Bauphasen der Innenstadt
Von Wolfgang Hocquél – 06/2015
Die Leipziger Innenstadt ist ein über Jahrhunderte gewachsenes Ensemble von Bauten der verschiedenen Epochen und Stilrichtungen. Die erhaltene Substanz reicht vom späten Mittelalter (Gotik) bis in die jüngste Gegenwart. Die animierte Karte stellt diese miteinander verflochtene Vielfalt dar, löst sie in einzelne Schichten auf und stellt 68 wichtige Gebäude näher vor.
Gebäude der Innenstadt: Von der Gotik bis zur Gegenwart Kartenausschnitt zurücksetzen
Bauphasen der Innenstadt
Standort 1: Nikolaikirche | Nikolaikirchhof zur Kartenansicht >>
Die dem heiligen Nikolaus, dem Schutzpatron der Kaufleute, geweihte Nikolaikirche ist um 1170–1180 entstanden. Sie hat, wie die 1968 im Bereich der Nordkapelle durchgeführten Grabungen belegen, vielleicht sogar schon einen Vorgängerbau gehabt, denn die kreuzförmige romanische Basilika wurde auf einem älteren Gräberfeld errichtet. Der massige hochaufragende Westriegel von 22,5 m Breite, 9 m Tiefe und 22 m Höhe ist damit das älteste Bauwerk der Altstadt. Er ist bis zu einer Höhe von 7,80 m in Süßwasserquarzit und darüber mit zunächst noch sehr unregelmäßigen Ziegelformaten erbaut. Vermutlich hat man hier den Beginn der Ziegelbauweise in der Stadt vor sich, der baugeschichtlich allgemein für die Zeit um 1150 angesetzt wird. Erst im 13. und 14. Jh. wurden die beiden oktogonalen Türme aufgesetzt, deren heute nicht mehr vorhandenen spitzen Turmhelme auf 1370 datiert werden konnten. 1555 kappte Hieronymus Lotter die zwei gotischen Spitzen, versah sie mit den erhaltenen welschen Hauben und setzte den achtseitigen Mittelturm einschließlich Türmerwohnung auf, dessen Bekrönung nach einem Entwurf von Johann Michael Senckeisen 1730 / 31 barock vollendet wurde. Dabei erhöhte er den Turm auf 75 m. Die heutige äußere Gestalt der Nikolaikirche geht vor allem auf den spätgotischen Umbau von 1513–1525 unter dem Maurermeister Benedikt Eisenberg zurück. Dabei entstand eine dreischiffige Hallenkirche mit einem regelmäßigen Netzgewölbe. Der im Norden und Süden von gotischen Kapellenanbauten begleitete Chor mit 5⁄8-Schluss stammt noch aus der Mitte des 14. Jh. 1784–1797 wurde das Innere durch Johann Carl Friedrich Dauthe durchgreifend umgestaltet. Aus der spätgotischen Hallenkirche wurde ein klassizistisches Raumensemble. Sie gilt als eine der bedeutendsten Raumschöpfungen des deutschen Klassizismus. Die montäglichen Friedensgebete in der Nikolaikirche mündeten im Herbst 1989 in die Ereignisse der friedlichen Revolution.
Standort 2: Thomaskirche | Thomaskirchhof zur Kartenansicht >>
Bereits am Ende des 12. Jh. hat eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit Westriegel an gleicher Stelle gestanden, die kürzer und schmaler war als die heutige Kirche. Der Neubau des Langhauses, wie es noch heute erhalten ist, erfolgte in den Jahren 1482–1496 als ein frühes, beeindruckendes Beispiel obersächsisch-spätgotischer Hallenkirchen. Der dreischiffige Kirchenraum hat eine Länge von 39 m, eine Breite von 25 m und eine Höhe von 17,5 m. Bis 1489 war Claus Roder als Baumeister tätig; mit der Einwölbung wurde Conrad Pflüger beauftragt, der diese zusammen mit seinem Parlier Blasius Börer ausführte. Für den Langhausneubau musste die westlich angrenzende Stadtmauer im Jahre 1484 um 10 m hinausgerückt werden. Aus der Erbauungszeit ist der ungewöhnlich steile Dachstuhl erhalten, der zugleich ein bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Zimmermannskunst darstellt. Er ist 26 m hoch und besitzt eine Neigung von 62°. Der viereckige Unterbau des Südturms stammt aus dem 14. Jh. Das obere, oktogonale Turmgeschoss darüber entstand 1537 unter der Bauleitung von Hans Pfretzschner. Im Jahre 1702 führte der Ratsmaurermeister Johann Gregor Fuchs die (heute nach der Kriegszerstörung im Zweiten Weltkrieg wieder hergestellte) barocke Turmhaube aus. Die große Glocke des Geläuts, die Gloriosa, mit einer künstlerisch hochwertigen Ritzzeichnung von Nikolaus Eisenberg wurde 1477 gegossen. Der lang gestreckte Chorraum stammt aus der Mitte des 14. Jh. 1880–1889 fand eine umfassende gotisierende Erneuerung der Kirche statt. Dabei gestaltete der Architekt Johann Wilhelm Constantin Lipsius 1886 die vordem völlig schmucklose Westwand neugotisch um und machte sie so zur neuen, der Promenade zugewandten Schauseite. Wichtigstes historisches Ereignis in der Thomaskirche war Martin Luthers Predigt am Pfingstsonntag 1539 zur Einführung der Reformation im albertinischen Sachsen. Die Kirche des Augustiner-Chorherrenstifts wurde nun zur Stadtpfarrkirche, die Stiftsgebäude wurden abgebrochen. Aus Anlass des 200. Todestags von Johann Sebastian Bach wurden dessen Gebeine 1950 aus der Bach-Gellert-Gruft der kriegszerstörten Johanniskirche in die Thomaskirche – den Hauptort seines Wirkens als Thomaskantor und Stadtmusikdirektor – umgebettet. Die Grabplatte entwarf der Architekt Kunz Nierade. Heute ist die Thomaskirche weltbekannte Heimstätte des Thomanerchors, der auf eine 800-jährige Tradition zurückblicken kann (1212 gegründet).
