Südeichsfeld mit Hülfensberg und Schloßberg

Von Gerold Wucherpfennig – 11/2018

Das Südeichsfeld mit Höhenlagen bis über 500 m ü. NHN, zahlreichen Muldentälern, teilweise auch Kerbtälern, hoher Reliefenergie, schmalen Bachläufen, vergleichsweise hohem Wald- und Grünlandanteil sowie vornehmlich kleinen Dörfern ist landschaftsästhetisch und -ökologisch betrachtet das wohl reizvollste Gebiet des Eichsfeldes. Häufig wird es aufgrund seines Reliefs auch „Eichsfelder Schweiz“ genannt.

Ausgangspunkt der Exkursion ist das „Eichsfelder Kreuz“ bzw. die „Kapelle der Einheit“ nahezu unmittelbar auf dem „Grünen Band“ südlich von Döringsdorf. Über Hülfensberg, Schloßberg sowie Pfaffschwender Kuppe, den Dörfern Großtöpfer, Kella führt die Exkursion nach Pfaffschwende, wo sie an der dortigen Kirche endet.

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Station 1: „Eichsfelder Kreuz“ und „Kapelle der Einheit“ zur Kartenansicht >>

Eichsfelder Kreuz
Eichsfelder Kreuz (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)

Am Fuße des Hülfensberges, etwa 300 m südlich von Döringsdorf an der Kreisstraße (K 13) nach Wanfried befindet sich das „Eichsfelder Kreuz“. Etwa 10 Jahre bevor die ehemalige innerdeutsche Grenze an dieser Stelle (25. Dezember 1989) geöffnet wurde, war es am 14. Juni 1980 auf hessischem Gebiet als Mahnmal der deutschen Teilung und als Zeichen der Hoffnung errichtet worden. Einige Eichsfelder, die ihre Heimat verlassen hatten und in den „Westen“ gegangen waren, hatten auf Initiative des aus Großbartloff stammenden Berthold Rühlemann dieses Vorhaben umgesetzt. Bedingt durch die hermetische Abriegelung des in unmittelbarer Grenznähe befindlichen und somit für viele nicht mehr erlebbaren Eichsfelder Wallfahrtsortes Hülfensberg war es das weitere Ziel, hier am „Eichsfelder Kreuz“ – zwangsläufig auf hessischem Gebiet – eine Ersatz-Wallfahrtsstätte zu errichten. So sollte neben dem Kreuz auch eine Kapelle gebaut werden. Noch vor Baubeginn kam es jedoch erfreulicherweise zur Grenzöffnung, zur Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 und folglich auch zum „Wiedererleben“ des Wallfahrtsortes Hülfensberg. Die Idee, die Errichtung einer Ersatz-Wallfahrtsstätte, konnte somit verworfen werden.

Kapelle der Einheit
Kapelle der Einheit (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Aus der geplanten Wallfahrtskapelle wurde sinnvollerweise die am 22. Mai 1993 eingeweihte „Kapelle der Einheit“. Mit dem „Eichsfelder Kreuz“ ist sie seitdem ein Ort des Dankes für die wiedererlangte Einheit und ein zeitgenössisches Mahnmal für die Teilung Deutschlands.

Wegekennzeichnung des Eichsfeldwanderweges
Wegekennzeichnung des Eichsfeldwanderweges (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Der nun folgende Aufstieg zum Hülfensberg verläuft in Richtung Döringsdorf auf dem Eichsfeldwanderweg zunächst durch den kleinen, zur Gemeinde Geismar zählenden Ort und dann etwa 800 m steil bergauf zur Bergkuppe des 448 m ü. NHN hohen Muschelkalkberges. Der insgesamt 280 km lange Eichsfeldwanderweg gehört zu den schönsten Wanderwegen in der Mitte Deutschlands, wurde kurz nach der Wiedervereinigung ausgewiesen und verläuft in 13 Etappen um das gesamte Eichsfeld. Gekennzeichnet ist er – in Anlehnung an die jahrhundertelange Zugehörigkeit des Eichsfeldes zum Kurfürstentum Mainz – durch ein sechsspeichiges rotes Rad auf weißem Grund.

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Der Hülfensberg
Der Hülfensberg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Der annähernd kegelförmig von seiner Umgebung sich abhebende, bewaldete und aus großer Entfernung sichtbare Hülfensberg nordöstlich von Geismar ist neben Etzelsbach (Wallfahrt mit Papst Benedikt XVI. am 23. September 2011) der bedeutendste Wallfahrtsort des Eichsfeldes.

