Die Prenzlauer Garnison

Von Jürgen Theil – 10/2025

Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1640–1688) begann 1640 mit dem Aufbau eines stehenden Heeres. Mit dem Edikt von Potsdam (1685) rief er die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten nach Brandenburg. 1687 errichtete er in Prenzlau eine Garnison aus französischen Einwanderern, die Grands Mousquetaires, bestehend aus zwei Kompanien zu je 60 Mann. Seit knapp 350 Jahren ist Prenzlau als militärischer Standort ständig ausgebaut worden.

Angermünde ist 1694, Schwedt um 1700, Templin und Strasburg 1715 und Zehdenick 1721 Garnisonstadt geworden. Ungeachtet dessen gab es aber auch immer wieder Beschwerden der Bürgerschaft, die sich gegen die Zwangswerbungen und Einquartierungen aussprachen. Eine Verbesserung trat hier erst nach der Einführung des Kantonsystems (1733) ein. Seit 1688 stand das Infanterie-Regiment Nr. 12, zunächst in Teilen, seit 1724 vollständig in Prenzlau in Garnison. Der Stadtchronist Seckt berichtet davon, dass bereits ein Jahr zuvor 6 Kompanien und der halbe Stab untergebracht gewesen sein sollen. Der Regimentschef Markgraf Heinrich musste deshalb auch in der Neustadt Einquartierungen vornehmen. Zum Kanton des in Prenzlau stationierten Regiments gehörten bis zur Neugliederung im Jahre 1798 die Städte Prenzlau, Strasburg, Templin und Lychen sowie weitere ländliche Gebiete des uckermärkischen und stolpirischen Kreises. In Prenzlau war die Garnisongesellschaft, zu der man auch die Soldatenfrauen zählte, 1735 auf weit über 2200 Menschen angewachsen. 1743 wurde Erbprinz Ludwig von Hessen-Darmstadt zum Chef des in Prenzlau stationierten 12. Infanterie-Regiments ernannt. Er wohnte hier ab 1750 mit seiner Gemahlin, der Pfalzgräfin von Zweibrücken, der „großen Landgräfin“, wie sie Goethe bezeichnete. Von 1780 bis 1800 ist der Anteil der verheirateten Soldaten in Prenzlau von 38,3 % auf 52,2 % gestiegen. Die Versorgung der Soldatenfrauen und der Kinder stellte im 18. Jahrhundert ein großes Problem dar. Ein weiteres Problem war die Desertion. So verlor das in Prenzlau stationierte 12. Infantrieregiment zwischen 1800 und 1805 insgesamt 153 Soldaten. Nach der Auflösung des Regiments im Jahre 1807 wurde Prenzlau in der Zeit der Befreiungskriege (1813 bis 1815) erneut Garnisonstadt. Hier lag u.a. das 2. Kurmärkische Landwehr-Regiment, welches später die Nr. 8, dann die Nr. 24 (es hieß bis zum 5.5.1860 24. Landwehr-Stammregiment) und schließlich 1860 die Nr. 64 (es hieß ab dem 4.7.1860 „8. Brandenburgisches Infanterieregiment Nr. 64“) erhielt.

Abb. 1: Musketier des Infanterieregiments Nr. 64, 1866.
Abb. 1: Musketier des Infanterieregiments Nr. 64, 1866. (Privatarchiv Jürgen Theil)

