Ausstellung: Bilder einer Stadt im Wandel: Leipzig 1946 und heute
Von Martin Toste und Heinz-Peter Brogiato – 04/2020
Leipzig wächst in atemraubendem Tempo: die Einwohnerzahlen steigen, überall wird gebaut, ganze Stadtquartiere entstehen neu. In solchen Boomzeiten gerät leicht aus dem Blick, dass alle diese Orte eine Vergangenheit hatten. 75 Jahre nach den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs will die Ausstellung ins Bewusstsein rufen, wie sich die Stadt nach den historisch einmaligen Zerstörungen gewandelt hat. Sie setzt dazu Bilder von früher in Kontrast zur heutigen Realität.
Obwohl es sich um Momentaufnahmen aus den Jahren 1945 / 1946 und 2019 / 2020 handelt, erzählen die Bildpaare Geschichten: von Kriegszerstörung und Wiederaufbau, vom Wandel architektonischer und gesellschaftlicher Ideale – davon, wie Leipzig sich immer wieder neu erfunden hat. Und sie verdeutlichen, dass sich das heutige Stadtbild nur erklären lässt, wenn man sich der Brüche und Kontinuitäten in der Stadtentwicklung bewusst wird.
Die historischen Aufnahmen stammen aus dem Archiv des Leibniz-Instituts für Länderkunde. Die Mehrzahl verdanken wir dem Fotografen Johannes Baufeld. Alle heutigen Fotos wurden von Martin Toste (IfL) gemacht. Die Präsentation entstand im Rahmen einer Ausstellung des Leibniz-Instituts für Länderkunde im Leipziger Neuen Rathaus (19. Mai bis 26. Juni 2020).
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Die Punkte auf der Karte markieren den Standort des Fotografen.
Standort 1: König-Albert-Gymnasium, heute Zoo-Parkhaus zur Kartenansicht >>
In Leipzig wurde 1880 das dritte Gymnasium der Stadt eröffnet. Der Neubau stand in der Parthenstraße, an der Ecke Pfaffendorfer Straße. Seit 1900 führte die Schule den Namen König-Albert-Gymnasium. Beim Großangriff 1943 wurde das Schulgebäude zerstört, später die Ruine abgetragen. Seit 2004 befindet sich an der Stelle das Parkhaus Zoo. Eine Tafel erinnert seit 2006 an das Gymnasium.
Standort 2: Albertstraße, seit 1947 Riemannstraße zur Kartenansicht >>
Blick von der Windmühlenstraße in die Albertstraße (Riemannstraße). An der Straßenecke stand die 1880 eröffnete Kreuz-Apotheke, die seit circa 1904 der promovierte Pharmazeut Conrad Stich (1864–1953), Verfasser eines bedeutenden Lehrbuchs zur Bakteriologie, leitete. Im Hintergrund der Turm der Peterskirche. Die Neubebauung ist bis heute nicht abgeschlossen, das Mittelganghaus stammt aus dem Jahr 1966.
Standort 3: Alte Handelsbörse zur Kartenansicht >>
Die Alte Handelsbörse wurde 1678 bis 1687 auf dem Naschmarkt erbaut. Sie war das Versammlungsgebäude der Leipziger Kaufleute. Nach dem Bau der Neuen Börse 1886 diente sie den Stadtverordneten als Sitzungssaal. 1943 brannte das älteste Barockgebäude der Stadt völlig aus. Seit der Wiederherstellung des Baus 1962 dient die Handelsbörse kulturellen Veranstaltungen.
Standort 4: Altes Grassimuseum, heute Stadtbibliothek zur Kartenansicht >>
Finanziert aus dem Erbe des Kaufmanns Franz Dominic Grassi, errichtete die Stadt am Königsplatz ein Museum, das 1896 eingeweiht wurde. Nach dem Bau eines neuen Museums am Johannisplatz diente das „Alte Grassimuseum“ der Textil- und Bekleidungsmesse als Messehaus. Nach dem Wiederaufbau ist das Neorenaissance-Palais das einzige Vorkriegsgebäude am Wilhelm-Leuschner-Platz. Seit 1991 hat die Stadtbibliothek hier ihren Hauptsitz.