Die Wallfahrtskirche auf dem Hülfensberg, im Hintergrund das Kloster
Die Wallfahrtskirche auf dem Hülfensberg, im Hintergrund das Kloster (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Auf der lindenbestandenen Bergkuppe befinden sich die 1367 geweihte gotische Erlöserkirche, ein Franziskanerkloster, das Friedenskreuz an der Südseite sowie das 1933 auf einer Aussichtsplattform an der Nordseite errichtete Dr.-Konrad-Martin-Kreuz.

Dr.-Konrad-Martin-Kreuz
Dr.-Konrad-Martin-Kreuz (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)
Blick vom Hülfensberg (Dr.-Konrad-Martin-Kreuz) über Geismar in das Tal der Rosoppe
Blick vom Hülfensberg (Dr.-Konrad-Martin-Kreuz) über Geismar in das Tal der Rosoppe (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Dieses erinnert an den früheren Bischof von Paderborn, der 1812 am Fuße des Hülfensberges in Geismar geboren wurde und die Franziskaner-Niederlassung auf dem Berg verfügte. Die Aussichtsplattform ermöglicht einen hervorragenden Blick in das Tal der Rosoppe, zu den Dieteröder Klippen (521 m ü. NHN), zum Eichstruther Kopf (503 m ü. NHN) und zum Warteberg (516 m ü. NHN) nördlich von Flinsberg.

Friedenskreuz vom Heimatverein Borsumer Kaspel
Friedenskreuz vom Heimatverein Borsumer Kaspel (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)
Blick vom Hülfensberg (Friedenskreuz) ins Werratal
Blick vom Hülfensberg (Friedenskreuz) ins Werratal (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Demgegenüber gewährt der Aussichtspunkt am Friedenskreuz einen weiten Blick zur Keudelskuppe (485 m ü. NHN), ins Werratal, zum Hohen Meißner (754 m ü. NHN) und sogar bis zum Großen Inselsberg (917 m ü. NHN) im Thüringer Wald. Das Friedenskreuz wurde am 12. Mai 1990 quasi als Pendant zu dem auf der Bergkuppe gegenüberliegenden Dr.-Konrad-Martin-Kreuz errichtet. Gestiftet und aufgestellt wurde das eichene Kreuz von verschiedenen, dem Eichsfeld verbundenen Personen aus dem Raum Borsum, Harsum und Algermissen bei Hildesheim um den Initiator Joseph Garbs aus Borsum. Es soll die Verbundenheit zum Eichsfeld belegen und gleichzeitig Mahnmal für das geteilte Deutschland sein.

Der Abstieg vom Hülfensberg geschieht zunächst über die Zufahrtsstraße, um dann nach etwa 100 m bergab im Bereich der ersten Kehre wieder dem ausgeschilderten Eichsfeldwanderweg zu folgen.

Ausschilderung des Eichsfeldwanderweges auf dem Hülfensberg
Ausschilderung des Eichsfeldwanderweges auf dem Hülfensberg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Zunächst geht es etwa 100 m durch einen kleinen Hohlweg im Muschelkalk in Richtung Großtöpfer. Der steil bergab führende Wanderweg verläuft durch einen schattigen, flach- bis mittelgründigen artenreichen Buchenwald, wie er für die basen- und karbonatreichen Gesteine des Muschelkalks typisch ist. Durchsetzt ist er durch einige Edellaubhölzer wie Bergahorn (Acer pseudoplatanus), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) sowie Wildkirsche (Prunus avium). Sein Altersaufbau ist vielschichtig. In der Krautschicht dominieren Einblättriges Perlgras (Melica uniflora), Waldgerste (Elymus europaeus), Waldmeister (Asperula odorata), Waldveilchen (Viola reichenbachiana), Wald-Bingelkraut (Mercuralis perennis), Efeu (Hedera helix), gelegentlich auch Waldziest (Stachys sylvatica) und Frauenfarn (Athyrium filix-femina). Pflanzensoziologisch ist der Wald überwiegend dem Perlgras-Buchenwald (Melico-Fagetum) zuzuordnen.

