Am Dreißiger Wasser von Beicha nach Schleinitz

Von Hans-Jürgen Hardtke und Friedemann Klenke – 12/2022

Die etwa vierstündige Rundwanderung zu Fuß führt von Beicha am Dreißiger Wasser entlang über Lossen bis zum Schloss Schleinitz. Nach Besichtigung der Schlossanlage mit Park geht es über das NSG Großholz Schleinitz und Petzschwitzer Holz mit der Triangulationssäule auf der Straße Churschütz–Meila und einem Feldweg nach Beicha zurück.

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Übersicht

Exkursionsdauer: vier Stunden Rundwanderung: Anfahrt mit Bus oder Pkw bis Beicha und dann zu Fuß Exkursionsinhalt: heimatkundliche Exkursion mit Schwerpunkt Dorfstruktur mit Dorfkirche, Schloss, Naturausstattung (Bachflora, NSG Großholz) Zielgruppe: Natur-und Heimatfreunde, Jugendliche, Lehrer und Apotheker

Station 1: Beicha mit Kirche, ehemaligem Rittergut, Friedhof und ehemaliger Bahnanlage zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Kirche in Beicha
Abb. 1: Kirche in Beicha (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Die Exkursion beginnt an der Kirche in Beicha. Der Ort Beicha ist seit 1328 sicher belegt. Bereits 1185 wird ein Petrus de Pichowa in einer Urkunde genannt. Heute ist Beicha mit Mochau vereinigt. Die einfache Kirche aus dem Jahr 1834 wurde im Barockstil nach dem Brand der alten Kirche 1833 errichtet. Die Orgel baute K. G. Hecker. Das farbige Glasfenster stammt aus dem Jahre 1935.

Gegenüber steht das leider heute unbewohnte Pfarrhaus aus dem Jahre 1790. Neben der Kirche befindet sich ein unter Denkmalschutz stehender schöner Vierseithof mit Gebäude vom Jahre 1883 (Geßnerhof) mit Fachwerk.

Oberhalb der Kirche und der ehemaligen Schule vom Jahre 1894 befand sich das Rittergut, das 1945 enteignet wurde. Als Volksgut vereinigte es sich 1970 mit dem ehemaligen Rittergut Noschkowitz und führte die von Familie Uhlemann begründete berühmte Pferde-und Schweinezucht fort. Seit 1990 steht das Gut leer und wurde später von der Treuhand verkauft. Die Gebäude verfallen, die Scheune ist bereits abgetragen. Im verwilderten Park fällt eine große Blutbuche auf. Der neue Besitzer hat offenbar noch kein Nutzungskonzept für die Anlage. Das Gebäude der ehemaligen Hopfenpflückerei wurde durch eine Firma erworben und neben dem Gewerbebetrieb mit vier Wohnungen umgebaut.

Der Friedhof von Beicha, angelegt 1844, liegt unmittelbar an der Dorfstraße. Sehenswert sind auf dem Friedhof das Mausoleum der Gutsbesitzerfamilie Zieger aus Dreißig im griechischen Stil und die Begräbnisstätte der Familie Schmidt-Gödelitz von Gut Gödelitz. Ein Denkmal und ein Gedenkstein erinnern an die Gefallenen des Ersten und des Zweiten Weltkrieges, darunter der rote Granitstein für die am 29. April 1945 in der „Lommatzscher Schlacht“ gefallenen Soldaten.

Unsere Wanderung geht zur Kirche zurück bis zum ehemaligen Bahnhof.

Station 2: Zwischen Straße und Dreißiger Wasser zur Kartenansicht >>

Abb. 2: Ehemaliges Bahnhofsgelände in Beicha
Abb. 2: Ehemaliges Bahnhofsgelände in Beicha (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Am Fuße der Kirche war das Bahngelände mit dem Bahnhof von Beicha, der leider abgerissen wurde. Dort wo jetzt ein Weg vorhanden ist, lag einst das Hauptgleis. Auf dem rechts davon liegenden Ladegleis wurden vor allem landwirtschaftliche Produkte verladen. Heute erinnern nur noch ein wieder rekonstruierter Güterwagon der Reichsbahn und ein kleines Museumsgelände (eingerichtet vom Ortschronisten Reiner Geßner) an das Bahngelände.

