Mit den Romantikern durch die Fränkische Schweiz

Von Frank Piontek – 09/2019

Mit der berühmten Reise der beiden Studenten Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder, die sie ab Freitag vor Pfingsten, am 17. Mai des Jahres 1793, von Erlangen aus die Fränkische Schweiz durchreisen ließ, beginnt zwar nicht wirklich die deutsche Romantik. Bereits vorher waren romantische Tendenzen in der internationalen Literatur zuhause und gleichzeitig arbeiteten andere deutsche Autoren an romantischen – und ausgesprochen philosophischen – Ideensystemen, die sich zumal von Tiecks gelegentlich rationalistischen Beobachtungen an der Natur und Kultur der bereisten Gegend unterschieden. Doch haben Tieck und Wackenroder hochinteressante Reisebriefe mit sehr persönlichen und begeisterten Naturschilderungen nach Hause geschickt. Die Exkursion berührt die wesentlichen Punkte ihres nur eintägigen Ritts, der sie von Erlangen nach Sanspareil führte, entfernt sich aber aus praktischen Gründen einige Male von ihrer Route. Einige der von den beiden jungen Männer besuchten Orte und andere, die sie nicht berührten, waren schon zuvor beschrieben worden und sollten später zu populären Zielen der anderen Romantiker, etwa des Zeichners Ludwig Richter, werden.

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Exkursion mit dem Pkw mit einer Länge von 65 km (Beginn: Parkplatz bei Schlaifhausen; Ende: Park von Sanspareil). An den thematischen Haltestationen jeweils kürzere Abstecher zu Fuß. Bei Station 1 (Walberla) wird ein Besteigen des Berges empfohlen (steiler und direkter Weg: 3 km; bequemer Rundweg: 7,5 km).

Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): Beginn mit Station 2 (ohne Walberla) und Auslassen der Stationen 10 bis 13 (Hollfeld, Wonsees, Zwernitz und Sanspareil). Lohnende Museen befinden sich in Ebermannstadt (Heimatmuseum), Tüchersfeld (Fränkische Schweiz-Museum), Burg Gößweinstein, Sanspareil (Dokumentation der Geschichte von Burg Zwernitz). Öffnungszeiten siehe am Ende des Beitrags.

Möglichkeiten zum Einkehren (etwa nach der Hälfte der Stationen) z. B. in Muggendorf (Gasthof zur Wolfsschlucht, Restaurant Goldner Stern) oder in Gößweinstein (Gasthof Scheffel, Restaurant Hotel Krone) – oder zahlreiche weitere Restaurants entlang der Exkursionsstrecke (z.B. Behringersmühle, Waischenfeld).

Geeignete Kartengrundlage: Amtliche Topographische Karte 1:100.000, Blatt C 6330 Bamberg.

Die Anfahrt mit dem Pkw erfolgt von der B 470 Pegnitz-Forchheim bei der Ausfahrt Wiesenthau. Über Schlaifhausen gelangt man, indem man vor der Kirche links einbiegt, zum Parkplatz am Fuße des Walberla. Ein Weg von etwa 1,5 km führt den Wanderer auf den Gipfel des Berges. Wer will, kann einen gegenüber dem Parkplatz beginnenden, nach rechts laufenden, 7,5 km langen Rundweg um den gesamten Berg einschlagen. Wanderer mit weniger Zeit sollten direkt zum Hochplateau gehen und von hier aus zur nahen und bereits sichtbaren Kapelle wandern.

Station 1: Ehrenbürg oder Walberla zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Blick auf die Ehrenbürg, gezeichnet 1820 von Ludwig Neureuther, wahrscheinlich gestochen von G. Adam
Abb. 1: Blick auf die Ehrenbürg, gezeichnet 1820 von Ludwig Neureuther, wahrscheinlich gestochen von G. Adam (Quelle: FREIHERR VON MÜNSTER 1822, Reprodruck 1981)

„Die Berge wurden nach und nach immer größer, die Gegend immer romantischer. Bei Gosberg liegt“, schrieb Tieck, „an einem gegenüberliegenden Berge [Ehrenbürg] eine Kapelle äußerst schön und einsam.“ Das Walberla (so benannt nach der Kapelle der Heiligen Walburgis) ist der markante Berg, der mit 531 m Höhe am südlichen (der Rodenstein) und 512 m Höhe am nördlichen Gipfel (das eigentliche Walberla) den westlichen Zugang zur Fränkischen Schweiz akzentuiert. Ehrenbürg bedeutet vermutlich Schützender Raum, was gut zur Gestalt, der Flora und Fauna des in vielerlei Hinsicht herausragenden Terrains mit seinem artenreichen Magerrasen passt. Die Besiedlung und Naturgeschichte des heiligen Bergs der Franken, die auf mehreren Schautafeln erläutert wird, reicht tief hinein in die Historie. Vor 150 Millionen Jahren entstand das Walberla als Riff im Jurameer.

Seit etwa 550 v. Chr. lebten keltische Bewohner auf dem Areal der Zentralsiedlung, einer der bedeutendsten keltischen Siedlungen im bayerischen Raum. Die mit fast 7 m Breite, 3 m Höhe und 3,5 km Länge auf dem gesamten Hochplateau befestigte, frühstädtische Siedlung beeindruckte durch einen Mauerring mit drei Toren und einer Akropolis auf dem Rodenstein. Am Aufstieg zum Hochplateau kann man rechtsseitig eine rekonstruierte Keltenmauer sehen. Im Gelände sind noch alte Wälle der keltischen Siedlung auszumachen. Kurz bevor Wackenroder und Tieck an der ehemaligen keltischen Siedlung vorbeikamen, hatte William Jones die Grundlagen für die wissenschaftliche Erforschung der Kelten gelegt. 1786 veröffentlichte er mit dem „Third Anniversary Discourse“ seine Darlegung der Verwandtschaft des Sanskrit, des Griechischen und des Latein, die schließlich in die gotischen und die keltischen Sprachen mündete. Als Gründer der deutschen Keltologie gilt ein Mann aus Vogtendorf bei Kronach, also dem heutigen Oberfranken: Johann Kaspar Zeuß (1806–1856). Sein Ruhm basiert vor allem auf seiner monumentalen „Grammatica Celtica“ (1851–1853), in dem er in der Nachfolge Jones’ die Zugehörigkeit der keltischen Sprachen zu den indogermanischen Sprachen plausibel machte. Doch schon 1837 hatte er in Die Deutschen und die Nachbarstämme auf sprachliche und ethnische Zusammenhänge hingewiesen. Was für die deutschen Romantiker die altdeutschen Vorfahren waren, die spätestens mit den Gebrüdern Grimm und ihren Grundlagenwerken eine erste ernsthafte wissenschaftliche Betrachtung erfuhren, waren für die Engländer auch die Kelten (Stichwort: Druiden) und ihre geheimnisumwaberte Kultur.

