Die Stadt Weismain und der Kordigast

Von Andrea Göldner – 09/2019

Die Exkursion behandelt die reizvolle Kleinstadt Weismain und ihren nordwestlich vorgelagerten Hausberg, den Kordigast. Mit seinen baulichen Überresten aus dem Spätmittelalter, darunter eine völlig erhaltene Stadtmauer und ein Stadttor, gehört Weismain zu den Kleinoden der Fränkischen Schweiz. Der Kordigast, ein aus zwei Berggipfeln aufgebauter Zeugenberg am Nordrand der Frankenalb, überragt das Tal der Weismain. Als eine der höchsten Erhebungen der Nördlichen Alb ist er ein attraktives Wanderziel und auch von siedlungsgeschichtlichem sowie vegetations- und gesteinskundlichem Interesse.

Kartenüberblick Exkursion: Die Stadt Weismain und der Kordigast Kartenausschnitt zurücksetzen

Hinweise:

  • Fußexkursion ab Weismain und zurück als Rundwanderung von 12 km Länge. Bequeme Wanderschuhe werden empfohlen. Höhenunterschied von 220 m zwischen dem tiefsten (Weismain, 316 m) und dem höchsten Punkt (Großer Kordigast, 536 m) der Exkursionsstrecke.

  • Exkursionsdauer: etwa 4–5 Stunden (Halbtagesexkursion).

  • Möglichkeiten zum Einkehren: im Gasthaus Steinerne Hochzeit des Weilers Kordigast, unweit des Gipfels des Kleinen Kordigast. Natürlich ist auch eine Rast am Ende der Fußexkursion in Weismain möglich, z.B. Wirtshaus Obendorfer, Gaststätte Gäbelein, Hotel Alte Post.

  • Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): von Standort 8 direkt nach Standort 11.

  • Geeignete Kartengrundlage: Amtliche Topographische Karte 1:25.000 (ATK25) Blatt C10 Burgkunstadt. – München 2011.

Den Pkw (sofern eine Anfahrt mit dem Auto erfolgt ist) im Kastenhof (Kirchplatz) der Altstadt von Weismain parken.

Station 1: Weismain – Kastenhof zur Kartenansicht >>

Der Kastenhof diente bis zur Säkularisation als Wohnung und Dienststelle eines Bamberger Beamten, des Kastners, sowie zur Speicherung des Getreides, das die Untertanen abzuliefern hatten. Hochstiftsbaumeister Leonhard Dientzenhofer errichtete das Gebäude in den Jahren 1701 bis 1703 im Auftrag des Bamberger Fürstbischofs Lothar Franz von Schönborn. Vorbild mag vielleicht die neue Residenz in Bamberg gewesen sein, die einen ähnlichen, hakenförmigen Grundriss aufweist.

Abb. 1: Blick über die Altstadt von Weismain von Nordosten: Der kompakte Siedlungskörper, der noch weitgehend ummauert ist, lässt sich gut erkennen. In der Mitte des Bildes thront die Pfarrkirche, rechts anschließend erstreckt sich der Kastenhof, halblinks davon das Pfarrhaus
Abb. 1: Blick über die Altstadt von Weismain von Nordosten: Der kompakte Siedlungskörper, der noch weitgehend ummauert ist, lässt sich gut erkennen. In der Mitte des Bildes thront die Pfarrkirche, rechts anschließend erstreckt sich der Kastenhof, halblinks davon das Pfarrhaus (Foto: Herbert Popp)

Der Kastenhof, der anfänglich die Herzogspfalz der Ortsgründer des 13. Jahrhunderts, der Andechs-Meranier, war, diente nach dem Übergang zum Bistum Bamberg auch dem gelegentlichen Aufenthalt des Fürstbischofs, wenn sich dieser mit seinem Gefolge zur Jagd in Weismain aufhielt. Daher stammt die heute noch gebräuchliche Bezeichnung Jagdschloss.

Anfang des 19. Jahrhunderts, nach der Säkularisation, wurde das Haus als Rentamt (Finanzamt) genutzt. Nach der Schließung dieser Einrichtung im Jahr 1932 entstand auf dem Areal ein Reichsarbeitsdienstlager (Abteilung Baumeister Kaspar Fischer (4 / 280)). Nach Kriegsende zogen Kindergarten und Schule in das Gebäude ein. 1990 begannen umfassende Sanierungsmaßnahmen. Heute beherbergt der Kastenhof die Umweltstation des Landkreises Lichtenfels, die Stadtbücherei St. Martin, das NordJURA-Museum, das Weismainer Stadtarchiv und die Touristinformation.