Blick vom Westhang des Hülfensberges auf den Schloßberg
Blick vom Westhang des Hülfensberges auf den Schloßberg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Unmittelbar nach dem Verlassen des Waldes und einem Abstieg von etwa 100 Höhenmetern ergibt sich ein interessanter Blick auf den Schloßberg (442 m ü. NHN) und die Gobert (543 m ü. NHN).

Dem Waldrand weiter auf dem Eichsfeldwanderweg folgend wird die Kreisstraße (K 115) von Bebendorf nach Geismar erreicht. Der K 115 wird etwa 150 m in Richtung Geismar gefolgt, um dann links auf dem Eichsfeldwanderweg in einen Wiesenweg abzubiegen. Dieser bergabwärts führende Weg setzt sich anschließend als hohlwegartiger Waldweg fort. Nach wenigen hundert Metern wird die alte Eisenbahnstrecke, die sog. „Kanonenbahn“, von Dingelstädt nach Eschwege erreicht. Diese wird mittels sandsteinverkleideter Unterführung gekreuzt, um anschließend nach weiteren 300 m in die Ortsmitte von Großtöpfer zu gelangen.

Station 3: Großtöpfer zur Kartenansicht >>

Ortsmitte von Großtöpfer
Ortsmitte von Großtöpfer (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Dieser kleine, etwa 150 Einwohner zählende, 1195 erstmals urkundlich erwähnte Ortsteil (KAHL 2010) der Gemeinde Geismar liegt im Tal der Frieda. Großtöpfer (201 m ü. NHN) wird vom nahezu 250 m höheren Hülfensberg überragt.

Evangelische Kirche „Der gute Hirte“
Evangelische Kirche „Der gute Hirte“ (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)
Katholische Kirche „St. Aloisius“ mit Hülfensberg
Katholische Kirche „St. Aloisius“ mit Hülfensberg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)

Der Ort verfügt mit der evangelischen Kirche „Der gute Hirte“ aus dem Jahr 1771 und der katholischen Kirche „St. Aloisius“ aus dem Jahr 1902 sogar zwei Gotteshäuser, die auch beide Radwege-Kirchen sind. Alljährlich ist Großtöpfer zudem Teil der Radwander-Veranstaltung „Rad + Fun“, die von den hessischen Kommunen Wanfried und Meinhard sowie der Eichsfeldgemeinde Geismar ausgerichtet wird.

Unmittelbar nach der evangelischen Kirche „Der gute Hirte“ wird links in den „Paradiesweg“ eingebogen und der Straße am nördlichen Rand der Frieda-Aue etwa 1 km gefolgt. Der fruchtbare Talgrund der von Ufergehölzen umsäumten Frieda wird aus landschaftsökologischer Sicht bedauerlicherweise nicht als Grünland, sondern ackerbaulich genutzt.

Etwa 100 m hinter der Kläranlage „Friedatal“ und den Informationstafeln über den Naturpark „Eichsfeld-Hainich-Werratal“ wird auf dem Eichsfeldwanderweg links in ein kleines Seitenbachtal der Frieda in Richtung Schloßberg (442 m ü. NHN) mit der Burgruine Greifenstein eingebogen. Dieser etwa 1,5 km lange geschotterte Forstweg führt durch ein schmales Kerbtal, deren Hänge größtenteils mit einem artenarmen Buchenwald auf den Gesteinen des Mittleren und Oberen Buntsandsteins bestockt sind. Pflanzensoziologisch handelt es sich überwiegend um einen Hainsimsen-Buchenwald mit der Hainsimse (Luzula luzoloides) als Charakterart. Auf den besseren, nährstoffreicheren, lehmigen und basenhaltigeren Standorten kommt auch der Waldmeister-Buchenwald (Galio-Fagetum) u.a. mit Waldmeister (Galium odoratum) und Buschwindröschen (Anemone nemorosa) vor. Neben diesen Buchenwäldern sind allerdings vereinzelt auch reine Fichtenforste anzutreffen.

Der Schloßberg, Blick vom Kolonnenweg
Der Schloßberg, Blick vom Kolonnenweg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Am Waldausgang erreicht man eine Wegegabelung. Hier ist dem rechten Ast des Betonplattenweges zu folgen, der in nordwestlicher Richtung durch ackerbaulich genutzte Flächen führt. Vom Betonplattenweg bietet sich ein sehr schöner Blick auf den Schloßberg (442 m ü. NHN), den Hülfensberg (448 m ü. NHN) sowie die Keudelskuppe (485 m ü. NHN).

