Von Weismain durchs Bärental, zum Görauer Anger und zur Burg Niesten

Von Andrea Göldner – 09/2019

Die Exkursion erkundet auf einer Fußwanderung die reizvolle und abwechslungsreiche Karstlandschaft südöstlich von Weismain, die auch reich ist an alltagsweltlichen und herrschaftlichen Relikten wie Hülen, Mühlen und Burgen. Sie passiert das enge, wasserreiche Bärental, die Karstquelle der Krassach und die fast waldlose Schichtstufe des Görauer Angers, aber auch zwei Hül-Orte auf der Hochfläche und die historisch bedeutenden Orte des Burgstalls von Kahlberg und der Burgruine Niesten.

Kartenüberblick Exkursion: Von Weismain durchs Bärental, zum Görauer Anger und zur Burg Niesten Kartenausschnitt zurücksetzen

Hinweise:

  • Fußexkursion ab Weismain und zurück als Rundwanderung von 18 km Länge. Bequeme Wanderschuhe werden empfohlen. Höhenunterschied von 220 m zwischen dem tiefsten (Weismain, 316 m) und dem höchsten Punkt (Zultenberg, 534 m) der Exkursionsstrecke.
  • Dauer: etwa 5 bis 6 Stunden, mit Pausen als Ganztagesexkursion absolvierbar.
  • Möglichkeiten zum Einkehren: in Zultenberg im Bärenstübla, einem Ausflugslokal. Sein früherer Name Gasthaus Schöne Aussicht verspricht nicht zu viel, da von hier aus ein Panoramablick in Richtung Nordosten (Kulmbach, Fichtelgebirge, Frankenwald) möglich ist.
  • Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): vom Standort 10 direkt weiter zum Standort 14 unter Auslassung des Abstechers entlang der Kante der Schichtstufe des Görauer Angers nach Zultenberg.
  • Geeignete Kartengrundlage: Amtliche Topographische Karte 1:25.000 (ATK25), Blatt C10 Burgkunstadt. – München 2011.

Sofern eine Anfahrt mit dem Auto erfolgt ist, kann im Kastenhof (Kirchplatz) der Altstadt von Weismain geparkt werden. Ausgangspunkt ist am Weismainer Marktplatz, wo bei der Bushaltestelle vor der katholischen Pfarrkirche St. Martin die Wandertafel T-1701 hängt.

Station 1: Weismain – Kreuzkapelle zur Kartenansicht >>

Sehenswert sind die sieben Kreuzwegstationen, die am Burgweg stehen und den Weg zur Kapelle säumen. Die reich verzierten Flurdenkmale aus Sandstein stammen aus den Jahren 1703 bis 1724.

Die Kreuzkapelle wurde als das erste größere Bauvorhaben der Weismainer Bürgerschaft nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges errichtet. Auf dem Bauplatz außerhalb der Stadtmauer, im Osten der Stadt am Weg nach Niesten und Krassach, stand ursprünglich nur ein Kreuz, zu dem die Karfreitagsprozession zog. Kurz nach 1700 begannen die Bauarbeiten für die Kapelle. Am 13. Juni 1706 konsekrierte der Bamberger Weihbischof Johann Werner Schnatz den Heilig-Kreuz-Altar in der neuen Kapelle. Umbau- und Renovierungsarbeiten im späten 19. Jahrhundert brachten erhebliche Veränderungen des Innenraums mit sich. Im Zuge einer umfassenden Restaurierungsmaßnahme, die 2018 zu Ende ging, wurde versucht, sich dem ursprünglichen Erscheinungsbild wieder anzunähern.

Hinter der Kreuzkapelle gabelt sich der Weg: Nach einem Schlenker nach rechts gelangt man auf die Krassacher Gasse (Markierung: Frankenweg), auf der es in südlicher Richtung weitergeht.

