Wald im Naturpark
Von Peter Gärtner – 12/2020
Mehr als die Hälfte des Naturpark Barnim wird von Wald bedeckt. Als Klimastabilisator, Rohstofflieferant und Erholungsraum spielen die Wälder des Naturparks deswegen für die Lebensqualität der Menschen des Nordberliner Raums eine besondere Rolle.
Der Beitrag geht Fragen der historischen Entstehung und heutigen Nutzung der weitgehend kieferngeprägten Wälder des Naturparks nach und beleuchtet, wie unter den aktuellen klimatischen Verhältnissen Mischwälder der Zukunft entwickelt werden können. Naturschutzprojekte in Mooren und auf Sonderstandorten zeigen beispielhaft, wie Forstverwaltungen und Naturpark gemeinsam zum Schutz bedrohter Arten und Lebensräume arbeiten.
1. Ausgangslage
Seit C. von Carlowitz (1713) verbindet sich das Bild von nachhaltiger Forstwirtschaft in erster Linie mit der nachhaltigen Nutzung des Waldes als heimischem Rohstofflieferant. Wälder müssen dagegen heute ein multifunktionales Spektrum an Aufgaben für die Gesellschaft erfüllen. Im großstadtnahen Umfeld der Metropole Berlin stößt die Nutzungsprämisse auf die besonderen Ansprüche von Erholung, Natur- und Klimaschutz in einem der am stärksten durch Tagestourismus frequentierten Naturparks Deutschland.
2. Phasen der historischen Waldentwicklung
Die Hochfläche des Barnim blieb im Kern bis ins 12. Jahrhundert geschlossenes Waldland. Davor liegende kleinteilige prähistorische Rodungen bis zur Slawenzeit blieben auf die großen Urstromtäler an seinen Rändern beschränkt. Im Zuge der askanischen Besiedlung begannen deutsche Bauern dieses Waldland sukzessive zu roden. Der Waldanteil ging dadurch bis zum 16. Jahrhundert auf ein historisches Minimum von unter 20 % zurück.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg breitete sich erneut Wald aus. Die Nutzungsintensität der vorhandenen Wälder wurde jedoch durch Waldweide und intensivere Holznutzung verstärkt.
Die preußische Agrar- und Forstreformen Anfang des 19. Jahrhunderts leiteten auch auf dem Barnim eine neue Ära ein. Wald und Feld wurden in Nutzung und Zuständigkeit voneinander abgegrenzt. Schwierige landwirtschaftliche Standorte erfuhren eine planmäßige Wiederbewaldung, um Ackerstandorte vor Sandverwehungen zu schützen und genügend Holz für gewerbliche Nutzungen bereitzustellen. Die schnell wachsende Kiefer wurde dabei zum preußischen „Brotbaum“ und zunehmend landschaftsprägend.
Waldentwicklung
Die mit der Entwicklung Berlins zur Weltmetropole verbundene Abholzung von Waldflächen für Siedlung und Infrastruktur machte am Beginn des 20. Jahrhunderts den Wert des Waldes für die wachsende Stadt deutlich. Mit dem Kauf von mehr als 10.000 Hektar Wald und einem damit verbundenen Dauerwaldvertrag, der die Flächen vor Bebauung und Verkauf schützte, legte Berlin in einem Zweckverband mit den Umlandgemeinden deshalb 1915 den Grundstein für stadteigene Waldflächen.
Nach den Weltkriegen wurde der Wald intensiv zur Rohstoffgewinnung genutzt. Besonders der enorme Holzbedarf, im Gefolge von Reparationsleistungen und Wiederaufbau, nach Ende des Zweiten Weltkriegs führte zu Kahlschlägen und Abholzung der letzten Altwaldbestände. Die in der Folge als Erstanpflanzungen begründeten Kiefernforste sowie die in der DDR übliche Ausrichtung auf Altersklassenwälder dominieren trotz des nach dem Mauerfall eingeleiteten Wandel noch heute die Waldbilder des Naturparks.
