Von der Ruine zur Musikkirche im Labyrinthpark

Von Thomas Dietz – 10/2025

Wer auf dem Weg von Berlin an die Ostsee nicht die Autobahn benutzt, sondern die alte Urlauberstrecke, die B 109, der findet zwischen Prenzlau und Pasewalk den Ort Malchow. Schon von Weitem ist auf der schnurgeraden Straße der kleine Fachwerkkirchturm zu erkennen. Er gehört zu einer mittelalterlichen Feldsteinkirche, die laut archäologischen Befunden einen Vorgängerbau hatte. Jahrzehntelang war diese Kirche eine Ruine. Heute findet man hier etwas Einmaliges in Deutschland.

Abb. 1: Die Feldsteinkirche von Malchow stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ein hölzerner Aufsatz auf den Turm mit pyramidenförmigem Dach kam 1731 hinzu.
Abb. 1: Die Feldsteinkirche von Malchow stammt aus dem 13. Jahrhundert. Ein hölzerner Aufsatz auf den Turm mit pyramidenförmigem Dach kam 1731 hinzu. (Foto: Thomas Dietz)

Im Jahre 1958 fand in der kleinen Malchower Dorfkirche der letzte Gottesdienst statt. Dringende Sanierungsarbeiten standen an. Der Kirchengemeinde wurden keine Baustoffe zur Verfügung gestellt. Nach und nach geriet die Kirche in Vergessenheit und wurde dem Verfall und Vandalismus preisgegeben. Doch 50 Jahre später, im Jahre 2008, hatten sich die Gemeindekirchenräte des Schönfelder Pfarrsprengels und die Carl-Büchsel-Stiftung etwas Grandioses überlegt: In der Ruine der Kirche riefen sie bei einem Festakt den Internationalen Malchower Kirchenpreis aus, einen Musikwettbewerb für Jugendliche aus Deutschland, Polen und Lettland. Schlagartig geriet die Kirche ins Licht der Öffentlichkeit. Zwei Jahre später begannen die Sanierungsarbeiten. Im Zuge der Verlegung von Erdwärmeleitungen, dem Einbau einer Fußbodenheizung und der Anlegung eines Sternlabyrinths kamen viele Feldsteine zum Vorschein. Deren Rekonstruktion ergaben einen in der Achse leicht gedrehten Vorgängerbau. Im Sommer 2012 konnte unter Anteilnahme hunderter Besucher die kleine Kirche durch Bischof Markus Dröge geweiht werden. Abb. 1

Das bereits erwähnte Sternlabyrinth ist das Logo für den ein Jahr später eröffneten Labyrinthpark. Dabei nimmt der Stern ein Motiv auf, welches an alten märkischen Landwirtschaftsgebäuden zu finden ist: Zwei ineinander verschränkte Dreiecke – Himmel und Erde, die in Christus zusammenkommen. In der Kirche finden heute wöchentlich Andachten, Gottesdienste und viele Musikveranstaltungen statt. Gleichzeitig ist sie Teil des Labyrinthparkes, der jährlich mehrere tausend Besucher anlockt. Im Park gibt es mehrere Labyrinthe, einen riesigen und spannend zu begehenden Irrgarten, sowie zahlreiche Hüpf- und Ratespiele. Abb. 2

Abb. 2: Schrägluftbild von der Dorfkirche und dem Labyrinthpark Malchow
Abb. 2: Schrägluftbild von der Dorfkirche und dem Labyrinthpark Malchow (Aerofotografie: Rick Thorhauer)

Der alte Gutsspeicher ist Rezeption und Bistro und lädt zu frischem Kuchen und Getränk ein. Malchow ist ein wunderbares Angebot für Menschen aller Altersklassen, um Freizeit zu verbringen und obendrein über das Leben und Gott nachzudenken. Im Labyrinthpark selbst zitiert man gern den österreichischen Labyrinth-Experten Gernot Candolini, der am Konzept des Parkes mitgearbeitet hatte: „Wenn unser Leben ein Irrgarten ist, dann ist die Grundstimmung unseres Lebens die Angst vor Irrtum und Verlorensein. Wenn unser Leben jedoch ein Labyrinth ist, dann haben wir eine Mitte und unsere Grundstimmung ist das Vertrauen in eine letzte Geborgenheit.“ – Bleibt die Frage: Kennen Sie den Unterschied zwischen Irrgarten und Labyrinth? In Malchow erfahren Sie es.


Empfohlene Zitierweise

Thomas Dietz: “Von der Ruine zur Musikkirche im Labyrinthpark” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/82_b_114-von-ruine-zur-musikkirche-labyrinthpark/, Stand 09.10.2025

Quellen und weiterführende Literatur

  • Quelle: Evangelisches Pfarramt Schönfeld in 17291 Schönfeld

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Kirche in Malchow zusammen mit dem klassischen mittelalterlichen bzw. christlichen Muster eines begehbaren Labyrinths (Foto: Hannes Richter)