Standort 3: Alte Nikolaischule | Nikolaikirchhof 2 zur Kartenansicht >>
Sein heutiges Aussehen hatte das Kulturdenkmal im Ergebnis vieler Umbauten um 1900 erreicht. Aus dieser Zeit stammt auch die seitliche Arkade (1906), die für die Königliche Garnisonswache eingefügt wurde und der wettergeschützten Abstellung der Karabiner diente, denn bereits 1872 war die Schulnutzung aufgegeben worden. Im Jahre 1976 wurde das Gebäude bauaufsichtlich gesperrt. 1986 mussten die Hofgebäude und das Treppenhaus wegen Baufälligkeit abgetragen werden. In den Jahren 1991–1994 wurde es durch die Kulturstiftung Leipzig saniert. Die Stadt Frankfurt am Main hat wesentlich zur Finanzierung beigetragen. Der Rat der Stadt hatte bereits 1395 von Papst Bonifatius IX. die Genehmigung erlangt, eine städtische Schule gründen zu dürfen, an der neben Grammatik und Elementarkenntnissen auch die freien Künste gelehrt werden sollten. Doch die Augustiner-Chorherren am Thomaskloster, die mit der 1212 gegründeten Thomasschule das Bildungsprivileg innehatten, haben die Gründung der Nikolaischule immer wieder behindert. Im Jahre 1512 wurde endlich am Nikolaikirchhof 2 ein erstes Schulgebäude errichtet, das in der Folgezeit mehrfach verändert, erweitert und umgebaut wurde. Die bedeutendsten Schüler waren Gottfried Wilhelm Leibniz (1658–1661), Christian Thomasius (1665–1670), Johann Gottfried Seume (1779 / 80) und Richard Wagner (1828–1830). Das Gebäude ist heute ein Kulturhaus mit einer Dauerausstellung „Der junge Richard Wagner“, einem Restaurant, dem Antikenmuseum der Universität und der Veranstaltungsetage mit der klassizistischen Richard-Wagner-Aula von 1827.
Standort 4: Altes Rathaus am Markt zur Kartenansicht >>
Das 1556 / 57 unter Verwendung älterer Bauteile errichtete Rathaus gehört zu den bedeutendsten Beispielen des Renaissancestils in Mitteldeutschland und charakterisiert den wirtschaftlichen Aufstieg der Stadt im 16. Jh. Beeindruckend sind vor allem die ausgewogene Proportionierung und die außergewöhnlich langgestreckte, die gesamte Ostseite des Marktes einnehmende Hauptfront mit insgesamt sechs Zwerchgiebeln. Die hohen Staffelgiebel an den Stirnseiten des Rathauses sind durch kräftige Gesimse in der Horizontale betont. Die Zwerchhäuser im Dachbereich erinnern an die Giebelstellung der Häuser, wie sie noch um 1500 gebräuchlich waren. Das Hauptportal im Turm wird von zwei ionischen Säulenpaaren auf Diamantquadersockeln flankiert. In den Zwickelfeldern des Eingangsbogens sind zwei sogenannte Gaffköpfe zu sehen, die als Porträtbüsten des baukundigen Bürgermeisters Hieronymus Lotter, der den Rathausbau leitete, bzw. einer seiner Mitarbeiter Paul Speck oder Paul Wiedemann gedeutet werden, die die Entwürfe lieferten. Den Architrav schmückt als typisch antikes Ornament der sogenannte laufende Hund. Die Fenstergewände zeigen Stabprofile, die sich an den Ecken überschneiden, zeittypisch ist auch der Zahnschnitt am Hauptgesims. An den beiden Giebelseiten sind im ersten Geschoss steinerne Kastenerker auf Konsolen und mit Dreieckgiebeln ausgebildet. Der hölzerne Altan über dem Eingangsbereich am Turm wurde 1564 angebaut, der Bläseraustritt unterhalb der Uhr im Jahre 1599. 1744 erhöhte Christian Döring den Turm und setzte die heute in rekonstruierter Form erhaltene barocke Turmhaube auf. Im Innern verdienen von der Ausstattung besonders Beachtung: die alte Ratsstube und das sogenannte Tapetenzimmer aus Kochs Hof aus dem Jahre 1749 von Benjamin Calau (1724–1785). In dem 43 m langen und 11 m breiten Festsaal, der früheren Ratsdiele, befindet sich eine Galerie sächsischer Herrscherbilder und unter diesen, in das Gestühl eingebaut, die Reihe der Leipziger Stadtrichter mit einigen bemerkenswerten Porträts, die Anton Graff um 1800 schuf. Nachdem die Stadt sich 1899–1905 ein neues Großstadtrathaus erbaut hatte, wurde das Alte Rathaus 1906–1909 durch Stadtbaurat Otto Wilhelm Scharenberg saniert und in den Obergeschossen zum Stadtgeschichtlichen Museum umgenutzt.
