Karstformen und Ökotourismus in der Fränkischen Schweiz

Von Klaus Bitzer, Eckhardt Jungfer und Herbert Popp – 09/2019

Die Exkursion verschafft einen Überblick über die wichtigsten Karstformen in der Fränkischen Schweiz, die jeweils exemplarisch in mindestens einem Fall besucht werden. Damit sollen verschiedene Themen der Karstforschung in Form einer unmittelbaren Begegnung mit dem Phänomen in der Landschaft vorgestellt werden. Es werden sowohl Lösungs- als auch Akkumulationsformen, Klein- wie auch Großformen und Wasseraustrittsformen im Karst vorgestellt. Die Stationen liegen entlang einer Route, die auf einer kurzen Strecke eine möglichst umfassende Sammlung mit Beispielen des Karstformenschatzes bietet. Die Abfolge der Stationen entspricht dadurch nicht der Formensystematik.

Kartenüberblick Exkursion: Karstformen und Ökotourismus in der Fränkischen Schweiz Kartenausschnitt zurücksetzen

Technische Hinweise: Exkursion mit dem Pkw mit einer Länge von 132 km. An den thematischen Haltestationen jeweils kürzere Abstecher zu Fuß. ‒ Da die Karstformen teilweise weit entfernt sind von Asphaltstraßen oder Schotterwegen, ist es ratsam, festes Schuhwerk anzuziehen, eventuell sogar Gummistiefel mitzunehmen. Für den Besuch von Höhlen ist eine Taschenlampe ratsam.

Exkursionsdauer: Etwa 10-12 Stunden. Diese Zeit ist kalkuliert auf der Basis der Fahrt mit dem Pkw und den jeweiligen Abstechern zu Fuß vom Parkplatz aus zu der Station. Zum Zeitpunkt der Schneeschmelze kann es sein, dass Hungerbrunnen nur mühsam zu erreichen sind, da sie überreichlich Wasser schütten. Es kann deshalb sein, dass man sie zwangsweise ausklammern muss.

Möglichkeiten zum Einkehren: z. B. Ebermannstadt: Gasthof zur Post, Ebermannstadt: Schwanenbräu Dotterweich – oder zahlreiche weitere Restaurants entlang der Exkursionsstrecke.

Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): Beginn der Exkursion bei Standort 2 (unter Auslassung des Halts in Roschlaub), Ende der Exkursion bereits bei Standort 18 (unter Weglassen der Sinterterrassen von Lillach). Dann fehlen allerdings zwei besonders schöne Beispiele für Kalktuffbildung.

Einleitung

Die Fränkische Schweiz wird naturräumlich als ein Mittelgebirge beschrieben, das durch seinen Karstformenschatz geprägt wird. Dieser natürliche Formenschatz, der ein Produkt sowohl der geologischen Ablagerung wasserdurchlässiger und wasserlöslicher Schichten (und das ist in der Regel Kalkstein) als auch der Löslichkeit und somit Hohlraumbildung der Ablagerungen ist, hat eine reiche Vielfalt und Unterschiedlichkeit zur Folge. Der Karstformenschatz ist somit sehr varianten- und facettenreich. Er führt zu häufig sehr ästhetischen Formen und beim Laien sogar zu der Vorstellung, dass diese Formen auch sehr abenteuerlich sein können (z. B. Höhlen) oder zumindest zum Abenteuer verleiten können (Felsen zum Beklettern).

Tatsächlich liest man immer wieder, dass Bauern mit ihren Traktoren in Dolinen eingebrochen sind, dass Höhlen als schwer zugängliche und zudem unbeleuchtete, völlig dunkle Hohlräume etwas Gruseliges besitzen (noch dazu, wenn sich Knochenreste in ihnen finden) oder dass extrem stark schüttende Quellen austreten, die als geysirartige Fontänen austreten und nach ihrem Austritt bereits zu reißenden Bächen werden.

Es erscheint als reizvoll, die wichtigsten Erscheinungsformen des Karstes systematisch kennenzulernen. Denn neben den allseits bekannten Phänomenen der Tropfsteinhöhlen oder der Dolomitfelsen gibt es zahlreiche weitere Elemente in der Fränkischen Schweiz, die unter dem Begriff Karst zusammengefasst werden. Leider werden die Namen und Erscheinungsformen der Karstformen in Reiseführern meist recht unsystematisch und nicht immer korrekt vorgestellt. Demgegenüber wird der Karstformenschatz in Lehr- und Schulbüchern der Geographie sehr systematisch, aber auch sehr abstrakt und nur auf dem Papier ausgebreitet. Aber es ist ein großer Unterschied, den Begriff Doline schon einmal gelesen zu haben oder in der Landschaft eine Vertiefung zu identifizieren, die tatsächlich eine Doline ist.

Deshalb soll im Folgenden zweierlei miteinander verschränkt werden: Zum einen sollen die wichtigsten Karstformen in der Fränkischen Schweiz in ihren unterschiedlichen Entstehungsbedingungen und Formen als Lösungs- oder Akkumulationsphänomen systematisch im Überblick vorgestellt und beschrieben werden. Zum zweiten aber sollen diese Phänomene auch konkret erlebbar gemacht werden, indem jeweils besonders geeignete Beispiele des Formenschatzes in der Landschaft vorgestellt und besucht werden.

Es handelt sich somit im Folgenden um eine Exkursion, die die Naturschönheiten des Karstes pädagogisch-didaktisch vermitteln soll. Das Wissen um Phänomene des Naturraums und der Wunsch sie kennenzulernen ist bei vielen Besuchern stark nachgefragt, es handelt sich geradezu um ein klassisches Beispiel für den sog. Ökotourismus. Diese Form der anschaulichen Vermittlung von Wissen in der Landschaft ist nicht prinzipiell neu. Naturlehrpfade, die meist Vegetationsphänomene vermitteln, gibt es bereits in großer Zahl mit Informationsschildern und Tafeln zu Sacherläuterungen. Auch thematisch enger ausgerichtete Lehrpfade, wie z. B. zur Erlebniswässerung Forchheim, werden dem Wanderer bereits angeboten. Auch mehrere geologische Lehrpfade in der Fränkischen Schweiz (z. B. Heiligenstädter Geologischer Lehrpfad, geologischer Erlebnispfad um Streitberg) bestehen schon. Es gibt auch bereits einen Karstlehrpfad, allerdings nicht in der Fränkischen Schweiz, sondern in der Monheimer Alb im Naturpark Altmühltal. Das, was diese Exkursion von den Naturlehrpfaden unterscheidet, ist zum einen der Versuch die Erscheinungsformen zum Karst nicht nur exemplarisch, sondern von den Typen her vollständig vorzustellen. Und dies ist, zum anderen, nicht entlang eines kürzeren Pfades möglich, sondern macht es erforderlich (z. B. mit Pkw) mehrere Stationen anzusteuern.

Karst: was ist das eigentlich?

Der Name Karst wurde im 19. Jahrhundert von Geomorphologen zur Beschreibung des Formenschatzes in der Landschaft Kras in Slowenien verwendet. Mit ihm fasst man unterirdische wie auch überirdische Geländeformen in Karbonatgestein zusammen, die vorwiegend durch Lösung Hohlräume entstehen lässt oder aber auch durch Ausfällung (Akkumulation) Ablagerungen zur Folge hat. Um die Karstphänomene und den Formenschatz von Karstlandschaften zu verstehen, ist es notwendig, die Prozesse und Wechselwirkungen im Zusammenhang mit Verkarstung zu betrachten.

Voraussetzung für Verkarstung ist das Vorhandensein eines löslichen Gesteins. Im Falle von Kalkstein kann die Löslichkeit über lange Zeiträume erhebliche Mengen an Kalkstein (chemisch: Kalziumkarbonat) lösen und abführen. Die Lösung von Kalziumkarbonat erfolgt über den Umweg der Bildung von Kohlensäure durch Lösung von CO2 im Wasser. Der als Korrosion bezeichnete Lösungsvorgang ist daher an das Vorhandensein von CO2 gebunden. Durch den Lösungsprozess wird das im Wasser gelöste CO2 für die Kalklösung verbraucht, sodass zur Aufrechterhaltung des Prozesses die Zufuhr von CO2 gewährleistet sein muss. Da die Löslichkeit von CO2 mit zunehmender Temperatur abnimmt, ist die Lösung von Kalk in kühlen Klimaten begünstigt. Mit zunehmender Tiefe unter dem Grundwasserspiegel nimmt der CO2-Gehalt im Wasser ab, sodass die Lösung von Kalkstein dort meist zum Erliegen kommt. Die Kalklösung findet auf den Trennflächen bzw. der inneren Oberfläche des Gesteins statt. Verkarstung setzt oft an Klüften an, erweitert diese beständig in einem selbstverstärkenden Prozess bis hin zur Bildung großer Karsthohlräume.

Bei der Lösung von Kalziumkarbonat spielt die Mischungskorrosion eine erhebliche Rolle, die darauf beruht, dass bei der Mischung chemisch unterschiedlich gesättigter Wässer die Fähigkeit zur Lösung von Kalziumkarbonat weiter ansteigt. Die Intensität und Richtung der Grundwasserströmung spielt daher für den Lösungsverlauf eine zusätzliche Rolle. Dort, wo unterschiedliche Wässer sich vermischen, kann es zu verstärkter Kalklösung kommen.

