Rund um die Burg Giech

Von Andreas Dix – 09/2019

Die Tagestour führt von Scheßlitz aus in einem Rundkurs um und auf die Giechburg ausschließlich auf Scheßlitzer Stadtgebiet. Naturräumlich behandelt die Exkursion den Nordrand der Fränkischen Alb im Bereich der Schichtstufe und ihres Vorlandes. Neben Scheßlitz als einer typischen Kleinstadt gibt sie einen Einblick über ein Kerngebiet des ehemaligen Fürstbistums Bamberg.

Kartenüberblick Exkursion: Rund um die Burg Giech Kartenausschnitt zurücksetzen

  • Fußexkursion: Varianten von Rundwanderungen ab Scheßlitz. Der größte Höhenunterschied beträgt rund 200 Meter zwischen 334 m ü. NHN (Scheßlitz) und Giechburg 530 m ü. NHN. Die Wege sind alle gut ausgebaut und beschildert. Der Schwierigkeitsgrad ist leicht.

  • Dauer: Für die Stadtexkursion sind 1 bis 1,5 Std. einzuplanen. Variante 1 (ab Peulendorf zurück nach Scheßlitz) beträgt 14,8 km und dauert reine Laufzeit rund vier Stunden. Variante 2 (ab Peulendorf über Straßgiech und Wiesengiech nach Scheßlitz) beträgt 19 km reine Laufzeit und dauert ca. fünf Stunden.

  • Möglichkeiten zum Einkehren: in Scheßlitz gibt es mehrere Gasthäuser, weitere gibt es an der Gügelkirche und auf der Giechburg.

  • Geeignete Kartengrundlagen: Naturparkkarte Fränkische Schweiz – Veldensteiner Forst, nördlicher Teil, UK 50-10. - München 2017, ATK 25-D09 Scheßlitz. München 2016.

Praktischerweise beginnt man mit der Wanderung von Scheßlitz aus, das am leichtesten per Auto entweder über die Bundesstraße 22 oder über die BAB 70 (Anschlussstelle 18 Scheßlitz) und auch über ÖPNV (Buslinien 963, 966 von Bamberg) zu erreichen ist. Einen Bahnanschluss gibt es seit Einstellung des Personenverkehrs auf der Stichbahn Bamberg- Scheßlitz 1985 nicht mehr. Eine innenstadtnahe Parkmöglichkeit besteht hinter dem Rathaus (Hauptstraße 34). Weitere Parkmöglichkeiten bestehen unterhalb des Gügel und der Giechburg.

Station 1: Scheßlitz, Rathaus (Hauptstraße 34) zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Das alte Rathaus von Scheßlitz
Abb. 1: Das alte Rathaus von Scheßlitz (Foto: Maximilian Stintzing)

Die Stadt Scheßlitz liegt am Fuß der Giechburg und damit am Nordrand des Traufs der Fränkischen Alb. Die Kleinstadt mit einer Einwohnerzahl von 2.666 (2019) besaß immer eine gewisse Zentralität aufgrund der verkehrsgünstigen Lage entlang der alten Fernstraße (später B 22, zwischen Bamberg und Scheßlitz Staatsstraße 2190) von Würzburg aus über das Regnitztal in Richtung Bayreuth und Kulmbach. Diese wird heute durch die BAB 70 markiert, die nördlich an Scheßlitz vorbeiführt und über die Anschlussstelle Scheßlitz mit der Stadt verbunden ist.

Als erste Besitzer der Stadt tritt das Geschlecht der Andechs-Meranier auf, die den Ort 1230 als ihre Stadt bezeichnen. Die Familie starb 1248 aus und Scheßlitz gelangte zusammen mit der Herrschaft Giech an Friedrich IV. von Truhendingen. Der Bamberger Bischof Lamprecht von Brunn (1320 / 30–1399) erwarb Scheßlitz zusammen mit der sogenannten Pflege Giech im Jahre 1390. 1395 wurde das Elisabethenspital gegründet, das maßgeblich zur regionalen Bedeutung von Scheßlitz beigetragen hat. Der Ort wurde sowohl während der Hussitenkriege 1430, als auch rund 200 Jahre später (1633) während des Dreißigjährigen Krieges in großen Teilen zerstört und anschließend wiederaufgebaut. Scheßlitz blieb eine kleine Ackerbürgerstadt, darüber hinaus war sie aber immer auch ein wichtiger Marktort und Standort der unteren Verwaltungsebene. In fürstbischöflicher Zeit war dies der Sitz des Oberamtes Scheßlitz, auch Pflegamt Giech, in bayerischer Zeit Sitz eines Landgerichtes älterer Ordnung als Justiz- und Verwaltungsorgan. In der Phase der Gemeindegebietsreform wurden dann 1972 und 1978 zwölf Umlandgemeinden vollständig und eine teilweise nach Scheßlitz eingemeindet, so dass die Stadt heute über die größte Verwaltungsfläche im Landkreis verfügt.