Standort 5: Hainstraße 8 zur Kartenansicht >>
Das stattliche Bürgerhaus gehört zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen der Renaissance im Stadtzentrum. Es ist das älteste erhaltene Bürgerhaus der Stadt. Der Andersschen Häuserchronik im Stadtarchiv zufolge hat es der Rats- und Handelsherr Antonius Lotter, der Bruder des späteren Bau- und Bürgermeisters Hieronymus Lotter, im Jahre 1542 für 850 Thaler erworben. Bis zum Jahre 1575 blieb es in dessen Besitz. Es dürfte 1542–1545 entstanden sein. Das Haus wurde zunächst als viergeschossiger Bau (Erd- und drei Obergeschosse) mit Satteldach errichtet. Der Keller des Vorderhauses wird aus zwei parallel zur Straße liegenden Tonnengewölben gebildet. Die heutige Erdgeschossfassade ist an die Gestaltung des 16. Jh. angelehnt. Charakteristisch für die Architektur der Erbauungszeit sind die Stabprofile der Fenstergewände; die Marmorierung auf dem roten Rochlitzer Porphyrtuff ist dagegen eine Farbfassung des frühen 18. Jh. (1703). Horizontal durchlaufende Sohlbankgesimse, wie man sie etwa an den Treppengiebeln des Alten Rathauses noch findet, wurden später abgeschlagen. Im Jahre 1703 wurde dem Gebäude ein zweigeschossiger Kastenerker vorgeblendet, der 1711 durch den Maurermeister Paul Valentin und den Zimmermeister Andreas Weismantel im gleichen Stil um ein Geschoss erhöht wurde. Noch im 18. Jh. wurde das Gebäude um ein Geschoss und um den Frontispiz erhöht. Interessanterweise führte man die Fenstergewände wie die darunter liegenden im Stil des 16. Jh. aus. Der Erker ist überreich mit vegetabilem Schmuckwerk aus Stuck überzogen und kennzeichnet den Abschluss einer Blüteperiode Leipziger Bau- und Zimmermannskunst gegen Ende des 17. Jh., die vor allem in solchen Erkern und einer reichen Holzarchitektur der Höfe (Laubengänge) ihren Ausdruck fand. Als Schöpfer des Erkerschmucks gilt der Bildhauer Johann Jacob Löbelt. Im Inneren haben sich bedeutsame Ausstattungselemente erhalten, etwa barocke Stuckdecken im Erkerzimmer des ersten Stocks oder aber eine bemalte Holzdecke der Renaissance im dritten Obergeschoss. Das äußerst schadhafte Gebäude wurde 1996–2000 gründlich saniert. Die Seiten- und das Hintergebäude mussten aufgegeben werden.
Standort 6: Webers Hof | Hainstraße 3 zur Kartenansicht >>
Webers Hof – ab 1875 so bezeichnet – gehört zu den architekturgeschichtlich bedeutendsten Bürgerhäusern der Stadt. 1662 führte der Maurermeister Christian Richter das Vorderhaus völlig neu auf. In der Mitte des 19. Jh. wurde das Gebäude um zwei weitere Vollgeschosse erhöht, die bei der Sanierung des Hauses und der damit verbundenen fragwürdigen Rekonstruktion des ursprünglichen Zustandes der Straßenfassade in den Jahren 1995 / 96 wieder entfernt wurden. Ziel dieser Korrektur war es, ein für die Leipziger Baugeschichte wichtiges Bürgerhaus, das den Übergang von der Renaissance zum Barock markiert, zurückzugewinnen. Dabei wurde das gewachsene Zeugnis der städtebaulichen Entwicklung freilich zerstört. Die frühbarocke Fassade wurde nach einer Zeichnung aus Christian Richters Skizzenbuch im Dach- und Erdgeschossbereich annähernd wieder hergestellt. Die unteren drei Geschosse mit den frühbarocken Fensterrahmungen sowie der zweigeschossige hölzerne Kastenerker stammen noch von 1662, desgleichen der Treppenturm im Hof. Die Fensterbrüstungen am Erker zeigen im ersten Obergeschoss Putti mit Fruchtgirlanden, im zweiten Obergeschoss sich kreuzende Füllhörner. Das spätklassizistische Portal ist mit 1872 datiert. Der zweigeschossige, halbsäulengegliederte Frontispiz im Dachbereich wird oben von Voluten gerahmt und von einem Dreiecksgiebel mit Muschelmotiv bekrönt. Die einfenstrigen Dachgauben sind dagegen funktional notwendige Ergänzungen. Von den historischen Hofgebäuden ist nichts erhalten. Die früheren dreigeschossigen hölzernen Laubengänge sind heute in moderner Stahlkonstruktion wiederholt. In Inneren hat sich eine Reihe von Ausstattungsdetails erhalten.
Standort 7: Moritzbastei | Schillerstraße / Universitätsstraße zur Kartenansicht >>
Vermutlich schon im Verlauf des 12. Jh. war der Leipziger Siedlungskern mit Erdwällen und Gräben umgeben worden. Nach 1200 wurde die etwa 2,5 km lange, ringförmige Stadtbefestigung mit Stadtmauer, Wehrtürmen und Stadtgräben angelegt, wie sie bis ins 18. Jh. bestand. Bedenkt man den gewaltigen Bauaufwand für die Errichtung dieser Befestigungsbauwerke, zu denen Bastionen, Stadttore, Tortürme, Brücken und schließlich auch die markgräfliche Burg, die Pleißenburg, gehörten, so wird klar, dass sich über die Jahrhunderte der Verlauf der Stadtbefestigung nur wenig änderte. Den letzten erhaltenen Rest der ehemaligen Stadtbefestigung stellen die Mauern und Gewölbe der Moritzbastei dar, die 1551–1553 auf Befehl des sächsischen Kurfürsten Moritz durch den Baumeister Hieronymus Lotter errichtet wurden, nachdem sich die Stadtmauer in diesem Abschnitt 1547 im Schmalkaldischen Krieg als zu schwach erwiesen hatte. Die Basteien waren eine Neuerung im Wehrbau des 16. Jh. Die aus der Stadtmauer heraustretenden polygonalen Bauwerke sollten den Feind bereits im Vorfeld aufhalten. Ihre abgeböschten Außenmauern verminderten die Kraft auftreffender Kanonenkugeln. Auf der Moritzbastei stand bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die 1796 von Johann Carl Friedrich Dauthe begonnene und erst 1834 von Wilhelm Kanne vollendete Städtische Bürgerschule. An der stadtabgewandten Seite der Bastei ist noch das kurfürstlich-sächsische Wappen aus Sandstein zu erkennen. Ein Teil der Kasematten der Moritzbastei ist seit 1974 zum Studentenklub der Universität ausgebaut worden.