Um ein kalkuntersättigtes Wasser mit dem Kalkstein in Verbindung zu bringen, ist Grundwasserströmung erforderlich, die auf der einen Seite das kalkgesättigte Wasser zum Vorfluter transportiert und auf der anderen Seite im Bereich der Neubildung durch Aufnahme von CO2 dafür sorgt, dass dort weiterhin die Lösung von Kalziumkarbonat im Wasser möglich ist. Die Entstehung von Grundwasserströmung setzt voraus, dass es ein hydraulisches Gefälle im Aquifer gibt, das die Strömung von neugebildetem Grundwasser in die in den Tälern gelegene Vorflut ermöglicht. Dieses kommt in erster Linie durch das Reliefgefälle zustande. Liegt der Vorfluter tiefer als die Basis der verkarstungsfähigen Gesteine, so wird dies als seichter Karst bezeichnet. Im Fall der Fränkischen Schweiz bedeutet dies, dass Bereiche, in denen der Vorfluter tiefer als die Untergrenze des oberen Jura liegen, zum seichten Karst gehören und dort die Karstquellen mit kalkgesättigtem Wasser in den Tälern etwa auf der Höhe der Grenze Kalkstein/Ornatenton austreten. Oberhalb des Grundwasserspiegels liegt ein mächtiger Bereich, der mit atmosphärischem CO2 und Sickerwässern durch die Niederschlagsbildung in Kontakt kommt. In solchen Bereichen kann die Verkarstung schneller voranschreiten als in den Bereichen, in denen der Grundwasserleiter überwiegend mit Grundwasser erfüllt ist und der Talgrund des Vorfluters im Bereich des oberen Jura verläuft (tiefer Karst). Es handelt sich bei der Verkarstung also um ein komplexes System, bei dem zahlreiche Prozesse an der Reliefoberfläche und unterhalb zusammenwirken und wo es zu Rückkopplung zwischen unterschiedlichen Prozessen kommt.

Zusammenfassend müssen für die Entstehung eines verkarsteten Gesteinskörpers folgende Bedingungen erfüllt sein:

  1. Die Existenz eines löslichen Gesteins.
  2. Die Zufuhr der für die Lösung erforderlichen chemischen Stoffe.
  3. Der Abfluss des Karstwassers und der gelösten Stoffe.
  4. Die Aufrechterhaltung der Prozesse über einen längeren Zeitraum.

Beispiele für Typen des Karstformenschatzes in der Fränkischen Schweiz

Die Löslichkeit von Kalkstein ist Ursache für die charakteristischen Formen in der Morphologie und Geologie von Karstgebieten. In der Fränkischen Schweiz kann ein großer Teil dieser Karstformen im Gelände beobachtet werden.

Ein generell verbreitetes und in lokal stark wechselnder Dichte auftretendes Formelement des Karsts in der Fränkischen Schweiz sind Dolinen. Sie sind als morphologische Einsenkungen der Oberfläche leicht erkennbar und erreichen Durchmesser nur selten über 30 m mit Tiefen bis 5 m. Es handelt sich im Vergleich mit anderen Karstgebieten um relativ kleine Formen, bei denen eher eine Charakterisierung als Lösungsdolinen (typisch für den nackten Karst) und Nachsackungsdolinen naheliegt.

Zeitweilig mit Wasser gefüllte Dolinen (Levka) sind sehr selten. Die Wasserführung ist meist auf feuchte Jahreszeiten begrenzt, sie stehen oft in Verbindung mit schwebenden Grundwasserleitern. Tief eingeschnittene Karsttäler sind ein weiteres Merkmal von Karstlandschaften. Sie treten meist im Bereich des Übergangs zum seichten Karst auf.

Ein weiteres Merkmal der Karstoberfläche sind Trockentäler (Täler ohne Fließgewässer). Im Fall der Trockentäler der Fränkischen Schweiz kommt hinzu, dass über einem alten Talsystem eine jüngere Talbildung stattgefunden hat. Dies führt zu speziellen Sonderformen, wie etwa zu den hängenden Trockentälern, die (ähnlich wie in glazial überformten Tälern) kein kontinuierliches Tallängsprofil besitzen, sondern einen Geländeknick vor der Einmündung in den Vorfluter aufweisen.

Ein besonders auffälliges Merkmal des Karsts der Fränkischen Schweiz stellen die Felstürme aus Dolomitgestein dar. Das Fehlen des Schichtcharakters in den Dolomitgesteinen und die gegenüber Kalziumkarbonat geringere Löslichkeit von Dolomit begünstigen die Karbonatlösung und führen zum Herauspräparieren von Dolomit-Felstürmen. Oft sind die Felstürme vergesellschaftet mit dem Auftreten von Karsthöhlen.

Karsthöhlen sind eine besonders spektakuläre Karstform, die sich unter der Erdoberfläche entwickelt und auf der Wasserlöslichkeit des Kalksteins beruht. Ursprünglich nur wenig geöffnete Klüfte im Gestein werden durch die Kalklösung zunehmend erweitert und verlängert. Durch die Vergrößerung der Klüfte nimmt die hydraulische Leitfähigkeit zu, so dass immer größere Wassermengen durchströmen und Kalkstein lösen. Es handelt sich dadurch um einen selbstverstärkenden Prozess, der erst endet, wenn die Durchströmung endet ─ durch Absenkung oder Anstieg des Karstwasserspiegels. Der Prozess der Kalklösung vollzieht sich am schnellsten im Bereich des Grundwasserspiegels, weshalb Höhlenniveaus als Hinweise für ehemalige Grundwasserspiegel gelten.

Akkumulationsformen in den Höhlen: Stalagmiten und Stalagtiten. Innerhalb von Höhlen kann es durch Strömung und Kalklösung zu erosiver Veränderung der Höhlengeometrie kommen. Wenn die Höhlengenese durch Absenkung des Grundwasserspiegels beendet ist, kann das von oben eindringende Sickerwasser zur Abscheidung zuvor gelösten Kalks in der Höhle führen. Beim Abtropfen des Sickerwassers von der Höhlendecke entstehen Stalagtiten (Tropfsteine), beim Auftreffen der immer noch kalkhaltigen Wassertropfen können durch den beim Aufschlag des Tropfens auf den Höhlenboden plötzlich auftretenden Wechsels des CO2-Partialdrucks Kalkabscheidungen entstehen, die als Stalagmiten bezeichnet werden. Beim Abfließen von Sickerwasser können durch die Benetzung an den Höhlenwänden Kalksinterbeläge entstehen.

Das im Zuge der Verkarstung gelöste Kalziumkarbonat wird an manchen Quellen am Rand der Hochfläche wieder ausgeschieden und führt dort zur Kalktuffbildung. Ursache hierfür ist die Änderung des Kohlensäuregleichgewichts aufgrund von Temperaturänderung unter Mitwirkung von Pflanzen, die den CO2-Partialdruck verändern. Eine Sonderform sind hierbei die sogenannten Steinernen Rinnen. Durch phytogene Ausscheidung von Kalktuff aus den kalkgesättigten Wässern des Quellbereichs baut sich eine Rinne aus Kalziumkarbonat auf, die langsam auf dem Moos nach oben wächst und eine Länge von mehr als 100 m erreichen kann.

Die Versickerung des Niederschlagswassers in Dolinen und Ponoren führt zu einem geringen Oberflächenabfluss, zu erhöhtem Grundwasserabfluss und aufgrund der hohen hydraulischen Leitfähigkeit der verkarsteten Kalksteine zu einem raschen Grundwasserabstrom. Dies macht sich an Karstquellen dadurch bemerkbar, dass während Trockenperioden geringe Schüttungen auftreten (Hungerbrunnen), bei Schneeschmelze oder Starkregen dann aber plötzliche Extremschüttungen (Tummler). Die Hydrogeologie von Karstgebieten ist durch diese Besonderheit und durch das Auftreten sogenannter präferentieller Fließwege besonders kompliziert.