Auf dem Walberla erhebt sich heute die schlichte Walburgiskapelle, die erstmals 1360 urkundlich bezeugt ist. Die heutige Anlage stammt im Kern (wie an der Eingangstür leicht zu erkennen ist) aus der Spätgotik, in der weiteren Baugeschichte aus dem Jahr 1697.

Weiter geht es mit dem Pkw auf einer Nebenstrecke rechts der Wiesent über Schlaifhausen, Kirchehrenbach und Pretzfeld Richtung Norden nach Ebermannstadt. Im Ort rechts auf die Hauptstraße abbiegen und zum Marktplatz fahren. Dort kann geparkt werden.

Station 2: Ebermannstadt zur Kartenansicht >>

Abb. 2: Wasserrad am Altstadtrand von Ebermannstadt zur Wiesenbewässerung
Abb. 2: Wasserrad am Altstadtrand von Ebermannstadt zur Wiesenbewässerung (Foto: Frank Piontek)

„In Ebermannstadt waren alle Leute sehr freundlich, besonders die Frauenzimmer, die im Katholischen fast alle blond sind, blaue Augen und einen gewissen schwärmerischen Madonnenblick haben“, schrieb Tieck in seinem Reisebrief. Er und sein Freund haben vielleicht im Goldenen Engel übernachtet, der nicht mehr existiert. 30 Jahre zuvor, während des Siebenjährigen Krieges, hatten sich preußische Soldaten im Ort einquartiert. 1792 war das ehemalige Fürstbischöfliche Kastenamt in der Breitenbacher Straße 1 (nördlich der Hauptstraße, am Breitenbach) errichtet worden. Drei Jahre nach der Pfingstreise besetzten 1796, in den Koalitionskriegen, französische Truppen die Stadt und zerstörten etliche Gebäude. Im Heimatmuseum „Im Bürgerhaus“ (in dem sich auch die Tourist-Information befindet) in der Bahnhofstr. 5 erfährt man Einiges über die Stadtgeschichte.

Die Hauptstraße besitzt Häuser, die vorwiegend aus dem 17.–19. Jahrhundert stammen. Der anschließende Marktplatz wurde bis 1864 von einem freistehenden Rathausbau beherrscht. Vom Marktplatz ist es nicht weit zum Schöpfrad am Oberen Tor am nördlichen Stadtausgang, das schon 1699 bezeugt ist und heute durch eine schöne Bronzetafel mit Flachrelief einer alten Stadtansicht erläutert wird. An der Wiesent sind seit dem 16. Jahrhundert Wasserräder belegt, die Stadt selbst liegt seit dem Mittelalter zwischen zwei sie schützenden Flussarmen. Wackenroder erwähnte in seinem Bericht die Schöpfräder, die die Regnitz bewässerten, hingewiesen sei auf die vor Ebermannstadt gelegenen Pretzfelder Wässerwiesen in den Talflächen der Fränkischen Schweiz, zu deren Bewirtschaftung auch diese besondere Art des Wasserrades gehörte. Das Ebermannstadter Schöpfrad versorgte bis 1950 das Schöpfwasser, das als Bächlein entlang der Hauptstraße zum Unteren Tor floss und die Funktion hatte, allen möglichen Unrat aus den Häusern mitzunehmen und schließlich das Wasser auf die Wiesen außerhalb der Stadt zu leiten. Vom Schöpfrad aus (Abb. 2) kann man auch den 1,8 km langen Wiesent-Rundweg um die Altstadt herum betreten, der durch das Scheunenviertel über die Nikolauskirche (im Westen) zum Rathaus (im Osten) führt.

Abb. 3: Denkmal von Frantz Melchior Freytag in Ebermannstadt
Abb. 3: Denkmal von Frantz Melchior Freytag in Ebermannstadt (Foto: Frank Piontek)

Das katholische Ebermannstadt, der erstmals 981 als „Stätte des Ebermar“ genannten Siedlung, die 1452 eine Befestigung erhielt und im Dreißigjährigen Krieg stark geschädigt wurde (danach entstanden die beeindruckenden Fachwerkbauten am Marktplatz und im Scheunenviertel), haben oder hätten Wackenroder und Tieck in der Marienkapelle kennenlernen können. Die mittelalterliche Kirche erhielt 1688 im Inneren ihre heutige Gestalt. Hier befindet sich ein Hauptwerk des 1748 in Ebermannstadt geborenen, dort auch 1826 gestorbenen und in Bamberg ausgebildeten Bildhauers Friedrich Theiler. Er war ein Zeitgenosse Wackenroders und Tiecks, der mit seinen noch dem Rokoko verpflichteten, empfindsamen Skulpturen die Kunstlandschaft der Fränkischen Schweiz wesentlich prägte. Die Strahlenmadonna der Marienkapelle (am linken Seitenaltar) gehört neben dem Heiligen Sebastian und weiteren Skulpturen dieser Kapelle, die Theiler 1800 restauriert hat, und weiterer Figuren in der im 19. Jahrhundert erbauten Nikolauskirche zu seinen schönsten Werken. Originell ist die Position des Betstuhls, der aus Platzgründen direkt unter der Kanzel platziert wurde.

Die Marienkapelle war auch der Wirkungsort des Kantors und Schullehrers Frantz Melchior Freytag, an den ein von Harro Frey geschaffener Brunnen hinter der Ostseite der Kirche erinnert (Abb. 3). Freytag (1720-1781) wurde durch die 1750 verfasste „Ebermannstädter Liederhandschrift“ unsterblich. Die Sammlung von 96 Liedern mit Melodien, die der Herausgeber als „unterschiedlich, spasshaft, doch ehrbar“ bezeichnete, enthält literarisch geprägte Kunstlieder, die durch Flugblätter und Drucke zu Freytag kamen und z. T. nur in dieser Handschrift enthalten sind. In diesem Sinne ist seine Edition mit ihren auch sozialkritischen und durchaus derben Scherzliedern ein Vorläufer zur berühmten romantischen Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“.