Station 2: Krassacher Dorfkreuz zur Kartenansicht >>

Die Krassacher Gasse endet an der Ortsverbindungsstraße, die nach Krassach führt. In der Nähe der Kreuzung stehen das Krassacher Dorfkreuz und die Drei-Brüder-Marter. Die Marter aus Sandstein, die Johann Hopfenmüller im Jahr 1694 aufstellen ließ, ist wegen ihrer Versinschrift auf der Westseite des Aufsatzes außergewöhnlich. Der Inschrift ist zu entnehmen, dass sich an dieser Stelle die Brüder Johann und Nikolaus Pankraz Hopfenmüller nach vielen Jahren der Trennung wieder begegneten. Aus Dankbarkeit über dieses Ereignis ließen sie das Flurdenkmal anfertigen. Die gängige Bezeichnung Drei-Brüder-Marter beruht auf einem Lesefehler, weil Johann, Nikolaus und Pankraz früher für drei Brüder gehalten wurden.

Auf der Ortsstraße führt der Weg an der von Kopfweiden gesäumten Krassach entlang in den Weismainer Stadtteil gleichen Namens (Markierung: Weiße 3 auf rotem Grund oder grünes Nordic-Walking-Schild des Bärentrails).

Station 3: Krassach zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Krassacher Kapelle
Abb. 1: Krassacher Kapelle (Foto: Andrea Göldner)

Früher ein Ortsteil von Neudorf, kam der Ort Krassach (mit knapp 50 Einwohnern) am 1. Januar 1978 im Zuge der Gemeindegebietsreform unter Weismainer Verwaltung. In der Ortsmitte steht die Kapelle zur Hl. Dreifaltigkeit, ein Zentralbau über achteckigem Grundriss, der im September 1938 geweiht wurde (Abb. 1). Den Bau stiftete der aus Krassach stammende geistliche Oberstudienrat Heinrich Müller, der den Lichtenfelser Architekten Georg Haag für die Anfertigung der Baupläne gewinnen konnte. Der Ort wird dominiert von einem stattlichen Bauernhof, der auf Milchviehhaltung spezialisiert ist und eine Biogasanlage betreibt. Der südliche Ortsteil besitzt eine neue Einfamilienhaussiedlung.

Nach einem Blick in die Kapelle geht es in südlicher Richtung auf der Ortsstraße weiter.

Station 4: Krassacher Mühle zur Kartenansicht >>

Abb. 2: Krassacher Mühle
Abb. 2: Krassacher Mühle (Foto: Andrea Göldner)

Am Ende der Ortschaft liegt die Krassacher Mühle, ein Ensemble von Gebäuden rund um ein stattliches Fachwerkhaus aus dem Jahr 1799 (Abb. 2). Sie ist genau an der Stelle platziert, wo sich das enge Tal nach Norden weitet. Früher trieb ein oberschlächtiges Mühlrad an der Südseite des Gebäudes die Mühle an, von dem sich jedoch nichts erhalten hat. Heute ist die Mühle ein kleines Wasserkraftwerk und wird als Wohnhaus genutzt.

Der Weg ins Bärental führt am Mühlenanwesen vorbei.

Station 5: Herbstmühle zur Kartenansicht >>

Abb. 3: Wunkendorfer Mühle, heute Herbstmühle, um 1920
Abb. 3: Wunkendorfer Mühle, heute Herbstmühle, um 1920 (Quelle: Archiv NordJURA Museum, Inv.-Nr. 2006-224)

Nächste Station ist die Herbstmühle, die früher auch als Wunkendorfer Mühle bezeichnet wurde (Abb. 3). Bei der Mühle füllte sich die Bevölkerung aus dem Hül-Ort Wunkendorf auf der Albhochfläche früher das Trinkwasser aus einem Brunnen in kleine Fässer ab und trug es den Berg hinauf ins Dorf. Ebenso machten es die Einwohner aus dem Hül-Ort Neudorf.

Das Gebäude der Herbstmühle stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Anfang des 20. Jahrhunderts stellte der Besitzer mit dem Einbau einer Turbine auf Stromerzeugung um. Während in der historischen Mahlstube noch die alte Francis-Turbine läuft, lässt sich außen am Haus die Lage und Größe des früheren Mühlrads ablesen. Wenn jemand vor Ort ist, kann die Mühlstube besichtigt werden.