Wird das bisher Ausgeführte schematisch und systematisch zusammengefasst, können für die Karstphänomene folgende Ausprägungsformen typenhaft unterschieden werden:

Wasseraustrittsstellen im Karst

A1 Karstquelle

A2 Karstquelle, Sonderfall Hungerbrunnen/Tummler/Geuder

Lösungsformen

B1 Doline

B2 Karsthöhle

B3 Trockental (+ Sonderfall hängende Trockentäler)

B4 Dolomitfelsen, Teufelstische

B5 Tafoni/Opferkessel (Lösungskleinformen an der Oberfläche)

Akkumulationsformen

C1 Kalksinterplateaus oder -treppen

C2 Kalksinter als Steinerne Rinnen

C3 Stalagmiten und Stalagtiten

Karstwasseraustritte Lösungsformen Akkumulationsformen
A1 Karstquelle
14 Stempfermühlquelle bei Behringersmühle
Karstquelle auf der Hochfläche:
10 Karstquelle Trainmeusel
B1 Doline
Lösungs-/Einsturzdoline:
11 Doline Birkenreuth
19 Fellnerdoline
wassererfüllte Doline (Levka):
02 Bühl, nördlich von Königsfeld
C1 Kalksinterplateau/-treppen
Kalktuffkissen:
05 Kalktuff bei Frankendorf
Wasserfall:
13 Kalktuffwasserfall Doos
Sinterkaskaden:
20 Kalktuffterrassen bei Lilling
A2 Karstquelle, temporär
Tummler:
04 Tummler Leinleitertal, oberhalb
Heroldsmühle
Hungerbrunnen (Geuder):
06 Geuder von Dürrbrunn
Hungerbrunnen:
16 Hungerbrunnen Urspring bei Haselbrunn
B2 Karsthöhle
07 Kirchenweghöhle bei Oberfellendorf
08 Karstschauhöhle Binghöhle
C2 Kalksinter als steinerne Rinnen
01 Steinerne Rinne bei Roschlaub
B3 Trockental
03 Trockental Teichgrund bei Königsfeld
04 Trockental der Leinleiter, oberhalb
Heroldsmühle
Hängendes Trockental:
17 hängendes Trockental, Klumpertal bei Kühlenfels
C3 Stalagmiten/Stalaktiten
07 Kirchenweghöhle bei Oberfellendorf
08 Karstschauhöhle Binghöhle
B4 Dolomitfelsen, Teufelstische
12 Teufelstisch nördlich von Wohlmuthshüll
15 Dolomitfelsen Tüchersfeld
18 Dolomitfelsen Weiherstaler Männchen
B5 Tafoni (Opferkessel) (Lösungskleinformen)
09 Tafoni Druidenhain

Die Exkursion beginnt mit dem Pkw in Scheßlitz. Von hier aus in Richtung Norden nach Schweisdorf fahren, dort rechts abbiegen und bis nach Roschlaub weiterfahren (siehe Kartenausschnitt in Abb. 1). In Roschlaub nach links und danach gleich steil ansteigend nach rechts abbiegen. Auf dem gut befahrbaren Feldweg geht es weiter bis zum Waldrand, wo geparkt werden kann. Von hier führt nach rechts leicht ansteigend in einer kerbartigen Vertiefung ein Fußweg zur Steinernen Rinne, die auf der Karte als Naturdenkmal (ND) markiert ist. Der Rinne zu Fuß bis zum oberen Beginn folgen, wo ein Quellaustritt liegt.

Station 1: Steinerne Rinne: Bsp. Roschlaub (Typ C2) zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Ausschnitt aus der TK25 um Roschlaub: Lage der Steinernen Rinne (roter Kreis) mit Zufahrtsweg (schwarz gestrichelt) und Fußstrecke (grün gestrichelt)
Abb. 1: Ausschnitt aus der TK25 um Roschlaub: Lage der Steinernen Rinne (roter Kreis) mit Zufahrtsweg (schwarz gestrichelt) und Fußstrecke (grün gestrichelt) (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Im nördlichen Teil der Fränkischen Schweiz gelegen, befindet sich nördlich der Ortschaft Roschlaub eine Quelle mit einer etwa 50 m langen als Steinerne Rinne bezeichneten Quelltuffbildung. Dabei handelt es sich in der Fränkischen Schweiz um die einzig bekannte Erscheinung dieses Typs. Deutlich zu sehen ist entlang der als grünes Band erscheinenden Rinne das Verkrusten des Mooses durch den Kalktuff, der zu einer kontinuierlichen Aufhöhung der Rinne führt (Abb. 2). Die Rinne erreicht eine Höhe von etwa 50 cm über der Geländeoberfläche.

Es handelt sich hier um eine besondere Form einer Kalkakkumulation. Der Damm aus Kalktuff wird durch das kalkhaltige Wasser aus einer Quelle, die oberhalb entspringt, aufgebaut. Von dort fließt das Wasser in einer nur geringfügig eingesenkten Rinne auf dem Damm, bis es nach etwa 50 m im Kalktuffdamm und im Boden versickert.

Der so ablaufende Aufbauprozess ist zweifellos völlig ohne den fördernden Eingriff des Menschen denkbar. Aber ohne Quellfassung und ohne Beseitigung der Störungen durch herabfallende Äste oder Falllaub, die das Wasser in der Rinne stauen und zum Überlaufen zwingen, ist ein derartiges Naturdenkmal längerfristig nicht stabil. Die natürlich angelegte Rinne wird somit durch die pflegende Hilfe des Menschen, vertreten durch heimatliebende Besucher, verstärkt bzw. erhalten. Je nach Kalkgehalt und Schüttung der Quelle sind etwa 100 Jahre ein ausreichender Zeitraum für den Aufbau einer derartigen Rinne.

Abb. 2: Steinerne Rinne
Abb. 2: Steinerne Rinne (Foto: Herbert Popp)

Das Wasser tritt an der Grenze zwischen Wasserleiter und Wasserstauer in Form von Überlaufquellen aus dem Karstwasserkörper aus. Dabei stellt sich durch die Abgabe von Kohlendioxid bei momentan noch gleichbleibender Temperatur eine Übersättigung ein, die durch Ausfällung von Kalziumkarbonat kompensiert wird. Wenn das Quellwasser also Kohlendioxid abgibt, ist das weit löslichere Kalziumbikarbonat nicht mehr stabil.

Der zweite wichtige Prozess beim Aufbau der Rinne ist die Störung des Lösungsgleichgewichts durch Änderung der Temperatur. Da die Gaslöslichkeit invers zur Feststofflöslichkeit verläuft, kann kaltes Wasser deutlich mehr CO2 aufnehmen als warmes Wasser. Wenn also Wasser an der Quellfassung mit der Jahresmitteltemperatur von 8 °C austritt und sich beim Abwärtsfließen erwärmt, entgast das Wasser. Es gibt Kohlendioxid ab. Und in der Folge wird wiederum Kalk ausgeschieden.

Der dritte wichtige Prozess ist die Verdunstung, die überwiegend nur das abfließende Wasser, nicht aber die im Wasser gelösten Inhaltsstoffe (Ionen) betrifft. Verdunstung bewirkt folglich Ionenkonzentration, also Übersättigung, und damit ebenso Kalkausfällung.

Der vierte bedeutende Prozess wird durch assimilierende Moose und Algen verursacht, die bei der Assimilation Kohlendioxid unmittelbar aus dem Quellwasser entnehmen können und so ebenfalls für Kohlendioxidverluste im Wasser sorgen, was die bereits beschriebenen Folgen hat. Alle vier Prozesse laufen ineinander verschränkt oder auch nacheinander ab und können durch hydrochemische Untersuchungen an verschiedenen Streckenteilen auch gut nachgewiesen werden. Mit dem bloßen Auge sichtbar ist die Rolle der Vegetation, insbesondere der Tuffmoose, die mit Kalkumkrustungen ihren Aufbau des Tuffdamms beweisen.

Abb. 3: Kalkumkrustungen auf Moos auf der Steinernen Rinne
Abb. 3: Kalkumkrustungen auf Moos auf der Steinernen Rinne (Foto: Eckhardt Jungfer)

Betrachtet man die Rinne im Längsprofil, dann fallen kleine Windungen, sogenannte Stromschnellen ins Auge, bei denen die Entgasung besonders intensiv ist. In manch anderen Abschnitten wird auch im zentralen Innenbereich erodiert, was durch aggressives Kohlendioxid erklärbar ist. Im Querprofil erscheint der zentrale Wasserlaufbereich vegetationslos, während die Ränder von Moosen bedeckt nach oben wachsen. In Wirklichkeit wächst die ganze Rinne nach oben und in die Breite, weil Wasser durch den porösen Kalk diffundiert und seitlich die Tuffmoose mit Wasser versorgt. Der Endbereich der Rinne wird nur noch bei hohem Wasseranfall überflossen. Meist aber liegt das Ende der Rinne trocken und verfällt langsam. Auch wenn andere Ionen, wie Mg2+ oder auch Cl- in geringen Mengen vorkommen, was aufgrund der Dolomite im Einzugsgebiet verständlich ist, bleibt ein hoher Gehalt an Hydrogenkarbonat die entscheidende hydrochemische Voraussetzung, damit die Rinne entstehen kann. In deutscher Härte heißt das sehr hartes Wasser, vor allem eine hohe Karbonathärte.

Mit dem Auto geht es zurück nach Roschlaub und dann in östliche Richtung weiter bis nach Stübig, Weichenwasserlos und Wattendorf. Dort rechts abbiegen und über Gräfenhäusling bis Steinfeld fahren. Von dort an der Straße in Richtung Königsfeld gelangt man nach 1,2 km rechter Hand zu einer Vertiefung im Bereich des Flurstücks Bühl (Abb. 4).

Station 2: (wassergefüllte) Doline (Levka): Bsp. Bühl, nördlich von Königsfeld (Typ B1) zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Lage der Levka
Abb. 4: Lage der Levka (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Am westlichen und östlichen Straßenrand der Verbindungsstraße (zwischen den Flurstücken Dörr und Steinich) befindet sich eine trichterartige, stark mit Vegetation bewachsene Vertiefung (Abb. 5). Es handelt sich um eine Doline, deren Boden allerdings (was für Dolinen untypisch ist) zeitweilig mit Wasser bedeckt ist. In der Fachliteratur spricht man in diesem Fall von Levka. Ursache für das Phänomen ist ein schwebender Grundwasserleiter in den Kalksteinen des Malm-gamma. Durch den Straßenbau ist die ursprüngliche Form der Doline vermutlich verändert worden.

