Stadtentwicklung spielend erleben - Mit der Dampflok durch den Leipziger Osten
Von Louisa Ott, Manuel Feilner, Stephan Pietsch und Robert Lämmchen – 06/2021
Wie gut kennen Sie sich im Leipziger Osten aus? Erfahren Sie mehr über die facettenreiche Entwicklung der östlichen Stadtteile Leipzigs auf dieser virtuellen Rundreise. Gemeinsam mit Ludwig, dem Lokomotivführer, erkunden Sie die alte Bahntrasse „Parkbogen Ost“.
Wer heute zu Fuß die Leipziger Stadtteile Sellerhausen-Stünz, Anger-Crottendorf, Volkmarsdorf oder Neustadt-Schönefeld durchquert, begegnet mancherorts einer stillgelegten Bahntrasse, die signifikant das Stadtbild prägt. Besonders auffällig ist hierbei zum Beispiel das Sellerhäuser Viadukt (siehe Abbildung 1), welches mit einer Länge von 250 Metern die Rietzschke-Aue überragt.
Die verschiedenen Epochen der Industrialisierung, Stadterweiterung und Urbanisierung haben entlang der Strecke ihre Spuren hinterlassen. Dies ist in Form von Ruinen, Gebäuden oder Denkmälern deutlich erkennbar, so zum Beispiel an der stillgelegten Krause-Fabrik, dem Johannisfriedhof oder dem Grassimuseum (siehe Abbildung 2).
Aktuell spielt die stillgelegte Bahnroute eine zentrale Rolle in der Leipziger Stadtplanung. Die Trasse soll zu einem neuartigen Erlebnisraum vor allem für Kinder, Radsportlerinnen und Radsportler umgestaltet werden sowie als Nachbarschaftsstiftung dienen. Maßgeblich verantwortlich für die Grundidee war eine Bürgerinitiative (Initiative Parkbogen Ost) mit dem Ziel der Verbesserung der Lebensqualität in diesem Gebiet. Der 2017 verabschiedete „Masterplan Parkbogen Ost“ konkretisiert die Ideen für die Umgestaltung. Die alten Bahnschienen verlaufen bogenförmig durch den Leipziger Osten und bieten ideale Bedingungen für die Nutzung als Radweg, während eine naturnahe Gestaltung des Parkbogens ein Hauptanliegen ist. Das von der Bevölkerung als besonders erhaltenswert angesehene Sellerhäuser Viadukt (auch als „Stadtbalkon“ bezeichnet) steht neben der Erschließung der an der Bahntrasse liegenden Baudenkmäler im Mittelpunkt der Diskussionen und des öffentlichen Interesses (vgl. Förderverein Denkmal 2020). Die Stadtteile Sellerhausen-Stünz, Anger-Crottendorf und Volkmarsdorf sollen somit zugänglicher gemacht werden. Der „Masterplan Parkbogen Ost“ verfolgt darüber hinaus das Ziel, die Attraktivität des Leipziger Ostens zu steigern und insbesondere die Aufmerksamkeit von Touristen für das Gebiet zu wecken.
Inwiefern die Spuren historischer Nutzungen erhalten bleiben, ist nicht in allen Fällen geklärt. So wird beispielsweise die alte Krause-Fabrik (siehe Abbildung 3) zu einem Wohnquartier umfunktioniert und das Sellerhäuser Viadukt in einen Teil des Fahrradwegenetzes integriert. Auch die alte Feuerwache Ost wird mit neuen Funktionen versehen.
Das im Kontext des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projektes „SpielRäume – Entdeckungs- und Erlebnisraum Landschaft“ erstellte, ortsunabhängige digitale Exkursionsspiel „Mit der Dampflok durch den Leipziger Osten“ soll dazu dienen, Themen der Stadtentwicklung und Humangeographie auf unterhaltsame Weise zu vermitteln und auch ein jüngeres Publikum dafür zu begeistern. Durch die praxisorientierte Wissensvermittlung ist es gerade für jüngere Zielgruppen leichter, sich Inhalte aus verschiedenen Disziplinen anzueignen und zu verstehen. Durch direktes Feedback in Form von Erfolgserlebnissen werden die Spielenden motiviert, sich selbstständig mit Lernthemen auseinanderzusetzen.
Zunächst galt es, für das Spiel eine passende Route zu konzipieren. Verschiedene Themen, Disziplinen und Epochen mussten dabei in der Spielgeschichte verschränkt werden. So sollte eben nicht nur auf Themen wie Stadtentwicklung eingegangen werden – auch Musikkultur, Dialekt, Geographie und Geschichte sollten neben Fragen zum Allgemeinwissen mit berücksichtigt werden. Die Auswahl der Stationen erfolgte mit Hilfe einer Auswertung des „Masterplans Parkbogen Ost“, die dazugehörige Recherche jeweils über online verfügbare Karten. Die Stationen wurden so ausgewählt, dass möglichst viele Themenfelder abgedeckt werden konnten. So lernen die Spielenden beispielsweise am Standort „Alte Krause-Fabrik“ Aspekte und Entwicklungen der Industrialisierung (und deren Bedeutung) im Leipziger Osten kennen. Die Station Johannisplatz mit dem Hinweis zur ehemaligen Johanniskirche verdeutlicht, wie sich Relikte der Vergangenheit heute im Stadtbild sichtbar machen lassen.
Neben bestimmten, für die Stadt Leipzig charakteristischen Orten können auch herausragende Persönlichkeiten, wie Johann Sebastian Bach oder Franz Dominic Grassi, virtuell angetroffen werden. Durch das Spiel führt der Lokomotivführer Ludwig (siehe Abbildung 4), der die Gegend sehr gut kennt und dementsprechend das Spiel mit seinen Ortskenntnissen bereichern kann. Weitere Charaktere und Besonderheiten der Stadt werden den Spielenden im Verlauf nähergebracht und ermöglichen somit eine unterhaltsame, virtuelle Reise durch den Leipziger Osten.
Abschließend möchten wir Sie dazu einladen, den Leipziger Osten selbst einmal auf digitale Art und Weise zu erkunden:
Laden Sie sich hierfür einfach die kostenlose App Actionbound auf ihr mobiles Endgerät (erhältlich sowohl im Google Play Store als auch im App Store), scannen Sie den untenstehenden QR-Code und folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm. Das etwa 45-minütige Spiel kann alleine gespielt werden und ist für jede Altersgruppe geeignet.