Während des Kalten Krieges wurde Wald durch eine verstärkte militärische Nutzung, den Infrastrukturausbau im Gefolge des Mauerbaus, aber auch durch den Bau von Wochenendsiedlungen in Wäldern in Anspruch genommen oder abgeholzt.
Heute sichern gesetzliche Reglungen zu Ausgleich und Ersatz bei Waldinanspruchnahme sowie die mit Gründung des Naturparks Barnim etablierte Schutzgebietskulisse den Status quo der Waldflächengröße im Naturpark. Dadurch und durch die Konversion von militärischen Flächen ist in den letzten Jahren die Waldfläche im Naturpark angestiegen. Neuer Flächenbedarf für Siedlung und Infrastruktur wird aktuell vor allem aus landwirtschaftlichen Flächen gedeckt.
3. Standörtliches Grundmuster
Infolge der eiszeitlichen Substratgenese hat sich auf den lehmigen Grundmoränenstandorten der Barnimhochfläche ein Mosaik aus Parabraunerden und Nassböden entwickelt. Auf den durch Schmelzwasser- und Flugsande geprägten Standorten hingegen bestimmen Braunerden, Podsole und Nassböden die Standortverhältnisse. Im Ergebnis der Nutzungsgeschichte sind die Waldflächen auf die ärmeren sowie reliefenergiereichen und damit insgesamt landwirtschaftlich weniger lohnenden Abschnitte des Barnim verdrängt worden.
4. Eigentumsverhältnisse
Im bundesweiten Vergleich weist der Naturpark Barnim einen besonders hohen Anteil an Wäldern im Besitz der öffentlichen Hand auf. Bund, Länder und Kommunen besitzen 4⁄5 der Wälder des Naturparks – grundsätzlich gute Voraussetzungen für eine Bewirtschaftung öffentlichen Waldes nach Prämissen des Allgemeinwohls (Gärtner 2016).
5. Bestandscharakteristik, Waldumbau und Naturschutz
Folgt man der Charakteristik der potentiellen natürlichen Vegetation nach Hofmann und Pommer (2005), so wären vor allem Rotbuche sowie Stiel- und Traubeneiche die natürlich vorkommenden Baumarten, z.T. auch Erle, Ulme, Hainbuche und Esche. Die Kiefer würde auf trockenwarmen Sandstandorten als Begleitbaumart und höchstens punktuell kleinflächig als Hauptbaumart auftreten.
Dagegen weisen die Wald- und Forstbestände des Naturparks heute nach ihrer Baumartenzusammensetzung einen großen Überhang an Kiefern auf. Sie ist mit 72,1 % die dominierende Baumart. Hinzu kommen weitere 6 % der Forstflächen, die mit Nadelhölzern wie Fichte, Douglasie und Lärche bestockt sind.
Der Laubholzanteil im Naturpark ist mit ca. 20,6 % gering. Dabei ist die Rotbuche mit 7,4 % häufigste Laubbaumart, gefolgt von Birke und Schwarzerle. Die beiden heimischen Eichenarten Stieleiche und Traubeneiche sind mit jeweils 2 % Flächenanteil an den Wald- und Forstbeständen des Naturparks unterrepräsentiert. Der restliche Anteil verteilt sich unter anderem auf Baumarten wie Pappeln, Roteichen und Robinien.
Die meisten Wälder und Forste liegen laut Datenspeicher Wald (DSW 2014) mit 70 % im Bereich der unter 80-jährigen und somit jungen Bestände. Mittelalte bis ältere Waldbestände im Bereich zwischen 120 bis 160 Jahren sind mit 7 % selten. Altholzbestände jenseits der 160 Jahre mit 1 % die Ausnahme.
Die Notwendigkeit des Umbaus monotoner Nadelholzforste in Laubmischwald geprägte Bestände ist heute unbestrittene und tragende Säule des langfristigen Waldumbaus. Wesentliche Ziele sind dabei die Stabilisierung gegen Schadeinflüsse, die Erhöhung der Grundwasserneubildung und Klimaplastizität, die Bodenverbesserung, die Förderung der Strukturvielfalt zur Erhöhung der Artenvielfalt und die Erhöhung des Erlebniswertes für Erholungssuchende.