Standort 5: Altes Rathaus zur Kartenansicht >>
Das Alte Rathaus, erbaut 1556 / 1557 unter Hieronymus Lotter, war bis 1905 Sitz des Rates der Stadt. Seit 1911 hat das Stadtgeschichtliche Museum hier seinen Standort. Die im Zuge des Umbaus 1906 bis 1909 eingezogenen Stahlbetondecken verhinderten 1943 die vollständige Zerstörung. Der Wiederaufbau des Turms und des Dachgeschosses verlief zügig und war 1948 abgeschlossen.
Standort 6: Altes Theater zur Kartenansicht >>
Durch die erhebliche Verbreiterung des Straßenraums kaum noch vorstellbar, dass zwischen „Blechbüchse“ und Tröndlinring mehrere Gebäude standen, darunter das „Alte Theater“. Als Komödienhaus 1766 eröffnet, hatte es einen festen Platz in der Leipziger Hochkultur. Nach der Eröffnung des Neuen Theaters am Augustusplatz 1868 diente es einzig dem Schauspiel.
Standort 7: Andreaskirche zur Kartenansicht >>
Seit 1893 besaß die Äußere Südvorstadt mit der Andreaskirche eine eigene Pfarrkirche. Bei zwei Luftangriffen 1943 und 1944 wurde der Sakralbau zerstört, die Kirchenruine 1958 gesprengt. Am linken Bildrand das heutige Kantgymnasium (damals Herderschule). Als neue Höhendominante entstand 1961 bis 1964 ein Wohnhochhaus an der Ecke Scharnhorst- und Karl-Liebknecht-Straße.
Standort 8: Annenschule, heute Moritzbastei zur Kartenansicht >>
Die Moritzbastei ist der einzige Teil der Leipziger Stadtbefestigung, der erhalten blieb. Auf ihren Mauern existierte seit 1796 eine Schule. Zunächst die Bürgerschule, seit 1875 die „Höhere Schule für Frauenberufe“, später Annenschule. Nach der Zerstörung der Schule blieb das Areal unbebaut. In den 1970er-Jahren begannen Studenten mit der Freilegung der Bastion. Seit 1982 werden die unterirdischen Anlagen als Studentenclub genutzt.
Standort 9: Karl-Marx-Platz, heute Augustusplatz zur Kartenansicht >>
Auf dem südlichen Teil des Karl-Marx-Platzes wurde nach den Zerstörungen eine meterhohe Halde aus Trümmerschutt aufgetürmt. Hinter der Halde das Hauptgebäude „Augusteum“ der Universität und die Universitätskirche. Beide wurden auf Geheiß des SED-Regimes 1968 gesprengt. Die bis 1975 errichteten Universitätsbauten sind bis auf das Hochhaus auch schon wieder Geschichte.
Standort 10: Arthur-Hoffmann-Straße zur Kartenansicht >>
In der Südvorstadt war vor allem der östliche Teil stark von Kriegszerstörungen betroffen. Das historische Foto zeigt Häusergerippe in der Bayrischen Straße (seit 1945 Arthur-Hoffmann-Straße) in Höhe der Fichtestraße. Die Neubebauung mit Wohnblocks erfolgte 1954 bis 1957, das Wohnhochhaus an der Ecke Hardenbergstraße entstand 1958 bis 1960.
Standort 11: Museum der bildenden Künste, heute Gewandhaus zur Kartenansicht >>
Das städtische „Bildermuseum“ entstand aus einer privaten Sammlung. 1858 fand die Eröffnung am Augustusplatz statt, in den 1880er-Jahren folgten Erweiterungen. 1943 weitgehend zerstört, wurde die Ruine 1962 abgetragen. Seit 1981 befindet sich hier das neue Gewandhaus. Der Mendebrunnen (1886) ist heute das älteste Bauwerk am Platz.
Standort 12: Deutsches Buchhändlerhaus zur Kartenansicht >>
Blick aus dem mit Trümmerschutt aufgefüllten Johannistal auf die zerstörten Gebäude an der damaligen Hospitalstraße. In der Bildmitte die Ruine des 1888 eingeweihten Deutschen Buchhändlerhauses. An seiner Stelle ließ der Börsenverein 1995 / 1996 das Haus des Buches errichten. Den Blick darauf verwehrt der Elfgeschosser des ehemaligen Technischen Rathauses, das sich 2020 im Umbau zum „Vertical Village“ befindet.
