Thekla – Parthedörfer und neue Siedlungen
Von Luise Grundmann – 06/2015
Dieser Rundgang erschließt die differenzierte Siedlungsstruktur der erst 1889 durch Zusammenschluss der Dörfer Neutzsch, Plösen und Cleuden entstandenen Gemeinde Thekla. Der Fußweg führt durch die alten Siedlungskerne und die einstigen Dorfstraßen mit Resten dörflicher Bebauung. An die Dorfkerne schließen sich mehrere Einfamilienhaussiedlungen an. Von der Cleudner Straße aus erreicht man in südlicher Richtung die städtebaulich dominierende Wehrkirche Hohen Thekla. Der Rundgang endet am Naherholungsgebiet “Naturbad Nordost”.
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Einleitung
Thekla bestand als selbstständige Landgemeinde mit damals 1391 Einwohnern nur 41 Jahre vom Zusammenschluss der drei benachbarten Parthedörfer Cleuden, Neutzsch und Plösen am 9. März 1889 bis zur Eingemeindung nach Leipzig 1930. Den Namen gab sich die neue Gemeinde nach der südlich der Dörfer gelegenen Kirche Hohen Thekla, zu deren Kirchspiel alle drei Orte gehörten. Die auf einer Moränenkuppe gelegene Kirche war in Notzeiten der Zufluchtsort für die Bewohner des Dorfes Teichla, das im 15. Jahrhundert wüst fiel.
Für weitere Informationen zu Thekla siehe Denzer et al. 2015 ab Seite 254.
Station 1: Tauchaer Straße zur Kartenansicht >>
Ausgangspunkt des Rundweges ist die Endstelle der Straßenbahnlinie 9 unmittelbar östlich der Brücke über die Parthe an der Tauchaer Straße. Den Straßenbahnanschluss nach Mockau gibt es seit 1931. Wir befinden uns hier auf der historischen Handelsstraße zwischen dem Halleschen Raum und der Mulde.
Nach dem Zusammenschluss der drei slawisch angelegten Parthedörfer Neutzsch, Plösen und Cleuden zur Landgemeinde Thekla im Jahr 1889 entstand entlang der Straße eine Hauptachse städtischer Entwicklung zwischen Leipzig-Mockau und Taucha.
Auf dem Weg nach Osten wechseln kleine Wohnhäuser (ehemals Häusleranwesen mit Gewerbe) und mehrgeschossige gründerzeitliche Mietshäuser links und rechts der Hauptstraße. Heute hat die Bebauung vorrangig Wohnfunktion, Handwerk und Handel blieben rudimentär erhalten.
Station 2: Neutzscher Straße zur Kartenansicht >>
Von der Tauchaer Straße aus wird über die Kiebitzstraße die Neutzscher Straße erreicht. Ihr Verlauf zeichnet die Dorfstraße des einstigen Sackgassendorfes Neutzsch nach. Der Ort war eines der ältesten Ratsdörfer Leipzigs. Noch erhaltene Reste von bäuerlichen Hofanlagen stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die Dorferweiterung reichte mit Häusleranwesen bis in die Tauchaer Straße.
Station 3: Versorgungszentrum und Wohngebiet "Thekla-Park" zur Kartenansicht >>
In diesem Bereich hat das nach 1990 aufgebaute Versorgungszentrum und Wohngebiet „Thekla-Park“ die einstige Bebauung abgelöst. Hier siedelten sich Dienstleistungen und Handel an – Sparkasse, medizinische Einrichtungen, Apotheke und Gastronomie.
Station 4: Hydrologische Station, Pegel Leipzig-Thekla zur Kartenansicht >>
Die Straße „An den Pferdnerkabeln“ erinnert an die bäuerliche Struktur (Pferdner = Pferde besitzende Vollbauern; Kabeln = Teil der Gemeinflur) der Gemeinde und bildet den Zugang in die Parthenaue. Die Hydrologische Station, Pegel Leipzig-Thekla, wurde 2008 baulich erneuert und liefert wichtige wasserwirtschaftliche Abflussdaten der Parthe.
Station 5: Plösener Straße zur Kartenansicht >>
Über die Brücke gelangt man zur alten Dorfstraße von Plösen. In dem slawisch angelegten Dorf hatten sich im Mittelalter an zwei Gassen Lehngüter angesiedelt. Diese gehörten zum Rittergut Plaußig und dem dort ansässigen Ritter Johannes Porzcik (um 1350). Nahe der Göteborger Straße erinnert eine Tafel an die Geschichte des Dorfes. Die Gemarkung war die größte der Thekladörfer und reichte von der Parthe im Süden bis zur Flur Seehausen im Norden. Eine größere einstige Gutsanlage am Straßenzugang blieb erhalten.
