Barnimer Seen
Von Heike Wiedenhöft und Peter Gärtner – 12/2020
Eiszeitlich entstandene Seen sind die Schmuckstücke des Barnim. Als Erholungs- und Lebensräume bestimmt ihre Qualität wesentlich den Wert der umgebenden Kulturlandschaft. Der Beitrag charakterisiert Qualität und Zustand ausgewählter Seen und zeigt auf, wodurch diese beeinträchtigt werden und welche Möglichkeiten zur Verbesserung bestehen.
Das Landesamt für Umwelt Brandenburg (LfU) ist zuständige Fachbehörde und beobachtet regelmäßig den Zustand der wichtigsten Seen in Brandenburg. Die ausgewählten sieben Seen bilden exemplarisch die Situation der Seen auf dem Barnim ab. Zum besseren Verständnis des aktuellen Zustandes dieser Gewässer sollen die dazu erfassten Parameter erläutert werden.
Die hier über einen Zeitraum von acht Jahren dargestellten Daten, bilden einen sehr kurzen Moment „im Leben eines Sees“ ab und erlauben daher nur eine aktuelle Situationsbeschreibung. Die Parameterauswahl und Klassifizierung erfolgt nach der europäischen Wasserrahmenrichtlinie – einer Beurteilungsmatrix für ganz Europa, mit dem Ziel einen guten Zustand für Gewässer zu erhalten oder wiederherzustellen. Dies umfasst strukturelle, chemische und biologische Komponenten, entscheidend sind jedoch die ökologischen Werte. Die abgebildeten Daten der Grafik sind nur ein Teil des Monitorings. Mit der Ende 2000 in Kraft gesetzten WRRL soll durch regelmäßige Beobachtung und Erstellung von Maßnahmenprogrammen innerhalb von drei Zyklen bis 2027 ein guter Zustand der Gewässer erreicht werden.
Für die Einordnung der Daten ist eine Festlegung des ursprünglichen Seen-Typus wichtig. Wegen der im Einzugsgebiet vorherrschenden kalkhaltigen Sedimente aus der Eiszeit handelt es sich hier um kalkreiche Seen. Bis auf den Rahmer See gehören alle betrachteten Seen auch zu den tieferen. Kalkreichtum und Tiefe sind natürliche „Pluspunkte“ für eine gute Wasserqualität.
Flächengröße und Seebeckenform (Morphologie) bestimmen das Wasservolumen und beeinflussen auch die Windlast. Letzteres heißt, dass offene und flache Abschnitte (z.B. Rahmer See) stärker aufgemischt werden, die Nährstoffkonzentration im Wasserkörper hoch ist und wenig „Ablage“ von Sedimenten (Seeschlamm, Seekreide = Mudde) auf dem Seeboden erfolgt. Solche Seen sind „ungeschichtet“ und Nährstoffe daher im gesamten Wasserkörper permanent vorhanden.
Eigentlich sind Seen wie auch Moore natürliche Nährstoffsenken in der Landschaft und damit wichtige „Entsorgungsstellen“. Sie binden über ihre Sedimente dauerhaft Stoffe. Bei ständigem Aufmischen durch Wind, intensiven Badebetrieb, Schiffsverkehr oder nahrungssuchenden Fischen trübt sich das Wasser und Algenblüten können entstehen. Die Trübung führt zu Lichtmangel für unterwasserlebende Pflanzen wie Laichkräuter und Armleuchtergewächse und kann so den Zustand des Sees verschlechtern ohne dass oberirdischen Einleitungen vorhanden sein müssen.
