Die „schönsten Geotope“ und Naturdenkmale in der Fränkischen Schweiz

Von Andreas Peterek – 09/2019

Die Exkursionsroute führt durch das Gebiet des Naturparks Fränkische Schweiz-Veldensteiner Forst (2018 Umbenennung in Fränkische Schweiz-Fränkischer Jura) und teils durch den westlichen Teil des Geoparks Bayern-Böhmen. Mehrere Exkursionsziele gehören zu den „schönsten Geotopen“ Bayerns, wie sie das Bayerische Landesamt für Umwelt betitelte. Das Landschaftsbild um Pottenstein einschließlich Tüchersfeld ist eines von 77 deutschlandweit ausgewiesenen Nationalen Geotopen. Die Fahrtroute streift auch eine der drei Schauhöhlen der Fränkischen Schweiz (Sophienhöhle).

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Einführung

Die Erdgeschichte der Fränkischen Schweiz umfasst mehr als 200 Mio. Jahre, wenn man auch die Entwicklung der Landschaft selbst hinzuzählt. Der Zeitraum, der erforderlich war, die Sedimente bzw. Sedimentgesteine insbesondere des Juras hervorzubringen, betrug rund 70 Mio. Jahre. Die Jurazeit beginnt mit dem Ende der Trias (Rhät) vor rund 205 Mio. Jahren und endet mit Beginn der Kreide vor rund 135 Mio. Jahren. Das Besondere dieser Zeit ist, dass sie die längste Phase des Erdmittelalters (Mesozoikums) darstellt, in der Mitteleuropa ohne Unterbrechung von einem Meer überflutet war. Dieses hat eine marine Schichtenfolge von bis zu 600 Metern hinterlassen, die sich in die Abschnitte Lias (Schwarzer Jura), Dogger (Brauner Jura) und Malm (Weißer Jura) gliedern lässt (POPP, BITZER, PORADA 2019). Die in der Oberkreide einsetzende Überdeckung dieses Karstreliefs konserviert in Teilen die ältesten Reliefformen Mitteleuropas. Dieses wird erst während der späteren Tertiärzeit und im Quartär durch die Hebung der Frankenalb wieder freigelegt und unterliegt seitdem einer fortgesetzten Verkarstung. Mehrfache Verkarstung zu unterschiedlichen geologischen Zeiten, einhergehend mit tektonischen Bewegungen und gesteinsbedingt unterschiedlicher Abtragung, haben heute ein komplex zusammengesetztes Relief geschaffen. Zur Entstehung der Schichtstufen und Höhlen sei auf die diesbezüglichen Kapitel verwiesen.

  • Technische Hinweise: Exkursion mit dem Pkw mit einer Länge von 105 km. An den thematischen Haltestationen sind jeweils kürzere Abstecher, in einem Fall etwas länger als 5 km, zu Fuß vorgesehen.
  • Exkursionsdauer: 1 Tag. Diese Zeit ist kalkuliert auf der Basis eines Besuchs der ausgearbeiteten Besuchspunkte, ohne mögliche Ergänzungen (Tipps).
  • Möglichkeiten zum Einkehren: Da Behringersmühle etwa in der Mitte der Exkursion liegt, wird eine Einkehr hier empfohlen: Gasthof zur Behringersmühle oder Gasthof Frankengold oder Restaurant-Hotel Behringers.
  • Abkürzungsmöglichkeiten (bei Zeitknappheit): Auslassen von Station 1 (Mistelbach), 4 (Hohenmirsberger Platte), 5 (Sophienhöhle), 7 (Pottenstein), 9 (Dooser Wasserfall) und 10 (Druidenhain) – und damit Konzentration auf die vier als die schönsten Geotope Bayerns klassifizierten Objekte: Nr. 3 (Tongrube Mistelgau), 6 (Felseninsel Tüchersfeld), 8 (Riesenburg) und 11 (Walberla und Naturdenkmal Steinerne Frau).

Exkurs: Geotop und Geotop-Schutz

Geotope sind „Gebilde der unbelebten Natur, die Einblicke in die Erdgeschichte, einschließlich der Entstehung und der Entwicklung des Lebens auf der Erde“ geben (Bundesamt für Naturschutz 1996). Sie können dabei ganz unterschiedlicher Natur sein, vom unscheinbaren, kleindimensionierten Aufschluss bis hin zu imposanten, mächtigen Felswänden oder Felsbastionen. Dabei ist es gleichgültig, ob ein Geotop natürlich oder durch den Eingriff des Menschen entstanden ist. Selbst Landschaftsformen wie Dolinen, Höhlen, Täler oder dergleichen können Geotope darstellen. Wie die Textseiten eines Buches erst in ihrer Gesamtheit eine Geschichte erzählen, so fügen sich die aus mehreren Geotopen ableitbaren geologischen Zusammenhänge zur Erdgeschichte einer Region zusammen. So sind die Geotope weltweit das Archiv der Geschichte der Erde über mehr als vier Milliarden Jahre hinweg. Die Bedeutung einzelner Geotope kann sehr unterschiedlich sein, vorrangig abhängig davon, wie einzigartig sie sind. Geotouristisch bedeutend sind vor allem Geotope mit besonderer Ästhetik und Infrastruktur.

In fast allen Bundesländern werden Geotope heute durch die geologischen Landesdienste in Geotop-Katastern erfasst. Im Geotop-Kataster des bayerischen Landesamtes für Umwelt finden sich zum Stand 2018 mehr als 3.000 Geotope, die über den Umweltatlas Bayern im Internet mit umfangreichen Informationen abrufbar sind (siehe www.geotope.bayern.de). Die Erfassung der Geotope in einem landesweiten Kataster bedeutet jedoch in aller Regel keinen gesetzlichen Schutzstatus. Einen solchen erhält ein Geotop jedoch durch Ausweisung als Naturdenkmal.

In den Jahren 2001 bis 2011 wurden in Bayern durch das bayerische Umweltministerium und das Landesamt für Umwelt (LfU) die 100 schönsten Geotope von Bayern gekürt. Diese wurden aufgrund der oben genannten Kriterien (Einzigartigkeit für die Erdgeschichte Bayerns, Ästhetik, Erreichbarkeit) ausgewählt. Hinzu kam, dass anhand der 100 Objekte die Erdgeschichte Bayerns annähernd vollständig repräsentiert werden sollte. Die Geotope wurden mit großformatigen Schautafeln ausgestattet. Ausführliche Informationen sind auch über die Internetseiten des LfU abrufbar. Zusätzlich ist eine umfassende Buchpublikation erschienen (Landesamt für Umwelt 2011).


Exkurs: Stratigraphie

Die Gliederung einer Schichtenfolge bezeichnet man als Stratigraphie. Diese erfolgt in der Fränkischen Schweiz einerseits unter Zuhilfenahme der reichlich vorhandenen und zum Teil für einzelne Schichten sehr charakteristischen Fossilien und ihres damit feststehenden Alters (Chronostratigraphie) sowie andererseits auf der Basis der Gesteinsmerkmale (Lithostratigraphie). Süddeutschland war zu Beginn der geologischen Wissenschaften ein klassisches Gebiet der JuraStratigraphie. Die Gliederung in Lias, Dogger und Malm und ihre weitere Unterteilung in Abschnitte, die jeweils mit den griechischen Buchstaben alpha bis zeta gekennzeichnet sind, basierte dabei auf den im Gelände gut nachvollziehbaren Gesteinswechseln (Formationen), z. B. von Ton- zu Sandstein, also auf der Lithostratigraphie. Da sich diese Gliederung nur auf die Verhältnisse in Süddeutschland beziehen lässt, werden die alten stratigraphischen Bezeichnungen (Lias-alpha bis -zeta, Dogger-alpha bis -zeta, Malm-alpha bis -zeta) mehr und mehr durch die international üblichen Benennungen ersetzt. Diese Gliederung wurde jedoch weitgehend außerhalb von Süddeutschland festgelegt, so dass die international festgelegten (chronostratigraphischen) Grenzen meist nicht mit den lithostratigraphischen Formationsgrenzen in der Fränkischen Schweiz übereinstimmen.


Die erste Station der Exkursion liegt in Mistelbach. Von Bayreuth kommend kurz nach dem Ortsbeginn nach einer scharfen Rechtskurve nach links abbiegen in die Bahnhofstraße (und dem Hinweis auf den Gasthof Bergschloss folgen). Ein Parkplatz befindet sich nach rund 300 Metern in der Bahnhofstraße (Abb. 1).

Hirtenstein und Sattlerstein sind typische Beispiele für zahlreiche Felsformationen in der westlichen Umgebung von Bayreuth am Rande der östlichen Jura-Schichtstufe des fränkischen Juras (hier die Rhätolias-Stufe). Durch die Eintiefung des Mistelbaches sind die Sandsteine der Bayreuth-Formation angeschnitten und bilden steile Felswände bzw. am Hang freistehende Felsen. An den Felswänden lassen sich sehr gut die typischen Ablagerungsstrukturen des ehemaligen Flusses erkennen, der vor rund 200 Mio. Jahren die Sande aus südlicher Richtung hierher gebracht hat.

Zum Hirtenstein gelangt man vom Parkplatz aus nach weniger als 100 m an der Ecke Pfarrgasse/ Bahnhofsstraße, wo sich der Aufschluss befindet.

Station 1: Mistelbach, Naturdenkmal Hirtenstein zur Kartenansicht >>

Abb. 1:  Mistelbach: Parkplatz und Fußstrecken zum Hirtenstein und zum Sattlerstein.
Abb. 1: Mistelbach: Parkplatz und Fußstrecken zum Hirtenstein und zum Sattlerstein. (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Hier am Hirtenstein, aber ebenso an der zweiten zu besuchenden Lokalität des Sattlersteins sind sogenannte Bröckellöcher typische Klein-Verwitterungsformen, die man auch als Waben-, Loch- oder Galerieverwitterung bezeichnet. Sie sehen an den Gesteinsoberflächen aus wie Bienenwaben und sind meist – an der Schichtung orientiert – zeilen- und netzförmig angeordnet. Ihre Größe beträgt wenige Zentimeter im Durchmesser (Abb. 2). Über die Entstehung der Bröckellöcher ist viel diskutiert worden. Einige Autoren vermuten die Bildung einer äußeren Kruste (z. B. durch den Sog von Mineralstoffen an die Gesteinsoberfläche) und eine darunter wirkende Aushöhlung durch chemische Vorgänge. Eine ausgeprägte Kruste lässt sich allerdings in der Regel nicht feststellen. Dagegen sind die Stege zwischen den Hohlräumen durch Kieselsäure, Kalk oder Eisenverbindungen fester zementiert als durchschnittlich der Kornzusammenhalt im Gestein. Das bedeutet, dass oberflächennah durch chemische Prozesse Bindemittel gelöst und mobilisiert wird und sich (oft gebunden an Risse, Schichtung) netzartig konzentriert und wieder ausgefällt wird. Während die entfestigten Partien nun herausbröckeln, bilden die verfestigten Stege das Netzwerk dieser Verwitterungsform.