Standort 8: Alte Handelsbörse | Naschmarkt zur Kartenansicht >>
Das älteste Versammlungsgebäude der Leipziger Kaufmannschaft ist zugleich der erste Barockbau der Stadt. Die Initiative zum Bau ging von 30 Großkaufleuten aus, die sich im April 1678 mit einer Eingabe an den Rat der Stadt wandten, denn nach 1635 war es allmählich Brauch geworden, sich zum Abschluss von Geschäften zu versammeln. Dem Bau liegt nach stilkritischer Analyse des Dresdner Kunsthistorikers Walter Hentschel (1899–1970) ein Entwurf des Dresdner Oberlandbaumeisters Johann Georg Starcke zugrunde. Die Börse wurde 1678 begonnen, bereits 1679 genutzt, aber erst 1687 im Inneren völlig fertiggestellt. Der zweigeschossige pavillonartige Bau ist im Obergeschoss, im Bereich des Börsensaales, allseitig durch flache Pilaster mit ionischen Kapitellen gegliedert, auf denen lange hängende Girlanden angeordnet sind. Auf die Putzfläche gesetzte Festons betonen die Fensterachsen. Den geraden Dachabschluss bildet eine Sandsteinbalustrade mit plastischem Schmuck. In dem gesprengten Giebel des rundbogigen Portals oberhalb der zweiarmigen Treppenanlage halten zwei geflügelte Knabenfiguren, einer mit einem Merkurstab, ein prunkvolles vergoldetes Leipziger Stadtwappen. Im Börsensaal, der das gesamte Obergeschoss einnimmt, wurden Wechsel- und Geldgeschäfte getätigt und Informationen ausgetauscht. Die Gewölbe des Erdgeschosses vermietete man für den Messewarenhandel an auswärtige Kaufleute. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Haus völlig aus. Dabei gingen die prächtige Stuckdecke des Italieners Giovanni Simonetti und die Deckenmalereien von Johann Heinrich am Ende verloren. 1962 wurde der Wiederaufbau in der ursprünglichen äußeren Gestalt vollendet. Der Börsensaal wird für Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen genutzt. Er erhielt eine moderne, zeitgemäße Ausstattung. Die vier mythologischen Sandsteinfiguren auf der Dachbalustrade, Werke des Leipziger Bildhauers Johann Caspar Sandtmann, stellen Apollo, Merkur, Venus und Athene dar. Sie wurden durch Kopien ersetzt. Die heutige Farbgebung erhielt der Bau im Jahre 1987. Die Polychromie stellt eine Analogiefassung dar, welche auf Kenntnis der Farbigkeit der Architektur des 18. Jh. beruht. Das Goethedenkmal vor dem Gebäude schuf der Leipziger Bildhauer Carl Seffner 1903.
Standort 9: Königshaus | Markt 17 zur Kartenansicht >>
1704 hatte der Quedlinburger Kaufmann Andreas Dietrich Apel das Gebäude erworben. Den barocken Umbau führte der Ratsmaurermeister Johann Gregor Fuchs in den Jahren 1706 / 07 aus. Ein bemerkenswerter Wendelstein im Inneren erinnert noch an den Renaissanceursprung des um 1560 errichteten Gebäudes, dessen Geschichte sich bis ins 15. Jh. zurückverfolgen lässt. Bereits im 16. Jh. hat es dem Rat der Stadt als Gästehaus gedient. Lang ist die Reihe illustrer Persönlichkeiten, die hier logiert haben: Ende Mai 1698 weilte im Königshaus Zar Peter der Große, der sich auf der Rückreise von Holland nach Russland befand. Die Legende berichtet, er habe Kanonen von der Pleißenburg auf dem Markt aufstellen lassen, die abgefeuert wurden, wenn man im Königshaus einen Toast ausbrachte. Unter den sächsischen Herrschern war es besonders August der Starke, der bei seinen regelmäßigen Messebesuchen in dem prächtigen Bürgerhaus Hof hielt. Erst 1827 ließ König Anton den Mietvertrag endgültig kündigen. Im Siebenjährigen Krieg wohnte der Preußenkönig Friedrich II. zweimal in dem Haus am Markt. Bei seinem zweiten Besuch bat er am 11. Dezember 1760 den Fabeldichter und Professor für Poesie Christian Fürchtegott Gellert zu sich. Aus einem Brief Gellerts ist uns der Inhalt des Gespräches genau überliefert. „Wenn ich König wäre, so hätten die Deutschen längst Frieden“, äußerte Gellert mutig in dem Gespräch, das ansonsten vor allem die deutsche Dichtkunst zum Gegenstand hatte. Während der Völkerschlacht bei Leipzig hielt sich im Oktober 1813 das sächsische Königspaar in dem Gebäude auf und suchte zeitweise im Keller Schutz vor den Granaten. Im Erkerzimmer des ersten Stockwerkes verabschiedete sich am 19. Oktober Napoleon von seinem sächsischen Bundesgenossen, bevor er die Flucht nach Frankreich antrat. Im Jahre 1820 verstarb im Königshaus der Oberkommandierende der verbündeten russischen, österreichischen, preußischen und schwedischen Truppen der Befreiungskriege, Feldmarschall Karl von Schwarzenberg, als er dem Ort der siegreichen Schlacht einen Besuch abstattete. Von der historischen Bausubstanz hat sich im Inneren nur wenig erhalten, so etwa die beiden barocken Stuckdecken im ersten Obergeschoss und ein kunstvoller Kamin. Verschwunden ist heute auch die aufwändig gestaltete Dachbalustrade, die mit Vasenaufsätzen geschmückt war. Noch während des Ersten Weltkrieges wurde das Bürgerhaus zum Messepalast der Mustermesse umfunktioniert. 1932 baute Curt Schiemichen eine Passage ein. Nach Kriegsschäden wurde sie in veränderter Form wieder aufgebaut.
