Exkursion durch das Jahnatal mit Ostrau und Hof

Von Michael Strobel und Thomas Westphalen – 12/2022

Die etwa 20 km lange Radexkursion auf dem Jahnatalweg führt von Simselwitz über Badertitz mit Stausee bis zum Zschaitzer Burgberg. Ein Abstecher führt zum Ostrauer Kalkabbaugebiet, weiter nach Hof (Schloss und Park) und Stauchitz bis zum Schloss Seerhausen und Park.

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Praktische Hinweise

Anfahrt nach Simselwitz mit dem PKW oder Einstieg in die Route am Bahnhof Zschaitz-Ottewig. Die Exkursion führt auf dem gut beschilderten Jahnatalradweg (Hin- und Rückweg oder davon abweichende Route östlich bzw. westlich der Talaue frei wählbar, ggf. auch Weiterfahrt bis Bahnhof Riesa möglich) durch das reizvolle Jahnatal. Sie kann als Tagestour durchgeführt werden.

Einkehrmöglichkeit: Landgasthof Jahnatal, Bäckerberg 4, 01594 Stauchitz (OT Grubnitz)

Station 1: Simselwitz – Kirche zur Kartenansicht >>

Eine Kirche ist in Simselwitz erstmals 1346 nachweisbar, bestand aber wahrscheinlich bereits in romanischer Zeit. Auf der markanten Anhöhe erhebt sich inmitten ein Kirchhofes ein schlichter Saalbau mit eingezogenem Rechteckchor, der im Kern wohl noch mittelalterlich ist, aber 1898 umgebaut und mit einem Turm versehen wurde.

Auf dem Jahnatalradweg zum Baderitzer Stausee.

Station 2: Baderitzer Stausee zur Kartenansicht >>

Zwischen Baderitz und Mischütz ist die ursprüngliche Tallandschaft der Jahna durch einen Stausee fast bis zur Unkenntlichkeit überprägt und nur noch aus älteren Karten zu erschließen, die hier zumindest eine Mühle ausweisen („Neu-Mühle“). Das Gewässer wurde Ende der 1980er Jahre zu Bewässerungszwecken angelegt und dient heute vor allem dem Angelsport. Auf einem Mündungstrichter der Jahna, der erhebliche Sedimenteinträge anzeigt, hat sich ein dichter Schilf- und Strauchbestand entwickelt.

Abb. 1: Der Baderitzer Stausee in einer Luftaufnahme aus dem Jahr 2007 von Süden. Im Osten das bewaldete Steilufer mit den anschließenden Hochflächen, im Westen die leicht gewellten, seit der frühen Jungsteinzeit dicht besiedelten Lössrücken, im Vordergrund der Mündungstrichter der Jahna, der auf erosionsbedingte Sedimenteinträge zurückzuführen und heute schilfbestockt ist.
Abb. 1: Der Baderitzer Stausee in einer Luftaufnahme aus dem Jahr 2007 von Süden. Im Osten das bewaldete Steilufer mit den anschließenden Hochflächen, im Westen die leicht gewellten, seit der frühen Jungsteinzeit dicht besiedelten Lössrücken, im Vordergrund der Mündungstrichter der Jahna, der auf erosionsbedingte Sedimenteinträge zurückzuführen und heute schilfbestockt ist. (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Gerade in diesem Abschnitt des Jahnatals ist besonders augenfällig, wie vorgeschichtliche Fundstellen auf das Fließgewässer Bezug zu nehmen scheinen. Offenbar waren die flach nach Osten zur ehemaligen Aue abfallenden, durch Dellen und Rinnen getrennten Lössrücken günstige Siedlungsstandorte. Es ist davon auszugehen, dass dieses wellblechartige Relief ursprünglich durch schroffere Steilhänge und tiefer eingegrabene Rinnen gekennzeichnet war. Von der gegenüberliegenden, viel steileren Ostseite, die wahrscheinlich durch die im Elsterglazial der Elbe zufließende Freiberger Mulde entstanden ist, sind dagegen bislang keine Fundstellen bekannt.

Die Besiedlung setzt während der Linienbandkeramik um 5500 v. Chr. ein. Von allen Plätzen liegen bandkeramische Funde vor, die auf eine dichtbesiedelte Kleinlandschaft zwischen 5500 und 4500 v. Chr. mit hoher Gewässerorientierung hinweisen. Die ausgehende Jungsteinzeit (3. Jt. v. Chr.) ist lediglich einmal vertreten. Bronzezeit (2400–700 v. Chr.), vorrömische Eisenzeit (700 bis Zeitenwende) und römische Kaiserzeit (bis 400 n. Chr.) sind wieder etwas häufiger belegt, lassen aber gegenüber der Bandkeramik einen Wandel der Standortpräferenzen vermuten. Slawisches und hochmittelalterliches Material ist teils auf Siedlungsaktivitäten, teils auf eine ackerbauliche Nutzung der Lössrücken zurückzuführen.