Standort 13: Burgstraße zur Kartenansicht >>
An der kurzen Burgstraße, die von der Pleißenburg zur Thomaskirche führte, befindet sich eine überregional bekannte gastronomische Einrichtung: der Thüringer Hof. Die traditionsreiche Studentengaststätte ist seit dem 15. Jahrhundert belegt. Nach der Zerstörung 1943 wurde das Gebäude nur bis zum zweiten Geschoss wieder aufgebaut und als Gaststätte genutzt. 1993 bis 1996 entstand der heutige Neubau.
Standort 14: Centraltheater, heute Schauspielhaus zur Kartenansicht >>
1901 / 1902 entstand am Dittrichring, Ecke Bosestraße, das Centraltheater, das sich seit 1912 in städtischer Trägerschaft befand. Kaum zu glauben, dass im weitgehend zerstörten Theater im Dezember 1945 bereits wieder Aufführungen stattfanden. Am rechten Bildrand das von der Leipziger Lebensversicherung 1907 / 1908 erbaute Gebäude, in dem sich seit 2002 ein Standort der Hochschule für Musik und Theater befindet.
Standort 15: Czermaks Garten zur Kartenansicht >>
In den zerstörten Fabrikgebäuden befanden sich Buchbindereien und Druckereien, dahinter betrieb der Verein Christliches Kellnerheim das Wittenberger Hospiz. Im Bildvordergrund deutet eine Zapfsäule auf eine Verkaufsstelle des Benzol-Verbands hin. An Stelle der zerstörten Gebäude errichtete die Stadt eine Schule in Plattenbauweise (heute Abendoberschule und Abendgymnasium).
Standort 16: Dittrichring zur Kartenansicht >>
Von der „Runden Ecke“ am Dittrichring geht der Blick an Wünschmanns Hof vorbei zum Eingang des Barfußgässchens. Im weitgehend zerstörten Eckhaus befand sich das Palast-Café, ursprünglich Café Kaiserhof. Erbaut worden war das Gebäude mit den beiden Nachbarhäusern 1904 bis 1906. Nach der Rekonstruktion 1995⁄96 trägt der Komplex den Namen „Trifugium“, das Eckhaus ist allerdings ein Neubau nach historischer Vorlage.
Standort 17: Eberhardstraße zur Kartenansicht >>
Bei der Neubebauung des ehemaligen Gerberviertels nach 1960 wurde keine Rücksicht auf die Vorkriegsstrukturen genommen. Ehemalige Straßenzüge wie die Eberhardstraße und die Lohmühlgasse wurden überbaut. Die Eberhardstraße verlief parallel zur Humboldtstraße östlich der Löhrstraße. Heute befinden sich in ihrem einstigen Verlauf der Bürokomplex „Löhrs Carré“ (1992–1996 erbaut) und das Hotel Westin (1981 eröffnet).
Standort 18: Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt zur Kartenansicht >>
Das Karree zwischen Brühl und Richard-Wagner-Straße, Goethestraße und verlängerter Ritterstraße nahm seit 1875 die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt (ADCA) ein. In den Promenaden davor wurde 1878 ein Obelisk in Erinnerung an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn errichtet. Auf dem Grundstück der ADCA stand 1965–1994 das Interhotel „Stadt Leipzig“. Ihm folgte der heutige Hotelbau 1996.
Standort 19: Neues Grassimuseum zur Kartenansicht >>
Von 1925 bis 1929 entstand auf dem Areal des vormaligen Johannishospitals der großzügige und architektonisch anspruchsvolle Bau des Grassimuseums, in den vier städtische Museen einzogen. Im Krieg schwer beschädigt, zog sich die Rekonstruktion über 60 Jahre hin. Nach dem Krieg herrschten gravierende Versorgungslücken. Jede freie Fläche, selbst der Ehrenhof des Museums, wurde zum Anbau von Gemüse genutzt.