An der Mühle geht es rechts vorbei und weiter durch ein nunmehr bewaldetes Gebiet talaufwärts in südlicher Richtung bis zur Krassachquelle.

Station 6: Krassachquelle zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Krassachquelle
Abb. 4: Krassachquelle (Foto: Herbert Popp)

Nach etwa 350 Metern liegt im Landschaftsschutz-, Flora-Fauna-Habitat- und Vogelschutzgebiet Bärental linker Hand ein Platz, an dem eine stattliche Karstquelle in einem Quelltopf als Schichtquelle austritt: die Krassachquelle (Abb. 4). Sie ist es im Wesentlichen, die weiter talabwärts das Mühlrad der Herbstmühle betrieb. Die Nähe zwischen Quelle und Mühle ist ein deutlicher Beleg dafür, dass die Krassachquelle eine starke Wasserschüttung besitzt.

Oberhalb der Quelle beginnt das eigentliche Bärental, das im Urkataster auch als Langer Grund bezeichnet wird.

Station 7: Bärental zur Kartenansicht >>

Abb. 5: Alte Postkarte mit dem sog. Juraturm. Anders als heute war dieser Dolomitfelsen in den 1920er Jahren noch waldfrei und von weitem einsehbar.
Abb. 5: Alte Postkarte mit dem sog. Juraturm. Anders als heute war dieser Dolomitfelsen in den 1920er Jahren noch waldfrei und von weitem einsehbar. (Quelle: Archiv NordJURA Museum, Inv.-Nr. 2011-59)
Abb. 6: Im Bärental gibt es viele schützenswerte Pflanzen und Tiere, wie hier z. B. den Feuersalamander.
Abb. 6: Im Bärental gibt es viele schützenswerte Pflanzen und Tiere, wie hier z. B. den Feuersalamander. (Foto: Herbert Popp)

Der Weg steigt nun kontinuierlich leicht an. Das Tal verengt sich unvermittelt. An seinen beiden Rändern ragen Malm-Dolomitfelsen über 20 Meter auf, die als Kletterfelsen beliebt sind und viel genutzt werden, so z. B. der Juraturm und der Geierstein (Abb. 5). Seinen Namen verdankt das Tal einer Höhle, dem Bärenloch, einer Karsthorizontalhöhle unweit des Juraturms. Das Bärental ist in der nördlichen Fränkischen Schweiz relativ wenig bekannt, obwohl es naturräumlich außergewöhnlich ist: Es ist nämlich ein enges, schluchtartiges Kerbtal, aber zugleich ein Trockental ohne Bachlauf. Das Bärental schneidet sich durch die Schichten des Malm delta bis zum Malm alpha, unterhalb dessen die Quelle der Krassach im Ornatenton austritt. Auch seltene Tierarten wie z. B. der Feuersalamander sind hier anzutreffen (Abb. 6).

Nach etwa einem Kilometer zweigt der Weg nach links ab (Markierung grüner Strich auf weißem Grund, Görauer Weg).

Station 8: Schräge Wand zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Der Abri Schräge Wand, ein Karstfelsen, der zugleich eine prähistorische Jagd- und Raststation im oberen Bärental war.
Abb. 7: Der Abri Schräge Wand, ein Karstfelsen, der zugleich eine prähistorische Jagd- und Raststation im oberen Bärental war. (Foto: Andrea Göldner)

Nicht weit vom Abzweig befindet sich das archäologische Denkmal der Schrägen Wand (Abb. 7): Ein Dolomitblock mit schräger Unterseite bildet hier ein natürliches Felsdach (Abri). Grabungsfunde (Reste von Feuerstellen, Knochen von Hirsch und Wildschwein sowie Feuersteingeräte) lassen den Schluss zu, dass der Unterstand in einem frühen Abschnitt der Mittelsteinzeit als Wohn- oder Rastplatz genutzt wurde. Der Fundplatz ist als Bodendenkmal D-4-5933-0035 in der Bayerischen Denkmalliste eingetragen. Im Höhlenkataster Fränkische Alb ist er verzeichnet unter der Katasternummer C288.

