Die Barockkirchen in der Fränkischen Schweiz

Von Klaus Raschzok – 09/2019

Die Exkursion führt zu ausgewählten typischen katholischen wie protestantischen Barockkirchen der Fränkischen Schweiz im ehemaligen Einfluss- bzw. Herrschaftsbereich des Fürstbistums Bamberg, der Landpflege der Freien Reichsstadt Nürnberg sowie der fränkischen Reichsritterschaft. Bei den katholischen Barockkirchen werden sowohl Kloster- wie Wallfahrtskirchen und klassische ländliche Pfarrkirchen berücksichtigt. Die protestantischen Barockkirchen zeichnen sich weitgehend durch den im 18. Jahrhundert modischen Kanzelaltar, den Herrschaftsstand, reiche Stuckierungen, Deckengemälde und die meist zweigeschossigen Emporenanlagen aus. Lediglich die Kirchenbauten der Nürnberger Landpflege bieten im Barockzeitalter noch konservative Lösungen mit getrennter Aufstellung von Altar und Kanzel. Gezeigt wird zudem das Phänomen der ländlichen Emporenmalerei.

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Exkursionsdauer: 1 ganzer Tag mit Pkw oder Bus von ca. 120 km Länge. Die für die Exkursion vorgeschlagenen Kirchen sind in der Regel tagsüber geöffnet.

Möglichkeiten zum Einkehren: In der Mitte der Strecke sind als gastronomische Haltepunkte für ein Mittagessen zu empfehlen: Gaststätte Frankengold (Behringersmühle) (nach Station 7), Brauerei-Gasthof Held (Oberailsfeld) (neben der Station 8) oder Gaststätte Neumühle (im Ailsbachtal unterhalb von Station 9). Die Auswahl an guten Restaurants und Cafés entlang der Strecke ist indes so groß, dass auch weitere gastronomische Stätten und Angebote vom bürgerlichen Gasthof über internationale Küche bis zu Kaffee und Kuchen oder Speiseeis vorhanden sind.

Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): Verzicht auf die Station 14 (Vierzehnheiligen), die weitab von den übrigen Stationen liegt. Sie ist allerdings im Rahmen der Kirchen ein besonders außergewöhnliches Beispiel. Bei besonders knappem Zeitbudget ist es auch möglich, die Exkursion nach Station 10 (Heiligenstadt) abzubrechen und die Standorte 11 bis 14 nicht anzufahren.

Einleitung

Am Rückgriff auf Künstler aus den benachbarten kulturellen Zentren Bamberg, Würzburg, Bayreuth, Kulmbach, Ansbach und Nürnberg, teilweise unter Hinzuziehung örtlicher Handwerker bei den Kirchenbauten, wird deutlich, dass die Fränkische Schweiz nie ein geschlossenes Territorium mit einem einzigen kulturellen Mittelpunkt war, sondern die großen, das Gebiet rahmenden Städte und Residenzen hier ausstrahlten. Die katholischen wie protestantischen Barockkirchenbauten der Fränkischen Schweiz spiegeln den Normalbestand ihrer Epoche mit hellen, lichten, zum großen Teil stuckierten Räumen und Deckengemälden. Eine Sonderstellung nehmen die Wallfahrtskirchen Gößweinstein und Vierzehnheiligen als herausragende Bauten eines bedeutenden Architekten mit Balthasar Neumann als Baumeister des Bamberger Fürstbischofs ein. Allerdings kommt es auch hier zu einer Trennung von Planung bzw. Entwurf und Ausführung durch nachgeordnete Mitarbeiter Neumanns.

Insgesamt existieren mehr Verbindungslinien zwischen den barocken katholischen und protestantischen Kirchenbauten als zumeist angenommen: Es ist das Bedürfnis nach Symmetrie und Licht, der Einsatz künstlerischen Stuckes oder die Ausstattung mit Deckengemälden. Verbindend ist die Helligkeit der lichtdurchfluteten Kirchenräume mit großen und wegen des benötigten Lichtes in der Regel klar verglasten Fenstern. Der Drang der Epoche zu symmetrischen Anlagen führt dazu, dass im katholischen Kirchenraum mit dem Tabernakel-Hochaltar bzw. im protestantischen Kirchenraum mit dem Kanzelaltar die zentralen Ausstattungsstücke in einer Raumachse übereinander angeordnet werden. Bezeichnend für beide Konfessionen im Gebiet der Fränkischen Schweiz sind bei den Barockkirchen auch die Vielzahl der figürlichen Plastiken auf den Altären und die Nutzung der Emporenbrüstungen als weiteren Bildort. Bei den Kanzeln zeigen sich ebenfalls Übereinstimmungen beider Konfessionen in der obligatorischen Heilig-Geist-Taube unter dem Schalldeckel, dem Kruzifix gegenüber der Kanzel für den Prediger, den Evangelistenfiguren am Korpus und dem Schmuck des Schalldeckels mit auferstehungsbezogener Symbolik.

Beim protestantischen Kirchenbau kommt seit der Reformation dem festen Gestühl eine wichtige Bedeutung zu, auch als Einnahmequelle wie als Abbild einer ständisch gegliederten Gesellschaft. Die Kanzel wird neben dem Hochaltar zum gleichberechtigten liturgischen Ausstattungsgegenstand. Zur ständischen Gliederung der um die Predigt im Sitzen versammelten Gemeinde (die Frauen im Erdgeschossbereich, die Männer auf den Emporen) gehören ein weitgehend nicht mehr erhaltener eigener Pfarrstand im Erdgeschoss für den Pfarrer und seine Familie sowie aufgrund der kleinteiligen territorialen Struktur der Fränkischen Schweiz in den meisten der Kirche ein in die Emporenanlage eingefügter, gegenüber von Kanzel oder Kanzelaltar angeordneter Herrschaftsstand für den Landes- bzw. Territorialherren oder dessen örtliche Vertretung. Dieser ist als der in der Regel einzige heizbare Raum der Kirchen mit Schiebefenstern ausgestattet, um sowohl die Wärme zu halten, als auch den wichtigsten Sequenzen des Gottesdienstes mit geöffneten Fenstern folgen zu können.

Für den ländlichen barocken protestantischen Kirchenbau spielen farbig bemalte Emporenbrüstungen mit biblischen Szenen nach Vorlagen aus bebilderten Bibeln bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts eine wichtige Rolle. Deckenmalerei ist jedoch eher selten anzutreffen und weist dann auf die gehobene Bedeutung einer protestantischen Barockkirche hin. Die Kanzeln bestehen nach der Mitte des 18. Jahrhunderts häufig ohne Bildschmuck. Die protestantischen Altarretabel verfügen in der Sockel- bzw. Predellazone meist über einen Abendmahlsbezug, um den zur Austeilung von Brot und Wein knieenden Kommunikanten die Bedeutung des Abendmahls anschaulich vor Augen zu halten. Häufig begegnet hier Jesu letztes Abendmahl als bildliche Darstellung oder ein abendmahlsbezogener Schrifttext. Flankierende Figuren der Heilsgeschichte wie David, Mose, Aaron und Melchisedek gehören ebenfalls zum ikonografischen Programm der Altarretabel und der Kanzelaltäre. Engelsfiguren begleiten im Auszug oder auf dem Gebälk aufsitzend die Abbildung der sogenannten Hauptheilstatsachen von der Geburt Jesu über Kreuzigung und Auferstehung bis zur Himmelfahrt.

Der Gebrauch des Gesangbuches im Gottesdienst ist im 18. Jahrhundert im protestantischen Bereich selbstverständlich geworden. Daher benötigen die Räume ausreichendes Licht, um aus dem Gesangbuch singen zu können. Die Bildprogramme beschränken sich meist auf biblische Motive, die durch Wappen der jeweiligen Landesherrschaft ergänzt werden können. Legendäre Motive und Szenen aus dem Heiligenleben fehlen weitgehend.