Heute ist Scheßlitz in der Landesplanung als Mittelzentrum ausgewiesen. Seine Zentralität ergibt sich vor allem durch seine Schulen und eine Klinik. Scheßlitz ist mit drei Schulen – der Staatlichen Realschule Scheßlitz (Burgholzstraße 10) mit 758 Schülerinnen und Schülern, der Mittelschule Scheßlitz (Mittlerer Weg 8) sowie der Kilian Grundschule (Ostlandstraße 1) – ein wichtiger Schulstandort im Landkreis. In Scheßlitz gibt es aber, wie in allen anderen Städten des Landkreises Bamberg auch, kein Gymnasium. Der Landkreis Bamberg weist als einziger Landkreis in Bayern keinen Gymnasialstandort auf, vielmehr sind alle Gymnasien in Bamberg angesiedelt. Viele der Scheßlitzer Gymnasialschüler gehen auf jenes im Bamberger Osten (Feldkirchenstraße 20-22) angesiedelte Dientzenhofer-Gymnasium, wo sie z. B. 2016 rund 8 Prozent der Schülerschaft (Gesamtzahl 2016: 991) ausmachten. Die 2018 geführte Diskussion über eine mögliche Verlagerung eines Gymnasialstandortes in den Landkreis brachte auch die Stadt Scheßlitz wieder ins Gespräch, führte aber letztlich zu einem negativen Ergebnis. Darüber hinaus ist Scheßlitz einer der zwei Klinikstandorte im Landkreis: die Juraklinik Scheßlitz (Oberend 29) ist eine Klinik der Grund- und Regelversorgung mit 138 Betten (Stand: 2019).

Abb. 2: Blick auf die Altstadt von Scheßlitz von Süden
Abb. 2: Blick auf die Altstadt von Scheßlitz von Süden (Foto: Herbert Popp)

Die Verkehrsgunst durch die Lage an der Autobahn wird durch zwei Gewerbeparks, Scheßlitz West (mit 13.000 m2, Brandäcker) und Scheßlitz Ost (mit 65.000 m2, Am Steinernen Kreuz), genutzt. Neben Gewerbebetrieben haben sich hier Handels- und Logistikfirmen angesiedelt. So befindet sich im Gewerbegebiet Ost (Am Steinernen Kreuz 21) die Verwaltung und das Zentrallager des regionalen Schuhfilialisten Schuh Mücke, ein ursprünglich aus Kulmbach stammendes Schuhgeschäft, das seit den 1950er Jahren mit großflächigem Schuheinzelhandel in Bayern expandiert und heute Schuhe in 14 Filialen mit einer Gesamtverkaufsfläche von rund 50.000 m2 anbietet. Dieses Unternehmen ist ein prägnantes Beispiel für den grundlegenden Strukturwandel im Einzelhandel, der von inhabergeführten Innenstadtgeschäften zu großflächigem Einzelhandel in Stadtrandlagen und Gewerbegebieten geführt hat.

Die Stadtentwicklung ist im Stadtgrundriss sehr gut zu erkennen und auch bei einem Spaziergang durch die Stadt gut erfahrbar. Der eigentliche ellipsenförmige Stadtkern war durch eine auch heute noch an vielen Stellen sichtbare Stadtmauer abgegrenzt. Er wird durch eine Bebauung beiderseits der Hauptstraße gebildet, die sich durch Scheßlitz zieht und im Stadtkern aufgeweitet ist und als Markt diente. Unmittelbar an die Stadtmauer schließen sich entlang der Hauptstraße zwei Vorstädte an, die nicht von der Stadtmauer umschlossen waren. Dies sind im Osten das Oberend und im Westen der Neumarkt mit der Anlage des Elisabethenspitals.

Das heutige Rathaus der Stadt Scheßlitz (Hauptstraße 34) befindet sich im ehemaligen fürstbischöflichen Kastenamt und wurde 1766 als Mansardwalmdachbau errichtet. Das Kastenamt stellte die untere Verwaltungs- und Finanzbehörde des Oberamtes Scheßlitz dar. Es bildete mit weiteren Gebäuden eine größere Anlage, deren Ummauerung teilweise die Stadtmauer mit einbezog. Das ursprüngliche Rathaus befand sich in einem Gebäude an der Hauptstraße 26, ursprünglich aus dem 18. Jahrhundert stammend und dann vom Architekten Gustav Haeberle um 1900 in neobarocken Formen umgestaltet.

Station 2: Pfarrkirche St. Kilian (Wilhelm-Spengler-Straße 1) zur Kartenansicht >>

Abb. 3: Vorstadt Oberend mit der Pfarrkirche St. Kilian, die bereits außerhalb der mittelalterlichen Umwallung liegt. Der Blick in westliche Richtung gibt die Sicht auf die Achse der Hauptstraße und auf das links von ihr zurückgesetzt gelegene Mansardwalmdachgebäude des früheren Kastenamtes frei, das heute als Rathaus fungiert.
Abb. 3: Vorstadt Oberend mit der Pfarrkirche St. Kilian, die bereits außerhalb der mittelalterlichen Umwallung liegt. Der Blick in westliche Richtung gibt die Sicht auf die Achse der Hauptstraße und auf das links von ihr zurückgesetzt gelegene Mansardwalmdachgebäude des früheren Kastenamtes frei, das heute als Rathaus fungiert. (Foto: Herbert Popp)

Auf dem Weg zur Kirche durchquert man bereits die mittelalterliche Stadtmauer und befindet sich in der Vorstadt Oberend, die nie in die Stadtbefestigung einbezogen war. Die Pfarrkirche selbst lässt heute noch unterschiedliche Bauphasen erkennen. Aufbauend auf einen älteren Vorgängerbau ist der Chor in der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert errichtet worden, das Langhaus als Hallenkirche in der ersten Hälfte des 15. Jahrhundert. Das Patrozinium des iro-schottischen Missionars und Heiligen, der in der Diözese Würzburg seit alters her verehrt wird, lassen vermuten, dass es sich hier um eine der 14 sogenannten Slawenkirchen gehandelt hat, die Karl der Große in diesem Gebiet zur Mission errichten ließ.