Der Weg führt vom Kastenhof durch das Tor zum Marktplatz.

Station 2: Pfarrhaus und Pfarrkirche St. Martin zur Kartenansicht >>

Beim Ausgang vom Kastenhof liegt in seiner Verlängerung rechter Hand das Pfarrhaus (errichtet 1621 von Giovanni Bonalino), links die katholische Pfarrkirche St. Martin. Die in Teilen noch spätgotische Kirche wird von den Weismainern wegen ihrer Größe auch Juradom genannt. Die ältesten Teile des Gotteshauses, der Chor und der Turm, stammen aus dem 15. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre heutige Innenausstattung. Ende des 19. Jahrhunderts sah sich die Kirchengemeinde in Anbetracht größerer Bauschäden gezwungen, das gesamte Langschiff abzubrechen und neu zu errichten. 1891 war der Kirchenbau fertig. Eine umfassende Restaurierung des Innenraums ging 2012 zu Ende.

Hier erstreckt sich als Straßenmarkt der Marktplatz, auf diesem nach rechts abbiegen.

Station 3: Marktplatz und Rathaus zur Kartenansicht >>

Der Marktplatz ist ein leicht angerartig verbreiteter Straßenmarkt. Auf ihm sind immer noch gut erkennbar zahlreiche prächtige Sandstein- und Fachwerkgebäude des 16. Jahrhunderts, die einen gewissen Wohlstand bezeugen (Abb. 2). In der Tat war Weismain ein lebhafter Umschlagplatz mit Wochen- und Jahrmärkten. Als ehemaliger Amtssitz besitzt die Stadt auch repräsentative Gebäude.

Abb. 2: Blick über den Marktplatz von Weismain in den 1920er Jahren: Links ragt die Pfarrkirche auf, rechts (mit seiner treppenartigen Dacheinsäumung) erkennt man das Rathaus, davor den Rolandsbrunnen
Abb. 2: Blick über den Marktplatz von Weismain in den 1920er Jahren: Links ragt die Pfarrkirche auf, rechts (mit seiner treppenartigen Dacheinsäumung) erkennt man das Rathaus, davor den Rolandsbrunnen (Quelle: Archiv des NordJURA-Museums, Inv.-Nr. 2003-116)

Gegenüber der Kirche erhebt sich am Marktplatz das Weismainer Rathaus, das in den Jahren vor 1543 entstand. Bauherren des ganz aus Stein errichteten Gebäudes waren Otto und Moritz Neydecker, deren Grabmal im Eingangsbereich aufgestellt ist. Das Haus überragt mit einer Höhe von fast 26 Metern alle anderen Bürgerhäuser. Der Gewölbekeller diente den wohlhabenden Bauherren als Warenlager für Tuch, Öl- und Weinfässer, vielleicht auch für Webstühle. 1650 erwarb der in Weismain geborene Langheimer Abt Mauritius Knauer das Gebäude für das Kloster Langheim. 1765 ging das Anwesen an die Stadt über, die es seitdem als Rathaus nutzt.

Auf dem nach rechts führenden Weg zum Oberen Tor steht der Rolandsbrunnen am Straßenrand. Von diesem früheren Stadtbrunnen, der wohl seit dem 16. Jahrhundert zentral auf dem Marktplatz stand, ist eine Ritterfigur aus Sandstein erhalten geblieben, die dem Bamberger Bildhauer Pankraz Wagner zugeschrieben wird. Auf seinem Schild sind die Wappen des Fürstbischofs Veit II. von Würtzburg (1561–1577), des Hochstifts Bamberg und der Stadt Weismain zu sehen. Seit 1879 soll die Originalfigur im Hof des Mitwitzer Wasserschlosses stehen, während die Weismainer für ihren Brunnen eine Kopie der Ritterfigur bekamen. Der Brunnen wird in den Wochen um Ostern von den Garten- und Blumenfreunden Weismain als Osterbrunnen geschmückt.