Der Kanzelaltar mit seiner Übereinanderordnung von Altartisch und Kanzel begegnet auch in den Kirchen der Fränkischen Schweiz als typische Erscheinung des protestantischen Kirchenbaus im 18. Jahrhundert. Er ist Ausdruck der theologischen Gleichrangigkeit von Predigt und Abendmahlsfeier. Auch der Taufstein wird gerne sichtbar und in der gleichen Achse wie der Kanzelaltar im Raum aufgestellt und dient nicht nur dem Vollzug der Taufe, sondern auch zur Tauferinnerung und Taufgewissheit der gottesdienstlich versammelten Gemeinde. Beliebt sind in den protestantischen Barockkirchen auch in der Fränkischen Schweiz zum Teil menschengroße Engelsfiguren als Träger der Taufschale. Lutherische Beichtstühle, die bis ins ausgehende 18. Jahrhundert selbstverständlich zur Kirchenausstattung gehörten, sind wie an vielen anderen Orten in der Fränkischen Schweiz, mit Ausnahme von Betzenstein, nicht mehr erhalten.

Der barocke katholische Kirchenbau mit seiner harmonischen Fassadengestaltung zeichnet sich ebenfalls durch helle, lichtdurchflutete Räume aus. Sie werden durch ihren Figuren- und Bilderreichtum zum Bild der triumphierenden Kirche als bewusster Selbstdarstellung. Der Bereich des Hauptaltars ist vom Schiff kaum mehr abgesetzt, da der Raum als Einheit verstanden wird. Die Seitenaltäre, etwas kleiner in der Dimension, steigern die Wirkung des Hauptaltars. Das Licht ist klar und hell. Der häufig eingesetzte Stuck benötigt ebenfalls ausreichendes Licht für seine Raumwirkung. In der Regel finden sich daher große Fensterlösungen. Der Hauptaltar ist in seiner zentralen Achse in der Zone unterhalb des Altarbildes mit einem prachtvoll gestalteten, schreinförmigen und verschließbaren Tabernakel zur Aufbewahrung der geweihten Hostien als architektonische Korrespondenz zum Kanzelaltar ausgestattet. Auf dem Tabernakel aufliegend findet sich häufig das Buch mit den sieben Siegeln und dem darauf thronenden Lamm aus der Offenbarung des Johannes. Zum Bildprogramm einer klassischen barocken katholischen Pfarrkirche gehört der Hauptaltar mit der Darstellung des Patrons der Kirche. Die Nebenaltäre zeigen häufig Christus und Maria, oft begleitet von weiteren Heiligen. Die Decke und die Deckengemälde und ihr Stuck dienen als Abbild des Himmels, während die Kanzel zum Ort der Kirche und ihrer Lehre wird und auch ein entsprechendes Bildprogramm aufweist. Der Haupt- bzw. Hochaltar ist der Ort der Gemeindemesse, während die Seitenaltäre Orte der privaten Frömmigkeit sind und bei Privat- und Seelenmessen wie beim Gebet liturgische Verwendung finden. Heute werden die Seitenaltäre in den katholischen Kirchen fast nie mehr als Altäre verwendet. Die katholischen Kanzeln als wichtiges Ausstattungselement der Barockkirchen sind mit der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils funktionslos geworden, da die Predigt des Priesters an den Ambo in der neu eingerichteten Altarinsel mit dem Volksaltar als retabellosem Tischaltar, an dem der Priester zur Gemeinde zugewandt amtieren kann, gewandert ist.

Wichtig ist schließlich der Zusammenhang von katholischen Barockkirchen und Wallfahrt. Die beiden Beispiele Gößweinstein und Vierzehnheiligen sind bewusst für die Funktion als Wallfahrtskirche konzipiert. Sie sind architektonisch um das im Raum manifeste Ziel der Wallfahrt errichtet, in Gößweinstein das spätmittelalterliche in den Hochaltar eingefügte Gnadenbild, in Vierzehnheiligen die Stelle der Erscheinung des Christkindes und der 14 Nothelfer, die durch den Gnadenaltar wie ein kostbares Schmuckstück gefasst wird. Zudem verfügen sie über ausreichend Bewegungsraum für häufig parallel im Kirchenraum feiernde Wallfahrergruppen mit ihren Priestern.

So stellt die Fränkische Schweiz auch im Barockzeitalter eine vielfältige Kirchenlandschaft dar. Sie „ […] bietet nicht nur landschaftlich viel Abwechslung, sondern auch hinsichtlich der Kirchen: Da gibt es große, das Ortsbild beherrschende Kirchen und solche die bescheiden am Ortsrand liegen. Da gibt es kleine Kapellen und wehrhaft wirkende Anlagen. Von einigen Stellen aus sieht man mehrere von Kirchtürmen bekrönte Dörfer und dann wieder kann man durch mehrere Orte kommen, die keine Kirche besitzen. Es gibt eine Vielfalt von gotischen und barocken Formen, von Kirchen aus dem 10. Jahrhundert und auch zahlreiche aus unserer Zeit. Die Innenräume bieten eine große Variationsbreite unterschiedlicher Ausstattung.“ (POSCHARSKY 1990, S. 12)

Die Exkursion beginnt in Weißenohe, an der B 2 zwischen Nürnberg und Bayreuth gelegen.

Station 1: Weißenohe, Katholische Pfarrkirche und ehemalige Klosterkirche St. Bonifatius zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Turmfassade der ehemaligen Klosterkirche Weißenohe
Abb. 1: Turmfassade der ehemaligen Klosterkirche Weißenohe (Foto: Herbert Popp)

Der Grundstein der ehemaligen Klosterkirche des 1053 gegründeten Benediktinerklosters wurde 1693 gelegt. 1707 erfolgte die Weihe des nach Plänen von Wolfgang Dientzenhofer errichteten Kirchenbaus (Abb. 1). Der unmittelbar anschließende Abtsbau wurde 1725–1727 nach Plänen von Johann Dientzenhofer errichtet. Auch heute noch zu ahnen ist seine Einbindung in die einstmals mächtige Klosteranlage des 1803 im Zusammenhang mit der Säkularisation aufgelösten Klosters. Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters und sein Abtsbau stehen noch (Abb. 2), während dessen zwei parallel zur Kirche verlaufende Klosterflügel damals abgerissen wurden (Abb. 3). Der Abt des Klosters war 1554 zum lutherischen Glauben gewechselt. Da das Kloster jedoch bereits 1628 an das Herzogtum Bayern fiel, zogen 1669 wieder Benediktinermönche ein. In Folge von deren Auszug 1803 wurde der Chorraum Mitte des 19. Jahrhunderts um ca. sechs Meter verkürzt (Abb. 4), da die Kirche nur noch die Funktion einer Pfarrkirche hatte und der Mönchschor überflüssig geworden war.

Der Hochaltar aus der Zeit um 1720 stammt wie die Kanzel von 1713 vom Auerbacher Bildhauer Johann Michael Doser (1678–1756). Er zeigt im Mittelbild den Märtyrertod des Heiligen Bonifatius, flankiert von Statuen des Heiligen Wunibald und König Richards von England und lässt mit seinem Bildprogramm noch die Beziehungen des Klosters zur Bischofsstadt Eichstätt ahnen, zu deren Gebiet Weißenohe ursprünglich gehört hatte.