Man läuft nun an der Kirche die Wilhelm-Spengler-Straße entlang weiter Richtung Altenbach, ein Straßenzug, der heute den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer nachzeichnet. Die spätmittelalterliche Stadtmauer (Ende 14. Jahrhundert) kann man an verschiedenen Stellen, so in Höhe der Häuser 13 und 15, sowie in der Straße Stachete, die man überquert, wenn man in den Häfnermarkt stadteinwärts einbiegt, sehen.

Station 3: Häfnermarkt, Marienkapelle zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Marienkapelle
Abb. 4: Marienkapelle (Foto: Maximilian Stintzing)

Zunächst wird der ehemalige Langheimer Hof passiert, ein barocker Walmdachbau von 1732, dem Stadthof, den das Zisterzienserkloster Langheim in Scheßlitz zur Verwaltung seiner Besitzungen im Raum Scheßlitz benötigte. Weitere Stadthöfe unterhielt das Kloster z. B. in Bamberg und in Kulmbach. Man erreicht die Hauptstraße an der Seite der katholischen Marienkapelle (Hauptstraße 12), einem neugotischen Sandsteinbau, errichtet 1885 nach Plänen des Architekten Gustav Haeberle, die einen spätgotischen Vorgängerbau aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ersetzte. Haeberle war ein wichtiger Architekt des Historismus im Raum Bamberg, von ihm stammen z. B. die markanten Fabrikbauten der Mälzerei Weyermann (erbaut 1888) in Bamberg.

Wenn man sich nach links auf die Hauptstraße wendet erreicht man nach wenigen hundert Metern an der Straßenkreuzung Neumarkt/Anger das Ensemble des ehemaligen Elisabethenspitals.

Station 4: Elisabethenspital (Neumarkt 4) zur Kartenansicht >>

Abb. 5: Elisabethspital
Abb. 5: Elisabethspital (Foto: Maximilian Stintzing)

In der westlichen Vorstadt Neumarkt liegt der barocke Gebäudekomplex des ehemaligen St. Elisabethenspitals, das heute als Altenheim genutzt wird. Spitäler waren wichtige funktionale Elemente der Landstädte im Fürstbistum Bamberg vom Mittelalter bis zur Säkularisation 1803. Sie hatten zwei Funktionen: Zum einen dienten sie der Versorgung von armen, alten und kranken Menschen. Zum anderen verfügten die Spitäler durch ihren reichen Grundbesitz über eine sehr solide Kapitalausstattung, die sie zu wichtigen Kreditgebern für den Fürstbischof und für private Kreditnehmer in der Region machte. Das Scheßlitzer Spital war außerordentlich wohlhabend, so dass es im 18. Jahrhundert neu mit Barockgebäuden ausgestattet werden konnte. Nach dem Katharinenspital in der fürstbischöflichen Residenzstadt Bamberg war es die größte Spitalanlage im Fürstbistum. Nach der Säkularisation wurde wie in Bayreuth und Bamberg eine staatliche Stiftungsadministration eingesetzt, die 1919 aufgehoben wurde. Nach einer Phase der staatlichen Verwaltung löste der Freistaat Bayern die Stiftung schließlich 1963 auf und überwies das Stiftungsvermögen an die Stadt Scheßlitz mit der Maßgabe, hier ein Altenheim einzurichten. Dort befindet sich heute ein Altenheim, das St. Elisabeth Seniorenzentrum in Trägerschaft der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg.

Abb. 6: Spitalkapelle
Abb. 6: Spitalkapelle (Foto: Maximilian Stintzing)

Die Anlage des Spitals liegt an der Ecke Neumarkt und Anger und ist von einer Mauer umgeben. Die Kreuzung wird von der Spitalkirche St. Elisabeth (erbaut 1765–1769) gebildet. Sie ist eine einfache barocke Saalkirche mit einer repräsentativen Straßenfassade und einem Dachreiter. Architekt war Johann Jakob Küchel (1703-1769) (nach anderer Lesart der Bamberger Stadtbaumeister Martin Mayer). Die rückwärtige Seite wird von dem Spitalgebäude gebildet, ein zweigeschossiger Walmdachbau mit einem Mittelrisalit, bekrönt von einem Dreiecksgiebel. Im Mittelfeld befinden sich die Wappen des Bamberger Domkapitels des Dompropstes und des Domdekans. An der Straße steht das bereits 1711 errichtete Amts- und Wohnhaus des Spitalverwalters. Diese drei Gebäude bilden einen Hof, der die Fassade des Spitalgebäudes gut zur Wirkung bringt.

Auf dem Rückweg durch die Hauptstraße lässt sich noch einmal die typische Stadtgestalt von Scheßlitz erleben. Die Nordseite der platzartig aufgeweiteten Hauptstraße säumen traufständige zweistöckige Gebäude, viele von ihnen als Gasthäuser (z. B. Hauptstraße 29: Gasthaus Schwane, Walmdachbau des 18. Jahrhunderts, Hauptstraße 31: Gasthaus Goldener Anker, 1880) oder Ackerbürgerhäuser (z. B. Hauptstraße 25: errichtet 1837) genutzt. Im Süden schließt sich an die öffentlichen Gebäude ein enger Gassenbereich (Häfnermarkt, Schwemme, Stachete) an, der ebenfalls von kleineren Ackerbürgerhäusern geprägt wird.

