Was aß man um 1800 in Prenzlau?

Von Monika Wulf – 10/2025

Man wird wohl am ehesten erwarten, dass die Ernährung der Menschen vor mehr als 200 Jahren eher wenig abwechslungsreich war und keine gute Grundlage schuf, um gesund zu bleiben. Durch den Arzt Simon Herz werden wir eines Besseren belehrt. Er stellte 1790 fest, dass die Bewohner der Stadt Prenzlau durchweg gut ernährt und ziemlich gesund waren. Zurückzuführen war das offenbar auf die recht guten Bodenverhältnisse, die insbesondere östlich und nördlich der Stadt fast überall fett, schwer und fruchtbar waren und durchweg gute Nahrung geliefert haben.

Getreide, Kartoffeln und Hülsenfrüchte

Die guten Böden ermöglichten den Anbau verschiedenster Getreidearten, wobei Winterroggen und Winterweizen am häufigsten angebaut und zu Brot verarbeitetet wurden. Sommergerste wurde auch häufig angebaut, aber nicht zu Brot verarbeitet, sondern um daraus Graupen und Grütze zu bereiten. Gerstengraupen (geschälte und polierte Gerstenkörner von runder, halb- oder länglich-runder Form) wurden vor allem für die Zubereitung von Suppen verwendet. Grütze wurde aus grob zerkleinerten Getreidekörnern vorwiegend zur Herstellung von Brei oder auch als Suppeneinlage verwendet. Außerdem wurde Hirse angebaut, die als Grundnahrungsmittel (meistens als Brei) gegen den Hunger sehr geschätzt war.

Abb. 1: Die Ackerbohne (<i>Vica faba L.</i>) wird umgangssprachlich vielfältige bezeichnet, so z. B. auch als Saubohne. Hier eine Illustration aus Otto W. THOMÉ (1885): Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz. – Gera.
Abb. 1: Die Ackerbohne (Vica faba L.) wird umgangssprachlich vielfältige bezeichnet, so z. B. auch als Saubohne. Hier eine Illustration aus Otto W. THOMÉ (1885): Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz. – Gera. (Wikimedia Commons)

Bei den Hülsenfrüchten, als wichtige Eiweißlieferanten, waren es vor allem Erbsen und Linsen, die auf den Äckern angebaut wurden. Verschiedene Bohnensorten, z. B. Türkische Bohnen und Saubohnen ergänzten das Nahrungsangebot.

Abb. 2: Titelblatt des Buches „Versuch einer medicinischen Ortsbeschreibung der Ukermärkischen Hauptstadt Prenzlau“ von Simon Herz aus dem Jahr 1790.
Abb. 2: Titelblatt des Buches „Versuch einer medicinischen Ortsbeschreibung der Ukermärkischen Hauptstadt Prenzlau“ von Simon Herz aus dem Jahr 1790. (Katrin Frey, Kulturhistorisches Museum Prenzlau)

Für den Armen und Mittelmann, so schreibt Simon Herz, waren vor allem Kartoffeln ein sehr wichtiges Nahrungsmittel. Wörtlich notierte er „Ihrer mehlichten Natur wegen sind sie sehr nahrhaft, arbeitsamen Leuten gesund und stärkend. Zärtliche und müßige Personen dagegen sollten das Kartoffelessen ganz und gar vermeiden. Ihr Saft ist zu dick und zu zähe für die Verdauungskräfte der Kinder und stillsitzender Leute. Wäßrige und unreife Kartoffeln sollten selbst arbeitsame und robuste Leute nicht genießen” (GENSCHOW 2002). Der Speiseplan wurde ergänzt durch Wurzelgewächse, wie z.B. Weiße Rüben und Steckrüben, Mohrrüben, Pastinaken, Rote Beete, Rettich und Meerrettich.

In der Region wurden Kartoffeln als Nudln bezeichnet. Das ist bis heute so geblieben, wobei nicht geklärt ist, woher dieser Begriff stammt. Eine Vermutung geht davon aus, dass Nudl sich vom Französischen „Nouelle“ (= Knolle) ableiten lässt, wobei dieser Begriff von den Hugenotten stammt, die um 1690 in die Uckermark kamen. Eine andere Vermutung geht auf den Pastor Pierre Theremin aus Groß Ziethen zurück. Als er Kartoffeln 1716 zum ersten Mal aß, bezeichnete er sie aufgrund ihres Aussehens mit dem lateinischen Wort „Nodulus“, was übersetzt „Knöllchen“ heißt. Die Uckermärker haben im Verlauf der Zeit den Begriff gewandelt, indem aus Nouelle bzw. Nodulus die Nudl wurde (Bericht in der B.Z. vom 22. September 2006, B.Z. REDAKTION 2006).