Abb. 2: Rückwärtige Ansicht der ehemaligen Klosterkirche Weißenohe mit Prälatenbau (l.)
Abb. 2: Rückwärtige Ansicht der ehemaligen Klosterkirche Weißenohe mit Prälatenbau (l.) (Foto: Herbert Popp)
Abb. 3: Kupferstich der Klosteranlage von Weißenohe um 1720 / 30 von P. Franziskus Kohl aus Michelfeld
Abb. 3: Kupferstich der Klosteranlage von Weißenohe um 1720 / 30 von P. Franziskus Kohl aus Michelfeld (Quelle: Staatsarchiv Amberg, Bilder 17)
Abb. 4: Grundriss der Klosterkirche Weißenohe
Abb. 4: Grundriss der Klosterkirche Weißenohe (Quelle: Breuer 1961, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)
Abb. 5: Innenansicht der Klosterkirche
Abb. 5: Innenansicht der Klosterkirche (Foto: Herbert Popp)

Der linke, um 1720 entstandene Nebenaltar zeigt die Himmelfahrt Mariens, oben Joseph mit dem Jesuskind, und seitlich die Eltern Marias, Joseph und Anna. Der um 1750 / 1775 entstandene rechte Nebenaltar ist dem Typus des Ordensaltars zuzuordnen und zeigt den Tod des Heiligen Benedikt und im Auszug den Tod seiner Schwester, der später heiliggesprochenen Scholastika. Seitlich stehen mit den Äbten Maurus und Placidus zwei Ordensheilige. Die Kanzel von 1713 wird durch Christus und die vier Evangelisten geschmückt, während die Deckengemälde erst 1888 entstanden sind (Abb. 5). Die Klosterkirche ist heute Pfarrkirche für die Katholiken der umliegenden, inmitten der 1528 evangelisch gewordenen Ortschaften des Nürnberger Landes.

Auf der B 2 ca. 3 km nach Norden fahren und dann links in den Ortskern von Gräfenberg abbiegen. Die Dreieinigkeitskirche liegt im südlichen Teil der ummauerten Altstadt.

Station 2: Gräfenberg, Evangelisch-Lutherische Trinitatiskirche zur Kartenansicht >>

Abb. 6: Grundriss der Stadtpfarrkirche von Gräfenberg
Abb. 6: Grundriss der Stadtpfarrkirche von Gräfenberg (Quelle: BREUER 1961, S. 114, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)

Die an der von Nürnberg nach Sachsen führenden historischen Straße liegende Stadt Gräfenberg, die ihr Stadtrecht 1347 erhielt, wurde im 16. Jahrhundert wegen ihrer strategisch wichtigen Lage von der Freien Reichsstadt Nürnberg erworben. Bei der im Stadtzentrum gelegenen Stadtpfarrkirche handelt es sich um die 1699 erfolgte Erweiterung des spätgotischen Chores von 1462 durch ein barockes Langhaus (Abb. 6) und den Einzug einer auf drei Seiten umlaufenden Doppelempore mit einem eingebauten Herrschaftsstand für die Nürnberger Landpfleger und ihre Familien zu einer repräsentativen Stadtpfarrkirche der Nürnberger Landpflege (Abb. 7 u. 8). Altar, Kanzel und Taufbecken stammen aus der Zeit um 1700. Wie im Nürnberger Gebiet üblich, werden Kanzel und Altar noch in konservativer Manier getrennt aufgestellt und nicht wie im Einflussbereich des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth zum Kanzelaltar zusammengefügt. Das Altarretabel im hell erleuchteten Chorraum ist als offener Rahmen mit übereck gestellten Säulen gestaltet. In seiner Mitte befindet sich ein von zwei gedrehten, mit Weinlaub umrankten Säulen eingestellter plastischer Kruzifixus. Bekrönt wird das Retabel durch das für den hebräischen Gottesnamen stehende Tetragramm im Strahlenkranz (Abb. 9). Die Kanzel in traditioneller Stellung am Chorbogen ist mit Fruchtgehängen verziert. Der Schalldeckel trägt die lateinische Inschrift „DEI AVDITE VERBVM“ und ruft die versammelte Gottesdienstgemeinde zum Hören des Wortes Gottes auf. Der der Kanzel gegenüber positionierte Herrschaftsstand für die Nürnberger Landpfleger ist ursprünglich beheizbar und deshalb mit beweglichen Schiebefenstern sowie einer weiteren seitlichen Blickmöglichkeit auf den Altar ausgestattet. Unterstützt wird die repräsentative einheitlich wirkende Gestalt der Kirche auch noch dadurch, dass die obere Empore ihr Licht durch in das Dach eingebaute Fledermausgauben erhält.

Abb. 7: Aufrissskizze der Stadtpfarrkirche von Gräfenberg
Abb. 7: Aufrissskizze der Stadtpfarrkirche von Gräfenberg (Quelle: BREUER 1961, S. 112, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege)
Abb. 8: Stadtpfarrkirche von Gräfenberg
Abb. 8: Stadtpfarrkirche von Gräfenberg (Foto: Herbert Popp)
Abb. 9: Altar der Stadtpfarrkirche von Gräfenberg
Abb. 9: Altar der Stadtpfarrkirche von Gräfenberg (Quelle: Stadtarchiv Lauf, Lichtbildsammlung L7)

Es geht weiter auf der B 2 in Richtung Bayreuth bis 2 km nach Hiltpoltstein. Ca. 1 km nach dem Ort die Bundesstraße verlassen und rechts abbiegen und der Straße bis Schermshöhe folgen. Dort links abbiegen und über Riegelstein (dabei wird die BAB 9 unterquert und anschließend verläuft die Straße parallel zur Autobahn) bis nach Plech fahren.

Station 3: Plech, Evangelisch-Lutherische Susannakirche zur Kartenansicht >>

Der im Herrschaftsgebiet des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth gelegene, 1779 bis 1782 nach Plänen des Bayreuther markgräflichen Bauamtes errichtete Langhausneubau übernahm wohl aus Kostengründen die von 1731 stammende Einrichtung des baufällig gewordenen, 1778 abgerissenen Vorgängerbaus (Abb. 10). Der schlichte frühklassizistische Saal mit Flachdecke und Rahmenstuck verfügt über an drei Seiten umlaufende Doppelemporen. Der freistehende Kanzelaltar in einer gewölbten rundbogigen Nische, dem Untergeschoss des 1661 errichteten Turmes, war 1731 für den Vorgängerbau vom Bayreuther Stadtbildhauer Johann Caspar Fischer errichtet worden. Der Korpus der Kanzel wird von einer um 1700 entstandenen Christusfigur mit Weltkugel geschmückt, der Aufbau von der Figur des 1782 gefertigten auferstandenen Christus bekrönt, darunter die vier Evangelisten und seitlich Petrus und Paulus (Abb. 11). An der Susannakirche in Plech wird damit deutlich, wie im ländlichen Kirchenbau des Markgrafentums Brandenburg-Bayreuth künstlerische Ausstattungselemente unterschiedlicher Stilepochen im 18. Jahrhundert noch selbstverständlich miteinander auftraten und wieder neu zu einer Einheit zusammengefügt werden konnten.

Abb. 10: Susannakirche in Plech mit ihrer östlichen Außenseite
Abb. 10: Susannakirche in Plech mit ihrer östlichen Außenseite (Foto: Herbert Popp)
Abb. 11: Blick zum Altar mit Kanzel und Taufstein
Abb. 11: Blick zum Altar mit Kanzel und Taufstein (Foto: Herbert Popp)
Abb. 12: Susannakirche Plech: frühklassizistischer Gebetsraum mit Flachdecke und Rahmenstuck
Abb. 12: Susannakirche Plech: frühklassizistischer Gebetsraum mit Flachdecke und Rahmenstuck (Foto: Herbert Popp)

Plech in Richtung zur Autobahnauffahrt Plech der BAB 9 verlassen, aber auf der Staatsstraße bleiben und nach Betzenstein fahren.