Von der Spitalkirche aus geht es zunächst entlang der Hauptstraße zurück zur Kirche St. Kilian. Hinter der Kirche und dem Pfarramt führt eine schmale Ostlandstraße aus Scheßlitz heraus. Entlang der Weißgrabenwiesen und am Würgauer Herrenholz vorbei führt der Weg in Richtung Demmelsdorf. Die Wegstrecke beträgt 2,1 km.

Station 5: Hallstattzeitliche Hügelgräber zur Kartenansicht >>

Links und rechts des Weges befinden sich – heute nicht mehr sichtbar und völlig verschleift – die Standorte von Grabhügeln aus der sog. Hallstattzeit, einer Epoche der vorrömischen Eisenzeit (ca. 800–450 v. Chr.). Vier der Hügel sind noch erkennbar. Bemerkenswert ist vor allem das Inventar eines reich ausgestatteten Frauengrabes aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Ch., das u. a. einen mit Bronzeblechen beschlagenen Wagen, Keramik und Schmuck enthielt. Goldschmuck, erhaltene Koralleneinlagen und eine Bernsteinperle verweisen auf die bereits weitreichenden Handelsbeziehungen und den offensichtlich hohen sozialen Status der Person. Die zahlreichen erhaltenen oder nachgewiesenen Grabhügel belegen eine in dieser Zeit bereits dichte Bevölkerung, deren zunehmende soziale Stratifizierung der Gesellschaft und die hohe Bedeutung des Metallgewerbes und des Fernhandels. Die Kenntnisse beziehen sich bisher vor allem auf die Analyse der Gräber und Grabbeigaben, Siedlungen sind weitgehend unbekannt.

Der Weg führt zu einer Straße auf der es rechts in den Ort Demmelsdorf hineingeht. Über die Benno-Schmitt-Straße wird Demmelsdorf durchquert und am Ortsausgang geht es nach rechts in Richtung Zeckendorf. An der Straße folgt man einem Abzweig nach links zum Judenfriedhof von Zeckendorf. Der Abzweig ist durch das 1991 errichtete Denkmal für die verfolgten Juden aus Demmelsdorf und Zeckendorf markiert. Zunächst auf asphaltierter Straße führt ein Waldweg rechts ab und nach ca. 300 Metern erreicht man auf dem Hügel die Friedhofsanlage. Von dort geht es bergab auf ausgeschildertem Weg nach Zeckendorf. Die gesamte Weglänge beträgt 2,7 km.

Station 6: Ortslagen Demmelsdorf und Zeckendorf zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Zeckendorf  erstreckt sich entlang des Seierbaches. Am Rand des Wäldchens jenseits des Ortes befindet sich der große Judenfriedhof des Ortes.
Abb. 7: Zeckendorf erstreckt sich entlang des Seierbaches. Am Rand des Wäldchens jenseits des Ortes befindet sich der große Judenfriedhof des Ortes. (Foto: Herbert Popp)

Demmelsdorf und Zeckendorf sind heute zwei Dörfer, die durch ihre Nähe zu Scheßlitz als Wohnstandorte sehr beliebt sind. Deshalb ist die Dorfstruktur heute neben den alten kleinen Dorfkernen durch Einfamilienhausbebauung gekennzeichnet. Während sich in Demmelsdorf die ältere, z. T. noch landwirtschaftlich geprägte Bebauung entlang der Benno-Schmitt-Straße befindet, ist der jüngere Ausbau an beiden Dorfenden z. B. in der Baumgasse, im Rabensteinweg oder in der Straße Im Schützig sichtbar. Die Einwohnerzahlen betragen 2019 für Demmelsdorf 329 und für Zeckendorf 230 Einwohner.

Die beiden Dörfer Demmelsdorf und Zeckendorf waren ein wichtiges Zentrum jüdischen Lebens im Hochstift Bamberg bis zum Ende des Alten Reiches. Johann Baptist Roppelt verzeichnet 1801 für Demmelsdorf vier Judenhäuser, eine Synagoge und eine Wohnung für den jüdischen Schulmeister. In Zeckendorf gab es zu dieser Zeit sogar elf Judenhäuser und eine Synagoge. Um 1800 betrug die Zahl der jüdischen Einwohner in Zeckendorf 140 gegenüber 142 christlichen Einwohnern. Im Hochstift sind Juden bereits seit dem 15. Jahrhundert ansässig gewesen, in Zeckendorf sind sie gegen Ende des 16. Jahrhunderts nachzuweisen. Ihre Ansiedlung geschah auf Initiative der sehr zahlreichen Grundherren, die sich die Grundherrschaft in den Dörfern teilten. Die Ansiedlung jüdischer Bevölkerung war eine Möglichkeit, die eigenen Gelderlöse mit den zu zahlenden Schutzgeldern zu steigern und gleichzeitig die eigene Position gegenüber den konkurrierenden anderen Grundherrschaften im Dorf zu verbessern. Die Schutzgelder der Juden machten immer einen beträchtlichen Anteil an allen grundherrlichen Einnahmen aus. Diese Strategie wurde sowohl von den reichsritterschaftlichen Familien wie im Falle von Zeckendorf von den Freiherren von Aufseß und den Freiherrn von Künsberg-Thurnau aber auch von geistlichen Institutionen, wie dem Zisterzienserkloster Langheim, verfolgt. Tatsächlich wurde die jüdische Bevölkerung von der Obrigkeit im Falle von Plünderungen und Pogromen geschützt. So gewährten die Grafen von Giech den jüdischen Einwohnern von Demmelsdorf und Zeckendorf im Jahre 1699 Schutz, als es im Zusammenhang mit einer Getreideknappheit zu Plünderungen kam. Zeckendorf entwickelte sich darüber hinaus zu einem Mittelpunkt jüdischen Lebens im gesamten Hochstift. Hierzu gehörte der Friedhof, der 1617 eingerichtet worden war und auf dem die Toten der jüdischen Gemeinden eines weiteren Umkreises, so unter anderem auch aus Bamberg, bestattet wurden. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts ist bereits eine Synagoge nachweisbar. Ab 1654 war Zeckendorf außerdem Sitz des einzigen Rabbinats im Hochstift Bamberg, das 1675 dann nach Bamberg verlegt wurde. Unter dem Rabbiner Isaak Seligmann (1630–1709), der an einer Jeschiwa (Talmudschule) in Prag studiert hatte, wurde Zeckendorf für einige Zeit sogar zu einem überregional bedeutenden Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit.