Weiter auf dem Jahnatalradweg. In Zschaitz zum Sportplatz abzweigen, Fahrräder dort am besten abstellen. Vom Sportlerheim führt ein Fußpfad steil hinauf zum Burgberg (Wegweiser in „Stiftform“).

Station 3: Burgberg Zschaitz zur Kartenansicht >>

Mit steilen Hängen überragt der Zschaitzer Burgberg das Jahnatal. Der Bergsporn scheint bereits in der Jungsteinzeit (um 4400 v. Chr.) besiedelt gewesen zu sein und wurde vermutlich während der Jungbronzezeit (um 1000 v. Chr.) erstmals an jener Engstelle befestigt, die auch der frühmittelalterliche, noch fast 5 m aufragende Wall (9. Jh. n. Chr.) zum Schutz der Hauptburg abriegelt. Er enthält eine bis zu 8 m breite, zweischalige Mauer, deren Außen- und Innenfront mit unvermörtelten Dolomitplatten verblendet war und von einem Gerüst aus Holzbalken zusammengehalten wurde. Die Füllung der Zwischenräume bestand aus Steinen, Lehm und Löss. Verkohlte Hölzer und Rotlehm gehen auf Schadensfeuer zurück. Davor erstreckt sich ein ca. 5 ha großes Vorburggelände, das seinerseits an einer Engstelle durch einen nur abschnittsweise erhaltenen Außenwall gegen die Hochfläche abgeschirmt wird.

Erst seit kurzem gibt sich innerhalb der Vorburg durch Luftbilder und geomagnetische Messungen ein tief gestaffeltes Wall-Graben-System aus mindestens drei weiteren Gräben und zwei inzwischen weitgehend eingeebneten Wällen zu erkennen. Bebauungsspuren wohl unterschiedlicher Zeitstellung verteilen sich über das gesamte Plateau und reichen sogar über den äußeren Wall hinaus. Ein am inneren Fuß des Hauptwalls aufgedecktes frühmittelalterliches Grubenhaus lässt auf eine dichtere Bebauung der Kernburg schließen. Da Material des 11. Jh. n. Chr. unter den Grabungs- und Oberflächenfunden kaum vertreten ist, dürfte sich der 1046 erstmals als castellum nomine Zavviza erwähnte Burgwardssitz wohl an einer anderen Stelle, möglicherweise im Bereich der Kirche befunden haben.

Bis Anfang des 19. Jh. lag das Burgplateau unter Wald und Grünland und wurde dann in Ackerland umgewandelt. Die ackerbauliche Nutzung führte zu einer partiellen Einebnung des Außenwalles und zu einem Höhenverlust am Hauptwall, der seit den 1950er Jahren ca. 0,6 m beträgt. Jährlich gerieten bei der Feldbestellung Konstruktionsteile (verbrannte Hölzer, Lehm und Steine) an die Oberfläche. Besonders schlecht sind Befunde auf dem erosionsgefährdeten Hauptburgplateau erhalten. Seit 2011 ist das Kulturdenkmal als Ökokontofläche dauerhaft geschützt.

Abb. 2: Die winterliche Luftaufnahme illustriert eindrucksvoll die markante Spornlage des Burgberges.
Abb. 2: Die winterliche Luftaufnahme illustriert eindrucksvoll die markante Spornlage des Burgberges. (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Abstieg ins Jahnatal, u. a. zum Sportplatz, auf verschiedenen beschilderten Routen möglich (stiftförmige Wegweiser), weiter auf dem Jahnatalradweg.

Station 4: Münchhof: Plattendolomitbrüche und Kalköfen östlich des Radweges zur Kartenansicht >>

Bis heute wird im Raum Ostrau Plattendolomit abgebaut. Möglicherweise wurde das Material bereits im frühen Mittelalter gebrochen, um etwa die Befestigungen auf dem Zschaitzer Burgberg und in Hof/Stauchitz mit in Trockenmauertechnik gesetzten, steinverblendeten Außen- und Innenfronten zu versehen.

Der Steinbruch wurde im späten 18 und im Laufe des 19. Jh. von den Besitzern des Gutes Münchhof aufgeschlossen, der Plattendolomit in Kalköfen weiterverarbeitet, die bereits im Meilenblatt verzeichnet und heute noch an der Straße zwischen Ostrau und Münchhof erhalten sind. Die Gutsbesitzer ließen den Weg zum Ostrauer Bahnhof ausbauen und später den Kalkbruch durch eine Schwebebahn mit den Gleisanlagen westlich von Münchhof verbinden. Ebenso weitsichtig waren der Bau einer Kalkmühle und mehrere Ofenanlagen. Diese Investitionen ermöglichten jahrzehntelang, bis Anfang der 1950er Jahre einen wirtschaftlichen Abbau. Erst 1953 ging der Steinbruch an das VEB Kalkwerk „Fortschritt“ in Ostrau über, um schließlich 1960 stillgelegt zu werden. Heute stehen Restlöcher und Halden unter Naturschutz.