Station 4: Betzenstein, Evangelisch-Lutherische Stadtpfarrkirche zur Kartenansicht >>

Abb. 13: Stadtpfarrkirche von Betzenstein
Abb. 13: Stadtpfarrkirche von Betzenstein (Foto: Herbert Popp)

Die wie Gräfenberg im Gebiet der Nürnberger Landpflege gelegene helle wie repräsentative, in der Ortsmitte gelegene Stadtpfarrkirche wurde 1732–1748 als Neubau vom Nürnberger Bauinspektor Max Erckel unter Mitarbeit des Zimmermeisters Johann Matthäus Seidel und des Bildhauers Johann Leonhard Bronig errichtet (Abb. 13). Der Ort gehörte seit 1505 zur Freien Reichsstadt Nürnberg. Wie in deren gesamten Gebiet üblich, wurden auch in Betzenstein Altar und Kanzel getrennt aufgestellt. Die Doppelemporen im Langhaus (Abb. 14), wie der Erdgeschossbereich noch mit erhaltenem Originalgestühl des 18. Jahrhunderts, laufen an drei Seiten um. Der Kanzel gegenüber wiederum findet sich der mit Akanthusschnitzerei und deren Wappen geschmückte Herrschaftsstand der Nürnberger Landpfleger, der wiederum beheizbar und mit verglasten Schiebefenstern ausgestattet und über eine eigene Außentreppe erreichbar ist. Unter dem Herrschaftsstand findet sich ein ebenerdiger, reich verzierter und in der Literatur als Herrschafts- bzw. als Pfarrsitz bezeichneter Stand. Hier ist jedoch eher anzunehmen, dass es sich dabei um einen der wenigen noch erhaltenen lutherischen Beichtstühle in der Fränkischen Schweiz handelt.

Abb. 14: Pfarrkirche Betzenstein: Blick ins Kircheninnere von der Doppelempore aus
Abb. 14: Pfarrkirche Betzenstein: Blick ins Kircheninnere von der Doppelempore aus (Foto: Herbert Popp)
Abb. 15: Grundriss der Pfarrkirche von Betzenstein
Abb. 15: Grundriss der Pfarrkirche von Betzenstein (nach SCHELTER 1981, S. 176)
Abb. 16: Pfarrkirche Betzenstein: Blick zum Altar und zur Kanzel (l.)
Abb. 16: Pfarrkirche Betzenstein: Blick zum Altar und zur Kanzel (l.) (Foto: Herbert Popp)

Altar und Kanzel wurden 1746 vom Gräfenberger Schreiner Johann Conrad Peßler gefertigt (Abb. 16). Das in den hellen Chorraum eingestellte mächtige Altarretabel enthält ein von doppelten Säulen gerahmtes Gemälde des letzten Abendmahls Jesu, das 1749 von Friedrich Reich gefertigt wurde. Die Predella trägt die auf das Abendmahl bezogene Inschrift „Für Euch gegeben“. Bekrönt wird das Altarretabel durch ein Strahlenkreuz und zwei auf dem Gebälk aufsitzende Engel. Zwei weitere Engel befinden sich, das für die göttliche Trinität stehende Dreieck anbetend, im Auszugsbild des Retabels. Auch die Kanzel ist mit dem Dreieck und dem darin einbeschriebenen hebräischen Gottnamen im Strahlenkranz als Schalldeckelbekrönung geschmückt. Der Taufstein in barocker Kelchform mit der Heilig-Geist-Taube auf dem Deckel stammt von 1736 und stellt eine Stiftung der Nürnberger Patrizierfamilie von Tucher dar. Im Chorraum befindet sich ein großes Kruzifix, das sich wohl ursprünglich anstelle des Altargemäldes im Altarretabel (ähnlich wie in Gräfenberg) befand.

Zur Steigerung der repräsentativen Raumwirkung trägt die Stuckierung von 1736 entscheidend mit bei. Die Architekturmalerei der Langhausdecke 1735 / 36 stammt von Johann Justin Preißler (1698–1771), dem Direktor der Malerakademie der Freien Reichsstadt Nürnberg. Sie besteht aus einer Wolkendarstellung über dem Langhaus und einem Kelchmotiv über dem Chorraum und kann als symbolischer Hinweis auf Gottes Verborgenheit trotz seiner Gegenwart im Kirchenraum verstanden werden.

Betzenstein in nordwestlicher Richtung nach Leupoldstein verlassen. Dort links auf die B 2 in Richtung Nürnberg abbiegen, diese aber bereits nach 2 km nach rechts verlassen, um nach Obertrubach zu gelangen. Im Ort der großen Linkskurve folgen und anschließend weiter bis nach Egloffstein fahren.

Station 5: Egloffstein, Evangelisch-Lutherische Bartholomäuskirche zur Kartenansicht >>

Abb. 17: Bartholomäuskirche in Egloffstein	aus der Vogelperspektive
Abb. 17: Bartholomäuskirche in Egloffstein aus der Vogelperspektive (Foto: Herbert Popp)
Abb. 18: Portal zur Schloss- und Pfarrkirche von Egloffstein
Abb. 18: Portal zur Schloss- und Pfarrkirche von Egloffstein (Foto: Herbert Popp)

Die hoch über dem Ort direkt der Burg vorgelagerte Bartholomäuskirche ist eng an die das Ortsbild beherrschende, auf einem Felsen gelegene Burganlage der zur Fränkischen Reichsritterschaft gehörigen Freiherren von Egloffstein angebunden (Abb. 17 u. 18) und erfüllt die Doppelfunktion einer Schloss- wie Pfarrkirche. Errichtet wurde sie 1750 bis 1752 durch den Brandenburg-Ansbacher markgräflichen Hof- und Landbauinspektor Johann David Steingruber (1702–1787). Dieser vor allem durch seine aus Kostengründen standardisierten, mit minimalem Schmuck ausgestatteten Kanzelaltarwänden bekannte Baumeister wertete für Egloffstein sein Modell in einer an den Bayreuther markgräflichen Kirchenbau angelehnten Weise figürlich, wie durch reiche Ausgestaltung auf.

Abb. 19: Kircheninneres mit der einseitigen Empore, dem Kanzelaltar und den Statuen von Mose und Aaron
Abb. 19: Kircheninneres mit der einseitigen Empore, dem Kanzelaltar und den Statuen von Mose und Aaron (Foto: Herbert Popp)

Der nahezu familiär wirkende Kirchenraum wird von einer Empore umzogen (Abb. 19). Diese bricht vor dem östlichen Fenster ab, um Raum für den Ort der Taufe und die von einem Engel getragene Taufschale zu lassen. Der Kanzelaltar ist, wie im Ansbachischen üblich, als Kanzelwand mit zwei seitlichen Durchgängen gestaltet und wird von Statuen des Mose mit den beiden Gesetzestafeln und seines Bruders Aaron mit dem Weihrauchgefäß gerahmt, die vom Bamberger Bildhauer Weidlich stammen. Bekrönt wird der Kanzelaltar von einem Pelikan als Christussymbol. Seitlich sitzen zwei Engel auf den beiden Säulen auf, die wie die weiteren Altarfiguren vom Bayreuther Hofbildhauer Johann Gabriel Räntz (1697–1776) stammen. Die Decke des kleinen Kirchenraumes ist mit Darstellungen der vier Evangelisten, der Trinität, der Opferung Isaaks und Christus als dem Guten Hirten bemalt. Der östliche Teil der Nordempore ist (bis heute) für den Schlossherrn und dessen Familie vorbehalten, die diesen über einen direkten Zugang vom Schloss aus erreichen können.