Bauliche Zeugnisse der jüdischen Bevölkerung sind heute in den Dörfern nicht mehr erkennbar. Die Synagoge in Demmelsdorf wurde nach dem Novemberpogrom 1938 auf Anordnung des Landrates des Kreises Bamberg abgerissen. An ihrer Stelle steht heute das Feuerwehrhaus der Freiwilligen Feuerwehr Demmelsdorf (Benno-Schmitt-Straße 14). In Zeckendorf war erstmals 1660 auf einem vom Kloster Langheim zur Verfügung gestellten Grundstück eine Synagoge errichtet worden. Nach einem Brand 1742 wurde auf einem fürstbischöflichen Grundstück eine neue Synagoge erbaut, die 1765 durch ein Haus für den Vorbeter ergänzt wurde. Auch dieser Synagogenbau wurde nach den Verwüstungen während des Novemberpogroms vom 9. November 1938 auf Anordnung des Bamberger Landrates abgebrochen und in einen Gemüsegarten verwandelt (Grundstück gegenüber der alten Schule an der Talstraße). Wie in anderen Orten auch, wurden die jüdischen Einwohner verfolgt. Sie mussten entweder rechtzeitig auswandern oder wurden in den Vernichtungslagern des Ostens ermordet. In Zeckendorf existierte nach 1945 der Kibbuz „Ner Chaim“ (Licht des Lebens), in dem sich jüdische Displaced Persons (Personen, die nicht an dem Ort beheimatet waren) auf ihre Auswanderung vorbereiteten. In diesem Lager wurde der Historiker und Direktor des Gedenkzentrums Yad Vashem in Jerusalem David Bankier (1947–2010) geboren.

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Abb. 8: Judenfriedhof von Zeckendorf
Abb. 8: Judenfriedhof von Zeckendorf (Foto: Herbert Popp)

Der jüdische Friedhof liegt abseits zwischen den Dorflagen von Demmelsdorf und Zeckendorf auf einer bewaldeten Anhöhe noch auf der Gemarkung von Demmelsdorf. Die Anlage hat einen L-förmigen Grundriss mit einer Fläche von 0,46 ha. Auf ihr haben sich rund 600 Grabsteine erhalten. Jüdische Friedhöfe haben spezielle Anforderungen an ihren Standort. Nach jüdischem Glauben ist auch ein Auflassen des Friedhofes nicht erlaubt. Deswegen und aufgrund ihrer Lage haben sie sich oft erhalten.

Der Friedhof wurde 1617 eingerichtet und bestand aus zwei Teilen, einem eingezäunten Alten und Neuen Friedhof, in dem die jüdischen Untertanen der umliegenden Orte mit jüdischen Gemeinden (Burgellern, Burglesau, Scheßlitz, Stübig) und des Klosters Langheim bestattet wurden und einem außerhalb der Einfriedung liegenden Bereich, in dem zeitweilig die Toten der jüdischen Gemeinde aus Bamberg bestattet wurden, bevor der Friedhof des reichsritterschaftlichen Dorfes Walsdorf im Steigerwald diese Funktion übernahm.

Vom Friedhof aus führt ein Feldweg auf einen größeren Weg, der nach rechts nach Zeckendorf führt. In Zeckendorf geht es ein kurzes Stück auf der Talstraße Straße in Richtung Scheßlitz, dann aber noch im Ort auf ausgeschilderten Wegen in Richtung Giechburg bergan. Die Giechburg kann man auch bequem mit dem Auto (Parkplatz unterhalb der Giechburg) erreichen. Die Wegstrecke von Zeckendorf auf die Giechburg beträgt 1,3 km.

