Das Konzentrationslager Sachsenhausen mit Außenlagern
Von Frauke Kerstens und Astrid Ley (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen) – 12/2020
Die interaktive Karte zeigt Standorte der Außenlager und Außenkommandos des KZ Sachsenhausen von 1936 bis 1945. KZ-Häftlinge mussten hier unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit für die Privatwirtschaft verrichten.
Die Außenlager des KZ Sachsenhausen
An dieser Stelle befindet sich eine interaktive Anwendung. Um die optimale Wahrnehmung der Inhalte zu ermöglichen, wird sie nur auf Ausgabegeräten angezeigt, die mehr als 768 Pixel breit sind.
Um das KZ Sachsenhausen entstand bis 1945 ein großes Netz von ca. 100 Außenlagern und vielen Außenkommandos, in denen KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisteten. Schon bald nach dem Aufbau des KZ Sachsenhausen im Juli 1936 setzte die SS Häftlinge auch außerhalb des Hauptlagers zur Arbeit ein, etwa bei der Errichtung von SS-Wohnsiedlungen oder im kommunalen Straßenbau. Dabei rückten die Häftlingskommandos täglich vom Hauptlager zur Arbeit aus und kehrten abends dorthin zurück. Ab 1938 entstanden zudem erste Außenlager des KZ Sachsenhausen. An diesen Arbeitsstätten gab es auch Unterkunftsbaracken für die dorthin verlegten Häftlinge. Einige der frühen Außenlager wurden später in selbständige Konzentrationslager umgewandelt, wie Ravensbrück, Neuengamme, Niederhagen-Wewelsburg und Groß-Rosen. Ein anderes frühes Außenlager war das Klinkerwerk an der Lehnitzschleuse, in dem die Ziegel für die gigantischen Bauprojekte der NS-Führung produziert werden sollten. Ab 1940 wurden Häftlinge des KZ Sachsenhausen darüber hinaus in Berlin zur Entschärfung von Blindgängern eingesetzt, ab 1941 kamen Außenlager bei auswärtigen SS-Dienststellen hinzu.
Seit 1941 verlagerte sich die Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge zunehmend in den privatwirtschaftlichen Bereich. Bei dieser Entwicklung spielte das KZ Sachsenhausen eine Vorreiterrolle. Erstmals in Oranienburg wurden ab Herbst 1941 KZ-Häftlinge zu Arbeiten für private Rüstungsfirmen herangezogen: für die Heinkel-Flugzeugwerke und für das Hüttenwerk Kayser. Ab 1942, vor allem aber seit 1944, wurden KZ-Häftlinge dann in großem Umfang als Zwangsarbeiter in der deutschen Rüstungsindustrie eingesetzt. In der Folge entstanden mehr als 100 Außenlager und Außenkommandos des KZ Sachsenhausen in der Nähe von Rüstungsfirmen wie Siemens, DEMAG-Panzer, Henschel-Werke, Daimler-Benz, I.G. Farben und der AEG. Spätestens jetzt war das Schicksal der KZ-Häftlinge für die deutsche Bevölkerung deutlich erkennbar: Tausende deutsche Zivilarbeiter begegneten täglich an ihrem Arbeitsplatz oder auf dem Weg dorthin großen Kolonnen ausgemergelter KZ-Zwangsarbeiter, zum Teil arbeiteten sie mit diesen in den gleichen Werkshallen oder kontrollierte als Vorarbeiter/in oder Meister deren Tätigkeit.
Diese Karte verdeutlicht die Größe und die Ausdehnung des Netzes von Außenlagern und -kommandos, welches das KZ Sachsenhausen umgab. Es zeigt die geographische Lage der einzelnen Lager und benennt die Firmen, für die die KZ-Häftlinge arbeiten mussten. Schließlich beleuchtet es Lebens- und Arbeitsbedingungen der dort arbeitenden KZ-Häftlinge. Allerdings liegen heute nur für einen Teil der Außenlager und -kommandos von Sachsenhausen genauere Informationen vor, weil die SS kurz vor Kriegsende gezielt Akten vernichtete. Viele der hier zusammengestellten Informationen verdanken wir den Berichten überlebender Häftlinge sowie Ermittlungsbehörden und lokalen Geschichtsinitiativen, die gegen das Vergessen der NS-Verbrechen in ihrer Nachbarschaft kämpfen.