Station 6: Porzcikstraße zur Kartenansicht >>
Nördlich der Plösener Hauptstraße war die Porzcikstraße als eine zweite parallel angelegte Gasse entstanden. Hier sind einige Hofgebäude erhalten geblieben, darunter ein Wohnhaus und eine große Scheune (Nr. 9).
Station 7: Keulenberg zur Kartenansicht >>
Nördlich des alten Ortskernes von Thekla entstanden in den 1920er und 1930er Jahren Gartenanlagen und Einfamilienhaussiedlungen: Die Keulenbergsiedlung westlich und die Fortunasiedlung östlich der Göteborger Straße. Die Straße „Am Keulenberg“ verbindet Thekla und Plaußig mit einer Unterquerung der Autobahn. Ein Fußweg führt vom Ende der Porzcikstraße in die Gärten und Wiesen der Parthenaue, hier befand sich bis in die 1920er Jahre die Plösener Mühle.
Station 8: Cleudner Straße zur Kartenansicht >>
Eine Brücke über den Fluss führt in die Cleudner Straße, die einstige Dorfstraße von Cleuden. Hier finden sich noch dörfliche Reste. Eine Anlage des 19. Jahrhunderts wurde in eine Seniorenresidenz umgebaut. Obwohl Cleuden beim Zusammenschluss zu Thekla das kleinste der drei Dörfer war (1889 lebten hier nur 200 Einwohner), befanden sich hier mit der Schule, der Kirche, dem Friedhof und dem Pfarrhaus die zentralen Einrichtungen. Dies weist auf die ursprüngliche Bedeutung des Ortes aufgrund seiner erhöhten Lage über der Parthenaue hin.
Station 9: Siedlung Leipzig-Thekla zur Kartenansicht >>
Südlich der Tauchaer Straße entstand nach der Eingemeindung nach Leipzig 1930 die Siedlung Leipzig-Thekla. Bekannt wurde sie als Erla-Siedlung, da sie vorwiegend als Werkssiedlung für die Beschäftigten der Erla-Rüstungswerke errichtet wurde. Die Abteilung Flugzeugbau Leipzig der Erla-Maschinenwerk GmbH war 1934 im benachbarten Ortsteil Heiterblick entstanden.
Station 10: Kirche Hohen Thekla zur Kartenansicht >>
Die noch im Ausbau befindliche Eichbergsiedlung schließt westlich an die Cleudner Straße an. Vom Eichberg aus wird die hochgelegene Kirche Hohen Thekla sichtbar. Der auf einer Endmoränenkuppe gelegene, im 12. Jahrhundert aus Findlingen errichtete romanische Kirchenbau ist einer der ältesten im Raum Leipzig. Er verkörpert mit seinem breiten wuchtigen Westturm den Typ sächsischer Wehrkirchen. In Notzeiten war die Kirche Zufluchtsort für die Bewohner des Dorfes. Hohen Thekla war die Kirche des wüst gefallenen Dorfes Teichla. Vom Namen der Kirche wurde 1889 der neue Gemeindename Thekla abgeleitet. Der Bau brannte 1959 aus und wurde 1961 denkmalgerecht neu errichtet. Von hier bietet sich im Winterhalbjahr ein weiter Blick in die Parthenaue und auf das zwischen 1976 bis 1978 erbaute Neubaugebiet Thekla II.
Station 11: Naherholungsgebiet "Naturbad Nordost" zur Kartenansicht >>
Über die Lidicestraße führt der Rundweg zum Naherholungsgebiet “Naturbad Nordost” (genannt “Bagger”) und endet am Ausgangspunkt des Rundganges. Der Baggersee entstand durch Grundwasserfüllung in einer ehemaligen Sandgrube, die für den Bau der A 14 angelegt worden war. Das Erholungsgebiet nimmt eine Fläche von 3,2 ha ein, ist mit Gastronomie ausgestattet und wurde in den letzten Jahren neu gestaltet.
Empfohlene Zitierweise
Luise Grundmann: “Thekla – Parthedörfer und neue Siedlungen” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/78_e_531-thekla/, Stand 19.06.2015
Quellen und weiterführende Literatur
- Vorschaubild: Kirche Hohen Thekla. Foto: Andreas Höhn, 2015
- Titelbild: © Mapbox © OpenStreetMap, Bearbeitung: Vera Schreiner (IfL)
- Brogiato, Heinz Peter (2009): Leipzig um 1900. Zweiter Band. Die Stadtteile in kolorierten Ansichtskarten aus dem Archiv des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig e.V. – Leipzig.
- Denzer, Vera; Dix, Andreas; Porada, Haik Thomas (Hrsg.) (2015): Leipzig: Eine landeskundliche Bestandsaufnahme. Landschaften in Deutschland, Bd. 78. – Köln.