Brauereiwanderwege und Biertourismus

Von Thomas Bernard und Herbert Popp – 09/2019

Nicht nur die Zahl der verbliebenen Brauereien/Brauereigasthöfe in der Fränkischen Schweiz ist immer noch sehr groß. Sie repräsentieren auch ein breites, vielfältiges Spektrum an Angeboten rund um das Bier. Diese regionale Spezifik wird inzwischen für den Tourismus beworben mit einem Schwergewicht auf dem Angebot von Brauereiwanderwegen für die Gäste. Es wird anhand zahlreicher Beispiele aufgezeigt, dass diese Konzentration auf den Biertourismus zwar leider auch unerfreuliche Auswüchse zur Folge hatte, dass insgesamt die Botschaft von dem Bierparadies Fränkische Schweiz von den Touristen aber sehr oft und sehr positiv angenommen worden ist. Der Beitrag will auch verdeutlichen, dass Tourismus rund um das Bier keineswegs mit Sauftourismus gleichzusetzen ist, sondern erhebliche kulturelle, seriöse Komponenten umfasst (bzw. umfassen könnte). Ansätze zu diesem Produkt Bier und Kultur werden besonders deutlich herausgearbeitet, zugleich wird betont, dass diese Angebotsform noch ausbaufähig und verbesserbar ist.

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Biertourismus – welche Akteure sind beteiligt?

Um sich mit der Thematik Biertourismus im Folgenden (und generell) auseinandersetzen zu können, gilt es, sich zunächst einmal bewusst zu machen, welche Akteure direkt und indirekt zu diesem Thema ihren Beitrag leisten. Der Stellenwert eines touristischen Angebotes, verbunden mit der sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Bedeutung für eine Region, ist auch eine wichtige Einflussgröße für die Ausprägung der regionalen Identität und für ihre Bewertung als ernst zu nehmender wirtschaftlicher Faktor. Gerade die Fränkische Schweiz misst dem Thema Brauereien und dem damit verbundenen Biertourismus als Alleinstellungsmerkmal eine hohe Priorität im touristischen Marketing, auch und vor allem in Abgrenzung zu anderen, konkurrierenden bayerischen Urlaubsregionen, zu. Werbemarken wie Bierregion Oberfranken (in der die Fränkische Schweiz eine gewichtige Teilregion darstellt) oder höchste Brauereidichte der Welt (für die Gemeinde Aufseß) sind inzwischen Werbebotschaften nach außen. Der sechseckige Brauerstern, das Zunftzeichen des Braugewerbes, ist schon seit dem Spätmittelalter nachgewiesen. Es hat – entgegen fälschlicherweise immer wieder geäußerter Behauptungen – nichts mit dem ebenfalls sechseckigen Davidstern zu tun.

Als wichtigste Personengruppe sind natürlich die Brauer zu nennen, ohne deren handwerkliche Tätigkeit es keine Brauereien und keine lokal erzeugten Biere gäbe. Das individuelle Angebot, die Betriebsgröße sowie der Vertrieb von Brauereiprodukten (die Fränkische Schweiz verfügt fast ausnahmslos über verhältnismäßig kleine Privatbrauereien) sprechen den Verbraucher an. Dabei kommt der einheimischen Bevölkerung gerade in der Fränkischen Schweiz eine wichtige Bedeutung zu: als Konsumenten, aber auch als Imagebildner und regionale Akteure sowie als Multiplikatoren nach außen. Ergänzend dazu fungieren Gäste, gerne auch als „Touristen“ bezeichnet, als dankbare Abnehmer. Sie sollen ebenfalls, so die Intention der Tourismusverantwortlichen, als Werbeträger dienen, für entsprechenden Zusatzumsatz sorgen, das Image der Fränkischen Schweiz noch weiter verbessern und nicht zuletzt durch ihr auch weiterhin praktiziertes Pflegen einer Alltagskultur, bei der der Biergenuss ein wichtiges Element darstellt, ihre Zufriedenheit in ihrer Umwelt stärken. Durch die erlebte Nachfrage nach den lokalen Produkten und Diensten auch von außen wird sich im Idealfall ihr Selbstbewusstsein in der heimatlichen Umgebung festigen.

Für zielgruppenspezifische Angebote sorgen in erster Linie neben den Brauereien selbst auch die lokalen touristischen Akteure. Je intensiver und professioneller die Vernetzung der verschiedenen Gruppen ist, desto leichter kann sich der Biertourismus etablieren und sich sozusagen als touristische Marke entwickeln, desto höhere Umsätze können erzielt werden, was wiederum verbunden ist mit steigenden Investitionsmöglichkeiten und einer Vermeidung von Betriebsschließungen. Dass sich der Biertourismus in den zurückliegenden Jahren generell positiv entwickelt, zeigt die nach wie vor enorme Brauereienvielfalt in der Fränkischen Schweiz. Kleine Brauereibetriebe konnten sich bis heute gegenüber größeren Industriebrauereien auf dem Markt behaupten.

Brauereien und Bier als Kulturgut für die Fränkische Schweiz

Die Geschichte des Bierbrauens hat nicht nur in der Fränkischen Schweiz eine lange Tradition. Es gibt allerdings gegenwärtig kaum eine vergleichbare Region, die eine derartige Vielfalt an Brauereien, an unterschiedlichen Bieren und Biersorten sowie eine ähnlich hohe Dichte an Brauereistandorten aufweisen kann. Daher ist es naheliegend, dass dieses Kulturgut der Region auch einen wichtigen, touristisch relevanten Bereich darstellt. Seine regionalwirtschaftliche Bedeutung insgesamt kann als hoch eingestuft werden.

Definition thematischer Begriffe

Biertourismus Unter Biertourismus sind alle touristischen Aktivitäten, die in Verbindung mit Bier als Getränk stehen, zu verstehen. Beispiele hierfür sind regionale und saisonale Bierangebote, markierte und beschriebene Brauereiwege, geführte oder individuelle Brauereiwanderungen oder Radtouren von Brauerei zu Brauerei, allgemeine Biervorträge und Bierproben unabhängig von einem Brauereistandort, Biersommeliers, Bierfeste.

Brauereitourismus Abweichend vom Biertourismus stehen nicht die Aktivitäten rund um das Getränk im Vordergrund, sondern vielmehr die Aktivitäten rund um die Braustätte sowie in ihr. Hierzu zählen zum Beispiel Brauereiführungen, Bierzapfkurse, Kurse im Bierbrauen, Erlangung eines Brauereidiploms, Brauereifeste, öffentliches Schaubrauen.

Bierkultur Unter diesem allgemeinen Begriff wird in Bezug auf die Region Fränkische Schweiz in erster Linie die kulturelle Identifikation verstanden, verbunden mit der aktiven Pflege des Kulturgutes Bier als Getränk in unterschiedlichen Bereichen und unterschiedlicher Ausprägung.

Brauereikultur Nicht Bier als Getränk, sondern die Brauereien als Produktionsstätten stehen im Mittelpunkt des kulturellen Interesses, so z. B. ihre historische Entwicklung.

Biertourismus in der Fränkischen Schweiz – ein zwiespältiger Trend?

Eine Antwort auf die Frage, ob die überreiche Präsenz regionaler Bierprodukte und die lebhafte Nachfrage nach Biertourismus, sei es in organisierter, sei es in individueller Weise, eher positiv oder aber skeptisch bis ablehnend eingeschätzt werden muss, macht es zunächst notwendig, die Entwicklungen der letzten Jahre sowohl in Hinblick auf das Angebot und die Nachfrage als auch auf die zu beobachtenden positiven und negativen Trends näher zu beleuchten. Nach fast zwanzig Jahren konkreter Erfahrungen zum Thema Biertourismus kann für die Fränkische Schweiz tatsächlich ein eher zwiespältiger Trend festgestellt werden. Worin liegen also die Gründe?

Argumente Kontra

Sehr kritische Skeptiker mögen bereits Anstoß daran nehmen, dass man überhaupt eine Wanderung unter ein so banales Thema wie Bier stellt. Nicht die Schönheit der Landschaft, nicht die Sehenswürdigkeiten beidseits des Weges, sondern das Bier bildet den Hauptgrund für die Tätigkeit – und das suggeriert ja wohl den Konsum von Bier vor Ort. Bedeutet eine Tour, die an fünf Brauereien vorbeiführt, dass man animiert wird, (mindestens) fünf Seidla Bier zu verkosten? Was bei einem ungeübten Trinker bereits einen Vollrausch zur Folge haben dürfte.

Ist es überhaupt zu verantworten, in einer Zeit, in der der überwiegende Anteil der Besucher von Bierwanderwegen und von Brauereien mit dem Auto anfährt, für Bier zu werben? Denn dies ist ja wohl nicht nur zum Mitnehmen in Bierflaschen zu verstehen, sondern als Konsum in Form von Fassbier vor Ort. Natürlich gilt dieses Argument nicht für Bewohner des jeweiligen Orts und für Übernachtungstouristen, die ihren Biergenuss zu Fuß (oder mit einem verlässlichen Fahrer) betreiben. Die Bahnfahrt von Nürnberg nach Weißenohe oder Gräfenberg und zurück mit dem VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg) für die Besucher des Fünf-Seidla-Steiges muss man insofern als sehr verantwortungsvoll einstufen, da im Falle eines etwas zu umfänglichen Biergenusses keinerlei Verkehrsgefährdung durch alkoholisierte Fahrer verbunden ist.

Beide genannten Argumente, auch wenn sie unterschiedliche Aspekte tangieren, lassen sich doch zu dem Vorwurf bündeln, ein offerierter Biertourismus habe die Tendenz zum Sauftourismus.

Tatsächlich haben die Erfahrungen der vergangenen Jahre merkliche negative Effekte des Biertourismus mit den damit verbundenen negativen Trends gezeigt, die sich nicht leugnen lassen. So fällt die direkte Wertschöpfung in diesem Bereich derzeit noch zu einseitig aus. Neben den Brauereien verdienen hauptsächlich nur die damit direkt in Zusammenhang stehenden Vertriebsbereiche (Gaststätten). Weitere positive wirtschaftliche Folgeeffekte, die potentiell möglich wären, sind gegenwärtig noch zu wenig ausgeprägt. So lässt sich aktuell beobachten, dass die unmittelbaren Profiteure sich nur wenig engagieren in Bezug auf die Pflege der Brauereienwege (Markierung, Begehbarkeit und vor allem Sauberkeit). Wild weggeworfene Bierflaschen und Abfall zieren weite Bereiche der Wege, eine Entsorgung läuft in der Regel über die Bauhöfe der betreffenden Kommunen. Der Bereich Merchandising in Hinblick auf eine positive Imagebildung der Brauereikultur in der Fränkischen Schweiz ist noch zu wenig ausgeprägt, ebenso die informelle Zusammenarbeit bzw. die Vernetzung der am Wege liegenden Brauereien untereinander. Absprachen in Bezug auf Ruhetage, auf besondere Schließzeiten usw. werden kaum kommuniziert und sind daher als recht kundenunfreundlich einzustufen. Ein ernst zu nehmendes Problem stellt die zunehmende Belastung und Belästigung von Anliegern in Brauereinähe sowie an Brauereiwegen dar. Angetrunkene Brauereiwanderer sorgen nicht nur am Wochenende für Lärmbelästigung durch Grölen und lautstarke Streitigkeiten. Auch Vandalismus, Sachbeschädigungen und Verunreinigung im öffentlichen Raum sind immer wieder festzustellen (so z. B. Erbrochenes entlang des Weges, wildes Urinieren, Beschädigung von Hinweisschildern und Sitzbänken, Wegwerfen von Flaschen). Besonders extreme Formen haben einzelne Junggesellenabschiedsveranstaltungen angenommen, die vielfach in einem wilden Besäufnis geendet haben. Betroffene Anwohner akzeptieren solche Situationen verständlicherweise überhaupt nicht. Die wechselseitige Akzeptanz zwischen einigen Brauereien und vielen Dorfbewohnern nimmt deshalb vielfach drastisch ab, persönliche Animositäten treten immer häufiger zutage. Wenig förderlich für eine steigende und nachhaltige (touristische) Förderung der Region im Themenfeld Biertourismus ist es auch, dass in manchen Stoßzeiten, vor allem an bestimmten Tagen (besonders an Wochenenden und Feiertagen) während des Jahres, eine – eigentlich eher ungewollte – Form von Massentourismus festzustellen ist, mit all den bekannten damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen.

