Themenbereiche Natur & Landschaft

Urbane Natur

Von Stefan Klotz – 06/2015

Stadt und Natur scheinen sich auszuschließen, dennoch kann die Stadt vielfältige Naturerlebnisse bieten. Dafür sorgen die „Reste“ von ursprünglicher Natur wie die ausgedehnten Auen in Leipzig. Äcker, Wiesen und Weiden und mit ihnen die typische Pflanzen- und Tierwelt der Agrarlandschaft gehören auch zur Stadtnatur. Wenn auch oft nicht so wahrgenommen, sind aber die Gärten, Grünanlagen, Parks, Friedhöfe und selbst der Gehölzbestand an den Straßen das dominierende Element der Stadtnatur. Zahllose Industrie-, Bahn- und andere Brachen bieten der Natur in der Stadt Entfaltungsmöglichkeiten.

„Stadtnatur“ ist in Leipzig überall gegenwärtig. Wenn man im Mai/Juni am Hauptbahnhof ankommt, fällt manchmal schon der typische Zwiebelgeruch auf, der von den Massenbeständen des Bär-Lauchs aus den Leipziger Auwäldern kommt, die bis in die Innenstadt hineinragen.

Der Bär-Lauch dominiert im Frühling in manchen Abschnitten des Auenwaldes fast die gesamte Krautschicht

Der Bär-Lauch dominiert im Frühling in manchen Abschnitten des Auenwaldes fast die gesamte Krautschicht (Foto: Stefan Klotz)

Die Parkanlagen des Innenstadtrings mit dem Schwanenteich an der Oper weisen eine Vielzahl von Baumarten auf. Dendrologisch interessierte Besucher können hier bereits einen sehr interessanten Baumbestand beobachten. Im Frühling findet man auf den Rasenflächen verwilderte Frühblüher wie das Schneeglöckchen oder den Winterling. Die Rasenflächen sind sehr artenreich. Bemerkenswert sind die schönen alten Platanen am Neuen Rathaus. Unweit vom Hauptbahnhof befinden sich der berühmte Leipziger Zoo und das Rosental. Letzteres ist eine ausgedehnte Parkanlage mit großen Rasenflächen und sehenswerten Einzelbäumen.

Will man die schönen Auen der Stadt erkunden, ist die Auwaldstation in Lützschena ein hervorragender Ausgangspunkt. Von hier kann man den Schlosspark Lützschena und Teile des Naturschutzgebietes Burgaue erreichen, ein Naturschutzgebiet mit gut ausgebildeten Hartholzauenwäldern, Wiesen und Feuchtgebieten.

Die Auwaldstation

Die Auwaldstation (Foto: Franka Seidel)

Die meisten Wälder werden naturnah bewirtschaftet und die alte Mittelwaldbewirtschaftung wurde wieder eingeführt. Alle wichtigen Tier- und Pflanzenarten der Leipziger Auen sind hier zu finden. Der Schlosspark Lützschena ist ein typischer Landschaftspark im Auenbereich. Besonders bemerkenswert sind hier die Vorkommen der gelbblühenden Wild-Tulpe, eine im 16. Jahrhundert eingeführte Art aus dem Mittelmeergebiet, die hier ihr größtes spontanes Vorkommen in Nordwest-Sachsen hat.

Der Johannapark ist eine 11 ha große Anlage fast im Zentrum von Leipzig. Bemerkenswert ist wieder der Baumbestand. Die typischen Luftwurzeln der Sumpfzypresse sind genauso zu beobachten, wie die auffällige Tulpenmagnolie. Im Herbst sind besonders die Sumpf-Eichen durch die intensive Rotfärbung ihres Laubes auffällig. Die Gewässerränder im Park sind z.T. relativ naturnah und Lebensraum verschiedener Röhrichtarten.

Der nicht weit entfernt liegende Clara-Zetkin-Park umfasst 125 ha. Der Gehölzbestand ist sehr artenreich und umfasst sowohl Baumarten der natürlichen Auenwälder als auch Zierbäume von fast allen Kontinenten. Zu erwähnen sind der aus China stammende Drüsige Götterbaum, die aus Nordamerika stammende Sumpf-Eiche, der Ginkgo und der Kuchenbaum aus Ostasien. Im Frühling sind besonders die Rhododendren, Azaleen und Mandelbäumchen beeindruckend.