Abb. 3: Südlich von Ostrau zeugen zahlreiche, bereits im Meilenblatt verzeichnete Kalköfen von der Intensität des Plattendolomitabbaus.
Abb. 3: Südlich von Ostrau zeugen zahlreiche, bereits im Meilenblatt verzeichnete Kalköfen von der Intensität des Plattendolomitabbaus. (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen)

Am nördlichen Ortsrand von Ostrau führt ein Fahrweg vom Jahnatalradweg nach rechts durch eine Schrebergartenkolonie unter der Bahnlinie Döbeln–Riesa hindurch zum Kalkbruch Ostrau.

Station 5: Ostrau, Plattendolomit zur Kartenansicht >>

Von besonderer Bedeutung für Ostrau ist der Kalkbergbau. Seit 1926 führt das Wappen von Ostrau den von Weizenähren eingerahmten Kalkofen als Hinweis auf einen wichtigen ehemaligen Industriezweig des Kalkabbaus. Der Rest des Kalkofens in Ostrau, Am Dresdner Berg, steht unter Denkmalschutz. Während früher Plattendolomit an vielen Orten in Sachsen abgebaut wurde, erfolgt derzeit nur noch durch die Ostrauer Kalkwerke GmbH eine Nutzung. Die wechselvolle Geschichte des Kalkbergbaus in Ostrau nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1949 mit der Gründung des VEB Kalkwerk „Fortschritt“ Pulsitz und Ostrau, der Übernahme des Kalkwerkes Münchhof 1953 (Stilllegung 1963) und der Eingliederung des Kalkwerkes Rittmitz 1958 (Stilllegung 1980). Zahlreiche Umbauten und Erweiterungen (Brechanlagen, Heizhaus, Sozialgebäude, Lokschuppen, Tankstelle) erfolgten ab 1981. Sehr wichtig war auch der Bau einer Anschlussbahn für den Produktetransport zum Düngemittelwerk nach Rostock (ab 1982). Am 1. Juni 1990 erfolgte die Umwandlung des VEB Ostrauer Kalkwerke zur Ostrauer Kalkwerke GmbH, die seit 1991 sehr erfolgreich von einem Privatinvestor geführt wird. Grundlegende Modernisierungen und die Erweiterung der Produktpalette erfolgten. Der Betrieb konnte 2019 damit bereits auf sein 70-jähriges Bestehen seit dem Zweiten Weltkrieg zurückblicken. Produkte sind derzeit kohlensauerer Magnesiumkalk, Düngekalk, Kalksand, Kalksteinmehl (u. a. als Mineralstoffgemisch für die Asphaltindustrie), das System Ostrauer Wegdecke und in den letzten Jahren besonders erfolgreich Stallhygieneprodukte in Form von Kalkstrohmatratzen zur Senkung der Keimbelastung in den Ställen. Der aktuell betriebene Kalktagebau östlich von Ostrau hat eine Tiefe von ca. 40 bis 45 m erreicht. Zum Abbau des hier 13 bis 18 m mächtigen Plattendolomits muss zuvor eine 30 m mächtige Deckgebirgsschicht beseitigt werden. Für eine Kalksteinjahresproduktion von etwa 300.000 t muss sich der Tagebau kontinuierlich um 1–1,5 ha/ Jahr erweitern, derzeit in nördlicher Richtung.

Abb. 4: Der Kalkbruch Ostrau in einer Übersichtaufnahme aus dem Jahr 2020 von Norden.
Abb. 4: Der Kalkbruch Ostrau in einer Übersichtaufnahme aus dem Jahr 2020 von Norden. (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Zurück auf den Jahntalradweg und den Wegweisern folgen.

Station 6: Clanzschwitz zur Kartenansicht >>

Auf einem Feld zwischen Ostrau und Clanzschwitz ist westlich des Jahntalradweges durch Oberflächenfunde eine Siedlung der ausgehenden Jungsteinzeit (um 3000 v. Chr., Kugelamphorenkultur) nachgewiesen. Der flache Lössrücken am Rand der Jahnaaue unweit der Einmündung des Auerschützer Wassers muss ein günstiger Siedlungsstandort gewesen sein. Verzierte Scherben der Kugelamphorenkultur, Feuersteingeräte sowie Steinbeile stellen ein ebenso typisches wie seltenes Inventar dieser Zeitstellung dar.

Abb. 5: Gefäße der Kugelamphorenkultur
Abb. 5: Gefäße der Kugelamphorenkultur (Quelle: Nach M. Strobel, Kugelamphoren. In: R. Heynowski u. R. Reiß (Hrsg.), Ur- Und Frühgeschichte Sachsens. Beiheft zur Karte B I 1.1-1.5. Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen (Leipzig und Dresden 2010) Abb. 19)

Dem Jahnatalradweg folgen. Südöstlich von Pulsitz nach rechts abzweigen auf einen Wirtschaftsweg, der unter der Bahnlinie Döbeln Riesa hindurch in das ehemalige Kalkwerk im Tännicht führt.