Argumente Pro

Die bisherige Argumentation kontra Biertourismus erfolgte natürlich sehr grobschlächtig, klischeehaft und zugespitzt. Die meisten Besucher von Bierwanderwegen und Bierbrauereien verhalten sich glücklicherweise korrekt und sind sich ihrer Verantwortung hinsichtlich der Menge Bieres, die sie trinken, bewusst. Vor allem ist das Argument, eine Wanderung zum Thema Bier habe notwendigerweise (nur) den Alkoholgenuss zum Ziel, nicht nur falsch, sondern es übersieht ganz zentrale Dimensionen, die sich um dieses Getränk ranken.

Es ist ein historisch ererbtes Element der Fränkischen Schweiz, dass hier die Zahl der Brauereien ungewöhnlich hoch war und immer noch sehr hoch ist, was auch damit zu tun hat, dass vor allem die Qualität ihres Bieres ausgezeichnet ist. Zu dem Trinkgenuss des Bieres in der Fränkischen Schweiz gehört auch die Dimension, dass Kleinbrauereien bis heute ein ganz besonderes, meist leicht dunkles, oft auch ungespundetes (Bier mit geringerem Kohlensäuregehalt als üblich), und in jedem Fall sehr schmackhaftes Bier aus dem Fass offerieren. Dieses Bier unter Bäumen in einem der Biergärten zu verköstigen, die sich in vielen Fällen unmittelbar an die Brauerei anschließen, kombiniert mit dem Verzehr einer deftigen fränkischen Brotzeit, schafft ein Ambiente und repräsentiert ein Lebensgefühl, das in dieser Ausprägung anderswo überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Man spricht heute bei solchen Lebensformen hochtrabend von nichtmateriellem Kulturerbe. Genau dieses Phänomen repräsentiert der Brauereibesuch, mit oder ohne Wanderung von Brauerei zu Brauerei. Und dieses Lebensgefühl kommt durchaus auch bereits auf, wenn man nur eine einzige Halbe Bier verköstigt. Dieser traditionell überkommene Lebensstil kann aber zukunftsorientiert nur dann wirtschaftlich überleben, wenn auch auswärtige Gäste als Besucher für den erforderlichen Umsatz sorgen. Und dabei ist das Preisniveau des Bieres und der Speisen zudem sehr günstig. 2015 wurde die Genussregion Oberfranken (in der die Fränkische Schweiz eine wichtige Rolle spielt) aufgrund der „Bewahrung, und Förderung von Kultur, Vielfalt und Qualität regionaler Spezialitäten in Oberfranken“ ins deutsche Register Guter Praxisbeispiele der Erhaltung immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Explizit erwähnt wird hierbei, dass sich hier weltweit die meisten Bäckereien, Metzgereien und Brauereien, bezogen auf die Bevölkerungszahl, befinden.

Die Bezeichnung Biertourismus kaschiert leicht die (potentielle) Einbettung des Bieres und des Biergenusses in ein Umfeld, das höchst seriös und kulturell bemerkenswert ist. Dass die jeweilige Kleinbrauerei (und ihre dazugehörige Gastwirtschaft im Dorf) Ort dörflicher Kommunikation ist und natürlich auch bei Festen (wie z. B. der Kirchweih) eine zentrale Rolle spielt, wurde schon häufig beschrieben (z. B. HÜMMER 1980). Die Gastwirtschaft im Ort dient auch als eine Art Kulturzentrum. Am Beispiel von Brunn führt HÜMMER (1980, S. 121) aus, dass das Dorfwirtshaus auch der Ort von Treffen der Vereine (z. B. Freiwillige Feuerwehr, Jagdgenossenschaft, Bayerischer Bauernverband), Bürgerversammlungen, Kursen der Volkshochschule, Kaffeekränzchen der Ortsbäuerinnen, Theateraufführungen, Kirchweih- und Faschingstanz sowie Fischessen ist. Ergänzende Standorte zur Gaststätte wie z. B. eine Holzkegelbahn oder ein Bierkeller schaffen eine dörfliche Idylle, die Frieden und Zufriedenheit ausstrahlt. Brauereien und ihre Produkte spielen bei christlichen Festen (wie z. B. Wallfahrten), Trachtenveranstaltungen, Osterbrunnen-Festen stets eine wichtige Rolle, um das Wohlbefinden zu fördern. Für Nicht-Ortsansässige ist das Goutieren eines anderen Biergeschmacks als bei den standardisierten Massenbieren ein besonders willkommenes Erlebnis. Seine deutlich andere Brautechnik lässt das offerierte Bier zu einem Trinkerlebnis werden, das man nicht nach Hause exportieren kann, z. B. bei ungespundetem, naturtrübem Bier. Dieses Phänomen, dass der Biergenuss an ein konkretes Umfeld gebunden ist, das sich nicht verpflanzen lässt, macht die Kleinbrauereien und Brauereigaststätten zu erhaltens- und schützenswerten Kulturinstitutionen, deren Verschwinden unwiederbringlich wäre. Natürlich kann auch die mit dem Bierkonsum gekoppelte Information zu und Führung in der Brauerei, die der Besucher stets nachfragen kann, die kulturelle Dimension des Bierbrauens in der Fränkischen Schweiz verdeutlichen und bewusst machen. Analog zu Weinproben in Winzerproduktionsgebieten, die als durchaus seriös und lehrreich wahrgenommen werden, sollten auch Bierproben mit Brauereibesuch noch viel häufiger praktiziert werden.

Als positiv ist natürlich auch eine merkliche Steigerung der Wertschöpfung insgesamt durch Bier einzuschätzen. Mit dem speziellen Bierangebot steigern die Brauereien, die zugleich in der Regel eine Gaststätte und einen Biergarten umfassen, deutlich ihren Umsatz. Als eine der (positiven) Folgen daraus kam es bislang kaum zu Betriebsschließungen aufgrund fehlender Rentabilität. Aktuell gibt es immer noch mehr als 60 Brauereien in der Fränkischen Schweiz. Wenn Brauereien nicht mehr produzieren, dann meist aus betriebsbedingten Gründen. Die vielen Brauereien sichern somit in nicht unerheblichem Umfang Arbeitsplätze vor Ort, was gerade angesichts der gesamten Arbeitsmarktlage in der Fränkischen Schweiz hoch einzuschätzen ist. Mehr Umsatz, und damit verbunden mehr Rentabilität, steigert merklich die Investitions- und vor allem die Innovationsbereitschaft einzelner Brauereien. Neue Biersorten und aktuelle Trendbiere lassen den Beruf des Brauers erheblich dynamischer und interessanter erscheinen als noch vor wenigen Jahren. Der Beruf des Brauers entwickelt sich mehr und mehr zu einem Trendberuf – nicht nur, aber vor allem auch in der Fränkischen Schweiz.

Damit Hand in Hand geht eine Steigerung der kulturellen Identifikation mit der Region sowie eine Bejahung der fränkischen Lebensart seitens der Nutzer. Bier wird in jedem Falle als wichtiges, ja essentielles Kulturgut in der Gesellschaft erkannt. Dazu trägt auch bei, dass sich das Brauereiwesen, genauer gesagt die Brauereivielfalt, zu einem positiv besetzten Alleinstellungsmerkmal für die Fränkische Schweiz (und das angrenzende Bamberger Land) herausgebildet hat. Dies wiederum steigert die regionale Verbundenheit, ist ein Aspekt authentischen Alltagslebens und wirkt sich positiv auf das Selbstbewusstsein der einheimischen Bevölkerung aus. Generell wird dadurch die Lebens- und Wohnqualität – nicht nur mental – nachhaltig gesteigert. Auch für das touristische Marketing ist der Biertourismus in der Fränkischen Schweiz, wie schon erwähnt, von großer Bedeutung. So weit – so gut.

Entwicklung touristischer Angebote zum Bier

Geführte Brauereitouren

Geführte Brauereiwanderungen zu festen Terminen oder individuell für interessierte Gruppen bieten derzeit die Tourist-Info Waischenfeld und das Tourismusbüro Pottenstein an. Unter Führung und Steuerung durch Exkursionsleiter kann die kulturelle Kontextdimension rund um das Bier hervorragend vermittelt werden. Zugleich werden so Auswüchse im Verhalten Einzelner fast unmöglich gemacht. Rund um Waischenfeld werden dabei einmal wöchentlich (bei Bedarf auch öfter) die Brauereien Krug-Bräu in Breitenlesau, Kathi-Bräu in Heckenhof, Brauerei Reichold in Hochstahl, Brauerei Schroll in Nankendorf und Brauerei Heckel in Waischenfeld erwandert. Die Wanderroute hat eine Länge von ungefähr zwölf Kilometern. Neben dem jeweiligen Bier ist im Angebot eine Brotzeit sowie der Rücktransfer nach Waischenfeld eingeschlossen. Die Wanderung wird von geschulten Wanderführern begleitet. In Pottenstein wird seit 2016 einmal wöchentlich eine Bier-StadtVerFührung angeboten. Im Teilnahmepreis ist jeweils eine Bierverkostung im Pottensteiner Urbräu, in der Brauerei Mager und in der Brauerei Hufeisen, eine Brauerbrotzeit sowie eine kurzweilige Stadtführung enthalten. Auf Grund der räumlichen Konzentration der Brauereien (die Routenlänge beträgt etwa 2,5 Kilometer) kann jeder Teilnehmer das Ende individuell (auch zu Fuß) gestalten. Die Nachfrage nach beiden Angeboten steigt stetig.

Individuelle Brauereitouren

Das flächendeckende Wanderwegenetz der Fränkischen Schweiz, verbunden mit ebenso flächendeckenden Shuttle-Angeboten, bietet dem wandernden Gast die Möglichkeit, seine Brauereitour individuell zu planen. Routenvorschläge, Kartenmaterial und aktuelle Informationen zu den Brauereien der Region sind in zahlreichen Tourist-Infos der Fränkischen Schweiz und via Internet erhältlich und ergänzen das Angebot.

Das Anlegen von markierten Brauereiwegen (konkretes Marketing, eigene Markierung, eigenes Logo) und das Wandern von Brauerei zu Brauerei auf diesen hat sich seit 2001 in einigen Bereichen der Fränkischen Schweiz als wichtiger neuer Trend entwickelt. Die Zielgruppe für derartige Aktivitäten sind vor allem die Touristen, weniger dagegen die Einheimischen. Sowohl Gruppen als auch Individualgäste nutzen dieses Angebot und planen ihre Wanderungen in der Regel selbst. Die Brauereiwege werden eigens beworben, weisen eine eigene Markierung auf und verfügen teilweise über ein eigenständiges Corporate Design. Neben den Brauereiwegen gibt es auch ein ähnliches Angebot – allerdings ohne eigens ausgeschilderte Wege –, bei dem der Besucher auf einer bestimmten Route von Brauerei zu Brauerei gelenkt und geführt wird. Dies kann in Form von Touren unter begleitender Teilnahme eines Führers oder auch in Form von Broschüren erfolgen, bei denen nicht nur die Brauereien, sondern auch die Sehenswürdigkeiten entlang des Wanderweges beschrieben werden. Fakultatives Angebot dieser Bierwanderungen ist auch der Rücktransport per Fahrzeug zum Ausgangspunkt (z. B. Gasthaus). Im folgenden werden alle derzeit in der Fränkischen Schweiz ausgewiesenen Brauereiwanderwege vorgestellt (Stationen 1 und 2, 4 und 5, 7 und 8 sowie 10) und zudem drei Beispiele für „geführte Bierwanderungen“ (Station 3 und 9 mit Führer, Station 6 mit Broschüre) gelistet (vgl. Abb. 1):

(1) Brauereienwanderwege Bad Staffelstein

(www.bad-staffelstein.de/de/tourismus/freizeit/wandern/brauereiwanderwege.php)

Im Rahmen seiner vielseitigen Angebote für Kurgäste und die Regionsbevölkerung hat Bad Staffelstein in seinem Gemeindegebiet auch eine größere Anzahl von Wander- und Fahrradwegen ausgewiesen und beschildert. Neben sog. Premium Touren und Rundwege Dörfer wurden auch vier Brauereiwanderwege, die recht formal von 1 bis 4 durchnummeriert sind, eingerichtet. Sie verlaufen teilweise im Obermaintal, teilweise in der Nördlichen Frankenalb und sind ausnahmslos fast ausschließlich nur auf den Besuch von Brauereigaststätten im Rahmen der Touren ausgerichtet, und damit recht einseitig.