Von hier aus kann man auf dem ehemaligen Bahndamm am Dreißiger Wasser entlang bis zu einer Wegabzweigung mit Brücke über den Bach bis Nelkanitz wandern.

Zwischen der Straße und Dreißiger Wasser liegt eine artenreiche Glatthaferwiese. In diesem Gelände und in der Ortsflur von Beicha kann jährlich wieder der Wiedehopf beobachtet werden. Kurz vor der Wegabzweigung steht eine Bank unter einer alten Eiche mit einen Markierungsstein, der die Inschrift „Beichaer Wasser“ trägt. Das Dreißiger Wasser wurde melioriert und begradigt. Der wiesenseitige Uferstreifen ist durch eine monotone Brennnesselflur gekennzeichnet. Der rechte Hang trägt einen Eichen-Hainbuchenwald mit reicher Frühjahrsflora.

Station 3: Von Nelkanitz über Lossen zum Schloss Schleinitz zur Kartenansicht >>

Abb. 3: Wanderweg am Dreißiger Wasser
Abb. 3: Wanderweg am Dreißiger Wasser (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Von Nelkanitz kann man über Lossen bis zum Schlossgelände Schleinitz wandern.

Nelkanitz, mit 98 ha Block-und Streifenfluren, gehört seit 1996 zu Mochau. Es wird 1291 erstmalig genannt. Der Ort ist landwirtschaftlich geprägt. Heute ist der Landwirtschaftsbetrieb Koch mit 1300 ha durch seinen Zuckerrüben-, Mais- und versuchsweise Kichererbsenanbau bekannt. Es geht weiter auf der Landstraße bis Lossen, das 1288 erstmalig genannt wird. Der Ort hat 96 Einwohner. In Lossen stehen noch ein kleines, jetzt umgebautes, Bahnhofsgebäude und die Reste einer Stahlbrücke der ehemaligen Schmalspurbahn. Von Lossen aus erreicht man nach 1 km Wanderung Schleinitz.

Station 4: Schloss und Parkanlage Schleinitz zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Kletterrose Bobbi James (Rekordgehölz) am Schloss Schleinitz
Abb. 4: Kletterrose Bobbi James (Rekordgehölz) am Schloss Schleinitz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Abb. 5: Schloß Schleinitz
Abb. 5: Schloß Schleinitz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Schleinitz ist der namengebende Stammsitz des bedeutenden meißnischen Adelsgeschlechtes von Schleinitz, das erstmalig 1231 mit Goteboldus de Zlinitz genannt wird. Das heutige Schloss Schleinitz ist aus einer mittelalterlichen Wasserburg entstanden. Diese ist von einem tiefen, künstlich angelegten Graben umgeben, der ursprünglich mit Wasser gefüllt war. Von der Burg haben sich zwei in den Graben auskragende Rundtürme erhalten. An der Ostseite wurde 1518 eine spätgotische Schlosskapelle angefügt, die von einem kunstvollen Zellengewölbe überdeckt wird.

Mit dem Herrensitz sind die Namen anderer sächsischer Adelsgeschlechter verbunden, so mit von Loß, Bose, von Zehmen und, als letzte Besitzer bis zur Enteignung 1945, von Friesen. Man sollte nicht versäumen, das Museum in den Nachbargebäuden zu besuchen. Neben der Kirche befindet sich eine interessante Wegsäule.

Der gut erhaltene, ca. 5 m tiefe Graben der ehemaligen Wasserburg wurde spätestens von Freiherr Stefan von Friesen nach 1906 mit Wiese, Gehölzen, vor allem Nadelgehölzen und mit einem Rundweg als Ziergarten gestaltet. Davon blieb eine Weymouths-Kiefer erhalten. Seit 2008 ist eine bereits 8 m hohe besondere Kletterrose der weißblühenden Sorte ‘Bobbi James‘ an der schönen zweibogigen Steinbrücke und dem Burggemäuer zu bewundern. Sie ist in dieser Größe und mit 21 cm Stammumfang das Rekordgehölz dieser Sorte in Deutschland. An den Schloss- und Parkmauern ist eine reichartige Mauerflora ausgeprägt. Dabei fallen die zierlichen gelbvioletten Blüten des Zimbelkrautes und grazilen Wedel der Mauerraute und des Braunstieligen Streifenfarns besonders auf.