Nach einigen Metern zweigt auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Gässlein der Hölle nach rechts ab. In diesem ehemaligen Gewerbegebiet, das innerhalb der Stadtmauer liegt, befand sich bis in die 1950er Jahre das Kommunbrauhaus, in dem die brauberechtigten Bürger viele Jahre ihr Bier brauten. Neben dem Brauhaus stand die Biebersmühle (oder auch Stadtmühle genannt) – von beiden Gebäuden bestehen keine sichtbaren Überreste mehr.

Es geht weiter den Markt entlang nach Süden, wo sich nach kurzer Strecke ein Stadttor befindet.

Station 4: Oberes Tor zur Kartenansicht >>

Am südlichen Ende des Marktplatzes wird das Obere Tor erreicht – das einzige der drei Weismainer Stadttore, das erhalten geblieben ist. Der Turm stammt noch aus dem 14. Jahrhundert, während das Torhaus nur noch im Erdgeschoss spätmittelalterlich ist. Das Obere Tor wurde nicht abgebrochen, weil es bis 1885 das Gefängnis beherbergte und nicht im Besitz der Stadt war. Über das Obere Tor hinaus weist Weismain noch eine fast vollständig erhaltene Stadtmauer mit ehemals zwei Rundtürmen auf, von denen der nördliche (am Rand des Kastenhofs) noch besteht (Abb. 1). Diese sehr gut erhaltene historische Stadtlandschaft ist ein wertvolles materielles Kulturerbe.

In der Gegenwart wird das obere Tor als Verkehrshindernis wahrgenommen, können doch weder größere Lastkraftwagen noch Busse hindurchfahren, die höher als 3,50 m sind. Die bereits fertiggestellte Verlegung der Staatsstraße 2191 wird Abhilfe schaffen (siehe Station 5).

Hinter dem Oberen Tor zweigt der Mühlweg nach rechts ab. Entlang der Stadtmauer (mit dem Rest eines alten Wehrgangs) verläuft der Weg nun bis an die Weismain.

Station 5: Die Weismain zur Kartenansicht >>

Über einen Steg, der die Weismain überquert, wird die Straße Hutzelbrunnen erreicht. Die reichliche Wasserführung der Weismain erlaubte es, leistungsfähige Mühlen zu errichten. Auf diese Weise trug sie zur Prosperität der Stadt in der Vergangenheit bei. Neben der erwähnten Biebersmühle (Station 3) existierten im Stadtgebiet noch die Neumühle, die Förstmühle und die Kastenmühle an der Krassach.

Linker Hand sind es nur wenige Meter bis zum Kreisverkehr der seit 2019 wegen des Stadttor-Engpasses verlegten Staatsstraße, hinter dem sich der Weg gabelt.

Den Ort verlassen und der Straße Zum Kordigast immer geradeaus folgen (Markierung: Weiße 7 auf blauem Grund oder Nordic-Walking Markierung in rosa, Korches-Trail).

Station 6: Plessenquelle zur Kartenansicht >>

Der Weg führt bergan über die Plessenfuhr. Circa 300 Meter hinter dem Ortsende ist auf der rechten Seite das Pumphaus der Plessenquelle zu sehen. An der nächsten Kreuzung folgt der Weg der weißen 7 auf blauem Grund: Der Sommerrangen wird auf seiner Nordseite umrundet. Am nächsten Abzweig erfolgt eine Biegung nach rechts, der Weg führt nun zum nördlich von Siedamsdorf gelegenen Kröttenstein. Einst stand hier ein Aussiedlerhof, der verfiel und schließlich abgebrochen wurde.

An der Wandertafel Nr. T-1642 zweigt der Weg nach links ab, bis nach wenigen Metern bei Tafel T-1641 der Frankenweg erreicht wird (weiß-rot-weiße Markierung). An der Kreuzung steht eine Marter mit gusseisernem Kreuz, sie wurde 1903 von Familie Schreppel aufgestellt. Auf dem Gottesgartenrundweg Süd und dem Frankenweg geht es nun nach rechts in Richtung Kordigast.