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Abb. 9: Blick auf die Giechburg
Abb. 9: Blick auf die Giechburg (Foto: Herbert Popp)

Die Burg liegt auf einem der Albhochfläche westlich vorgelagerten Bergsporn, dem Schloßberg, mit einer Höhe von 530 m ü. NHN. Auf der Westseite des Sporns befindet sich die heutige Burganlage, der auf der Ostseite noch drei verschieden breite Halsgräben und ein weiteres Plateau folgen. Der Höhenunterschied zur Stadt Scheßlitz beträgt rund 200 m. Die Anfänge einer Befestigung dieses Plateaus weisen vermutlich auf die karolingisch-ottonische Zeit (8.–10. Jahrhundert). Urkundlich belegt ist eine erste steinerne Burganlage, die Wilhelm von Giech vor 1125 anlegen ließ. In der Folge gelangte die Burg an die Familie der Andechs-Meranier, was zu Streitigkeiten mit dem Fürstbischof von Bamberg führte, die in den Giechburg-Verträgen von 1143 und 1149 geregelt wurden. In diesen Verträgen ist eine bischöfliche Gegenburg auf dem Plateau vor der Giechburg erwähnt. Nachdem die Familie der Andechs-Meranier 1248 ausgestorben war, waren die Grafen von Truhendingen ab 1260 die Besitzer der Burg. Die Truhendinger waren 1390 gezwungen, die Burg an den Bamberger Fürstbischof Lamprecht von Brunn (1320 / 30–1399) zu verkaufen. Die Burg war ab dieser Zeit der Verwaltungssitz des fürstbischöflichen Oberamtes Scheßlitz, auch Pflegamt Giech genannt, eines Verwaltungsbezirks, der etliche Dörfer und das Land um die Stadt Scheßlitz umfasste.

Abb. 10: Eingangstor zur Giechburg
Abb. 10: Eingangstor zur Giechburg (Foto: Maximilian Stintzing)

Wie viele andere Burgen auch wurde die Giechburg in den Kriegen der Zeit zerstört. Erstmals war dies während des Einfalls der Hussiten 1430 der Fall. Zum zweiten Mal wurde die Burg während der Bauernkriege im Jahre 1525 zerstört. Die dritte Zerstörung erlitt die Giechburg während des Zweiten Markgrafenkrieges 1553. Fürstbischof Johann Philipp von Gebsattel (1555–1609) ließ sie dann zwischen 1599 und 1609 umfassend ausbauen, wodurch sich deren Gestalt nun von einer mittelalterlichen Burganlage zu einem Renaissanceschloss wandelte. Die Umbaumaßnahmen blieben nach Gebsattels Tod unvollendet, so dass eine dreiflügelige Anlage als Ergebnis die Zeiten überdauerte. Durch die Säkularisation und den Besitzwechsel an Bayern gab es für die funktionslos gewordene Burg endgültig keine Verwendung mehr, die zum Verkauf auf Abbruch stand. Erst durch den Ankauf der Burg durch den Landkreis Bamberg 1971 von privater Hand, der bis 1987 andauernden Sanierung und der Einrichtung einer Gaststätte im Westflügel wurde die Burg dauerhaft gesichert und ist heute ein überregional bedeutsames Ausflugsziel. Zusammen mit der Wallfahrtskapelle Gügel war die Giechburg bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein gut besuchter Ausflugsort: Joseph Heller schreibt 1828 in seinem Handbuch für Reisende, dass der Aufstieg zur Giechburg für jeden Fremden vor allem wegen der Aussicht lohnend sei.

Abb. 11: Giechburg
Abb. 11: Giechburg (Foto: Maximilian Stintzing)

Das heutige Erscheinungsbild ist ein Ergebnis verschiedener Bauphasen. Die umlaufende, große Maueranlage mit ihren sieben Rondellen stammt zum größten Teil aus dem frühen 17. Jahrhundert und Ergänzungen aus den 1970er-Jahren. Baugeschichtlich belegt ist, dass die Anlage aber bereits im 15. Jahrhundert die heutige Größe hatte. Innerhalb dieser Ummauerung befindet sich die dreiflügelige Renaissance-Anlage, wobei West- und Nordflügel einen L-förmigen Grundriss bilden und durch die Toranlage vom Südflügel getrennt sind. Süd- und Westflügel sind heute genutzt und bedacht, während der Nordflügel als Ruine erhalten ist. Burgengeschichtlich bedeutsam ist der im Burghof stehende, quadratische Wohnturm (Maße: 13 x 13 m), der 24 m hoch ist und in seinem Kern noch aus dem frühen 12. Jahrhundert stammt.

Die Landnutzungsgeschichte der Abhänge der Giechburg zeigt anschaulich, dass die Burgberge viel häufiger unbewaldet und intensiver landwirtschaftlich genutzt waren, als es heute den Anschein hat. Die Uraufnahme von 1843 zeigt noch dieses Bild, etliche Flurnamen wie „im Weinberg“, „alter Weingarten“, „Weingärtle“ und auch der Weiler Weingarten am Südhang des Schloßberges weisen auf den Weinbau hin, der hier bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts betrieben wurde. Nachfolgekulturen des Weinbaus sind ebenfalls bereits zu sehen, wie die Hopfengärten und der Obstanbau. Anfang des 19. Jahrhunderts nahmen auch Weideflächen des nahegelegenen fürstbischöflichen Fohlenhofes in Peulendorf einen großen Anteil an den Flächen ein. Als botanische Besonderheit erwähnt Johann Baptist Roppelt 1801 überdies die hier vorkommenden Bestände und die Qualität des sogenannten Attig oder Attich (Zwerg-Holunder, Sambucus ebulus), der als Heilpflanze genutzt wurde.

Von der Giechburg läuft man abwärts und hält sich in Höhe des Parkplatzes rechts auf den Kreuzweg, der direkt mit einem kurzen Schlussanstieg auf den Gügel führt. Die Wegstrecke beträgt 1,3 km. Den Gügel kann man ebenfalls bequem mit dem Auto erreichen. Unterhalb des Gügel befindet sich ein Parkplatz.