(2) 13-Brauereien-Weg

(www.fraenkische-toskana.com/de/touren/detail/571745cf975a375a6f88dc45)

Seit 2016 bietet die Gemeinde Memmelsdorf zusammen mit dem Tourismusverband Fränkische Toskana einen Brauereienweg zu 13 Brauereien östlich von Bamberg an. Die Weglänge beträgt insgesamt 33 km, der Start ist individuell wählbar. Unterwegs sind einige Kurzvarianten des Weges möglich. Die komplette Route des 13-Brauereien-Weges ist kein Rundweg, sondern ein Verbindungsweg. Die Kurzvarianten können als Rundwege gestaltet werden. Erwandert werden die Brauereien Höhn und Drei Kronen in Memmelsdorf, Brauerei Hummel und Brauerei Wagner in Merkendorf, Brauerei Göller in Drosendorf, Brauerei Knoblach in Schammelsdorf, Brauerei Hönig in Tiefenellern, Brauerei Hölzlein und Brauerei Reh in Lohndorf (wobei letztere keine dazu gehörige Gaststätte aufweist), Brauerei Winkler in Melkendorf (die mittlerweile aufgegeben worden ist), Brauerei Krug und Brauerei Griess in Geisfeld und die Brauerei Sauer in Roßdorf am Forst.

(3) Geführte Bierwanderung durch das Leinleitertal nach Huppendorf

(https://www.sponsel-regus.de/de/die-region-franken/fraenkische-schweiz/wandern)

Das Hotel Sponsel Regus bietet verschiedene Wandertouren an, die an Brauereien entlangführen.

(4) Brauereienweg Heiligenstadt

(www.markt-heiligenstadt.de/tourismus/freizeitmoeglichkeiten/brauereienweg.html)

Der Brauereienweg rund um Heiligenstadt verbindet auf einer Länge von etwa 14,5 Kilometern die Brauerei Ott in Oberleinleiter mit der Brauerei Drei Kronen Bräu in Heiligenstadt. Der Ausgangspunkt ist individuell wählbar.

(5) Aufseßer Brauereienweg

(www.aufsess.de/brauereienweg)

Dieser bekannteste und derzeit auch am höchsten frequentierte Brauereienweg fußt auf der Auszeichnung der Gemeinde Aufseß, die 2000 einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde erhielt. Auf einer Länge von 14 km verbindet dieser Rundweg seit 2001 vier Brauereien, die Brauerei Rothenbach in Aufseß, die Brauerei Stadter in Sachsendorf, die Brauerei Reichold in Hochstahl und die Brauerei Kathi-Bräu in Heckenhof. Der Ausgangs- und Endpunkt kann dabei individuell gewählt werden.

(6) Geführte Brauereiwanderung der Tourismusinformation Waischenfeld nach Breitenlesau

http://waischenfeld.de/index2.php?page=13bbrauereiwanderung&css=1

Auf 16 km verläuft diese geführte Brauereiwanderung an fünf Brauereien entlang. Neben genügend Zeit für die Einkehr ist auch der Rücktransport bereits eingeplant. Für die Teilnahme ist eine Voranmeldung nötig.

(7) Ahorntaler Brauereienweg

(www.brauereiwandern.de/?wanderwege=brauereienweg-im-ahorntal)

Auf 24 km verbindet der Rundweg die Brauerei Held in Oberailsfeld mit der Brauerei Stöckel in Hintergereuth. Eine Abkürzung (15 km Länge) ist zwar möglich, allerdings wird dann die Brauerei Stöckel nicht erreicht. Der Startpunkt ist individuell wählbar.

(8) Bierquellenweg

(www.bierquellenwanderweg.de)

Auf 18 km verbindet der Rundweg vier Brauereien in der östlichen Fränkischen Schweiz miteinander. Folgende Brauereien liegen an der Route: Brauerei Übelhack in Weiglathal, Brauerei Kürzdörfer in Lindenhardt, Brauerei Gradl in Leups und Brauerei Herold in Büchenbach. Der Startpunkt kann individuell gewählt werden, die komplette Tour kann auch abgekürzt werden (nördliche oder südliche Schleife).

(9) Geführte Brauereiwanderung BierStadtVerFührung Pottenstein

(www.pottenstein.de/brauereiwanderwege-1)

Die Intention dieses Angebotes (2016 als Beitrag zum Festjahr 500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot konzipiert) besteht darin, ein möglichst authentisches touristisches Angebot mit den Themen Brauereien/Bier, Stadthistorie, Genuss und Erleben der Brauereikultur mit allen Sinnen zu kombinieren. Die Brauereien Pottensteiner Urbräu, Mager und Hufeisen werden auf der nur etwa 2,5 km langen Route durch die Altstadt miteinander verbunden.

(10) Fünf-Seidla-Steig

(www.vgn.de/wandern/fuenf_seidla_steig/)

Der Rundweg auf dem Fünf-Seidla-Steig rund um Gräfenberg ist ein Gemeinschaftsprodukt von fünf Brauereien und dem VGN. Er macht sich die gute Erreichbarkeit des Weges vom mittelfränkischen Ballungsraum aus per Bahn zunutze, ein Kriterium, das diesen Brauereienweg von allen weiteren in der Fränkischen Schweiz unterscheidet. Ausgehend vom Bahnhof in Weißenohe verbindet die Wanderroute auf einer Länge von etwa 18 km die Brauereien Friedmann und Lindenbräu in Gräfenberg, die Brauerei Hofmann in Hohenschwärz, die Brauerei Elch-Bräu in Thuisbrunn und die Klosterbrauerei Weißenohe miteinander. Neben dem Aufseßer Brauereienweg wird der Fünf-Seidla-Steig, nicht zuletzt wegen seiner guten Erreichbarkeit mit dem ÖPNV, am meisten begangen.

Abb. 1: Die offiziell ausgewiesenen Bierwanderwege in der Fränkischen Schweiz sowie drei Besuchsziele geführter Brauereiwanderungen (Nr. 3, 6 und 9)
Abb. 1: Die offiziell ausgewiesenen Bierwanderwege in der Fränkischen Schweiz sowie drei Besuchsziele geführter Brauereiwanderungen (Nr. 3, 6 und 9)

Exkursionsdurchführung

Nach so viel Reflexion über die Brauereien und das Bierangebot in der Fränkischen Schweiz erscheint es sinnvoll, einige der beschriebenen Dimensionen herauszugreifen und durch einen konkreten Besuch zu veranschaulichen und zu vertiefen. Deshalb soll nachfolgend in Form einer Exkursion versucht werden, an besonders geeigneten Orten das Ausgeführte zu vertiefen. Im Fall der meisten entlang der Route vorgesehenen Standorte handelt es sich um solche, die an für den Besucher ausgearbeiteten offiziellen Bierwanderwegen liegen (1, 2, 4, 5, 7, 8, 10). Ergänzend wird aber die Thematik des Biertourismus auch an drei weiteren Beispielen behandelt, die nicht an solchen Wegen liegen (3, 6, 9). Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, sei nachdrücklich betont, dass diese Exkursion per Pkw nicht das Ziel hat, die besuchten Brauereien zum Zweck einer Bierprobe abzuarbeiten. Sie soll vielmehr thematisch die Attraktivität und Problematik des Biertourismus verdeutlichen. Wer dennoch der Versuchung nicht widerstehen kann, sollte wenigstens nur als Beifahrer/Mitfahrer fungieren.

Bei der praktischen Durchführung einer solchen Exkursion ist es nicht möglich, für alle Bierwanderwege alle Standorte zu berücksichtigen. Vielmehr wurde für jeden Bierwanderweg eine einzige Brauerei exemplarisch ausgewählt, die pars pro toto für den jeweiligen Bierwanderweg vorgestellt wird.

Technische Hinweise: Exkursion mit dem Pkw mit einer Länge von 72 km. An den thematischen Haltestationen jeweils kürzere Abstecher zu Fuß.

Exkursionsdauer: 1 Tag. Diese Zeit ist kalkuliert auf der Basis eines Besuchs ohne den jeweiligen Aufenthalt in den Brauereien und Brauereigasthöfen.

Möglichkeiten zum Einkehren: Eigentlich in jeder der anzusteuernden Brauereien. Da sie etwa die Mitte des gesamten Exkursionsablaufes ausmachen, sei explizit auf Reichold in Hochstahl (5. Station), Krug in Breitenlesau (6. Station) oder Held in Oberailsfeld (7. Station) verwiesen.

Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): Auslassen von Station 1 (Stublang) und damit Beginn mit Station 2 (Tiefenellern) und/oder Auslassen von Station 8 (Weiglathal), d. h. von Station 7 (Oberailsfeld) direkt weiter nach Station 9 (Pottenstein).

Die Exkursion beginnt in Staffelstein, Ortsteil Stublang. Hier kann am Ortsrand geparkt werden, nördlich der St 2204. Zu Fuß geht es in den Ortskern zur Brauerei Dinkel (Am Dorfbrunnen 19). Auf dem Rückweg zum Auto ist die Gasthof-Brauerei-Pension Dinkel, Frauendorfer Str. 18, zu sehen.

Station 1: Stublang, Brauerei Dinkel (Brauereien-Rundwanderweg um Staffelstein 4) zur Kartenansicht >>

Die Brauerei Dinkel befindet sich im Ortskern von Stublang (Abb. 2), einem inzwischen nach Bad Staffelstein eingemeindeten Ortsteil. Hier wird ein Lagerbier und ein Roggenbier gebraut, in den Wintermonaten auch ein Bockbier. Die Brauerei besitzt keinen Bewirtschaftungsteil. Lediglich an ausgewählten Festtagen im Jahr erfolgt Ausschank im Innenhof und es werden Brotzeiten angeboten. Der Bruder des Brauers Hubert Dinkel, Jürgen Dinkel, betreibt am Ortsrand von Stublang die Gasthof-Brauerei-Pension „Beim Steffes Dinkel“ (Abb. 3), wo neben einem reichen Angebot an Speisen und der Übernachtungsmöglichkeit in Gästezimmern auch das Dinkel-Bier ausgeschenkt wird. Beide arbeiten komplementär zusammen.

Das Dinkel-Bier ist sehr beliebt. Es wird in zahlreichen Dosierungen und Verpackungsformen angeboten. Außer in der klassischen Form als Kasten Bier mit 20 Flaschen wird es auch im Tragerla mit 6 Flaschen, in Humpen von 2 l, in Partydosen von 5 l und in Fässern von 10–50 l verkauft. Das Dinkel-Bier wird somit vielfach bei Gartenpartys, Familienfeiern u. ä. verwendet, die Brauerei bietet einen eigenen Festservice an. Bereits für den Konsum von Lager-Fassbier verweist die Brauerei auf den Brauerei-Gasthof am Ortsrand. Wenn er nicht zum Mitnehmen von Biervorräten zu Besuch kommt, kontaktiert heute somit der Tourist das Gasthaus (und nicht die eigentliche Brauerei). Das gilt auch für Personen, die sich auf den Bierwanderwegen, die durch Stublang führen, bewegen.

Abb. 2: Brauerei Dinkel, Stublang
Abb. 2: Brauerei Dinkel, Stublang (Foto: Herbert Popp)
Abb. 3: Gasthof-Brauerei-Pension Dinkel
Abb. 3: Gasthof-Brauerei-Pension Dinkel (Foto: Herbert Popp)

Die Stadt Staffelstein besitzt innerhalb ihres ungewöhnlich großen Gemeindegebietes, was aus einer sehr großflächigen Eingemeindung in den 1970er Jahren resultiert, eine größere Anzahl von Brauereien. Neben einer Vielzahl anderer Angebote für die Gäste des Heilbades hat die Gemeinde durch ihren Kur & Tourismus Service eine Vielzahl von Wanderwegen ausgewiesen und beschildert, von denen vier als Brauerei-Wege klassifiziert wurden.

Der hier interessierende Brauerei-Weg 4 (Abb. 4) hat eine Länge von 9 km, er führt durch überwiegend ebenes Gelände mit einem moderaten Auf- und Abstieg im Bereich des sog. Abschnittwalls. Die Wanderung beginnt am Parkplatz neben der Brauerei-Gasthof-Pension Dinkel. Neben dieser führt die Wanderung an der Brauerei Hennemann (Stublang), Brauerei Hetzel (Frauendorf) und am Gasthof Schwarzer Adler in End (dessen Brauerei bereits 1969 aufgegeben worden ist) vorbei. Hier ist zunächst festzuhalten, dass die Bezeichnung Brauerei-Weg eigentlich eine Mogelpackung ist: von der Brauerei Dinkel besucht der Besucher in der Regel nur den 200 m davon entfernten Gasthof, die Brauerei Hetzel hat gar keinen Ausschankbetrieb und das Gasthof Schwarzer Adler in End ist überhaupt keine Brauerei mehr. Gleichwohl ist die Strecke mit nur 9 km Länge und geringer Schwierigkeit im Begehen für Wanderer geeignet, passiert sie doch auch kulturelle Attraktionen wie die Kleine Basilika von Vierzehnheiligen in Frauendorf oder die abgegangene mittelalterliche Befestigungsanlage von Graitz (Abschnittswall, = Bodendenkmal D-4-5932-0100). Es ist allerdings zu vermuten, dass dieser Brauereien-Rundwanderweg nicht sehr häufig gewählt wird. Auch die Brauerei-Gaststätte Dinkel dürfte als beliebte Ausflugsgaststätte nur eine geringe zusätzliche Kundschaft durch Wanderer aufweisen. Demgegenüber ist die Besuchshäufigkeit durch Gäste, die nicht den Brauereiweg nutzen, ganz erheblich.