Abb. 2: Bröckellöcher im Sandstein am Hirtenstein
Abb. 2: Bröckellöcher im Sandstein am Hirtenstein (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Vom Parkplatz aus geht es auf der Bahnhofstraße weiter bergab, der Linkskurve folgen (an der Stelle des ehemaligen Kreuzens der Bahnlinie). Nach Überquerung des Mistelbaches wird die Forkendorfer Straße erreicht, wo direkt nach dem Bach rechts in den Fahrweg eingebogen werden muss, vorbei an der ehemaligen katholischen Kirche. Dann auf einem Fußweg nach links und den Hang hinauf (Wanderweg mit der Markierung Blaues Kreuz auf weißem Grund). Ab Parkplatz etwa 500 m.

Station 2: Mistelbach, Naturdenkmal Sattlerstein zur Kartenansicht >>

Abb. 3:  Der Sattlerstein bei Mistelbach
Abb. 3: Der Sattlerstein bei Mistelbach (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Am Sattlerstein ist man leicht geneigt, eine tektonische Verstellung der Schichtung oder eine Rutschung anzunehmen. Es handelt sich jedoch tatsächlich um sehr großdimensionierte Schrägschichtungskörper breiter Fließrinnen. Gut zu erkennen ist auch, wie sich zunächst jüngere Rinnen in diese Ablagerungen eingeschnitten haben und diese nachfolgend unter veränderter Fließ- und Transportrichtung wieder mit schräggeschichteten Sanden verfüllt wurden.

Am Sattlerstein weiter dem Wanderweg folgen. Nach wenigen Hundert Metern prägt eine unruhige Landoberfläche den lichten Kiefernwald. Halden, Löcher und isolierte, offensichtlich bearbeitete Felsblöcke zeigen, dass es sich um ein altes Abbaugebiet des Sandsteins handelt. Die Steinbrüche sind parzellenartig angeordnet, was darauf schließen lässt, dass sich darin ehemals zugewiesene Abbauareale widerspiegeln.

Von hier aus geht es zurück zum Pkw.


Exkurs: Bayreuth-Formation und Bayreuther Bausandstein

Gegen Ende der Trias rückt ein flaches Meer über die sogenannte Hessische Senke schrittweise immer weiter nach Süden vor. Zu Beginn des Juras erreicht die Meerestransgression diese Region und drängt dabei das aus Süden in das Meer vorstoßende sandige Flussdelta (Fränkisches Mississippi-Delta) zurück. Dieses wird schrittweise noch während des tieferen Lias (Lias-alpha) vollständig überflutet. Diese Ablagerungen bzw. die daraus entstandenen Sandsteine werden heute als Bayreuth-Formation bezeichnet, früher auch als Rhätolias-Sandstein (BLOOS 2009, ZAPF & PETEREK 2015). Die ebenfalls veraltete Bezeichnung Gümbel’scher Sandstein ehrt einen der Altväter der Geologie Bayerns, Carl Wilhelm von Gümbel. In die Sandsteine in Linsen eingeschaltet sind an Pflanzenfossilien reiche Ton- und Siltlagen. Ihre Bearbeitung von Bayreuth aus gehört am Anfang des 18. Jahrhunderts zum Beginn der Paläobotanik als wissenschaftliche Disziplin. Die Pflanzenfossilien entstammen einer üppigen Vegetation in einer küstennahen tropischen Sumpflandschaft. Ihre paläobotanische Bestimmung macht es möglich, die Bayreuth-Formation stratigraphisch in den tieferen Lias-alpha einzuordnen. Aus dieser Formation stammen die Funde einer der weltweit größten Sammlung an Pflanzenfossilien dieser Zeit im Urwelt-Museum Oberfranken in Bayreuth (Sammlung Hauptmann).

Die Sandsteine der Bayreuth-Formation sind die typischen Bayreuther Bausteine der Vergangenheit. Sie wurden in vielen Brüchen in der westlichen Umgebung von Bayreuth über Jahrhunderte hinweg abgebaut. Aus ihnen wurden in Bayreuth die historisch bedeutsamen Sandsteingebäude in der Innenstadt erbaut, darunter das Markgräfliche Opernhaus (heute Welterbe), die Stadtkirche und die Gebäude in der Friedrichstraße. Auch in den Gemeinden außerhalb Bayreuths wurde der Sandstein für viele Gebäude benutzt. Steinbrüche in der Bayreuth-Formation sind heute nicht mehr aktiv. Allerdings ist der Sandstein in vielen Bereichen südlich von Bayreuth tiefgründig entfestigt und wird dann auch heute noch z. B. in Forkendorf als Sand abgebaut.


Über die Staatsstraße 2185 geht es weiter nach Mistelgau. Dort entlang der Hauptstraße bis zum Kreisverkehr am Rathaus und an der dritten Ausfahrt in Richtung Creez (Culmer Straße) weiterfahren. Nach einer scharfen Rechtskurve erreicht man nach ca. 450 Metern die Anhöhe mit Parkplatz vor der Informationstafel Bayerns schönste Geotope. Die Begehung in der Tongrube erfolgt auf unbefestigten Wegen.

Station 3: Tongrube Mistelgau zur Kartenansicht >>

Hinweis: Der Zugang zur Grube und das Aufsammeln von Fossilien wird durch die Gemeinde Mistelgau, die Eigentümerin der Grube ist, zurzeit geduldet. Fossilien dürfen allerdings nur mit einfachen Werkzeugen (Geologenhammer), in keinem Fall mit Pickeln, Schaufeln oder Maschinen, und für den eigenen Gebrauch in kleinen Mengen gesammelt werden. Das Aufsuchen von Fossilien für kommerzielle Zwecke ist untersagt. Solange sich Besucher der Grube daran halten, wird diese Regelung vorerst bestehen bleiben. Die Gemeinde behält es sich jedoch vor, Besuchs- und Sammlungsmöglichkeiten jederzeit wieder einzuschränken. Die wissenschaftlichen Ausgrabungsbereiche dürfen nicht betreten werden.

Prädikat: Die Fossiliengrube Mistelgau gehört seit 2011 zu den 100 schönsten Geotopen von Bayern. Aufgrund ihres außerordentlichen Fossiliengehaltes ist die Tongrube im besonderen Maße schützenswert.

Abb. 4: Blick über das stillgelegte Ziegeleigelände mit der Tongrube Mistelgau
Abb. 4: Blick über das stillgelegte Ziegeleigelände mit der Tongrube Mistelgau (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Zur Geschichte der Tongrube: Die Tongrube Mistelgau ist eine der bekanntesten Fossilienfundorte Nordostbayerns (SCHULBERT 2001a, SIMONSEN 2013b). Entstanden ist die Grube durch den Abbau der Tone für die Herstellung von Ziegeln seit 1923 (DIENER 2013). Sie war mit Ausnahme der Jahre von 1941 bis 1948 bis in das Jahr 2005 in Betrieb (Abb. 5). Seit Einstellung des Abbaus und der Ziegelherstellung liegt die Grube brach. Während die Flächen des ehemaligen Ziegeleigeländes heute bereits in andere Industrie- und Gewerbeflächen umgewandelt wurden, ist die Folgenutzung der Abbaugrube bis heute nicht geklärt. Pläne, sie langfristig für wissenschaftliche, pädagogische und touristische Zwecke zu nutzen, konnten bislang nicht umgesetzt werden – was in erster Linie an einer mangelnden Bereitschaft öffentlicher Stellen zur Übernahme einer Trägerschaft liegt. Seit vielen Jahren wird in der Grube durch das Urwelt-Museum Oberfranken in Bayreuth wissenschaftlich gegraben. Hervorragend präparierte Fossilien aus Mistelgau sind heute im Urwelt-Museum in Bayreuth ausgestellt. Der Geopark Bayern-Böhmen bietet Führungen zu festen Terminen und auf Anfrage in die Tongrube an. Um die Bedeutung und Schutzwürdigkeit der Tongrube Mistelgau herauszustellen, wurde diese 2011 in die Reihe der 100 schönsten Geotope von Bayern aufgenommen. Seit 2017 gibt es in der Grube zusätzliche Informationstafeln. Schon vor Beginn des Abbaus der Tone gab es in Mistelgau einen Bergbau. Nördlich der heutigen Grube versuchte man Anfang der 1920er Jahre das Bitumen aus den Posidonienschiefern (Ölschiefern, Lias-epsilon) im Liegenden, d.h. unterhalb der für die Ziegelherstellung nutzbaren Tone, zu gewinnen. Der Ölanteil in den Schiefern war allerdings mit nur 6 % nicht wirtschaftlich, sodass man das Vorhaben schnell wieder aufgab. Abgebaut wurden die Ölschiefer damals untertage.

Abb. 5: Schrägluftbild der Tongrube Mistelgau mit Ziegelei und Schornstein aus dem Jahr 1994
Abb. 5: Schrägluftbild der Tongrube Mistelgau mit Ziegelei und Schornstein aus dem Jahr 1994 (Quelle: Bildarchiv Walter Diener)

Zur Geologie der Grube: Nach den zunächst sandigen Ablagerungen des tiefen Lias setzten sich in Süddeutschland wie auch in der Fränkischen Schweiz vor allem Tone ab. Den dunklen Tonen des Lias-beta (Oberes Sinemurian, ca. 10 m) folgen im Lias-gamma (Unteres Pliensbachium) Tone mit eingeschalteten Mergeln und Kalkbänken (Numismalis-Schichten, ca. 5 m). Das Meer wurde zu diesem Zeitpunkt etwas flacher und war gut durchlüftet. Der nachfolgende Amaltheenton (Lias-delta, Oberes Pliensbachium) zeigt dagegen wiederum ein tieferes und stilleres Ablagerungsmilieu an. Die Ablagerungen sind 30-50 m mächtig. Im Lias-epsilon (Posidonienschiefer, Unteres Toarcium) wird das Meeresbecken vom offenen Weltmeer abgeschnürt und der fehlende Austausch zwischen oberen und unteren Wasserschichten (u. a. Sauerstoff) führt zu lebensfeindlichen (euxinischen) Lebensbedingungen am Meeresboden. Abgelagert werden zu dieser Zeit dunkle Ölschiefer mit eingeschalteten bituminösen Kalkbänken. Der Lias-zeta mit seinen ton- und fossilienreichen Mergeln (Jurensis-Schichten, Oberes Toarcium) bilden den Abschluss des Schwarzen Juras. Lias-epsilon und -zeta umfassen zusammen etwa 15 m, der gesamte Lias 70–100 m.