In der Praxis wird der Waldumbau überwiegend durch einen Voranbau betrieben. Kiefernbestände ab ca. 80 Jahre werden aufgelichtet und mit Rotbuche, Traubeneiche, Hainbuche, Ulme und Stieleiche unterbaut. Neben dem Voranbau wird auf geeigneten Flächen mit vorhandenem standortheimischem Laubholzanteil auch dessen natürliches Potential zur Naturverjüngung genutzt und durch Auflichten der Bestände gefördert. Wegen der hohen Wildbestände gelingen beide Ansätze langfristig nur dort, wo eine konsequente Bejagung des Schalenwildes erfolgt oder gezäunt wird.
Die Abbildung macht die im Gefolge des Waldumbaus heute schon in den Wäldern des Naturparks deutlich sichtbare Zunahme von Laubhölzern im Zwischen- und Unterstand auf Kosten der Kiefer deutlich – Grundlage für die zukünftigen laubholzgeprägten Mischwälder des Naturparks.
Berlin blickt in besonderer Weise auf seinen Wald. Schon beim Erwerb war es ein wesentliches Motiv, Dauerwälder als Erholungsraum für die städtische Bevölkerung bereitzustellen. Heute erweitern beispielhafte naturschutzfachliche Qualitätskriterien für einen Biotop- und artenreichen Wald diese Zielrichtung. So fordert die Berliner Waldbaurichtlinie u.a.:
- Natur- und Artenschutz findet grundsätzlich auf der gesamten Waldfläche statt.
- Im Rahmen der Waldpflege werden die nach § 26a NatSchGBln bzw. § 32 Brbg NatSchG besonders geschützten Biotope (u.a. Moore, Trockenrasen, Wiesen, Kleingewässer und naturnahe Wälder) durch Maßnahmen erhalten, entwickelt und ggf. wiederhergestellt.
- Auf Vorkommen gesetzlich geschützter sowie seltener und gefährdeter Arten, insbesondere stark gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Tierarten, Pflanzen und Pilze wird besondere Rücksicht genommen. Die hierzu vorhandenen Informationen werden in die Bestandskarten der Revierleiter aufgenommen.
- Fünf bis zehn vitale Altbäume pro Hektar (einzeln oder in Trupps) sind dauerhaft zu dokumentieren, um sie von der Nutzung auszunehmen. Sie bleiben der natürlichen Entwicklung überlassen und bilden die Grundlage für ein flächen- und dauerhaftes Alt- und Biotopholzprogramm.
- 10 % der Waldflächen werden nicht mehr genutzt.
6. Waldentwicklung und Klimawandel
Die Wälder des Naturparks sind mit ihrem hohen Flächenanteil ein wesentliches Element der Klimaanpassung. Die aktuellen Maßnahmen zum Waldumbau stehen daher vor der Herausforderung die bislang schwer abschätzbaren Folgen der klimatischen Entwicklung zu berücksichtigen. Die Diskussion um die unter diesen unklaren Rahmenbedingungen sinnvollsten Strategien sind in vollem Gang. Naturschutzseitig wird eher eine sich selbst regulierende Entwicklung mit heimischen Baumarten angestrebt. Unter dem Aspekt der wirtschaftlichen Relevanz der Wälder des Naturparks sucht die Forstwissenschaft aber auch nach Baumarten aus anderen Regionen, die bei den verschiedenen klimatischen Szenarien erfolgversprechende Alternativen für klima- und nutzungsstabile Wälder darstellen könnten.
Die bislang als klimastabil geltende Rotbuche verzeichnet nach den letzten Dürresommern deutliche Schadbilder. Laut LFE (2019) sind ca. 30 heimische Baumarten klimastabiler und sollen daher stärker in Betracht gezogen werden. Dazu zählen unter anderem Linde, Ahorn und Hainbuche. Nachgedacht wird aber auch über den stärkeren Einsatz von nicht als heimisch geltenden Arten wie Weißtannen, Roteichen oder schon jetzt in den Wäldern mit bis zu 3 % vertretenen Douglasien.