Ist die Levka bereits durch den Vegetationsbewuchs nur mühsam erkennbar, wird von ihrem Betreten auch deshalb abgeraten, weil ihr Untergrund feucht und sumpfig ist.

Abb. 5: Die wassererfüllte Doline ist im Gelände nur schwer zu erkennen.
Abb. 5: Die wassererfüllte Doline ist im Gelände nur schwer zu erkennen. (Foto: Herbert Popp)

Es geht in südliche Richtung weiter bis nach Königsfeld. Im Ort links abbiegen, die Aufseß überqueren und nach Kotzendorf fahren. Dort links und dann gleich nochmals links abzweigen, in Richtung Kläranlage. Nach 400 m zwischen den Naturdenkmalen des Sulzenstein und des Gimpelstein halten.

Station 3: Trockental: Bsp. Teichgrund bei Kotzendorf (Typ B3) zur Kartenansicht >>

Abb. 6: Lage des Trockentals Teichgrund, markiert als gelbes Band (mit Eintrag des Halts)
Abb. 6: Lage des Trockentals Teichgrund, markiert als gelbes Band (mit Eintrag des Halts) (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Hier öffnet sich ein Tal, in dem kein Flusslauf im Talboden zu erkennen ist, obwohl es markante Talränder aufweist. Dieses Flusstal, das weiter aufwärts Teichgrund genannt wird, ist ein morphologisch besonders ausgeprägtes Trockental, das sich östlich von Königsfeld erstreckt (Abb. 6, Verlauf des Trockentals gelb markiert). Mehrere Straßen queren das Trockental und erlauben dort von den Talhängen den Blick auf das auffällige kastenförmige Relief. Es stellt morphologisch die nördliche Fortsetzung des südlich folgenden Aufseßtals dar, in welches der Teichgrund bei Kotzendorf mündet.

Abb. 7: Blick von Süden in das Trockental Teichgrund: Links ist der Fels des Sulzenstein erkennbar.
Abb. 7: Blick von Süden in das Trockental Teichgrund: Links ist der Fels des Sulzenstein erkennbar. (Foto: Herbert Popp)

Der Straße von Kotzendorf in Richtung Süden weiter folgen und an der Einmündung in die Verbindungsstraße Litzendorf-Hollfeld nach rechts und nach ca. 2,5 km links (in Richtung Hohenpölz) abzweigen. Auf der Höhe von Brunn geht es erneut rechts nach Oberleinleiter ab. Dort nach rechts abbiegen, wobei sich nicht weit vom Ortsausgang Oberleinleiter entfernt der Parkplatz an der Heroldsmühle und am Geologischen Lehrpfad befindet. Von hier aus geht es etwa 1 km zu Fuß weiter. Man kann zwar bis zur Heroldsmühle weiterfahren, findet dort aber keinen Parkplatz. An der Heroldsmühle vorbei im Trockental der Leinleiter talaufwärts gehen (Abb. 8).

Station 4: Trockental und Tummler/Hungerbrunnen: Bsp. Leinleitertal oberhalb der Heroldsmühle (Typ B3, A2) zur Kartenansicht >>

Abb. 8: Leinleitertal von der Quelle und den beiden Tummleraustritten (N) bis nach Oberleinleiter (S): Im nördlichen Teil stellt es ein Trockental dar, im südlichen Bereich fließt bereits der Leinleiterbach (ab der Quelle oberhalb der Teichlandschaft).
Abb. 8: Leinleitertal von der Quelle und den beiden Tummleraustritten (N) bis nach Oberleinleiter (S): Im nördlichen Teil stellt es ein Trockental dar, im südlichen Bereich fließt bereits der Leinleiterbach (ab der Quelle oberhalb der Teichlandschaft). (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Ein nur bei Schneeschmelze und / oder anhaltenden Starkniederschlägen selten zu beobachtendes Phänomen sind geysirartige Wasserfontänen an so genannten Tummlern. Der bekannteste unter ihnen liegt nördlich der Heroldsmühle im Leinleitertal, einem Trockental. Dieses Trockental ist markant eingetieft und am Talboden und an den Hängen waldfrei, weshalb es im Gelände sehr gut zu erkennen ist (Abb. 9). Es stellt ein eindrucksvolles Phänomen dieser Karstlandschaft dar.

Während der Trockenzeiten (die die größte Zeit des Jahres ausmachen) ist am Quellaustritt des Großen und des Kleinen Tummlers, die ganz nahe beieinander liegen, lediglich eine vegetationsfreie Geländevertiefung mit groben Geröllen zu erkennen. Vom Parkplatz an der Heroldsmühle führt ein Fußweg nach Norden, an dem auch 100 m oberhalb der Mühle die Leinleiterquelle besichtigt werden kann, die eine permanente Schüttung aufweist. Das hier beginnende steilwandige Leinleiter-Trockental ist eine der bemerkenswertesten Karstausprägungen der gesamten Fränkischen Schweiz.

Abb. 9: Das eindrucksvolle Trockental der Leinleiter oberhalb der Heroldsmühle mit Blick nach Westen: Im vorderen Bildbereich, durch die Bewaldung bedeckt, treten die beiden Tummler aus.
Abb. 9: Das eindrucksvolle Trockental der Leinleiter oberhalb der Heroldsmühle mit Blick nach Westen: Im vorderen Bildbereich, durch die Bewaldung bedeckt, treten die beiden Tummler aus. (Foto: Herbert Popp)
Abb. 11: Der Kleine Tummler, als er im Jahr 1958 eine besonders hohe Fontäne zeigte. Leider findet man heute nicht mehr derartig hohe Fontänen, da sich durch Eingriffe zur Trinkwassergewinnung der Dörfer offenbar auch der Wasserdruck verändert hat. – Auch wenn die Druckqualität dieses Schwarzweiß-Fotos sehr kläglich ist, soll es dennoch hier wiedergegeben werden, um deutlich zu machen, dass die früheren Erzählungen von meterhohen geysirartigen Fontänen (mitunter ist sogar von über 5 m Höhe die Rede) keine Übertreibungen der Berichterstatter aus vergangenen Perioden sind. Schon eher aus dem Reich der Legenden stammen Aussagen, die glauben, aus den Tummlern auch Forellen austreten zu sehen.
Abb. 11: Der Kleine Tummler, als er im Jahr 1958 eine besonders hohe Fontäne zeigte. Leider findet man heute nicht mehr derartig hohe Fontänen, da sich durch Eingriffe zur Trinkwassergewinnung der Dörfer offenbar auch der Wasserdruck verändert hat. – Auch wenn die Druckqualität dieses Schwarzweiß-Fotos sehr kläglich ist, soll es dennoch hier wiedergegeben werden, um deutlich zu machen, dass die früheren Erzählungen von meterhohen geysirartigen Fontänen (mitunter ist sogar von über 5 m Höhe die Rede) keine Übertreibungen der Berichterstatter aus vergangenen Perioden sind. Schon eher aus dem Reich der Legenden stammen Aussagen, die glauben, aus den Tummlern auch Forellen austreten zu sehen. (Quelle: Neues Volksblatt für die Fränkische Schweiz vom 8. Juni 1958, S. 9.)

Unter folgendem Link ist eine 360° Ansicht des Tummlers verfügbar: https://www.instantstreetview.com/@49.898487,11.136127,21.84h,-24.39p,1z

Abb. 10: Der Kleine Tummler im Leinleitertal am 4. März 2009: Erkennbar ist ein stattlicher Wasserlauf, der wie ein reißender Bach auftritt und der unterhalb der Kante mit der Felsschichtung im Malm entspringt. Dieses Naturphänomen dauert aber jeweils nur wenige Tage.
Abb. 10: Der Kleine Tummler im Leinleitertal am 4. März 2009: Erkennbar ist ein stattlicher Wasserlauf, der wie ein reißender Bach auftritt und der unterhalb der Kante mit der Felsschichtung im Malm entspringt. Dieses Naturphänomen dauert aber jeweils nur wenige Tage. (Foto: Markt Heiligenstadt)

Mit dem Pkw geht es zurück nach Oberleinleiter und weiter bis Burggrub. Dort rechts abbiegen und über Teuchatz nach Tiefenhöchstadt fahren. Etwa 1 km südlich von Tiefenhöchstadt in einen rechts abgehenden Parkplatz an der BA 12 im Tal des Deichselbaches einbiegen. Zu Fuß die Straße überqueren und etwa 50 m einem leicht ansteigenden Pfad folgen (Abb. 12).