Abb. 6: Tongrube von Mistelgau: Heute ein Ort der Information über Fossilien
Abb. 6: Tongrube von Mistelgau: Heute ein Ort der Information über Fossilien (Quelle: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Im heute zugänglichen Teil der Tongrube Mistelgau sind die oberste Lage der Posidonienschiefer (Lias-epsilon, Unteres Toarcium) mit dem Belemnitenschlachtfeld, der Jurensismergel (Oberes Toarcium) sowie mehrere Meter des Opalinustons (Unteres Aalenium) aufgeschlossen. Auf den Halden innerhalb der Grube liegen teils wie nasse Bücher auffächernde Schiefer sowie Tonsteine, Kalkmergel und Kalksteine aus dem Lias-epsilon. Sie stammen aus einer Probegrabung im nordöstlichen Teil der Grube, mit der man 2003 und 2005 auf einer Fläche von 30 x 50 Metern bis in den Lias-delta (Amaltheenton) hinuntergegangen ist, um diesen ggf. abzubauen.

Posidonienschiefer-Formation (Lias-epsilon, Unteres Toarcium): Die Posidonienschiefer sind in der Umgebung von Mistelgau nur ca. 4 Meter mächtig. In der Tongrube finden sie sich unterhalb der Grubensohle (nicht mehr zugänglich) bzw. in dem zu den Halden aufgeschütteten Aushub aus der Probegrabung. Aufgrund der sauerstoffarmen, lebensfeindlichen Bedingungen in dem 100 bis 200 Meter tiefen Meer des Lias-epsilon fehlten an dessen Grund die Bodenwühler. Dadurch blieb das feinschichtige Ablagerungsgefüge in den Gesteinen erhalten, was zur Ausbildung von blättrigen Kalk-Mergelschiefern (Papierschiefer) und feinlaminierten Kalksteinen führte. Sowohl das fehlende Bodenleben wie auch das Fehlen von Aasfressern und die Abwesenheit von Sauerstoff haben zu der teils hervorragenden Erhaltung von Fossilien in den Posidonienschiefern geführt. In den Papierschiefern sind flachgepresste Abdrücke von Muscheln (v. a. Pseudomytiloides) und Ammoniten sehr typisch. Hin und wieder finden sich auch Fischreste, Knochen und Belemnitenrostren. Aus dem unteren Bereich der Posidonienschiefer stammen bis zu einem Meter große Kalkkonkretionen (Laibsteine, Siemensi-Knollen). Auch wenn diese überraschenderweise überwiegend fossilarm sind, konnten aus ihnen doch einige Versteinerungen geborgen werden, darunter Ammoniten der Gattungen Harpoceras und Lytoceras, Belemniten, verschiedene Insekten, Hölzer, Fische wie Lepidotes, Dapedium, Proleptolepis und Pholidophorus sowie Wirbel und Knochen verschiedener Meeresreptilien (SIMONSEN 2013). Im höheren Teil der Posidonienschiefer treten mehrere, ebenfalls fossilführende Kalkbänke auf (Höckerbank, Monotisbank). Die Monotisbank besteht fast ausschließlich aus Schalen der Muschel Meleagrinella substriata (früher Pseudomonotis). Aus der Monotisbank stammen Ende der 1950er Jahre gefundene Knochenreste eines Flugsauriers, des Dorygnathus mistelgauensis. Dieser wurde 1971 als eine eigene Art beschrieben und befindet sich heute im Urwelt-Museum in Bayreuth. Die berühmteste Lage in der Tongrube Mistelgau ist das nur ein bis sechs Zentimeter starke Belemnitenschlachtfeld, mit dem die Posidonienschiefer nach oben abschließen. Es diente während des Abbaubetriebes als tragfähiger Untergrund und damit als Grubensohle. Durch das langjährige Befahren mit schweren Fahrzeugen und durch unverhältnismäßiges Bearbeiten des Horizontes mit schwerem Gerät durch einzelne Sammler ist das Schlachtfeld heute zwar größtenteils in einem sehr schlechten Zustand, doch nach wie vor eines der schützenswertesten Naturobjekte der Region. Daher gilt: Belemniten aufsammeln ist in Ordnung, Teile mit Hammer oder gar mit größerem Gerät herauszuschlagen kommt der Zerstörung dieses bedeutenden Geotops gleich.

Das Belemnitenschlachtfeld besteht aus Millionen von Belemniten-Rostren. Das Rostrum ist ein pfeilförmiger Teil des Innenskeletts eines Belemniten und diente dem Tier als Gegengewicht zum Auftrieb. Bei den Belemniten in der Tongrube Mistelgau bestand das Rostrum aus radialstrahligem Calcit. Immer wieder wird das massenhafte Auftreten der Belemniten in einer Fundschicht diskutiert. Einige Theorien sehen die Ursache in einer großen Katastrophe, z. B. durch gigantische Methanausbrüche und damit die Vergiftung jeglichen Lebens im Meer. SCHULBERT (2001), der das Belemnitenschlachtfeld in Mistelgau eingehend untersucht hat, sieht seine Entstehung im Zusammenhang mit küstenparallelen Strömungen am Grund des damaligen Meeres. Durch diese wurden die feinen Tonpartikel vom Meeresboden aufgewirbelt und verfrachtet, während die verhältnismäßig schweren Rostren liegen blieben. Über eine Zeit von mehreren Jahrzehntausenden haben sich die Belemnitenrostren hierdurch angereichert. Tatsächlich kann man auf dem Belemnitenschlachtfeld in der Tongrube immer wieder eine Einregelung der Rostren beobachten. Eine solche Schicht, die durch die Strömungen sehr wenig Sediment hinterlässt, jedoch einen großen Zeitraum überspannen kann, bezeichnen Geowissenschaftler als Kondensationshorizont. Unmittelbar über dem Belemnitenschlachtfeld bzw. eng mit ihm verknüpft, folgt die Schicht mit den spektakulären Funden von unzähligen Wirbellosen, Fischen und mehr oder weniger vollständig erhaltenen Skeletten von Fischsauriern, Meereskrokodilen und Plesiosauriern. Sie ist nur wenige Zentimeter mächtig. Seit Neueröffnung des Urwelt-Museums in Bayreuth werden diese Funde durch das Museum geborgen, präpariert und ausgestellt.

Jurensismergel-Formation (Lias-gamma bis -zeta, Oberes Toarcium) Die über dem Belemnitenschlachtfeld abgelagerten Jurensismergel (ca. 3,5 m) lassen sich im frischen Zustand kaum von dem darüber folgenden Opalinuston (Unteres Aalenium) unterscheiden. Je nach Verwitterungsgrad kann diese Schichtgrenze als Farbwechsel von blaugrauen Jurensismergel zu den gelbbraunen Opalinustonen markiert sein. Im oberen Teil der Jurensismergel sind Pyritkonkretionen häufig, in den unteren Bereichen kommen Steinkerne von Ammoniten aus Phosphorit vor.

Opalinuston-Formation (Lias-alpha, Unteres Aalenium) Die Tonmergel der Opalinuston-Formation waren der hauptsächlich für die Ziegelei-Herstellung abgebaute Rohstoff. Ihr Fossilinhalt ist allgemein recht spärlich, doch sind im Grenzbereich zur unterlagernden Jurensismergel-Formation Ammoniten in Form pyritisierter Steinkerne sehr häufig. Neben den Belemniten sind diese bei Hobbysammlern die beliebtesten Fossilien der Tongrube. Da sich Pyrit an der Luft im Beisein von Feuchtigkeit jedoch rasch zersetzt, zerfallen die Fossilien ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen meist innerhalb weniger Jahre. Sie müssen daher bei möglichst geringer Luftfeuchtigkeit und konstantem Raumklima gelagert werden.


Abb. 7: Reliefbild des Ahorntals mit Blickrichtung nach Norden, die Farben korrespondieren mit der Höhenlage (vgl. Farbskala)
Abb. 7: Reliefbild des Ahorntals mit Blickrichtung nach Norden, die Farben korrespondieren mit der Höhenlage (vgl. Farbskala) (Grafik: GEOPARK Bayern-Böhmen, Daten-Grundlage: DGM aus SRTM-Mission, www.usgs.gov)
Abb. 8: Geologisches Profil durch die östliche Frankenalb-Mulde (Hollfelder Graben) und den Ahorntal-Sattel (Ailsbach-Sattel) über die Waischenfelder Störung (als Teilelement der Hollfelder Störung)
Abb. 8: Geologisches Profil durch die östliche Frankenalb-Mulde (Hollfelder Graben) und den Ahorntal-Sattel (Ailsbach-Sattel) über die Waischenfelder Störung (als Teilelement der Hollfelder Störung) (Quelle:GEOPARK Bayern-Böhmen, nach MEYER u. SCHMIDT-KALER 1992)

Exkurs: Die geologische Struktur des Ahorntales

Nach der Ortsdurchfahrt von Glashütten sind entlang der Straße Felsen aus Eisensandstein (Dogger-beta) zu sehen. Nach Überwindung der Passhöhe zwischen Glashütten und Volsbach fährt man in den weiten Kessel des Ahorntals hinein (Abb. 7).

Das Ahorntal wird kranzförmig von Höhen bestehend aus Eisensandsteinen (Dogger-beta) umschlossen. Es verengt sich nach Südwesten immer mehr und der Ailsbach, der als Zusammenfluss mehrerer Bäche, das Ahorntal entwässert, muss sich ab Kirchahorn in ein markantes Tal eintiefen. Während der Kern des Ahorntals aus Gesteinen vom Lias-delta (Amaltheenton) bis zum Dogger-alpha (Opalinuston) besteht, tritt der Ailsbach etwa einen Kilometer südwestlich Kirchahorn in Gesteine des Malms ein. Hier liegt das geologisch ältere Gestein höher als das geologisch jüngere. Dies erklärt sich mit der tektonischen Heraushebung des Ailsbacher Sattels gegenüber der Frankenalb-Mulde entlang der Waischenfelder Störung (siehe Abb. 8). Aus der geologischen Struktur des Ahorntals erklärt sich auch der kesselförmige Kranz des Talraumes. Durch die Aufwölbung wurden die schützenden Sandsteine des Dogger-beta im Kern abgetragen und die Erosion in die Tiefe hatte dort gegenüber den Tonsteinen des Dogger-alpha bis Lias-delta ein leichtes Spiel. Dort, wo der Ailsbach über die Waischenfelder Störung in den Malm eintritt, bedingen dessen Kalksteine das enge Tal.

