Der Südfriedhof – eine Symbiose aus Natur und Kultur

Von Heinz Peter Brogiato – 06/2015

Seit 130 Jahren bestatten die Leipziger ihre Toten auf dem Südfriedhof. Im Laufe der Zeit ist eine Parklandschaft entstanden, die nicht nur zum stillen Gedenken an die Verstorbenen einlädt. Der Friedhof ist eine Insel der Ruhe inmitten des geschäftigen Treibens der Stadt. Ob die imposanten Grabdenkmäler einer beeindruckenden Sepulkralarchitektur, ob die üppige und vielfältige Vegetation: der Südfriedhof bietet viele Facetten, die einen Besuch lohnen.

Jahrhundertelang hatten die Leipziger ihre Toten auf dem Alten Johannisfriedhof an der Johanniskirche beerdigt. Da hier keine Erweiterungsmöglichkeiten bestanden, eröffnete die Stadt 1846 zwischen Windmühlenstraße und Reitzenhainer Straße (heute Prager Straße) einen Neuen Johannisfriedhof. Doch das sprunghafte Ansteigen der Einwohnerzahl und die immer näher rückende Bebauung von Thonberg und Neureudnitz ließen auch diese Begräbnisstätte bald als zu klein erscheinen.

Plan vom Südfriedhof

Plan vom Südfriedhof (Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer, Abt. Friedhöfe 2014; Rat der Stadt Leipzig 1903, Bl. 88; Basiskarte verändert nach Stadt Leipzig, Amt für Geoinformation und Bodenordnung 2013; Kartenredaktion: Birgit Hölzel, Kartographie: Romana Schwarz)

Auf der Suche nach einem neuen Areal wurde man auf der Probstheidaer Flur fündig. Hier, wo 1813 die Völkerschlacht getobt hatte, existierten weite landwirtschaftliche Flächen, die preisgünstig erworben werden konnten. Am 1. Juni 1886 wurde der Südfriedhof als städtischer Zentralfriedhof durch Oberbürgermeister Bruno Tröndlin eröffnet. Für die Gestaltung waren der Stadtbaudirektor Hugo Licht und der städtische Gartendirektor Otto Wittenberg verantwortlich. Die erste Anlage war 42 ha groß und für 60.000 Gräber vorgesehen. Bis zum Zweiten Weltkrieg fanden Erweiterungen auf die heutige Größe von 82 ha statt. Damit ist der Leipziger Südfriedhof eine der größten Parkanlagen ihrer Art in Deutschland. Doch trotz der landschaftsästhetischen Einbettung des Friedhofs zogen es viele, vor allem betuchte Leipziger weiterhin vor, sich auf dem Neuen Johannisfriedhof bestatten zu lassen. Erst als die dort begehrten Familiengrabstätten an den Friedhofsmauern belegt waren, wurde der Südfriedhof stärker angenommen. Heute findet der Besucher hier die Gräber zahlreicher berühmter Leipziger und kann die unterschiedlichsten Grabdenkmäler bewundern. Vor allem im Frühjahr, wenn die 10.000 Rhododendren erblühen, bildet der Südfriedhof eine von der Bevölkerung gern besuchte Parklandschaft.

Leipzig von oben: Südfriedhof

Leipzig von oben: Südfriedhof (Foto: Philipp, via flickr, cc-by 2.0)

Den Mittelpunkt der Friedhofsanlage bildet eine imposante Kapellenanlage. Ihr Bau erfolgte 1905 und 1910 auf einem aufgeschütteten Terrain. Otto Wilhelm Scharenberg, Nachfolger Lichts als Stadtbaudirektor, ließ eine Kapelle errichten, als deren Vorbild das romanische Benediktinerkloster Maria Laach in der Eifel diente. Die symmetrische Anlage besteht aus einer Hauptkapelle, in der 600 Personen Platz finden. Darüber erhebt sich ein 60 m hoher Glockenturm. Vom Nordeingang des Friedhofs führt eine zentrale Achse, die zu DDR-Zeiten als Sozialistischer Ehrenhain genutzt wurde, auf den Kapellenturm zu. Seitlich schließen sich zwei kleinere Seitenkapellen an, südlich vorgelagert ist das Krematorium, in dem am 2. Dezember 1909 die erste Einäscherung stattfand. Mit weit über 90 % ist der Anteil von Urnenbestattungen in Leipzig heute so hoch wie in keiner anderen deutschen Stadt.

Empfohlene Zitierweise

Heinz Peter Brogiato: “Der Südfriedhof – eine Symbiose aus Natur und Kultur” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/78_B_155-suedfriedhof/, Stand 29.06.2015

Quellen und weiterführende Literatur

  • Löffler; Katrin; Schöpa, Iris u. Heidrun Sprinz (2000): Der Leipziger Südfriedhof. Geschichte, Grabstätten, Grabdenkmäler, 1.Aufl. – Berlin.

  • Paul, Alfred E. Otto (2009 ff.): Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, Teil No.1 ff. – Leipzig.

  • Rat der Stadt Leipzig (Hg., 1903): Bericht des Hochbauamtes für das Jahr 1902. – Leipzig.

  • Stadt Leipzig, Amt für Geoinformation und Bodenordnung (Hg., 2013): Digitale Stadtkarte 5000 (DSK5). – Leipzig.

  • Stadt Leipzig, Amt für Stadtgrün und Gewässer, Abt. Friedhöfe (2014): Plan Südfriedhof Leipzig. – Leipzig.

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild (Ausschnitt): Leipzig. Krematorium, historische Ansichtskarte (Archiv für Geographie, IfL, PKL-Fhf025)