1820 kam das Füselier-Bataillon (III.) des Infanterie-Regiments 24, bestehend aus 4 Kompanien Soldaten und 21 Offizieren, nach Prenzlau. In der Zeit der Bürgerlichen Revolution 184849 verlor die Stadt ihren militärischen Schutz für drei Jahre. Am 11.3.1848 rückte das Füsilier-Bataillon nach Wittenberg ab. Erst am 29.5.1851 kam die Stammkompanie eines neu nach Prenzlau verlegten Bataillons hier an. Die Unterbringung der Rekruten erfolgte ursprünglich zum größten Teil in Bürgerquartieren. Erst mit der Errichtung der ersten Kasernen, eines Exerzierschuppens und Reitstalles konnte hier Abhilfe geschaffen werden. Die Kasernenbauten erfolgten auf Initiative des Generals von Wunsch in den Jahren 176770. Es waren die ersten Infanteriekasernen, die in Preußen errichtet wurden. In den beiden Kasernen waren etwa 250 Mann des I. und II. Bataillons untergebracht. In der Kaserne II gab es Wohnräume für einen Leutnant, einen verheirateten Feldwebel und für den Kasernenwärter, sowie zwei Werkstätten für Büchsenmacher, zwei Küchen, einen Mannschaftsspeisesaal und eine Wachstube für die Kasernenwache. Im Zuge der Heeresreform kam es 1860 zu Umstrukturierungen. Das „24. Kombinierte Infanterie-Regiment“ ging nun nach Angermünde und Prenzlau in Garnison. Am 4. Juli 1860 wurde die Einheit in „8. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 64“ und nur sechs Jahre später in „8. Brandenburgisches Infanterie-Regiment Nr. 64 (Prinz Friedrich Karl von Preußen)“ umbenannt. 1866 mussten noch 855 Mann in Bürgerquartieren untergebracht werden. Den Kompanien waren hierzu besondere Reviere der Stadt zugewiesen, welche in gewissen Zeiträumen wechselten, um die Einquartierungslast für die Bürgerschaft gleichmäßig zu verteilen. Erst ab 1874 konnte für alle Rekruten in der Kaserne gekocht werden. Im Wohnungs-Anzeiger der Stadt Prenzlau von 1870 wird Oberst Freiherr von Buttler-Brandenfels als Regimentskommandeur in Prenzlau genannt. Er wohnte in der Schulzenstraße 486. Nach einem Beschluss des Reichstages ist 1878 mit dem Bau eines Garnisonlazarettes (heutiges Zweigkrankenhaus) in der heutigen Karl-Marx-Straße begonnen worden, das 1880 fertig gestellt wurde. Am 5.11.1879 ist hier der Grundstein für eine weitere Kaserne gelegt worden, die am 1. April 1882 von dem 1. Bataillon bezogen wurde. Es handelt sich hierbei um das Gebäude der heutigen Kreisverwaltung (s. u. Rote Kaserne). Mit der Fertigstellung der Kaserne III war auch die von der Bürgerschaft als schmerzlich empfundene Verlegung der Hauptwache in die neue Kaserne erfolgt. Am 15.6.1885 starb der Chef des Regiments Prinz Friedrich Karl von Preußen. Erst fünf Jahre später erhielt es mit der Tochter des Prinzen einen neuen Chef. Von 1890 bis zum 14.3.1917 war Louise Margarethe, Prinzessin von Preußen, Herzogin von Connaught und Tochter von Prinz Friedrich Karl Chef des Prenzlauer Regiments. Am 14.11.1891 gab der Kaiser dem Regiment die Bezeichnung „Infanterieregiment Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgisches) Nr. 64“. Die Stadt zählte an Militärpersonen:

Jahr Miltärpersonen
1737 deutlich über 2000
1780 2663
1790 2755
1800 2556
1852 429
1861 1790 (davon 166 Angehörige)
1869 1007 (davon 210 kaserniert)
1885 1249
1900 1200
1904 1318
1910 1275