Etwa 700 Meter weiter, am oberen Ende des Bärentals, wird die Kreisstraße Lif 24 erreicht, die Neudorf und Zultenberg verbindet. Der Weg führt auf der Hochfläche ein kurzes Stück an der Straße entlang nach rechts, bevor sich linker Hand der Wanderweg fortsetzt (Markierung grüner Strich auf weißem Grund, Görauer Weg, oder grünes Nordic-Walking-Schild des Bärentrails). Über die Jurahöhen geht es nun in nordöstlicher Richtung.

Station 9: Windpark Kasendorf-Weismain zur Kartenansicht >>

Abb. 8: Der Windpark Kasendorf-Weismain mit seinen sieben Windkraftanlagen, vorne rechts liegt der Ort Zultenberg
Abb. 8: Der Windpark Kasendorf-Weismain mit seinen sieben Windkraftanlagen, vorne rechts liegt der Ort Zultenberg (Quelle: Foto: Herbert Popp)

Rechter Hand sind die sieben Windräder des Bürger-Windparks Kasendorf-Weismain gut zu sehen, der sich zwischen Zultenberg und Seubersdorf erstreckt. Im Jahr 2014 ging hier das erste Windrad im Landkreis Lichtenfels ans Netz. Etwa 140 Meter hoch sind die Windräder, von denen vier auf der Gemarkung Kasendorf (Landkreis Kulmbach) und drei auf Weismainer Gemarkungsgebiet stehen.

Nach dem Überqueren der Ortsverbindungsstraße nach Görau ist es nur noch ein kurzes Stück auf dem Bärentrail, bis der sog. Görauer Anger erreicht wird. Auf dem Frankenweg führt der Weg nun nach rechts in Richtung Zultenberg. Etwa zwei Kilometer sind es bis dorthin, Zultenberg liegt am südöstlichen Ende des Görauer Angers.

Station 10: Görauer Anger zur Kartenansicht >>

Abb. 9: Panoramablick am Görauer Anger nach Nordosten
Abb. 9: Panoramablick am Görauer Anger nach Nordosten (Foto: Herbert Popp)

Auf dem Fußweg nach Zultenberg in südöstlicher Richtung kann man auf einem ebenen, leicht begehbaren Weg einen wunderbaren Panoramablick ins Maintal genießen: Gut zu erkennen sind zum Beispiel die Kulmbacher Plassenburg oder die Erhebungen des Frankenwalds und des Fichtelgebirges. Dieses etwa 2 km lange Band mit seiner abrupt abfallenden Felskante (die genetisch eine Schichtstufe darstellt) hat die Bezeichnung Görauer Anger. Görau ist der benachbarte Ort (Station 13), der namengebend wirkt. Mit Anger wird insbesondere der offene, unbewaldete, trockensteppenhafte, durch frühere Schafhaltung geprägte Landschaftscharakter entlang der nach Nordosten gerichteten Schichtstufe bezeichnet. Neben dem eindrucksvollen Blick über die Landschaft ist auch der besonders häufig über das offene Gelände blasende Wind ein Charakteristikum, was im Übrigen auch genutzt wird (siehe Station 12).

Entlang des Görauer Angers wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Lehrpfade eingerichtet. Das Projektorientierte Seminar des Kulmbacher Caspar-Vischer-Gymnasiums (Jahrgang 2009 / 2011) hat einen Lehrpfad Geographie erarbeitet und beschildert, der Wanderer über die geographischen Gegebenheiten, über Dolinen, Fossilien (Versteinerungen), über die wirtschaftliche Nutzung und ähnliche Themen informiert. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft fördert auf dem Görauer Anger durch verschiedene Blühflächen die floristische Artenvielfalt und schafft dadurch neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Station 11: Sprengplatz zur Kartenansicht >>

Abb. 10: Luftbild mit Blick auf die Schichtstufe mit markanten Dolomitfelsen und den sich links anschließenden Sprengplätzen am Görauer Anger
Abb. 10: Luftbild mit Blick auf die Schichtstufe mit markanten Dolomitfelsen und den sich links anschließenden Sprengplätzen am Görauer Anger (Foto: Herbert Popp)