Die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Böden des Ahorntales hat diesem die Bezeichnung als Heukammer eingetragen.


Auf der Staatsstraße 2185 über Glashütten nach Volsbach, nach weiteren 3 km links abbiegen nach Poppendorf und weiterfahren bis zur Straße Muthmannsreuth – Hohenmirsberg. Dort nach rechts bis zur Hohenmirsberger Platte. Die Straße führt über den östlichen Kranz der geologischen Struktur des Ahorntales. Der Halt erfolgt am Parkplatz des Aussichtsturms.

Station 4: Hohenmirsberger Platte zur Kartenansicht >>

Zugang: Der Aussichtsturm und das Informationszentrum Hohenmirsberger Platte liegen nur wenige Schritte vom Parkplatz entfernt. Der Zutritt zu beiden ist kostenlos.

Hinweis: Auf der Hohenmirsberger Platte gibt es einen privat betriebenen Fossilienklopfplatz. Öffnungszeiten bei der Touristinformation Pottenstein erfragen. Der Steinbruch auf der Hohenmirsberger Platte kann nicht betreten werden (Lebensgefahr!).

Das jederzeit zugängliche GEO-Informationszentrum auf der Hohenmirsberger Platte erläutert anhand mehrerer großformatiger Schautafeln die Geologie der Umgebung und des nahegelegenen Steinbruchs.

Abb. 9: Aussichtsturm auf der Hohenmirsberger Platte mit dem GEO-Informationszentrum im Vordergrund
Abb. 9: Aussichtsturm auf der Hohenmirsberger Platte mit dem GEO-Informationszentrum im Vordergrund (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Die Aussicht vom 28 Meter hohen, hölzernen Turm (Plattform 22 m, Abb. 9) ermöglicht bei geeignetem Wetter eine hervorragende Rundumsicht auf die verschiedenen Landschaftseinheiten der Fränkischen Schweiz. Die Hohenmirsberger Platte liegt in 618 m Meereshöhe. Sie ist damit der höchste Punkt der Fränkischen Schweiz und einer der höchsten Erhebungen der nördlichen Frankenalb überhaupt, die geologische Situation zeigt Abb. 10.

Abb. 10: Geologisches Profil durch die Hohenmirsberger Platte
Abb. 10: Geologisches Profil durch die Hohenmirsberger Platte (Quelle: GEOPARK Bayern-Böhmen, nach MEYER u. SCHMIDT-KALER 1992)
Abb. 11: Panoramafoto vom Aussichtsturm auf der Hohenmirsberger Platte in Richtung Westen mit Blick über den Ort Hohenmirsberg und die Hollfelder Störungszone
Abb. 11: Panoramafoto vom Aussichtsturm auf der Hohenmirsberger Platte in Richtung Westen mit Blick über den Ort Hohenmirsberg und die Hollfelder Störungszone (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Weiterfahrt nach Hohenmirsberg. Im Ort nach rechts abbiegen in Richtung Steifling. An der querenden Landkreis-Straße BT 27 geradeaus weiter bis nach Steifling. Hier rechts ab und nach 300 m links ab bis nach Zauppenberg und ins Ailsbachtal. Dort links abbiegen und bis zum Parkplatz der Sophienhöhle an der Staatsstraße 2185 fahren. Von hier geht es über einen 300 m langen, steilen Fußweg (rund 40 Höhenmeter) zum Höhleneingang (Abb. 12).

Station 5: Sophienhöhle zur Kartenansicht >>

Hinweis: Die Sophienhöhle ist nicht ganzjährig geöffnet. Von etwa Ende März bis Ende Oktober finden Führungen von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10.30 bis 17 Uhr statt. Weitere Informationen unter www.burg-rabenstein.de.

Thema: Höhlen in der Fränkischen Schweiz am Beispiel der Sophienhöhle

Abb. 12: Parkplatz und Fußweg zur Sophienhöhle (und ggf. zur Ludwigshöhle)
Abb. 12: Parkplatz und Fußweg zur Sophienhöhle (und ggf. zur Ludwigshöhle) (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Der vordere Teil der Sophienhöhle, das Ahornloch, wird erstmals 1490 urkundlich erwähnt. Im Jahr 1833 stieß man bei Erweiterungsarbeiten in der Höhle auf neue, tropfsteingeschmückte Räume (SCHABDACH 1998, 2000). Der damalige Besitzer der Höhle, Graf Franz Erwein von Schönborn-Wiesentheid, ließ die Höhle zu deren Schutz jedoch wieder verschließen. Seit 1834 dient sie jedoch schon als Schauhöhle. Zu Ehren seiner Schwiegertochter Sophie benannte Graf Schönborn die Höhle als Sophienhöhle. Die Höhle gehört mit ihren drei Abteilungen, den domartigen Hallen und ihren verschlungenen Gängen zu den schönsten Schauhöhlen Deutschlands. Geologisch ist die Höhle in kuppelartigen Riffstrukturen entwickelt. Sie hat sich vor allem entlang der markanten Schichtfugen innerhalb des Riffkomplexes entwickelt. Eine erste Vermessung der Sophienhöhle erfolgte 1902. Neuvermessungen in den letzten Jahren zeigen eine Gesamtlänge von rund 900 m, wovon rund 200 m bei den Führungen begangen werden. Der größte der Hallenräume ist mit 42×25×11 m der größte der Fränkischen Schweiz (SCHABDACH 2000). Den Boden der Halle bedecken große Versturzblöcke, die sich entlang einer Bankungsfuge von der Höhlendecke abgelöst haben. Die Versturzmassen sind teils von Tropfsteinen überwachsen.

Abb. 13: Eingangsbereich zur Sophienhöhle
Abb. 13: Eingangsbereich zur Sophienhöhle (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Die Sophienhöhle gehört mit 35 Tierarten zu den faunenreichsten Höhlen der Fränkischen Schweiz (SCHABDACH 2000). Dabei handelt es sich um verschiedene Wurm-, Spinnen- und Insektenarten, von denen die meisten ihr gesamtes Leben in der Höhle verbringen könnten, allerdings auch außerhalb vorkommen. In der Sophienhöhle kommen mit dem Krebs Bathynella und dem Strudelwurm Phagocatta vitta allerdings auch zwei echte Höhlentiere vor (SCHABDACH 2000). Letzterer wurde bislang in der Fränkischen Schweiz ausschließlich in der Sophienhöhle nachgewiesen. Angepasst an das Leben in ewiger Dunkelheit besitzen beide keine Augen und sind nicht pigmentiert.

Abb. 14: Ausstellungsobjekte zum Höhlenbär in der Sophienhöhle
Abb. 14: Ausstellungsobjekte zum Höhlenbär in der Sophienhöhle (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

TIPP: Bei ausreichend Zeit lohnt sich der Besuch der Ludwigshöhle (auch König-Ludwig-Höhle) auf der gegenüberliegenden Talseite. Sie ist in nur wenigen Schritten vom Parkplatz aus zu erreichen.


Exkurs: St. Burkard-Kirche in Oberailsfeld

Die im Jahr 1769 begonnene und 1780 eingeweihte Kirche in Oberailsfeld besitzt eine wegen ihrer Bausteine sehenswerte Fassade. Es handelt sich dabei um beige-gelblich-rostbraune, feinkörnige Sandsteine aus dem Dogger-beta (Eisensandstein). Teils lassen sich sedimentäre Strukturen erkennen, teils zeichnet sich ein durch Wanderung von Eisenlösungen durch das Gestein erzeugtes Farbenspiel in den Gesteinen ab. Vermutlich stammen die Bausteine aus alten Steinbrüchen in den Anstiegen des Ahorntales. Bekannt ist, dass für die ebenfalls aus Eisensandstein erbaute Basilika von Gößweinstein die Naturwerksteine in der Umgebung von Poppendorf und Adlitz gewonnen wurden.

Abb. 15a: Aspekte des Dogger-beta-Sandsteins von Oberailsfeld: Maserung des Sandsteins durch verlagertes Eisen an der Kirche in Oberailsfeld
Abb. 15a: Aspekte des Dogger-beta-Sandsteins von Oberailsfeld: Maserung des Sandsteins durch verlagertes Eisen an der Kirche in Oberailsfeld (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)
Abb. 15b: Fassade der Pfarrkirche
Abb. 15b: Fassade der Pfarrkirche (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Über die Staatsstraße 2185 weiter dem Ailsbachtal talabwärts folgen. Rund 400 m nach dem Ortsende von Oberailsfeld nach links (über Unterailsfeld) nach Tüchersfeld abbiegen. Kurz nach dem Ortsschild am Ortseingang Tüchersfeld liegt rechts der Wanderparkplatz als Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Zeckenstein. Hier kann geparkt werden.

Station 6: Felseninsel Tüchersfeld – Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz zur Kartenansicht >>

Zugang: Hier beginnt eine kurze Wanderung zum Zeckenstein. Zum zweiten besuchten Ort, dem Fränkische-Schweiz-Museum, anschließend ca. 400 m der Hauptstraße folgen.

Prädikat: Der Museumsfelsen in Tüchersfeld ist das Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. Er wurde in die Reihe der 100 schönsten Geotope von Bayern aufgenommen. Die Infotafel hierzu steht an der Abzweigung von der B 470 in den Ort.

Abb. 16: Tüchersfeld: Anfahrtsparkplatz und Fußstrecke zum Zeckenstein und zum Museumsfelsen beim Judenhof
Abb. 16: Tüchersfeld: Anfahrtsparkplatz und Fußstrecke zum Zeckenstein und zum Museumsfelsen beim Judenhof (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Thema: Entstehung der Felseninsel Tüchersfeld (Museumsfelsen), Schwammriffe, Zeckenstein.

Empfohlene Wanderung vom Wanderparkplatz zum Zeckenstein: Rechts neben der örtlichen Wandertafel am Wanderparkplatz beginnt der Aufstieg zum Zeckenstein. Der Pfad verläuft über zahlreiche Treppenstufen, teils entlang der Felswände. Der Aussichtsfelsen ist nur über einen fast alpinen, jedoch mit einem Seil gesicherten Steig durch ein Höhlentor zu erreichen. Vom 445 m hohen Zeckenstein hat man einen herrlichen Ausblick über das Püttlachtal, den Ort Tüchersfeld und den Museumshof mit seinen Felsen. Einfache Weglänge rund 400 m. Man muss dieselbe Trasse wieder zurück zum Parkplatz gehen.