Station 7: Steinerne Hochzeit zur Kartenansicht >>

Abb. 3: Gaststätte Steinere Hochzeit im Weiler Kordigast
Abb. 3: Gaststätte Steinere Hochzeit im Weiler Kordigast (Foto: Andrea Göldner)

Nach etwa 1.200 Metern wird in Einödlage der Bauernhof mit Wirtshaus Steinerne Hochzeit erreicht (Abb. 3), hinter dem sich die Felskuppe des Kleinen Kordigast (Höhe 538 Meter) erhebt. Er wurde 1870 als Berghof errichtet. Die heutige Bezeichnung Steinerne Hochzeit soll sich von der Form des Felsmassivs ableiten: „Dem aus dem Kamm des kleinen Kordigast herausgewachsenen, figürlichen Felsen hat der Volksmund den Namen ‘steinerne Hochzeit’ gegeben. Die schon in größerer Entfernung erkennbaren Felsen nehmen sich in der Tat wie mächtige Gestalten aus. Am westlichen Rand des Berges stehen nebeneinander zwei große Figuren: ‚Braut und Bräutigam‘. Ihnen schließen sich an: ‚Der breite behäbige Schwiegervater, sowie eine Reihe größerer und kleinerer Felsengruppen.‘“ – so berichtete der Weismainer Johann Baptist Johannes 1929 in der Zeitschrift Frankenland.

Abb. 4: Blick nach Südosten über den langgezogenen, bewaldeten Rücken des Kordigast. Der Weiler in der Mitte des Bildes ist die Steinerne Hochzeit. Im Hintergrund ist Altenkunstadt zu sehen.
Abb. 4: Blick nach Südosten über den langgezogenen, bewaldeten Rücken des Kordigast. Der Weiler in der Mitte des Bildes ist die Steinerne Hochzeit. Im Hintergrund ist Altenkunstadt zu sehen. (Foto: Herbert Popp)

Der Standort liegt an der Nahtstelle zwischen zwei geologischen Schichtpaketen: unterhalb der Gaststätte Steinerne Hochzeit erstrecken sich die Sedimente der Werkkalke und Mergel (Malm-alpha und -beta), die in der Landschaft als nur flach geneigtes Plateau erscheinen, darüber die deutlich steiler ansteigenden Schwammkalke (Malm-gamma) des Kleinen und des Großen Kordigast. Die beiden unterschiedlichen geologischen Ablagerungen sind in der Landschaft auch daran zu erkennen, dass die Werkkalke und Mergel weitgehend waldfrei, die Schwammkalke dagegen waldbedeckt sind (vgl. Abb. 4). Oberhalb der Gaststätte Steinerne Hochzeit steigt die Kuppe des Kleinen Kordigast steil an. Dieser erreicht am Gipfel zwar zwei Meter mehr als der Große Kordigast, er wird aber dennoch als der Kleine bezeichnet.
Eine in der Landschaft unmittelbar nur schwer zu erkennende Eigenschaft, die indes aus der Ferne sehr gut zutage tritt, ist die Zweigipfeligkeit der beiden Kordigastgipfel. Götz (1898, S. 179) spricht vom doppelhäuptigen Kordigast.

Am Wirtshaus links vorbei und geradeaus weiter gehen, und zwar in der Kerbe zwischen beiden Gipfeln hindurch. Direkt an der Straße befindet sich am Waldrand ein Gelände, auf dem der große, von der Umweltstation des Landkreises Lichtenfels konzipierte Abenteuerspielplatz „Spielwienix“ zum Verweilen einlädt. Gleich dahinter zweigt der Weg zum Plateau des Großen Kordigasts nach rechts ab.

Station 8: Großer Kordigast zur Kartenansicht >>

Abb. 5: Skizze der keltischen Wehranlage auf dem Plateau des Großen Kordigast
Abb. 5: Skizze der keltischen Wehranlage auf dem Plateau des Großen Kordigast (Quelle: Infotafel des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege am keltischen Hügelgrab auf dem Kordigast)

Im Wald am Ende des Aufstieges befindet sich eine vorgeschichtliche Befestigung, die in der Denkmalliste als „Vorgeschichtliche Ringwallanlage und Abschnittsbefestigung ‚Großer Kordigast‘ sowie Höhensiedlung des Jungneolithikums, der Hallstattzeit und der älteren Latènezeit“ beschrieben wird. Diese ehemals befestigte Hochfläche wurde durch die steil abfallenden Hänge und durch einen zusätzlichen Wall (aus geschichteten Steinmauern) vor Angreifern geschützt (Abb. 5). Eine Toranlage konnte bisher noch nicht nachgewiesen werden, sie wird aber im südlichen Teil der Westflanke vermutet. Archäologen sehen die Wehranlage auf dem Kordigast in Verbindung mit der frühkeltischen Anlage auf dem Staffelberg, die beide in Sichtkontakt zueinander standen. Die befestigten Siedlungen waren politische Zentren kleiner Regionen, deren Radius etwa 5 bis 10 Kilometer betrug.