Über das Elsterflutbecken erreicht man „Die Nonne“, einen typischen Leipziger Auwald. Der Name kennzeichnet das Gebiet als ehemaligen Besitz eines Nonnenklosters. Fast zu 100% wird im Frühling die Krautschicht dieses Auenwaldes vom Bär-Lauch eingenommen. Die Gehölzzusammensetzung hat sich aber durch die Eindeichung und damit durch das Fehlen längerfristiger Überschwemmungen verändert. Überflutungsempfindliche Arten wie Spitz-Ahorn und Berg-Ahorn nehmen zu. Dennoch ist der Wald in einem relativ guten Zustand.

Der Palmengarten und Klingerhain sind ein Landschaftspark mit gutem Altbaumbestand und z.T. noch sehr artenreichen Wiesen- und Rasenflächen. Hier trifft man noch die Wiesen-Margerite, die Wiesen-Glockenblume und das Wiesen-Schaumkraut in guten Beständen an. Der Palmengarten ist wahrscheinlich die Leipziger Parkanlage mit den meisten dendrologischen Besonderheiten. Zu nennen sind hier die Schwarz-Nuss, die Kaukasische Flügelnuss, die Japanischen Blütenkirschen und der Japanische Schnurbaum.

Im Bereich des südlichen Auwaldes von Leipzig müssen das Naturschutzgebiet Elster-und-Pleiße-Auwald mit immerhin 66 ha hervorgehoben werden. Besonders zu erwähnen sind hier die guten Bestände der Frühlings-Knotenblume (Märzenbecher), des Scheiden-Goldsterns und der Vierblättrigen Einbeere.

Frühlings-Knotenblume im Auwald

Frühlings-Knotenblume im Auwald (Foto: Stefan Klotz)

Südöstlich des Naturschutzgebietes liegt der Wildpark Leipzig, ein bemerkenswertes Naherholungsgebiet der Stadt. Anders als im Zoo werden hier besonders einheimische Tiere wie Rehe und Schwarzwild gezeigt.

Das Wildschwein ist auch in Städten und in stadtnahen Bereichen nicht selten

Das Wildschwein ist auch in Städten und in stadtnahen Bereichen nicht selten (Foto: A. Künzelmann)

Typisch für die Natur Leipzigs sind die ehemaligen Braunkohlentagebaugebiete die renaturiert wurden. Im Fall des Kulkwitzer Sees begann die Flutung des Tagebaurestloches bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Cospudener See wurde erst nach 1990 geflutet. Die gute Wasserqualität in den meisten Tagebauseen erlaubt die Entwicklung einer vielfältigen Wasser-, Röhricht- und Sumpfpflanzenvegetation. Auf armen Böden der ehemaligen Tagebaue findet man Pflanzen von Sandtrockenrasen. Am Cospudener See wurden durch Mitarbeiter der Universität Leipzig und der Abteilung Stadtforsten ein sogenannter „Tertiärwald“ angelegt, welcher Baumarten der Tertiärzeit bzw. nah verwandte Arten zeigt. Genannt werden hier nur der ehemals in Europa zur Tertiärzeit heimische Tulpenbaum und die Sumpfzypresse.

Exkursionsführer durch die Leipziger Wälder bietet das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig an.

Hier finden Sie Verzeichnisse aller Tier- und Pflanzenarten zum Download, die im LiD-Printband Leipzig und auf LiD-Online erwähnt werden.


Download: Tierarten


Download: Pflanzenarten

Empfohlene Zitierweise

Stefan Klotz: “Urbane Natur” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/78_B_159-urbane-natur/, Stand 29.06.2015

Bildnachweise

  • Titelbild: Rotfuchs (Foto: A. Künzelmann, Umweltforschungszentrum)

  • Vorschaubild: Wildschweine (Foto: A. Künzelmann, Umweltforschungszentrum)