Die Hauptstraße zurückfahren und rechts auf die Straße Kirchenplatz abbiegen und zur B 470 fahren. Auf dieser geht es in Richtung Behringersmühle direkt weiter nach Streitberg. Hier in den Ort abbiegen und Richtung Störnhof den Berg nach oben zur Felsenschlucht auf den Parkplatz an der Binghöhle fahren.

Station 3: Streitberg zur Kartenansicht >>

„Hinter Ebermannstadt reitet man immer noch durch ein zuerst romantisches Tal, durch das sich die Wiesent in vielen Krümmungen schlingelt, zu beiden Seiten ziemlich hohe Berge, geradeaus ebenfalls Berg vor sich, ich habe noch wenig so schöne Tage als diesen genossen, es ist eine Gegend, die zu tausend Schwärmereien einladet, etwas düster melancholisch und dabei doch so überaus freundlich.“ Streitberg „liegt im Tale zwischen Felsen, die meist bewachsen sind“, schrieb Tieck. Vom Wirtshaus (vielleicht dem „Schwarzen Adler“ am Fuß der Binghöhle) das charmant lag, hatte man einen Blick auf die Streitburg, „ein kleiner Bach fließt unter den Fenstern vorbei, man hört die Bäume rauschen und Mühlen aus der Ferne klappern.“

Abb. 4: Streitberg mit seiner (in Ruinen liegenden) Burg
Abb. 4: Streitberg mit seiner (in Ruinen liegenden) Burg (Quelle: Stich von KÖPPEL (1795))

Von der um 1120 errichteten Burg der Herren von Streitberg sind heute nur noch das äußere Tor mit seinem Wappen und Gräben und Basteien erhalten. Zum Zeitpunkt des Besuchs durch Tieck und Wackenroder aber bestand noch die Ruine der alten Burg (Abb. 4). „Sie ist nur ein kleines weißes Haus“, meinte Wackenroder. Das romantische Streitberg findet sich im Ort selbst. In seiner fiktiven Reiseerzählung „Palingenesien“ erwähnte Jean Paul 1798 den Rosenhof und die Rosensonne und verband sie mit der erfundenen Geliebten namens Hermine. Die Rosen, denen der Dichter mit dem Rosenhof ein poetisches Denkmal setzte, spielen auch heute noch am 1929 vom Kurhausbrenner Hans Hertlein gestifteten Liselottebrunnen eine Rolle. Er befindet sich, mit einer Tafel versehen (Abb. 5), die auf die romantische Erzählung hinweist, bei der Pilgerstube und dem Alten Kurhaus, das an die Einführung der Molkenkur im Jahre 1850 erinnert (selbst Bismarck kurte hier). Heute kann man von dieser Anlage nicht mehr die Rosen, nur noch den Brunnen sehen, der nicht nach Hermine, sondern nach der Tochter des Stifters benannt wurde.

Abb. 5: Tafel am Liselottebrunnen mit dem poetischen Denkmal von Jean Pauls Rosenhof
Abb. 5: Tafel am Liselottebrunnen mit dem poetischen Denkmal von Jean Pauls Rosenhof (Foto: Frank Piontek)

Jean Paul hat Streitberg und seine Umgebung auch 1795 im Roman Siebenkäs bedacht: „Die Laubholz-Waldungen waren wie Kränze bei einem Jubelfest der Natur umhergeworfen, und die einsinkende Sonne glimmte oft hinter der durchbrochnen Arbeit eines Laubgeländers auf einem verlängerten Hügel wie ein Purpurapfel in einer durchbrochnen Fruchtschale. – In der einen Vertiefung wünschte man den Mittagschlaf zu genießen, in einer andern das Frühstück, an jenem Bache den Mond, wenn er im Zenith stand, hinter diesen Bäumen ihn, wenn er erst aufging, unten an jener Anhöhe vor Streitberg die Sonne, wenn sie in ein grünes Gitterbette von Bäumen steigt.“ Und Victor von Scheffel widmete Streitberg und der Streitburg zwei Strophen seines „Exodus Cantorum“: „Am Streitberg ragt der Steinklotz schroff / und weiß, wie meerverwaschen…“.

Die einfache Variante, um die Geologie des Streitbergs zu erkunden, ist der direkte Weg vom Parkplatz Binghöhle zur Höhle selbst zu laufen.

Die Geologie des Streitbergs kann aber auch vom Parkplatz Schauertal (dorthin gelangt man mit dem Pkw) erkundet werden. Dort beginnt ein 12-teiliger und 3,6 km langer geologischer Erlebnispfad als Rundweg. Dieser führt über die Schwammriffe am Felsturm Langenstein zunächst zur Binghöhle und von dort weiter zum Felssturz im Lehenholz, dem Wedenbach-Wasserfall, dem Steinbruch und dem Panoramablick der Streitburg zur Muschelquelle und dem Alten Kurhaus zum Dorfplatz.

Station 4: Die Höhlen und die geologischen Formationen von und bei Streitberg zur Kartenansicht >>

Die Binghöhle wurde zwar erst 1905 entdeckt, gehört heute aber als Tropfsteingaleriehöhle zu den „romantischsten“ aller Höhlen der Fränkischen Schweiz. Sie ist die einzige Schauhöhle der Fränkischen Schweiz, die in den gebankten Kalken des Weißen Jura liegt und an verschiedenen Karst- und Sinterformen besonders reich ist. Man kann sie vom 1. April bis 5. November nur mit Führung besichtigen.

Abb. 6: Eingang zur Gaillenreuther oder Zoolithenhöhle
Abb. 6: Eingang zur Gaillenreuther oder Zoolithenhöhle (Quelle: ROSENMÜLLER 1804)

Zwei Jahre nach Wackenroders und Tiecks Reise zeigte sich Ernst Wilhelm Martius sehr begeistert von den Höhlen, indem er wissenschaftliche Beobachtungen mit romantischer Begeisterung verband: so beschrieb er in seinen „Wanderungen durch Franken und Thüringen“ beispielsweise den Parnaß der Rosenmüllershöhle. Ernst Moritz Arndt schrieb 1798 über die Schönsteinhöhle nordöstlich von Streitberg: „Gestalten traten da aus der Nacht hervor! O dieß läßt sich nicht beschreiben, wie der Mensch dann da steht in seiner Kleinheit und Größe, beydes in gleichem Maße nach einander empfindend! Ich war wie in eine neue Welt hinabgestiegen, meine Sinne verwirrten sich, und das Lebendige in mir war in einem fremden und schmerzlichen Gefühle aufgelößt. So tappte ich umher und leuchtete an den Wänden und Gewölben, und sah die große Bildnerin Natur auch in den Tiefen der Erde wirken und weben. Große Zacken und Spitzen, Meereswellen-, zu Eis zerronnen, wie der Wind sie bewegte, Gewänder, Panzerhemder, Säulen und Thüren, alles in großen Massen unter einander, einiges vielleicht lange Jahrhunderte schon gebildet, andres noch jung und frisch, und an seinen erst gewordenen Spitzen gleich dem hellsten Krystall durchsichtig und klar.“