Station 7: Ehemaliges Kalkwerk im Tännicht zur Kartenansicht >>

Östlich von Pulsitz und der Eisenbahnlinie Döbeln–Riesa liegt das ehemalige Kalkwerk „Tännicht“. Was heute schluchtartig in die Lösshügellandschaft hineingreift und von einem Gehölz bedeckt ist, war einst ein Steinbruch, in dem bis ins 20. Jh. hinein Plattendolomit abgebaut und in einem Kalkofen gebrannt wurde. Von der Steingewinnung unter Tage zeugen Pingen am südöstlichen Ende des Abbaufeldes. Nachdem der Tagebau unrentabel geworden zu sein scheint, ging man dazu über, den Abbau von Bergleuten, die aus dem Erzgebirge angeworben worden waren, in Stollen fortführen zu lassen. Diese Bergmänner sollen aus ihrer Heimat Tannen mitgebracht und eingepflanzt haben, von denen der Flurname „Tännicht“ hergeleitet wird.

Abb. 6: Die winterliche Luftaufnahme zeigt das Pingenfeld (links oben im Bild) im Osten des Tännicht.
Abb. 6: Die winterliche Luftaufnahme zeigt das Pingenfeld (links oben im Bild) im Osten des Tännicht. (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Zurück auf den Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen.

Station 8: Jahna – Kirche zur Kartenansicht >>

Die spätgotische Kirche mit achteckigem Chorabschluss dürfte im frühen 16. Jh., laut einer Inschrift 1519, vollendet worden sein. Die Maßwerkkehlen in den Fenstern von Chor und Schiff sprechen für einen einheitlichen Bau. Nur die Sakristei ist möglicherweise älter. Da der Chor aus Rochlitzer Quarzporphyr besteht, könnte der Baumeister Asmus Junghans aus Rochlitz in Jahna tätig gewesen sein. Über einen Vorgängerbau ist nichts bekannt. Der schiefe Turm, der schon 1830 mit dem schiefen Turm von Pisa verglichen wurde, weist gotische Gurtgesimse, ein Satteldach und darüber einen Dachreiter auf, der wohl 1795 aufgesetzt wurde. Von besonderem Interesse sind Glasmalereien in den Fenstern, die den Hl. Sebastian, die Madonna mit dem Kind, den Gekreuzigten, einen Bischof mit einem Kirchenmodell sowie die Hl. Anna zeigen. Die Kassettendecke dürfte wohl 1676, spätestens 1679 eingezogen worden sein. In den einzelnen Feldern wechseln Darstellungen Christi und der Apostel mit Figuren aus dem Alten Testament (Propheten, König David). Die Empore auf der Südseite wurde 1701 eingebaut, die herrschaftlichen Logen 1740 und 1750. Die Kanzel aus dem Jahr 1611 besaß in den Brüstungsfeldern ursprünglich Darstellungen der vier Evangelisten. Für die Öffnungszeiten muss die Webseite der Kirchengemeinde konsultiert werden.

Abb. 7: Der „schiefe“ Kirchturm ist selbst aus der Luft bei „stürzenden“ Linien zu erkennen.
Abb. 7: Der „schiefe“ Kirchturm ist selbst aus der Luft bei „stürzenden“ Linien zu erkennen. (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Weiter auf dem Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen.

Station 9: Hof, Schloß und Park zur Kartenansicht >>

Ebenfalls von historischer Bedeutung für das Umland waren das Rittergut Hof und seine Bewohner. Das Gut gehörte in die Spitzengruppe der ertragreichsten Rittergüter in Sachsen. 1840 wurde es mit 23.427 Steuereinheiten bewertet. Nur zwölf Rittergüter auf dem Gebiet des Königreichs Sachsen wiesen eine höhere steuerliche Veranlagung auf. Diese Bewertung erklärt sich aus den ertragreichen Lössböden, der Größe der Eigenwirtschaft (1925: 175 ha) und der Zahl der Untertanen. Der Herrschaftsbezirk umfasste die Orte Dobernitz, Hof, Kreina, Nasenberg und Raitzen sowie Anteile von Hohenwussen und Panitz. Nach Abschaffung der mittelalterlichen Agrarverfassung sank die Ertragsstärke des Ritterguts. 1925 wurde es mit 8.964,00 Mark Steuereinheiten bewertet und rangierte damit in der Lommatzscher Pflege nach den Rittergütern Schleinitz, Löthain, Schieritz, Rittmitz und Staucha an sechster Stelle. Das Rittergut hatte wechselnde Besitzer, die mit ihren Bauten das Ortsbild prägten. Das Alte Schloss, heute Sitz der Gemeindeverwaltung der Gemeinde Naundorf, wurde um 1540 für Christoph von Schleinitz erbaut.