Station 5: Kalktuffausfällung als Plateau und Wasserfall: Bsp. Frankendorf (Typ C1) zur Kartenansicht >>

Abb. 12: Lage des Kalktuffkissens und der Quellen
Abb. 12: Lage des Kalktuffkissens und der Quellen (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)
Abb. 13: Blick von der Straße auf das Kalktuffkissen
Abb. 13: Blick von der Straße auf das Kalktuffkissen (Foto: Herbert Popp)

Nördlich der Ortschaft Frankendorf ist eine ungewöhnlich großflächige Ausscheidung von Kalktuff zu beobachten. Der um diesen Standort an mehreren Quellen entspringende Deichselbach hinterlässt eine Treppe aus Kalktuff, die 20 m Meter weit in das Tal reicht (Abb. 13) und bei der der Ausscheidungsprozess offenbar mit großer Intensität abläuft.

Auf der Straße zurück bis nach Burggrub fahren, nun aber weiter nach Heiligenstadt und bis nach Unterleinleiter. Hier rechts nach Dürrbrunn abzweigen. Das karstbezogene Objekt befindet sich in der Dorfmitte, Am Geuder.

Station 6: Hungerbrunnen/Geuder: Bsp. Dürrbrunn (Typ A2) zur Kartenansicht >>

Abb. 14: Der Geuder (Hungerbrunnen) von Dürrbrunn
Abb. 14: Der Geuder (Hungerbrunnen) von Dürrbrunn (Foto: Herbert Popp)

Auf etwa 420 m Höhe entspringt in der Ortschaft Dürrbrunn eine Quelle, die lokal als Geuder bezeichnet wird und die zu der Kategorie der Hungerbrunnen gehört, wie bereits der Ortsname andeutet. Auch in längeren Trockenphasen schüttet die Quelle in beachtlicher Menge. Die gefasste Quelle entspringt in einer Höhle und erhält das Wasser aus den Schichten des Malm beta, in dem Verschwammung zwar einsetzt, aber Schichtfazies überwiegt. Das Einzugsgebiet liegt im Bereich der westlich anschließenden Hochfläche.

Es geht mit dem Pkw zurück bis nach Unterleinleiter, im Ort nach links und nach 400 m vor dem Fußballplatz rechts abbiegen nach Störnhof und Oberfellendorf. Hier geht der Weg geradeaus weiter in Richtung Albertshof, geparkt werden sollte aber bereits am Waldrand nach Oberfellendorf an der Landschaft Guckhüll. Von hier geht ein gut begehbarer Fußweg (vgl. Abb. 15) ab, der und nach ca. 10 min. zur Kirchenweghöhle führt.

Station 7: Karsthöhle: Bsp. Oberfellendorf, Kirchenweghöhle (Typ B2, C3) zur Kartenansicht >>

Abb. 15: Lage der Kirchenweghöhle
Abb. 15: Lage der Kirchenweghöhle (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)
Abb. 16: Im Inneren der nur etwa 50 m langen Höhle trifft man auf Stalagmiten und Stalagtiten, die allerdings umgekippt sind. Ob hier menschlicher Einfluss vorliegt oder die Kalksäulen auf natürliche Weise zum Einsturz gekommen sind, ist unklar.
Abb. 16: Im Inneren der nur etwa 50 m langen Höhle trifft man auf Stalagmiten und Stalagtiten, die allerdings umgekippt sind. Ob hier menschlicher Einfluss vorliegt oder die Kalksäulen auf natürliche Weise zum Einsturz gekommen sind, ist unklar. (Foto: Herbert Popp)

Zahlreiche Karsthöhlen befinden sich in der Zone des seichten Karsts südlich und nördlich des Wiesenttals. Größere Höhlen werden touristisch genutzt (vgl. Station 8: Binghöhle). Daneben existieren jedoch auch versteckt liegende Eingänge kleinerer Höhlen, die ─ ähnlich wie die touristisch erschlossenen Höhlen ─ das typische Inventar von Karsthöhlen mit Stalagmiten und Stalagtiten aufweisen. Eine dieser (leicht zugänglichen) Höhlen ist die Kirchenweghöhle südöstlich von Oberfellendorf (Abb. 16). Eine Taschenlampe sollte bei der Begehung der Höhle mitgenommen werden.

Es geht weiter über Oberfellendorf, dort links abbiegend, bis in den Ortskern von Streitberg, dort rechts auf den Dorfplatz abbiegen und in das Schauertal einfahren. Kurz nach den letzten Häusern Streitbergs befindet sich linker Hand ein Parkplatz für Besucher der Binghöhle. Hier kann geparkt werden. Weiter geht es zu Fuß ca. 400 m auf dem eben verlaufenden Weg bis zum Eingang der Binghöhle. Die Höhle kann nur gegen Bezahlung und mit einer Führung betreten werden, es müssen also die Öffnungszeiten beachtet werden. Die Höhle ist nur in den Sommermonaten (Ende März bis Anfang Oktober) von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Station 8: Karsthöhle (Schauhöhle), Stalagmiten: Bsp. Binghöhle bei Streitberg (Typ B2, C3) zur Kartenansicht >>

Abb. 17: Binghöhle, Kerzensaal
Abb. 17: Binghöhle, Kerzensaal (Foto: Herbert Popp)

Die im Jahr 1905 entdeckte Höhle wurde in den folgenden Jahren touristisch erschlossen und erweitert. Sie stellt eine der bekanntesten und am besten erschlossenen Höhlen der Fränkischen Schweiz dar. Sie enthält mehrere Abschnitte mit teilweise großen Grotten, Tropfsteingalerien und Sinterdecken. Eine Besonderheit sind monokristalline Tropfsteine, die zu besonders durchscheinend-transparenten Tropfsteinen führen und die auch einen besonderen Klang beim Anschlagen haben. Durch die künstliche Beleuchtung kam es zum Bewuchs der Höhlenoberfläche und der Tropfsteine mit Moosen ─ eine Vergrünung, die in den Jahren 2004 / 2005 im Rahmen einer Sanierung entfernt wurde. Durch moderne Beleuchtungsmethoden (LED-Licht) wird einer erneuten Vergrünung entgegengewirkt. Auch Rinnenkarren, die sonst selten im Karst der Fränkischen Schweiz zu sehen sind, können an den Höhlenwänden beobachtet werden. Die Höhle liegt bis zu 60 m tief unter der Geländeoberfläche. Sie befindet sich in Schichten des Malm-beta, der hier in Schichtfazies vorliegt, die in der Höhle an manchen Stellen zu erkennen ist. Höhlensedimente in der Höhle geben Hinweise, dass während der aktiven Höhlenbildungsphase mitunter starke Wasserbewegung geherrscht haben muss. Auch fossile Grundwasserspiegelmarken sind zu erkennen, die auf wechselnde klimatische Bedingungen während der Entstehung hinweisen. Der Eingangsbereich der Höhle war offenbar zeitweilig von Menschen bewohnt.

Die Auffindungs- und Erschließungsgeschichte der Binghöhle durch den Nürnberger Unternehmer Ignaz Bing ist ein spannendes und gut dokumentiertes Thema.

Es geht nun zunächst zurück nach Streitberg und dort auf die B 470. Dieser bis Muggendorf folgen. Hier nach rechts auf die steil ansteigende Verbindungsstraße nach Wohlmannsgesees abbiegen. 500 m nach diesem Dorf kann am Waldrand (mit ausgewiesenen Plätzen) geparkt werden. Nun geht es 300 m zu Fuß in westlicher Richtung in ein Felsenlabyrinth, das als Druidenhain ausgeschildert ist.

Station 9: Oberflächliche Kalkerosion in Form von Tafoni/Opferkesseln: Bsp.: Druidenhain südlich von Wohlmannsgesees (Typ B5) zur Kartenansicht >>

Abb. 18: Die Felsen im Bereich des Druidenhains zeigen die Verwitterungsform der Opferkessel – was zu Spekulationen über ihre Entstehung und Funktion für die Menschen in der Vergangenheit führte.
Abb. 18: Die Felsen im Bereich des Druidenhains zeigen die Verwitterungsform der Opferkessel – was zu Spekulationen über ihre Entstehung und Funktion für die Menschen in der Vergangenheit führte. (Foto: Herbert Popp)

Eine singulär auftretende Verwitterungsform im Kalk – bei der man zudem feststellen muss, dass sie keineswegs nur auf Kalkgestein beschränkt ist, dass sie aber sehr spektakuläre Formen ausbildet – ist die Tafoni- oder Opferkesselbildung. Darunter versteht man eine Verwitterungsform in mittel- bis grobkörnigem Gestein – eine Eigenschaft, die im Kalk der Fränkischen Schweiz eher eine Ausnahme darstellt. Tafoni sind Kleinformen der Verwitterung, die wegen ihrer Bröckelhöhlen-Struktur (also wegen ihrer nach oben geöffneten, häufig mit Wasser gefüllten Hohlform) auch als Opferkessel bezeichnet werden. Häufig wurden sie im Granit und Sandstein beschrieben.