Die Felseninsel Tüchersfeld – ein Umlaufberg? Das Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld überragt markant ein bizarrer Dolomitfelsen. Dieser ist zusammen mit dem Fachwerk-Ensemble an seinem Fuße das Wahrzeichen der Fränkischen Schweiz. Der Dolomitfelsen gehört zur Felseninsel des Zeckensteins. Diese wird beiderseits durch Trockentäler freigestellt, die in Tüchersfeld beide in das Püttlachtal einmünden. Beide entwickeln sich nördlich von Tüchersfeld (dort liegt der Wanderparkplatz) aus einem auffällig weiten, poljenartigen Talkessel (Luderacker, Flurfeld), in den die beiden Trockentäler Tiefergrund und das nördlich davon gelegene einmünden. Die Entstehung bzw. Freistellung des Zeckensteins wird vielfach als Umlaufberg interpretiert (u. a. auf der Schautafel 100 schönste Geotope von Bayern). Das ist grundsätzlich möglich, doch erscheint die ehemalige Püttlach-Schlinge in ihrem Verlauf für das gesamte Flussnetz der Fränkischen Schweiz sehr ungewöhnlich. Es ist wahrscheinlicher, dass sich die beiden zuletzt genannten Trockentäler als weit zurückreichende, parallele Täler entwickelt haben. Beide den Fleckenstein begrenzenden Täler lassen sich einfach mit diesen beiden Trockentälern in Beziehung setzen. Besondere lithologische und strukturelle Gegebenheiten im Bereich des weiten Talkessels haben zu einer raschen Erniedrigung der Wasserscheide und poljenartigen Ausformung geführt.

Abb. 17a: Das Postkartenmotiv mit dem Dolomitfelsen und dem Judenhof
Abb. 17a: Das Postkartenmotiv mit dem Dolomitfelsen und dem Judenhof (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)
Abb. 17b: Das Felsentor zum Zeckenstein
Abb. 17b: Das Felsentor zum Zeckenstein (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Frankendolomit

An den Felsen im Museumshof und v. a. im Untergeschoss des Eingangsgebäudes des Museums (Geologische Ausstellung) lassen sich die für die Massenfazies der Fränkischen Schweiz typischen Gesteine näher in Augenschein nehmen. Ein auf einer Seite großflächig poliertes Schaustück aus einem nahegelegenen Steinbruch zeigt zudem den eher seltenen Fall guter Fossilerhaltung in diesem Faziestyp. Es handelt sich um einen „Peloid-Lithoklast-Ooid-Packstone“(siehe Exkurs).

Der überwiegende Teil der Massenkalke ist dolomitisiert, d. h. die ursprünglichen Calcitkörner (CaCO3) sind vollständig oder zum Teil durch das Mineral Dolomit (CaMg(CO3)2) ersetzt. Dies geschieht durch einen Teilaustausch des Elementes Calcium durch Magnesium. Der Grad der Dolomitisierung ist stark abhängig von der Fazies der Massenkalke und die dadurch vorgegebene Porosität der Gesteine. Die Dolomitisierung erfolgte bereits in der Frühphase der Diagenese (= Gesteinsverfestigung). Der besonderen Fazies der Massenkalke entsprechend, werden die Dolomitgesteine der Frankenalb als Frankendolomite bezeichnet. Sie sind stratigraphisch nicht einem bestimmten Zeitabschnitt des Malm zugeordnet.


Exkurs: Massen-/Rifffazies – Schichtfazies

Als Massen- oder Rifffazies bezeichnet man in der Fränkischen Schweiz die Kalkgesteine des Malms, die keinen Schichtaufbau aus den mächtigen Kalkbänken im Wechsel mit zentimetermächtigen Mergellagen haben (= Schichtfazies). Sie wird heute als Frankenalb-Formation in der Stratigraphie Deutschlands geführt (NIEBUHR & PÜRNER 2014). In der Massenfazies (Massenkalke) tritt überwiegend eine Bankung auf (mehrere Dezimeter bis mehrere Meter), Felsen wirken oft einheitlich aufgebaut. Die Massenfazies wurde früher ausschließlich auf das Wachstum von Schwämmen und Algenkrusten in Riffen zurückgeführt, daher auch die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung Rifffazies. Neuere Untersuchungen zeigen, dass es bei den Massenkalken sehr unterschiedliche Faziestypen gibt (u. a. KOCH ET AL. 2003). Den größten Teil davon machen Peloid-Litho-klast-Ooid-Sande (Packstones) aus (etwa 70 %, KOCH 1997). Peloide sind < 0,063 bis 0,5 mm große Karbonatpartikel ohne Interngefüge, Ooide dagegen kugelige bis erbsengroße Mineralkörner mit konzentrischen Anwachsschalen, ebenfalls aus Karbonat. Die Lithoklasten in den Massenkalken sind Karbonat-Gesteinspartikel über 0,5 mm. Mit anderen Worten, es handelt sich um klastische Sedimente überwiegend mit karbonatischen Partikeln in der Korngröße von Sand (0,063 mm bis 2 mm, = Kalksande) und demnach nicht um in situ aufgewachsene Schwammriffkolonien (max. 30 % der Massenfazies, KOCH 1997).

Einen Packstone zeigt das anpolierte Schauobjekt im Untergeschoss des Fränkische-Schweiz-Museums. Innerhalb der Kalksand-Sedimente kommen Riffe als Algen-Schwamm-Mounds in einer Ausdehnung von mehreren 10er Metern und einer Höhe von ein bis drei Metern vor.


Bizarre Felsformen in der Fränkischen Schweiz In vielen Dolomitfelsen der Fränkischen Schweiz, in denen Generationen übereinander aufgewachsener Schwämme eine lange Riffentwicklung ablesen lassen, könnte man einst bis mehrere 10er Meter hoch über den damaligen Meeresgrund bizarr aufragende Riffe vermuten. So zum Beispiel in der Felsengruppe des Zeckensteins oder im Museumsfelsen. Oft sind solche Felsentürme vertikal durch Bankungsfugen gegliedert. Diese stehen für eine abrupte Unterbrechung im Wachstum des Riffs. Wie viel Zeit in dieser Schichtfuge steckt, lässt sich in der Regel nicht beantworten. Die Gründe für das vorläufige Verschwinden der Schwämme können vielfältig sein, z. B. Änderungen der Strömungsrichtung oder der Wassertiefe. Über der Schichtlücke setzt das Riff-Wachstum nach Rückkehr der vorherigen Umweltbedingungen wieder ein. Man nimmt heute an, dass die jurassischen Schwammriffe (Schwamm-Algenkrusten-Riffe) nie mehr als 1 bis 3 Meter über den Meeresboden hinausgeragt haben. Lateral konnten sie sich jedoch über mehrere 10er Meter erstrecken. Während des Aufwachsens einer Schwamm-Generation auf die andere, setzte sich beiderseits des Kleinriffes ebenfalls Sediment ab (Riffschutt, Karbonatsand, Kalkschlamm). Mit dem Hochwachsen des Riffkerns wurde dieser gleichzeitig mit Sedimenten eingekleidet. Infolge der Porosität der Riffablagerungen wurden diese von Meerwasser durchströmt und dabei dolomitisiert. Während der Reliefentwicklung und einhergehender Verwitterungsprozesse unterlagen die verschiedenen Gesteine im Riff und ihrer Ummantelung unterschiedlich intensiv den Verkarstungsprozessen. Dabei wurde das mehrere Generationen umfassende Riff in seiner Gesamtheit herausmodelliert (siehe Animation).

Tipp: Besuchen Sie das Fränkische Schweiz-Museum mit seiner geologischen Ausstellung (Informationen im Internet unter www.fsmt.de)

Station 7: Pottenstein zur Kartenansicht >>

Von Tüchersfeld sind es rund fünf Kilometer im Püttlachtal aufwärts bis nach Pottenstein (über die B 470). Beiderseits des Püttlachtales steigen die Talflanken steil auf. Immer wieder sind helle Kalksteinwände zu sehen, besonders eindrucksvoll oberhalb des Campingplatzes an der Abzweigung nach Weidmannsgesees. Zwischen dem Parkplatz Bärenschlucht und Pottenstein handelt es sich überwiegend um die Ablagerungen von ausgedehnten Schwammrasen, d. h. der ehemalige Meeresboden war rasenartig von Kieselschwämmen besiedelt, die in unzähligen Generationen ausgedehnte, bankige Schwamm-Algenkrusten-Ablagerungen gebildet haben. Stratigraphisch gehören diese in den Malm-delta bis Malm-epsilon und sind Teil der östlich der Wiesent-Riffschranke angrenzenden Schwammplattform (Abb. 18). Das Landschaftsbild der Karstlandschaft rund um Pottenstein wurde 2006 mit dem Prädikat Nationaler Geotop ausgezeichnet. Es erschließt sich am schönsten von einem Aussichtspunkt oberhalb des Talkessels.

Dabei fährt man in den Ort Pottenstein hinein und folgt dem steilen Anstieg der Bayreuther Straße. Dort, wo diese Straße um 270° nach rechts abbiegt, ist linker Hand eine Freifläche an der Straßenleite. Hier ist Parken möglich. Ein Weg führt nach ca. 50 m zu einem Aussichtspavillon.

Abb. 18: Das Faziesmodell für die Fränkische Schweiz.
Abb. 18: Das Faziesmodell für die Fränkische Schweiz. (Quelle: GEOPARK Bayern-Böhmen, KOCH 1997)
Abb. 19: Blick von der Hohen Warte auf Pottenstein im Püttlachtal. Auf dem gegenüberliegenden Hang befindet sich die Straßenleite, die als Aussichtspunkt empfohlen werden kann.
Abb. 19: Blick von der Hohen Warte auf Pottenstein im Püttlachtal. Auf dem gegenüberliegenden Hang befindet sich die Straßenleite, die als Aussichtspunkt empfohlen werden kann. (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Einen schönen Blick auf Pottenstein und seine Landschaft hat man auch von der Burg Pottenstein aus (Zutritt nur mit Eintritt). Auch der Aussichtspunkt Hohe Warte oberhalb der Burg bietet einen hervorragenden Blick auf den Talkessel von Pottenstein (mit Blick insbesondere in das Mariental).

