Rundwanderung Klipphausen

Von Hans-Jürgen Hardtke und Harald Worms – 12/2022

Die 12 bis 15 km lange Fußwanderung beginnt in Klipphausen im Schlosshof/Park und führt in etwa vier Stunden durch das Saubachtal bis Constappel. Auf einem Wanderweg geht es von Klipphausen an der Lehmannmühle vorbei bis zur historischen Neudeckmühle mit Einkehrmöglichkeit. Ein Abstecher führt zum Burgwall der mittelalterlichen Schönbergburg. Durch weitgehend unberührte Hangwälder und Auwiesen der Wilden Sau wandert man bis Constappel. Hier lohnt sich der Besuch der alten Wallfahrtskirche. Über Hartha geht es auf schmalen Straßen und Feldwegen nach Klipphausen zurück.

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Station 1: Schloss Klipphausen und Park zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Schloss Klipphausen
Abb. 1: Schloss Klipphausen (Foto: Harald Worms)

Die Exkursion beginnt im Ortsteil Klipphausen der aus 43 Ortsteilen bestehenden Großgemeinde Klipphausen. Treffpunkt ist der Schlosshof, der einen schönen Trogbrunnen aufweist. Der Herrensitz Klipphausen wurde 1286 erstmals erwähnt. Das heutige Schloss wurde um 1528 erbaut. Das Gutspächterhaus aus dem 18. Jh. ist durch einen Fachwerkgang mit dem Schloss verbunden. Hinter dem Schloss liegt der 0,5 ha große, neugestaltete Park mit einem Wasserspielplatz. Klipphausen ist der Geburtsort des Lyrikers Wulf Kirsten.

Am östlichen Ortsrand gelangt man am rechten Ufer der Wilden Sau auf einem gut ausgebauten Wanderweg zur Lehmannmühle. Das malerische Anwesen wurde 1501/1528 ersterwähnt. In der Wassermühle wurde bis 1988 Getreide gemahlen. Das oberschlächtige Wasserrad von 3,2 m Durchmesser dient jetzt der Stromerzeugung (3 kW). Das technische Denkmal beherbergt die Geschäftsstelle des Sächsischen Mühlenvereins. Direkt über dem Mühlengraben ist die mehrhundertjährige Sommerlinde bemerkenswert.

Weiter auf dem Neudeckmühlenweg gelangen wir über eine Brücke auf das rechte Ufer zur Schlossmühle (1535). Sie war das größte Mühlengut mit ihrem repräsentativen Vierseithof im Tal. Nach 1958 wurde die Mühlentechnik ausgebaut.

Etwas weiter flussabwärts befand sich am linken Saubachufer die Walkmühle. In ihr wurde Leder gewalkt. Durch Brandstiftung wurde sie leider 1930 vernichtet. Nach einigen Minuten erreicht man die Neudeckmühle mit ihrer historischen Brücke über die Wilde Sau.

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Abb. 1: Neudeckmühle am Saubach
Abb. 1: Neudeckmühle am Saubach (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Im Jahre 1570 erstmalig erwähnt, wurde sie von Karl Wilhelm Poitz am 13. Juli 1876 gekauft. Sie ist seitdem in Familienbesitz. Die Neudeckmühle ist zugleich historische Mühle und Gasthof. Schon vor 1900 war sie ein beliebtes Ausflugsziel der Wilsdruffer Bürger. Der Mühlen- und der Backbetrieb wurden 1961 eingestellt. Das Wasserrad mit 7,5 m Durchmesser und die Mühlentechnik wurden abgebaut. Die Gaststätte lädt weiter zur Einkehr ein. Unter der Brücke über die Wilde Sau nistet die seltene Wasseramsel.

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Abb. 2: Steinbruchhang über der Neudeckmühle
Abb. 2: Steinbruchhang über der Neudeckmühle (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Der Abschnitt des Saubachtales von der Neudeckmühle bis Constappel wird durch die Gesteine des Meißener Massivs bestimmt. Im Gebiet der linkselbischen Täler anstehend und flächenhaft verbreitet ist der Hornblendemonzonit, früher als Syenit bezeichnet.

Auf der rechten Hangseite unterhalb der Neudeckmühle befindet sich ein kleiner Steinbruch, dem Material für örtliche Bauvorhaben entnommen wurde. Hoch über dem Tal befinden sich die Reste einer mittelalterlichen Burganlage.

Station 4: Steinbruch an der Neudeckmühle zur Kartenansicht >>

Abb. 3: Wallgraben der Turmhügelburg Schönenberg
Abb. 3: Wallgraben der Turmhügelburg Schönenberg (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Das Burgplateau mit Wallgraben erreicht man am leichtesten von der Kehre der Wilden Sau unterhalb der Neudeckmühle. Die Anlage wird 1350 erstmalig als Schönenberg genannt. Über die Geschichte der Anlage ist wenig bekannt. Sie steht offenbar im Zusammenhang mit dem benachbarten Ort Kleinschönberg.

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Abb. 4: Saubachtal Ahorn-Lindenreiche Blockfluren
Abb. 4: Saubachtal Ahorn-Lindenreiche Blockfluren (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Wandert man das Tal der Wilden Sau weiter abwärts, fällt am Weg am Rande einer Blockflur ein Gedenkstein von 1918 auf, der von den Eltern der Besitzer des Schönberges Gutes Maune zum Gedenken an ihren im Ersten Weltkrieg gefallenen Sohn gesetzt wurde.