Standort 20: Hauptbahnhof zur Kartenansicht >>
Mit einem 300 Meter langen Empfangsgebäude und 26 Gleisen galt der zwischen 1909 und 1915 erbaute Leipziger Hauptbahnhof damals als einer der größten der Welt. Mehrfach wurde er im Krieg durch Luftangriffe schwer getroffen, die Westhalle vor allem am 7. Juli 1944. Mehr als zwanzig Jahre zog sich der Wiederaufbau hin. Mit dem Einbau der „Promenaden“ 1995–1997 erhielt der Verkehrsknoten zusätzlich die Funktion einer Shopping Mall.
Standort 21: Hauptpostamt zur Kartenansicht >>
Auf dem Karl-Marx-Platz warten die Menschen auf ihre Straßenbahn, während daneben Loren mit dem Trümmerschutt beladen werden. Im Hintergrund die zerstörte Hauptpost. Die erste Post am Augustusplatz entstand 1836 bis 1838. Der 1943 zerstörte Nachfolgebau stammte aus den Jahren 1881 bis 1884. Das heutige Gebäude, 1961 bis 1964 errichtet, dient heute verschiedenen Funktionen (Wohnen, Büros, Hotel). Nur der Name erinnert an die ursprüngliche Bestimmung.
Standort 22: Hauptzollamt zur Kartenansicht >>
Als repräsentativer Kopfbau an der Gabelung von Eutritzscher Straße und Michaelisstraße (bis 1932 Hauptzollamtstraße!) wurde 1905 das Hauptzollamt errichtet. Das wie das benachbarte Leihhaus (heute Finanzamt) in barocken Formen errichtete Gebäude wurde im Krieg teilweise zerstört. In dem umgebauten Gebäude befindet sich seit 2016 eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete.
Standort 23: Johannisplatz zur Kartenansicht >>
Bis zur Kriegszerstörung war der Johannisplatz an der nördlichen Seite zwischen Quer- und Salomonstraße von großstädtischen Geschäftshäusern und zwei Schulen bebaut. Die Straßenflucht des Grimmaischen Steinwegs bildete eine Sichtachse zwischen Johanniskirche und Paulinerkirche. Die Neubebauung des nördlichen Johannisplatzes erfolgte in den 1960er bzw. in den 1990er-Jahren.
Standort 24: Katholische Kirche zur Kartenansicht >>
Die Innere Westvorstadt gehörte zu den am stärksten zerstörten Gebieten Leipzigs. Am Eingang der Rudolphstraße standen die katholische Kirche St. Trinitatis und die Wohnanlage „Hufeisen“. Die Entstehung beider Bauwerke 1846 bis 1848 gehen auf Carl Heine zurück. Die Weststraße links der Kirche wurde nach 1945 nicht wieder aufgebaut. Die Wegführung dient heute als „Grüne Brücke“ zwischen Innenstadt und Johannapark.
Standort 25: Königsplatz, heute Wilhelm-Leuschner-Platz, Westseite zur Kartenansicht >>
Die Trümmerbeseitigung auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz ist 1946 in vollem Gange. An der Westseite des Platzes ragt die Ruine des Warenhauses Ury Gebr. (Königsplatz 15⁄16) in den Himmel. Auch dieses, einst berühmte Leipziger Kaufhaus, 1896 eröffnet und 1913 / 1914 zu einem Prachtbau erweitert, wurde 1938 „arisiert“, liquidiert und anschließend der Leipziger Textilmesse zur Nutzung übergeben.
Standort 26: Wilhelm-Leuschner-Platz, Ostseite zur Kartenansicht >>
Am Wilhelm-Leuschner-Platz mussten die Pferdewagen viel Schutt abtransportieren. Hier, an der Ostseite des Platzes, standen bis 1943 mehrere Geschäftshäuser, die einst klangvolle Namen trugen wie „Goldener Engel“, „Fortuna“ oder „Blaues Roß“. An der Ecke zum Ring befand sich seit 1889 das stattliche Modehaus Steigerwald & Kaiser. Über die Ruinen des Roßplatzes („Panorama“) geht der Blick zum unzerstörten Europahaus am Augustusplatz.
Standort 27: Neue Börse, heute InterCity Hotel zur Kartenansicht >>
An der Ringstraße, Ecke Gerberstraße, wurde 1884 bis 1886 die Neue Börse als Sitz der Handelskammer errichtet. Das Gebäude erlitt 1943 starke Schäden, der Börsenkeller diente aber auch nach 1945 noch als Gaststätte. 1948 wurde das Gebäude abgebrochen, das Grundstück blieb ungenutzt und verwilderte. Erst durch den Bau eines Hotels 2011 / 2012 änderte sich diese Situtation.