Tipp: Zwei Kilometer südlich von Pottenstein liegt die größte Schauhöhle der Fränkischen Schweiz, die Große Teufelshöhle. Seit 1922 werden dort Führungen angeboten.

Zunächst geht es zurück nach Tüchersfeld. Dort der B 470 in Richtung Behringersmühle folgen. Hier nach Querung der Wiesent in Behringersmühle nach rechts Richtung Doos/Waischenfeld auf die Staatsstraße 2191 abbiegen und ca. vier Kilometer folgen. Unterhalb der Riesenburg, direkt neben der Straße gibt es eine Parkbucht (Abb. 20).

Station 8: Riesenburg – eine Höhle bei Tageslicht zur Kartenansicht >>

Zugang: Vom Parkplatz unterhalb der Riesenburg nach Überqueren der Straße nur rund 200 m über Wanderpfad auf einem sehr steilen Anstieg.

Prädikat: Die Riesenburg wurde in die Reihe der 100 schönsten Geotope von Bayern aufgenommen. Die Infotafel hierzu steht am Zugang kurz oberhalb der Staatsstraße.

Thema: Entstehung der Riesenburg, Höhlen in der Fränkischen Schweiz.

Die Höhlenruine der Riesenburg liegt im Muggendorfer Gebirge. So bezeichnete man vor Aufkommen des Begriffes Fränkische Schweiz im frühen 19. Jahrhundert das Gebiet um Streitberg und Muggendorf. Die in der Umgebung von Muggendorf liegenden Höhlen gehören zu den am frühesten entdeckten und untersuchten Höhlen der nördlichen Frankenalb. Zur Geschichte der Höhlenforschung in Franken sei v. a. auf die Publikation von KAULICH & SCHAAF (1980) verwiesen. Sie ist nicht nur Teil der Wissenschaftsgeschichte, sondern auch der Kulturgeschichte, denn die Beziehungen zwischen Höhlen und Mensch sind so alt wie es in der Region Menschen gibt.

Abb. 20: Zufahrt und Fußstrecke zur Riesenburg und zum Dooser Wasserfall
Abb. 20: Zufahrt und Fußstrecke zur Riesenburg und zum Dooser Wasserfall (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Besonders in der Zeit der Romantik, nachdem die beiden Berliner Studenten Ludwig Tieck und Willhelm Heinrich Wackenroder von Erlangen aus in ihrer berühmten Pfingstreise die Fränkische Schweiz beschrieben haben, galt es als en vogue, die Höhlen des Muggendorfer Gebirges zu besuchen. So erklomm unter anderem auch König Ludwig I. von Bayern mit seiner Gemahlin im Juni 1830 die Riesenburg. Diese hatte Graf Erwein von Schönborn-Wiesentheid 1828 von der Gemeinde Engelhardsberg erworben und begehbar machen lassen. Graf von Schönborn war auch Eigentümer der Burg Rabenstein, auf der das Königspaar 1830 zu Gast war. An den Besuch König Ludwigs in der Riesenburg erinnert eine im oberen Teil der Höhlenruine angebrachte Inschrift: „FOLGEND DEM WINDZUG, KOMMEN DIE WOLKEN UND WEICHEN, UNVERÄNDERLICH ABER STEHET DER FELS IN DER ZEIT“. Die Riesenburg (deren Name etwas in die Irre führt, denn es handelt sich um keine ehemalige Burg, sondern um ein Naturdenkmal) ist eine große Einsturzdoline mit zwei hintereinanderliegenden Felsbrücken und einer sich anschließenden Höhle (KAULICH & SCHAAF 1980). Vom Parkplatz aus erreicht man über zahlreiche Stufen das erste Felsentor und den Zugang zum Einbruchskessel. Von hier aus ist der steile Anstieg in das Innere der Riesenburg über eine mit Geländern abgesicherte Treppenanlage gut zu bewältigen. Eine kleine Terrasse auf halbem Wege zum oberen Felsentor gewährt einen Blick in die etwa 18 m tiefe Höhle. In dieser lassen sich Reste von Versinterungen und Deckenkolke erkennen. Eine weitere Treppe führt entlang der Höhlenwand zum oberen Zugang zur Riesenburg. Über die vermauerte Felsenbrücke erreicht man eine kleine Aussichtsbastion mit Blick in das Wiesenttal und die oben genannte Inschrift.

Abb. 21: Blick in die Riesenburg
Abb. 21: Blick in die Riesenburg (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Wie ist die Riesenburg entstanden? Seit der frühen Kreidezeit konnten von der Oberfläche her Wasser und das darin gelöste Kohlendioxid den Kalkgesteinen in Form der Kohlensäure-Verwitterung zusetzen. Hinzu kam die Wirkung der Biosphäre durch ihren die Gesteine ebenfalls angreifenden Stoffwechsel. Durch die Hebung und tektonische Einspannung der Frankenalb bildeten sich systematisch orientierte Kluft- und Risssysteme in den spröden Kalkgesteinen. Diese sind die natürlichen Vorzeichnungen für das in die Tiefe vordringende, lösungsfähige Wasser. Lange ist unter Höhlenforschern darüber gerätselt worden, warum das sich mit fortschreitender Lösung an Kalk sättigende Sickerwasser auch in größerer Tiefe Hohlräume schaffen kann. Durch Erreichen der Sättigungsgrenze sollte keine Lösung mehr möglich sein. Die Klärung verbirgt sich hinter dem Begriff der Mischungskorrosion. Diese tritt auf, wenn sich zwei unterschiedlich viel CO2-führende, kalkgesättigte Wässer im Untergrund mischen. Der CO2-Gehalt in den Wässern hängt u. a. von deren Temperatur ab, die in voneinander unabhängigen Fließwegen in der Regel unterschiedlich ist. Da die Kalklösungsfähigkeit und der CO2-Gehalt der Wässer keine lineare Funktion bildet, sondern diese mit höheren CO2-Gehalten rasch abnimmt, sind Mischungen zweier kalkgesättigter Wässer wieder lösungsfähig (BÖGLI 1964).

Aus der Notwendigkeit, dass für die Bildung von Höhlen Wasser auf unterschiedlichen Wegen zufließen muss, erklärt sich die Tatsache, dass sich größere Hohlräume stets im Schnittpunkt von Kluft- und Störungssystemen gebildet haben. Das lässt sich unter anderem auch daran erkennen, dass in eine größere Höhle meist mehrere Höhlenröhren einmünden. In vielen Höhlen gibt es sogenannte Deckenkolke, so auch in der Riesenburg. Dies sind meist rundliche Vertiefungen in der Höhlendecke. Diese entstehen, wenn in einer vollständig wassergefüllten Höhle über einen Riss oder eine Spalte in der Decke kalkgesättigtes Wasser zutritt. An diesem Punkt tritt dann durch das Prinzip der Mischungskorrosion Kalklösung auf. Die in der Höhle der Riesenburg vorhandenen Deckenkolke zeigen die ehemals vollständige Füllung des Hohlraumes mit Wasser an. Das ist mit der heute gegebenen Reliefsituation nicht vereinbar. Der Höhlenraum muss einst geschlossen gewesen sein und das Wiesenttal nicht seine heutige Eintiefung erreicht haben. Der Karstwasserspiegel lag demnach ehemals bedeutend höher. Mit Eintiefung des Wiesenttals und Freilegen der Talflanken wurden die Höhlendecke und die talwärtigen Höhlenwände instabil und stürzten ein.

Steigt man die Treppen in die Riesenburg hinauf, lässt sich an der einen oder anderen Stelle erkennen, dass ihr Boden zu einem großen Teil aus zusammengestürzten Felsblöcken besteht. Dazwischen kommen Höhlenlehme zum Vorschein. In anderen Höhlen hat man auch Sande gefunden, die der ehemals auf der Frankenalb vorhandenen Oberkreide zugeordnet werden. Ob diese bereits während der Kreidezeit in die Höhlen eingetragen wurden oder erst später, ist derzeit nicht geklärt. Manche der Höhlen können so sogar vollständig mit Sedimenten verfüllt gewesen sein. Erst während jüngerer Phasen der Verkarstung und Landschaftsentwicklung wurden sie erosiv wieder ausgeräumt.

Botanische Schätze und prominenter Besucher In der Riesenburg gibt es viele überhängende, schattige und feuchte Felswände (sogenannte Balmen). Sie sind Standorte für eine teils besondere Balmenvegetation, darunter der Grünstielige Streifenfarn (Asplenium viride). Diesen hatte 1810 bereits der aus Thurnau stammende Paläontologe und Zoologe August Goldfuß in der Riesenburg beschrieben (GOLDFUSS 1810).

Tipp: Sehenswert ist unterhalb des Parkplatzes das Wasserhäuschen. Es wurde 1913 / 1914 von den Bürgern von Engelhardsberg aus Dooser Kalktuff erbaut. Die darin untergebrachte Turbine pumpt bis heute täglich bis zu 36 m^3 Wasser in den Hochbehälter am Adlerstein zur Versorgung des Ortes.

Zu Fuß der Wiesent flussaufwärts folgen und die Fußgängerbrücke neben dem Wasserhäuschen auf einem Uferpfad auf der linken Wiesentseite überqueren. Nach rund 1.000 m wird die Ortschaft Doos erreicht. Nach einer Fußgängerbrücke geht es nach links am alten Schwimmbad vorbei bis zur Straße, auf dieser ca. 50 m nach links und begehen das anschließende Wiesengrundstück bis zum Fluss. Hier befindet sich der Dooser Wasserfall.

Station 9: Dooser Wasserfall zur Kartenansicht >>

Der Dooser Wasserfall ist eine bemerkenswerte Naturerscheinung in der Fränkischen Schweiz. Er befindet sich dort, wo die Aufseß in Doos über eine große Kalktuff-Terrasse in die Wiesent mündet. Am dortigen Parkplatz informiert eine Schautafel des GEOPARK Bayern-Böhmen über die Entstehung des Wasserfalls und den Dooser Kalktuff. Dieser wurde bis in das 20. Jahrhundert hinein am Ufer der Wiesent abgebaut, was zur Zerstörung eines der größten Naturwunder Bayerns (CAMMERER 1832) führte. Heute ist der Wasserfall auf eine Fallhöhe von nur noch rund zwei Metern geschrumpft (gegenüber vier Metern früher). Er gilt aber immer noch als der höchste Wasserfall der Fränkischen Schweiz.

