Die Einzugsbereiche der Universitäten in Leipzig und Heidelberg im Vergleich
Von Volker Bode – 06/2015
Die Hochschullandschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark verändert. Die Gründung zahlreicher Bildungseinrichtungen in privater Trägerschaft hat zu wachsender Vielfalt und steigender Verdichtung beigetragen. Der Wettbewerbsdruck nimmt zu, die Hochschulen müssen sich profilieren und werben international um renommiertes wissenschaftliches Personal und die besten Studierenden. Diese Entwicklungen wirken sich auch auf die Struktur der Einzugsgebiete der Studierenden der etablierten Universitäten aus.
Woher kommen die Studierenden der Universitäten in Leipzig und Heidelberg?
In den beiden traditionsreichen Universitäten in Leipzig (Gründungsjahr 1409) und Heidelberg (Gründungsjahr 1386) studierten im Wintersemester 2014 / 15 rund 26.000 bzw. 30.000 Studierende. Damit können beide Hochschulen der gleichen Größenklasse von 25.000-30.000 Studierenden zuordnet werden, auch wenn sich die Städte hinsichtlich ihrer Größe mit 152.000 Einwohnern in Heidelberg und 532.000 in Leipzig (Stand 2013) deutlich unterscheiden.
Die Herkunft der Studierenden der beiden Universitäten wird in den Karten verdeutlicht. Grundlage bilden unveröffentlichte Daten, die von den beiden Hochschulen für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt wurden. Aus pragmatischen Gründen wurden jeweils die Studierenden für das Wintersemester 2010 / 11 nach dem Ort ihrer Hochschulzugangsberechtigung in Deutschland berücksichtigt; Studierende, die ihre Zugangsberechtigung im Ausland erworben hatten, sind dementsprechend nicht einbezogen.
An der Universität Leipzig waren im Wintersemester 2010 / 11 insgesamt 25.530 Studierende (davon 2.441 ausländische Studierende) immatrikuliert, an der Universität Heidelberg waren es 27.166 (davon 4.677 ausländische Studierende). Damit zählten beide Universitäten 2011 zu den 20 am stärksten besuchten Hochschulen in Deutschland: Heidelberg an Position 15, Leipzig an Position 16.
Ausgehend von der Karte für Heidelberg, die vom Leibniz-Institut für Länderkunde bereits für den Wissenschaftsatlas der Universität Heidelberg angefertigt wurde, ist die Karte für Leipzig nach der gleichen Methode erstellt worden. Die Kreise und kreisfreien Städte mit dem Gebietsstand von 2011 bilden die räumliche Bezugsebene.
Analoges räumliches Wanderungsverhalten
Der Vergleich der beiden Hochschulstandorte offenbart ganz zentrale Gemeinsamkeiten: Die nationalen Einzugs- bzw. Herkunftsgebiete der beiden Universitäten zeigen neben der großen Zahl von Studierenden aus dem näheren Umland auch die relativ hohe überregionale bzw. deutschlandweite Attraktivität der beiden Standorte. Während die Studierenden der Universität Heidelberg überwiegend aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen stammen, verbucht die Universität Leipzig viele Studierende, die in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Ihre Hochschulreife erlangt haben. Somit ist für beide Universitäten ein analoges räumliches Wanderungsverhalten der Studierenden festzustellen.
Motive der Standortwahl
Dass offenkundig ein beachtlicher Teil der Studierenden aus der unmittelbaren Umgebung der beiden Hochschulen stammt bzw. dort seine Hochschulzugangsberechtigung erlangt hat, ist auch für andere Universitäten belegt und damit ein deutschlandweites Phänomen. Dieses Muster basiert auf der föderalen Struktur des Hochschulnetzes in der Bundesrepublik Deutschland. Das engmaschige Netz von Hochschulstandorten bietet vielen Schulabgängern die Möglichkeit, in der Nähe ihres Heimatortes studieren zu können. Kontakte zu Freunden und der Familie sowie ökonomische Gründe wie beispielsweise Wohn- und Verdienstmöglichkeiten spielen bei der Studienortwahl eine ganz wesentliche Rolle. Neben diesen persönlichen Gründen sind selbstverständlich auch fächerspezifische und universitäts- bzw. hochschulbezogene Gesichtspunkte bei der Auswahl der Studierenden relevant. Die räumliche Ausprägung der Einzugsgebiete, die Wanderungsdistanzen und die Reichweiten stehen zudem in enger Beziehung zum Renommee und zur Größe der Bildungseinrichtungen.