Am Ende des Betonplattenweges folgt der Eichsfeldwanderweg dem von links einmündenden Kalkschotterweg. Nach etwa 800 m ist – etwa 100 m vor (!) dem eigentlichen Waldeintritt – ein rechts in den Wald abzweigender, direkt zur Bergkuppe des Schloßberges führender Erdweg (Eichsfeldwanderweg) zu nutzen.

Station 4: Schloßberg mit Burgruine Greifenstein zur Kartenansicht >>

Der Schloßberg weist wie der nur 6 m höhere benachbarte Hülfensberg ein kegelförmiges Erscheinungsbild auf. Die von Kalksteinen des Muschelkalks aufgebaute Bergkuppe ist relativ kleinflächig und die Steilhänge sind ebenfalls bewaldet. Pflanzensoziologisch handelt es sich um einen artenreichen, für Kalkstein-Böden typischen Perlgras-Buchenwald. In der Krautschicht kommen neben der namensgebenden Charakterart des Einblättrigen Perlgrases (Melica uniflora), Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis), Waldveilchen (Viola reichenbachiana), Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium), Waldmeister (Galium odoratum), Waldsegge (Carex sylvatica) sowie zahlreiche Frühlingsgeophyten vor. An extrem flachgründigen, steinigen und feinerdearmen, sonnenseitigen Hängen gibt es auch Ausbildungen vom licht- und wärmeliebenden Seggen-Buchenwald (Carici-Fagetum), auch Orchideen-Buchenwald genannt.

Auf der Bergkuppe des Schloßberges befinden sich noch Überreste der früheren Burg Greifenstein, u.a. Teile vom Burggraben, einem etwa 5 m hohen und 10 m breiten Stumpf des runden Bergfrieds sowie einzelner Kellergewölbe. Die 1397 erstmals erwähnte Burg war nach Wolf (1793) Sitz des gleichnamigen Amtes Greifenstein. Zu den Dörfern dieses Amtes zählten Kella, Pfaffschwende, Rüstungen, Sickerode, Volkerode sowie mehrere Wüstungen. Ab dem 17. Jahrhundert wurde es vom Amt Bischofstein mit verwaltet.

Bergfried der Burgruine Greifenstein auf dem Schloßberg
Bergfried der Burgruine Greifenstein auf dem Schloßberg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Nach der Besichtigung der Burgruine erfolgt der etwa 500 m lange Abstieg auf dem beim Aufstieg genutzten Weg zurück bis zum Waldrand, wo man dann wieder den Eichsfeldwanderweg erreicht, dem nach rechts etwa 1 km durch den Wald in Richtung Kella gefolgt wird. Am Wasserwerk Kella vorbei wird der Kellaer Bach überquert und anschließend in die Kreisstraße (K 113) von Kella nach Schwebda (Hessen) in Richtung Kella eingebogen, der man etwa 200 m folgt. Dann verläuft der Eichsfeldwanderweg links entlang des kleinen von Weiden und Schwarzerlen umsäumten Kellaer Baches in Richtung Kella, dessen Ortsrand durch Streuobstwiesen geprägt wird. Den Übergang von den Streuobstwiesen zur Dorfbebauung bilden Gemüse- und Ziergärten. Am Dorfrand von Kella in der Vietzgasse angekommen wird dem ausgeschilderten Eichsfeldwanderweg innerhalb des Ortes gefolgt. Aus städtebaulicher Sicht ist diese „weiche“ Überleitung von unbebauter, sogenannter „freier“ Landschaft zur ländlichen Siedlung als vorbildliche Ortsrandgestaltung zu bezeichnen.

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Blick auf Kella mit Silberklippe (491 m ü.NHN) im Hintergrund
Blick auf Kella mit Silberklippe (491 m ü.NHN) im Hintergrund (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)
Blick auf Kella von der Kreisstraße 128 aus Richtung Pfaffschwende
Blick auf Kella von der Kreisstraße 128 aus Richtung Pfaffschwende (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)