Egloffstein in Richtung Westen auf der Markgrafenstraße verlassen und kurz nach dem Ortsausgang Richtung Egloffsteinerhüll und Hundsboden abbiegen. Der Straße weiter bis Leutenbach folgen und dort in der Ortsmitte rechts auf die Kirchenehrenbacher Straße abbiegen. In Kirchenehrenbach links auf die Pfarrstraße und dann wieder rechts abbiegen, um zu der Kirche zu gelangen.

Station 6: Kirchehrenbach, Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus zur Kartenansicht >>

Abb. 20: Die St. Bartholomäuskirche von Kirchehrenbach
Abb. 20: Die St. Bartholomäuskirche von Kirchehrenbach (Foto: Herbert Popp)
Abb. 21: Kircheninneres mit Blick zum Altar
Abb. 21: Kircheninneres mit Blick zum Altar (Foto: Herbert Popp)

Die 1776 als Neubau errichtete Pfarrkirche (Abb. 20) dient einer der großen katholischen Pfarreien der Fränkischen Schweiz. Sie bietet das Beispiel einer typischen ländlichen barocken katholischen Pfarrkirche mit Hochaltar, in diesem eingefügten Tabernakel und zwei Nebenaltären. Ihr Hochaltar stammt von 1771 und zeigt den von Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde gerahmten Heiligen Bartholomäus als Patron der Kirche. Er wird im Auszug von einer Marienkrönung geschmückt. Die beiden Seitenaltäre sind Maria und Joseph gewidmet. Maria wird von den Heiligen Barbara und Ottilie flankiert, Joseph vom Heiligen Franziskus und vom heiligen Antonius. Die Kanzel von 1772 ist mit den Evangelistensymbolen und einer Darstellung der Kirche als Turm auf dem Schalldeckel geschmückt (Abb. 21).

In Kirchenehrenbach über die Leutenbacher Straße zur Hauptstraße fahren und dieser bis Pretzfeld folgen. In Pretzfeld rechts auf die Egloffsteiner Straße abbiegen und bis Wannbach fahren. Dort nach links abbiegen und der Straße bis Gößweinstein folgen. Dort zunächst rechts und dann gleich wieder links abbiegen, um auf die Pezoldstraße zu gelangen. Dieser folgen bis die Viktor-von-Scheffel-Straße erreicht wird und in diese rechts abbiegen.

Station 7: Gößweinstein, Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit zur Kartenansicht >>

Die ortsbildbeherrschende barocke Wallfahrtskirche mit ihrer dominanten Zweiturmfassade stellt neben Vierzehnheiligen den größten und bedeutendsten Kirchenbau der Fränkischen Schweiz dar.

Abb. 22: Wallfahrtskirche von Gößweinstein
Abb. 22: Wallfahrtskirche von Gößweinstein (Foto: Herbert Popp)
Abb. 23: Innenansicht der Basilika mit Blick zum Altar
Abb. 23: Innenansicht der Basilika mit Blick zum Altar (Foto: Herbert Popp)
Abb. 24: Grundriss der Basilika
Abb. 24: Grundriss der Basilika (Quelle: Pfarrarchiv Gößweinstein)

Sie wurde zwischen 1730 und 1739 nach einem Entwurf des Bamberg-Würzburger Hochfürstlichen Architekten Balthasar Neumann (1687–1753) errichtet (Abb. 22), der bereits 1715 mit seinen Planungen für Gößweinstein begann. Der helle barocke Längsbau mit Querschiff und Chorraum zielt mit seiner Lichtführung auf den gewaltigen, mit 25 biblischen Figuren und Engeln geschmückten, aus Stuckmarmor gestalteten, von einem Baldachin umrahmten pyramidalen Hochaltaraufbau von 1740 (Abb. 23). Dieser fasst das aus dem Vorgängerbau übernommene, von den Wallfahrern verehrte, relativ kleine, in ein reich geschnitztes Gehäuse eingefügtes Gnadenbild. Dabei handelt es sich um eine als sogenannte freudenreiche Dreifaltigkeit bezeichnete spätgotische figürliche Marienkrönung. Die gesamte Innenausstattung stammt von Johann Michael Küchel. Zwei Nebenaltäre von 1742 im Querschiff (Abb. 26) und sechs weitere parallel aufgestellte Seitenaltäre von 1742 und 1743 ermöglichen in der Wallfahrtskirche mehreren Pilgerzügen gleichzeitig den Empfang der Eucharistie. Die Deckenmalerei konnte erst 1929 durch den Münchner Waldemar Kolmsperger nach einem Konzept von 1769 realisiert werden.

Abb. 25: Die Orgel, die an der Rückwand des Längsbaus angebracht ist, zeigt das alte Gehäuse von 1754, in das 1988 eine neue Orgel integriert wurde.
Abb. 25: Die Orgel, die an der Rückwand des Längsbaus angebracht ist, zeigt das alte Gehäuse von 1754, in das 1988 eine neue Orgel integriert wurde. (Foto: Herbert Popp)
Abb. 26: Einer der Nebenaltäre in der Basilika (l.) und die Kanzel (r.)
Abb. 26: Einer der Nebenaltäre in der Basilika (l.) und die Kanzel (r.) (Foto: Herbert Popp)

Gößweinstein Richtung Behringersmühle verlassen und auf die B 470 in Richtung Forchheim fahren. Bereits nach wenigen Metern nach rechts in Richtung Ahorntal fahren. Im Ailsbachtal geht es flussaufwärts bis nach Oberailsfeld, dort links abbiegen um zu der Pfarrkirche zu gelangen.

Station 8: Oberailsfeld, Katholische Pfarrkirche St. Burkhard zur Kartenansicht >>

Abb. 27: Pfarrkirche von Oberailsfeld
Abb. 27: Pfarrkirche von Oberailsfeld (Foto: Herbert Popp)

Oberailsfeld bietet ein weiteres Beispiel für eine typische ländliche katholische barocke Pfarrkirche (Abb. 27) mit dem von Kaiser Heinrich II., Kaiserin Kunigunde, den Heiligen Bartholomäus und Nikolaus flankierten Heiligen Burkhard als Kirchenpatron gewidmeten Tabernakel-Hochaltar und zwei Seitenaltären (Abb. 28). Sie wurde 1769–1771 vom Waischenfelder Baumeister Wenzel Schwesinger nach einem Entwurf von Martin Mayer in Anlehnung an Bauten von Michael Küchel errichtet. Die reiche Ausstattung und vor allem der Chorraum mit stuckierter Decke, alle aus der Zeit zwischen 1789 und 1799, bewegt sich an der Grenze zwischen Barock und Klassizismus.

Abb. 28: Kircheninneres der Oberailsfelder Pfarrkirche
Abb. 28: Kircheninneres der Oberailsfelder Pfarrkirche (Foto: Herbert Popp)

Bezeichnend ist, dass für das Kirchengebäude Baumeister und Handwerker aus der Region, für die Innenausstattung aber Künstler aus der markgräflichen Residenzstadt Bayreuth herangezogen wurden. Die Kanzel wird am Korpus von vier freischwebenden Evangelisten geschmückt. Den Schalldeckel bekrönt ein Posaunenengel.

Von Oberailsfeld geht es nur wenige Kilometer flussaufwärts und dann nach links in Richtung Waischenfeld und Burg Rabenstein. Nach ca. 1 km, am Rand der Hochfläche dem Schild in Richtung Rabenstein folgen und links abbiegen. Nach nur ca. 100 m liegt linker Hand die Klaussteinkapelle.

Station 9: Klausstein, Evangelisch-Lutherische Filialkirche zur Kartenansicht >>

Die zur Burg Ahorn gehörige Klaussteinkapelle bietet das Beispiel einer am markgräflichen Bayreuther Kirchenbau orientierten vollständigen Barockisierung einer reichsritterschaftlichen spätgotischen Schlosskapelle (Abb. 29). Umbau und Neuausstattung der im Kern wohl noch romanischen, mit einem kleinen spätgotischen Chor ausgestatteten Kapelle erfolgten 1723 und 1738 / 39 unter Ritterhauptmann Peter Johann Albrecht von Rabenstein im Gedenken an seine beiden an den Blattern früh verstorbenen Söhne.