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Abb. 12: Wallfahrtskirche St. Pankratius vom Gügel
Abb. 12: Wallfahrtskirche St. Pankratius vom Gügel (Foto: Herbert Popp)

Die Wallfahrtskirche St. Pankratius auf dem Gügel steht auf einem Bergsporn 940 m Luftlinie in südöstlicher Richtung von der Giechburg entfernt. Sie ragt heute als einzelnes Bauwerk aus dem Wald heraus und bildet so ein sehr markantes Wahrzeichen. An der Stelle der heutigen Kirche hat es verschiedene Vorgängerbauten gegeben. Die ersten Kapellenbauten waren mit einer Burganlage verbunden, die erstmals 1274 an dieser Stelle erwähnt ist. Der Bamberger Fürstbischof Lamprecht von Brunn (1320 / 1330–1399) erwarb die Burg 1390 von dem im 15. Jahrhundert erloschenen schwäbisch-fränkischen Grafengeschlecht von Truhendingen. Burg und Kapelle wurden mehrmals zerstört. Die Initiative zur Errichtung der heutigen Wallfahrtskirche ging vom Bamberger Erzbischof Johann Gottfried von Aschhausen (1575–1622) aus, der ab 1609 im Fürstbistum Bamberg und 1617 im Fürstbistum Würzburg als Fürstbischof in Personalunion regierte und in beiden Territorien die Gegenreformation mit großer Energie vorantrieb. Die Urheberschaft des Baues ist nicht ganz klar. Es ist aber davon auszugehen, dass die Baumeister Lazaro Agustoni (in der Literatur auch als Lazaro Agostino erwähnt, ca. 1570–1642) und Giovanni Bonalino (1575–1633) bei den Planungen maßgeblich beteiligt waren. Die Kirche wurde in den Jahren 1610–1618 als weitgehender Neubau errichtet.

Die Wallfahrtskirche steht frei auf einem hohen Felssockel. Sie besteht aus einem Saalbau aus Sandstein mit einem Satteldach. Auf der Fassade sitzt ein Turm mit einem Spitzhelm. Vor der Westseite ist eine Terrasse vorgelagert, zu der eine brückenartige Zufahrt hinführt. Unter der Kirche gibt es einen weiteren gewölbten Raum, in dem sich heute die Lourdeskapelle befindet. Obwohl der Bau aus der Epoche des Barock stammt, sind viele Elemente der Gotik nachempfunden, so das stuckierte Netzgewölbe. Die Innenausstattung besteht zum Teil aus Einrichtungsgegenständen, die während der Purifizierung des Doms in Bamberg auf Initiative des bayerischen Königs Ludwig I. ab 1833 von dort entfernt und auf andere Kirchen verteilt wurden. Hierzu gehört die Kanzel, die 1836 in die Kirche eingebaut wurde. Die Funktion der Gügelkapelle als Wallfahrtsort wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts weiter ergänzt. 1891 wurde in der Unterkirche eine Lourdeskapelle eingebaut, die auf die wachsende Bedeutung der Marienwallfahrten im 19. Jahrhundert hinweist, zu deren wichtigsten das südfranzösische Lourdes ab 1858 gehörte. Der zum Gügel hinführende Kreuzweg mit 14 Stationen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt.

Vom Gügel erreicht man auf ausgeschilderten Wegen bergab den Ort Pünzendorf, der südlich des Gügel liegt. Die Wegstrecke beträgt 1,3 km.

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Abb. 13: Der Ortskern von Pünzendorf
Abb. 13: Der Ortskern von Pünzendorf (Foto: Maximilian Stintzing)

Der Ort Pünzendorf liegt auf einer Höhe von 367 m ü. NHN. unterhalb von Neudorf am Albtrauf. Im Talschluss entspringen etliche Quellen, die den Deisertbach speisen, der als Pünzenbach in Straßgiech in den Leitenbach mündet. Ebenso wie Demmelsdorf und Zeckendorf gehörte auch Pünzendorf in der Zeit des Alten Reiches zum Pflegamt Scheßlitz. Grundherrliche Abgaben waren an das fürstbischöfliche Kastenamt in Scheßlitz und das Bamberger Domkapitel abzuführen. 1801 bestand der Ort aus 13 Anwesen mit Stadeln (Scheunen) und vier ohne. 2019 hat Pünzendorf 66 Einwohner. Bedingt durch die geschützte Tallage hat sich um Pünzendorf der Kirschanbau entwickelt.

Auf der Straße erreicht man den kleinen Ort Weingarten und von dort auf ausgeschildertem Weg den Ort Peulendorf. Die Wegstrecke beträgt 1,9 km. Man kann auch direkt nach Peulendorf laufen, die Strecke ist aber nur unwesentlich kürzer.

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Das 1978 nach Scheßlitz eingemeindete Peulendorf erstreckt sich entlang des Pünzenbaches am Westabhang der Giechburg. Erstmals Ende des 13. Jahrhunderts als Besitz eines Rittergeschlechts von Peulendorf erwähnt, war es als Rittergut später im Besitz der reichsritterschaftlichen Familie von Wiesenthau, die es 1625 an das Fürstbistum Bamberg verkaufte.