Kella, das 1141 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist ein Haufendorf mit 500 Einwohnern (Stand 31.12.2015). Die Lage des am sehr steilen Ostabfall der Goburg (Höhenzug aus Muschelkalk mit Erhebungen über 500 m ü. NHN) gelegenen, sehr gut gepflegten Ortes ist sehr harmonisch und interessant. In der Gemarkung liegen die Höhenlagen zwischen 230 und 520 m ü. NHN. Neben der hohen Reliefenergie zeichnet sich die Lage auch dadurch aus, dass sie mit Ausnahme in nordöstlicher Richtung nahezu vollständig von Wald umgeben ist. Sehenswürdigkeiten in Kella sind die katholische Kirche St. Martin, ein gotisierender Saalbau von 1851 mit separatem Glockenturm von 1909, die Kapelle am Waldrand nordwestlich des Dorfes sowie der „Kellsche Blick“ westlich von Kella. Bei guter Thermik sind gelegentlich auch Gleitschirmflieger zu sehen, die nördlich von Kella, etwa 500 m von der Pfaffschwender Kuppe entfernt ihren Startplatz haben.

Station 6: „Kellscher Blick“ zur Kartenansicht >>

Nach dem Verlassen des Dorfes wird auf dem Eichsfeldwanderweg nach einem etwa 100 m langen Aufstieg der „Kellsche Blick“ erreicht. Es handelt sich hierbei um einen gut frequentierten Aussichtspunkt mit Sitzgruppen, Grill u.v.a.m. Dieser Standort ermöglicht einen sehr schönen Blick auf Kella, den Schloßberg mit der Burgruine Greifenstein, den Hülfensberg sowie den Westerwald.

„Kellscher Blick“
„Kellscher Blick“ (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)
Aussicht vom „Kellscher Blick“ auf Schloßberg, Hülfensberg und Westerwald
Aussicht vom „Kellscher Blick“ auf Schloßberg, Hülfensberg und Westerwald (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Nächstes Ziel der Südeichsfeld-Exkursion ist die Pfaffschwender Kuppe (494 m ü. NHN). Der Weg dorthin führt über den früheren Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen (Eichsfeldwanderweg) in nördlicher Richtung – an der Kapelle von Kella vorbei – etwa 1,2 km am Waldrand am Fuße der Goburg entlang. Dort angekommen verläuft dieser Betonplattenweg von einer Höhe von 380 m ü.NHN stark steigend bis auf das über 500 m ü. NHN gelegene Plateau der bewaldeten Goburg (Weglänge etwa 1 km). Diese Wegstrecke führt durch einen sehr artenreichen, teilweise extrem flachgründigen, größtenteils schattigen Buchenwald auf Muschelkalk. Vegetationskundlich ist dieser Wald ebenfalls dem Perlgras-Buchenwald (Melico-Fagetum) und auf dem extrem flachgründigen, sonnigen Standorten dem Seggen- bzw. Orchideen-Buchenwald (Carici-Fagetum) zuzuordnen, einer der natürlichen Muschelkalk-typischen Waldgesellschaften des Eichsfeldes. Neben diversen Seggenarten und Frühlingsgeophyten kommen hier insbesondere an den sonnigen Standorten seltene Orchideenarten wie Gelber Frauenschuh (Cypripedium calceolus) sowie diverse Waldvögeleinarten (Cephalanthera) vor.

Alternativ zu dieser Wegführung auf dem Betonplattenweg kann auch der sehr steile, pfadartige direkte Aufstieg zum Startplatz der Gleitschirmflieger genutzt werden, um dann etwa 500 m in nördlicher Richtung gehend die Pfaffschwender Kuppe zu erreichen.

Station 7: Pfaffschwender Kuppe zur Kartenansicht >>

Pfaffschwender Kuppe
Pfaffschwender Kuppe (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Die Anhöhe bzw. das Plateau der Goburg über den Kolonnenweg erreicht, führt rechts ein sehr schmaler Waldpfad (leider noch ohne Ausschilderung!) direkt zur Pfaffschwender Kuppe (494 m ü. NHN). Hier angekommen werden sicherlich nicht nur natur- und heimatinteressierte Besucher diesen Bergsporn bestaunen, sondern das Erlebte bzw. Wahrgenommene auch in bleibender Erinnerung behalten. Der wesentliche Grund hierfür ist die hervorragende Aussicht auf die „Eichsfelder Schweiz“ mit Schloßberg (442 m ü. NHN), Hülfensberg (448 m ü. NHN), Keudelskuppe (485 m ü. NHN) und Westerwald (bis zu 520 m ü. NHN) sowie den Heldrastein (504 m ü. NHN) im Werratal bei Treffurt oder den Inselsberg (917 m ü. NHN) im Thüringer Wald. Aber auch die naturbürtige Ausstattung der Pfaffschwender Kuppe mit Muschelkalk-Felswänden, Orchideen-Buchenwald (Carici-Fagetum) sowie kleinflächigen, mit Wacholder (Juniperus communis) durchsetzten Halbtrockenrasen ist sehr interessant. Derartige Halbtrockenrasen bzw. Kalkmagerrasen gehören zu den artenreichsten Pflanzengesellschaften Mitteleuropas und weisen zahlreiche gefährdete Arten der Roten Liste (u.a. diverse Orchideen- und Enzianarten) auf.