Standort 10: Zum Grönländer | Petersstraße 24 zur Kartenansicht >>
Das prächtige barocke Bürgerhaus ist 1749–1751 von George Werner für den Kaufmann Johann Martin Haugk erbaut worden. Bis 1875 war es im Besitz der Familie. Wie viele Häuser des 18. Jh. verfügt es über einen kunstvollen, dreigeschossigen Kastenerker, der im unteren Bereich von zwei liegenden Figuren flankiert wird. Dazwischen findet sich eine Relieftafel mit einem Kajakfahrer (seit 1875 am Haus). Hierum rankt sich folgende Überlieferung: „Gegen 1770 rüstete Martin Haugk, der Enkel des Stammvaters, ein Schiff aus, wie dies schon früher geschehen, bestimmt war, an der grönländischen Küste Wallfische und Robben zu erlegen, da Fischbein und Thran damals theure Handelsartikel waren. Heftige Stürme verschlugen jedoch das Schiff, … durch treibende Eismassen hatte das Schiff ein Leck bekommen, … Schiff und Mannschaft gaben sich verloren, da erschien plötzlich den Augen der verzweifelten Seefahrer ein rettender Engel in der Person unseres braven Grönländers. In seinem Boote, welches aus Knochen und Haut von Robben zusammengefügt ist, schoss er mit der kaltblütigen bewundernswerthen Gewandtheit durch die Brandung und brachte Hülfe und Rettung. Es gelang ihm, Schiff und Mannschaft zu retten, das Schiff in eine Bucht zu lootsen, wo es bei ruhiger See wieder seetüchtig gemacht wurde“. Haugk lud den Grönländer später nach Leipzig ein, damit er seine weiteren Tage in Leipzig verleben sollte. Er bat ihn auch, das Boot mitzubringen. Während der Anreise verstarb er jedoch und wurde in Lübeck begraben. Das Boot gelangte dennoch nach Leipzig und war lange Zeit im Haus ausgestellt. Das in Verfall geratene Kulturdenkmal wurde 1992–1994 durch Friedrich Gildemeier saniert. Dabei legte man besonderen Wert auf die Wiederherstellung des Äußeren. So wurde z.B. das barocke Portal rekonstruiert. Im Inneren sind lediglich das barocke Treppenhaus und Gewölbe im hinteren Bereich erhalten. Der Innenhof erhielt 1994 ein Glasdach.
Standort 11: Bosehaus mit Bachmuseum | Thomaskirchhof 16 zur Kartenansicht >>
Das Bosehaus wurde 1558 erstmals erwähnt. 1586 entstand das Vorderhaus in den Formen der Renaissance, von dem bedeutende Fragmente noch heute erhalten sind: die kreuzgratgewölbte zweischiffige Eingangshalle mit ihren stattlichen toskanischen Säulen, das rundbogige Portal aus Rochlitzer Porphyrtuff sowie die Fenstergewände und der zweigeschossige Kastenerker an der Fassade. 1709 / 11 ließ der Handelsherr Georg Heinrich Bose das Gebäude im Stil des Barock umbauen. Baumeister war der heute weniger bekannte Maurermeister Nikolaus Rempe. Die Hinter- und Seitengebäude, die vordem aus Fachwerk errichtet waren, wurden völlig neu aufgeführt. So entstand die geschlossene geometrische Hofanlage, wie sie heute wieder hergestellt ist. Die illusionistische Fassadenbemalung ist eine zeittypische Analogiefassung. Bei dem barocken Umbau erhielt das Vorderhaus ein Mansarddach und eine moderne geradläufige Treppenanlage mit Sandsteinstufen. Das Treppenhaus wurde eingewölbt. Besondere Beachtung verdient der rekonstruierte Sommersaal (er war ursprünglich nicht heizbar) im zweiten Obergeschoss des Hintergebäudes. Ein verrollbares Deckenbild gab die heute noch sichtbare Öffnung mit der umlaufenden Musikempore frei, so dass dieser Saal in den Dachbereich eingriff. Ein solcher Festsaal war in der Leipziger Bürgerhausarchitektur bisher nicht bekannt. Der im Laufe der Zeit völlig verbaute und in Wohnungen aufgeteilte Sommersaal wurde im barocken Sinne rekonstruiert. Die Familie Bose unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Johann Sebastian Bach. Der Thomaskantor und dessen Familie wohnten in der gegenüberliegenden Thomasschule (Thomaskirchhof 18). Neben dieser Beziehung erhält das Haus aber seine überragende, für Leipzig einmalige kulturgeschichtliche Bedeutung durch die Richtersche Sammlung, die sich – vermutlich 1745–1810 – im Gebäude befand. Das Haus soll einem Museum geglichen haben. In der Universitätsbibliothek Leipzig befindet sich das „Fremdenbuch der Gemäldesammlung von Johann Thomas Richter 1764–1809“. Auf der zweiten Seite hat sich „Goethe aus Frankfurt am Mayn“ eingetragen. Aus Anlass des 300. Geburtstages Johann Sebastian Bachs wurde das Bosehaus 1985 nach knapp zweijähriger Sanierung als Bachmuseum fertig gestellt. In den Jahren 2008 / 09 wurde das Gebäude erneut saniert, zur Gartenseite erweitert und das Bachmuseum neu konzipiert.