Abb. 22: Der Dooser Wasserfall
Abb. 22: Der Dooser Wasserfall (Quelle: Lithographie von C. WIESSNER (gestochen 1834, publiziert 1840))
Abb. 23: Doos mit Blick ins Aufseßtal und der von der Wiesent zerschnittenen Kalktuff-Terrasse auf einer Postkarte von 1914: Man erkennt in der unteren Bildmitte die Lokalität an der Wiesent, an der Kalktuff abgebaut wurde und Reste des in Abb. 22 noch deutlichen Wasserfalls.
Abb. 23: Doos mit Blick ins Aufseßtal und der von der Wiesent zerschnittenen Kalktuff-Terrasse auf einer Postkarte von 1914: Man erkennt in der unteren Bildmitte die Lokalität an der Wiesent, an der Kalktuff abgebaut wurde und Reste des in Abb. 22 noch deutlichen Wasserfalls. (Quelle: Bildarchiv GEOPARK Bayern-Böhmen, Postkarte von Andreas Peterek)

„Der Wasserfall Doos oder Toos, so nennt man den schönen Wasserfall, welchen die Wiesent gleich nach ihrer Vereinigung mit der Aufseß über einige Felsen herab bildet. Er befindet sich 34 Stunden von Muggendorf […], und wird von allen Freunden hehrer Naturscenen eifrig besucht“ (CAMMERER 1832, S. 34). Der zitierte Text von Anselm Cammerer schildert die ursprüngliche Situation des Wasserfalls. Heute stürzt sich die Aufseß über den Wasserfall in die Wiesent. Cammerer beschreibt den Wasserfall an einer Stelle erst kurz nach dem Zufluss der Aufseß. Dort sind heute in der Wiesent nur noch Stromschnellen zu sehen.

Mit dem Auto geht es nun weiter nach Doos auf der Staatsstraße 2191. An der Kanu-Servicestation links abbiegen, um die steile Straße immer geradeaus bis nach Muggendorf zu fahren. Allerdings ist zuvor ein Zwischenhalt vorstellbar (siehe Tipp).

Tipp: Ein Besuch der Rosenmüller(s)höhle am Dooser Berg

Nach Querung der Ortsverbindungsstraße Albertshof – Engelhardsberg befindet sich nach 800 m (noch auf der Hochfläche) der Wanderparkplatz am Dooser Berg. Wenn man hier unterbricht, erreicht man mehr oder weniger in gleicher Höhe bleibend auf einem Wanderpfad die berühmte Rosenmüllershöhle (Markierung Roter Senkrechtstrich). Diese Höhle ist eine der bekanntesten Höhlen um Muggendorf. Sie wurde bereits 1790 entdeckt. Die Höhle betritt man heute durch einen 1836 künstlich geschaffenen Eingang. Von diesem Jahr an bis 1960 wurde die Rosenmüllershöhle als Schauhöhle genutzt, so dass sie zu den ältesten Schauhöhlen der Fränkischen Schweiz zählt. Die Höhle hat eine Gesamtlänge von rund 112 m. Treppenstufen mit Geländer führen in der ca. 16 m hohen Haupthalle über eine versinterte Schutthalde, die als Parnaß bezeichnet wird (SCHABDACH 2000). Die Beleuchtung mit Kerzen, die auf Kerzenhaltern am Geländer des ehemaligen Führungsweges aufgesteckt waren, ließen die Höhle in besonders effektvollem Licht erscheinen. Die Rosenmüllershöhle hat ihren Namen von dem Leipziger Professor für Medizin und Anatomie, Johann Christian Rosenmüller, der als erster Fremder die Höhle kurz nach ihrer Entdeckung betreten hat. Auf der Suche nach fossilen Höhlentieren besuchte er damals verschiedene Höhlen der Fränkischen Schweiz. Rosenmüller beschrieb 1794 erstmals den Schädel eines Höhlenbären aus einer Höhle im nahegelegenen Burggaillenreuth (Zoolithenhöhle) als von einer eigenen, vorzeitlichen Bärenart stammend (Ursus spelaeus, ROSENMÜLLER 1794). Die Rosenmüllershöhle kann heute jederzeit betreten werden (Taschenlampe mitbringen). Auch wenn viele Tropfsteine aus menschlicher Unvernunft abhanden gekommen sind, ist der Blick in die Höhle vom oberen Teil des Parnaß aus auch heute noch ein eindrucksvolles Erlebnis.

Abb. 24: Fußweg zur Rosenmüllershöhle von der Verbindungsstraße Doos-Muggendorf aus
Abb. 24: Fußweg zur Rosenmüllershöhle von der Verbindungsstraße Doos-Muggendorf aus (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Station 10: Druidenhain von Wohlmannsgesees zur Kartenansicht >>

Zugang: Vom Parkplatz der Straße wenige Schritte folgen, dann den Fahrweg nach links. Nach rund 100 m Informationstafel mit Wegbeschreibung. Laufstrecke vom Parkplatz bis in den Druidenhain rund 300 m. Thema: Frankendolomit, Klüftung, Schwammrasen, Druidenhain

Abb. 25: Zufahrt zum Druidenhain bei Wohlmannsgesees
Abb. 25: Zufahrt zum Druidenhain bei Wohlmannsgesees (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Der Druidenhain bei Wohlmannsgesees ist ein Felsenlabyrinth (so häufig bezeichnet, doch richtiger ist Irrgarten) im Frankendolomit (Malm-delta). Die ausgeprägte Verkarstung des Dolomits entlang regelmäßiger, rechtwinkelig und parallel zueinander verlaufender Klüfte hat zur Ausbildung beeindruckender quaderförmiger Gesteinsblöcke und -rippen geführt. Die Felsenanordnung wurde mehrfach als künstlich von Menschhand geschaffen interpretiert und als vorgeschichtliche Kultstätte, Überrest einer Kultanlage aus der Megalithzeit oder als eine Anlage mit astronomischer Bedeutung gedeutet (Lit. in BAIER & HOCHSIEDER 1990). Schüssel- und kesselartige Vertiefungen auf den Gesteinsoberflächen der Dolomitgesteine wurden vielfach als Opferwannen beschrieben. Tatsächlich handelt es sich bei der Felsengruppe um eine zwar ungewöhnliche, aber natürliche Verwitterungserscheinung in den verkarstungsfähigen Gesteinen. Die Regelmäßigkeit der Klüfte hat tektonische Ursachen. Die Hauptkluft-Richtung beträgt 120 bis 130°. Die dazu nahezu senkrechte, jedoch weniger markant ausgeprägte Richtung liegt bei 20 bis 30°. Untergeordnet kommen auch Nord-Süd und Ost-West gerichtete Klüfte vor. Die Kluftsysteme fügen sich so in das allgemeine Kluftmuster der Fränkischen Schweiz ein (vgl. BAIER & HOCHSIEDER 1990).

Abb. 26: Druidenhain: ein Verkarstungsgebiet im Frankendolomit
Abb. 26: Druidenhain: ein Verkarstungsgebiet im Frankendolomit (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Neben der Klüftung der Gesteinsblöcke sind die in den Seitenwänden zu beobachtenden Sedimentstrukturen interessant. Die Gesteine zeigen eine dezimeter- bis metermächtige Bankung. Die löchrig herauswitternden tellerförmigen Strukturen sind ehemalige Schwämme. Es handelt sich demnach teils um Schwamm-Mikrobialit-Biostrome (Schwammrasen) mit zwischengeschalteten (Peloid-Lithoklast-Ooid-) Karbonatsanden. Die Bezeichnung Druidenhain taucht erstmals schriftlich 1904, S. 35, im Führer durch die Fränkische und Hersbrucker Schweiz von Karl Brückner auf (BRÜCKNER 1904).

Auf der Straße nach Westen über Kanndorf bis nach Ebermannstadt fahren. Hier geht es auf der B 470 weiter über Ebermannstadt nach Weilersbach, wo es links abbiegend nach Kirchehrenbach geht. Rechts geht es nach Wiesenthau. Um in den Ort zu gelangen, muss links auf die Hauptstraße abgebogen werden. Geradeaus führt die Straße bis nach Schlaifhausen. Am Ortseingang weiter geradeaus in den Ort hinein fahren (nicht der abbiegenden Hauptstraße nachfahren) und der Straße bis zum Wanderparkplatz am anderen Ortsende folgen. Hier kann geparkt werden (Abb. 27).

Station 11: Walberla und Naturdenkmal Steinerne Frau zur Kartenansicht >>

Zugang: Vom Parkplatz Kirchehrenbach aus ist zwar das Naturdenkmal und Geotop Steinerne Frau über den kürzesten Weg ausgeschildert, allerdings ist der Weg vom Parkplatz im Osten nach Schlaifhausen weniger steil, zudem geologisch vielfältiger, wenn auch etwas länger.

Prädikat: Das Naturdenkmal Steinerne Frau ist als eines der 100 schönsten Geotope von Bayern ausgezeichnet. Das Walberla ist der bekannteste Zeugenberg der Fränkischen Schweiz.

Thema: Zeugenberg, Jura-Schichtstufe, Rutschungen, Höhensiedlung

Länge der vorgeschlagenen Wegstrecke: Sie führt vom Parkplatz östlich Schlaifhausen über Rodenstein, das Walberla und die Steinerne Frau zurück zum Parkplatz. Die Gesamtlänge dieses Fußweges beträgt 5 km.

Abb. 27: Zufahrt zum Walberla und Fußstrecke zum Geotop Steinerne Jungfrau
Abb. 27: Zufahrt zum Walberla und Fußstrecke zum Geotop Steinerne Jungfrau (Quelle: Amtl. DTK 25, Geobasisdaten: Bayerische Vermessungsverwaltung 054 / 19)

Das Walberla (auch Ehrenbürg genannt) ist der bekannteste Zeugenberg der Fränkischen Schweiz. Er bildet einen von der eigentlichen Jura-Tafel abgetrennten Zeugenberg und bietet phantastische Rundumblicke. Die Schichtenfolge des Walberla lässt sich am besten bei einer Wanderung von Schlaifhausen aus nachvollziehen. Die steilen Hänge des Walberla gehören heute zu selten gewordenen großen und zusammenhängenden Flächen von Kalkmager-, Halbtrocken- und Trockenrasen mit jahreszeitlich unterschiedlicher, kalkliebender Blütenpracht. Es sind Standorte, die wegen ihres Artenreichtums einzigartig in ganz Mitteleuropa sind.

Schlaifhausen ist berühmt für die v. a. südlich des Ortes vorkommenden Platten aus der Dactylioceras-Bank (Lias-epsilon, Posidonienschiefer). In diesen kommt massenhaft der Ammonit Dactylioceras athleticum vor. Schlaifhausen selbst liegt inmitten der Tone des Dogger-alpha (Opalinuston). Der vom Parkplatz nach Norden auf die Ehrenbürg führende Hohlweg bietet Einblicke in den Eisensandstein (Dogger-beta). Zunächst geht es durch den ockergelben Sandstein, in den sich im oberen Teil rotviolette oolithische Eisenerzflöze einschalten.


