Themenbereiche Natur & Landschaft

Pflanzen aus der Roten Liste in der nördlichen Uckermark

Von Monika Wulf – 10/2025

Früher haben sich Dorfschullehrer noch die Zeit nehmen können, Naturerkundungen durchzuführen. Viele von ihnen waren leidenschaftliche Botaniker und hatten sehr gute Kenntnisse über die in ihrer Heimat vorkommenden Pflanzenarten. Vielfach sind sogar kleine Büchlein gedruckt worden, in denen die Arten mit Fundortangaben für größere Orte und deren Umgebung gelistet sind. Aus solch einer Quelle wissen wir für den Prenzlauer Raum, welche Pflanzen früher verbreiteter waren, aber heute zu den sog. Rote-Liste-Arten zählen, weil sie gefährdet, verschollen oder sogar ausgestorben sind.

Grundlage der nachstehenden Liste ist die aktuelle Rote Liste der Gefäßpflanzen Brandenburgs (LUGV 2006). Danach kommen im Prenzlauer Gebiet 362 Arten vor, die den Status 0–3 haben. Alle anderen Arten der Roten Liste (mit Status G, R oder V) bleiben aus Gründen der Übersichtlichkeit unberücksichtigt. Der besseren Lesbarkeit wurden die Autoren der wissenschaftlichen Artnamen weggelassen und die Unterart statt mit subsp. (= subspecies) mit ssp. abgekürzt. Manche Artnamen wurden aus Platzgründen abgekürzt, lassen sich anhand der Nomenklatur der Roten Liste (LUGV 2006) leicht nachvollziehen. Einige Abkürzungen in der Roten Liste wurden beibehalten, so z.B. s. l. = sensu latu = im weiteren Sinne oder s. str. = sensu strictu = im engeren Sinne. GERHARDT (1856) unterscheidet die Arten nicht im weiteren oder engeren Sinne, also keine Kleinarten bzw. Unterarten. Es ist deshalb nicht klar, ob er seinerzeit z. B. Bromus arvensis ssp. arvensis gefunden hat oder nicht, da er nur die Ackertrespe = Bromus arvensis als Art angibt. Aus informativen Gründen wurden dennoch alle von ihm genannten Arten, die aktuell auf der Roten Liste stehen, in die nachstehende Liste aufgenommen. Sofern der Artname bei GERHARDT (1856) stark abweicht, ist das Synonym in Klammern angegeben. Angaben zur Häufigkeit wurden bei GERHARDT (1856) nicht immer gemacht, auch sind in der Liste etliche Arten enthalten (73 = 20,2 %), die bei ihm nicht genannt sind. Diese sind in der Liste mit n.g. = nicht genannt gekennzeichnet. Angebaute bzw. synantrope Pflanzenarten wurden aus Platzgründen ebenfalls gänzlich rausgelassen. Im Gebiet kommen demnach 24 als verschollen geltende Arten (Status 0: 6,6 %), 79 vom Aussterben bedrohte Arten (Status 1: 21,8 %), 128 stark gefährdete Arten (Status 2: 35,4 %) und 131 gefährdete Arten (Status 3: 36,2 %) vor.

Abb. 1: Das Breitblättrige Knabenkraut (<i>Dactylorhiza majalis</i>), hier an den Weißen Bergen, gehört zu den stark gefährdeten Pflanzenarten im Untersuchungsgebiet.
Abb. 1: Das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), hier an den Weißen Bergen, gehört zu den stark gefährdeten Pflanzenarten im Untersuchungsgebiet. (Foto: Torsten Blohm)

Bemerkenswert ist der hohe Anteil von Arten in den Kategorien 0 und 1, die noch vor gut 150 Jahren als (sehr) häufig, gemein oder nicht selten galten. In der Kategorie 0 sind es fünf von 24 Arten (etwa 21 %) und in der Kategorie 1 sind es 21 von 79 Arten (etwa
27 %). Bei den stark gefährdeten Arten sind es sogar rund 32 % (41 von 128 Arten). Die Zahlen verdeutlichen den drastischen Rückgang von Pflanzenpopulationen im Prenzlauer Gebiet und unterstreichen die Notwendigkeit eines konsequenten Natur- und Landschaftsschutzes. Dieser ist im Landschaftsprogramm dargelegt (MLUR 2000) und mit der Einrichtung zahlreicher Schutzgebiete in größeren Teilen bereits realisiert.

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Download: Pflanzen aus der Roten Liste in der nördlichen Uckermark

Empfohlene Zitierweise

Monika Wulf: “Pflanzen aus der Roten Liste in der nördlichen Uckermark” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/themen/82_b_106-pflanzen-rote-liste-noerdliche-uckermark/, Stand 09.10.2025

Quellen und weiterführende Literatur

  • GERHARDT, Hermann Karl (1856): Flora von Prenzlau und der nördlichen Ukermark, in: Programm des Gymnasiums zu Prenzlau. – Prenzlau, S. 1–28.
  • LUGV (LANDESAMT FÜR UMWELT, GESUNDHEIT UND VERBRAUCHERSCHUTZ BRANDENBURG) (Hg., 2006): Rote Liste Gefäßpflanzen, in: Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 15/ 4, Beilage, S. 70–80.
  • MLUR (MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, UMWELTSCHUTZ UND RAUMORDNUNG DES LANDES BRANDENBURG) (Hg. 2000): Landschaftsprogramm Brandenburg. – Potsdam.

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Kartäusernelken im Naturschutzgebiet Charlottenhöhe (Foto: Torsten Blohm)