Das winkelförmig angelegte Gebäude mit zwei Stockwerken und einem einfachen Satteldach ist an zwei Seiten von einem Teich umgeben, was vermuten lässt, dass es sich bei dem Vorgängerbau um ein Wasserschloss handelte. Die rechteckigen Fenster mit Sandsteingewänden weisen auf die beginnende Renaissance hin. Im Obergeschoss baute Dietrich von Schleinitz d. J. auf Borna, Jahnishausen und Hof um 1620 eine künstlerisch herausragende Renaissance-Holzbalkendecke ein, die erst 1992 bei Sanierungsarbeiten wiederentdeckt wurde. In den Kassettenfeldern sind 88 auf Leinwand gemalte Bilder befestigt. Garten- und Schlossdarstellungen, die Illustrationen zur Gartenkunst des Niederländers Hans Vredemann de Vries sowie Radierungen von Pieter van der Borcht (1529–1609) entnommen sind, wechseln sich mit Emblemen ab. Diese Sinnbilder, umgeben von lateinischen Sprüchen, entstammen dem Emblembuch von Gabriel Rollenhagen (1582–1619), das in zwei Teilen 1611 und 1613 in den Niederlanden erschienen war. Die Bilderdecke im Alten Schloss, die größte und wahrscheinlich älteste Emblemdecke in Sachsen, verdeutlicht, dass auch der Adel der Lommatzscher Pflege in internationale Netzwerke der Kommunikation und Bildung eingebunden war. Dietrich von Schleinitz d. J. stiftete 1624 auch den eindrucksvollen, raumgreifenden Epitaphaltar in der Hofer Dorfkirche. Die mehrgeschossige Schauwand an der Rückseite des Altars besteht aus Sandstein, Alabaster und Holz; die Gemälde sind auf Zinkblech gemalt.

Zum Altar gehören zwei seitliche Anbauten mit Hermenfiguren, die ein mit Wappen verziertes Gesims tragen. Darüber knien als lebensgroße Sandsteinfiguren Dietrich von Schleinitz, seine Ehefrau Katharina, geborene von Starschedel (1546– 1595), und ihre elf Kinder. 1690 gelangte das Rittergut Hof an Georg Ludwig Graf von Zinzendorf und Pottendorf (1662–1700), dessen Familie aufgrund ihres lutherischen Glaubens ihre Heimat in Niederösterreich hatte verlassen müssen. Aus seiner zweiten Ehe mit Charlotte Justine Freifrau von Gersdorff entstammt Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf und Pottendorf (1700–1760), der Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine. Georg Ludwig Graf von Zinzendorf und seine erste Ehefrau Maria Elisabeth, geborene Freiin Teufel von Gundersdorf, gaben den Neubau der evangelischen Kirche in Auftrag. Das Kirchenschiff und der weithin sichtbare, mit einer barocken Haube bekrönte Turm wurden zwischen 1692 und 1699 durch den Dresdner Hofmaurermeister Johann Gregor Fuchs (1650–1715) errichtet, der auch die Baupläne erstellte. Er gliederte das Bauwerk durch Blendbögen sowie durch vorspringende Wandvorlagen und Gesimse. Das vergleichsweise schlicht gehaltene Kirchenschiff wird von dem aus dem Vorgängerbau übernommenen Altar der Familie von Schleinitz dominiert. Die Kirche in Hof wurde 1999 der Vereinigten Kirchgemeinde Naundorf angegliedert und gehört seit 2020 zur Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde Oschatzer Land. Das Rittergut Hof gelangte an Friedrich Christian Graf von Zinzendorf und Pottendorf (1697–1756), den älteren Stiefbruder des Gründers der Herrnhuter Brüdergemeine. Er ließ um 1750 neben dem Alten Schloss einen neuen Adelssitz errichten.

Die barocke Schlossanlage besteht aus zwei Flügeln, zwischen denen ein hoher, schlanker Treppenturm angeordnet ist. Die Fassaden waren mit einer illusionistischen Bemalung versehen, die in den letzten Jahren in einer Probeachse rekonstruiert wurde. Die charakteristische Zwiebelhaube über dem Schlossturm wurde erst 1905 errichtet, nachdem der Treppenturm am 28. Mai 1904 infolge eines Blitzschlags ausgebrannt war. Die Grafen von Zinzendorf und Pottendorf verloren das Rittergut 1774 durch Konkurs. Im 19. und 20. Jh. wechselten die Besitzerfamilien sehr oft. Über Adam Theodor Rüssing, seine Tochter Maria Elisabeth, verheiratete von Thielau, und die Enkelin Maria Elisabeth gelangte das Rittergut Hof 1872 an die Familie von der Decken. Der letzte Besitzer des Ritterguts war Georg von der Decken (1878–1950), der aufgrund einer hohen Schuldenlast das Gut 1932 aufgeben musste. Das Rittergut wurde aufgeteilt und aufgesiedelt, wobei die beiden Schlösser in den Besitz der Gemeinde kamen. Die Bodenreform hatte demzufolge auf Hof keine Auswirkungen. Das Alte Schloss wurde in der DDR als Wohnhaus genutzt, verfiel aber dann zusehends und wurde bis 2003 als Sitz der Gemeindeverwaltung Naundorf saniert. Das Neue Schloss beherbergt die Grundschule der Gemeinde Naundorf.