In der Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth (südöstlich von Streitberg auf der Hochfläche der anderen Flussseite, vgl. Abb 6) bemerkte er „die versteinerten Gerippe und Knochen, die man hier findet, und die einem fast glauben machen, auf diesen Gebirgen haben in der Urzeit Wallfische und Robben gespielt, Löwen und Seebären ihren Raub gefunden. Die Höhle hat von diesen untergegangenen und Gott weiß, durch welche Revolution, hier begrabenen Körpern einen sehr unangenehmen Geruch, der an Kerker und Todesgrüfte erinnert“.

Nun geht es mit dem Auto zunächst zurück in den Ort Streitberg und zur B 470. Auf diese links und sofort wieder rechts abbiegen und die Wiesent überqueren. Anschließend wieder links abbiegen. Entweder parkt man am Freibad oder ein Stück weiter hinter dem Weiler Haag.

Station 5: Die Neideck zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Burgruine Neideck, Stich von Johann Adam Klein (1811)
Abb. 7: Burgruine Neideck, Stich von Johann Adam Klein (1811)

Tieck und Wackenroder haben, wie Tieck schrieb, die Ruine der Burg Neideck – eines der wichtigsten Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz – „von der beschwerlichen Seite“ erstiegen, weil sie den Hauptweg verließen. „Auf dem Felsen sind gleichsam mehrere Auswüchse, einzelne Klippen ragen drohend an manchen Stellen hervor.“ Die beiden Wanderer „bewunderten die großen Trümmer“ und „kletterten viel in den wüsten Steinhaufen umher“. „Der Burggraben war verwachsen, einige Wände standen noch auf wenigen Steinen“. 1798 bemerkte Ernst Moritz Arndt, dass die Reste der Neideck „die größten und romantischsten Ruinen“ gewesen seien, die er gesehen habe (Abb. 7).

Im 13. Jahrhundert wurde sie zur Hauptburg der Familie der Schlüsselfelder, 1553 wurde sie im zweiten Markgrafenkrieg zerstört. Die bedeutende Anlage wird immer noch von den zehn Meter hohen Resten des (begehbaren) Wohnturms beherrscht. Heute beherbergt die Neideck einen 2008 eröffneten archäologischen Park, der die Geschichte der im 11. Jahrhundert von den Saliern gegründeten Anlage bis zurück in die Frühgeschichte der ersten Besiedlung während der Bronzezeit (2. Jahrtausend v. Chr.) beleuchtet. Hinweistafeln und Pavillons machen den Besuch zu einem didaktisch guten und wegetechnisch gelungenen. Victor von Scheffel hatte schon im 19. Jahrhundert in seinem „Exodus Cantorum“ die Burg bedichtet: „Vor Neideck drüben woll’n wir auch / mit Schall die Fiedel streichen…“.

Vom Parkplatz geht es zurück auf die B 470 und nach rechts direkt durchs Wiesenttal nach Muggendorf. In der Ortsmitte nach links auf die Forchheimer Straße und kurz danach rechts auf den Marktplatz abbiegen.

Station 6: Muggendorf und seine Höhlen zur Kartenansicht >>

Muggendorf ist bereits seit 1774 der Namensgeber für das gleichnamige Gebürg. Damals veröffentlichte der Uttenreuther Pfarrer Friedrich Esper erstmals ein „Höhlenbuch“ über seine Entdeckungen „merkwürdiger Thiere“ in der Zoolithenhöhle. Damit begannen die naturwissenschaftlichen Forschungen und der Höhlentourismus. Johann Christian Rosenmüller beschrieb 1796 in „Abbildungen und Beschreibungen merkwürdiger Höhlen in Muggendorf im Bayreuthischen Oberlande“ zahlreiche Höhlen und unternahm erste „Spaziergänge um Muggendorf“. Wackenroder und Tieck haben aus Zeitmangel die Höhlen nicht besucht.

Abb. 8: „Äußere Ansicht der Rosenmüllershöhle“
Abb. 8: „Äußere Ansicht der Rosenmüllershöhle“ (Quelle: ROSENMÜLLER 1804)

Vom Muggendorfer Marktplatz aus kann man auf einem 5 km langen Weg mehrere Höhlen erwandern. Beim Gasthof Kohlmannsgarten biegt man links in den Lindenberg ein, auf der Straße Dooser Berg geht man bis zum Parkplatz in einer Haarnadelkurve, von dem aus der Wanderweg rechts in den Wald abzweigt. Der Weg führt über die Oswaldhöhle zur 1772 entdeckten Wundershöhle, zur Witzenhöhle (nach Esper der „aller schauervollsten“ und „schröcklichsten“ Höhle der Gegend) und schließlich zur 1790 entdeckten, dank Kerzenlicht besonders romantisch anmutenden Rosenmüllershöhle (Abb. 8), die für Karl Ludwig Knebel die schönste Höhle war: „Das Innere dieser wundernswürdigen Höhle gleicht vollkommen dem Schiffe einer geräumigen Kirche. Das unterirdische Dunkel erhebt die Sache noch vielmehr, und die aufgesteckten Kerzen machten einen großen Effect. Die ganze Decke oder das obere Gewölbe ist mit Zapfen und Krystallen von unterschiedlicher Form und Länge, auf mannigfaltige Art verändert, ausgeziert.“ Von ihr geht man zurück zur Lindenallee und schnell nach Muggendorf zurück.