Tiefe schmale Rinnenseen (z.B. Bötzsee) sind hingegen von Natur aus vor allem wegen ihres größeren Wasservolumens Klarwasserseen. Sie weisen immer eine Schichtung auf – damit sind temperaturbedingte Zonen des horizontalen Wasserkörpers gemeint. Diese in der wärmeren Sommersaison ausgebildete Zonierung hat den Effekt, dass im unteren, tieferen Teil des Sees Nährstoffe abgelegt werden, während im oberen Wasserkörper Sonneneinstrahlung und Sauerstoffgehalt tagesabhängig schwanken und damit auch die Produktivität (Phytoplankton, Pflanzenwachstum, Nährstoffausfällung) in diesem Bereich gesteuert wird. Das wird mit den Parametern Sichttiefe (Tiefe der Sichtbarkeit der weißen Secchi-Scheibe) und Chlorophyll-Gehalt („Menge an Schwebenden Algen“ pro Liter Wasser) gemessen. So haben mit „gut“ (2 = mesotroph) bewertete Seen z.B. Sichttiefen von 5,8 m bis mindestens 2,4 m und Chlorophyll-a-Gehalte von 3 - 9,7 µg pro Liter Wasser.
Der ökologische Zustand wird anhand weiterer biologischer Komponenten wie z.B. Makrophyten (Wasserpflanzen), Armleuchtergewächsen (Characeen), Fischen und Wirbellosen in fünf Stufen unterteilt. Hier liegen Indikatorbeschreibungen von Referenzgewässern und deren Artenzusammensetzungen und Artenhäufigkeiten zugrunde. Die Gesamteinstufung erfolgt dabei aufgrund der Beurteilung der schlechtesten Teilkomponente.
Der chemische Zustand ergänzt die ökologische Bewertung – hier spielen besonders Phosphor und Stickstoffeinträge als wichtigste Nährstoffe für Algen und Pflanzen eine große Rolle. Zur Einordnung: der Phosphorgehalt (Gesamt) eines als „gut“ eingestuften Sees beträgt zwischen 8 und 45 µg/l im Mittelwert der Vegetationsperiode.
Angaben zu Nutzungsformen im Einzugsgebiet und die berechnete Verweilzeit des Wassers im See flankieren die gemessenen Werte und geben Hinweise auf mögliche Belastungsursachen, die zu schlechten Zustandsbewertungen geführt haben können. So haben Seen mit großem Grundwasserzustrom Vorteile, da die Nährstoffverhältnisse „verdünnt“ und bei kalkhaltigem Grundwasser auch schneller Nährstoffe ausgefällt werden. Auch die Stabilisierung und Anhebung der Seespiegelstände und damit die Vergrößerung des Wasservolumens, wie etwa durch ein Projekt des Naturparks Barnim am Liepnitzsee, leisten einen Beitrag zur „Verdünnung“ der Nährstofffracht im See, aber auch zur ökologischen Aufwertung von Mooren im Seeeinzugsgebietes durch Anhebung der Grundwasserstände.
Wird das Einzugsgebiet überwiegend intensiv ackerbaulich genutzt oder gelangen Siedlungsabwässer in den See, sind ungewünschte Nährstoffeinträge möglich. Auch entwässerte Moorflächen geben akkumulierte Nährstoffe frei und können für schlechte Wasserqualität im See sorgen. Ebenso kann sich die intensive Fischerei- und Angelnutzung und hohe Badefrequentierung auf die ökologische Qualität auswirken.
Die betrachteten Parameter aller Seen – mit Ausnahme des flachen Rahmer Sees – zeigen auf Grund ihrer natürlichen Ausgangsbedingungen Potential für eine qualitative Bewertung mit „gut“.
Bei Bötz- und Straussee ist das bereits der Fall. Liepnitz-, Schermützel- und besonders Stienitzsee sind beeinträchtigt und in den letzten Jahren eher schlechter geworden. Dies trifft auch für den Wandlitzer See zu. Hier ist besonders der schlechte Zustand der biologischen Komponenten auffällig. Wegen der insgesamt auch längsten Verweilzeit sind die Verdünnung und der Abbau der Nährstoffbelastungen hier nur langfristig zu erreichen.
Für den Wandlitzer See ist, wie für alle anderen Seen, die Optimierung der Nutzungsformen und damit der verminderte Eintrag von Belastungen im Einzugsgebiet der Schlüssel zur nachhaltigen Verbesserung der ökologischen Qualität des Sees.