Abb. 6a: Gipfelkreuz am Kordigast früher
Abb. 6a: Gipfelkreuz am Kordigast früher (Quelle: Archiv NordJURAMuseum, Inv.-Nr. 2004-303)
Abb. 6b: Gipfelkreuz heute
Abb. 6b: Gipfelkreuz heute (Foto: Andrea Göldner)

Am östlichen Rand des Plateaus des Großen Kordigasts (536 m ü. NHN) sticht zunächst das hölzerne Gipfelkreuz ins Auge (Abb. 6b). Bis in die 1950er Jahre stand an seiner Stelle eine Steinsäule mit einem Kruzifix aus Gusseisen (Abb. 6a), über die Johann Baptist Johannes 1929 berichtet: „Auf der Felsenkrone des Berges steht ein schönes, altes Kreuz, welches mittelst Eisenstangen im Boden verankert ist. Über die Entstehung dieses Denkmals hört man folgendes: Es war ungefähr um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, als ein Mann des Nachts mit seiner Schafherde nach Hause wollte. In der Dunkelheit verfehlte er den richtigen Weg und kam ungewollt auf den Kordigast. Plötzlich fiel ihm der treue Hund an die Seite und heulte unaufhörlich. Durch dieses auffallende Verhalten des Tieres wurde der Mann nachdenklich, er ging nicht mehr weiter und lagerte sich bei den Schafen bis zur Morgenstunde. Bei Anbruch des Tages sah er zu seinem Entsetzen, daß er mit der Herde am Rande des Felsengipfels war. Aus Dankbarkeit über die wunderbare Rettung ließ der Bauersmann ein Kreuz an gleicher Stelle errichten.“

Auch andere Überlieferungen schildern vergleichbare Versionen der Entstehung des Gipfelkreuzes: So soll der Fuhrnickel aus Wolfsloch mit einem Fuhrwerk nachts bis an den Steilabhang gefahren sein. Seine Pferde blieben am Rand des Abgrunds stehen und retteten dem eingeschlafenen Kutscher damit das Leben. Aus Dankbarkeit versprach Fuhrnickel, ein Kreuz zu errichten. „Und so geschah es. Wie die Überlieferung kündet, wurde die Säule mit einem 16-spännigen Fuhrwerk auf den Kordigast transportiert und auf einem Sockel errichtet. Fuhrnickel ließ ein eisernes, vergoldetes Kreuz anfertigen, und damit krönte er sein Denkmal. So lange er lebte, verbrachte er den Jahrtag des Geschehens an dieser Stätte.“

Unabhängig von solchen Legenden lässt sich feststellen, dass der Panoramablick vom Gipfel des Kordigast in sein Umland bei guter Witterung eindrucksvoll ist. Auf zwei Steinplatten sind die Sehenswürdigkeiten erläutert, die man vom Kordigast aus sehen kann. Umgekehrt ist der Kordigast auch aus der Umgebung von allen Seiten als Landmarke gut zu erkennen. Das war noch viel ausgeprägter, als die Waldbedeckung der beiden Gipfelregionen noch wesentlich spärlicher war und die Felsränder deutlich zutage traten, wie man auf alten Postkarten gut erkennen kann (Abb. 7).

Abb. 7: Kleiner und großer Kordigast oberhalb von Weismain, Foto vermutlich der 1920er Jahre
Abb. 7: Kleiner und großer Kordigast oberhalb von Weismain, Foto vermutlich der 1920er Jahre (Quelle: SCHERZER 1942, nach S. 304)

Es ist hier höchste Zeit, den ungewöhnlichen Namen Kordigast zu erklären. Bei den Einheimischen lautet die Bezeichnung für den Berg Korches. Vielfach kursierende, aber unzutreffende semantische Erklärungen sind die Parallelisierung des Namen mit dem altwendischen Begriff chorti für Windhundschwanz und die Auffassung, es handele sich um einen salfränkischen genitivischen Ortsnamen (des Kordigastes). GEORGE zeigt auf, dass Kordigast sich vielmehr einordnen lässt in die zahlreichen slawischen Begriffe für Orte mit der Endsilbe -gast in der Region, die jeweils so viel wie Berg bedeuten. Und die Vorsilbe weist auf einen Personennamen hin, einen Choregost oder Gutegost. Der Ortsname bedeutet somit so viel wie Berg eines Choregost (GEORGE 1985, S. 63). Die Schreibung des Berges ist im Laufe der Zeit auch unterschiedlich ausgefallen. Es gibt Chotegošć, Kotgast, Kottigast, Cordigast und schließlich Kordigast.

