Ausgewählte Standorte der Vogelbeobachtung in der Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde

Von Roland Lehmann – 12/2020

Das Gesamtgebiet zeichnet sich durch einen sehr hohen Strukturreichtum und aus ornithologischer Sicht durch seinen außergewöhnlichen Artenreichtum aus. Einige Arten erreichen im Gebiet Dichten, wie man sie in der Agrarlandschaft der Umgebung nicht vorfindet. Zu ihnen zählen vor allen Neuntöter, Sperbergrasmücke, Wendehals, Goldammer, Baumpieper, und Wiesenschaftstelze. Die kleinteilige Vernetzung mehrerer Teichgruppen, zu denen auch die Bogenseekette gezählt werden muss, und ihre Renaturierung haben zu einer bemerkenswerten Konzentration von Sumpf- und Wasservögeln geführt. Die Lietzengrabenniederung ist ebenso wie die Karower Teiche und die Moorlinse auch in den Herbst- und Wintermonaten für einen ornithologischen Spaziergang lohnend.

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Vom S-Bahnhof Buch (hinterer Ausgang) erreicht man in wenigen Minuten die Aussichtsplattform an der Großen Moorlinse.

Station 1: Moorlinse zur Kartenansicht >>

Die Moorlinse bietet zu jeder Jahreszeit Interessantes. Die offene Wasserfläche ist erst entstanden, als das Wasserwerk Buch seine Förderung eingestellt hat und die ableitenden Gräben nicht mehr gewartet wurden. Bemerkenswert ist die große Zahl brütender Hauben- und Rothalstaucher. Zu den weiteren regelmäßigen Brutvögeln zählen Rohrweihe, Rohrschwirl, Wasserralle und Zwergtaucher. Immer wieder werden Rohrdommel, Zwergdommel, Tafelente und Löffelente als Brutvögel nachgewiesen. In unregelmäßigen Abständen brütet die Lachmöwe in einer kleinen Kolonie. Dann kann man auch mit dem seltenen Schwarzhalstaucher rechnen. Insgesamt wurden im Zeitraum 2005 bis 2016 auf der Großen Moorlinse sowie der angrenzenden Feldflur 76 Brutvogelarten nachwiesen. Darunter sieben Arten des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie sowie weitere 14 Arten, die in den Roten Listen von Deutschland oder Berlin stehen. In den Herbst- und Wintermonaten wird die Moorlinse zunehmend auch als Schlafplatz von Grau-, Saat- und Blessgänsen genutzt.

Abb. 1: Rothalstaucher
Abb. 1: Rothalstaucher (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 2: Rohrdommel
Abb. 2: Rohrdommel (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 3: Zwergdommel
Abb. 3: Zwergdommel (Foto: Pröhl/fokus-natur.de)

Auf dem Barnim-Panorama-Weg gelangt man über die Autobahn zum NSG Karower Teiche, wo sich an den drei nah beieinander liegenden Seen jeweils eine Beobachtungsplattform befindet. Die erste Plattform (Station 2) befindet sich am Ententeich, die zweite am unmittelbar angrenzenden Inselteich (Station 3) und die dritte (Station 4) am gegenüberliegenden Weidenteich.

Station 2, 3 und 4: Karower Teiche zur Kartenansicht >>

Die nahe beieinander gelegenen Beobachtungsplattformen 2, 3 und 4 ermöglichen einen guten Überblick über die Teichlandschaft. An den Karower Teichen kann man mit Kranich, Graureiher, Rohrweihe, Rohrdommel, Zwergdommel, Rohrschwirl und Rothalstaucher als regelmäßige Brutvögel rechnen. In unregelmäßigen Abständen brütet hier die Bartmeise. Auf dem Weg zu den Teichen entlang der Panke hat man gute Chancen, der Gebirgsbachstelze zu begegnen, die hier brütet und auch im Winter anzutreffen ist. Die Schellente ist regelmäßiger Brutvogel und zu den Zugzeiten finden sich Pfeif-, Krick-, Schnatter-, Löffel-, Tafel- und Reiherenten ein. Die Teiche sind Schlafplatz von Grau-, Saat- und Blessgans. Aus den umliegenden Bäumen hört man Schwarz-, Grün-, Bunt- und Kleinspecht und an den Rändern des Gebietes rufen Neuntöter und Sperbergrasmücke.

Abb. 4: Bartmeise
Abb. 4: Bartmeise (Foto: Pröhl/fokus-natur.de)
Abb. 5: Rohrweihe
Abb. 5: Rohrweihe (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 6: Graugans
Abb. 6: Graugans (Foto: Leo/fokus-natur.de)

Von den Karower Teichen führt der Weg in den Bereich der Lietzengrabenniederung.