Ungefähr auf halber Wegstrecke nach Zultenberg befindet sich ein ehemaliger Sprengplatz der Amerikaner, die hier in der frühen Nachkriegszeit Munitionsreste vernichteten (Abb. 10). Wöchentlich wurden mehrmals Sprengungen vorgenommen. Die tiefen Löcher, die die Munition in den Felsen riss, sind auch heute noch gut zu erkennen (und sollten nicht mit Dolinen verwechselt werden). Ein Gedenkstein erinnert an einen tragischen Unfall, der sich am 20. April 1947 auf dem Görauer Anger ereignete: Zwei Kinder starben damals beim Spielen mit Fundgranaten, sieben weitere wurden teils schwer verletzt.

Station 12: Zultenberg zur Kartenansicht >>

Bis zur Gemeindegebietsreform war der Ort Zultenberg, wie Neudorf und Wunkendorf ein ehemaliger Hül-Ort, ein Teil der Gemeinde Neudorf. Während alle anderen Neudorfer Ortsteile in den 1970er Jahren nach Weismain eingemeindet wurden, kam der Ort Zultenberg zu Kasendorf in den Landkreis Kulmbach.

Unweit des westlichen Ortsrandes von Zultenberg (mit Wanderparkplatz) befindet sich eine Startrampe für Drachenflieger, die vom Drachenfliegerklub Görauer Anger e.V. betreut wird. Der Standort eignet sich sowohl aufgrund der Windverhältnisse als auch wegen der Abbruchrampe des Malms für diese Nutzung sehr gut. Ein von Wolfgang Boller gestaltetes Panoramabild informiert über die Orte, die vom Görauer Anger aus zu sehen sind. In der Nähe der Tafel ist am Abhang ein Skilift installiert, der bei geeigneten Schneeverhältnissen, die immer seltener werden, in Betrieb genommen wird. Der Ski-Club Jura Zultenberg spurt auch Langlaufloipen, wenn es das Wetter zulässt.

Abb. 11: Panoramafilmschwenk von Zultenberg aus über den Görauer Anger

Klaus Bitzer, Mai 2016, Länge: Min., text
Am Standort Zultenberg sieht man bei einer Überfliegung den herrlichen Blick von der Stufenkante nach NO zur Plassenburg und zum Fichtelgebirge und Frankenwald. Beim Schwenk des Blickes nach rechts erkennt man in Richtung SW die Windmaschinen, die das Landschaftsbild stark beeinträchtigen.

Für den Rückweg ab Zultenberg wird wieder der Frankenweg gewählt: Der Weg nach Görau entlang des Görauer Angers ist der gleiche wie auf dem Hinweg.

Station 13: Görau zur Kartenansicht >>

Abb. 12: Kapelle in Görau
Abb. 12: Kapelle in Görau (Foto: Andrea Göldner)

Auf dieser Exkursion ist Görau der letzte besuchte Hül-Ort, der als Hochflächenort in historischer Vergangenheit stets prekäre Trinkwasserverhältnisse ertragen musste. Am Görauer Friedhof, am östlichen Dorfrand gelegen, erinnert eine Bronzetafel an ein Grabhügelfeld aus der Hallstattzeit, das im 19. Jahrhundert in der Nähe des Ortes gefunden wurde.

Am Ortseingang, bei der Korbflechterei Oppel, führt der Weg nach rechts. Am Weg liegt nun die katholische Kapelle St. Heinrich und Kunigunde, die 1939 geweiht wurde (Abb. 12). Die Bilder des Flügelaltars schuf der Maler, Grafiker und Illustrator Gerhart Kraaz (1909–1971). Ein weiterer Altar mit Bildern von ihm steht in der Kapelle des Bad Staffelsteiner Ortsteils Loffeld.

An der nächsten Kreuzung im Ort zweigt die Straße in Richtung Niesten nach links ab. Am Ortsende liegt das Feuerwehrgemeinschaftshaus, neben dem eine Marter aus dem 17. Jahrhundert steht. – Der Abstieg nach Niesten beginnt auf der Trasse des Frankenwegs, der etwa 300 Meter nach dem Görauer Feuerwehrhaus nach links abzweigt. Die Route läuft durch den Burgstall Kahlberg hindurch.