Die Wälder im mittleren und unteren Teil des Saubachtales werden von artenreichen Eichen-Hainbuchenbeständen gebildet. Hier sind auf frischen nährstoffreichen Böden das Berg-Hartheu, und das Wald-Labkraut und auf basisch reagierenden Böden, z. B. am Hang des Mündungsbereiches des Prinzbaches, das Leberblümchen. In Kerbtälern tritt der linden-ahornreiche Blockhaldenwald auf. Obwohl zu DDR-Zeiten bis in den Wald hinein beweidet wurde, haben sich Restbestände des geschützten Seidelbastes an den Waldrändern erhalten.

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Abb. 5: Wiesen und Wald im mittleren Saubachtal
Abb. 5: Wiesen und Wald im mittleren Saubachtal (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Die Wiesen im unteren Teil des Saubach- und Prinzbachtales werden sowohl durch feuchte Auböden mit der Kohlkratzdistel und seltener der giftigen Herbstzeitlosen eingenommen als auch von beweideten Glatthaferwiesen. Die Flora wird durch typische Charakterarten der Glatthaferwiesen, wie Wiesen-Storchschnabel und Wiesen Pippau, bestimmt. Nach ca. 3 km Wanderung durch das abwechslungsreiche Tal erreicht man die Mündung des Prinzbaches.

Station 7: Mündung des Prinzbaches zur Kartenansicht >>

Abb. 6: Mündung Prinzbach in den Saubach
Abb. 6: Mündung Prinzbach in den Saubach (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

In diesem Bereich ist der Prinzbach von alten Korbweiden, Erlen und Pappeln am Ufer bestanden. Typische Uferpflanzen sind, wie auch an der Wilden Sau, der Wald-Goldstern, der Gundermann, das Scharbockskraut und die Süße Wolfsmilch.

Der Prinzbach mündet in ein Gebiet, das durch Glatthaferwiesen und artenreiche Streuobstwiesen bestimmt wird. Von hier wandern wir nach Überquerung des Saubachtales (Furt oder etwas oberhalb Brücke) bis zur weithin sichtbaren Kirche in Constappel.

Station 8: Constappel zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Constappel Kirche
Abb. 7: Constappel Kirche (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Auf dem Wanderweg nach Constappel liegt rechter Hand der Friedhof des Ortes mit einer reichen Frühjahrs- und Stinzenflora. Von hier grüßt schon die geschichtsträchtige Kirche von Constappel. Der Ort markiert im Übergangsraum der Gaue Daleminzien und Nisan die Grenze zum erst in der zweiten Hälfte des 12. Jh. weiter südlich Richtung Wilsdruff agrarisch erschlossenen Gebiet. Die bemerkenswerte Dorfkirche geht auf einen romanischen Vorgängerbau des 12./13. Jh. zurück; das überlieferte Nikolaipatrozinium ist für eine dörfliche Pfarrkirche in Sachsen ungewöhnlich. Im späten Mittelalter wurde die Kirche zum Zentrum einer durch päpstliche Urkunden 1358 und 1515 bestätigten regionalen Wallfahrt, deren Erfolg wohl um 1500 zum weiteren Ausbau, möglicherweise zur Anlage des Querhauses führte. 1652 ließ die Rittergutsbesitzerin Sophie Pflugk die Kirche grundhaft erneuern. Ihre heutige Form geht auf den neoromanischen Umbau des späten 19. Jh. zurück. Auf dem Friedhof liegt das Grab des bedeutenden Erfinders, Autobauers und Unternehmers Emil Nacke (1843–1933).

Bei der Rückwanderung über Hartha lohnt es sich, die Halbtrockennrasen und Streuobstwiesen am Saubachhang in Augenschein zu nehmen.

Station 9: Trockenhänge und Streuobstwiesen Hartha? zur Kartenansicht >>

Abb. 8: Halbtrockenrasen und Streuobst Saubachtal bei Hartha
Abb. 8: Halbtrockenrasen und Streuobst Saubachtal bei Hartha (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Auf den trockenen Lössstandorten sind artenreiche Wiesengesellschaften mit Flaum-Hafer und Feld-Thymian ausgeprägt. Die dominierenden Trockenrasengesellschaften sind Thymian-Schafschwingelrasen und Pechnelken-Hahnenfuß-Gesellschaft. Hier finden sich neben dem Knolligen Hahnenfuß, Berg-Platterbse und Zypressen-Wolfsmilch auch die kleinen Frühjahrsblüher Acker-Goldstern, Wiesen-Goldstern und Dreiteiliger Ehrenpreis.

In den artenreichen Streuobstwiesen finden sich viele geschützte Pilz- und Insektenarten, so eines der größten Vorkommen der FFH-Art Juchtenkäfer im Gebiet. Auf fast unbefahrener Landstraße und Feldwegen geht es nach Klipphausen zurück.


Empfohlene Zitierweise

Hans-Jürgen Hardtke und Harald Worms: “Rundwanderung Klipphausen” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/83_e_507_klipphausen/, Stand 10.12.2022

Quellen und weiterführende Literatur

  • Keine

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Neudeckmühle (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)