Neben dem Gipfelkreuz geht es weiter nach Norden und den Hang hinab. Nach 200 m nach links abbiegen, um dann den zweiten Einödhof am Kordigast, der bereits zu Altenkunstadt gehört, zu erreichen.

Station 9: Gastwirtschaft Waldfrieden und Alter Steinbruch zur Kartenansicht >>

Abb. 8: Fossilienklopfplatz am Kordigast
Abb. 8: Fossilienklopfplatz am Kordigast (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, Georg Loth)

Die Gaststätte Waldfrieden bietet die Möglichkeit zur Rast, man wird zur Zeit aber nur auf Vorbestellung bewirtet. Derzeit ist die Gaststätte zumeist geschlossen. Neben dem 50 m weiter westlich gelegenen Parkplatz (zu dem eine Teerstraße von Altenkunstadt her führt) findet man einen verlassenen Steinbruch, aus dem die Bevölkerung (in den unteren Mergelkalken des Malm-alpha) Material zum Wegebau entnommen hat. Er wurde inzwischen als offizieller Fossilienklopfplatz für Kinder eingerichtet. Eine Informationstafel beschreibt den als Geotop klassifizierten Standort Geotop Nr. 478A011 Schürfstelle am Kordigast südöstlich von Burkheim des Bayerischen Landesamts für Umwelt (Abb. 8).

Den Weg vom Kordigastgipfel herab teilweise wieder zurückgehen, dann nach 400 m aber leicht nach links abbiegen und den steilen Berg im Dogger hinabgehen, wobei dem Hinweisschild Eisenbergwerk gefolgt werden kann.

Station 10: Alte Erzbergwerkstollen zur Kartenansicht >>

Abb. 9a: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau
Abb. 9a: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, Dieter Plass)
Abb. 9b: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau
Abb. 9b: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, Dieter Plass)
Abb. 9c: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau
Abb. 9c: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, Dieter Plass)
Abb. 9d: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau
Abb. 9d: Verfallene Stollen für den Eisenerzabbau (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt, Dieter Plass)

Linker Hand befinden sich zwei alte, verfallene Stollen mit davor aufgehäuften Halden (Abb. 9). Sie sind die Überreste eines im 19. Jahrhundert betriebenen Erzbergbaus, der die Oolithe aus dem Oberflöz des Dogger-beta (Eisensandstein) ausbeutete.
Mit diesen und weiteren Stollen bildete der Kordigast im 19. Jahrhundert einen Schwerpunkt des Eisensteinbergbaus am Obermain. Wohlhabende Bürger aus Weismain und auswärtige Bergbaufirmen stiegen damals ins Bergbaugeschäft ein. 1857 baute die Hüttensteinische Eisenwerksverwaltung in der Grube Glück am Kordigast Eisenstein ab. Weitere Bergwerke entstanden auf der Nordseite des Berges bei Pfaffendorf und Burkheim (Zechen Concordia, Maria, Prölitz und Silberleithe). Wegen des geringen Ertrags, starken Schwankungen in der Nachfrage und wegen des großen Aufwands, die Grubenbaue instand zu halten, wurden die Bergbauprojekte jedoch meist nach kürzerer Zeit wieder eingestellt. Anfang des 20. Jahrhunderts ging der Abbau von Eisenstein am Kordigast schließlich ganz zu Ende.

Der Rückweg nach Weismain führt von hier aus nach Süden zurück. Nach 250 m den leicht nach links abzweigenden Pfad nehmen, der nach kurzer Strecke zum Gottesgartenrundweg Süd wird und von nun an stetig bergab geht. Nach 1,5 km wird Giechkröttendorf erreicht, welches sich rechterhand entlangzieht.