Abb. 3: Werbeflyer der Stadt Prenzlau für die Nudlwochen in der Uckermark vom 12. September bis 12. Oktober 2025.
Abb. 3: Werbeflyer der Stadt Prenzlau für die Nudlwochen in der Uckermark vom 12. September bis 12. Oktober 2025. (Rechteinhaber: Stadt Prenzlau)

Gemüse aus den Bauerngärten

In nahezu allen Bauerngärten wurden vor allem auch verschiedene Kohlarten angebaut, so der Braune, Rote und Weiße Kohl sowie der Blumenkohl. Auch Spinat, Spargel, Gurken und Kürbisse zog man vielfach in den Gärten. Außerdem wurden zahlreiche verschiedene Salatgewächse angebaut, zu denen z. B. der Gewöhnliche Salat, der Rapunzelsalat, die Endivien, der Portulak und der Boretsch gehören. Weiterhin wurden Zwiebelgewächse sehr häufig in den Gärten angebaut, so unter anderem Porree, Schnittlauch, Knoblauch und Sommerzwiebeln.

Abb. 4: Titelblatt eines Uckermärkischen Kochbuchs von 1912.
Abb. 4: Titelblatt eines Uckermärkischen Kochbuchs von 1912. (Katrin Frey, Kulturhistorisches Museum Prenzlau)

Auf einer Internetseite (FUGGER 2018) werden typische Uckermärker Gerichte vorgestellt. Darunter auch „Wruken“, womit ein Kohlrübeneintopf gemeint ist. Es handelt sich um Steckrüben, die von den Prenzlauer Gemüsebauern angebaut wurden. Diese Bauern wurden auch als „Wrukenpropper“ bezeichnet. Sie nutzten das feuchte, fast morastige Land am Kuhdamm hinter dem Kuhtor, dass westlich der Stadt Prenzlau lag und nur zum Gemüseanbau und als Weidefläche nutzbar war.

Obstbäume, Beeren und Nüsse in der Stadt und der Umgebung

Im Stadtgebiet und der Umgebung gab es obendrein Apfel- und Birnenbäume. Außerdem noch Aprikosen-, Kirschen- und Pflaumenbäume sowie Pfirsichbäume. Zum Nahrungsangebot gehörten auch Haselnüsse und Walnüsse sowie Rote und Schwarze Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren und Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren, Maulbeeren und Hagebutten.

Simon Herz erwähnt keine Fische als Nahrungsmittel und auch nicht Pilze oder Wildpflanzen, die sicher aber auch gesammelt wurden und den Speiseplan der Prenzlauer bereichert haben. Insofern bleiben die hier gemachten Darstellungen unvollständig. Lediglich traditionelle Gerichte lassen wohl erahnen, was auch vor 200 Jahren schon auf den Tisch der Prenzlauer kam. Dazu gehören auch Fleisch von Rindern, Schweinen und allerlei Geflügel (z.B. Enten, Gänse und Hühner).

Abb. 5: Eine historische Butterform oder auch ein Buttermodel, die lange vor der Ära industrieller Verpackung dazu diente, Butter zu portionieren und ihr eine kompakte und ansehnliche Form zu geben.
Abb. 5: Eine historische Butterform oder auch ein Buttermodel, die lange vor der Ära industrieller Verpackung dazu diente, Butter zu portionieren und ihr eine kompakte und ansehnliche Form zu geben. (Katrin Frey, Kulturhistorisches Museum Prenzlau)

Empfohlene Zitierweise

Monika Wulf: “Was aß man um 1800 in Prenzlau?” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/82_b_120-was-ass-man-um-1800-in-prenzlau/, Stand 09.10.2025

Quellen und weiterführende Literatur

  • B.Z. REDAKTION (2006): Her mit den Knollen! Online: https://www.bz-berlin.de/artikel-archiv/her-mit-den-knollen, letzter Zugriff: 24.Oktober 2025.
  • FUGGER, D. (2018): Gross Fredenwalde – 7500 Jahre Kultur: Rezepte & Uckermark. Online: https://www.gross-fredenwalde.de/?page_id=310, letzter Zugriff: 24.Oktober 2025.
  • GENSCHOW, Cäcilia (2002): Wat de Buer nich kennt, dat ätt he nich oder der Versuch der medizinischen Ortsbeschreibung der uckermärkischen Hauptstadt Prenzlau von 1790, in: Heimatkalender Prenzlau 2003, S. 110–113.
  • HERZ, Simon (1790): Versuch einer medicinischen Ortsbeschreibung der Ukermärkischen Hauptstadt Prenzlau. – Berlin.

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Gemälde von Ernst Vogel aus den 1930er Jahre, das die Getreideernte darstellt (Foto: Katrin Frey, Kulturhistorisches Museum Prenzlau)