Standort 12: Wohnpalais „Altes Kloster“ | Klostergasse 5 zur Kartenansicht >>
Anfang 1753 erschien Gottlieb Beck, „Bürger und Handelsmann allhier“, im Rathaus, um sich sein geplantes Wohnhaus genehmigen zu lassen. Für die stattliche Summe von 10.000 Talern hatte er die Vorgängerbauten der Klostergasse 5, die teilweise noch aus Fachwerk bestanden, übernommen. Mit der Ausführung der Arbeiten beauftragte Beck den Zimmerermeister Johann Leopold Müller und den Obermeister der Leipziger Maurerinnung George Werner. Mit dem Bau des Beckschen Hauses 1753–1755 gelang Werner der wohl eleganteste Bau des Leipziger Rokoko. Das fünfzehnachsige Gebäude folgt dem geschwungenen Lauf der Klostergasse. Wohl auch um die Krümmung auszugleichen, wurde die Fassade durch leicht hervortretende Seiten- und eine Mittelvorlage gegliedert. Lediglich der Mittelrisalit ist in Breite des Korbbogenportals gestalterisch besonders hervorgehoben. Das vierflügelige eichene Rokokotor ist eine bemerkenswerte Handwerksarbeit dieser Zeit. Über dem Hauptgesims wird die Mittelachse durch einen geschwungenen Dacherker betont. Im Erdgeschoss des Vorderhauses befanden sich einst drei Messegewölbe, jedes mit einer Schreibstube. Im Hintergebäude waren weitere Lagergewölbe und ein Pferdestall untergebracht. Die drei Obergeschosse beherbergten komfortable Mietwohnungen. Bis heute ist das Haus von durchgreifenden Umbauten verschont geblieben, so dass es nach über 200 Jahren noch viel Originalsubstanz bewahrt hat: im Inneren z.B. die Treppenhäuser, weite Teile der alten Raumstruktur und wertvolle Details wie Türen, Kamine und Stuckdecke. In der engen Klostergasse fand die Fassadengestaltung einst kaum Beachtung. Die eigentliche Schauseite war die zur Promenade gelegene Rückfront (seit der Jahrhundertwende verdeckt durch die Bebauung am Dittrichring).
Standort 13: Coffe Baum („Kaffeebaum“) | Kleine Fleischergasse 4 zur Kartenansicht >>
Die Kleine Fleischergasse 4 wurde 1556 vom Vordergebäude Hainstraße 1 abgetrennt und kam in den Rang eines selbstständigen Bürgerhauses. Auf diesen Ursprung des Gebäudes weisen die Fenstergewände aus Rochlitzer Porphyrtuff mit den für die Renaissance typischen Profilierungen hin. Seit 1603 verfügte das Haus über ein eigenes Schankrecht. Der Kaffeeausschank im ältesten erhaltenen Kaffeehaus Leipzigs ist urkundlich für 1711 nachweisbar. Laut Baubesichtigungsberichten im Leipziger Stadtarchiv erfolgte im Jahr 1703 ein durchgreifender Um- bzw. Neubau des Gebäudes. Im Jahre 1717 nahm dann der kurfürstlich-sächsische und königlich-polnische Hofchocolatier Johann Lehmann das Haus in Besitz und ließ es 1718⁄19 durch den Leipziger Maurermeister Adam Jacob zu einem großzügigen Kaffeehaus umbauen. Erstmals 1720 erscheint der Name „Zum Arabischen Cofféebaum“ im Leipziger Adressbuch. Jacob beschränkte die Umgestaltung der Fassade auf die Betonung der Mittelachse durch Sandsteingewände, zwei barocke Fenstergiebel und eine szenische Plastik über dem Eingang. Dieses Hauszeichen zeigt einen Türken, der unter einem blühenden Kaffeebaum ruht und einem Putto, der symbolisch für die barocke Lebewelt steht, ein Schälchen Kaffee reicht. Wer diese ursprünglich farbig gefasste Portalplastik schuf, kann nicht mit Sicherheit angegeben werden. Als Bildhauer kommt der Dresdner Benjamin Thomae, ein Schüler Balthasar Permosers, in Betracht. Dass die Anbringung dieses ungewöhnlichen „Firmenzeichens“, wie früher vermutet, den 1723 in Apels Garten blühenden Kaffeebaum zum Anlass hat, muss heute bezweifelt werden. Ebenfalls nicht zu belegen ist, dass August der Starke hier seine erste Tasse Kaffee getrunken haben soll. Zu den Stammgästen des Coffe Baums zählten Johann Christoph Gottsched, Gotthold Ephraim Lessing, Richard Wagner und Robert Schumann. 1994–1998 wurde das im Eigentum der Stadt Leipzig befindliche Haus saniert. Seit dieser Zeit beherbergt es in den Obergeschossen ein attraktives Kaffeemuseum, das dem Stadtgeschichtlichen Museum angegliedert ist. Die monochrome Fassadenfarbigkeit entspricht dem Zustand aus der Mitte des 19. Jh.