Station 5: Lietzengrabenniederung zur Kartenansicht >>

Der Lauf des Lietzengrabens wurde renaturiert und die Wasserversorgung wieder hergestellt. Seitdem hat sich eine dauerhafte Wasserfläche gebildet, die allmählich in die angrenzenden Wiesenbereiche übergeht. Von einer Aussichtsplattform hat man einen guten Überblick über die Wasserfläche. Ein Teil der Flächen wird mit robusten Rinderarten extensiv beweidet. Hier brüten u. a. Feldlerche, Schwarzkehlchen, Wiesenschafstelze, Wiesenpieper, Feldschwirl und Rohrammer. Die trockeneren Bereiche werden vom Neuntöter und der Sperbergrasmücke bewohnt, die man regelmäßig antreffen kann. Aus den angrenzenden Aufforstungsflächen rufen Pirol, Kleinspecht und Wendehals und je nach Wasserstand brüten in der Lietzengrabenniederung Zwergtaucher, Wasserralle, Graugans, Kranich und Rohrweihe. In manchen Jahren stellt sich auch die Tüpfelralle ein. Sind Schlammflächen vorhanden, gehören Flussregenpfeifer und Kiebitz zu den Brutvögeln. Die vom Niederschlag abhängigen Schlammflächen sind vor allem während der Zugzeiten ein Anziehungspunkt für Limikolen. Bruchwasserläufer, Waldwasserläufer, Grünschenkel, Bekassine und weitere Arten können dann regelmäßig und in teilweise großer Zahl beobachtet werden. Unter den Enten sind Pfeif-, Krick-, Knäk- und Löffelente regelmäßige Durchzügler. Knäk- und Löffelente gehören zu den seltenen Brutvögeln. In den letzten Jahren hat sich die Lietzengrabenniederung zu einem Schlafplatz für den Kranich entwickelt und in milden und schneearmen Wintern überwintert er auch.

Abb. 7: Bekassine
Abb. 7: Bekassine (Foto: Pröhl/fokus-natur.de)
Abb. 8: Kiebitz
Abb. 8: Kiebitz (Foto: Pröhl/fokus-natur.de)
Abb. 9: Pfeifentenerpel
Abb. 9: Pfeifentenerpel (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 10: Krickente
Abb. 10: Krickente (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 11: Löffelente
Abb. 11: Löffelente (Foto: Leo/fokus-natur.de)

Weiter führt der Weg in den so genannten Hobrechtswald.

Station 6: Hobrechtswald zur Kartenansicht >>

Es handelt sich um eine ehemalige Rieselfeldlandschaft, die nach Einstellung der Abwasserzufuhr 1985 komplett aufgeforstet wurde. Allerdings mit nur bescheidenem Erfolg. Ein großer Teil der Aufforstungen ging ein und so hat sich im Laufe der Zeit eine halboffene Landschaft aus Waldinseln, Gebüschen und offenen Flächen entwickelt, wie es sie in der heutigen Kulturlandschaft kaum noch gibt. Der so entstandene Strukturreichtum hat zu einem Artenreichtum von Brutvögeln geführt, wie man ihn in unseren Agrar- oder Forstlandschaften kaum noch findet. Hinzu kommt, dass ein Teil der ehemals vorhandenen Rieselbecken und das Grabensystem, in dem die Abwässer transportiert und versickert wurden, mit gereinigtem Wasser aus dem Klärwerk Schönerlinde versorgt werden. Die halboffene Landschaft soll durch eine extensive Dauerbeweidung mit Robustrindern und Koniks erhalten werden.

Seit Beginn der Brutvogelerfassungen wurden auf der 300 Hektar großen Fläche 86 Brutvogelarten festgestellt. Bemerkenswert sind die hohen Dichten von Neuntöter, Goldammer, Baumpieper, Nachtigall, Sperbergrasmücke und Wendehals. Auf den Weideflächen brütet die Heidelerche. In den absterbenden Bäumen brüten Kleinspecht und Weidenmeise und der Lietzengraben, der auch dieses Gebiet durchfließt, ist Brutplatz des Eisvogels. An einer Reinigungsteichgruppe wurde ein weiterer Beobachtungsturm errichtet. Hier ist neben Zwergtaucher, Teichhuhn, Drosselrohrsänger, auch der Graureiher zu finden, der seinen Horst nicht wie üblich in hohen Bäumen, sondern im Schilf gebaut hat. Zu den unregelmäßigen Brutvögeln zählen Rohrweihe, Rohrdommel, Zwergdommel und Knäkente. Aus den angrenzenden Flächen hört man die Rufe von Pirol, Wendehals, Schwarzkehlchen und Grauammer. In den Wintermonaten frieren Teiche wegen der etwas höheren Temperaturen des aus dem Klärwerk kommenden Wassers später zu und so kann man regelmäßig kleinere Ansammlungen von Krickenten und anderen Entenarten beobachten.

Abb. 12: Neuntöter
Abb. 12: Neuntöter (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 13: Sperbergrasmücke
Abb. 13: Sperbergrasmücke (Foto: Leo/fokus-natur.de)
Abb. 14: Kleinspecht
Abb. 14: Kleinspecht (Foto: Leo/fokus-natur.de)

Empfohlene Zitierweise

Roland Lehmann: “Ausgewählte Standorte der Vogelbeobachtung in der Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/80_e_513-ausgewaehlte-standorte-der-vogelbeobachtung/, Stand 07.12.2020

Quellen und weiterführende Literatur

  • NATUR+TEXT GMBH (2016): Faunistisch-floristische Bestandserhebungen im Gebiet der Moorlinse Buch, Bezirk Pankow von Berlin. – Gutachten i.A. Bezirksamt Pankow von Berlin, Umwelt- und Naturschutzamt.
  • NATUR+TEXT GMBH (2014): Brut- und Rastvögel im Bereich der Lietzengrabenniederung – Ergbebnisse der Kartierung 2014 und der Auswertung der Datenbank von ornitho.de. – Gutachten i.A. Senatsverwaltung f. Stadtentwickung Berlin.
  • www.fokus-natur.de

Bildnachweise

  • Titelbild: Gebirgsstelze, Foto: Leo/fokus-natur.de
  • Vorschaubild: Wendehals, Foto: Leo/fokus-natur.de