Station 14: Burgstall Görau (Kahlberg) zur Kartenansicht >>

Abb. 13: Reste des Burgstalls von Kahlberg. In diese Skizze ist der Verlauf der Wandertrasse eingetragen.
Abb. 13: Reste des Burgstalls von Kahlberg. In diese Skizze ist der Verlauf der Wandertrasse eingetragen. (Herbert Popp, verändert nach: Burger-Segl 2006, S. 132)

Eine Bronzetafel weist hier auf die Abschnittsbefestigung am Kahlberg hin, die aus der Hallstattzeit stammt. 1959 wurde die Anlage im Zuge des Straßenbaus leider stark zerstört. Es handelt sich um eine dreifache Abschnittsbefestigung, die sich über eine Fläche von 220 x 70 m erstreckt. Vermutlich stammt die Festungsanlage aus der späten Hallstatt- bzw. frühen Latènezeit (ca. 500–350 v. Chr.) und wurde in karolingisch-ottonischer Zeit überbaut (BURGER-SEGL 2006, S. 132). Heute sind nur noch unansehnliche Reste früherer Wall- und Grabenanlagen erkennbar (Abb. 13).

Unweit des Abschnittswalls befindet sich die begehbare Gräfinnenhöhle bzw. das Grafenloch am oberen Talschluss des Zillertales. Um diese Karsthöhle ranken sich in Zusammenhang mit der Niestener Burg einige Sagen.

Der Weg mit der Markierung Blaue Raute führt über den Kahlberg von Osten direkt auf das Gelände der ehemaligen Burganlage der Andechs-Meranier von Niesten.

Station 15: Niestener Burg zur Kartenansicht >>

Abb. 14: Grundriss der Burg Niesten von 1525.
Abb. 14: Grundriss der Burg Niesten von 1525. (Quelle: Trollhead, cc-by-sa 3.0)

Das Areal der Burgruine ist jederzeit frei zugänglich. Eine Fahne aus Blech mit dem Wappen der Andechs-Meranier am höchsten Punkt erinnert auf dem Plateau an das einst hier ansässige Adelsgeschlecht. Heimatforscher Bernhard Dietz, der sich in den 1920er Jahren mit der Geschichte der Burg beschäftigte, rekonstruierte einen Grundriss der Anlage, wie er vor 1525 ausgesehen haben könnte (Abb. 14). Dieser Grundriss ist mit einem kurzen geschichtlichen Überblick auf einer Bronzetafel zu finden, die in einen Felsen auf dem Plateau eingelassen ist.

Abb. 15a: Burgruine Niesten — Hauptburg mit der heute gehissten Flagge auf dem höchsten Punkt der Burg
Abb. 15a: Burgruine Niesten — Hauptburg mit der heute gehissten Flagge auf dem höchsten Punkt der Burg (Foto: Andrea Göldner)
Abb. 15b: Burgruine Niesten — markante, als Graben erkennbare Abtrennung der Vorburg über den eine Zugbrücke zur Hauptburg führte
Abb. 15b: Burgruine Niesten — markante, als Graben erkennbare Abtrennung der Vorburg über den eine Zugbrücke zur Hauptburg führte (Foto: Andrea Göldner)

1128 wird die Niestener Burg ─ einst Nienstein genannt ─ erstmals erwähnt. Damals befand sie sich im Besitz des Bamberger Bischofs, der sie 1142 zu Lehen ausgab. Nach dem Tod der Lehnsmänner Otto und Friedrich von Niesten fiel die Burg um 1189 zurück an den Bamberger Bischof Otto II., der nun seinen Neffen Herzog Berthold von Andechs-Meranien mit ihr belehnte. Der letzte Herzog von Meranien aus dem Andechser Haus, Otto II. (als Graf: Otto VIII.) starb am 19. Juni 1248 in Niesten. Schon bald ging das Gerücht, der erst Dreißigjährige sei von seinem Hofmeister ermordet worden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er an einer Krankheit starb. Otto wurde in der Langheimer Klosterkirche beigesetzt, in der auch seine Eltern begraben lagen.