Standort 14: Barthels Hof | Markt 8 und Hainstraße 1 / Kleine Fleischergasse 2 zur Kartenansicht >>
Das Hofgebäude mit dem Durchgang zur Kleinen Fleischergasse wurde 1747–1750 von George Werner erbaut. Da der Bauherr, der Leipziger Kaufmann Gottlieb Barthel, den geplanten Neubau des Vordergebäudes an der Marktseite nicht realisieren konnte, blieb es dem Umbau von 1870 / 71 vorbehalten, die geräumige Durchfahrt herzustellen, wie sie heute noch vorhanden ist. Mit solchen Durchgangshäusern erreichte das Leipziger Handelshaus seinen architektonischen Höhepunkt und eine absolut funktionsgerechte Ausprägung. Das Durchgangshaus war ein Mehrzweckbau. Im Erdgeschoss befanden sich die Kaufkammern und Messegewölbe, aber auch Ställe und Remisen. In den Obergeschossen waren oft reich ausgestattete Wohnungen, Kontore und zum Teil Festsäle untergebracht. Die noch in Barthels Hof erhaltenen Kranbalken zeigen, dass die ausgebauten Dachgeschosse als Warenspeicher dienten. Die „ungeheuer scheinenden Gebäude, die, nach zwei Straßen ihr Gesicht wendend, in großen himmelhoch umbauten Hofräumen eine bürgerliche Welt umfassend, großen Burgen, ja Halbstädten ähnlich“ waren, wie Goethe sie treffend charakterisierte, boten auch Schutz bei schlechtem Wetter und erleichterten den Warenumschlag, weil die Fuhrwerke hindurchfahren konnten und nicht wenden mussten. Zur Messezeit bildeten sie kleine Märkte für sich. 1890 wurde die heutige Gaststätte im Hof eingerichtet. Die neubarocke Straßenfassade zum Markt mit ihren hellen Sandsteingliederungen schuf Bruno Leopold Grimm in den Jahren 1870 / 71, wobei er die Renaissancefassade des Hauses „Zur goldenen Schlange“ an die Hofseite versetzte. Dessen erhaltener Sandsteinerker ist auf 1523 datiert und stellt das älteste auf uns überkommene Fragment einer Leipziger Bürgerhausfassade dar.
Standort 15: Fregehaus | Katharinenstraße 11 zur Kartenansicht >>
In den Jahren 1706 / 07 war das Haus von dem Leipziger Ratsmaurermeister Johann Gregor Fuchs gemeinsam mit dem Zimmerermeister Johann Christian Schmidt für den hiesigen Kaufmann Gottfried Otto errichtet worden, wobei ein Vorgängerbau aus der ersten Hälfte des 16. Jh. einbezogen wurde. Dies wird deutlich an dem steilen Satteldach, an dem noch spätgotisch anmutenden Eingangsportal, an den hohen Erdgeschossgewölben und an den kunstvollen, heute freigelegten Fenstersäulen im ersten und zweiten Obergeschoss des Vorderhauses. Fuchs schuf eine symmetrische vierflügelige Hausanlage, die um einen rechtwinkligen großen Innenhof angelegt war. Die Mittelachse der viergeschossigen Vorderhausfassade wird durch einen prächtigen Kastenerker betont. Dieser ist durch kräftige Pilaster und Gesimse gegliedert. Seine Brüstungsfelder und Stürze sind durch Festons geschmückt. Im Dachbereich findet die Erkerachse ihre Fortsetzung in einem großen Frontispiz mit Kartusche und Segmentbogengiebel. Vier Reihen von Dachgauben und drei große Schornsteinköpfe gliedern das Dach. Im Inneren haben sich eine Reihe bemerkenswerter Ausstattungsdetails erhalten: Die hölzerne Wandtäfelung des sogenannten Panelzimmers im zweiten Obergeschoss stammt aus dem Jahre 1792. Das gewölbte Treppenhaus ist mit Delfter Wandfliesen als Wandverkleidung geschmückt. Die bemalten Holzbalkendecken im dritten Obergeschoss stammen aus der Zeit um 1700. Das Gebäude trägt noch heute seinen Namen nach dem Bankier Christian Gottlob Frege II., der das Haus 1782 erworben hatte. Im Hof (links) verdient ein vom Vorgängerbau erhaltenes Architekturdetail, das sogenannte Spottrelief von 1535, wohl Luther (unten liegend), Papst und Kaiser darstellend, als ein interessantes Dokument der Reformationszeit besondere Beachtung.
Standort 16: Romanushaus | Katharinenstraße 23 zur Kartenansicht >>
Im Ensemble der barocken Bürgerhäuser der Katharinenstraße 19 (1748 / 49 von George Werner), 21 (1750–1753 von Friedrich Seltendorff) und 23 ragt das 1701–1703 errichtete Eckhaus am Brühl aufgrund seiner baukünstlerischen Qualität und architekturgeschichtlichen Bedeutung besonders heraus. Der gerade 30-jährige Franz Conrad Romanus – dem Leipziger Rat von August dem Starken als Bürgermeister aufgezwungen – ließ es sich schon bald nach Amtsantritt als prächtiges Wohnpalais vom Ratsmaurermeister Johann Gregor Fuchs erbauen. Als die Gerüste gefallen waren, bekamen die Leipziger einen Bau zu sehen, der, wie Nikolaus Pevsner schreibt, „an Umfang wie Stil gleich neu und außerordentlich“ war. Um die ungeheuere Summe von 150.000 Talern aufzubringen, die der Bau verschlang, hatte Romanus ungedeckte Stadtschuldscheine ausgestellt. So wurde er schließlich im Jahre 1705 verhaftet und starb 1746 nach 41-jähriger Haft auf der Festung Königstein. Mit dem Romanushaus begann die Blütezeit des bürgerlichen Barock in Leipzig, in der etwa ein Drittel aller Häuser der Stadt neu- oder im Zeitgeschmack umgebaut wurden. Mit dem Romanushaus setzt sich ein gänzlich neuer Grundrisstyp durch. Über eine breite geradläufige Treppenanlage mit Figurennischen gelangt man in die Obergeschosse des Vorderhauses. Die Räume der Obergeschosse waren als Enfilade den großen festlichen Vorsälen von 15 m x 16 m zugeordnet, die zugleich als Speisesäle genutzt werden konnten. Neu ist auch, dass die Hoffassaden eine den Vorderfronten entsprechende gestalterische Durchbildung erfuhren. Drei unterschiedlich hohe Wohngeschosse erheben sich über einem sockelartigen, rustizierten Erdgeschoss, in dem ursprünglich Kaufgewölbe für den Messehandel untergebracht waren. Zum Brühl und zur Katharinenstraße ist je ein mächtiger, von einer Vase bekrönter Schaugiebel gewandt. Über dem hohen Mansarddach am Brühl erhebt sich ein Aussichtsgeschoss, ein sogenanntes Belvedere, mit einem Sommersaal. Zwischen der dreizehnachsigen Front zum Brühl und der sechsachsigen Fassade zur Katharinenstraße vermittelt ein zweigeschossiger Eckerker auf genuteten Säulen und mit einem oberen Balkonabschluss. Die Front zum Brühl gliedern drei flache Vorlagen. Über dem Portal des Mittelrisalits mit den Figuren der Minerva und der Fama sind vier breite Kolossalpilaster angeordnet. Das Romanushaus wurde 1965–1969 saniert. Der Erhaltung der historischen Interieure wurde dabei leider keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt. Auch die beiden Hofflügel im S und W wurden aufgegeben. Sie konnten bei der erneuten Instandsetzung um 1995 wieder aufgebaut werden. Die beiden Straßenfassaden mit den typischen frühbarocken Verzierungen – den Festons – an den Fenstern, Portalen und Giebeln erhielten wieder ihre barocke Farbigkeit. Die Merkurplastik an der Ecke im Erdgeschoss ist eine Kopie einer Arbeit von Balthasar Permoser für den Schlosspark von Schwerin.