Abb. 14: Der ehemalige Fohlenhof von Peulendorf
Abb. 14: Der ehemalige Fohlenhof von Peulendorf (Foto: Maximilian Stintzing)

Eine Besonderheit des Ortes ist der 1739 fertiggestellte Gebäudekomplex des fürstbischöflich-bambergischen Fohlenhofes (Peulendorf 41), den man erreicht, wenn man an der Pfarrkirche St. Sebastian (errichtet 1641) rechts auf den Weg nach Scheßlitz abbiegt. Er liegt oberhalb der Ortslage und befindet sich heute in Privatbesitz. Der Fohlenhof, der von einer großen, teilweise ummauerten Freifläche umgeben ist, besteht aus einem achtachsigen, breit gelagerten, eingeschossigen Stallbereich mit zwei Durchfahrten, jeweils flankiert von zweigeschossigen Eckbauten. Architekt des Fohlenhofes war der bambergische Hofbaumeister Johann Jakob Michael Küchel (1703-1769), der viele ländliche Pfarrkirchen und Verwaltungsbauten im Fürstbistum geplant hat. Aufgabe des Gestüts in Peulendorf war die Aufzucht der Hengstfohlen, die im Alter von vier Jahren an den fürstbischöflichen Koppenhof in der Bamberger Wunderburg abgegeben und dort weiter zu Kutsch- und Reitpferden ausgebildet wurden. Der Ortsteil Peulendorf weist heute 172 Einwohner (2018) auf.

Ab hier gibt es für den weiteren Weg zwei Möglichkeiten:

Man kann entweder den Weg am Fohlenhof vorbei weitergehen, durchquert das Waldgebiet Burgholz und erreicht auf gerader Strecke wieder den Stadtkern von Scheßlitz. Hier quert man den von Johann Baptist Roppelt noch so ausgewiesenen Judenweg, den die jüdische Bevölkerung bei Begräbnissen von Wiesengiech nach Zeckendorf gelaufen ist. Die Wegstrecke von Peulendorf nach Scheßlitz beträgt 4,2 km.

Alternativ geht man den Weg zurück und biegt nach rechts in Richtung Köttensdorf auf ausgeschilderten Wegen ab und erreicht schließlich die Orte Straßgiech und Wiesengiech und läuft auf der Straße Am Bahndamm weiter auf der alten Bahntrasse der Stichbahn Bamberg – Scheßlitz, auf der man das Gewerbegebiet West in Scheßlitz und den alten Bahnhof erreicht.

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Die beiden Orte liegen sich an der Mündung des Pünzenbachs in den Leitenbach direkt gegenüber und sind heute baulich miteinander verbunden. 1971 bildeten beide Dörfer zusammen mit dem Dorf Starkenschwind die Einheitsgemeinde Giech, die dann bereits 1978 nach Scheßlitz eingemeindet wurde. Straßgiech, das sich entlang des Pünzenbachs erstreckt, zeigt in seinen baulich ältesten Teilen noch die für viele Dörfer an den Bachläufen typische Form des Bachzeilendorfes (typisch z. B. das Dorf Ehrl, heute Stadtteil von Scheßlitz). Hier zieht sich ein Weg (heute Drosendorfer Straße, Pfarrer-Kropfeld-Straße) entlang des Baches, der von giebelständigen Häusern und anschließenden Hofanlagen gesäumt wird. Über den Bach führen viele kleine Brücken in die benachbarte Flur. Im Gegensatz zu anderen Bachzeilendörfern hat sich hier nur eine Zeile ausgebildet.

Abb. 15: Die beiden Orte Straßgiech und Wiesengiech
Abb. 15: Die beiden Orte Straßgiech und Wiesengiech (Foto: Maximilian Stintzing)
Abb. 16: Der Leitenbach in Wiesengiech
Abb. 16: Der Leitenbach in Wiesengiech (Foto: Maximilian Stintzing)
Abb. 17: Gebäude in Straßgiech
Abb. 17: Gebäude in Straßgiech (Foto: Maximilian Stintzing)

In beiden Dörfern hat sich sehr viel alte Bausubstanz erhalten, vor allem frühneuzeitliche Hofanlagen. Kunsthistorisch bemerkenswert ist der Kirchenbau der Pfarrkirche St. Valentin in Straßgiech, eine Barockkirche, erbaut 1737 / 1738 ebenfalls durch Johann Jakob Michael Küchel. Wiesengiech hatte eine Haltestelle an der 1908 eröffneten Nebenbahn Bamberg – Scheßlitz. Diese war 13,8 km lang und verband Bamberg über Gundelsheim, Memmelsdorf, Drosendorf und Wiesengiech mit Scheßlitz. Der alte Bahnhof in Scheßlitz hat sich stark verändert erhalten (Bamberger Straße 3), vor ihm befindet sich heute eine Bushaltestelle. Scheßlitz blieb immer ein Kopfbahnhof. Pläne, die Strecke mit dem Bahnhof in Hollfeld und damit eine durchgängige Eisenbahnverbindung nach Bayreuth zu schaffen, wurden nie realisiert. Die Strecke wurde 1985 für den Personenverkehr und 1988 für den Güterverkehr stillgelegt. Auf der Bahntrasse wird heute über weite Strecken ein Fahrradweg geführt.


Empfohlene Zitierweise

Andreas Dix: “Rund um die Burg Giech” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_509-rund-um-die-burg-giech/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

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Bildnachweise

  • Vorschau- und Titelbild: Die Giechburg (Foto: Herbert Popp)