Mit Ottos Tod begann für das Amt Weismain eine ungewisse Zeit. Zwischen den Erben der Meranier und dem Hochstift Bamberg kam es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung. Den Erbfolgekrieg entschied Bischof Heinrich für sich und die Burg fiel 1255 wieder an die Bamberger Kirche. Seit dem späten 14. Jahrhundert residierten Bamberger Beamte in der Burganlage, von der aus das Amt Niesten verwaltet wurde.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann der Verfall der Burg. Wegen der zunehmenden Baufälligkeit zog der Bamberger Amtmann 1710 in das sog. Jüngere Neydeckerhaus am Weismainer Marktplatz (Am Markt 5) um. Die Niestener Burg verfiel in den folgenden Jahren mehr und mehr. Mitte des 18. Jahrhunderts kam es zu ersten Abbrüchen, teils durch die Obrigkeit, teils durch Bewohner der umliegenden Dörfer. 1872 riss die Gemeinde Niesten als Eigentümerin der Ruine auch den Stumpf des Bergfrieds nieder. Nur bescheidene Mauerreste sind heute noch erhalten.

Abb. 16: Panoramafilmschwenk von der Burgruine Niesten

Klaus Bitzer, Mai 2018, Länge: 7:11,
Der Film startet mit einem Aufstieg bei Blick nach Westen zur Niestener Mühle sowie (hinten rechts) zum Gipfelbereich des Kordigast und darunter der Häuserlandschaft von Weismain. In einem Linksschwenk geht der Blick über den inzwischen stark bewaldeten Rand des Hochflächenrandes. Vorbei an der Einkerbung des Zillertals geht es weiter bis zur Verlängerung der Burg Niesten. Hier konzentriert sich der Blick auf den Bergrücken, auf dem sich die Burgruine erstreckt. Bei der Überfliegung des Sporns der Hauptburg lässt sich sehr gut der schroffe Abfall über die Dolomitfelsen und damit die gute Verteidigungseignung von Burg Niesten erkennen. Die Filmsequenz endet, indem sich der Blick wieder, wie eingangs, nach Westen zum Kordigast öffnet.

Auf dem mit der Blauen Raute markierten Weg beginnt der Abstieg vom Burgberg hinunter zu Station 16: Niesten.

Station 16: Niesten zur Kartenansicht >>

Abb. 17: Hydraulischer Widder in der Ortsmitte von Niesten
Abb. 17: Hydraulischer Widder in der Ortsmitte von Niesten (Foto: Herbert Popp)

Das Dorf Niesten, unterhalb der Burg gelegen, profitierte in der Vergangenheit von zwei am Ortsrand austretenden Karstquellen, die für eine komfortable Wasserversorgung sorgten. Obwohl es somit nie notwendig war, Trinkwasser in Butten von weither heranzutransportieren, wurden im Dorf zwei sog. Hydraulische Widder installiert, um auch die am oberen Hangteil gelegenen Anwesen direkt mit Wasser zu versorgen. Einer der beiden Hydraulischen Widder (die natürlich heute nicht mehr in Funktion sind) ist noch gut versteckt hinter einer Holztüre unterhalb der Quelle mit Brunnen erhalten (Abb. 17). Bei Öffnen dieser Türe kann man ihn immer noch im Original sehen.

Abb. 18: Blick auf Niesten und die dahinter thronende Burgruine, Postkarte aus den 1920er Jahren
Abb. 18: Blick auf Niesten und die dahinter thronende Burgruine, Postkarte aus den 1920er Jahren (Quelle: Archiv NORDJura Museum, Inv.-Nr. 2003-74)

Beim Abstieg ins Tal in Richtung Krassach kann man beim Zurückblicken auf den Ort und seine Burg heute nicht mehr das gesamte Panorama sehen, weil durch Bewaldung mittlerweile die Sicht versperrt ist (Abb. 18). Ganz anders war dies noch um 1900, als das Tal fast waldfrei war. Die Burg, der Ort und die zahlreichen Kalkfelsen sind auf einer alten Postkarte sehr gut zu erkennen.