In jedem Fall wird der Wald der Zukunft nicht mehr die starke Kiefernprägung unserer heutigen Wälder zeigen.
7. Naherholung und stadtnaher Wald
Der Naturpark Barnim ist heute das am stärksten von Besuchern frequentierte Großschutzgebiet in Berlinnähe. Ausgangspunkt dieser Entwicklung ist Berlins Weg zur europäischen Metropole Anfang des 20. Jahrhunderts. Der „Jansen-Plan“ umriss 1910 die noch heute teilweise wirkende Zielsetzung: Radialstrahlige Grünzüge sollten die ringförmigen Grünflächen der dicht bebauten Innenstadt mit den großen Wald- und Grünflächen des Umlandes verbinden.
In später Konsequenz leitet sich nach dem Mauerfall daraus auch das Berliner Landschaftsprogramm (LAPRO) von 1994 ab, das mit der Ausweisung des „Berliner Barnim“ als neuem Naherholungsgebiet im Norden Berlins zur Grundlage für die Naturparkentwicklung im stadtnahen Raum wurde. Im Einzugsbereich des „Berliner Barnim“ lebten 1994 ca. 820.000 Einwohner. Ihre Zahl hat sich inzwischen vor allem durch den Bau neuer Vorstädte, wie z. B. Französisch Buchholz und Karow, deutlich erhöht. Sie alle sollen mit attraktiven Angeboten für die aktive, aber auch für die kontemplative Erholung versorgt werden.
Die besondere Rolle des Naturparks für die Erholung im berlinnahen Raum schlägt sich auch in den Landschaftsrahmenplänen der Landkreise Barnim und Oberhavel nieder. Im Mittelpunkt stehen dabei Erhalt und Förderung einer naturverträglichen Erholungsnutzung in den Wäldern des Naturparks und die Steigerung ihres Erlebniswerts. Als wesentliches Mittel der Besucherlenkung soll ein attraktives Rad-, Reit- und Wanderwegenetz aufgebaut werden und der öffentliche Personen Nahverkehr (ÖPNV) gestärkt werden. Aktuelle Regionalplanungen sehen für den Erholungsraum Naturpark Barnim eine deutlich umfänglichere Nutzung für Windanlagen auch im Wald vor. Auf 2 % der Naturparkfläche sind aktuell Windenergieanlagen in der Vorplanung und stoßen besonders für die geplanten Waldstandort im Erholungswald auf breiten öffentlichen Widerstand.
8. Holznutzung
Vorrangige Aufgabe aller Forstverwaltungen des Naturparks ist die nachhaltige wirtschaftliche Nutzung der Bestände. Durch den hohen Anteil an Landeswald in Brandenburg und Berlin und die darüber flächig greifenden Zertifizierungssysteme sind ökologische Kriterien heute fester Bestandteil der Waldbewirtschaftung. Großflächige Kahlschläge, Altersklassenwälder und Kiefernmonokulturen gehören der Vergangenheit an.
Trotzdem bleibt auch in den nächsten Jahren die Dominanz von Nadel- zu Laubholz beim Einschlag bestehen. 2014 betrug es in der Oberförsterei Chorin 2 : 1 im Berliner Forstamt Pankow sogar 15 : 1!
Mehr als 90 % der Waldflächen des Naturparks werden mittlerweise durch Harvester beerntet. Motormanueller Einschlag oder das Rücken mit Pferden bilden Ausnahmen in schwer zugänglichen oder besonders sensiblen Naturräumen.
Der flächendeckende Einsatz moderner Erntetechnik verändert mit Rückegassen und zunehmend für Holzschwertransporte ausgebauten Hauptwegen das Erscheinungsbild der Wälder technikkonform. Der flächige Ausschluss von Bodenverwundungen außerhalb der Rückegassen und die Auflichtung der monotonen Kiefernbestände sind dabei ökologischer Zugewinn. Dort wo fahrradtaugliche Deckschichten Verwendung finden, ergänzt das Netz ausgebauter Hauptwege für den Holztransport das bestehende Radwegesystem im Naturpark.