Abb. 4: Brauereien-Rundwanderweg 4 um Staffelstein
Abb. 4: Brauereien-Rundwanderweg 4 um Staffelstein (Vorlage: https://www.bad-staffelstein.de/de-wAssets/docs/pdf/brauereiweg_4.pdf)

1 Brauerei Dinkel

2 Brauerei Hennemann

3 Brauerei Hetzel

4 Gasthof Schwarzer Adler

Die Fahrt geht weiter über Wattendorf nach Scheßlitz. Von hier geht es über Schammelsdorf nach Litzendorf. Dort links in Richtung Hollfeld abbiegen und nach Lohndorf weiter in das Dorf Tiefenellern fahren. Mitten im Ort, an der Straße, liegt linkerhand die Brauerei Hönig.

Station 2: Tiefenellern, Brauerei Hönig mit Gasthof zur Post (13-Brauereien-Weg) zur Kartenansicht >>

Die Brauerei Hönig ist eine beliebte Brauerei mit Gaststätte und Biergarten auf halber Höhe des Ellerberges, d. h. am Anstieg zur Hochfläche der Fränkischen Alb. Der Betrieb wirbt damit, dass hier seit 1478 das Braurecht bestehe. Die Brauerei befindet sich seit 1778 im Familienbesitz unter der Bezeichnung Gasthof zur Post. Dies weist darauf hin, dass hier früher die Pferde umgespannt wurden, bevor sie mühsam die Stufenkante emporsteigen mussten. Die wichtigsten Biere, die bei Hönig gebraut werden, sind ein feinherbes Pils, ein ungespundetes Lagerbier und ein Posthörnla mit leichtem Rauchgeschmack.

Das wohl wichtigste wirtschaftliche Standbein des Betriebs ist der Flaschenbierverkauf. Auf der Homepage der Brauerei werden 14 Gaststätten und 28 Getränkemärkte, die sich ganz überwiegend in Stadt und Landkreis Bamberg befinden, genannt (Stand: 2013), in denen Hönig-Bier gekauft werden kann. Auch der bekannte Senftenberger Keller bei Gunzendorf schenkt inzwischen Hönig-Bier aus.

Im Sommerhalbjahr ist besonders der unmittelbar an die Brauerei anschließende Tiefenellerner Biergarten (Abb. 5), wo es auch rustikale Brotzeiten gibt, bei den Gästen sehr beliebt. Dort kehren viele Wanderer ein, doch wohl mehr noch Personen aus der näheren Umgebung, die mit dem Auto nach Tiefenellern kommen.

Abb. 5: Der Biergarten der Brauerei Hönig
Abb. 5: Der Biergarten der Brauerei Hönig (Foto: Herbert Popp)

Seit seiner Konstruktion im Jahr 2016 liegt die Brauerei Hönig auch am 13-Brauereien-Weg (Abb. 6), den die drei Gemeinden Memmelsdorf, Litzendorf und Strullendorf als touristische Attraktion im Rahmen ihrer Werbemaßnahmen für die Fränkische Toskana ins Leben gerufen haben. Mit der Botschaft „Biervielfalt genießen in der Fränkischen Toskana“ wird dafür geworben, zu Fuß oder mit dem Rad auf einem eigens mit einem Symbol markierten Wanderweg insgesamt 13 Brauereien (und noch einige zusätzlich erwähnte Bierkeller) zu besuchen. Das Ungewöhnliche (und zugleich Befremdliche) an diesem Weg ist, dass er insgesamt eine Länge von 33 km hat, dass er mit 13 Brauereien (von denen eine in Melkendorf mittlerweile geschlossen hat) ein Übermaß an Brauereien offeriert und dass vor allem der Weg in Memmeldorf beginnt und in Strullendorf endet, somit keine Rundstrecke bildet.

Es ist zu vermuten, dass kaum jemand den Kurs in seiner gesamten Länge mit Station an allen Brauereien absolviert. Zwar kann man argumentieren, der Besucher könne sich schon selbst diejenigen Teile heraussuchen, die für ihn interessant sind. Doch außer recht pauschalen Hinweisen auf Anschlüsse an Bus- und Bahnlinien des VGN werden in den Prospekten keine näheren Vorschläge gemacht.

1 Brauerei-Gasthof Drei Kronen

2 Brauerei-Gasthof Höhn

3 Brauerei Hummel

4 Brauerei Wagner

5 Brauerei Göller

6 Brauerei Knoblach

7 Brauerei Hönig/Gasthof Zur Post

8 Brauerei Reh

9 Brauerei Hözlein

10 Bräuhaus Melkendorf (Brauerei Winkler)

11 Brauerei Krug

12 Brauerei Griess

13 Brauerei-Gasthof Sauer

Nicht für den gesamten 13-Brauereien-Weg, sondern für eine Teilstrecke, nämlich von Tiefenellern bis nach Strullendorf, macht die VGN demgegenüber einen sehr viel konkreteren Vorschlag unter dem Motto „7 Brauereien auf einen Streich“ (Abb. 7). Es wird eine Route von 16,9 km vorgeschlagen mit einer etwa 4 bis 5-stündigen Dauer, die in Tiefenellern beginnt, wohin man mit dem Bus 970 von Bamberg aus gelangt. Von dort geht der Bierwanderweg tendenziell bergab und endet an der S-Bahnstation der S1 in Strullendorf, von wo aus man nach Bamberg oder Erlangen-Nürnberg weiterfahren kann. Abgesehen davon, dass die Brauerei Winkler in Merkendorf inzwischen aufgegeben hat und die Brauerei Reh keine Bewirtschaftung anbietet (damit faktisch nur 5 Brauereien besucht werden können) ist auch bei dieser Tour die Fokussierung auf das Bier dominant.

Abb. 7: In seinem Werbeprospekt „7 Brauereien auf einen Streich“ wirbt der VGN für eine Brauereiwandertour zwischen Tiefenellern und Strullendorf.
Abb. 7: In seinem Werbeprospekt „7 Brauereien auf einen Streich“ wirbt der VGN für eine Brauereiwandertour zwischen Tiefenellern und Strullendorf. (Vorlage: https://www.vgn.de/wandern/sieben_brauereien#Karte)

1 Brauerei Hönig/Gasthof Zur Post

2 Brauerei Reh

3 Brauerei Hözlein

4 Bräuhaus Melkendorf (Brauerei Winkler)

5 Brauerei Krug

6 Brauerei Griess

7 Brauerei-Gasthof Sauer

Eine erste wirkliche Berechtigung für die Berücksichtigung der großen Zahl von Brauereien für eine Tour entlang eines einzigen Weges ergibt sich durch den am 29. September 2018 erstmals absolvierten Brauereienlauf Fränkische Toskana (Abb. 8), dessen wichtigste Elemente eine Marathon-Staffel und ein Marathonlauf sind, die über 42 km führen und die Brauereien der Fränkischen Toskana (ohne die in Memmelsdorf gelegenen) passieren. Was hat Marathonlaufen mit Bier zu tun? Für die Teilnehmer (und nur für diese) werden bei den Verpflegungsständen außer Bechern mit isotonischen Getränken auch Becher mit Bier verabreicht. Die Veranstalter werben damit, es handle sich um Stimmungsnester: „Hier werden die regionalen Spezialitäten angeboten und du darfst nach Herzenslust zugreifen.“ (www. brauereienlauf.de/ausschreibung). Unter solchen Rahmenbedingungen werden durch die Teilnehmer sicherlich keine Rekordzeiten erzielt, aber ob Marathon durch solche flankierenden Maßnahmen zu einer Genussaktion wird, kann zumindest bezweifelt werden. Hier wird jedenfalls der Faktor Bier zu einer rein kommerziellen Eventveranstaltung, die Dimension des Wanderns existiert überhaupt nicht. Die Veranstalter machen darauf aufmerksam, dass es ähnliche Läufe bereits im französischen Médoc Marathon des Châteaux du Médoc zum Wein und in Lüttich (Belgien) Le Beer lovers Marathon à Liège zum Bier gebe – die mit viel Erfolg betrieben würden.

Abb. 8: Ein Novum im Eventbereich, das sich um Biergenuss und Marathonlauf zugleich rankt: Der Brauereienlauf Fränkische Toskana
Abb. 8: Ein Novum im Eventbereich, das sich um Biergenuss und Marathonlauf zugleich rankt: Der Brauereienlauf Fränkische Toskana (Vorlage: https://www.fraenkische-toskana.com/upload/downloads/pdfs/Presse/2018_9_Pressemappe_Brauereienlauf_2018.pdf)

1 Brauerei Knoblach

2 Regnitztaler Alm

3 Brauerei Sauer

4 Lindenallee Strullendorf

5 Schwanenkeller

6 Gasthof Schiller

7 Bierkeller Leesten

8 Bierkeller Griess

9 Landgasthof Büttel

10 Bräuhaus Melkendorf (Brauerei Winkler)

11 Brauerei Reh

12 Brauerei Hönig

13 Brauerei Hölzlein

Doch zurück zu der Beispielbrauerei Hönig in Tiefenellern. Es ist nicht zu erwarten, dass durch den 13-Brauereien-Weg diese Brauerei zu einem kommerziell geprägten und hektischen Besuchsziel wird. Dazu ist die Konzeption des Weges viel zu wenig professionell und unausgereift. Dabei bietet die Brauerei in Tiefenellern mit ihrer landschaftlich so reizvollen Umgebung reichliche Potentiale für thematische Wanderungen, bei denen geologische, botanische und kulturelle Stätten zu sehen sind – gerne auch in Kombination mit einer Einkehr bei Hönig, aber nicht entlang der ausgewiesenen 33-km-Strecke.

Von Tiefenellern geht es weiter in östliche Richtung und den Anstieg zur Hochfläche hoch. Dort nach rechts und nach wenigen Metern nach links abbiegen, wodurch die Straße nach Hollfeld erreicht wird. Es wird der Ort Laibarös durchquert und nach weiteren 2 km nach links nach Huppendorf abgebogen. Um in den Ortskern zu gelangen, muss ein weiteres Mal links abgebogen werden. Hier befindet sich die Brauerei Grasser.

Station 3: Huppendorf, Brauerei Grasser (Brauereiwanderung durch das Leinleitertal von Sponsel-Regus mit Transferangebot zum Hotel, ohne Bezug zu Bierwanderweg) zur Kartenansicht >>

Seit 1750 wird das bekannte Huppendorfer Bier der Brauerei Grasser gebraut. Huppendorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Königsfeld im Nordwesten der Fränkischen Schweiz. Die Innovationsfreude des Braumeisters machte die Brauerei auch überregional bekannt. Davon zeugt auch die bemerkenswert hohe Zahl an verschiedenen gebrauten Bieren. Ganzjährig stehen die Sorten Vollbier, Zwickel, Pils, Hefeweizen, Radler und 1750-Vollbier zur Auswahl. Viele Anlässe während des Jahres nimmt die Brauerei zum Anlass, besondere saisonale Biere zusätzlich einzubrauen: Winterweizen, Josefi-Bock, Märzen, Rauchbier (Geräuchertes = Grachäds), Kathrein-Bock, Weihnachtsfestbier, Öchsla und Export. Damit führt die Brauerei stattliche 14 (!) Biersorten im Sortiment, ergänzt durch die gängigen alkoholfreien Getränke. Mit ca. 15.000 hl Ausstoß im Jahr ist die Brauerei bewusst an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt, eine weitere Vergrößerung der Brauerei ist nicht beabsichtigt. Qualität nicht Quantität steht für den Braumeister an oberster Stelle.

Neben dem Verkauf direkt ab Brauerei (Flaschen und Fässer) betreibt die Brauerei einen gut eingeführten Heimlieferservice. Des Weiteren werden auf regionaler Basis Getränkemärkte sowie viele Gastwirtschaften der Region beliefert. Auch in dieser Hinsicht sind die Kapazitätsgrenzen erreicht. Die Belieferung von Festen der Umgebung inklusive Festzeltverleih und die dazugehörige Logistik stellt ein weiteres Standbein der Brauerei dar.