Standort 28: Nikolaikirchhof zur Kartenansicht >>
An Stelle der Burse Bavarica, einem mittelalterlichen Wohnheim für Studenten aus Bayern, in der Ritterstraße entstand 1834 bis 1836 die Deutsche Buchhändlerbörse. Bis zum Bezug des neuen Buchhändlerhauses 1888 war der klassizistische Bau Sitz des Börsenvereins. Beide Börsengebäude fielen 1943 Bomben zum Opfer. Die Ruine in der Ritterstraße wurde erst 1963 abgebrochen. Seit den 1980er-Jahren steht an der Stelle ein Gästehaus der Universität.
Standort 29: Neue Nikolaischule zur Kartenansicht >>
Die Nikolaischule, traditionsreiche Bürgerschule Leipzigs, existierte seit 1512 am Nikolaikirchhof. 1872 bezog das Gymnasium einen Standort in der Königstraße (seit 1947 Goldschmidtstraße) 28 / 30. Heute trägt eine Schule in Stötteritz den Traditionsnamen. Am Eckgrundstück Goldschmidt- und Stephanstraße steht seit 1995 ein Hotelneubau. Rechts im Hintergrund das ehemalige Paketpostamt an der Prager Straße.
Standort 30: Markt, Nordseite zur Kartenansicht >>
Während die Geschäftshäuser an der Nordseite des Marktes vergleichsweise glimpflich davonkamen, erhielt die Alte Waage an der Ecke zur Katharinenstraße einen Volltreffer. Von 1917 bis zur Zerstörung 1943 nutzte das Leipziger Messeamt das Gebäude. Beim Neubau 1963 / 1964 gestaltete der Architekt die Schmuckseite zum Markt in den historischen Formen der Renaissance.
Standort 31: Nürnberger Straße zur Kartenansicht >>
Ruinenlandschaft Nürnberger Straße zwischen Liebig- und Brüderstraße. Fast makaber wirkt das Reklameschild des Beerdigungsinstituts „Pietät“ auf den Trümmern des Eckhauses zur Liebigstraße. 1954 / 1955 wurde an der Stelle ein Studentenwohnheim errichtet (heute „Haus der fünf Kontinente“).
Standort 32: Neues Theater, heute Oper zur Kartenansicht >>
Der Blick von der Trümmerschutthalde auf dem Karl-Marx-Platz geht zum ausgebrannten Neuen Theater. Mit dem spätklassizistischen Bau des Theaters 1864 bis 1867 war die erste Bebauungsphase des Augustusplatzes abgeschlossen. An seine Stelle trat 1956 bis 1960 die Oper als erster Theaterneubau in der DDR.
Standort 33: Augustusplatz, Ostseite zur Kartenansicht >>
Zwischen Grimmaischem Steinweg und Europahaus standen bis zur Kriegszerstörung zwei Geschäftshäuser aus den 1880er-Jahren: Papier Flinsch und Bankhaus Becker. Der Dachturm gehörte zum Versicherungsgebäude „Niederländisches Haus“, erbaut 1903 / 1904. Alle drei Grundstücke einschließlich der Johannisgasse wurden 1963 / 1964 mit einem Hotel bebaut (bis 1972 „Deutschland“, danach bis 1990 „Hotel am Ring“).
Standort 34: Markt, Nordostseite zur Kartenansicht >>
Die Ostseite des Marktes wurde bis 1943 von zwei barocken Kaufmannshäusern geprägt: Jöchers Haus im Vordergrund, daneben Kochs Hof. Die beiden Frauenstatuen über dem Portal des Jöcherschen Hauses zieren seit 2011 den Neubau des „Katharinums“. In den Jahren 1963 bis 1965 entstand die Neubebauung zwischen Salz- und Böttchergässchen.
Standort 35: Großgaststätte „Panorama“ zur Kartenansicht >>
Lange bevor es das „Panometer“ gab, konnten die Leipziger Monumentalgemälde bestaunen. Zu diesem Zweck war 1883 / 1884 der Rundbau des „Panoramas“ am Roßplatz entstanden. Es diente bis 1927 vornehmlich der Präsentation patriotischer Schlachtengemälde des Deutsch-Französischen Kriegs. Im Erdgeschoss befand sich eine Großgaststätte. Seit 1987 steht nur wenige Meter östlich davon der Bowlingtreff.