Blick von der Pfaffschwender Kuppe auf Kella
Blick von der Pfaffschwender Kuppe auf Kella (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)

Nach der Station „Pfaffschwender Kuppe“ wird wie auf dem Hinweg wieder der schmale Waldpfad bis zum Kolonnenweg genutzt. Dort wird rechts in den Betonplattenweg eingebogen, um nach 300 m bei der dortigen Weggabelung dem rechten Ast zu folgen und dann den etwa 1,5 km langen Steilabstieg in östlicher Richtung zum Endziel der Exkursion in Pfaffschwende vorzunehmen. Nach etwa 1 km am Waldrand bzw. am Fuß der Pfaffschwender Kuppe angelangt, bietet sich ein sehr guter Blick auf Dieterode, Rüstungen und den oberhalb davon gelegenen Dieteröder Klippen (521 m ü. NHN).

Station 8: Pfaffschwende zur Kartenansicht >>

Pfaffschwende
Pfaffschwende (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)

Der Ortsrand von Pfaffschwende ist ähnlich harmonisch gegliedert wie in Kella. Von der „freien“ Landschaft kommend gibt es umfangreiche Streuobstwiesen, die einen „Grünen Gürtel“ um das Dorf bilden und anschließend mit Gemüse- und Ziergärten den Übergang zur Ortsrandbebauung bilden. Das 330 Einwohner zählende Pfaffschwende (Stand: 31.12.2015) liegt an der Nord-Ost-Abdachung der Pfaffschwender Kuppe unweit der hessisch-thüringischen Grenze, die oben auf dem Plateau der Goburg verläuft.

Abstieg von der Gobert nach Pfaffschwende
Abstieg von der Gobert nach Pfaffschwende (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2017)

Pfaffschwende wurde erstmals urkundlich 1399 im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Burg Greifenstein erwähnt. Während des Bauernkrieges 1524 / 25 wurde das Dorf an gleicher Stelle wieder aufgebaut. Pfaffschwende hat ein gepflegtes Ortsbild und mit der im gotischen Stil 1870 aus Natursteinen des Buntsandsteins errichteten katholischen Kirche St. Bartholomäus ein sehr schönes Gotteshaus. Umgeben ist die Kirche – wie im Eichsfeld ehemals vielerorts typisch – von einem Friedhof, der gleichzeitig eine innerörtliche Grünfläche darstellt.

Hier an der Kirche in Pfaffschwende endet auch die etwa 13 km lange Exkursion durch das bergige, landschaftlich äußerst reizvolle Südeichsfeld.


Empfohlene Zitierweise

Gerold Wucherpfennig: “Südeichsfeld mit Hülfensberg und Schloßberg” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/79_e_503-suedeichsfeld-mit-huelfensberg-und-schlossberg/, Stand 29.11.2018

Quellen und weiterführende Literatur

  • FRICKE, Walter (1999): Ortschronik von Pfaffschwende 1399–1999. – Pfaffschwende.
  • KAHL, Wolfgang (2010): Ersterwähnung Thüringer Städte und Dörfer. – Bad Langensalza.
  • LUCKE, Rolf-Günther et al. (2011): Die Kirchen im Eichsfeld. – Duderstadt.
  • Thüringer Landesamt für Statistik (2016): Statistischer Bericht Bevölkerung der Gemeinden Thüringens am 31.12.2015, Heft Nr. 136 / 16, Erfurt, S. 4–5.
  • WOLF, Johann (1793): Politische Geschichte des Eichsfeldes mit Urkunden erläutert. 2 Bände. – Göttingen, Band 2, S. 37–39.

Bildnachweise

  • Vorschaubild: Der Schloßberg, Blick vom Kolonnenweg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)
  • Titelbild: Der Hülfensberg (Foto: Gerold Wucherpfennig, 2016)