Abb. 19: Der Druidenhain: eine wie aus zugehauenen Felsblöcken erscheinende Felslandschaft
Abb. 19: Der Druidenhain: eine wie aus zugehauenen Felsblöcken erscheinende Felslandschaft (Foto: Herbert Popp)

Der eigenartige Name Druidenhain für die Felslandschaft deutet darauf hin, dass man sowohl die heutige Morphologie als auch die Nutzung in der Vergangenheit menschlicher Tätigkeit zuschrieb – und zwar als Kultstätte. Bei etwas Phantasie kann man in der Tat die Gänge zwischen den Kalkblöcken als Gassen in einem heiligen Raum interpretieren. Und die Tafoni wären dann weihevolle Becken gewesen. Einige Heimatforscher unterstellten, es habe sich hier um eine Kultstätte der keltischen Priester (der Druiden) gehandelt. Diese Interpretation ist nach heutigem Kenntnisstand zwar nicht richtig, doch besitzt die Felslandschaft mit ihrer spezifischen Morphologie gleichwohl einen hohen Reiz.

Es geht zurück nach Wohlmannsgesees, in diesem Ort nun aber links nach Trainmeusel abbiegen, das nach 2 km erreicht wird. Den Ort geradeaus durchqueren und am westlichen Ortsrand nach rechts abbiegen und einem Flurbereinigungsweg in Richtung Nordwesten folgen, wo nach 800 m das Ziel erreicht wird.

Station 10: Karstquelle auf der Hochfläche: Bsp. Trainmeusel (Typ A1) zur Kartenansicht >>

Abb. 20: Das um die Quelle gemauerte Wasserhäuschen der Karstquelle von Trainmeusel
Abb. 20: Das um die Quelle gemauerte Wasserhäuschen der Karstquelle von Trainmeusel (Foto: Herbert Popp)

Ca. 500 m nordwestlich von Trainmeusel gelegen, findet man ein ungewöhnliches Karstphänomen: Hier ist der sehr seltene Fall eines Wasseraustritts (einer Quelle) auf der Karsthochfläche zu finden. Die Quelle tritt bei 421 m aus einem schwebenden Grundwasserkörper im Malm-delta als Schichtquelle aus. Der Ort, der heute als Naturdenkmal klassifiziert ist, war in historischer Vergangenheit trotz seiner geringen Schüttung von erheblicher Bedeutung, bedeutete er doch die dorfnahe Verfügbarkeit von Trinkwasser für die Bevölkerung, die ansonsten ihr Wasser von weit her in Butten (ein großes Wasserfass) hätte antransportieren müssen.

Von Trainmeusel geht es nach Süden weiter in den Ort Birkenreuth, der etwa 1 km entfernt ist. Dort liegt die Station am südlichen Ortsrand.

Station 11: Doline: Bsp. Birkenreuth (Typ B1) zur Kartenansicht >>

Abb. 21: Die Große Doline von Birkenreuth
Abb. 21: Die Große Doline von Birkenreuth (Foto: Herbert Popp)
Abb. 22: In der farbig umgezeichneten Skizze der Uraufnahme von Birkenreuth aus dem Jahr 1843 erkennt man die Große Doline unten rechts. Die Karte macht deutlich, dass es weitere, kleinere Dolinen im Ort gab, die aber meist von den Bewohnern verfüllt wurden.
Abb. 22: In der farbig umgezeichneten Skizze der Uraufnahme von Birkenreuth aus dem Jahr 1843 erkennt man die Große Doline unten rechts. Die Karte macht deutlich, dass es weitere, kleinere Dolinen im Ort gab, die aber meist von den Bewohnern verfüllt wurden. (Quelle: BAIER u. a. 2014)

In ihrer äußeren Erscheinung entspricht die Doline am Ortsrand von Birkenreuth geradezu modellhaft der Lehrbuch-Vorstellung von einer Doline: Man trifft auf eine kreisrunde, geschlossene Hohlform von etwa 10 m Tiefe, die sich von den Rändern steil zu ihrem Boden hin absenkt. Da diese Fläche als Wiese auch regelmäßig gemäht wird, kommt die Karstform besonders gut zur Geltung.

Birkenreuth in Richtung Süden verlassen. Nach 2 km die Straßenkreuzung geradeaus überqueren und nach Wohlmuthshüll fahren. 100 m nach dem Ortseingang geht rechter Hand ein Feldweg ab, dieser führt nach weiteren 50 m zu einem alleinstehenden Felsen.

Station 12: Teufelstisch: Bsp.: nördlich von Wohlmuthshüll/Kachelstein (Typ B4) zur Kartenansicht >>

Abb. 23: Der Teufelstisch, auch Kachelstein genannt, nördlich von Wohlmuthshüll: Eine pilzartig erscheinende Verwitterungsform im Malm
Abb. 23: Der Teufelstisch, auch Kachelstein genannt, nördlich von Wohlmuthshüll: Eine pilzartig erscheinende Verwitterungsform im Malm (Foto: Herbert Popp)

Die in vielen Bereichen der Fränkischen Schweiz steil aufragenden Kletterfelsen sind bei Wohlmutshüll als Felsentische entwickelt und erinnern damit stark an die in anderen Karstgebieten (bspw. in der Serrania de Cuenca in Zentralspanien) entwickelten Formen. Ursache für die Entstehung dieser Strukturen ist die unterschiedliche Löslichkeit und Verwitterbarkeit, wobei ein leichter verwitterbarer Kalkstein von einem schwerer verwitterbaren Dolomit überlagert wird. Möglicherweise gehen diese Verwitterungsformen bereits auf die Freilegungs- und Verkarstungsphase während der Unterkreide zurück.

Von Wohlmuthshüll auf direktem Weg über Birkenreuth und Trainmeusel nach Muggendorf. Dort die B 470 queren und anschließend rechts auf den Marktplatz fahren. Die Straße wird dann zur Bayreuther Straße, von dieser aber kurz danach links auf den Lindenberg einbiegen. Dem Straßenverlauf bis Doos folgen. Dort kann im Bereich des Bootsverleihs geparkt werden. Zu Fuß geht es nun zur Mündung der Aufseß in die Wiesent und der nächsten Station. Dazu muss ein rechterhand gelegenes Metalltor geöffnet werden, das zur Wiesent führt.

Station 13: Kalktuffwasserfall: Bsp.: Mündung der Aufseß in die Wiesent (Typ C1) zur Kartenansicht >>

Abb. 24: Der Wasserfall an der Einmündung der Aufseß in die Wiesent, eine Kalktuffakkumulation
Abb. 24: Der Wasserfall an der Einmündung der Aufseß in die Wiesent, eine Kalktuffakkumulation (Foto: Herbert Popp)

Das Aufseßtal mündet bei der Ortschaft Doos mit einem kleinen, aber ungewöhnlichen Wasserfall in das Wiesenttal. An diesem Wasserfall hat sich im Lauf der Zeit ein Kalktuffriegel entwickelt, der sich aufgrund eines in den 1850er Jahren zeitweiligen Abbaus als Baustein nicht mehr in der originalen Form befindet. Die Kalktuffbildung ist die Folge der beim Wasserfall auftretenden Freisetzung von gelöstem CO2 im Wasser, was von einer Änderung des Kohlensäuregleichgewichts und Kalkabscheidung begleitet wird. Dass der Talboden der Aufseß nicht an das Niveau der Wiesent angeglichen ist, gibt Hinweise darauf, dass die Taleintiefung der Wiesent relativ schnell verläuft.

Es geht weiter flussabwärts im Tal der Wiesent bis nach Behringersmühle. Dort nach rechts auf die B 470 abbiegen. Nach nur 500 m nach links zum Parken auf das Gebiet des (inzwischen aufgelassenen) Bahnhofs Behringersmühle abzweigen. Hier geht es zu Fuß weiter, parallel zur B 470 und zum Bahngleis 400 m flussabwärts auf einem Fußweg bis zu einer Fußgängerbrücke über die Wiesent, die zu überqueren ist. Jenseits der Brücke liegt rechts die Gaststätte Stempfermühle, links die nächste Station: die Stempfermühlquellen.

Station 14: Karstquelle: Stempfermühlquelle bei Behringersmühle (Typ A1) zur Kartenansicht >>

Abb. 25: Eine der am stärksten schüttenden Karstquellen in der Fränkischen Schweiz: die aus drei Austritten gespeiste Stempfermühlquelle. Hier sind die beiden Sturzquellen abgebildet.
Abb. 25: Eine der am stärksten schüttenden Karstquellen in der Fränkischen Schweiz: die aus drei Austritten gespeiste Stempfermühlquelle. Hier sind die beiden Sturzquellen abgebildet. (Foto: Herbert Popp)

Eine außerordentlich stark schüttende Karstquelle ist bei der Stempfermühle im Wiesenttal zu beobachten. Sie besitzt eine Schüttung von ca. 500 l/sec. Genau genommen handelt es sich um drei ganz eng nebeneinander liegende Quellen: zwei Sturzquellen und eine Topfquelle. Der Wasseraustritt erfolgt in Riffkalk-Fazies des Malm-gamma teilweise direkt im Bett der Wiesent und im südlichen Uferbereich. Das Quellwasser wurde direkt dem Mühlkanal zugeführt, sodass die Mühle nicht mit dem Wasser der Wiesent, sondern mit dem Quellwasser betrieben wurde. Das Einzugsgebiet liegt auf der südlich anschließenden Hochfläche. Färbeversuche an der dort befindlichen Fellner-Doline haben die Verbindung zur Stempfermühlquelle belegt.