Standort 36: Paulinerkirche, heute Paulinum zur Kartenansicht >>
Wie durch ein Wunder hatte die gotische Paulinerkirche den Krieg fast unbeschadet überstanden. Ihre Sprengung 1968 wirkt bis heute traumatisch im kollektiven Gedächtnis vieler Leipziger. Daneben stand seit 1835 das vornehme Café Felsche, von dem nur ein Haufen Steine übrigblieb. Der Neubau von 2011 lässt keine Reminiszenzen an einstige Leipziger Kaffeehauskultur zu.
Standort 37: Volksschule Pestalozzistraße zur Kartenansicht >>
Eines der zahlreichen Schulgebäude, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, stand am Rand des Musikviertels. Standort der III. Höheren Bürgerschule bzw. später 1. Volksschule war die Pestalozzistraße (seit 2001 Telemannstraße), Ecke Grassistraße. Der Flachbau auf dem heutigen Foto ist ein ehemaliges Umspannwerk. Seit kurzem gibt es nur wenige Meter entfernt wieder eine Bildungseinrichtung, die Gerda-Taro-Schule (Gymnasium).
Standort 38: Reichsgericht, heute Bundesverwaltungsgericht zur Kartenansicht >>
Seit 1880 war Leipzig Sitz des obersten Gerichtshofs des Deutschen Reichs. Als zeittypischer Monumentalbau des wilhelminischen Zeitalters wurde 1888 bis 1895 das Reichsgerichtsgebäude errichtet. Im Krieg teilweise zerstört, nutzten nach dem Wiederaufbau Museen und Wissenschaftseinrichtungen das Gebäude. Seit 2002 ist der markante Kuppelbau Sitz des Bundesverwaltungsgerichts.
Standort 39: Reichsstraße, Blick Richtung Norden zur Kartenansicht >>
Bis zur Kriegszerstörung war die Reichsstraße eine der Hauptgeschäftsstraßen Leipzigs. Von der einstigen Bebauung nördlich von Schuhmachergässchen (rechts, „Riquet“) und Salzgässchen blieb nach den Abrissen der Nachkriegszeit nichts erhalten. Erst durch die Neubebauung des „Sachsenplatzes“ mit dem Museum der bildenden Künste erhielt die Straße wieder eine Fassung.
Standort 40: Reichsstraße, Blick Richtung Süden zur Kartenansicht >>
Der Blick geht aus der Reichsstraße über die Grimmaische Straße zum Neumarkt. Im Handelshof (rechts) scheinen die Auslagen bereits wieder Kundinnen anzuziehen. Gegenüber hat der Reichshof den Krieg glimpflich überstanden. Hingegen sind die Häuser am Neumarkt (Die Marie, Große und Kleine Feuerkugel) weitgehend zerstört. Bis zur Errichtung des Warenhauses 2000⁄2001 blieb die Ecke unbebaut.
Standort 41: Ritterstraße zur Kartenansicht >>
Bei dieser historischen Aufnahme würden wohl viele Leipziger auf die falsche Kirche tippen. Der Blick geht aus der stark zerstörten Ritterstraße zur Grimmaischen Straße. Dort stehen nur noch die Gerippe des Universitätsgebäudes Mauricianum, die den Blick auf die unversehrte Universitätskirche St. Pauli ermöglichen.
Standort 42: Roßplatz zur Kartenansicht >>
Die Bebauung am Roßplatz wurde 1943 vollständig zerstört. Im Vordergrund das Gebäude der Kreishauptmannschaft Leipzig, daneben das Tuchhaus P. Knaur, getrennt durch die Roßstraße (seit 2001 Auguste-Schmidt-Straße). Die Neubebauung mit einer Wohnanlage („Ringbebauung“) Mitte der 1950er-Jahre erfolgte in Richtung Promenadenring, sodass der Standort des Fotografen heute hinter der Bebauung liegt.