Abb. 9: Brauerei-Gaststätte Grasser in Huppendorf: In der Fränkischen Schweiz ein Markenzeichen
Abb. 9: Brauerei-Gaststätte Grasser in Huppendorf: In der Fränkischen Schweiz ein Markenzeichen (Foto: Robert Pawelczak)

Der zugehörige Brauereigasthof ist bekannt für seine gute fränkische Küche. Der Gasthof bietet darüber hinaus Übernachtungsmöglichkeiten für Gruppen bis 20 Personen an. Der Großteil der Gäste kommt aus dem Großraum Bamberg und Lichtenfels sowie aus der gesamten nördlichen Fränkischen Schweiz. Bemerkenswert ist, dass die eher periphere Lage der Brauerei aktuell keinen Nachteil in Bezug auf die Erreichbarkeit und die damit verbundene Besucherfrequenz darstellt. Eine extreme Zunahme an Radfahrern, die mit E-Bikes auch größere Strecken zurücklegen, ist hierbei zu beobachten. Die Topographie östlich von Bamberg ist im Vergleich zu anderen Regionen in der Fränkischen Schweiz gut zum Radfahren geeignet – und eine Einkehr ist bei solchen Touren fast immer obligatorisch.

Zwar ist die Brauerei Grasser in keinen der ausgewiesenen Brauereienwege einbezogen. Aber sie wird auf Bierwanderungen, die von privaten Tourismusakteuren in der Region offeriert werden, berücksichtigt, so etwa im Wanderprogramm des Hotel-Gasthofes Sponsel-Regus in Veilbronn. Von ihm wird eine Bierwanderung durchs Leitertal von Sponsel-Regus auf 16,4 km Länge vorgeschlagen.

Abb. 10: Privates Bierwanderungsangebot des Hotel-Gasthofs Sponsel-Regus aus Veilbronn
Abb. 10: Privates Bierwanderungsangebot des Hotel-Gasthofs Sponsel-Regus aus Veilbronn (Vorlage: https://www.gpsies.com/map.do;jsessionid=9E7EC1C122D72AF79CA5C18F6CC20013.fe2?fileId=dmefbncoajrgebqy)

1 Landhaus Sponsel-Regus

2 Brauerei Aichinger (Drei Kronen)

3 Kneippanlage

4 Brauerei Ott

5 Herolsdmühle

6 Großer Tummler

7 Brauerei Grasser

Diese Tour beginnt am Hotel in Veilbronn und endet an der Brauerei Grasser. Neben zwei weiteren Brauereien (Aichinger in Heiligenstadt und Ott in Oberleinleiter) sieht diese Wanderung unterwegs auch den Besuch des Leinleitertrockentals oberhalb der Heroldsmühle mit seinem Großen Tummler vor, will mit der Wanderung somit mehr als nur den bloßen Bierkonsum vermitteln. Vor allem bietet Sponsel-Regus für seine Gäste einen Rücktransfer zum Hotel in Veilbronn mit Kleinbus an, sodass der Gast selbst bei reichlichem Bierkonsum bequem und konfliktfrei zum Hotel zurückkehrt.

Zunächst geht es nun von Huppendorf auf derselben Strecke zurück. Die Kreuzung mit der St 2281 wird nun aber überquert und der Weg geradeaus weiter nach Hohenpölz genommen. Dort rechts in Richtung Burggrub abbiegen. Beim Erreichen der St 2187 nach links in Richtung Markt Heiligenstadt abbiegen. Nach knapp 1 km wird der Ort Oberleinleiter erreicht. Mitten im Ort befindet sich die Brauerei Ott.

Station 4: Oberleinleiter Brauerei Ott (Brauereienweg Heiligenstadt) zur Kartenansicht >>

In der Brauerei Ott in Oberleinleiter, einem Ortsteil der Gemeinde Markt Heiligenstadt, wird seit 1678 Bier gebraut. 2017 betrug der Ausstoß erstmals in der Brauereigeschichte mehr als 10.000 hl. Im Angebot sind die Biersorten Hell, Vollbier (Obaladera), Pils, Bockbier, Bourbon-Bock, Export und Weißbier sowie saisonal Festbier. Der Vertrieb erfolgt über die Brauerei und den Brauereigasthof direkt, in mehreren Gasthöfen der näheren Umgebung sowie über regionale Getränkemärkte. Der stark ausgebildete Heimdienst (Lieferung direkt zum Verbraucher) und die Belieferung zahlreicher größerer und kleinerer Feste haben sich zu einem weiteren Standbein der Brauerei entwickelt.

Abb. 11: Brauerei Ott in Oberleinleiter
Abb. 11: Brauerei Ott in Oberleinleiter (Foto: Herbert Popp)

Die Brauerei Ott liegt am Heiligenstädter Brauereienweg, welcher zwei Brauereien (die zweite Brauerei ist die Brauerei Drei Kronen in Heiligenstadt) auf einem Rundweg miteinander verbindet. Der Weg beschränkt sich nicht nur eindimensional auf diese beiden Brauereien, sondern wählt eine Route, die auf einer Länge von ungefähr 12 km neben der Braukultur auch landschaftliche und kulturhistorische Elemente der westlichen Frankenalb möglich macht, indem sie auch am Dolomitfelsen Kreuzstein und an der Heroldsmühle vorbeiführt, den Ortsteil Brunn mit seiner Pfarrkirche sowie das Schloss Greifenstein passiert. Das Sympathische an diesem Weg ist somit, dass er mehr als nur das Biererlebnis verspricht.

Abb. 12: Route des Brauereienwegs Heiligenstadt
Abb. 12: Route des Brauereienwegs Heiligenstadt (Vorlage: https://www.fraenkische-schweiz.com/de/touren/detail/5d11ff5c6e386718220031c3)

1 Brauerei Aichinger (Drei Kronen)

2 Dolomitfelsen Kreuzstein

3 Brauerei Ott

4 Heroldsmühle

5 Basaltloch

6 Brunn

7 Schloss Greifenstein

Dennoch muss man fairerweise zugeben, dass positive Auswirkungen für die beiden an dem Weg liegenden Brauereien in Form einer merklichen Zunahme an Gästen durch Brauereiwanderer auf dem Heiligenstädter Brauereienweg bislang kaum zu verzeichnen sind. Auch wenn es keine präzisen Zahlen gibt, muss man feststellen, dass der Weg nicht sehr stark begangen wird. Die Kundschaft der Brauerei Ott kommt überwiegend und traditionell vor allem aus dem Großraum Bamberg und Forchheim und reist mit dem Pkw an. Der Brauereigasthof ist weithin nicht nur bekannt für sein gutes Bier, sondern auch für seine halben Hähnchen in verschiedenen Variationen und für seine original fränkische Küche. Die Brauerei Ott ist ein gutes Beispiel für eine alteingesessene regionale Brauerei, die auf Grund ihrer ausgeprägten Betriebsstruktur wirtschaftlich erfolgreich agiert. Ein zusätzlicher Impuls durch den Brauereienweg ist bislang nicht zu erkennen.

Dem Straßenverlauf weiter talabwärts in das Leinleitertal in Richtung Markt Heiligenstadt folgen. Kurz vor Erreichen des Ortes Markt Heiligenstadt nach links auf die St 2288 abbiegen und dieser über Aufseß bis nach Hochstahl folgen. Hier liegt direkt an der Straße die Brauerei Reichold.

Station 5: Hochstahl Brauerei Reichold (Aufseßer Brauereienweg) zur Kartenansicht >>

Seit 1906 ist die bereits vorher bestehende Brauerei im Besitz der Familie Reichold (Abb. 13). Das Bierbrauen wird bereits in der vierten Generation betrieben. In den 1980er Jahren wurde der Betrieb erweitert durch das Angebot von Fremdenzimmern (es sind heute 28 Zimmer). Seit 2009 gibt es auch Wohnmobilstellplätze, deren Zahl mittlerweile 38 umfasst. Die Brauerei Reichold braut drei Biere: ein helles Lagerbier, das nur leicht gehopft ist, ein unfiltriertes Kellerbier (das sog. Zwicklbier) und ein Hefeweizen.

Abb. 13: Der Brauerei-Gasthof Reichold in Hochstahl
Abb. 13: Der Brauerei-Gasthof Reichold in Hochstahl (Foto: Herbert Popp)

Ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Brauerei ist der Flaschenbierverkauf des sehr beliebten Bieres in zahlreichen Gaststätten und in Getränkemärkten der Region. Nach den Angaben auf der Internetseite der Firma schenken 14 Gaststätten im näheren Umkreis, vor allem in Hollfeld und Nürnberg-Fürth-Erlangen, Reichold-Bier aus. 78 Getränkemärkte werden aufsummiert, in denen man Reichold-Bier kaufen kann. Diese befinden sich in zahlreichen Orten der Fränkischen Schweiz, besonders viele aber in Bayreuth, Schwabach, Erlangen, Fürth und Nürnberg. Sogar einige Getränkemärkte in Nordrhein-Westfalen (Bonn, Bielefeld) führen dieses Bier.

Zahlreiche Gäste genießen aber die Biere und Speisen von Reichold vor Ort. Neben der Gaststube mit 50 Plätzen besitzt die Brauerei-Gaststätte ein Nebenzimmer mit einer Kapazität von über 100 Plätzen, wodurch leicht Gruppen bewirtet werden können. Vor dem Brauereigebäude erfolgt auch die Bewirtung auf rustikalen Holzbänken, die direkt neben der Ortsdurchgangstraße liegen und keine Bäume besitzen, sodass Sonnenschirme die direkte Bestrahlung verhindern müssen. Es ist also kein echtes Bierkellermilieu vorhanden, dennoch ist die Freifläche gut besucht.

Außer den eigenen Biersorten ist auch das Speisenangebot mit seiner fränkischen Küche beliebt: deftige Braten, Steaks, Wildgerichte, Krenfleisch, aber auch Brotzeiten (darunter der legendäre Zwetschgabaames, einem im Bamberger Raum beliebten mageren Rinderschinken).

Die Gästestruktur bei Reichold ist vielfältig und gemischt. Man trifft auf Kurzzeitgäste, die hier Station machen, aber auch auf Übernachtungsgäste, sei es im Gasthof, sei es auf dem Wohnmobilstellplatz. Zunehmender Beliebtheit erfreut sich die Lokalität auch bei Motorradfahrern. Einen merklichen Anteil der Gäste ─ der Inhaber schätzt ihren Prozentanteil aber auf unter 10 % ─ bilden die Wanderer, die einen der Brauereienwege begehen und hier Station machen.

Abb. 14: Aufseßer Brauereienweg
Abb. 14: Aufseßer Brauereienweg (Vorlage: Wanderpass zum Brauereienweg: https://www.aufsess.de/brauereienweg/)

1 Brauereigasthof Rothenbach

2 Brauereigasthof Stadter

3 Brauereigasthof Reichold

4 Brauereigaststätte Kathi-Bräu

Die Brauerei Reichold liegt am wohl bekanntesten Brauereienweg in der Fränkischen Schweiz, dem Brauereienweg Aufseß (Abb. 14). Er war der erste seiner Art, nachdem Aufseß im Jahr 2000 den Titel der Gemeinde mit der höchsten Brauereidichte der Welt erhielt, eingetragen im Guinnessbuch der Rekorde. Der Brauereiweg ist sozusagen ein praktisches Anwendungsbeispiel hierzu. Der 2001 angelegte Weg mit einer Länge von 14 km führt an den vier Weltrekordbrauereien ─ Rothenbach in Aufseß, Stadter in Sachsendorf, Reichold in Hochstahl und Kathi-Bräu in Heckenhof ─ vorbei. Der Beginn und die Richtungsabfolge sind zwar frei wählbar, aber die meisten Wanderer beginnen in Aufseß, wo die Parkplatzverhältnisse günstig sind, und gehen den Weg im Uhrzeigersinn ab, also über Sachsendorf, Hochstahl und Heckenhof zurück nach Aufseß (Abb. 14). Dieser Rundweg ist kein Wanderweg im eigentlichen Sinn, weil man bis auf kleinere Abschnitte auf landwirtschaftlichen Schotter- oder Teerstraßen geht. Gleichwohl begegnet der Wanderer kaum motorisierten Verkehrsmitteln, und die Wege sind allesamt von den Hauptstraßen entfernt. Der Wegeverlauf ist landschaftlich sehr ansprechend, besonders entlang des Aufseßtales und im Abschnitt zwischen Heckenhof und Aufseß. Auch hinsichtlich der Länge, der Steigungen und der Vielfalt der landschaftlichen Elemente entlang der Route ist er angemessen. Er ist vor allem vorbildlich beschildert (Abb. 15), sodass ein Verirren kaum möglich ist. Nach Absolvieren aller vier Brauereien und jeweils einem Stempel, den man pro Standort auf einem Brauereienweg-Wanderpass erhält, bekommt man die Ehrenbiertrinkerurkunde bzw. im Falle begleitender Kinder die Begleiterurkunde. Überraschenderweise wird dieses Dokument stark nachgefragt Den Stempel erhält man übrigens pro Station auch ohne, dass man hier Bier verkonsumiert hätte.