Abb. 8: Aus der Luft ist gut zu erkennen, dass der renaissancezeitliche Baukörper auf zwei Seiten von einem Teich umgeben ist, der vermutlich auf den Graben der hochmittelalterlichen Vorgängeranlage, wohl einer Wasserburg zurückgeht.
Abb. 8: Aus der Luft ist gut zu erkennen, dass der renaissancezeitliche Baukörper auf zwei Seiten von einem Teich umgeben ist, der vermutlich auf den Graben der hochmittelalterlichen Vorgängeranlage, wohl einer Wasserburg zurückgeht. (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Weiter auf dem dem Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen, bis eine der Befestigung gewidmete Informationstafel erreicht wird.

Station 10: Burganlage von Hof-Stauchitz zur Kartenansicht >>

Wo jene urbs, quae dicitur Gana zu suchen ist, die von König Heinrich I. im Winter 928/29 20 Tage lang belagert und schließlich zerstört worden sein soll, wird mit archäologischen Mitteln kaum zu beantworten sein. Derzeit sprechen Monumentalität, Lage und Funde für die Burg von Hof/Stauchitz. Tatsächlich ist an dieser Stelle im Sächsischen Meilenblatt ein „Burgberg“ eingetragen. Die frühmittelalterliche Befestigung liegt auf einer Kieszunge, die spornartig nach Norden in die Jahnaaue hineinragt und bis ins 19. Jh. auf drei Seiten von sumpfigen Feuchtwiesen bzw. Auewäldern umgeben war.

Die Besiedlung lässt sich bis in die frühe Jungsteinzeit um 5000 v. Chr. (Bandkeramik) zurückverfolgen. In der zweiten Hälfte des 4. Jt. v. Chr. wurde der Platz als Friedhof genutzt. Über einer Hockerbestattung der Kugelamphoren Kultur (um 2900 v. Chr.) war möglicherweise ein Grabhügel aufgeschüttet. Ferner liegen Siedlungsnachweise aus der späten Bronze- bzw. frühen Eisenzeit (12.–6. Jh. v. Chr.) sowie aus der späten römischen Kaiser- bzw. Völkerwanderungszeit vor (4.–5. Jh. n. Chr.) vor.

Im Laufe des 9. Jh. n. Chr. wurde auf dem von Süden her zugänglichen Sporn eine ca. 6 ha große Befestigung errichtet. Luftbilder, geomagnetische Messungen und Ausgrabungen machen Ausmaße und Strukturen deutlich. Die Burg besteht aus drei Grabeneinfriedungen im Zentrum und aus einer massiven, mehrfach verstärkten Wehrmauer, die als verebneter Wall bis heute im Gelände erhalten ist. Das Befestigungswerk wurde mindestens fünfmal erneuert und ausgebaut. Über einem ca. 2,5 m tiefen und 6 m breiten, dann verfüllten Graben (erste Phase), der wahrscheinlich mit einer Innenpalisade kombiniert war, errichtete man eine mehrteilige Holzkastenmauer (zweite Phase). Auf den Brand von Außenfront und Brustwehr, die in den vorgelagerten Graben gestürzt waren, folgten dessen Beräumung und eine Mauerverstärkung (dritte Phase). In einer vierten Phase wurde der Holzkasten durch Sand- und Kiesschüttungen nach außen verbreitert bzw. erhöht und davor ein neuer, 5 m tiefer und 15 m breiter Graben ausgehoben (vierte Phase), der in einer fünften Phase von nachgerutschten Ablagerungen befreit werden musste und möglicherweise mit Wasser aus der Aue geflutet werden konnte.

Zahlreiche frühmittelalterliche Keramikfunde bestätigen eine Datierung in das 9./10. Jh. v. Chr. Besonders die Gruben und Gräben enthielten größere Mengen von Haustierknochen. Bei einzelnen menschlichen Skelettteilen aus den beiden innersten Gräben handelt es sich wohl um Reste umgelagerter älterer Bestattungen; von den angeblich 928/29 Erschlagenen fehlt bislang jede Spur. Auch wenn der letztgültige Nachweis nicht erbracht werden kann, dass sich hier tatsächlich zugetragen hat, was Widukind von Corvey in seiner Sachsengeschichte drastisch schildert, so ist die Burganlage von Hof/Stauchitz ein Kulturdenkmal von landesgeschichtlicher Bedeutung.

Abb. 9: Durch Ausgrabungen konnten mindestens fünf Ausbauphasen der frühmittelalterlichen Burg nachgewiesen werden. Im letzten Stadium muss die Befestigung ein repräsentatives und wehrhaftes Bauwerk gewesen sein, das allein die landesgeschichtliche Bedeutung der Anlage von Hof/Stauchitz unterstreicht.
Abb. 9: Durch Ausgrabungen konnten mindestens fünf Ausbauphasen der frühmittelalterlichen Burg nachgewiesen werden. Im letzten Stadium muss die Befestigung ein repräsentatives und wehrhaftes Bauwerk gewesen sein, das allein die landesgeschichtliche Bedeutung der Anlage von Hof/Stauchitz unterstreicht. (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen)

Weiter auf dem dem Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen.

