Der Klimawandel
Die Folgen für Leipzig
Von Michael Börngen und Birger Tinz – 06/2015
Als globales Phänomen ist der „Klimawandel“ in aller Munde. Regional und lokal sind die Auswirkungen freilich sehr unterschiedlich: Im Südpazifik droht ganzen Inselstaaten der Untergang, Nordeuropa und Sibirien werden von neuen Chancen in Ackerbau, Rohstoffsuche und Tourismus profitieren. Was aber werden die Folgen für Leipzig sein?
Klima ist veränderlich
Klimaschwankungen sind eine inhärente Eigenschaft des Klimasystems. Es hat sie seit der Ausbildung der Atmosphäre auf der Erde immer gegeben. Im Verlauf der Entwicklung der Erde kam es zu ausgeprägten Warmzeiten (weitgehend ohne permanentes Eisvorkommen auf der Erde) und Kaltzeiten (Eisvorkommen insbesondere an den Polen und in den Hochgebirgen, in den Eiszeiten auf der Nordhalbkugel weit nach Süden vordringend).
Diese meist langsam verlaufenden Klimaänderungen haben natürliche Ursachen wie Änderungen der Sonnenstrahlung, der Erdbahnparameter und der Zusammensetzung der Atmosphäre sowie Vulkanausbrüche bzw. innere Rückkopplungen im Klimasystem. Spätestens seit der Industrialisierung beeinflusst auch der Mensch das Klima. Der durch ihn verursachte anthropogene Klimawandel beruht überwiegend auf der Anreicherung der Atmosphäre mit strahlungsaktiven Spurengasen, u.a. Kohlendioxid und Methan, die den natürlichen Treibhauseffekt verstärken.
Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Region Leipzig von einem Klimawandel ebenso betroffen ist wie andere Gebiete Deutschlands und der Welt. Wenn es im globalen Maßstab weiterhin zu einer starken Emission von Treibhausgasen kommt, kann nach den heutigen Erkenntnissen auch in Deutschland im Laufe des 21. Jahrhunderts die durchschnittliche Lufttemperatur voraussichtlich um einige Grad ansteigen. Es werden sich wahrscheinlich auch bei anderen Klimagrößen z.T. erhebliche Veränderungen einstellen. Die derzeit verfügbaren, auf Modellrechnungen beruhenden Klimaprojektionen in die Zukunft deuten auf diese Entwicklung hin. Dabei gibt es im Einzelnen durchaus regionale Unterschiede, wenngleich die großen Züge weitgehend einheitlich sind.
Klimaprojektionen
Nachfolgend wird ein Ensemble von Klimaprojektionen, die auf Grundlage verschiedener globaler und regionaler Modellkombinationen und für das A1B-Szenario des Weltklimarates der UNO (Intergovernmental Panel on Climate Change) errechnet wurden, ausgewertet. Das Szenario A1B beschreibt die künftige Entwicklung der Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre unter der Annahme eines raschen Wirtschaftswachstums, einer bis Mitte des 21. Jahrhunderts ansteigenden und danach rückläufigen Weltbevölkerung sowie der Einführung neuer und effizienterer Technologien. Die gezeigten Zusammenstellungen der verschiedenen Klimaprojektionen wurden vom Deutschen Wetterdienst durchgeführt und sind unter DWD.de im „Deutschen Klimaatlas“ verfügbar.
Zunächst fällt auf, dass die schon mit dem Jahr 1961 beginnenden Modellrechnungen eine prinzipielle Übereinstimmung mit den gemessenen Werten zeigen. Die Unterschiede der in das Ensemble einbezogenen Modellergebnisse sind relativ gering, was grundsätzlich die Güte der herangezogenen Modelle unterstreicht. Danach ist die zukünftige Temperaturentwicklung durch eine beträchtliche Erwärmung für Deutschland gekennzeichnet. Bezogen auf den Referenzzeitraum 1961–1990 ist für die nähere Zukunft (2021–2050) von einer Zunahme der jährlichen bodennahen Lufttemperatur um 0,5–2 °C auszugehen. Für die letzten 30 Jahre des 21. Jahrhunderts (2071–2100) ist ein Anstieg der Lufttemperatur von 4 °C möglich, wobei die Spanne 2–6 °C beträgt.
Die einzelnen Modelle zeigen Unterschiede, wobei die Ergebnisse aber alle in dieselbe Richtung weisen. Der dargestellte Temperaturverlauf kann grundsätzlich auch für die Leipziger Klimazukunft angenommen werden, da ein enger Zusammenhang zwischen den Leipziger Werten und dem Gebietsmittel Deutschland besteht. Die verschiedenen Projektionen zeigen auch Abschnitte ohne einen Temperaturanstieg, was bedeutet, dass im Falle eines Klimawandels die Temperatur nicht ununterbrochen steigen muss, sondern dass es auch jahrzehntelange Phasen mit geringen Änderungen oder sogar einer Abkühlung geben kann. Diese Besonderheiten sind ein aktueller Gegenstand der Forschung.
Auch bei der mittleren jährlichen Niederschlagshöhe ist die Übereinstimmung zwischen den Beobachtungen und Rechnungen im Überlappungszeitrum gut. Insgesamt ist beim Niederschlag eine weniger deutliche Entwicklung als bei der Lufttemperatur zu erwarten. Nach den Projektionen gibt es im Laufe des 21. Jahrhunderts keine eindeutigen Änderungen des Jahresniederschlages. Dies gilt bis zur Mitte des Jahrhunderts auch für die einzelnen Jahreszeiten. Danach zeigen die beiden Hauptjahreszeiten ein entgegengesetztes Verhalten. Während die mittlere jährliche Niederschlagshöhe im Winter zunimmt, weist der Sommer auf Trockenheit mit abnehmenden Niederschlägen hin. Auch hier kann der für ganz Deutschland ermittelte Verlauf prinzipiell auch für den Leipziger Raum als im Rahmen der heute erreichbaren Genauigkeit zutreffend angenommen werden.
Mit der Veränderung der mittleren Verhältnisse sind einschneidende Wechsel in der Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen möglich. Dies zeigt sich insbesondere bei der Temperatur. Die Zahl der heißen Tage könnte im Leipziger Raum in naher Zukunft um etwa fünf Tage und bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa zwölf Tage anwachsen. Aber auch die Starkniederschläge nehmen voraussichtlich zu. Im Winter wird sich die Zahl solcher Ereignisse – analog der Zunahme der mittleren Niederschlagshöhe – bis zum Ende des Jahrhunderts in den meisten Regionen um ca. 50 % erhöhen. Im Sommer kommt es – entgegen der erwarteten Abnahme des Gesamtniederschlages – ebenfalls zu vermehrten Starkniederschlägen.
Die veränderten klimatischen Verhältnisse haben in der Natur wie auf sozio-ökonomischem Gebiet sehr komplexe Folgen, die hier nicht behandelt werden können.
Download: Klimatologische Mittelwerte Leipzig-Stadt (a) und Leipzig-Schkeuditz (b), Zeitraum 1981-2010
Niederschlagsverteilung in 30-Jahreszeiträumen (1862-2012)
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Temperaturverteilung in 30-Jahreszeiträumen (1862-2012)
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