Abb. 15: Ausschilderung des Brauereien-Weges entlang der Route
Abb. 15: Ausschilderung des Brauereien-Weges entlang der Route (Foto: Herbert Popp)

Das unangemessene, flegelhafte Verhalten einiger der Brauereienweg-Wanderer, insbesondere in Gruppen und unter starker Beteiligung junger Männer, ist heute immer noch ein Problem, das sich nicht leugnen lässt, auch wenn es in den Anfangsjahren noch deutlich stärker war. Das öffentlich ausgehängte Schild bei Kathi-Bräu, wonach Junggesellen-Abschiede nicht erwünscht sind und auch nicht bewirtet werden (Abb. 16), spricht hier Bände. Auch das alle paar Kilometer entlang des Weges immer wieder lesbare Schild des Bürgermeisters von Aufseß, dass man doch die Wege frei von Müll und sonstigen einfach weggeworfenen Gegenständen halten solle (Abb. 17), weist auf einen Missstand hin. Ein Gemeindearbeiter ist jedenfalls regelmäßig damit beschäftigt diesen Müll zu beseitigen. Dies verdeutlicht, dass der mit Alkohol verbundene Biertourismus entlang der Bierwanderwege auch zu unliebsamen Auswüchsen führt.

Abb. 16: Ein Resultat leidvoller Erfahrungen? Für jedermann ist gut erkennbar, was man hier nicht schätzt.
Abb. 16: Ein Resultat leidvoller Erfahrungen? Für jedermann ist gut erkennbar, was man hier nicht schätzt. (Foto: Herbert Popp)
Abb. 17: Ein Aufforderungsschild, das nicht grundlos angepinnt wurde und auf Verstöße gegen die guten Sitten hinweist.
Abb. 17: Ein Aufforderungsschild, das nicht grundlos angepinnt wurde und auf Verstöße gegen die guten Sitten hinweist. (Foto: Herbert Popp)

Von Hochstahl geht es weiter in südöstlicher Richtung über Zochenreuth nach Breitenlesau. Hier befindet sich am südlichen Ortsrand an der Straße nach Wüstenstein ein großer Parkplatz der Brauerei Krug, auf dem geparkt werden kann.

Station 6: Breitenlesau Brauerei Krug (ohne Bezug zu Bierwanderweg, Beispiel geführte Bierwanderung) zur Kartenansicht >>

Die 1834 gegründete Brauerei Krug gehört längst zu den Kultbrauereien der Fränkischen Schweiz. Unter den mittelständischen Brauereien der Region zählt die Brauerei mit einem Ausstoß von derzeit jährlich ca. 60.000 hl zu den größten. Der Innovationsfreude des Brauereibesitzers Konrad Krug ist es zu verdanken, dass Biere der Krug-Bräu heute nahezu bundesweit und auch im angrenzenden Ausland (Dänemark, Italien, Frankreich, Österreich und der Ukraine) erhältlich sind. Neben dem Verkauf in Flaschen und Fässern gängiger Größen ab Brauerei sind die Biere auch in überregionalen Getränkemärkten und vielen Gaststätten der Region erhältlich.

Mit dem Biermischgetränk Gaas-Seidla (Bier, Limonade und Kirschlikör) hat sich die Brauerei ebenfalls einen Namen gemacht. Produziert werden die Biersorten Dunkles Lagerbier, Pils, Urstoff, Festbier, Bockbier, Hefeweizen und Radler. Dazu füllt die Brauerei auch die gängigsten alkoholfreien Getränke ab. Auch die Gastronomie des Brauereigasthofs ist weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt.

Abb. 18: Brauerei-Gastwirtschaft Krug in Breitenlesau
Abb. 18: Brauerei-Gastwirtschaft Krug in Breitenlesau (Foto: Herbert Popp)

Ein weiteres wirtschaftliches Standbein der Brauerei ist die Belieferung von größeren Festen nebst Festzeltverleih und der dazugehörigen Logistik. In geringerem Umfang werden die Getränke mittels eines Heimservice auch direkt an Stammkunden der Region geliefert.

Obwohl die Brauerei nicht direkt an einem der zahlreichen Brauereienwege der Fränkischen Schweiz liegt, profitiert sie von der relativen Nähe zum Aufseßer Brauereienweg sowie von geführten Brauereitouren, welche die Touristinformation Waischenfeld regelmäßig anbietet. Neben der Brauerei Krug werden auf diesen Touren die Brauereien Schroll in Nankendorf, Reichold in Hochstahl, Kathibräu in Heckenhof und Rothenbach in Aufseß sowie am Ende die Brauerei Heckel in Waischenfeld besucht.

Abb. 19: Präsentation von Krugbräu (Breitenlesau) in der Werbebroschüre Brauereiwandern in Waischenfeld der Städtischen Touristinformation Waischenfeld
Abb. 19: Präsentation von Krugbräu (Breitenlesau) in der Werbebroschüre Brauereiwandern in Waischenfeld der Städtischen Touristinformation Waischenfeld (Foto: Tourismusbüro Waischenfeld)

Allein für 2018 bietet die Touristinformation Waischenfeld die geführte Bierwanderung 30 Mal an. Auch wenn hierbei der Fokus schon sehr auf dem Biererlebnis liegt ─ werden doch auf einer 16 km Strecke fünf Brauereien besucht ─, wird durch den Führer gewährleistet, dass ergänzende, über das Bier hinausgehende Informationen vermittelt werden und dass durch die Kontrollfunktion dieses Führers Exzesse ausbleiben. Zudem erfolgt die Rückkehr nach Waischenfeld im Bus.

Weiter der Straße folgen. Diese führt von Breitenlesau ins Wiesenttal hinab nach Waischenfeld. Im Ortszentrum von Waischenfeld die Brücke links abbiegend überqueren und nach rechts in die Vorstadt abzweigen. Nach der Hammermühle links abbiegen. Oberailsfeld wird nach 3 km erreicht. Dort befindet sich auf der rechten Seite die Brauerei-Gaststätte Held.

Station 7: Oberailsfeld Brauerei Held (am Ahorntaler Brauereienweg und am Brauereienweg Waischenfeld) zur Kartenansicht >>

Die Brauerei Held blickt auf eine altehrwürdige Geschichte zurück, ist doch ihre Existenz mindestens seit 1680 im Familienbesitz nachweisbar. Das Standardangebot der Brauerei konzentriert sich auf ein helles und ein dunkles Bier.

Der Betrieb ist in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich expandiert, sodass sich heute die Brauerei, baulich vom Gasthaus getrennt, jenseits der Ortstraße befindet. Die Gaststätte wurde im Außenbereich um einen Biergarten erweitert, der in den Sommermonaten sehr beliebt ist (Abb. 20).

Abb. 20: Brauereigaststätte Held (Familie Polster) in Oberailsfeld: Der Biergarten vor der Gaststätte
Abb. 20: Brauereigaststätte Held (Familie Polster) in Oberailsfeld: Der Biergarten vor der Gaststätte (Foto: Herbert Popp)

Einen wichtigen Anteil des Flaschenbiervertriebs macht das Angebot des Held-Bieres in 129 Verkaufsstellen in Deutschland aus. Natürlich befinden sich die meisten in den Orten im Umkreis des Brauereistandortes (so z. B. Nürnberg, Fürth, Erlangen, Roth, Lauf, Forchheim, Bamberg, Bayreuth, Pegnitz), aber auch entferntere Verkaufsstellen sind dabei, so z. B. Berlin, Dresden, Hannover, Bonn, Frankfurt, Stuttgart. Sogar im Ausland, und zwar in Italien, befindet sich eine Verkaufsstelle in Reggio Emilia, die Held-Bier anbietet. Dieses beeindruckende Vertriebsnetz ist ein beredter Beleg dafür, dass das Bier vielen Konsumenten sehr gut schmeckt.

Besonders beliebt ist aber der Besuch am Ort der Brauerei selbst, wo außer dem süffigen Bier auch eine rustikale Gastronomie mit drei fränkischen Gerichten und mehreren Brotzeiten angeboten wird. Sowohl der Besuch in der Gaststube als auch auf den Bänken vor dem Gasthaus erfreut sich großer Beliebtheit.

In einer Art Spannung zwischen dieser Brauerei und einer weiteren weiter östlich, der Brauerei Stöckel in Hintergereuth, wurde ein 24 km langer Wanderweg zum Brauereienweg im Ahorntal erklärt (Abb. 21). Er verläuft, beginnend in Oberailsfeld, durch das reizvolle Ahorntal über Brünnberg, Adlitz (vorbei am dortigen Schloss) und Poppenreuth nach Hintergereuth. Die dortige Brauerei ist (wie auch Held) bekannt durch ihr schmackhaftes Bier und ihre zünftigen Brotzeiten. Der Rückweg verläuft über Freiahorn (wo es eine weitere Kleinbrauerei (Nannibräu) gibt, die aber in den Werbeprospekten zum Brauereienweg unerwähnt bleibt, weil sie keine Gaststätte betreibt) und Kirchahorn durchs enge Ailsbachtal auf einem erhöhten Weg über den Ochsenanger hinab zur Zauppenberger Brücke, vorbei an der Ludwigshöhle und endlich zum Ausgangspunkt Oberailsfeld. Die reizvolle Wanderung ist vielleicht etwas lang, aber man kann sie auf halber Strecke abkürzen, indem man von Brünnberg nach Kirchahorn absteigt, dann beträgt die Streckenlänge nur 15,5 km.

Bei dieser Strecke steht sicherlich das Wandern im Vordergrund, umfasst sie doch viele Kilometer Laufstrecke und nur zwei (bzw. mit Nannibräu drei) Brauereien.

1 Brauerei Held

2 Brauerei Stöckel

3 Nannibräu

Ein zweiter Brauereienweg, der die Brauerei Held als Etappe vorsieht, ist der Brauereienweg Waischenfeld (Abb. 22). Auch er ist ein Rundwanderweg, der entlang seiner Strecke zwei Brauereien aufweist. Neben der Brauerei Held ist dies die Brauerei Heckel in Waischenfeld, eine besonders rustikale Brauerei am linken Wiesentufer der Stadt. Die Wanderung führt über 13 km, wobei ein durchaus beträchtlicher Höhenunterschied bewältigt werden muss: zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt der Strecke liegen 100 m. Der Wanderweg folgt zunächst der malerischen Wiesent und geht vorbei an der Hammer- und Pulvermühle. Er verlässt dann das Tal und führt auf der Hochfläche über Schönhof und Eichenbirkig in das untere Ailsbachtal, um Oberailsfeld zu erreichen.

1 Brauerei Heckel

2 Brauerei Held

Der Rückweg folgt zunächst dem engen schluchtartigen Ailsbachtal auf einem parallel zur Straße verlaufenden Wanderweg, um dann an der Neumühle den Fußweg zur Hochfläche, vorbei an Burg Rabenstein, zu wählen und über die Pulvermühle nach Waischenfeld zurückzuführen.

Beide Wanderungen sind attraktiv für eine Begegnung mit der umgebenden Kulturlandschaft, beide Wege besitzen mit je zwei Brauereien an ihrem Weg attraktive Ziele zum Pausieren und zum Genießen der Speisen und Getränke, natürlich zuvörderst der dort offerierten Biere.

Auch in diesem Fall ist zu vermuten, dass die hier interessierende Brauerei Held sehr viel häufiger direkt angesteuert wird denn als Etappe einer Wanderung auf einer der beiden genannten Touren. Gleichwohl ist sicherlich die mögliche Kombination aus Wandern und Brauereibesuch ein Detail, das den Reiz für den Wanderer eher noch steigert. Und es ist eine seriöse Kombination beider Elemente, die weit entfernt vom Sauftourismus ist.