Station 11: Stauchitz, Schloss mit prähistorischer Sammlung zur Kartenansicht >>

Das nach 1945 abgebrochene Rittergut von Stauchitz beherbergte bis Ende der 1920er Jahre eine umfangreiche archäologische Sammlung. Schon Heinrich Ludwig von Zehmen (1743–1832) hatte nach den napoleonischen Kriegen in vaterländischer Begeisterung begonnen, in seinem Schloss Stauchitz eine Altertümersammlung anzulegen. Die Masse der Funde stammte von seiner Rittergutsflur. Seine Sammeltätigkeit sprach sich im Umkreis so weit herum, dass ihm Funde auch aus der gesamten Oschatzer Pflege zugetragen wurden.

Sein Sohn, Carl Heinrich Ferdinand (1772–1849) und sein Enkel Ludwig Eduard Victor Freiherr von Zehmen (1812–1892) erbten Schloss und Sammlung, die in einem Raum im Erdgeschoss aufgestellt war. Gelegentlich kamen neue Funde hinzu, zuletzt im April 1928, als bei Leitungsverlegungen bronzezeitliche Brandgräber entdeckt wurden.

Weil der Rittergutsbetrieb in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten war, sollte die Altertümerversammlung im September 1930 versteigert werden. Der Riesaer Lehrer und Museumsleiter Alfred Mirtschin (1892–1962) nahm an zwei Auktionsterminen teil und ersteigerte für das Riesaer Heimatmuseum zunächst die Metallfunde, zwei Wochen später auch die Urnen. Der Riesaer Mühlenbesitzer und Kommerzienrat Karl Schönherr hatte ihm dafür 300 RM, der Oberbürgermeister weitere 60 RM zur Verfügung gestellt.

Dem Dresdner Kustos am Staatlichen Museum für Mineralogie, Geologie und Vorgeschichte, Georg Bierbaum (1889–1953), war der Ankauf ein Dorn im Auge. Er hätte die Funde lieber selbst für seine prähistorische Abteilung erworben, konnte aber aus finanziellen Gründen nicht mitbieten. Das Angebot Bierbaums, Mirtschin im Tausch gegen eine römische Kasserolle bei der Versteigerung „keine Schwierigkeiten“ zu machen, konnte der Lehrer daher getrost ablehnen.

Was die Herren von Zehmen seit dem 19. Jh. zusammengetragen hatten, wäre innerhalb weniger Stunden in alle Winde verstreut worden. So aber ist es dem Lehrer mit Unterstützung privater Geldgeber gelungen, eine der größten Privatsammlungen Sachsens für das Heimatmuseum Riesa zu sichern. Dort werden die Funde bis heute aufbewahrt. Es dauerte nicht lange, bis Mirtschin das Material der Bevölkerung in mehreren Beiträgen für die Heimatbeilage des Riesaer Anzeigers bekanntmachte und kulturhistorisch einordnete. Die Urnen wurden im Museum zu Gräbern arrangiert.

Abb. 10: Die prähistorische Sammlung war in einem Raum im Erdgeschoss der Schlosses aufgestellt und wurde als kleines, gutsherrschaftliches Privatmuseum präsentiert.
Abb. 10: Die prähistorische Sammlung war in einem Raum im Erdgeschoss der Schlosses aufgestellt und wurde als kleines, gutsherrschaftliches Privatmuseum präsentiert. (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen, Ortsakte Stauchitz)

Weiter auf dem dem Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen.

Station 12: Hahnefeld, Gräberfeld zur Kartenansicht >>

Auf beiden Seiten des Jahnatals reiht sich zwischen Ostrau und Seerhausen eine Fundstelle an die andere. Auf dem Kirschberg nördlich von Hahnefeld, etwas abseits nördlich der Radroute im Bereich einer Gärtnerei ist seit dem frühen 19. Jh. ein Friedhof der älteren Eisenzeit bekannt, der beim Ausheben einer Lehmgrube entdeckt wurde. Die Funde gelangten wohl u. a. in die Sammlung von Zehmen auf Schloss Stauchitz, aber auch durch Schenkung in Museen in Leipzig und Dresden. Das Dresdner Museum verfügt seit den 1830er Jahren über ein Objekt, das in Sachsen bislang ohne Parallelen geblieben ist: Es handelt sich um einen bronzenen Trinkhornendbeschlag, auf dem ein Wasservogel sitzt und an dem Bronzebleche hängen. Das Trinkhorn mag für rituelle Umtrünke verwendet worden sein.

Abb. 11: Keramik und Trinkhornendbeschlag aus dem Gräberfeld von Hahnefeld
Abb. 11: Keramik und Trinkhornendbeschlag aus dem Gräberfeld von Hahnefeld (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Juraj Lipták)

Weiter auf dem dem Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen.