Auf der B 470 zurück nach Behringersmühle und weiter nach Tüchersfeld fahren. Hier die B 470 verlassen und an der zweiten Möglichkeit (Straße Zum Zeckenstein) links in das Dorf abbiegen. Erst am Ende des Dorfes nach 500 m gibt es einen offiziell ausgewiesenen Parkplatz. Von dort geht es zu Fuß zurück zum sog. Judenhof, wo sich heute das Fränkische Schweiz-Museum befindet.

Station 15: Dolomitfelsen: Bsp. Tüchersfeld (Typ B4) zur Kartenansicht >>

Abb. 26: Die markanten und überregional bekannten Dolomitfelsen von Tüchersfeld
Abb. 26: Die markanten und überregional bekannten Dolomitfelsen von Tüchersfeld (Foto: Thomas Bernard)

Eine besonders auffällige morphologische Karstform sind die Felstürme in der Rifffazies des Malm-delta bei Tüchersfeld. Eine Schichtung ist in den hellgrauen Dolomitfelsen nur angedeutet zu erkennen, die unterschiedliche Verwitterbarkeit der ursprünglichen Schichten ist durch das Verwitterungsprofil zu sehen. Vereinzelt sind Makroporen zu erkennen, die als ehemalige Großfossilien herausgewittert und weggelöst Hohlräume in den Dolomitfelsen verursachen, die das Klettern erleichtern.

Zurück auf die B 470 und weiter bis nach Pottenstein fahren. Hier links (durch die Altstadt hindurch) in Richtung Bayreuth abbiegen. In dem Ort Haselbrunn rechts in Richtung Mandlau abzweigen, aber schon nach 50 m links einem Flurbereinigungsweg ca. 700 m bis an dessen Ende folgen. Dieser ist allerdings nur für landwirtschaftlichen Verkehr zugelassen, sodass die Strecke zu Fuß weiter talaufwärts bis zum Hungerbrunnen Urspring, der weitere 500 m talaufwärts liegt, genommen werden muss.

Station 16: Hungerbrunnen: Bsp. Urspring bei Haselbrunn (Typ A2) zur Kartenansicht >>

Abb. 27: Der Urspring bei Haselbrunn sprudelt zum Zeitpunkt starker Wasserschüttung wie ein Springbrunnen.
Abb. 27: Der Urspring bei Haselbrunn sprudelt zum Zeitpunkt starker Wasserschüttung wie ein Springbrunnen. (Foto: Thomas Bernard)

Die nach Süden einfallende Hochfläche der Hohenmirsberger Platte geht etwa bei Haselbrunn in eine durch das Püttlach-System steil eingetiefte Fluss- bzw. Trockentallandschaft über. In diesem Bereich treten Quellen auf, deren Einzugsbereich die Hohenmirsberger Platte ist. In den Kalksteinen verlaufen vermutlich Kluft- und Höhlensysteme, die bevorzugte Fließwege für das Grundwasser darstellen und bei Starkregen und Schneeschmelze das Wasser sammeln und heftige Quellwasseraustritte hervorrufen. Ein tummlerähnlicher Wasseraustritt ist bei Urspring nördlich von Haselbrunn zu beobachten. In Trockenzeiten deutet lediglich Vegetation an, dass hier gelegentlich starke Wasserbewegung stattfindet.

Abb. 28a: Urspringquelle im Normalzustand ohne Wasseraustritt
Abb. 28a: Urspringquelle im Normalzustand ohne Wasseraustritt (Foto: Thomas Bernard)
Abb. 28b: Die Urspringquelle im Führjahr bei starker Schüttung
Abb. 28b: Die Urspringquelle im Führjahr bei starker Schüttung (Foto: Thomas Bernard)
Abb. 29: Unterhalb des Urspring ist nach einem Hochwasserereignis der gesamte Talboden überflutet.
Abb. 29: Unterhalb des Urspring ist nach einem Hochwasserereignis der gesamte Talboden überflutet. (Foto: Thomas Bernard)

Vom Parkplatz über Haselbrunn zurück nach Pottenstein fahren. Am Ende des Städtchens links auf die B 470 in Richtung Pegnitz abbiegen. 3 km auf dieser Straße bis zur Schüttersmühle fahren, dort kann geparkt werden.

Station 17: Hängendes Trockental: Bsp. Klumpertal bei Kühlenfels (Typ B3a) zur Kartenansicht >>

Die Trockentäler der Fränkischen Schweiz weisen zum Teil ein hohes Alter als Täler auf, das bis zu 65 Mio. Jahre zurückgehen kann. Dementsprechend ist die Entstehung dieser Talform nicht einheitlich, sondern komplex und kann nicht allein mit dem gefrorenen Untergrund erklärt werden, wonach in der letzten Eiszeit durch Dauergefrornis des Bodens das Wasser nicht versickern konnte, sondern (bei fast fehlender Vegetationsdecke) durch oberflächliche Auftauprozesse einer starken Erosion und Talbildung ausgesetzt war.

Die Breittäler von Wiesent und Aufseß entstanden in der Übergangsphase vom Tertiär zum Quartär (Plio-Pleistozän, ca. 2,6 Mio. Jahre v. heute). Als Haupttäler sind sie in ihren Mittel- und Unterläufen stark eingesenkt. Einige dieser Kastentäler sind so tief eingeschnitten, dass die einmündenden kleineren Seitentäler mit der Eintiefung der Haupttäler nicht Schritt halten konnten: es entstanden Knicke im Tallängsprofil, deutlich zu erkennen an der markanten Stufe, mit der die Seitentäler auch heute noch in das Haupttal münden. Entscheidend für die Entstehung dieser sog. Hängetäler ist die reduzierte Erosionsleistung der Seitentäler, bedingt durch geringeren Wassertransport, aber auch durch Verkarstungsvorgänge, bei denen das Karstwasser in Bachschwinden, Dolinen und Schlucklöchern oder auch Klüften verschwindet und direkt im Untergrund den größeren Vorflutern zuströmt.

Besuchsbeispiel hängendes Trockental: Klumpertal

Abb. 30: Längsprofil des Kühlenfelser Trockentals: Ganz anders als im Normalfall eines Flusslängsprofils wird das Gefälle nicht flacher, sondern zeigt vor Eintritt in das Haupttal einen merklichen Knick.
Abb. 30: Längsprofil des Kühlenfelser Trockentals: Ganz anders als im Normalfall eines Flusslängsprofils wird das Gefälle nicht flacher, sondern zeigt vor Eintritt in das Haupttal einen merklichen Knick. (nach HABBE 1989, S. 58)
Abb. 31: Die Einmündung des Kühlenfelser Trockentals (von links kommend) in das Klumpertal (rechts). Wegen des dichten Waldbestandes beim Zusammenfluss mit dem Klumpertal ist dieses Phänomen des Hängetals mit Geländeknick in der Landschaft kaum zu erkennen.
Abb. 31: Die Einmündung des Kühlenfelser Trockentals (von links kommend) in das Klumpertal (rechts). Wegen des dichten Waldbestandes beim Zusammenfluss mit dem Klumpertal ist dieses Phänomen des Hängetals mit Geländeknick in der Landschaft kaum zu erkennen. (Foto: Herbert Popp)

Besonders gut lässt sich das Zusammenspiel von Talbildung und Verkarstung am Talkomplex des Klumpertals und Kühlenfelser Tals (bei Pottenstein, Landkreis Bayreuth) beobachten. Die empfohlene Kurzwanderung beginnt an der Schüttersmühle, gelegen an der B 470, südöstlich von Pottenstein an der Abzweigung nach Kirchenbirkig. Von dort aus führt der Fußweg durch das Weihersbachtal, eingerahmt von steilen, teilweise auch überhängenden Felsen aus massigem oder dickbankigem Dolomit in horizontaler Lagerung. Weiter dem Weihersbach über die Mittelmühle bis zur Quelle des Weihersbachs folgen, die an der geologischen Schichtgrenze von Malm-gamma zu Malm-delta liegt. Dort tritt das Niederschlagswasser, das im Malm-delta versickert ist, an der Schichtgrenze aus, da die unterlagernden tonig-mergeligen Schichten weniger wasserdurchlässig sind. Nach dem Passieren der Teiche führt am rechten Talrand ein Weg (Wegweiser nach Kühlenfels) ins Kühlenfelser Tal. Diesem Trockental kann man bis zum gleichnamigen Ort folgen. Sehenswert ist, dass das Tal östlich des Weilers Waidach typisch für den Oberlauf in einer ganz flachen Mulde beginnt und dann seinen Verlauf mit etlichen Richtungsänderungen gen Norden auf das Klumpertal (Weihersbachtal) zunimmt. Dort mündet es dann mit einer Steilstufe als Hängetal. HABBE (1989, S. 56) hat den genauen Verlauf des Tales dargestellt und jene Punkte eingezeichnet, an denen er die Talfüllung bis zum anstehenden Fels abgebohrt hatte. Die Bohrungen brachten ‒ das Tal begleitende ‒ verlagerte Sande und Lehme der Rahmenhöhen zutage, aber keine typisch fluviatilen Sedimente. Der Boden unterhalb der Talfüllung zeigt ein unregelmäßiges Basisrelief (HABBE 1989, S. 58). Vertiefungen und auch Abschnitte mit Gegengefälle sind zu erkennen, sogar Dolinen unterhalb der Sedimentauflage, die allerdings nicht immer am tiefsten Punkt des Talprofils vorkommen (Abb. 30). Anhand des Beispiels Klumpertal mit Weihersbach und Kühlenfelser Trockental wird deutlich, warum in der Fränkischen Alb die Bildung von Tälern nicht allein fluviatil, d. h. also durch vorauslaufende Erosion, erklärbar ist. Vielmehr müssen bei der Talbildung weit in die geologische Vergangenheit reichende Kräfte und Prozesse gewirkt haben.