Von Oberailsfeld weiter auf der St 2185 talaufwärts bis nach Freiahorn fahren. Hier rechter Hand der Straße nach Trockau folgen, die nach Poppendorf zur Albhochfläche ansteigt. Dort nach links in Richtung Bayreuth abbiegen, anschließend aber nach 200 m der Rechtsabbiegung nach Trockau folgen. Nach Unterquerung der Autobahnbrücke nach links in Richtung Spänfleck abbiegen. Nach 3 km wird der Weiler Weiglathal erreicht, wo sich die Brauerei Übelhack befindet.

Station 8: Weiglathal Brauerei Übelhack (am Bierquellen-Wanderweg) zur Kartenansicht >>

Die Brauerei Übelhack mit der Gaststätte Zum Fichta in Weiglathal besteht seit 1860. Sie braut ein einziges, dunkles Bier, das bei den Besuchern sehr geschätzt wird, auch als dunkles Radler. Die heutige Brauereigaststätte Hofmann besitzt eine freundliche, rustikale Atmosphäre, sie wird ganzjährig von Einheimischen und Besuchern aus dem Raum Bayreuth und Pegnitz besucht. Im Sommer ist besonders der Biergarten mit Selbstbedienung vor der Gaststätte mit seinem großen Parkplatz sehr beliebt (Abb. 23). Neben dem dunklen Bier werden die Bierkellerspeisen sehr geschätzt, so z. B. Bratwürste mit Kraut, Wurstsalat, Tellersülze, Obatzter, Quark und Geräuchertes.

Die meisten Besucher wissen gar nicht, dass die Brauerei Übelhack seit 2014 eigentlich im strengen Sinn gar nicht mehr existiert. Sie hat die Bierproduktion umgestellt auf ein Lohnsudverfahren, das in einer Brauerei in Lauf durchgeführt, aber nach dem Original-Rezept in Weiglathal vergärt und abgefüllt wird. Da die Bierqualität unverändert ist, wird diese Neuerung von den Gästen entweder nicht bemerkt oder zumindest nicht als ein Manko empfunden. Was geblieben ist, das ist das gemütliche Ambiente, insbesondere im Biergarten.

Abb. 23: Brauereigaststätte Hofmann (Übelhack) in Weiglathal mit ihrem Biergarten
Abb. 23: Brauereigaststätte Hofmann (Übelhack) in Weiglathal mit ihrem Biergarten (Quelle: www.weiglathal.de)

Zusammen mit drei weiteren, bei der Bevölkerung wegen des guten Bieres und der schmackhaften Brotzeiten beliebten Kleinbrauereien (Kürzdörfer in Lindenhardt, Gradl in Leups und Herold in Büchenbach) in näherer Umgebung wurde der Bierquellen-Wanderweg angelegt, der eigens beschildert ist (Markierung: gelber Bierkrug, Abb. 24) und als Rundstrecke über eine Länge von 17,9 km führt. Die Wanderung ist auch in abgekürzter Version (12,3 km, unter Fortfall des südlichen Teils) absolvierbar. Da der Weg an den Sieben Brünnlein, einem aus sieben Quellen gespeisten Quelltopf im Lindenhardter Forst vorbeiführt, wurde der Name für den gesamten Weg so gewählt. Der Wanderweg führt durch eine „abwechslungsreiche Wald- und Wiesenlandschaft“ (Wortlaut des Flyers). Außer der Quelle sind an kulturellen Sehenswürdigkeiten entlang der Wanderroute noch die Kirche von Lindenhardt (mit ihrem bekannten Altar), die St.-Vitus-Kirche in Büchenbach, das (nicht zu besichtigende) Schloss Trockau und die Bodendorfer Kapelle gelegen – also immerhin einige kulturelle Attraktionen. Es gibt einen eigenen Farbprospekt (Flyer), auch online (www.vg-mistelbach.de/export/download.php?ifd=1112), der den Bierquellen-Wanderweg näher erläutert. Auch wenn keine exakten Angaben vorliegen, darf doch angenommen werden, dass der Wanderweg weniger häufig genutzt wird als die einzelnen Brauereien, die an ihm liegen.

Es ist in Weiglathal keineswegs die Regel, dass hier Wanderer entlang des Bierweges einkehren, sondern es sind ganz überwiegend Autofahrer, die nur diese eine Lokalität gezielt besuchen. Der zu befürchtende Konflikt zwischen Bierkonsum und Autofahren ist im Falle Weiglathals so gut wie nicht beobachtbar. Die Besucher aus der näheren Umgebung pflegen ihre Brotzeit mit einem Seidla Bier abzurunden und fahren dann wieder nach Hause. Der Umgang mit dem Bier ist hier durch die Kombination mit dem Essen und dem gemütlichen Sitzen im Freien gepaart, also sehr verantwortungsbewusst und nicht ausschließlich auf das Bier ausgerichtet.

Abb. 24: Route des Bierquellen-Wanderweges
Abb. 24: Route des Bierquellen-Wanderweges (Vorlage: Flyer Bierquellenweg (www.vg-mistelbach.de/export/download.php?id=1112))

1 Brauerei Übelhack

2 Brauerei Kürzdörfer

3 Brauerei Gradl

4 Brauerei Herold

Von Weiglathal geht es zurück bis nach Vorderkleebach und von dort weiter auf der St 2163 bis nach Pottenstein. In Pottenstein kann auf dem gebührenpflichtigen, aber zentral gelegenen Parkplatz am Stadtgraben geparkt werden. Den Stadtgraben in südlicher Richtung entlanggehen und beim rechts gelegenen Rathaus nach links in die Altstadt einbiegen. An der hier beginnenden Hauptstraße befindet sich nach 200 m die Brauerei Mager.

Station 9: Pottenstein Brauerei Mager (BierStadtVerführung Pottenstein) zur Kartenansicht >>

Die Brauerei Mager, mitten in der Altstadt von Pottenstein gelegen, wurde 1774 von Brauereibesitzer Ernst Mager gegründet. Aktuell werden die Biersorten Pils, Urhell, Märzen, Dunkel, Schlückla und Festbier gebraut. Zusätzlich werden ─ saisonal unterschiedlich ─ der Pottensteiner Weihnachtsbock, Rotbier und Bartholomäus-Bier angeboten. Der Vertrieb in Flaschen und im Fass erfolgt direkt im Verkauf ab Brauerei, im Brauereigasthof, in einigen lokalen Getränkemärkten sowie mehreren Gaststätten der Umgebung. Spezialisiert hat sich die Brauerei Mager auf die Belieferung von Festen der Region mit einem eigenem Festzeltverleih und der entsprechenden Logistik. Mit einem Ausstoß von derzeit etwa 20.000 hl pro Jahr ist die Brauerei Mager der größte Brauereibetrieb Pottensteins. Neben den verschiedenen Bieren werden in der Brauerei auch gängige alkoholfreie Getränke produziert und in Flaschen abgefüllt.

Abb. 25: Brauerei-Gasthof Mager in der Pottensteiner Hauptstraße
Abb. 25: Brauerei-Gasthof Mager in der Pottensteiner Hauptstraße (Foto: Thomas Bernard)

Seit 2017 – aus Anlass des 500-jährigen Jubiläums des bayerischen Reinheitsgebotes von 1517 – bietet das Tourismusbüro Pottenstein regelmäßig geführte Brauereitouren in Pottenstein an, welche sich unverändert hoher Beliebtheit erfreuen. Auf einem gemütlichen Stadtrundgang werden dabei neben der Brauerei Mager die noch vor Ort produzierende Brauerei Hufeisen sowie die Lohnbrauerei Pottensteiner Urbräu besucht. Alle drei liegen so nahe beieinander, dass man für ihren Besuch insgesamt nur ca. 2,5 km zu Fuß gehen muss. Der Exkursionsweg verläuft ohne Steigungen ausschließlich durch die historische Altstadt von Pottenstein und kann auch barrierefrei begangen werden. Gruppen und Individualgäste werden in gleicher Weise als Zielgruppe für diese geführte Bierwanderung angesprochen.

Die Brauerei Hufeisen ist eine der letzten reinen Hausbrauereien der Fränkischen Schweiz. Sie wurde 1736 von Braumeister Schöpf gegründet. Eine Besonderheit sind die direkt im Brauereigasthof platzierten Braukessel. Der Besucher kann beim Brauen live zuschauen und diesen Prozess mit allen Sinnen erspüren. Gebraut werden die Biersorten Hell, Pottensteiner Bio-Dunkel und Kellerweizen.

Die ehemalige Brauerei Wagner, heute Pottensteiner Urbräu wurde 1878 gegründet. Bis 2003 produzierte die Brauerei vor Ort. Ihre Biere (Helles, Dunkel und Kellerbier) wurden lokal in einigen Gaststätten sowie im Brauereigasthof selbst angeboten. Flaschen- und Fassverkauf war nur direkt an der Brauerei möglich. Seit 2003 lässt der Eigentümer Theo Bruckmayer den speziellen Pottensteiner Höhlentrunk nach seinem Rezept im Lohnbrauverfahren herstellen. Der Vertrieb erfolgt ausschließlich in der ehemaligen Brauerei, welche seit 2003 zu einer historischen Gaststätte umgebaut wurde, und im dazugehörigen Biergarten am Stadtgraben in Pottenstein. Regelmäßig zwischen April und Oktober findet jeweils mittwochs und freitags um 17 Uhr ein Biervortrag mit Umtrunk im Urbräu statt, der Erwerb eines Bierdiploms wird ebenfalls angeboten.

Abb. 26: Der Wegverlauf der BierStadtVerFührung in Pottenstein
Abb. 26: Der Wegverlauf der BierStadtVerFührung in Pottenstein

1 Brauerei Hufeisen

2 Brauerei Mager

3 Pottensteiner Urbräu

In der Kombination des Besuchs aller drei Brauereien im Rahmen der regelmäßig angebotenen BierStadtVerFührung bietet die Brauerei Mager eine etwa halbstündige Führung durch die Brauerei mit dem Braumeister an. Dabei wird neben dem Brauprozess selbst auch auf die Brauereienlandschaft der Fränkischen Schweiz insgesamt hingewiesen. Fränkische Brautradition – so der Braumeister – wird gerade in der Fränkischen Schweiz noch gepflegt wie kaum andernorts. Die Führung endet mit einer Brauerbrotzeit (Bratwürste, saure Zipfel oder auf Wunsch ein vegetarisches Gericht). In Rotation zwischen den drei Brauereien wird diese Brotzeit bei Mager oder einer der beiden anderen beteiligten Brauereien eingenommen. Das Ende der Führung darf jeder Teilnehmer nach Lust und Laune selbst bestimmen. Die Führung hat eine Dauer von gut drei Stunden, alle Leistungen sind im Preis von € 20,00 pro Person (Stand 2018) enthalten. Da die Gruppengröße auf 25 Personen begrenzt ist, ist es empfehlenswert, dass sich die Teilnehmer im Tourismusbüro anmelden.

Abb. 27: Biervortrag in der Brauerei Mager (Pottenstein)
Abb. 27: Biervortrag in der Brauerei Mager (Pottenstein) (Foto: Thomas Bernard)
Abb. 28: Gruppe während einer BierStadtVerFührung in Pottenstein (2017)
Abb. 28: Gruppe während einer BierStadtVerFührung in Pottenstein (2017) (Foto: Thomas Bernard)

Pottenstein auf der B 470 in Richtung Pegnitz verlassen, aber noch am Ortsrand nach rechts auf die St 2685 abbiegen und dieser bis Gößweinstein folgen. Hier nach links abbiegen und über Kleingesee (dort rechts abbiegen) bis nach Hammerbühl kurz vor Egloffstein fahren. Dort nach links in Richtung Gräfenberg abbiegen. Die St 2191 nach 2,5 km nach rechts verlassen und nach Hohenschwärz fahren. Hier liegt im Ort auf der linken Seite die Brauerei Hofmann.

Station 10: Hohenschwärz Brauerei Hofmann (Fünf-Seidla-Steig) zur Kartenansicht >>

Die Brauerei Hofmann in Höhenschwärz bietet die Biersorten Hell, Export und Festbier (nur in der Weihnachtszeit) im Brauereigasthof, in einigen Gasthöfen der Region und in lokalen Getränkemärkten zum Verkauf an. Eine Übernachtungsmöglichkeit besteht derzeit nicht. Das beliebte, süffige Bier wird auch gerne spöttelnderweise Hofmanns-Tropfen genannt.

Abb. 29: Brauerei-Gasthof Hofmann in Hohenschwärz
Abb. 29: Brauerei-Gasthof Hofmann in Hohenschwärz (Foto: Herbert Popp)

Der größte Teil der Besucher der 1897 gegründeten Brauerei kommt aus dem mittelfränkische Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen sowie den Städten Lauf und Hersbruck. Auch Urlaubsgäste aus der gesamten Fränkischen Schweiz sind in nennenswertem Anteil zu verzeichnen.