Station 11: Giechkröttendorf zur Kartenansicht >>

Giechkröttendorf liegt im östlichen Teil des Pfauengrundes. Es erstreckt sich rechts des Wegs als langgezogenes Straßendorf. Es wurde erst relativ spät, nämlich 1422, erstmals zusammen mit seinem Schloss erwähnt. Dieses Schloss ist es auch, das über all die Jahrhunderte das wichtigste Element des Dorfes war. Bereits 1430 wird auch eine Kapelle in Kröttendorf erwähnt.

Abb. 10: Schloss Giechkröttendorf
Abb. 10: Schloss Giechkröttendorf (Foto: Andrea Göldner)

Von dem damaligen Schloss – es ist sicher im 14./15. Jahrhundert errichtet worden – haben sich wenigstens der südwestliche Eckturm und die Südwand erhalten. Im Bauernkrieg erlitt das Gebäude schwere Schäden. Der Wiederaufbau erfolgte erst in den 1570er Jahren. 1618 erwarb es das Kloster Langheim. 1644 wurde die Kapelle geweiht. Die innere Einteilung des Schlosses wurde im 18. Jahrhundert verändert, das Dach hat sicher gleichzeitig mit diesem Umbau seine gegenwärtige Gestalt erhalten.

1895 erwarb der Universitätsprofessor und Medizinalrat Franz Adolf Hofmann das ehemals von einem Wassergraben umgebene Gebäude. Hofmann, ein anerkannter Mediziner, hatte 1878 das Hygieneinstitut in Leipzig gegründet, dem er bis 1913 als Direktor vorstand. Nach seiner Emeritierung verlegte er seinen ständigen Wohnsitz nach Giechkröttendorf, wo er mit seiner Ehefrau Lilly und der ältesten Tochter Frieda seinen Lebensabend verbrachte. Das Schloss blieb nach dem Tod von Franz Adolf Hofmann im Jahr 1920 in Familienbesitz. Um 1926 wandelten die Töchter Frieda und Margarethe das Anwesen in eine Pension um. Später diente das Schloss dem NS-Lehrerbund als Schullandheim, ehe es 1942 der Deutsche Volksgesundheitsbund pachtete. Das Schloss mit seinem großen Park wurde zur Sommerfrische umgestaltet, der Garten erhielt ein Schwimmbad, eine Ruhewiese und einen Sportplatz. Nach dem Krieg war das Schloss Unterkunft für evakuierte Familien und Flüchtlinge. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb Antonie Pfeuffer die Anlage, die sie mit ihrem Sohn, dem Amtsgerichtsrat German Pfeuffer, einer gründlichen Restaurierung unterzog. Das Gebäude befindet sich in Privatbesitz und ist nicht zugänglich.

Der Giechkröttendorfer Straße folgend läuft man bergab auf die Weismainer Stadtmitte und auf den Kastenhof zu. Bei der Querstraße Jakobshöhe wird die verlegte Staatsstraße 2191 überquert. Auf der rechten Seite zweigt nicht weit entfernt die Bürgermeister-Kraus-Straße ab.

Station 12: Weismain – Frühmittelalterliches Gräberfeld zur Kartenansicht >>

Abb. 11: Lage des Weismainer Gräberfeldes
Abb. 11: Lage des Weismainer Gräberfeldes (Quelle: Dieter Schmudlach)

Hier wurde 1972 ein bedeutendes, frühmittelalterliches Gräberfeld gefunden und ausgegraben (Abb. 11). Die Belegung des Friedhofs begann um 720 und endete in der Mitte des 9. Jahrhunderts. Die Grabungsfunde werden auf der Kulmbacher Plassenburg verwahrt und ausgestellt. Ein kleiner Teil ist im Weismainer NordJURA-Museum zu sehen.

Station 13: Weismain – Städtischer Bauhof zur Kartenansicht >>

Kurz vor der Brücke über die Weismain liegt linker Hand das Gelände des Städtischen Bauhofs. Hier befand sich bis 1974 die Wurstfabrik Kraus, einer der größeren Industriebetriebe der Stadt Weismain. Der Kordigast-Berglauf, der jedes Jahr Anfang Dezember vom Turnverein Weismain 1904 e. V. veranstaltet wird, startet auf dem Bauhof-Areal. Die schnellsten Läufer benötigen etwa 20 Minuten bis zum Gipfelkreuz.

