Völkerschlacht 1813: Die Leipziger Erinnerungslandschaft
Von Andreas Dix – 06/2015
Das Aufeinandertreffen napoleonischer und alliierter Truppen in und um Leipzig zwischen dem 14. und 19. Oktober 1813 signalisierte den Anfang vom Ende der napoleonischen Herrschaft in Europa. Die Schauplätze und Relikte der Gefechte markieren einen Ereignisraum, der sich dem Stadtgebiet eingeschrieben hat und nach 1813 als Erinnerungslandschaft sichtbar gemacht wurde. Vollziehen Sie die Ausdehnung und Vielfalt dieser Erinnerungslandschaft in unserer animierten Karte nach.
Das Bedürfnis nach Denkmälern artikulierten zunächst hauptsächlich Leipziger Bürger, da die politische Situation in Sachsen nach dem Wiener Kongress 1815 für eine offizielle Erinnerungspolitik nicht förderlich war. Dies änderte sich erst ab der Mitte des 19. Jh. im Zusammenhang mit der Fünfzigjahrfeier 1863. Sehr aktiv war der „Verein zur Feier des 19. October“, der sich bereits 1814 gegründet hatte, aber erst 1847–1863 sieben größere Denkmäler aufstellen konnte.
Neben Gedenkplatten, die an einzelne Personen erinnern, entstanden unterschiedlichste Erinnerungsmale, die besonderen Ereignissen gewidmet sind. Groß ist auch die Zahl steckengebliebener Kanonenkugeln. Eine Besonderheit der Erinnerungslandschaft der Völkerschlacht 1813 stellen die Apelsteine dar. Hierbei handelt es sich nicht nur um einfache Erinnerungsmale, vielmehr war es die Intention des Leipziger Schriftstellers Guido Theodor Apel (1811–1867), die einzelnen militärischen Ereignisse topographisch so genau zu verorten und mit erklärenden Zusätzen zu versehen, dass eine bessere Orientierung am Originalschauplatz möglich war. Auf der Grundlage langer Recherchen ließ Apel zunächst auf eigene Kosten ab 1861 die ersten nach ihm benannten Apelsteine aufstellen, die später noch ergänzt wurden.
Die Steine sind so gestaltet, dass sie wie in einem großen Panorama die räumlichen Abläufe mit Zeichen sichtbar machen. Mit dem entsprechenden Wissen kann man sofort die Bedeutung der Steine erkennen: Mit ihrer Hilfe lässt sich der Verlauf der Völkerschlacht im Detail nachvollziehen, denn sie zeigen die Standorte der Armeen und den Frontverlauf an.
Als rechteckige und ca. 1,5 m hohe Sandsteinsäulen mit pyramidalem Abschluss markieren die Apelsteine einen Standort der antinapoleonischen Koalition, während dieselben Säulen mit walmartigem Abschluss versehen, die Standorte der Franzosen und ihrer Verbündeten markieren. Zusätzlich sind auf den Steinen die einzelnen Ereignisse, auf die sich der Apelstein bezieht, sowie die Namen der Kommandeure, die Truppenteile und Zahl der Soldaten vermerkt. Die Apelsteine selbst sind nummeriert, wobei die geraden Zahlen den Alliierten und die ungeraden den Franzosen zugeordnet wurden. Wichtig für die Orientierung des Schlachtfeldtouristen war außerdem die Angabe der Himmelsrichtung und Marschrichtung der jeweiligen Truppenteile.
Völkerschlacht 1813: Die Leipziger Erinnerungslandschaft
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