Der im 13. Jahrhundert erstmals genannte Ort war, wie Streitberg, im 19. Jahrhundert ein Molkenkurort. Sein bedeutendstes Kunstwerk ist eine Maria Immaculata des Friedrich Theiler in der Filialkirche zur Auferstehung Christi (am Rotdornweg, gleich nördlich des Marktplatzes). Am Markt befindet sich das Hotel Goldner Stern, in dem sich die bedeutendste Sonderbarkeit des Ortes befindet. Gemäß Eintrag im Gästebuch hätten sich Jean Paul und Goethe am 22. März 1821 gleichzeitig im Gasthof aufgehalten. Wer allerdings das Standardwerk „Goethes Leben von Tag zu Tag“ konsultiert und sich in Goethes Reisegeschichten auskennt, wird sofort darauf kommen, dass Goethe 1821 mitnichten durch Franken reiste. Im Sommer machte er, wie üblich, seine böhmische Badereise. Näher als Bayreuth und Bamberg war er Muggendorf nicht gekommen und diese kurzen Städtebesuche fielen schon in die Jahre 1790 und 1797. Jean Paul ist 1821 allerdings von Bayreuth nach Bamberg gereist. Dass er dabei einen Umweg um das weit südlich gelegene Muggendorf nahm, ist freilich wenig wahrscheinlich. Jean Paul traf zudem erst am 12. April in Bamberg ein – drei Wochen nach dem angeblichen Datumseintrag. Es sei allerdings empfohlen, im guten Restaurant des Goldnen Sterns ein Mittagessen einzunehmen.

Informationen über Natur und Kultur des Naturparks Fränkische Schweiz – Veldensteiner Forst erhält man im Infozentrum im „Alten Bahnhof“ (geöffnet April–Oktober).

Von Muggendorf geht es Richtung Behringersmühle auf der B 470 durch das Wiesenttal. Nach rechts auf die St 2191 abbiegen, um nach Gößweinstein zu gelangen. Ein guter Parkplatz befindet sich in der Ortsmitte linksseits der Hauptstraße, neben dem Info-Zentrum Haus des Gastes, Burgstr. 6.

Station 7: Gößweinstein zur Kartenansicht >>

Abb. 9: Ansicht der Burg von Gößweinstein
Abb. 9: Ansicht der Burg von Gößweinstein (Quelle: Gezeichnet von Kaeppel, graviert von Rothbart (1840))

Wackenroder und Tieck haben eine Wallfahrt beobachtet, doch führte sie nicht nach Gößweinstein, sondern nach Marienweiher. Gößweinstein aber ist der Wallfahrtsort der Region. Im neben der berühmten Basilika liegenden, erst 2008 eröffneten Wallfahrtsmuseum, das in einem schlichten Schul- und Mesnerhaus des 18. Jahrhunderts untergebracht ist, kann man sich über dieses Brauchtum informieren.

Vom Parkplatz sollte man zunächst etwa 300 m zur Burg emporlaufen. Der Gozwinstein geht ins 11. Jahrhundert zurück, doch wurde sie 1525 völlig zerstört. Kurz danach wurde sie wieder aufgebaut, 1690 jedoch wieder erheblich geschädigt (Abb. 9). Ihre jetzige neugotische Gestalt erhielt sie im Wesentlichen nach 1890. Richard Wagner sah sie am 11. Mai 1879 noch im vorigen Zustand, sie soll ihn, einer äußerst vagen Legende zufolge, an die Gralsburg seines „Parsifal“ erinnert haben (was angesichts des vorigen Zustands unwahrscheinlich ist). Heute befindet sie sich in Privatbesitz, aber man kann einige Kellerräume und die neugotische Gewölbekapelle besichtigen.

Mit dem Auto geht es die Burgstraße zurück und nach links auf die Balthasar-Neumann-Straße. Anschließend links halten und auf die Behringsmühler Straße fahren und kurz danach wieder links auf die St 2185 abbiegen. Dieser bis Behringsmühle folgen und dort rechts auf die B 470 einbiegen und nach Tüchersfeld fahren.

Station 8: Tüchersfeld zur Kartenansicht >>

Abb. 10: Ansicht von Tüchersfeld um 1840
Abb. 10: Ansicht von Tüchersfeld um 1840 (Quelle: Album der Fränkischen Schweiz)

Die Entstehung des 1243 erstmals genannten Orts (Feld des Tugolf) reicht bis in das 8. / 9. Jahrhundert zurück. 1323 gab es zwei Burgen in Tüchersfeld. Die ältere, kaum noch existierende Burg Oberntüchersfeld befand sich auf dem Fahnenstein. Die andere Anlage Niederntüchersfeld wurde während des Bauernkrieges 1525 von aufständischen Bauern zerstört, jedoch wieder aufgebaut. Das endgültige Ende der Burg brachte der Dreißigjährige Krieg. Die eigentlichen Burggebäude wurden zerstört, die Nebengebäude aber blieben bestehen und erhielten später im Volksmund den Namen Judenhof, denn seit 1700 waren in den noch erhaltenen Gebäuden unter ärmlichen Verhältnissen sog. Schutzjuden ansässig. 1758 brannte die Anlage ab. Sie wurde dann in der heute noch erhaltenen Form aufgebaut (Abb. 10). Von der einstigen Burg zeugen nur noch spärliche Reste am Südmassiv.

Hier befindet sich heute das Fränkische Schweiz-Museum (Am Museum 5), das unbedingt besucht werden sollte, da es das zentrale Museum für die Kulturgeschichte der Region ist. Es umfasst die Themenbereiche Erdgeschichte, Archäologie, Landwirtschaft, Wohnräume um 1900, Handwerk und Zünfte, eine Gemäldegalerie und – dies ist die Besonderheit dieses Museums – den Themenkreis Jüdisches Leben. Das Museum befindet sich im historischen Judenhof, den Abschluss des Rundgangs bildet daher die 1763 erbaute Synagoge. Von der ehemaligen Ausgestaltung ist nach jahrzehntelanger Zweckentfremdung leider nur noch wenig zu erkennen. In der Fränkischen Schweiz, in der sich viele historische Judenfriedhöfe befinden, leben bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts fast keine Juden mehr. Neben dem Museum befindet sich (Am Museum 3) ein Gebäude, das zehn Jahre nach Wackenroders und Tiecks Reise durch die Fränkische Schweiz erbaut wurde.

Victor von Scheffel hat die bemerkenswerte Felsformation und Lage des Ortes glänzend beschrieben: „Schmal wohnt im Burgstall Tüchersfels / ein Burgmann sonder Tadel, / ob seinem Haus zackt sich ein Fels / schmalspitz wie eine Nadel.“ Fürst Pückler-Muskau schrieb 1835 über die turmartigen Dolomitfelsen „in einem waldumschlossenen Tal von einer Form, die ein Maler kaum nachzuahmen wagen würde, weil man ihn der Unnatürlichkeit zeihen würde, und an ihnen hängen Häuser wie die Früchte an einem Christbaume, und andre stehen unten zwischen den Felsen im Schatten hoher Linden und das Ganze ist eine Dorfphantasie, wie sie der Traum nicht hübscher ausstaffieren könnte“.