Station 13: Ragewitz Gut zur Kartenansicht >>

Ragewitz ist ein Bauerndorf, dessen Gehöfte sich nördlich und südlich der heutigen Grubnitzer Straße aufreihen. In der Ortsmitte befindet sich der Gutshof mit dem Schloss. Das 1945 aufgelöste Rittergut ist aus einem bereits 1266 urkundlich bezeugten Herrensitz im Jahnatal hervorgegangen. 1464 kam Ragewitz an die Familie von Schleinitz. Das Schloss Ragewitz wurde 1850/51 von Grund auf neu erbaut. Victor Freiherr von Ferber (1809–1867) und seine Ehefrau Rosalie, geb. Freiin von Pfister (1816–1868) ließen einen zweigeschossigen Bau mit flachem Walmdach und einer zurückhaltenden Fassadendekoration im Neorenaissancestil errichten. 1918 gingen die beiden Rittergüter Ragewitz und Grubnitz an die Familie von Carlowitz über, indem Anna von Carlowitz, geb. Freiin von Ferber (1838–1926) sie aus dem Nachlass ihres verstorbenen Bruders Victor Freiherrn von Ferber (1837–1915) kaufte. Letzte Rittergutsbesitzerin war die verwitwete Barbara von Carlowitz, geb. von Witzleben (1906–1993). Nach der Enteignung der Familie von Carlowitz wurde das Schloss zunächst als Wohnhaus genutzt. 1954 richtete man hier eine der ersten Zentralschulen des Kreises Riesa ein. Heute befindet sich im Gebäude die Grundschule „Jahnatal“. Georg (Jörg) von Schleinitz ließ nach 1464 in seinem Rittergut den wahrscheinlich allerersten nachweisbaren und noch vorhandenen Park in Sachsen anlegen. Er hatte 1461 an der Pilgerfahrt Herzog Wilhelms III. von Sachsen ins Heilige Land teilgenommen und war vermutlich von Gärten in Italien beeindruckt gewesen. Einziges Zeugnis aus der Gründungszeit ist eine Gedenksäule, die im Volksmund Mönchssäule genannt wird. Diese 1,10 m hohe Sandsteinsäule trägt einen 98 cm hohen Stein in Form einer Rundbogennische. Das Relief darin zeigt Christus und den knienden Ritter Georg von Schleinitz mit dem Schleinitzschen Wappen. Die Inschrift an der Rückseite lautet: 1520. Wer dises Gartens Lust oder der Frucht dieses Gartens Anfänger vnd Pflancer (Koch 1910/1999, S. 10). Die Gedenksäule wurde wahrscheinlich vom Meißner Bischof Johann VII. von Schleinitz, einem der Söhne Georgs, gestiftet.

Nordöstlich von Ragewitz konnten 1997 bei Ausgrabungen Siedlungsspuren von der Jungsteinzeit bis in die slawische Zeit dokumentiert werden.

Abb. 12: Das Gutsgebäude in einer historischen Ansicht
Abb. 12: Das Gutsgebäude in einer historischen Ansicht (Quelle: Poenicke, Gustav Adolph: Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen. Section II: Meissnischer Kreis. (Leipzig: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser 1856))

Weiter auf dem dem Jahnatalradweg, der Beschilderung folgen.

Station 14: Seerhausen, abgegangenes Schloss und Park zur Kartenansicht >>

Seerhausen ist aus einem Herrensitz hervorgegangen, der bereits 1170 bezeugt ist und befand sich seit dem 13. Jh. im Besitz der Familie von Schleinitz, einem bedeutenden meißnischen Adelsgeschlecht. Die Schlosskapelle vor der Toreinfahrt des früheren Gutshofs ließ Johann Georg von Schleinitz (1621–1688) 1677 bis 1679 erbauen. Sie besitzt eine wertvolle Innenausstattung mit hölzernem Tonnengewölbe, Herrschaftsempore, Gestühl und Kanzel. Die äußere Gestalt wurde im 19. Jh. im neoromanischen Stil verändert. Die Familie von Schleinitz ließ die ursprüngliche wasserumgebene Kemenate, die ihre wehrhafte Bedeutung an der alten Heer- und Stapelstraße zwischen Polen und Leipzig über Schlesien, Lausitz und Oschatz verloren hatte, zu einem vierflügeligen Wasserschloss mit engem Innenhof und umgebendem rechtwinkligem Kanal ausbauen. Der Zugang führte über eine Brücke durch einen mittig im Ostflügel angeordneten Turm. 1949 wurde das nur leicht beschädigte Schloss gesprengt. Die Familie von Schleinitz traf ein schweres Schicksal, worüber eine Familienchronik ausführlich berichtet. Gut und Park wurden im Rahmen der Bodenreform enteignet und aufgeteilt.

Abb. 13: Vom Schlossgebäude zeugt nur noch ein „Schutthügel“ (Bauminsel in der Bildmitte auf Rasenfläche), der in den historischen Park eingebettet ist.
Abb. 13: Vom Schlossgebäude zeugt nur noch ein „Schutthügel“ (Bauminsel in der Bildmitte auf Rasenfläche), der in den historischen Park eingebettet ist. (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronaly Heynowski)

Ziel


Empfohlene Zitierweise

Michael Strobel und Thomas Westphalen: “Exkursion durch das Jahnatal mit Ostrau und Hof” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/83_e_503_jahnatal/, Stand 10.12.2022

Quellen und weiterführende Literatur

  • Keine

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Schloss Seerhausen (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)