Abb. 29: Klaussteinkapelle
Abb. 29: Klaussteinkapelle (Foto: Birgit Hölzel)
Abb. 30: Grundriss der Klaussteinkapelle
Abb. 30: Grundriss der Klaussteinkapelle (nach SCHELTER 1981, S. 198)
Abb. 31: Kapelleninneres mit Kanzelaltar, Orgel und umlaufender Empore
Abb. 31: Kapelleninneres mit Kanzelaltar, Orgel und umlaufender Empore (Foto: Herbert Popp)

In das bestehende Langhaus des kleinen Kirchenraumes wurden auf drei Seiten umlaufende Emporen mit bemalten Brüstungen eingefügt (Abb. 30). Sie zeigen insgesamt 18 biblische Szenen. Der vor dem Chorbogen aufgestellte Retabel-Kanzelaltar von 1723 stammt wie der Orgelprospekt (Abb. 31) vom Auerbacher Bildhauer Johann Michael Doser (1678–1756) und wurde 1738 / 39 nach Vorschlägen des Bayreuther Hofmalers Friedrich Herold (1714–1755), von dem auch die Emporengemälde stammen, erweitert. Der reiche viersäulige Aufbau wird von aufsitzenden Engeln mit den Leidenswerkzeugen Christi bekrönt. Die Kanzel ist mit einem Pfingstmotiv geschmückt. Am Schalldeckel erscheinen Petrus mit dem Schlüssel und seitlich Johannes und Jakobus. Im Aufbau finden sich Figuren von Christus, Elia und Mose, während die Predella mit ihrer Inschrift „Jesu Leiden, Schmerz und Pein sollen mir Trost im Sterben sein“ an den Tod der beiden Söhne des Burgherrn erinnert. Das Deckengemälde zeigt die Anbetung der Hirten. Die Stukkaturen stammen ebenfalls von 1738 / 39.

Am Ende der Straße links nach Waischenfeld abbiegen. Nach Durchfahren des Ortes geht es links ab und über Hubenberg nach Breitenlesau. Im Ort links in Richtung Hochstahl und Aufseß halten. Danach geht es geradeaus weiter bis ein weiteres Mal links abgebogen werden muss, um in den Ort Heiligenstadt zu gelangen. Im Ort der Hauptstraße folgen, bis rechterhand die Straße Marktplatz erreicht wird. Dort rechts abbiegen.

Station 10: Heiligenstadt, Evangelisch-Lutherische Veits- und Michaeliskirche zur Kartenansicht >>

Abb. 32: Heiligenstadt: Veits- und Michaeliskirche
Abb. 32: Heiligenstadt: Veits- und Michaeliskirche (Foto: Herbert Popp)
Abb. 33: Pfarrkirche Heiligenstadt: Emporen- und Eckengemälde
Abb. 33: Pfarrkirche Heiligenstadt: Emporen- und Eckengemälde (Foto: Herbert Popp)

Die hoch über dem Ort gelegene Veits- und Michaeliskirche (Abb. 32) dient als Beispiel einer großen lutherischen Landpfarrkirche des ausgehenden 17. Jahrhunderts mit einem noch ungebrochenen Verhältnis lutherischer Frömmigkeit zum Bild im Kirchenraum. Dafür steht ihr bis heute erhaltenes, an zeitgenössischen Bibelillustrationen orientiertes vollständiges Emporen- und Deckengemäldeprogramm mit seinem ungewöhnlichen Bilderreichtum (Abb. 33). Die den Raum umziehenden doppelten Emporen sind mit insgesamt 64 biblischen Motiven bemalt. Die Holzdecke weist insgesamt 100 bemalte Bildfelder auf.

Abb. 34: Blick zum Altar mit darüber angeordneter Orgel, seitlicher Kanzel (l.), Taufstein (r.) und Gemälden an den Emporen (o. r.)
Abb. 34: Blick zum Altar mit darüber angeordneter Orgel, seitlicher Kanzel (l.), Taufstein (r.) und Gemälden an den Emporen (o. r.) (Foto: Herbert Popp)

Bei der Kirche handelt es sich um einen 1653 bis 1677 nach dem Kirchenbrand von 1634 errichteten Wiederaufbau. Dem spätgotischen polygonalen Chor ist das barocke einschiffige Langhaus zu drei Fensterachsen als flachgedecktes, auf drei Seiten von Emporen umzogenes Schiff angefügt.

Nicht mehr erhalten ist die ursprüngliche Altaranordnung. Das frühere Hochaltarretabel von 1661 wurde 1804 an eine Seitenwand verschoben und durch die damals von der Kirchengemeinde erworbene Orgel aus der säkularisierten Dominikanerkirche Bamberg aus der Zeit nach 1716 ersetzt. 1988 wurde der Aufbau des Retabels bis auf das Altargemälde entfernt. Es stellt eine von Matthäus Merian dem Jüngeren gefertigte Kopie der Geißelung Christi, 1521 / 24 für S. Pietro in Montorio in Rom von Sebastiano del Piombo geschaffen, dar.

Abb. 35: Bemalte  Deckenfelder der Pfarrkirche Heiligenstadt
Abb. 35: Bemalte Deckenfelder der Pfarrkirche Heiligenstadt (Foto: Herbert Popp)

Kanzel und Taufstein von 1680 stammen vom Kulmbacher Bildhauer Hans Georg Brenck und dessen Sohn. Der Kanzelkorb wird von den vier Evangelisten geschmückt, der Schalldeckel von einer Trinitätsdarstellung bekrönt. Die Kanzel befindet sich am Übergang vom Chor zum Landhaus. Der Taufstein, dessen hölzerner Deckel eine plastische Gruppe der Taufe Jesu durch Johannes trägt und mit einer Stifterinschrift von 1682 versehen ist, wurde ebenso von Hans Georg Brenck gefertigt (Abb. 34).

Die 1716 vom Maler und Vergolder Johann Brückner (1687–1741) aus Ebermannstadt bemalten 100 hölzernen Deckenfelder zeigen Leiden und Sterben Christi als Mitte der Verkündigung, die Apostel, welche sein Wirken bezeugen und Engel (Abb. 35). Die insgesamt 64 Brüstungsfelder, die typologisch aufeinander bezogen sind, erhielten auf der unteren Empore 1718 durch den Bamberger Maler Johann Georg Friedrich alttestamentliche Motive. Die obere Empore wurde bereits 1716 durch Johann Brückner aus Ebermannstadt mit neutestamentlichen Motiven bemalt. Unter jedem Bild ist der jeweilige Inhalt in Worten und mit biblischer Kapitelangabe vermerkt.

Patrone der Kirche sind die katholischen Herren Schenk von Stauffenberg auf Greifenstein, die trotz des lutherischen Bekenntnisses der Pfarrei über einen Herrschaftsstand gegenüber der Kanzel mit eigenem Zugang von außen verfügen.

Von Heiligenstadt geht es zunächst zurück nach Aufseß. Hier der Straße folgen, die nach links abbiegt und nach Hollfeld führt. In Hollfeld rechts auf die B 22 in Richtung Bayreuth bis nach Schönfeld fahren. Von hier zweigt nach links die Straße nach Thurnau ab, dieser bis Alladorf folgen. In der Ortsmitte links abbiegen, um zu der Kirche zu gelangen.