Standort 43: Hotel „Sachsenhof“ zur Kartenansicht >>
Am Johannisplatz, an der Ecke zur Querstraße, befand sich seit 1901 das mondäne Hotel „Sachsenhof“. Das Foto zeigt die zerstörten Grundstücke Johannisplatz 1–5 mit dem Hotel (im Erdgeschoss eine Filiale der Commerzbank) und zwei benachbarten Geschäftshäusern. In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre wurde der von der Straße weit zurückversetzte Wohnblock errichtet.
Standort 44: Schlachthof, heute Media City zur Kartenansicht >>
Der städtische Schlacht- und Viehhof befand sich zwischen 1888 und 1991 in der äußersten Südostecke der Leipziger Flur. Unter Einbeziehung der denkmalgeschützten Gebäude, die den Krieg überdauert hatten, entstand in den 1990er-Jahren auf dem Areal der Mitteldeutsche Rundfunk und die Media City Leipzig mit dem 30 Meter hohen „Medienturm“.
Standort 45: Steckner-Passage zur Kartenansicht >>
Bis zur Zerstörung 1943 flankierten das Messhaus National und die Steckner-Passage den Eingang der Petersstraße. 1873 ließ sich Gustav Steckner ein Kaufhaus errichten, das sich bis zum Thomaskirchhof erstreckte. Die Tafel vor der Ruine wirbt für die Firma Steckner am neuen Standort im Handelshof. Anstelle des „National“ entstand 1961 bis 1963 das „Messehaus am Markt“, während das Stecknersche Grundstück seit 1973 eine Grünfläche ist.
Standort 46: Neue Thomasschule zur Kartenansicht >>
Die Geschichte der Thomasschule reicht bis ins hohe Mittelalter zurück. 1877 verließ die Schule ihren traditionellen Standort am Thomaskirchhof und siedelte in ein neues Gebäude im Bachstraßenviertel um. Bis zur Zerstörung 1944 befand sich das humanistische Thomasgymnasium in der Schreberstraße, Ecke Sebastian-Bach-Straße. Die ausgebrannte Ruine wurde 1951 abgerissen; das Eckgrundstück ist weiterhin unbebaut.
Standort 47: Tröndlinring zur Kartenansicht >>
Die Ruinen des Alten Theaters und der Theaterwerkstatt (rechts) werden 1947 vollständig abgebrochen. Dadurch öffnet sich der Blick auf den Tröndlinring. Die Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Reformierte Kirche wurde, trotz erheblicher Kriegsschäden, bis 1969 wieder hergestellt. Daneben stehen das zugehörige Predigerhaus und der Fürstenhof, seit 1890 eines der Luxushotels in Leipzig.
Standort 48: Universitätsstraße zur Kartenansicht >>
Blick aus der Universitätsstraße zur Nikolaikirche. Im Vordergrund die Trümmer des Universitätsgebäudes Paulinum. Dahinter ragt der Stumpf des Treppenturms aus den Ruinen des renaissancezeitlichen Fürstenhauses heraus. Ebenfalls zerstört das Geschäftshaus Drei Kronen an der Ecke der Grimmaischen Straße zur Nikolaistraße, wo sich seit 1705 die Löwen-Apotheke befand.
Standort 49: Wilhelm-Wundt-Schule zur Kartenansicht >>
An der Abzweigung der Ferdinand-Rhode-Straße von der Wundtstraße stand bis zur Kriegszerstörung ein Schulgebäude. Den Namen „Wilhelm-Wundt-Schule“ trug zunächst die III. Realschule. Nach deren Verlegung in die Rödelstraße bezog eine Gewerbeschule für die Metallindustrie das Gebäude. Das Wohnhochhaus aus DDR-Zeiten weist keinerlei Bezüge zur Vorkriegsbebauung auf.
Standort 50: Zentralmarkthalle zur Kartenansicht >>
Von der Vorkriegsbebauung an der Ostseite des Königsplatzes ist nichts erhalten. Dahinter steht die stark beschädigte Markthalle mit dem intakten Uhrturm (1891 erbaut). Auf dem spitzen Grundstück zwischen Brüder- und Windmühlenstraße stand einst das Kaufhaus der Brüder Moses und Abraham Fried (nach der Enteignung „Konys & Co.“). Hier entsteht das neue Gebäude des Leibniz-Instituts für Länderkunde als erster Neubau am Platz.
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