Am 23.9.1878 konnte das im Villenstil neu errichtete Offizierskasino in der Stettiner Straße übergeben werden. Neben einem Gesellschafts-, Billard- und Lesezimmer besaß das Gebäude einen separaten Speisesaal für die Offiziere. Ein Springbrunnen und ein hübscher, mit einer Kegelbahn ausgestatteter Garten gewährten an warmen Sommertagen erquickenden Aufenthalt. Die Uckermärker, die mehrfach als tapfere Soldaten gepriesen wurden, kämpften 1688 bis 1697 im Krieg gegen Frankreich, 1700 bis 1714 im Spanischen Erbfolgekrieg und später in den Schlesischen Kriegen Friedrichs II. (1740-1742, 174445 und 1756-1763), so in der Schlacht bei Mollwitz (1741), bei Prag (1744), bei Kesselsdorf (1745), bei Reichenberg (1757), abermals bei Prag (1757), bei Kolin (1757), bei Leuthen (1757), bei Hochkirch (1757), bei Kunersdorf und Maxen (1759); gegen österreichische Truppen im Bayrischen Erbfolgekrieg (177879); gegen die französische Revolutionsarmee (1792-1795), gegen Napoleon (1806), gegen die Revolutionäre der 48er Revolution (1848), gegen die badischen Revolutionäre (bis 1851), gegen Dänemark (1864) und gegen Österreich (1866), gegen Frankreich 187071, gegen die Aufständischen im Boxeraufstand (1900) sowie gegen die Hereros in Deutsch-Südwestafrika (1904). Weitere Einsätze folgten im I. Weltkrieg (1914-1918) und im II. Weltkrieg (1939-1945). Im I. Weltkrieg fielen 630 Prenzlauer Bürger, im II. Weltkrieg über 1000. In der Zeit der Weimarer Republik war zunächst das I. Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 115 in Prenzlau stationiert, aus dem Anfang 1921 das II. Bataillon des 5. (Preuß.) Infanterie-Regiments hervorging, das bis zum 1.10.1928 in Prenzlau stationiert war und später nach Neuruppin verlegt wurde. Der Tag des Abzugs ist in Prenzlau wegen der befürchteten wirtschaftlichen Folgen als ein „schwarzer Tag“ bezeichnet worden. Nachdem 1931 im Kasernenkomplex der „Roten Kaserne“ Wohnungen für Prenzlauer eingerichtet worden waren, wurden seit 1934 die Kaserne und das Gelände des späteren Feldflugplatzes von dem forstwirtschaftlichen Flugversuchsinstitut genutzt. Das dazugehörige Personal trug Zivilsachen, gehörte aber im Geheimen der Wehrmacht an. Gegen Ende des Jahres 1935 wurde die Kaserne offiziell durch Flieger der deutschen Wehrmacht belegt und gehörte zum Fliegerhorst Prenzlau. Hier war bis 1945 die Fliegerhorstkompanie zusammen mit einer Luftnachrichteneinheit untergebracht. Am 1.4.1936 wurde in Prenzlau die Aufklärungsgruppe 122 stationiert, die bereits am 1.10.1936 in Aufklärungsgruppe 121 umbenannt wurde. Am 27. April 1937 erhielt die hier untergebrachte Luftwaffen-Aufklärungsabteilung 121 (vom 1.10.1936 bis 31.7.1937 war Günter Korten Kommandeur dieser Einheit) vom General der Flieger, Kaupisch, die Truppenfahne übergeben. Am 1.10.1937 wurde die Aufklärungsgruppe 121 in Aufklärungsgruppe 22 umbenannt. Diese Einheit war in Prenzlau noch bis zum 1.11.1938 stationiert.

Abb. 2: Aufmarsch der Reichswehr am 12.3.33 in Prenzlau.
Abb. 2: Aufmarsch der Reichswehr am 12.3.33 in Prenzlau. (Privatarchiv Jürgen Theil)

Am 11. Juni 1937 zogen in Prenzlau die ein Jahr zuvor aufgestellte Beobachtungs-Abteilung Nr. 2 und das Artillerie-Regiment 38 (1. und 2. Abteilung) ein. Zuvor war 1936 an der Berliner Straße ein neuer Kasernenkomplex errichtet worden. Die am 6.10.1936 in Prenzlau aufgestellte Beobachtungs-Abteilung 2 war der 2. Infanterie-Division unterstellt. Im Dezember 1939 wurde diese Abteilung, die im Mittelabschnitt der Ostfront eingesetzt werden sollte, zur Heerestruppe. Am 25.4.1942 erfolgte die Umbildung der Einheit in die leichte Beobachtungs-Abteilung (mot), wobei die 1. (Vermessungs-) Batterie aufgelöst wurde. Kommandeure der Beobachtungs-Abteilung 2 waren: Oberstleutnant Karl Fabiunke, Major Schapper, Major Künzler und Major Dombrowe. Für die Beobachtungsabteilung 2 wurde in Prenzlau am 26.8.1939 die Beobachtungs-Abteilung Nr. 12 neu gebildet. Zum neuen Stamm dieser Einheit gehörten auch einige Offiziere und Unteroffiziere der Beobachtungabteilung 2. Kommandeur dieser Einheit wurde Major Schmidt-Cremzow. Auch die Beobachtungsabteilung 12 kämpfte vom 1. bis 10. September an der Ostfront, bevor sie zunächst zur Sicherung der Westgrenze eingesetzt werden sollte. Zur Beobachtungsabteilung 12 gehörten 25 Offiziere, 2 Beamte, 82 Unteroffiziere und 464 „Mannschaften“.