Station 11: Alladorf, Evangelisch-Lutherische Nikolauskirche zur Kartenansicht >>

Der 1742 durch Heinrich Fischer errichtete Neubau (Abb. 36) präsentiert sich als lichter Saal mit auf drei Seiten umlaufenden doppelten Emporen, deren untere Emporen mit alttestamentlichen Motiven bemalt sind. Beherrschend frei im Raum steht der prächtige, erst sekundär zusammengesetzte Kanzelaltar. Seine Kanzel von 1679 wurde wie sein Altar von 1681 durch den Kulmbacher Bildhauer Georg Brenck für Bayreuth-St. Johannis geschaffen (Abb. 37). Von dort wurden Kanzel und Altar 1742/ 43 für Alladorf erworben und miteinander zu einem Retabelkanzelaltar kombiniert. Die Brüstung der Kanzel ist mit Statuetten Christi und der vier Evangelisten geschmückt. Seitlich stehen Mose und Johannes der Täufer, oben nochmals Mose, ihm gegenüber Petrus, in der Mitte der auferstandene Christus. Der Taufort aus Holz von 1785 zeigt einen Engel, der den Tisch mit Becken trägt. Der Aufbau stellt den Auferstandenen und die Heilig-Geist-Taube als Bekrönung dar.

Abb. 36: Die Nikolauskirche von Alladorf
Abb. 36: Die Nikolauskirche von Alladorf (Foto: Herbert Popp)
Abb. 37: Kircheninneres mit Blick zum Kanzelaltar und auf die seitlich verlaufenden Emporen
Abb. 37: Kircheninneres mit Blick zum Kanzelaltar und auf die seitlich verlaufenden Emporen (Foto: Herbert Popp)

Von Alladorf aus der bereits befahrenen Straße weiter folgen. Nach wenigen Kilometern wird Thurnau erreicht. Im Ort der Berndorfer Straße folgen, dann rechts auf die Bahnhofstraße abbiegen, dieser bis zur Kirche folgen, die sich direkt gegenüber von Schloss Thurnau befindet.

Station 12: Thurnau, Evangelisch-Lutherische Pfarrkirche St. Laurentius zur Kartenansicht >>

Zu den herausragenden funktionalen Besonderheiten der künstlerisch reich und auf hohem qualitativen Niveau durch Bayreuther Hofkünstler ausgestalteten barocken Residenzkirche in Nachbarschaft zum Schloss der Herren von Giech zählt die um 1800 errichtete Verbindungsgalerie vom Herrschaftsstand zum Schloss mit einer hohen innenarchitektonischen Qualität der Ausstattung (Abb. 38). Das Langhaus der spätgotischen Chorturmkirche wurde 1701–1706 errichtet. Innen laufen an drei Seiten Doppelemporen mit stuckierten Brüstungsfeldern um, die auf toskanischen Säulen ruhen (Abb. 39). Auf der Westseite findet sich der vom Bayreuther Hofbildhauer Elias Räntz (1649–1732) geschaffene doppelstöckige Herrschaftsstand mit reichem Schnitzdekor (Abb. 40), dessen untere Loge für das Geschlecht der Freiherren von Künßberg bestimmt war. Die obere Loge bot im Gottesdienst Raum für die Familie der Grafen von Giech.

Abb. 38: Die Pfarrkirche von Thurnau ist mit einer Holzbrücke zum benachbarten Schloss verbunden.
Abb. 38: Die Pfarrkirche von Thurnau ist mit einer Holzbrücke zum benachbarten Schloss verbunden. (Foto: Herbert Popp)
Abb. 39: Kircheninneres mit Blick zum Altar: Gut erkennbar sind die Seitenemporen und das Deckengemälde.
Abb. 39: Kircheninneres mit Blick zum Altar: Gut erkennbar sind die Seitenemporen und das Deckengemälde. (Foto: Herbert Popp)
Abb. 40: Die beiden übereinander angeordneten Herrschaftsstände in der als Kondominat organisierten Reichsritterschaft Thurnau: Oben befindet sich die Loge der Grafen von Giech, darunter die der Freiherren von Künßberg.
Abb. 40: Die beiden übereinander angeordneten Herrschaftsstände in der als Kondominat organisierten Reichsritterschaft Thurnau: Oben befindet sich die Loge der Grafen von Giech, darunter die der Freiherren von Künßberg. (Foto: Herbert Popp)

Der bemalte Deckenspiegel zeigt das Pfingstwunder und wurde um 1703 vom Bayreuther Kunst- und Hofmaler Gabriel Schreyer (1664–1730) gestaltet. Die pompöse Stuckdekoration aus den Jahren 1702/ 1703 stammt vom 1720 verstorbenen Bayreuther Hofstukkator Bernardo Quadri. Der sechssäulige Altaraufbau um 1703 vom Bayreuther Hofbildhauer Elias Räntz (1649–1732) ist bühnenartig perspektivisch gestaffelt und trägt ein Altarblatt mit der Darstellung des lehrenden Heilandes. Die Stuckkanzel am Chorbogen stammt ebenfalls von Bernardo Quadri und ist mit den biblischen Figuren Salomo, David, Jeremia, Daniel und Ezechiel geschmückt, während Figuren Johannes der Täufer und Mose als Stützen den Schalldeckel tragen. Der dreiteilige Orgelprospekt von um 1750 stammt von Johann Gabriel Räntz.

Von der Kirche in Thurnau geht es zunächst zurück Richtung A 70, allerdings geht es zuvor am südlichen Ortsrand rechts ab auf eine Nebenstraße. Diese führt in Richtung Berndorf-Menchau und Lesau. Weiter nach Großenhül und dort rechts nach Sanspareil abbiegen. Von dort weiter nach Wonsees. Dort am Rathaus rechts und kurz darauf wieder links abbiegen, um zu der Kirche zu gelangen.

Station 13: Wonsees, Evangelisch-Lutherische Laurentiuskirche zur Kartenansicht >>

Abb. 41: Laurentiuskirche von Wonsees
Abb. 41: Laurentiuskirche von Wonsees (Foto: Herbert Popp)

Das Kirchenschiff der zum Herrschaftsgebiet des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth gehörigen Kirche (Abb. 41) wurde 1725–1729 neu errichtet und erhielt allseitig umlaufende Emporen (Abb. 42). Der freistehende Retabel-Kanzelaltar im Chorbereich von 1727 stammt vom Bayreuther Stadtbildhauer Johann Caspar Fischer. Sein reicher figürlicher wie ornamentaler Schmuck und die flankierenden Figuren wurden jedoch erst 1772 geschaffen. Die Mittelachse wird von Christus bestimmt, die Predella zeigt Jesu letztes Abendmahl, während die Kanzel mit dem Gekreuzigten und der Schalldeckel mit dem Auferstandenem geschmückt sind. Als Bekrönung dient der himmelfahrende Christus. Seitlich an der Kanzel finden sich Reliefs mit der Verkündigung an Maria, der Geburt Jesu, seiner Grablegung und Höllenfahrt sowie die alttestamentlichen Figuren Mose und Aaron. Der Taufengel stammt von 1725.

Abb. 42: Blick zum Kanzelaltar: seitlich sind die umlaufenden Doppelemporen erkennbar.
Abb. 42: Blick zum Kanzelaltar: seitlich sind die umlaufenden Doppelemporen erkennbar. (Foto: Daniel Städtler)

Wonsees nach Westen verlassen und nach Krögelstein fahren. Es geht weiter in Richtung Freienfels, jedoch nicht in den Ort hinein, sondern zuvor nach rechts auf die St 2191 und zur Autobahnauffahrt Stadelhofen. Auf der A 70 geht es nun in Richtung Bamberg bis zur Ausfahrt Roßdorf am Berg. Hier die Autobahn verlassen und durch Roßdorf fahren und danach links nach Wattendorf abzweigen. Nun rechts und nach 50 m gleich wieder links auf die Straße abbiegen, die nach Rothmannsthal führt. Hier geht es weiter nach Lahm. In Lahm links abbiegen und bis Oberlangheim fahren. Noch vor dem Ort der unauffälligen Abzweigung und Ausschilderung nach links folgen und nach Vierzehnheiligen fahren.