Der Schleinitzbach ist nordöstlich des Schlosses zu einem Teich angestaut. In ihm kommen die Wasserpflanzen Ähriges Tausendblatt, Kleine Wasserlinse und Krauses Laichkraut vor. Im Röhricht finden wir Breitblättrigen Rohrkolben und die Wasserschwertlilie.

Station 5: NSG Großholz und Petzschwitzer Holz zur Kartenansicht >>

Abb. 6: NSG Großholz Schleinitz
Abb. 6: NSG Großholz Schleinitz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Vom westlichen Schlossgelände führt ein Weg zum NSG Großholz und Petzschwitzer Holz.

Das Großholz Schleinitz und Petzschwitzer Holz liegt am Südosthang der Schleinitzhöhe (254,5 m ü. NN). Es ist ein Restwald inmitten des windoffenen Agrarlandes, der 1761, als er noch zum Rittergut Schleinitz gehörte, etwa 100 ha Fläche umfasste. Er wurde damals als Mittelwald und für die Jagd genutzt. Leider wurde der Wald zugunsten fruchtbaren Ackerlandes bis auf 44 ha verkleinert. Seit 1961 und erweitert 2021 ist er als Naturschutzgebiet eingetragen. Es ist Bestandteil des FFH-Gebietes 170 „Großholz Schleinitz”.

Der überwiegend lindenreiche Eichen-Hainbuchen-Wald entspricht der natürlichen Bestockung. Die Baumschicht ist aus Stiel- und Trauben-Eiche, Hainbuche und Winterlinde zusammengesetzt, ferner kommen Berg-Ahorn, Esche und Rot-Buche vor. Die Strauchschicht setzt sich aus Eberesche (Sorbus aucuparia), Faulbaum (Frangula alnus) und, durch Nährstoffeintrag gefördert, Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) zusammen.

Neben typischen Frühjahrsblühern der Laubwälder sind auch Märzenbecher und Sanikel zu finden. Unter den Säugetieren sollen die Mopsfledermaus und die Haselmaus hervorgehoben werden. Typische Brutvögel sind Schwarzspecht und Grünspecht, Bunt- und Kleinspecht, der Milan und der Halsband-Fliegenschnäpper. Untersuchungen zur Käferfauna (LORENZ (2006, 2020)), mit dem Schwerpunkt xylobionte Arten, ergaben 254 Holz- und Pilzkäferarten, darunter der Eichen-Widder-Bock (Plagionotus detritus) und der seltene nur 2 mm große Pilzkäfer Symbiotes gibberosus.

Station 6: Schleinitzhöhe mit Triangulationssäule zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Triangulationssäule Schleinitzhöhe
Abb. 7: Triangulationssäule Schleinitzhöhe (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Die Säule steht auf der Schmeinitzhöhe (256,1 m ü. NN) unmittelbar am Weg. Die aus Lausitzer Granit bestehende Triangulationssäule Nr. 102 wurde im Zuge der Vermessung Sachsens durch Christian August Nagel im Oktober 1868 errichtet.

Von hier aus auf dem Weg bis zur Straße Churschütz–Meila und von da bis zum Feldweg, der nach Beicha abzweigt, zum Ausgangsort zurück.


Empfohlene Zitierweise

Hans-Jürgen Hardtke und Friedemann Klenke: “Am Dreißiger Wasser von Beicha nach Schleinitz” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/83_e_502_dreissiger-wasser/, Stand 10.12.2022

Quellen und weiterführende Literatur

  • Interessengemeinschaft Nagelsche Säulen und Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (Hg., 2018): Historische Vermessungsäulen in Sachsen. Eine Spurensuche.

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Wanderweg am Dreißiger Wasser (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)