Es geht weiter bergab und somit von Niesten zur weiter unterhalb gelegenen Niestener Mühle.

Station 17: Niestener Mühle zur Kartenansicht >>

Abb. 19: Niestener Mühle mit Kapelle, Postkarte der 1920er Jahre
Abb. 19: Niestener Mühle mit Kapelle, Postkarte der 1920er Jahre (Quelle: Archiv NordJURA Museum, Inv.-Nr. 2005-2)

Am Ortseingang des Dorfes liegt rechter Hand am Mühlbach die ehemalige Niestener Mühle (Abb. 19). In dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden Gebäude lief der Mühlbetrieb bis 1920. Es folgte der Umbau zu einem Fremden- und Erholungsheim. Heute ist das Haus in Privatbesitz.

Der Straße weiter flussabwärts folgend gelangt man zur Kreisstraße Lif 24. Hier führt der Frankenweg von Niesten wieder nach Weismain zurück. Auf der Ortsverbindungsstraße nach Krassach sind es nur wenige Meter bis zur Krassacher Gasse. Am Ende geht es bei der Kreuzkapelle wieder nach links den Burgweg hinunter und über den Kolpingplatz zurück auf den Weismainer Marktplatz.


Empfohlene Zitierweise

Andrea Göldner: “Von Weismain durchs Bärental, zum Görauer Anger und zur Burg Niesten” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_503-von-weismain-durchs-baerental-zum-goerauer-anger-und-zur-burg-niesten/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • ARNOLD, Otto (2015): Görauer Anger mit dem idyllischen Bärental. ─ o.O.
  • BURGER-SEGL, Ingrid (2006): Archäologische Streifzüge im Meranierland am Obermain. 2. Auflage. ─ Bayreuth.
  • DIETZ, Bernhard (1931): Geschichte der Burg Niesten bei Weismain. ─ Niesten.
  • DIPPOLD, Günter (2011): Zur Weismainer Kirchengeschichte von den Anfängen bis zum Ende des Hochstifts Bamberg, in: Günter DIPPOLD (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. ─ Weismain, S. 231–262.
  • HOPPE, Michael (2011): Ein Streifzug durch die Vor- und Frühgeschichte von Weismain, in: Günter DIPPOLD (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. ─ Weismain, S. 73–90.
  • JOHANNES, Johann Baptist (1938): Von den Mühlen im Weismaingau, in: Heimat-Blätter vom Maintal und Jura. Beilage zum Lichtenfelser Tagblatt 1938, Nr. 1.
  • KREISVERBAND FÜR GARTENBAU UND LANDESPFLEGE LICHTENFELS e. V. (Hg., 2004): Was Großmutter erzählt. Erinnerungen aus Görau. ─ Lichtenfels.
  • NABER, Friedrich B. (1968): Die „Schräge Wand“ im Bärental, eine altholozäne Abrifundstelle im nördlichen Frankenjura, in: Quartär 19, S. 289–321 mit Tafel IX.
  • RUDERICH, Peter (1996): Kunst- und Architekturgeschichte Weismains vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, in: Günter DIPPOLD (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 2. ─ Weismain, S. 81–200.
  • STUCKENBERGER, Peter (2004): Gottesburgen. Kirchenbau unter Erzbischof Jacobus von Hauck 1912–1943. ─ Bamberg.
  • URBAN, Josef (1987): Die Altarbilder des Gerhart Kraaz in den Kapellen von Görau und Loffeld, in: Vom Main zum Jura. Heimatgeschichtliche Zeitschrift für den Landkreis Lichtenfels 4, S. 31–53.
  • WÄCHTER, Monika (2011): Vegetation des Weismainer Raumes, in: Günter DIPPOLD (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. ─ Weismain, S. 53–72.
  • WINKLER, Richard (2011): „Jus et libertas civium“. Weismain und die Andechs-Meranier, in: Günter DIPPOLD (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. ─ Weismain, S. 122–136.

Bildnachweise

  • Titelbild: Das schluchtartig verengte Trockental des Bärentals (Foto: Herbert Popp)
  • Vorschaubild: Blick von der Burg auf das Dorf Niesten (Foto: Herbert Popp)