Das aus drei motorisierten Batterien bestehende 1. Artillerie-Regiment 38, das am 6.10.1935 in Prenzlau (Wehrkreis II) aufgestellt wurde, stand unter dem Befehl von Major Geist. Bei der Mobilmachung trat es als schwere Abteilung zum Artillerie-Regiment 2, bei der 2. Infanterie-Division, das von Major Faby kommandiert wurde. Am 1.9.1940 wurde die Einheit in III. Abteilung des Artillerie-Regiments 2 umbenannt. Bereits am 15.10.1935 wurde in Prenzlau die II. Abteilung des Artillerie-Regiments 38 aufgestellt. Sie bestand aus drei motorisierten Batterien sowie Feldhaubitzen und unterstand anfangs dem II. Armeekorps. Am 26.8.1939 stellte man in Prenzlau (Wehrkreis II) eine schwere Artillerie-Ersatz-Abteilung (motorisiert) mit 3 Ausbildungs- und einer 4. Kraftfahr-Batterie auf, die später der Artillerie-Schule II in Jüterbog zugeteilt wurde. Nachdem man diese Einheit 1942 kurzzeitig in eine Ersatz- und eine Ausbildungs-Abteilung geteilt hatte, wurde sie 1943 wieder zur Artillerie-Ersatz- und Ausbildungs-Abteilung 38 in Prenzlau vereinigt. Eine ebenfalls in Prenzlau stationierte Sanitätsabteilung befehligte Oberstabsarzt Dr. Nogalski. Der Prenzlauer Flugplatz wurde 1944 Feldflugplatz für verschiedene Jäger- und Bombergeschwader. Er erhielt in nördlicher Richtung eine Erweiterung, damit auch die Focke Wulf 190 starten konnten.

Abb. 3: Prenzlauer Fliegerhorst im Februar 1939
Abb. 3: Prenzlauer Fliegerhorst im Februar 1939 (Privatarchiv Jürgen Theil)

Nach 1945 ist Prenzlau sowjetische Garnisonstadt geworden. Am 29.8.1949 zog die 2. Volkspolizei-Bereitschaft, bestehend aus dem I., II. und III. Kommando sowie einem schweren Zug in die Rote Kaserne ein. Sie trugen blaue Uniformen und waren mit Karabiner 98 ausgerüstet. Neben Handfeuerwaffen wurden später Sturmgeschütze auf Ketten, genannt „Wilde Sau“, mit Kanone zur Verfügung gestellt. Die Bewaffnung wurde geheim gehalten. Ebenfalls noch in blauen Uniformen zogen 1950 die Nachrichtenabteilung 6 und eine Einheit S1 (Aufklärer) in diese Kaserne. Zur Ausrüstung gehörten Funkgeräte sowjetischer Herkunft, Kabelnachrichtenmittel, Schützenpanzerwagen (SPW), B-Kräder „Boletow“ 750 cm³, Bewaffnung Mpi 41 und LMG. Die Volkspolizeibereitschaften wurden 1950 zu Regimentern und 1952 zu Divisionen ausgebaut. 1952, auf der 2. Parteikonferenz der SED, wurde der Aufbau der nationalen Streitkräfte beschlossen. Die Streitkräfte erhielten jetzt die Kakiuniformen mit geschlossener Jacke und Paspelierung nach Waffengattung. In der zweiten Jahreshälfte 1952 mussten im Raum Prenzlau/Eggesin insgesamt 54 Kasernen und 650 Wohnkomplexe geschaffen werden.

In die Rote Kaserne wird 1957 eine Kompanie des 3. Motschützen-Bataillons der Nationalen Volksarmee verlegt. Gleichzeitig war noch eine Aufklärungseinheit darin stationiert. Nach 1962 wird erstmalig in dieser Kaserne ein Pionier-Bataillon (Spatensoldaten) untergebracht. Die Kasernen an der Berliner Straße sind nach 1945 von den sowjetischen Streitkräften (175. Panzerregiment) genutzt worden, die erst am 21.8.1991 wieder abzogen. Bis 1990 waren Truppenteile der NVA in der Prenzlauer Otto-Grotewohl-Kaserne (Schwedter Straße) stationiert. Die Namensgebung in „Otto-Grotewohl-Kaserne“ erfolgte am 1.3.1966.