Es geht wieder über Behringersmühle, wo drei Täler zusammenkommen und sich zwei Hochstraßen kreuzen, an der Püttlach entlang zurück. Im Ort rechts auf die St 2185 abbiegen. Dieser über Oberailsfeld bis Schweinsmühle fahren. Dort links abbiegen und über Langenloh nach Waischenfeld fahren. Auf diesem Weg kommt man an der Burg Rabenstein und der Sophienhöhle vorbei.

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Abb. 11: Waischenfeld, detaillierte Ortsansicht: Skizze, die Ludwig Richter während seines Aufenthaltes in Waischenfeld 1837 anfertigte
Abb. 11: Waischenfeld, detaillierte Ortsansicht: Skizze, die Ludwig Richter während seines Aufenthaltes in Waischenfeld 1837 anfertigte (Quelle: Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Ca 54frx/19r, Foto: Andreas Diesend)
Abb. 12: Skizze des Ortes und der Burg von Ludwig Richter, die bei seinem zweiten Besuch in Waischenfeld am 18. September 1845 entstand.
Abb. 12: Skizze des Ortes und der Burg von Ludwig Richter, die bei seinem zweiten Besuch in Waischenfeld am 18. September 1845 entstand. (Quelle: Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Ca 54frz/02v, Foto: Herbert Boswank)

Im erstmals 1122 genannten Ort (der Siedlung am Stoppelfeld) beeindrucken v. a. die Burg, die gotische Stadtpfarrkirche St. Johannes (mit der Gedenktafel des ca. 1490 in Waischenfeld geborenen Friedrich Grau, gen. Nausea, der 1541 bis zu seinem Tod 1551 Wiener Erzbischof war), die barocke Stadtkapelle St. Laurentius und St. Anna (mit zwei Heiligenfiguren Friedrich Theilers: einem Wendelin und einem Florian), das Spital, daneben die vielen Fachwerkhäuser. An die Romantiker erinnert der noch bestehende Gasthof Zum Roten Roß. 1798 war hier, woran eine Gedenktafel erinnert, Ernst Moritz Arndt zu Gast. Der Zeichner und Maler Ludwig Richter notierte 1837 (Abb. 11), dass ihn das köstliche Bier, die ausgezeichneten Forellen und die wunderschöne Natur ergötzt hätten: „Von der Wirtsstube, ihren Gerätschaften, dem interessanten Volke, Sprache und Tracht, die ganze Gegend Schritt vor Schritt, gibt mir Interessantes, ja Bilder, und zwar in einem Charakter, wie ich ihn immer zu finden wünschte.“

Richter hat die kleine Stadt und die darüber liegende Burg auch 1845 in seinem Skizzenbuch verewigt (Abb. 12). Man gelangt mit dem Pkw hinter dem Ortseingang linkerseits über eine 3 km lange Straße auf die Höhe. Der Niedergang der mittelalterlichen Anlage, einer Burg der Edelfreien von Wischinvelt und dann der Schlüsselberger, deren Anfänge vielleicht schon ins 10. Jahrhundert zurückreichen, setzt im 18. Jahrhundert ein. 176869 wurde der große Wachturm abgebrochen, die ruinöse Anlage in der Folge als Steinbruch missbraucht. Das Alte Haus fiel 1876 dem Abbruch zum Opfer. Heute stehen nur noch der beeindruckende Steinerne Beutel (ein stauferzeitlicher Rundturm gleich einem Bergfried) und das 1754–56 errichtete Oberamtshaus, in dem sich heute eine Burgschänke befindet.

Vom Waischenfelder Marktplatz aus kann man einen 15 km langen Rundweg, den Burgenweg um die Stadt Waischenfeld, beginnen. Er führt über Burg Waischenfeld, Saugendorf, Burg Rabeneck und Oberailsfeld zu Burg Rabenstein und über die ehemalige Pulvermühle zurück nach Waischenfeld.

In Waischenfeld auf die Hauptstraße fahren und den Ort Richtung Norden verlassen. Über Nankendorf und Plankenfels geht es der St 2191 folgend Wiesentaufwärts nach Hollfeld. In Hollfeld, also dem Zusammenfluss von Wiesent und Kainach angekommen, wird die Staatsstraße zur Bahnhofstraße. Dieser über Spitalplatz und Unteren Markt folgen, bis rechts der Steinweg erreicht wird. In diesen einbiegen und am Oberen Martkplatz, dem Marienplatz parken. Hier findet sich auch die Tourist-Info (dort auch der Faltplan „Rundgang durch die historische Altstadt Hollfeld“ mit 24 Punkten).

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Ludwig Tieck schrieb über das 1017 erstmals erwähnte Hollfeld nur, dass es schön liege und abenteuerlich gebaut sei. Dem ist auch heute noch so. Der obere Marktplatz der Burg- und Bergstadt in Form einer Spornsiedlung überrascht immer noch durch seine harmonische Schönheit, seine Kastanienbäume, sein prachtvolles Rathaus aus dem 18. Jahrhundert wie durch das nördliche Tor, das den Platz harmonisch abschließt. Gleich daneben steht mit der inzwischen profanierten Gangolfskirche und ihrem Wehrturm ein Überrest der einstigen Burganlage.

Als Wackenroder und Tieck nach Hollfeld kamen, war die unter dem Fürstbischof von Seinsheim errichtete Katholische Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt am Kirchplatz (beim Steinweg, westlich des Marienplatzes) ein gerade einmal zwölf Jahre alter, mit seiner frühklassizistischen Fassade moderner Bau (mit teilweise spätbarocker Ausstattung). Hingewiesen werden muss, soweit es um die Romantik geht, auf den Kussweg östlich des Marienplatzes, auf die reich bepflanzten Terrassengärten an der gut erhaltenen und gepflegten Stadtmauer südlich des Marienplatzes (mit Blick auf die Unterstadt) und auf das Künstlerviertel mit seinem Blauen Turm in der Eiergasse.

Durch Hollfeld verläuft ein 20 km langer Burgenwanderweg über Weiher, Neidenstein, Freienfels bzw. Wiesentfels, Krögelstein, Kainach und das Kainachtal – mit immerhin teilweise öffentlich begehbaren Anlagen – zurück zur Stadt.