Sowohl bei den brandenburgischen Landesoberförstereien (z.B. Chorin 80.000 Fm/Jahr) als auch bei den stadtnahen Berliner Forstämtern (z.B. Pankow ca. 30.000 Fm/Jahr) nimmt das Industrieholz mit jeweils 50 % den größten Teil am Jahresholzeinschlag ein. Der Bedarf von Sägeholz ist steigend. Sein Anteil am Gesamteinschlag lag 2014 zwischen 30 % (Chorin) und 40 % (Pankow). Bei der Energieholzgewinnung spielte die Versorgung des Holzkraftwerks Eberswalde mit 15 % (Chorin) eine besondere Rolle. Aber auch der private Brennholzbedarf hat mit einem Anteil von z.T. über 7 % gerade in Stadtnähe eine erwähnenswerte Relevanz.
9. Naturparkprojekte im Wald
Der Naturpark arbeitete mit Kooperationspartnern aus Berliner und Brandenburger Forstverwaltungen bei seinen Projekten im Wald in zwei Richtungen:
- Stabilisierung und Anhebung der Grundwasserstände von waldgeprägten Einzugsgebieten
- Management von waldgeprägten Sonderstandorten der Rieselfelder und der ehemaligen Truppenübungsplätzen in Stadtnähe.
Beide Themenschwerpunkte waren neben den ökologischen und forstlichen Ansätzen immer mit der naturtouristischen Aufwertung der Räume verbunden.
9.1 Ökologische Sanierungen von Mooren und Fließen
Zwischen 2008 und 2015 wurden in Kooperation mit dem polnischen Drawienski Nationalpark und kofinanziert vom Naturschutzfond Brandenburg INTERREG IIIa und IVa Projekte zur Stabilisierung des Landschaftswasserhaushaltes in Mooren, zur Durchgängigkeit von Fließgewässern sowie zur naturtouristischen Entwicklung des Naturparks in Trägerschaft des Fördervereins Naturpark Barnim e.V. realisiert. Partner dieser Projekte waren die regionalen Forstverwaltungen der Länder Berlin und Brandenburg sowie die Stadt Biesenthal mit ihrem Kommunalwald. Gemeinsames Ziel war die Stabilisierung und teilweise Anhebung der Grundwasserstände von Waldstandorten im Einzugsgebiete der sanierten Moore.
Dazu wurde eine Vielzahl von wasserbaulichen Einzelmaßnahmen umgesetzt, u.a.:
- Vernässung von ca. 170 Hektar Moorfläche durch Grabenverschlüsse und Stützschwellen sowie teilweise begleitender Waldumbau in kieferngeprägten Einzugsgebieten,
- ganzjährige Erhöhung des Wasserspiegels von zwei Seen,
- Bau von sieben Fischaufstiegsanlagen und eines Einlaufbauwerks.
Damit verbunden waren touristische Maßnahmen wie:
- Bau von drei Fähranlegern, zwei Steganlagen, eines Bohlenwegs und Uferbefestigungen für Badenutzung im Gefolge der Seespiegelanhebungen am Liepnitzsee,
- Erhöhung von drei Wegen nach Wiedervernässung von Mooren,
- Sanierung eines historischen Aussichtsturms in Biesenthal am Fernradweg Berlin–Usedom und Bau eines Erlebnispfads und weitere touristische Informations- und Erlebnisangebote.
Unterstützung fanden die ökologischen Sanierungsmaßnahmen durch Flächenbereitstellung und fachliche Zusammenarbeit durch die Brandenburger und Berliner Forstverwaltungen.
9.2 Halboffene Waldlandschaft Hobrechtsfelde
Von 2011 bis 2015 förderte das Bundesamt für Naturschutz (BfN), das Land Berlin, der Naturschutzfonds Brandenburg und der Landkreis Barnim das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben (E & E) „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde“ in Trägerschaft des Fördervereins Naturpark Barnim e.V. Das Projektgebiet am nördlichen Stadtrand von Berlin umfasst auf 830 Hektar Flächen der Stadt in Berlin und Brandenburg und ist in Gänze Teil des Naturparks Barnim. Charakteristisch ist das abwechslungsreiche Mosaik von Hochwald, halboffenen, aufgeforsteten ehemaligen Rieselfeldern, offenen Lichtungen und Hochstaudenfluren sowie Feuchtgebieten und Trockenstandorten.