Station 14: Vierzehnheiligen, Katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt (ehemalige Zisterzienserpropsteikirche) zur Kartenansicht >>

Abb. 43: Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen
Abb. 43: Wallfahrtsbasilika Vierzehnheiligen (Foto: Herbert Popp)

Die Wallfahrtskirche in landschaftsbeherrschender Lage wurde auf einer Geländestufe vor dem eigentlichen Aufstieg zur Jurahochfläche errichtet und mit ihrer gesamten barocken Architektur auf das Landschaftsbild bezogen (Abb. 43). Die Achse der Kirche ist dazu von der klassischen Ost-West-Ausrichtung abweichend mit der Stirnseite über das Maintal hinweg auf Kloster Banz ausgerichtet.

Das Kirchengebäude kann als baldachinartige lichtdurchflutete Architektur über dem mit dem Gnadenaltar gefassten Erscheinungsort, dem Ziel der Wallfahrt, verstanden werden.

Abb. 44: Grundriss der Basilika Vierzehnheiligen
Abb. 44: Grundriss der Basilika Vierzehnheiligen (Foto: RUDERICH 2000, S. 230)

Balthasar Neumann wandelte das System der kreuzförmigen dreischiffigen Emporenbasilika mit Doppelturmfassade, eingezogenem Chor und angefügten Sakristeien ab (Abb. 44). Eine Durchdringung des Systems einer Emporenbasilika erfolgt mit den Möglichkeiten des spätbarocken zentralisierenden Wölbungsbaues. Als technische Innovation kann gelten, dass das Innere sich dabei keiner bis dahin aus der Basilika abgeleiteten Raumkategorien einordnet. Säulen und Gewölbe bilden zusammen einen mächtigen Baldachin, der sich über den am Gnadenort aufgestellten Gnadenaltar spannt. Dieser und nicht der Hauptaltar ist Zentrum der Ausstattung und bezeichnet die Stelle, an welchem dem Schäfer das Christkind und die Nothelfer erschienen waren (Abb. 45 u. 46). Der Längsovalraum umschließt die Gnadenstelle, die gesamte Bildausstattung mit den Deckengemälden, Nebenaltären und dem Seitenschiff ist auf das Wunder selbst bezogen.

Abb. 45: Inneres der Basilika Vierzehnheiligen mit Blick zum Altar: In der Mitte des Bildes ist der mächtige Baldachin erkennbar, der den Ort der Erscheinung repräsentiert.
Abb. 45: Inneres der Basilika Vierzehnheiligen mit Blick zum Altar: In der Mitte des Bildes ist der mächtige Baldachin erkennbar, der den Ort der Erscheinung repräsentiert. (Foto: Peter Eberts)
Abb. 46: Auf dem Gnadenaltar aufsitzendes vierfaches Christuskind
Abb. 46: Auf dem Gnadenaltar aufsitzendes vierfaches Christuskind (Foto: Peter Eberts)

1445 und 1446 erschienen Hermann Leicht, dem Schäfer des Zisterzienserklosters Langheim, auf einem Acker bei Frankenthal, dem heutigen Standort der Kirche, das Christkind und die 14 Nothelfer. Sie forderten zur Errichtung einer Kapelle auf. Zunächst wurde eine solche 1457 am Erscheinungsort errichtet. Nach Zunahme der Wallfahrt im 17. und frühen 18. Jahrhundert fiel die Entscheidung zum Neubau der gewaltigen Wallfahrtskirche nach Plänen von Balthasar Neumann. Der Bau selbst wurde 1735 begonnen und 1772 nach neunundzwanzigjähriger Dauer fertiggestellt und geweiht.

Altargemälde und Fresken stammen von Giuseppe Appiani, die Stuckierung von Johann Michael II. Feichtmayr und dessen Bruder Franz Xaver I. sowie Johann Georg Üblher. Die Kanzel ist mit Reliefs der Evangelisten am Korb und ihren Büsten als Sinnbilder der vier Erdteile geschmückt. Die Beichtstühle von 1771 / 72 stammen aus der Schreinerei von Klosterlangheim. Die Deckenmalereien wurden zum Teil 1917 / 18 durch Anton Ranzinger erneuert. Außerdem wurden verschiedene Gemälde in den Seitenaltären im 19. Jahrhundert ersetzt bzw. übermalt und einige Nebenaltäre mit Gemälden von Paul Plomke aus dem Jahr 1951 ausgestattet. Die Seitenschiffaltäre erhielten zum Teil erst 1961 Gemälde aus dem Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen von um 1738.


Empfohlene Zitierweise

Klaus Raschzok: “Die Barockkirchen in der Fränkischen Schweiz” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_510-barockkirchen/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • BREUER, Tilmann (1961): Stadt und Landkreis Forchheim (= Bayerische Kunstdenkmale. Kurzinventar, Bd. XII). – München.
  • DEHIO, Georg (1999): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken. Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken, bearbeitet von Tilmann Breuer, Helmut-Eberhard Paulus u. a., 2. Auflage ‒ München/Berlin.
  • KIRCH, Raimund (2018): Vom evangelischen zum katholischen Barock. Kulturwandern in der Fränkischen Schweiz, in: Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern (Rothenburg) 134 (Nr. 27), S. 12–13.
  • LIPPERT, Karl-Ludwig (1968): Landkreis Staffelstein (= Bayerische Kunstdenkmale. Kurzinventar, Bd. XXVIII). ‒ München.
  • MEISSNER, Helmuth (1987): Kirchen mit Kanzelaltären in Bayern (= Kunstwissenschaftliche Studien, Bd. 57). ‒ München und Berlin.
  • NIESER, Friedrich, Christina Haas und Erwin Reiter (2014): Pfarr- und Wallfahrtskirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit Gößweinstein (= Finks Kleine Kunstführer). – Lindenberg.
  • PECHLOFF, Ursula (1998): Weißenohe, St. Bonifatius ehem. Benediktiner-Klosterkirche (= PEDA-Kunstführer, Bd. 425). ‒ Passau.
  • PÖLLNITZ, Sigmund von (1971): Vierzehnheiligen. Eine Wallfahrt in Franken. ‒ Weißenhorn.
  • POSCHARSKY, Peter (1990): Die Kirchen der Fränkischen Schweiz (= Die Fränkische Schweiz – Landschaft und Kultur, Bd. 6). ‒ Erlangen 1990 (4. Auflage: 2001).
  • RUDERICH, Peter (2000): Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt zu Vierzehnheiligen. Eine Baumonographie (= Bamberger Schriften zur Kunst- und Kulturgeschichte, Bd. 1). ‒ Bamberg.
  • SCHELTER, Alfred (1981): Der protestantische Kirchenbau des 18. Jahrhunderts in Franken (= Die Plassenburg, Bd. 41). – Kulmbach.
  • SCHÜTZ, Bernhard u. a. (2018): Basilika Vierzehnheiligen (= Schnell-Kunstführer, Bd. 529). 23. Auflage. ‒ Regensburg.
  • ZÖBERLEIN, Dieter (2006): Evang.-Luth. Pfarrkirche St. Veit und St. Michael Heiligenstadt (= Schnell-Kunstführer, Bd. 1818), 3. Auflage. ‒ Regensburg.

Bildnachweise

  • Vorschaubild: Basilika Gößweinstein. (Foto: Herbert Popp)
  • Titelbild: Pfarrkirche St. Lorenz in Thurnau mit dem Übergang vom Schloss in die Kirche. (Foto: Herbert Popp)