Abb. 32: Ausschnitt aus dem Klumpertal im Bereich der Einmündung des Kühlenfelser Trockentals (von Süden kommend): rechts als Laserscan-Karte, links als TK25-Karte. Besonders das südliche einmündende Tal – in schwächerer Ausprägung auch das nördlich davon einmündende – lässt deutlich erkennen, dass es im Bereich des Haupttals noch eine Stufe überwindet, dass es also als Hängetal einmündet. Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19

Unmittelbar neben dem Parkplatz an der Schüttersfühle sieht man oberhalb der Einmündung der Straße von Kirchenbirkig ins Weihersbachtal mehrere markante Dolomitfelsen. Sie sind die nächste Station.

Station 18: Dolomitfelsen: Bsp. Weiherstaler Männchen (Typ B4) zur Kartenansicht >>

Abb. 33: Dolomitfelsen an der Mündung des Klumpertales in den Weihersbach, nahe der Schüttersmühle: Links ist der alleinstehende Felsen des Weihersthaler Männchens erkennbar, der bereits in der Uraufnahmekarte von 1834 mit diesem Namen erwähnt wird.
Abb. 33: Dolomitfelsen an der Mündung des Klumpertales in den Weihersbach, nahe der Schüttersmühle: Links ist der alleinstehende Felsen des Weihersthaler Männchens erkennbar, der bereits in der Uraufnahmekarte von 1834 mit diesem Namen erwähnt wird. (Foto: Herbert Popp)

Die dolomitische Riffkalkfazies des Malm hinterlässt an vielen Stellen der Fränkischen Alb auffällig, ja geradezu bizarr geformte Felstürme. Bei der Schüttersmühle befindet sich der an die Form eines Menschen erinnernde Felsturm, der schon früh die Phantasie der Betrachter anregte.

Von der Schüttersmühle geht es über die ansteigende Straße nach Kirchenbirkig weiter nach Trägweis und Kleingesee. Kurz vor Erreichen des Ortes rechts nach Allersdorf und Stadelhofen abbiegen. 900 m nach Stadelhofen liegt rechter Hand die Garage eines Busunternehmers mit Parkplatz. Hier kann geparkt werden. Auf einem Fußweg wird nach 300 m eine bewachsene trichterartige Vertiefung erreicht: die Fellnerdoline.

Station 19: Doline: Fellnerdoline bei Gößweinstein (Typ B1) zur Kartenansicht >>

Abb. 34: Fellnerdoline, südwestlich von Gößweinstein
Abb. 34: Fellnerdoline, südwestlich von Gößweinstein (Foto: Herbert Popp)

Da in der Fellnerdoline die Vegetation schon längere Zeit nicht mehr gemäht wurde, ist dieser Erdfall in der Landschaft nicht mehr sehr gut zu erkennen und etwas beschwerlich zu begehen. Die Doline wurde dennoch in diese Exkursion aufgenommen, weil die Vegetationsfreilegung sicherlich zu erwarten ist und vor allem weil die Fellnerdoline eine bedeutende Rolle bei der Erforschung des Karstwasserhaushalts der Fränkischen Schweiz spielt.

Färbeversuche im Grundwasser konnten zeigen, dass das hier versickernde Wasser innerhalb von nur wenigen Stunden an der Quelle der Stempfermühle (Station 14) wieder austritt. Der am Boden der Doline befindliche, aus Sicherheitsgründen verschlossene Höhleneingang führt etwa 80 m nach unten bis auf die Höhe des Grundwasserspiegels, der etwas über dem Niveau der Wiesent liegt.

Von dem Parkplatz neben dem Busunternehmer an der St 2191 geht es auf dieser Straße zurück und über Kleingesee bis nach Obertrubach und zur B 2, dort nach rechts abbiegen und über Gräfenberg nach Weißenohe fahren. Hier links in den Ort einbiegen und der Dorfhauser Straße in Richtung Dorfhaus folgen. Hier kann geparkt werden. Der Wanderweg beginnt am östlichen Ortsausgang, vorbei am Biobauernhof Hänfling, und führt etwa 1 km flussaufwärts entlang der Lillach bis in den Bereich der Sinterterrassen (Abb. 35).

Station 20: Kalktuffterrassen: Bsp. Lilling im Lillachtal (Typ C1) zur Kartenansicht >>

Abb. 35: Östlich von Weißenohe im Lillachtal befinden sich die berühmten Sinterstufen von Lilling.
Abb. 35: Östlich von Weißenohe im Lillachtal befinden sich die berühmten Sinterstufen von Lilling. (Quelle: Amtliche DTK 1:25.000, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)
Abb. 36: Sintertreppen von Lilling
Abb. 36: Sintertreppen von Lilling (Foto: Herbert Popp)

Diese Sinterterrassen im Lillachtal gelten als besonders sehenswert und besonders bedeutend. Sie wurden vom Bayerischen Landesamt für Umwelt mit der Geotop-Nummer 474R084 erfasst und mit dem geowissenschaftlichen Prädikat wertvoll klassifiziert. Unterhalb der Quelle der Lillach haben sich über mehrere 100 m Länge Sinterterrassen gebildet, die übrigens in der Uraufnahmekarte von 1820 als Teufelsterrassen bezeichnet werden. Von der Quelle ausgehend, gelangt man zunächst zu den Großen Sinterterrassen und weiter unterhalb zu den Kleinen Sinterstufen. Der Bereich musste zeitweilig gesperrt werden, da der weiche und empfindliche Quelltuff durch den zu hohen Besucherandrang beschädigt wurde. Durch neu angelegte Wanderwege wurde das Problem behoben.


Empfohlene Zitierweise

Klaus Bitzer, Eckhardt Jungfer und Herbert Popp: “Karstformen und Ökotourismus in der Fränkischen Schweiz” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_508-karstformen-und-oekotourismus/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • BAIER, Alfons (2007): Karsthydrogeologische Untersuchungen im Lillachtal östlich von Dorfhaus/Ldkr. Forchheim (Nördliche Frankenalb), in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern 57, S. 173–208.
  • BAIER, Alfons u. a. (2014): Der „Tiefe Brunnen“ von Birkenreuth/Ofr. Ein Beispiel für die Problematik der Trinkwasserversorgung auf der fränkischen Karsthochfläche in historischer und heutiger Zeit, in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern 64, S. 1–4 u. 65, S. 13–41 (www.angewandte-geologie.geol. uni-erlangen.de/birk_01.htm).
  • BAIER, Alfons (2016): Das Karstgebirge von Seidmar/Ofr., in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern 66, S. 49–73.
  • BÖGLI, Alfred (1964): Mischungskorrosion ‒ ein Beitrag zum Verkarstungsproblem, in: Erdkunde 18, S. 83–92.
  • CVIJIC, Jovan (1893): Das Karstphänomen ‒ Versuch einer morphologischen Monographie (= Geographische Abhandlungen, Bd. 5, H. 3). ‒ Wien.
  • HABBE, Karl-Albert (1989): Der Karst der Fränkischen Alb. ‒ Formen, Prozesse, Datierungsprobleme, in: Franz TICHY & Rainer GÖMMEL (Hg.): Die Fränkische Alb (= Schriften des Zentralinstituts für Fränkische Landeskunde und Allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Bd. 28). ‒ Neustadt a. d. Aisch, S. 35–76.
  • PETZOLDT, Ernst (1955): Verbreitung und Alter von Kalktuffen in der Wiesent-Alb und ihrer Nachbarschaft, in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern 5 (1), S. 34–41.
  • SCHIRMER, Wolfgang (2017): Artesische Hülen/Hüllen bei Hiltpoltstein, in: Die Fränkische Schweiz, H. 3, S. 16–21.
  • SCHNITZER, Walter Alexander (1974): Karsthydrologische Untersuchungen westlich von Gößweinstein (Fränkische Schweiz, Blatt Nr. 6233 Ebermannsladt), in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern 24 (1 / 2), S. 140–147.
  • SCHNITZER, Walter Alexander, PLACHTER, Harald und KEUPP, Helmut (1972): Eine Karstwassermarkierung der Fellner-Doline bei Gößweinstein, in: Geologische Blätter für Nordost-Bayern 22 (2 / 3), S. 128–129.
  • TILLMANN, Heinz und Walter TREIBS (1967): Geologische Karte von Bayern 1:25.000. Erläuterungen zum Blatt Nr. 6335 Auerbach. ‒ München.

Bildnachweise

  • Vorschaubild: Dolomitfelsen am Rand des Klumpertals (Foto: Herbert Popp)
  • Titelbild: Steinere Rinne von Roschlaub (Foto: Herbert Popp)