Über den Stadtgraben, vorbei am Grünhaus (so genannt nach der Familie Grün, die früher im Haus wohnte), gelangt man wieder zum Ausgangspunkt der Wanderung in den Kastenhof. Den früher mit Wasser gefüllten Graben zieren heute verschiedene Gartenanlagen der Umweltstation.


Empfohlene Zitierweise

Andrea Göldner: “Die Stadt Weismain und der Kordigast” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_502-rund-um-den-kordigast/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • Bezirksschulamt Lichtenfels (Hg., 1984): Ortsgeschichten aus dem Raume Weismain, in: Heimatbeilage zum Amtlichen Schulanzeiger des Regierungsbezirks Oberfranken Nr. 102, Februar 1984, S. 57.
  • DIETZ, Bernhard (1929): Allerlei Geschichtliches vom Kordigast, in: Heimat-Blätter vom Maintal und Jura. Beilage zum Lichtenfelser Tagblatt Nr. 9 (1929).
  • FIEDLER, Norbert (2000): Weismain. St. Martin (= Schnell & Steiner kleine Kunstführer Nr. 1813). 2. Aufl. – Regensburg.
  • GEORGE, Dieter (1985): Der Kordigast – Geschichte und Name, in: Vom Main zum Jura. Heimatgeschichtliche Zeitschrift für den Landkreis Lichtenfels 2, S. 57 – 69.
  • GÖTZ, Wilhelm (1898): Geographisch-Historisches Handbuch von Bayern. II. Band. – München.
  • HEGENBERGER, Wulf (1968): Geologische Karte von Bayern 1:25.000. Blatt 5833 Burgkunstadt. – München.
  • HOPPE, Michael (2011): Ein Streifzug durch die Vor- und Frühgeschichte von Weismain, in: DIPPOLD, Günter (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. – Weismain, S. 73–90.
  • JOHANNES, Johann Baptist (1953): Der Kordigast mit Nachbarhöhen. ─ o. O.
  • JOHANNES, Johann Baptist (1929): Die steinerne Hochzeit (Weismain-Alb), in: Frankenland 3 (4), S. 46.
  • JOHANNES, Johann Baptist (1929): Im Bannkreise der Weismain-Alb. – Bamberg.
  • KERNER, Elmar (2011): Die Eisensteingruben rund um den Kordigast von 1850 bis 1922, in: DIPPOLD, Günter (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. – Weismain, S. 359–368.
  • MÜLLER, Johann Baptist (1977 / 78): Altenkunstadt. Burgkunstadt. Ein Beitrag zur Siedlungs- und Burgengeschichte des Raumes um den Kordigast, in: Geschichte am Obermain 11, S. 98–113.
  • PÖLLATH, Ralph (2002): Karolingerzeitliche Gräberfelder in Nordostbayern. Eine archäologisch-historische Interpretation mit der Vorlage der Ausgrabungen von K. Schwarz in Weismain und Thurnau-Alladorf. 4 Bde. – München.
  • POPP, Herbert (2015): Die Städte Oberfrankens von oben betrachtet. – Petersberg.
  • RÖHRER-ERTL, Olav (2011): Vom slawischen Gräberfeld Weismain. Anthropologische Untersuchungsergebnisse, in: DIPPOLD, Günter (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. – Weismain, S. 91–104.
  • RUDERICH, Peter (1996): Kunst- und Architekturgeschichte Weismains vom 13. bis zum 20. Jahrhundert, in: DIPPOLD, Günter (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 2. – Weismain, S. 81–200.
  • SCHERZER, Hans (Hg., 1942): Gau Bayreuth. Land, Volk und Geschichte. 2. Aufl. – München.
  • SCHMUDLACH, Dieter (2011): Die Ausgrabungen im frühmittelalterlichen Ortsfriedhof von Weismain, online verfügbar unter: http://slideplayer.org/slide/664440/.
  • WÄCHTER, Monika (2011): Vegetation des Weismainer Raumes, in: DIPPOLD, Günter (Hg.): Weismain. Eine fränkische Stadt am nördlichen Jura. Band 1. – Weismain, S. 53–72.
  • Kordigast Literaturangabe wird noch nachgeliefert.

Bildnachweise

  • Vorschaubild: Weismain mit Kordigast (Quelle: Archiv NordJURAMuseum, Inv.-Nr. 2003-116)
  • Titelbild: Blick nach Südosten über den langgezogenen, bewaldeten Rücken des Kordigast (Foto: Herbert Popp)