Den Löwenanteil der Gäste machen hiervon die Brauereiwanderer des Fünf-Seidla-Steigs aus. Dieser Bierwanderweg wurde 2008 mit maßgeblicher Unterstützung durch die VGN angelegt. Er verläuft rund um Gräfenberg im Süden der Fränkischen Schweiz, beginnend am Bahnhof Weißenohe. Die Brauereien entlang des Weges sind die Klosterbrauerei Weißenohe (in der Regel Start- und Endpunkt), die Brauereien Friedmann und Lindenbräu in Gräfenberg, die hier interessierende Brauerei Hofmann in Hohenschwärz sowie die Brauerei Elch-Bräu in Thuisbrunn. Der Weg endet auch wieder am Bahnhof Weißenohe.

Abb. 30: Die Wanderstrecke entlang des Fünf-Seidla-Steigs
Abb. 30: Die Wanderstrecke entlang des Fünf-Seidla-Steigs (Vorlage: https://www.fuenf-seidla-steig.de/wp-content/uploads/2018/01/2018-01-23-Karte_5-Seidla-Steig.pdf)

1 Weißenoher Klosterbrauerei

2 Brauerei Friedmann

3 Lindenbräu

4 Elch-Bräu

5 Brauerei Hofmann

Das extrem positiv zu bewertende Alleinstellungsmerkmal des Fünf-Seidla-Steiges ist es, dass man die Anfahrt zur und die Rückfahrt von der Brauereienwanderung ganz mit öffentlichen Verkehrsmitteln (und zwar vorwiegend mit der Gräfenbergbahn R 21 ab Nürnberg-Ostbahnhof) durchführen kann. Ein möglicher Konflikt zwischen Bierkonsum und Fahren mit dem eigenen Pkws entfällt somit.

Doch wurde diese Pkw-Ferne von vielen Teilnehmern anfänglich offenbar missverstanden als Aufforderung zum übermäßigen Alkoholkonsum, was natürlich von unangenehmen Exzessen begleitet war. Gegen diese extrem negativen Auswirkungen (übermäßiger Alkoholkonsum, Sachbeschädigungen und Lärmbelästigungen) haben die neuerdings formulierten Wegeregeln, welche an jeder der fünf Brauereien und entlang des gesamten Weges sichtbar platziert sind (und die von den beteiligten Brauereien bei Nichtbefolgung strikt sanktioniert werden), eine merklich positive Wirkung auf das Verhalten der Teilnehmer und das Image des Weges entfaltet. Nennenswerte Zwischenfälle gibt es seitdem erfreulicherweise kaum mehr.

Abb. 31: Die Wegeregeln des Fünf-Seidla-Steiges zur Minderung von Fehlverhalten
Abb. 31: Die Wegeregeln des Fünf-Seidla-Steiges zur Minderung von Fehlverhalten (Fünf-Seidla-Steig® ist eine eingetragene Marke der Brauereien Elchbräu, Brauerei Hofmann, Lindenbräu, Brauerei Friedmann und der Klosterbrauerei Weißenohe)

Der Haupttag (mit den meisten Brauereiwanderern) ist für die Brauerei Hofmann wie für die anderen vier Brauereien der Samstag, vor allem in der Zeit von Ostern bis Oktober. Bemerkenswert ist, dass die fünf Brauereien miteinander gut kooperieren. So hat die Einführung eines generellen Flaschen- und Krügepfandes (€ 2,00 bzw. € 5,00) dazu geführt, dass entlang des Weges kaum mehr Unrat und leere Bierflaschen zu finden sind. Darüber hinaus ist es inzwischen möglich, Flaschen und Krüge in allen beteiligten Brauereien zurückzugeben. Großer Nachfrage erfreut sich auch der angebotene Shuttle-Service zum Bahnhof Gräfenberg, da – wie erwähnt – der Großteil der Brauereiwanderer mit der Bahn von Nürnberg aus anreist. Der VGN bezeichnet den Fünf-Seidla-Steig als eine der beliebtesten Wanderungen in seinem Gebiet überhaupt, die Fahrgastzahlen der Gräfenberg-Bahn haben sich gerade an Wochenenden in den zurückliegenden Jahren vervielfacht. Dennoch ist nicht zu übersehen, dass das Wandern auf diesem Weg ganz einseitig dem Bierkonsum gewidmet ist. Neuere Strategien wie „Der Fünf-Seidla-Steig wird Bieriger Erlebnispfad“, die versuchen, auch brautechnische Aspekte und kulturelle Informationen über die Orte entlang des Bierwanderweges zu offerieren, bleiben bisher doch sehr randlich.

Erfolge, Missstände und Vorschläge und für eine weitere nachhaltig positive Entwicklung des Biertourismus in der Fränkischen Schweiz

Grundsätzlich steht außer Frage, dass zum Thema Brauereien/Brauereikultur/Biertourismus in der Fränkischen Schweiz aktuell und künftig aus wirtschaftlicher sowie gesellschaftlich-kultureller Sicht kontinuierlich intensive und strategische Überlegungen formuliert und umgesetzt werden müssen, um diese hohe Attraktion der Region ins rechte Licht zu rücken. Dabei sind alle Akteure in gleicher Weise gefordert. Gelingt es, negative Begleiteffekte in Zukunft zu verhindern oder zumindest einzudämmen, dann hat die Brauereikultur insgesamt und in der Fränkischen Schweiz im Speziellen sicherlich eine positive und nachhaltige Entwicklung vor sich. Dies kann sich auch positiv auf die Außenwirkung und somit auf die gesamttouristische Entwicklung der Region Fränkische Schweiz auswirken. Dass der Biertourismus in den vergangenen Jahren viele negative Effekte mit sich gebracht hat, ist nicht zu leugnen. Besonders organisierte Gruppen, meistens von jungen Männern, haben den gemeinsamen Biergenuss in Geselligkeit übertrieben, sodass es zu Exzessen infolge eines Übermaßes an Bierkonsum gekommen ist. Es ist bereits eine Reaktion auf erlebte Vorkommnisse, dass mehrere Brauereien auf Schildern darauf hinweisen, dass sie nicht (mehr) bereit sind, Junggesellenabschiede zu bewirten. Der besonders stark in die Kritik geratene Fünf-Seidla-Steig um Gräfenberg hat inzwischen sogar Verhaltensregeln (man könnte auch sagen Selbstverständlichkeiten unter zivilisierten Menschen) aufgestellt und an allen betroffenen Brauereien plakatiert. Die genannten Aspekte machen deutlich, dass hier Ruhestörung, Sachbeschädigung, pöbelhaftes Verhalten, Verschmutzung des öffentlichen Raums und sogar Vandalismus zu beklagen waren.

Abb. 32: Verhaltensregeln (für den Fünf-Seidla-Steig), angepinnt in der Toilette des Brauerei-Gasthofs Hofmann
Abb. 32: Verhaltensregeln (für den Fünf-Seidla-Steig), angepinnt in der Toilette des Brauerei-Gasthofs Hofmann (Foto: Herbert Popp)

Nicht zuletzt vor dem Hintergrund solcher Auswüchse sollte stärker noch als in der Gegenwart das Thema Bier in der Fränkischen Schweiz vom bloßen Bierkonsum (Biertourismus) zur Bierkultur (Bier und Kultur) geweitet werden. Der bloße Bierkonsum ist ja inzwischen auch in Form von Flaschenbier aus der Region zu Hause vor dem Fernsehgerät denkbar. Aber dann fehlt eben das Ambiente, die Umgebung beim Trinkgenuss, auch das Wissen um weitere Hintergründe mit dem Bier, die man nicht trinken, aber erleben kann. Gerade bei den vorgestellten Touren auf Bierwanderwegen ist es erstrebenswert, das Thema Bier auch in seiner Eigenschaft als Getränk kennenzulernen, das sehr ausgefeilte Produktionstechniken notwendig macht, also den Prozess des Brauens zu verfolgen. Ebenso sind kulturell-traditionelle Aspekte des Bierbrauens und des Bierkonsums in historischer Vergangenheit für die Besucher von Interesse. Und besonders naheliegend ist es, entlang der Bierwanderrouten ergänzende Themen und Objekte vorzuschlagen, die der Wanderer kennenlernen kann.

Regelmäßige, zeitnahe Kommunikation und gegenseitige Information, ein Aufeinanderzugehen der beteiligten Akteure und die Bereitschaft, Besucherlenkungsmaßnahmen umzusetzen, sind grundsätzliche und zwingend erforderliche Voraussetzungen. Das Wissen um die ganz spezielle und unwiederbringliche Bierkultur und somit das Selbstbewusstsein der lokalen Akteure, verbunden mit einer ausgewogenen Kombination aus traditionellem Brauereiwesen und Innovationsbereitschaft (wodurch gerade kleine Brauereien Trends setzen können), sollten daher zum Erhalt dieses unverwechselbaren und authentischen Kulturgutes Bier beitragen. Der seit einigen Jahren gängige Werbeslogan „Region mit der höchsten Brauereidichte weltweit“ trägt den regionalen Charakter der Fränkischen Schweiz offensiv und selbstbewusst nach außen. Damit werben die beteiligten Akteure, Brauer wie Touristiker, gerne für ihre Region. Es gibt aber noch kein übergeordnetes, einheitliches Konzept von Bierwanderwegen für die gesamte Fränkische Schweiz.

Die mittlerweile bereits in größerer Zahl offerierten Bierwanderwege sind nicht immer seriös und überlegt konzipiert worden. Es handelt sich zudem um Einzelaktivitäten, die nicht mit den Nachbarn abgestimmt werden. So ist es kein Zufall, dass viele Brauereiwanderwege die Gemeindegrenzen nicht überschreiten. Sie basieren bislang nur auf Einzelentscheidungen ohne Vernetzung mit den benachbarten Wegen gleicher Zielsetzung.


Empfohlene Zitierweise

Thomas Bernard und Herbert Popp: “Brauereiwanderwege und Biertourismus” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_505-brauereiwanderwege-und-biertourismus/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • HÜMMER, Philipp (1980): Der Verlust des Dorfwirtshauses und die Auswirkungen auf Kommunikation und Freizeitverhalten der Dorfbevölkerung. Eine Fallstudie über Dörfer der nördlichen Frankenalb, in: Geowissenschaftliche Beiträge über Oberfranken (= Bayreuther Geowissenschaftliche Arbeiten, Bd. 1). – Bayreuth, S. 115–130.
  • KUR & TOURISMUS SERVICE BAD STAFFELSTEIN (Hg., 2017): Bad Staffelstein. Wandertouren. – Bad Staffelstein.
  • TOURIST-INFORMATION FRÄNKISCHE TOSKANA (Hg., 2017): 13-Brauereien-Weg. Biervielfalt genießen in der Fränkischen Toskana. – Litzendorf.
  • VEREIN FÜR REGIONALENTWICKLUNG RUND UM DIE NEUBÜRG – FRÄNKISCHE SCHWEIZ e. V. und TOURISMUSZENTRALE FRÄNKISCHE SCHWEIZ (Hg., 2017): Brauereiwandern. Brauereierlebnis Fränkische Schweiz mit Übersichtskarte. 11. Auflage. – Mistelgau, Ebermannstadt.
  • VERKEHRSVERBUND GROßRAUM NÜRNBERG (Hg., 2014): Fünf-Seidla-Steig. Brauereien-Vielfalt am Tor zur Fränkischen Schweiz. 5. Auflage. – Nürnberg.
  • VERKEHRSVERBUND GROßRAUM NÜRNBERG (Hg., 2017): 7 auf einen Streich. Brauereien-Tour durch die Fränkische Toskana. – Nürnberg.
  • Internetseiten
  • www.fuenf-seidla-steig.de
  • www.pottenstein.de
  • www.fraenkische-schweiz.com
  • www.genussregion-oberfranken.de
  • www.pottenstein.de/brauereiwanderwege-1
  • www.vgn.de/wandern/fuenf_seidla_steig/
  • www.fraenkische-toskana.com/de/touren/detail/571745cf975a375a6f88dc45
  • www.brauereiwandern.de/?wanderwege=brauereienweg-im-ahorntal
  • www.bierquellenwanderweg.de
  • www.markt-heiligenstadt.de/tourismus/freizeitmoeglichkeiten/brauereienweg.html
  • www.aufsess.de/brauereienweg
  • www.brauereienlauf.de

Bildnachweise

  • Titelbild: Biergarten der Brauerei Fichta in Weiglathal (Foto: Herbert Popp)
  • Vorschaubild: Brauereistern (Foto: Herbert Popp)