Zurück zur St 2191 fahren und den Ort Richtung Kainach verlassen. Nach Kainach muss rechts auf die St 2189 abgebogen werden. Dieser dann bis Wonsees folgen und dort in der Nähe des Rathauses parken.

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„Wir kamen in Wonsees an, einem kleinen niedlichen Dorfe im Tale, das ist der Geburtsort des berühmten Taubmanns, eines ebenso großen Gelehrten als Hofnarren, eines Mannes der in seinem Zeitalter ein ganz außerordentliches Lumen war. Er war der Sohn eines Schuhmachers in diesem Dorfe, und man zeigt den Fremden noch das Haus, in welchem er geboren ist. Wir stiegen ab und besahen es, es ist eine kleine, unansehnliche Hütte und ich konnte mir die Jugend Taubmanns und sein erstes Leben in diesem Hause recht lebhaft denken.“

Abb. 13: Friedrich-Taubmann-Brunnen in Wonsees
Abb. 13: Friedrich-Taubmann-Brunnen in Wonsees (Foto: Frank Piontek)

Tieck und Wackenroder besuchten ein Haus, das es heute nicht mehr gibt, doch erinnert an den berühmten, 1565 in Wonsees geborenen Mann ein von Christian Degen aus Hollfeld geschaffener Brunnen (vor dem Rathaus und der Tourist-Info, Abb. 13). Nach dem Verlust beider Eltern besuchte der zwölfjährige Friedrich Taubmann ab 1578 als Alumnus die Lateinschule in Kulmbach. Als einer der ersten Stipendiaten besuchte er ab 1582 die neu gegründete Fürstenschule im ehemaligen Zisterzienserkloster Heilsbronn. Nach dem Abitur 1590 verdingte er sich zunächst als Hofmeister bei verschiedenen fränkischen Adelsfamilien. 1592 konnte er sich als Stipendiat an der hochangesehenen Universität Wittenberg immatrikulieren. Noch 1592 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband „Martinalia & Bacchanalia“, der ihm 1593 die Krönung zum Poeta laureatus eintrug. 1595 promovierte er zum Magister und wurde auf den Wittenberger Lehrstuhl für Poesie berufen, eine Position, die er für den Rest seines Lebens innehatte. 1597 erschien eine weitere Gedichtsammlung „Melodaesia“, die seinen Ruf als glänzender lateinischer Dichter erneut bestätigte. Seine Edition der Stücke des römischen Komödiendichters Plautus verschaffte ihm internationale Berühmtheit. Taubmann setzte sich zeitlebens für die Belebung humanistischer Studien ein und bekämpfte die Missstände seiner Zeit mit den Waffen der Rhetorik und des Spotts. Der vielseitig talentierte, humorvolle Gelehrte verstarb am 24. März 1613 in seiner Wahlheimat, wo er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung beigesetzt wurde.

Eine oft aufgelegte Sammlung von Gedichten, witzigen Einfällen, Aussprüchen sowie von ihm zusammengetragener Schwänke aus dem Studentenleben vor dem Dreißigjährigen Krieg wurde erst 1703 unter dem Titel „Taubman(n)iana“ von fremder Hand veröffentlicht. Er wies in seinen Gedichten mit ihrem spielerischen Charakter und der reichen Rhetorik schon voraus ins Barock. Sein Scharfsinn, seine Klugheit und sein Humor machten Taubmann zu einem der berühmtesten Literaten des 17. Jahrhunderts.

Von Wonsees sind es auf der Thurnauer Straße nur wenige Kilometer zur Burg Zwernitz, die sich links über der Straße Richtung Felsengarten Sanspareil erhebt.

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Wackenroder und Tieck haben seltsamerweise nicht die Burg Zwernitz erwähnt, die 1156 erstmals nachgewiesen ist und auf einem Felsplateau eines Dolomitfelsenriffs vor dem Felsengarten Sanspareil prominent thront. Heute befindet sich in ihr eine Ausstellung der Bayerischen Schlösserverwaltung, die sich auf das Markgräfliche Jagdwesen konzentriert. Wie viele Burgen der Region wurde sie 1553 im Zweiten Markgrafenkrieg zerstört, der eine weitere Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges 163234 folgte. 1661 wurde die Zwernitz unter Markgraf Christian Ernst als Jagdschloss wiedererrichtet. 1732 wurde die obere Hälfte des Bergfrieds neugebaut, schließlich unter Markgraf Friedrich und Markgräfin Wilhelmine die Burg als Blickfang für die Anlage der Eremitage und des Felsengartens von Sanspareil instand gesetzt. Als Wackenroder und Tieck nach Zwernitz kamen, war gerade mit Abtragungsarbeiten baufälliger Gebäudeteile begonnen worden. Dann stand die Burg leer. Seit 1956 wird sie als Museumsburg genutzt. Eine Besichtigung der trotz aller Zerstörungen gut erhaltenen und sanierten Anlage mit der Kapelle, dem Registraturgebäude mit seinem auffälligen apsidialen Abschluss, den ins 12. Jahrhundert hinabreichenden Bauten und dem Bergfried, von dem aus man einen herrlichen Blick in die Landschaft hat, kann nur empfohlen werden.

Es sind nur ein paar Schritte zum nahen Felsengarten Sanspareil. Rechts befindet sich ein Parkplatz, von dem aus man schnell zum Morgenländischen Bau und dem einstigen Ausgang des Naturgartens gelangt.