Die Lage zwischen der S-Bahnlinie nach Bernau sowie der Regionalbahnlinie nach Wandlitz sichert eine gute Erreichbarkeit mit dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). In Nachbarschaft liegt die „Gesundheitsregion Berlin-Buch“ als medizinischer Klinik- und Forschungskomplex von europäischem Rang. Dicht besiedelte Stadtrandwohngebiete des Berliner Bezirks Pankow im Süden und die Wohnsiedlungen von Panketal und Bernau-Schönow im Nordosten grenzen unmittelbar an das Projektgebiet. Auf Grund der skizzierten Lage wurde das Projekt länderübergreifend angelegt und umfasste im Hauptvorhaben drei zentrale Themen:
Erprobung einer großflächigen extensiven Beweidung mit robusten Rindern und Pferden zur Förderung der Biodiversität sowie der Waldentwicklung in einem großstadtnahen Erholungswald mit:
- Waldweide auf den belasteten ehemaligen Rieselfeldstandorten (u.a. Schwermetalle in Boden und Wasser), einschließlich der Gefahrenabwehr für Besucher und Weidetiere
- Schaffung vielfältiger, z.T. seltener Lebensräumen durch hohe Dynamik der Übergangsstadien zwischen Gehölzen und Offenland zur Erhöhung der Artenvielfalt
- Zurückdrängen von gebietsfremden Gehölzen (vor allem spätblühende Traubenkirsche, Eschenahorn)
- Umwandlung von homogenen Kiefernforsten in ökologisch wertvolle halboffene Mischwaldbestände
- Verzahnung der extensiven Waldweide und der Nutzung des Gebietes durch Erholungssuchende
Erhöhung der Grundwasserneubildung und Schaffung ökologischer Waldstrukturen im Teilprojekt „Wasserwald“ auf 420 Hektar durch:
- beschleunigten Waldumbau von 30 % der 30–70 Jahren alten Kiefernbestände und Reduktion älterer Bestände um 50 %
- Zurückdrängung der Spätblühenden Traubenkirsche mit kombinierter maschineller und manueller Rodung
- Bestückung von 160 Häherkästen mit 25 % Stieleiche und 75 % Traubeneiche zur Förderung der natürlichen Waldentwicklung durch den Eichelhäher
Besucherlenkung und Umweltbildung zur Sicherung und Verbesserung der touristischen Erlebbarkeit des Landschaftsraumes:
- Große Weidetiere als besondere Attraktion und deren Erlebbarkeit durch direkten Zugang zu den Weideflächen
- Besucherleitsystem mit Wegeausschilderung, Infotafelsystem, Ruhe- und Aussichtsplätzen sowie einer Ausstellung im Gut Hobrechtsfelde zu Themen von Naturschutz, Forstwirtschaft und Landschaftsgeschichte
- Bau von Reit- und Radwegeverbindungen
Parallel zum Hauptvorhaben unterstützten abgestimmte Begleitprojekte zur Sanierung des Landschaftswasserhaushaltes in Brandenburg und aus dem Umweltentlastungsprogramm (UEPII) Berlins das Vorhaben. Dazu zählen u.a.:
- Großflächige Sanierung des Landschaftswasserhaushaltes im Einzugsgebiet des Lietzengrabens durch Wasserrückhalt
- Wiedervernässung von Moorstandorten im gesamten Einzugsgebiet
- Anlage von Fischtreppen
- Ertüchtigung von 40 km Waldwegen als Rad- und Wanderwege.
Die genannten Maßnahmen wurden zum Projektende 2015 erfolgreich abgeschlossen. Heute ist die halboffene Waldlandschaft um Hobrechtsfelde eine der wichtigsten Landschaften für den Erhalt der Artenvielfalt in Berlin. Die touristische Erschließung im Gefolge des Projekts hat diesen fast vergessenen Raum darüber hinaus zu einem der beliebtesten Ausflugsgebiete im Berliner Norden gemacht.