Exkurs: Das Naturschutzgebiet Ehrenbürg

Die Ehrenbürg ist seit 1987 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Sie gehört zudem zum europäischen Biotopverbund NATURA 2000, der dem Schutz und Erhalt gefährdeter Lebensräume und Arten dient. Zu diesem europäischen Naturerbe gehören allein rund 600 Farn- und Pflanzenarten. Das endemische, gelb blühende Harzsche Habichtskraut kommt weltweit sogar nur hier vor. Besondere Lebensräume auf der Ehrenbürg sind u. a. Kalkmagerrasen-Standorte, Relikte der Nieder- und Mittelwald-Bewirtschaftung (u. a. mit dem Vorkommen der selten gewordenen Fränkischen Mehlbeere), die weltweit nur in der Fränkischen Schweiz vorkommt, sowie steile Felsenhänge.

Die Kalkmagerrasen des Frankenjuras sind vom Menschen geschaffene sekundäre Biotope. Sie sind eine Folge der Entwicklung einer Kulturlandschaft über mehrere Jahrhunderte der Bodennutzung und Landschaftsgestaltung. Durch die Rodung der ursprünglichen Wälder entwickelten sich auf den freigeschlagenen Flächen durch extensives Beweiden oder jährlich einmaliges Mähen eine artenreiche Pflanzengesellschaft, die auf den mageren, rasch austrocknenden und nährstoffarmen Böden sowohl bei großer Hitze und Trockenheit im Sommer und großer Kälte und eisigen Stürmen im Winter zurechtkommen. Durch Rückgang der traditionellen Nutzung der Flächen und deren Umwandlung in Fettwiesen, Waldgebiete oder Baugebiete werden die weitgehend naturnah gebliebenen Trockenrasen-Standorte immer seltener. Erhöhte Stickstoffeinträge begünstigen zudem die Ausbreitung vieler Allerweltspflanzen (z. B. Löwenzahn), welche die typischen Trockenrasen-Pflanzen verdrängen. Gegenmaßnahmen sind das Freistellen von Felsen und das Entbuschen oder Mähen der Flächen. Dies ist sehr arbeitsintensiv, kostspielig und kann den Schaftritt oder Schafbiss nicht ersetzen (DAV 1998).


Oberhalb des Hohlweges (nach der Wegebiegung nach Osten) verflacht das Relief durch die überwiegend tonigen Abfolgen des Dogger-gamma bis -zeta (Ornatenton-Terrasse). Im Aufbau des Walberla bilden diese Tone einen Wasserstauer für die Wässer, die durch die Kalksteine der Gipfelplateaus in den Untergrund versickern. Entlang der Dogger/Malm-Schichtgrenze fließt das Sickerwasser seitwärts und tritt am Hang als Schichtquelle aus. So findet man rund um das Walberla im Niveau dieser Schichtgrenze mehrere Quellaustritte und vernässte Hangbereiche (oft mit Feuchte anzeigenden Pflanzen). Durch die Nässe quellen die den Malm unterlagernden Tone auf. Es bilden sich Gleitflächen aus, auf denen Teile der steil aufragenden Malmkalke ins Rutschen geraten. Die über der Ornatenton-Terrasse einsetzende Steilstufe des Weißen Jura lässt im unteren Teil noch die Kalkbänke der Schichtfazies erkennen. Erst weiter oben geht diese Fazies in die grauen Dolomit-Felswände der Rifffazies über. Der Weg führt zunächst durch einen blütenreichen Trockenrasen. Beim Eintritt in den Buschwald wechselt das Aussehen der auf dem Weg liegenden, bis hierher sehr glatten Bankkalke. Ihre Oberflächen werden durch die Einlagerung von Riffschutt-Klasten rauher, auch wenn sie durch die vielen Wanderer-Stiefel auf der Sohle des Weges glattpoliert sind. Beim weiteren Aufstieg liegt rechts des Weges ein kleiner alter Steinbruch mit zum Riff hin ansteigenden Bankungsfugen.

Abb. 28: Blick vom Rodenstein zum Walberla mit seiner Kapelle
Abb. 28: Blick vom Rodenstein zum Walberla mit seiner Kapelle (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Der Weg führt weiter zum Rodenstein, dem südlichen und höchsten Gipfel der Ehrenbürg (532 m). Unterwegs treten die ersten grauen ungebankten Riffdolomite zutage. Sie dürften dem Malm-beta und -gamma angehören, der Gipfel des Rodensteins eventuell dem Malm-delta (SCHMIDT-KALER 2003). Vom Rodenstein bietet sich ein wunderbarer Rundumblick. Um zum nördlichen Gipfel zu gelangen, dem eigentlichen Walberla, muss man zunächst in den Sattel hinabsteigen. In der Senke zeugen die hellen Kalkscherben in den Äckern von der zwischen den beiden Riff-Komplexen abgelagerten Schichtfazies. Links des Weges ist ein Stück des vorgeschichtlichen Ringwalles aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu sehen (siehe Exkurs). Eine Rekonstruktion mit Schautafeln befindet sich dort, wo die Straße von Schlaifhausen heraufkommt. Im weiteren Verlauf des Weges hinauf zur Walburgis-Kapelle treten bald wieder die dickbankigen Riffdolomite hervor. An glatten Felsflächen lassen sich flache Tellerschwämme erkennen. Von der Kapelle kann man zunächst zum östlichen Gipfel des Walberla (523 m) mit der imposanten Aussichtskante wandern. Anschließend geht es zum westlichen Gipfel (514 m). Von hier hat man einen Blick über das weite Wiesenttal und das westliche Vorland. Gut von hier aus zu erkennen ist das 350 m nördlich gelegene Naturdenkmal der Steineren Frau mit seinen markanten Felsnadeln. Unschwer zu sehen ist, dass es sich dabei um die typischen Frankendolomite handelt. Um sich ein näheres Bild von der Steinernen Frau zu machen, bietet es sich an, den Wanderweg Richtung Norden (ab Walburgis-Kapelle) zu nutzen (senkrechter blauer Strich auf weißem Grund oder waagerechter roter Strich auf weißem Grund). Nach 600 m verlässt man diesen und wechselt auf den Walberla-Rundweg (W). Dieser führt unterhalb der Steinernen Frau vorbei und zum Parkplatz ca. 800 m nördlich von Schlaifhausen. Über die Zufahrtsstraße geht es zurück nach Schlaifhausen.


Abb. 29: Rekonstruierte Befestigungsmauer auf dem Walberla aus keltischer Zeit
Abb. 29: Rekonstruierte Befestigungsmauer auf dem Walberla aus keltischer Zeit (Foto: GEOPARK Bayern-Böhmen)

Exkurs: Die Ehrenbürg – eine bronzezeitliche und frühkeltische Zentralsiedlung

Die Ehrenbürg war während der späten Bronzezeit (13. – 9. Jahrhundert v. Chr.) und während der frühen Keltenzeit (5. Jahrhundert v. Chr.) eine bedeutende Höhensiedlung. Aufgrund ihrer Lage an den Wanderungsachsen Donau – Altmühl – Regnitz – Main hatte sie eine wichtige wirtschaftsstrategische Lage. Die Topographie des Berges und massive Mauern schützten die Siedlung. Die damaligen Befestigungsanlagen gehören bayernweit zu den aufwändigsten ihrer Art. Erhalten und im Gelände noch sichtbar sind allerdings nur noch als Ringwälle erkennbare Mauer- und Torruinen. Die Mauer des 5. Jahrhundert umschloss das gesamte Höhenplateau und hatte bei einer Breite von mehr als sechs Metern und einer Höhe von rund drei Metern eine Länge von 3.500 m.

Erste Besiedlungsspuren auf der Ehrenbürg reichen bis in die Jungsteinzeit zurück (5.500 – 2.500 v. Chr.). Eine dauerhafte Besiedlung beginnt in der mittleren Bronzezeit um 1400 v. Chr. und lässt sich kontinuierlich bis gegen 800 v. Chr. nachweisen. Um 1300 v. Chr. und um 900 v. Chr. entstanden die ersten beiden Befestigungsanlagen jeweils als holzgestützte Trockenmauern mit aufgesetzter hölzerner Brustwehr (Palisaden). Um 800 v. Chr. bricht die Besiedlung der Ehrenbürg zunächst ab. Dies wird in Verbindung mit dem Ende der Bronzezeit gesehen, als der Handel mit Zinn und Kupfer an Bedeutung verlor. Für die anbrechende Eisenzeit standen Rohstoffe fast überall ausreichend zur Verfügung.

Zahlreiche Fundstücke zeigen um 520 v. Chr. eine Neubesiedlung der Ehrenbürg. Auf dem Rodenstein entsteht eine Art Akropolis für den frühkeltischen Adel. Ihr zu Füßen liegt im Sattel zwischen Rodenstein und Walberla eine dicht bevölkerte städtische Siedlung, umschlossen von der mächtigen Mauer, die zu Anfang des 5. Jahrhunderts v. Chr. auf den Resten der älteren Befestigungsanlagen errichtet worden war. Geomagnetische Sondierungen zeigen hier ein enges Netz an Kellergruben, in denen bei Ausgrabungen eine große Zahl an Keramik, Eisengeräten, Bronzefibeln und -schmuck gefunden wurde.

Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. erlischt die Besiedlungsgeschichte der Ehrenbürg zwar nicht endgültig, doch erreicht sie nie mehr ihre frühere Bedeutung. Vermutlich sind die historisch belegten Keltenwanderungen einer der Gründe für die Aufgabe der Ehrenbürg.


Wer sich bereits vom Aussichtspunkt an der Westseite des Walberla auf den Rückweg machen möchte, kann bis zum Sattel zurückgehen und über die asphaltierte Fahrstraße direkt nach Schlaifhausen zurückkehren.


Empfohlene Zitierweise

Andreas Peterek: “Die „schönsten Geotope“ und Naturdenkmale in der Fränkischen Schweiz” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/81_e_501-schoenste-geotope/, Stand 19.09.2019

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Bildnachweise

  • Vorschaubild: Blick vom Zeckenstein auf den Judenhof von Tüchersfeld (Foto: Andreas Peterek)
  • Titelbild: Westlicher Gipfel des Walberla von Norden (Foto: Andreas Peterek)