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Abb. 14: „Grotte der Diana und Felsen der Liebe zu Sanspareil“
Abb. 14: „Grotte der Diana und Felsen der Liebe zu Sanspareil“ (Quelle: KOEPPEL 1793)

„Die Steine ragen kühn und wild verzerrt aus der Erde hervor“, schrieb Tieck über den Felsengarten, dessen Ideenwelt (die heute noch bruchstückhaft erlebbar ist) sich der markgräflichen Lektüre des Telemach-Romans des französischen Erzbischofs und Prinzenerziehers Fénelon verdankt (Abb. 14). „Ich habe noch wenig gesehn, was einen so abenteuerlichen Eindruck macht.“ Sein Resümee: „Für die Nacht und den Mondschein gibt es vielleicht nichts Schöneres als diesen Garten, illuminiert müsste er völlig zum Bezaubern sein.“ Wackenroder lobte die vorzüglichen Schönheiten des Gartens, dessen Staffagen einst – als symbolischer Nachvollzug der Irrfahrten des Odysseussohnes Telemach – unter Markgräfin Wilhelmine und Markgraf Friedrich eingerichtet worden waren. Wackenroder gefielen v. a. die herrlichsten Weißbuchen, die er je gesehen hatte: „Wie aber die Natur diesen kleinen Platz durch die interessantesten Felsengruppen zum Lustort gebildet hat, kann kaum jemand glauben.“ Tieck schränkte allerdings auch ein: „Die großen Felspartien im Walde, das Große und Wilde, das dadurch in der Phantasie hervorgebracht wird, sind äußerst schön. Aber dadurch hat der Garten auch viel Einseitiges, es ist kalt drin, man findet nichts als Wald und Felsen.“

Auch Ernst Moritz Arndt war 1798 begeistert: „Hoch und schlank sind seine Bäume. Aber welche Steinmassen hast du, o ewige Natur, hier hingeworfen! Mit welchen Gestalten und Gebilden hast du gespielt, als du dieses Paradies schufest! Wunderbar ward mir ums Herz, als ich die einzelnen großen Massen erblickte, die aus Zauberhänden als ein Spiel der Zauberei hingewälzt schienen.“ Jean Paul hat sich mit folgenden Sätzen im Fremdenbuch des Münchschen Gasthofs in Wonsees verewigt: „Zum Andenken an diese artig auseinander gebrochene Schweiz, wahrscheinlich von Riesen, um sich ein wenig damit zu steinigen.“ 1828 schrieb Friedrich Kind, der Textdichter des „Freischütz“: „Der kalte Schauer des höchsten Entzückens durchzitterte unsere Gemüter, als wir eintraten in den wundervollen Hain, der an Naturschöne ein Elysium, von der Kunst zu einem zweiten Himmel gezaubert wurde.“

Öffnungszeiten der Museen und Burgen:

Ebermannstadt: Heimatmuseum. Im Bürgerhaus

Bahnhofstr. 5 März–Oktober: Mi 15–18h, So und Feiertage 14–17h Tel.: 09194 50640

Tüchersfeld: Fränkische Schweiz-Museum

Am Museum 5 Di–So 10–17 h, November bis März So 13.30–17h Tel.: 09242 1056

Burg Gößweinstein

Burgstr. 30 Ostern–Ende Oktober tägl. 10–18h Tel.: 09242 2999891

Burg Waischenfeld. Burgschänke.

Schlossberg 20 Besuch auf Anmeldung: Tel. 09202 970447


Empfohlene Zitierweise

Frank Piontek: “Mit den Romantikern durch die Fränkische Schweiz” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_507-mit-den-romantikern-durch-die-fs/, Stand 19.09.2019

Quellen und weiterführende Literatur

  • ALBUM DER FRÄNKISCHEN SCHWEIZ. Neun Stahlstiche. Souvenir de la belle contrée de la Franconie nommée La Suisse Franconienne. Neuf graviers sur acier (1840). – München, Erlangen. (= http://digital.bib/bvb.de/webclient/DeliveryManager?custom_att_2=simple_viewer&pid=525194)
  • BÜTTNER, Heinz (2013): Sagen, Legenden und Geschichten aus der Fränkischen Schweiz (= Die Fränkische Schweiz – Landschaft und Kultur. Schriftenreihe des Fränkische Schweiz-Vereins, Bd. 5). 10. Auflage. – Erlangen.
  • DÖTTL, Erich und Toni WELZLBACHER (1998): Die Heiligen des Friedrich Theiler (= Die Fränkische Schweiz – Landschaft und Kultur. Schriftenreihe des Fränkische Schweiz-Vereins, Bd. 12). – Erlangen.
  • ECKERT, Toni (Hg., 1994): Die Entdeckung der Fränkischen Schweiz durch die Romantiker, in: Forchheim: Kulturamt des Landkreises Forchheim.
  • ECKERT, Toni und Manuela KRAUS (2015): Die Burgen der Fränkischen Schweiz. 2. Auflage. – Forchheim.
  • FREIHERR VON MÜNSTER, Franz Karl (1822): Die Ehrenbürg bei Forchheim. Ein Walburgis-Geschenk für Dahin-Reisende. – Bamberg 1822 (Faksimilenachdruck Erlangen 1981 = Bibliotheca Franconia, Bd. 7).
  • GASSELEDER, Klaus (2000): LiteraTourLand Franken (= Reihe ars vivendi). – Cadolzburg.
  • GEBIETSAUSSCHUß FRÄNKISCHE SCHWEIZ (Hg., 1993): Ludwig Richter in Franken. 19. Juni 1993 – 15. August 1993 Pfalzmuseum Forchheim. –Forchheim.
  • KOEPPEL, Johann Gottfried (1793): Die Eremitage zu Sanspareil. Nach der Natur gezeichnet und beschrieben. – Erlangen.
  • KÖPPEL, Johann Gottfried (1795): Beschreibung der neuentdeckten Rosenmüllershöhle bei Muggendorf in Franken. Nebst Nachrichten von den übrigen sehenswürdigen Höhlen in dortiger Gegend. – Erlangen.
  • ROSENMÜLLER, Johann Christian (1804): Die Merkwürdigkeiten der Gegend um Muggendorf. – Berlin.
  • ROTHBARTH, Th. & C. KAEPPEL (Hg., 1840): Die Fränkische Schweiz. Cyclus der intereßantesten Punkte aus der Umgegend von Muggendorf und Streitberg. Sechzehn in Ton gedruckte Lithographien. Nach Originalzeichnungen von C. Kaeppel lithographirt von Th. Rothbarth. – Nürnberg.
  • TAUSENDPFUND, Walter (2013): Die Fränkische Schweiz. Entdeckung einer reichen Kulturlandschaft. – Bayreuth.
  • TIECK, Ludwig, Wilhelm Heinrich WACKENRODER u. a. (1993): Pfingst-Reisende in das Muggendorfer Gebirg und die Fränkische Schweiz (= Die Fränkische Schweiz – Landschaft und Kultur. Schriftenreihe des Fränkische Schweiz-Vereins, Bd. 7). – Erlangen.

Bildnachweise

  • Titelbild: Burg Neideck. (Quelle: Album der Fränkischen Schweiz 1840)
  • Vorschaubild: Egloffstein. (Quelle: Gezeichnet von C. Kaeppel, graviert von Th. Rothbarth (1840))