Abb. 4: DDR-Verteidigungsminister Heinz Hoffmann und Frau Grotewohl bei der Namensverleihung der „Otto-Grotewohl-Kaserne“ 1966.
Abb. 4: DDR-Verteidigungsminister Heinz Hoffmann und Frau Grotewohl bei der Namensverleihung der „Otto-Grotewohl-Kaserne“ 1966. (Stadtarchiv Prenzlau)
Abb. 5: Öffentliche Veranstaltung der Nationalen Volksarmee.
Abb. 5: Öffentliche Veranstaltung der Nationalen Volksarmee. (Privatarchiv Jürgen Theil)

Heute trägt diese Kaserne, in der nach dem Beitritt der Länder der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes das ABC-Bataillon 805 untergebracht war, den Namen „Uckermark-Kaserne“. Im Oktober 2000 erfolgte die Zusammenlegung des Bataillon Chemische Abwehr 5 und des Detonometrie- und Aufklärungsbataillon 5 zum ABC-Abwehrbataillon in der Prenzlauer Uckermark-Kaserne. Seit der Eingliederung der NVA in die Bundeswehr bis 2007 hat dieses etwa 700 Mann starke Bataillon bereits 8 Kommandeure gehabt.

Zeitraum Kommandeur
Oktober 1990 bis April 1991 Oberstleutnant Weitzel
April 1991 bis Juli 1993 Oberstleutnant Decker
Juli 1993 bis April 1995 Oberstleutnant Kretschmer
April 1995 bis Mai 1998 Oberstleutnant Leinenbach
Mai 1998 bis Dezember 2001 Oberstleutnant Gnan
Dezember 2001 bis August 2004 Oberstleutnant Schiff
August 2004 bis Dezember 2006 Oberstleutnant Skrzywanek
Dezember 2006 bis 1.10.2007 Oberstleutnant Diethard Gross

Prenzlau ist heute der einzige Bundeswehrstandort der Uckermark. 1996 schlossen die Stadt Prenzlau und das ABC-Abwehrbataillon eine Partnerschaft, die zu einer engen Zusammenarbeit auf verschiedenen Gebieten führte. Das ABC-Abwehrbataillon hatte Auslandseinsätze im Kosovo, in Kuwait, Bosnien, Mazedonien und in Afrika. Nach der Neustrukturierung der Bundeswehr, die im November 2004 beschlossen wurde, kam es zu einer leichten Reduzierung der Besatzung von 710 auf 660 Dienstposten, bevor das ABC-Abwehrbataillon 805 am 30.9.2007 die Stadt Prenzlau verließ. Dafür wurde am 1.10.2007 das Fernmeldebataillon 610 aus Rendsburg mit etwa 600 Soldaten hier stationiert. Von 2007 bis 2013 wurden etwa 45 Millionen Euro zur Modernisierung der Kasernen investiert. Im Oktober 2009 konnte die für 2,1 Millionen Euro errichtete Turnhalle übergeben werden.

Folgende Truppenteile waren u. a. in Prenzlau stationiert:

I. Brandenburgische / brandenburg.-preußische Armee (ab 1640)
1661   Zwei Kompanien des Syburg’schen Regiments (um abgerüstet zu werden)
1685   das I. Bataillon des Infanterie-Regiments Markgraf Philipp Wilhelm, die Kompanie der Grands                      Musquetaires
1714    außerdem das II. Bataillon des Infanterie-Regiments Markgraf Heinrich Friedrich
1813    Garnison-Batl. des Leib-Infanterie-Regiments Nr. 8
1820    Füsilier-Bataillon des 24. Infanterie-Regiments
1850    (um) Provinzial-Invalidenkompanie Nr. 6
1852    Füsilier-Batl. des Leib-Infanterie-Regiments Nr. 8
1860    8. Brandenburgisches Infanterie-Regiment (Nr. 64)
II. Reichswehr (ab 1919)
1919    (Herbst) Teile des I. Bataillon Reichswehr-Regiment 115 (Oktober 1920 wieder aufgelöst)
1920    7. und 8. (Maschinengewehr-) Kompanie des II. Batl. / 5. (Preuß.) Inf.-Reg. (bis zum 01.10.1928.                Von da ab war Prenzlau bis 1937 offiziell keine Garnisonsstadt mehr.)
III. Wehrmacht (ab 1935)
1937    Beobachtungsabteilung 2 und das Schwere Artillerie-Regiment 38 (I. und II. Abteilung)
1938    Aufklärungsgruppe FAG (F) / 122, FAG (F) / 22, FAG (F) / 121
1939    Artillerie-Ersatz-Abteilung 38 und Beobachtungs-Abteilung 12
1939    Schwere Artillerie-Regiment 38 (mot.) I. u. II
1939    Fliegerschule sowie verschiedene Luftwaffeneinheiten
1945    IV. Gruppe des Jagdgeschwaders 3
IV. Volkspolizei / Kasernierte Volkspolizei / Nationale Volksarmee (ab 1956)
4. VP-Bereitschaft Berlin-Brandenburg
II. VP-Schule Berlin-Brandenburg
Nachrichten-Abteilung 6
3. Motorisiertes Schützen-Bataillon
Stab der 6. Motorisierten-Schützen-Division
(1958 aufgelöst)
V. Bestand der NVA-Truppen im Herbst 1989
Bataillon materielle Sicherstellung 5
Bataillon Chemische Abwehr 5 „Erwin Fischer“ (seit 1.3.1985)
Detonometrie- und Aufklärungs-Bataillon 5 „Hermann Schmidt“ (seit 1.3.1989)
Fla-Abteilung 5 „Otto Grotewohl“ / Fla-Raketen 234 (Prenzlau/Weggun)
Ingenieurbau-Bataillon 41
Kochlehrgang 15
Lager für rückwärtige Dienste 15
Motorisierte Druckerei
Pionierbau-Bataillon 32 „Arno Liske“ (seit 7.10.1989), aus Teilen des Bataillons wurde 1983 zusammen mit Teilen der Baueinheit 2 das Pionierbaubataillon „Mukran“ gebildet (1988 Pionierbau-Baubataillon 42; 1990 aufgelöst)
Rohrlegungs-Bataillon 2 „Eugen Schönhaar“ (seit 7.10.1986)
Leitungsbau-Regiment 5
Richtfunkkabelbau-Regiment 5 (Teile)
Vermessungseinheit 02 (Juli 1961 bis 1.12.1990) seit 1.3.1988 „Stefan Heymann“
VI. Sowjetische Besatzungstruppen (ab 1945)
175. Panzer-Regiment
VII. Bundeswehr (ab 1990)
ABC-Abwehr-Bataillon 805 (bis 30.9.2007)
Technische Spezialkompanie 800
Feldlagerbetriebskompanie 800
Topographiebatterie 400
Kraftfahrausbildungszentrum Prenzlau
Fernmeldebataillon 610 (ab 1.10.2007). Das Fernmeldebataillon 610 wurde am 1.4.2008 der 13. Panzergrenadierdivision in Leipzig unterstellt.

Als Kommandeure des Fernmeldebataillons 610 wirkten:

Zeitraum Kommandeur
21.04.2007 bis 22.06.2009 Oberstleutnant Klaus-Hermann Echterbeck
23.06.2009 bis 25.06.2012 Oberstleutnant Klaus Peter Bomhardt
26.06.2012 bis 15.07.2014 Oberstleutnant Markus Albrecht
16.07.2014 bis 01.06.2017 Oberstleutnant Frank Reiser
19.10.2017 bis 22.10.2020 Oberstleutnant Tobias Jahn
23.10.2020 bis heute Oberstleutnant Andreas Rapp

Seit 27.08.2010 besteht wieder eine Patenschaft der Stadt Prenzlau mit dem 1. Fernmeldebataillon 610 und seit dem 05.09.2021 der Stadt Templin mit dem 3. Fernmeldebataillon 610.

Abb. 6: Bataillons-Foto anlässlich des 65jährigen Bestehens 2025
Abb. 6: Bataillons-Foto anlässlich des 65jährigen Bestehens 2025 (Foto: Fernmeldebataillon 610, Prenzlau)
Abb. 7: Jubiläumstorte mit verschiedenen Traditionsbezügen
Abb. 7: Jubiläumstorte mit verschiedenen Traditionsbezügen (Foto: Fernmeldebataillon 610, Prenzlau)

Empfohlene Zitierweise

Jürgen Theil: “Die Prenzlauer Garnison” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/82_b_119-prenzlauer-garnison/, Stand 09.10.2025

Quellen und weiterführende Literatur

  • THEIL, Jürgen (2005): Prenzlauer Stadtlexikon und Geschichte in Daten (= Arbeiten des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau e. V. 7). – Prenzlau.
  • THEIL, Jürgen (2010): Prenzlau, in: ARLT, Kurt; THOMAE, Michael u. Bruno THOSS (Hgg.): Militärgeschichtliches Handbuch Brandenburg-Berlin. – Berlin, S. 565–570.

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Ehemalige Kaserne III (Rote Kaserne) in der Karl-Marx-Straße in Prenzlau, das heutige Landratsamt (Foto: Haik Thomas Porada)