmäßige Bodenbearbeitung immer weiter eingeebnet und in die Breite gezogen. So hat er zwischen 1950 und 2011 etwa 0,6 m an Höhe verloren. Besonders der Zustand der Strukturen im Bereich der Hauptburg gab allen Anlass zur Sorge. Wo eine schützende Überdeckung durch abgeflossene Wallmassen fehlt, sind die Befunde bereits dramatisch erodiert.
Um so erfreulicher ist es, dass im Jahr 2011 der schleichenden Zerstörung eines wichtigen archäologischen Kulturdenkmals unter der Beteiligung vieler Akteure endgültig Einhalt geboten werden konnte. Ausschlaggebend war die Bereitschaft der damaligen Ökoflächenagentur der Sächsischen Landsiedlung GmbH Meißen (heute Zentrales Flächenmanagement) zum Erwerb des Burggeländes und zur Umwandlung in eine Ökokontofläche, die von der Gemeinde, den Eigentümern und dem Bewirtschafter mitgetragen wurde und ohne das ehrenamtliche Engagement von Ortschronisten und Vereinen bei Weitem nicht so schnell hätte vollzogen werden können. Dazu hat auch ein laufendes Verfahren der ländlichen Neuordnung im Gemeindegebiet Zschaitz-Ottewig entscheidend beigetragen. Dadurch wurde eine unkomplizierte Nutzungsumwandlung durch Flächenkauf und -tausch überhaupt erst möglich.
Seitdem ist der Burgberg Zschaitz als Ökokontofläche dauerhaft geschützt. Da das Plateau als trockener und magerer Standort ein hohes Biotopentwicklungspotential besitzt, wurde es durch Ansaat in eine artenreiche, extensiv genutzte Dauergrünlandfläche umgewandelt und zusätzlich durch Baum- bzw. Heckenpflanzungen aufgewertet. Unterschiedliche Saatgutmischungen visualisieren den Verlauf von Gräben. Ein Lesesteinwall aus Ostrauer Plattendolomit nimmt den Verlauf der Außen- und Innenfront im Hauptwall auf und gibt eine Vorstellung von der monumentalen Abschnittsbefestigung. Zudem bietet er einen wichtigen und selten gewordenen Lebensraum für eine Vielzahl wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten wie Schlangen, Eidechsen, Wildbienen, und Flechten. Damit ist es erstmals in Sachsen gelungen, den gemeinsamen Anliegen von Natur- und Denkmalschutz durch eine Ökokontomaßnahme Rechnung zu tragen.
Schlechtes Beispiel – ein „sterbendes“ Kulturdenkmal
Von diesem idealen Zustand ist die Denkmalpflege bei der frühmittelalterlichen Burganlage von Hof/Stauchitz noch weit entfernt. Schon am Anfang des 19. Jh. wurden auf dem Kiesrücken Feldfrüchte angebaut, denn im Gegensatz zur benachbarten Aue weist das Meilenblatt auf dem Kiesrücken weder Grünland noch Wald aus. Wie sehr das Denkmal unter der intensiven, jahrzehntelangen Bewirtschaftung gelitten hat, zeigt ein Höhenvergleich: Im Messtischblatt von 1907 ist der höchste Punkt auf dem Wall mit 129,7 m ü. NHN angegeben. Heute beträgt die Wallhöhe an dieser Stelle allenfalls noch 128,5 m. Zwischen 2008 und 2020 ist der Wall nachweislich weiter eingeebnet worden. Mit jedem Zentimeter, den der Wall an Höhe verliert, gehen Teile der Mauerkonstruktion verloren, die unmittelbar unter der aktuellen Bearbeitungsuntergrenze liegt. Das verlagerte Bodenmaterial wiederum sammelt sich in Senken und Mulden. Die größte Gefahr geht in diesem Fall also nicht von der Wassererosion, sondern von der Verschleppung durch Bodenbearbeitungsgeräte aus, die bei einer pfluglosen Bewirtschaftung durch immer breitere Grubberausleger zusätzlich verstärkt wird.
Nach allen Untersuchungen der letzten Jahre wird man der Burganlage von Hof/Stauchitz nur eine Diagnose stellen können: Das Denkmal steht kurz vor seiner Zerstörung. Ändert sich nichts an der fortgesetzten ackerbaulichen Nutzung, ist es nur noch eine Frage von zwei bis drei Jahrzehnten, bis die Befestigung völlig eingeebnet und damit insbesondere die Konstruktionselemente im Inneren des Walls zerstört sein werden. Damit wäre auch ein herausragendes Zeugnis sächsischer Landesgeschichte unwiederbringlich verloren.
Auf dem Weg zu einer Umwandlung in Dauergrünland, das einen idealen und nachhaltigen Schutz böte, stellen bewirtschaftungsintegrierte oder temporäre Maßnahmen allenfalls Brückenlösungen mit aufschiebender Wirkung dar. Dem Grünlandstatus sehr nahekommen Direkt- und Streifensaatverfahren, zu denen sich der Bewirtschafter mindestens für die Dauer einer Förderperiode verpflichten müsste. Die Fläche könnte weiterhin ackerbaulich genutzt werden. Allerdings muss der Landwirt die notwendigen Voraussetzungen (Maschinen, pflanzenbauliches Management) erfüllen. Besser noch wäre eine gewässer- und bodenschonende Begrünung. Da das Burgareal an das FFH-Schutzgebiet „Jahnaniederung“ grenzt und als Ackerland erhebliches Aufwertungspotential besitzt, wäre jede temporäre und dauerhafte Lösung auch naturschutzfachlich ohne Weiteres zu begründen, wenn nur Eigentümer und Bewirtschafter ihrer Verantwortung für die Erhaltung des Kulturdenkmals gerecht würden.
Um die zahlreichen archäologischen Strukturen sichtbar zu machen und das Denkmal damit touristisch aufzuwerten, empfehlen sich landschaftsgestalterische Elemente wie unterschiedliche Saatmischungen oder Hecken- und Baumpflanzungen. Noch ist es nicht zu spät, den schleichenden Zerstörungsprozessen Einhalt zu gebieten und ein Kulturdenkmal von landeshistorischer Bedeutung für künftige Generationen zu sichern.