Standort 17: Großer Blumenberg | Richard-Wagner-Platz 1 zur Kartenansicht >>
Das stattliche Bürgerhaus ist eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse der Epoche des Klassizismus im Stadtzentrum. Der Name geht auf den Hausbesitzer Tiburtius Blumberg zurück, dem im 16. Jh. an der Ecke Große Fleischergasse/Richard-Wagner-Platz ein Haus gehörte. Seit 1767 ist die Bezeichnung „Großer Blumenberg“ gebräuchlich. Das Gebäude wurde in den Jahren 1826–1832 durch Umbau mehrerer Gebäude vermutlich vom Leipziger Stadtbaudirektor Albert Geutebrück geschaffen. Klarheit, Maßstab und Ordnung, Hauptprinzipien der klassizistischen Architektur, spiegeln sich in der Fassadengestaltung wider. Der Mittelrisalit des viergeschossigen Baukörpers ist durch vier Pilaster gegliedert, deren korinthische Kapitelle von einem Dreiecksgiebel bekrönt werden und somit entfernt an einen antiken Tempel erinnern. Die Putzquaderung im Erdgeschoss, die Fensterverdachungen mit aufgesetzten Akroterien aus Gips sowie der Zahnschnitt am Hauptgesims gehören zum zeittypischen Architekturvokabular. 1749 spielte Friederike Caroline Neuber hier mit ihrer Theatergruppe auf einem Färberboden. Unter persönlichen Entbehrungen setzte sich die Neuberin für die Durchsetzung der Gottschedschen Theaterreform ein.
Standort 18: Königliches Palais | Goethestraße 7 / Ritterstraße 26 zur Kartenansicht >>
Das spätklassizistische Eckgebäude zur Goethestraße entstand 1860 / 61 nach einem Entwurf des damaligen Stadtbaudirektors Albert Geutebrück. Wie für jene Zeit charakteristisch, ist es stark durch Elemente der italienischen Renaissancearchitektur geprägt, die sich bei Geutebrück erstmals an der 1834–1836 erbauten Buchhändlerbörse (Ritterstraße 12, im Zweiten Weltkrieg zerstört) zeigen. Das Innere wurde 1886 nach Plänen von Max Arwed Roßbach umgestaltet. Dabei entstand der repräsentative neubarocke Senatssaal im ersten Obergeschoss. Das Gebäude diente ursprünglich als Unterkunft für den sächsischen König, wenn er – als Landesherr und zugleich oberster Rektor der Universität – in Leipzig war. Im ersten Obergeschoss, an der Front zur Goethestraße, lagen Wohnzimmer, Empfangszimmer und Speisezimmer. Während der Frühjahrsmesse 1919 wurde das Gebäude erstmals als „Porzellan-Palais-Messehaus“ verwendet. Heute wird der Senatssaal von der Universität für repräsentative Veranstaltungen genutzt, während die übrigen Räume verschiedenen Einrichtungen der Universitätsverwaltung dienen.
Standort 19: Schillerstraße zur Kartenansicht >>
Nachdem die Stadtmauer in diesem Bereich abgebrochen sowie der Stadtgraben entwässert und verfüllt worden war, entstand 1860–1880 eine der Prachtstraßen des Leipziger Historismus. Mit dem Ausgang des Klassizismus war die Renaissance italienischer Prägung zum bevorzugten Stilvorbild des Bürgertums geworden. Motive der römischen, florentinischen und venezianischen Palazzoarchitektur der Früh- und Hochrenaissance dekorierten nun die noblen Wohn-Geschäftshäuser der Großbourgeoisie. Charakteristische Details sind kräftige Rustizierungen, Rundbogenfenster oder solche mit einer Ädikularahmung, flächige Natursteinverkleidungen und der typische gerade Dachabschluss meist mit einem ausladenden Gesims über einem Relieffries. Anstelle der zuvor abgebrochenen alten Peterskirche errichtete der Berliner Architekt Max Hasak in den Jahren 1886–1888 das Gebäude für die ehemalige Deutsche Reichsbank (heute Musikschule) im Stil der florentinischen Stadtpaläste der italienischen Renaissance. Der nördlich anschließende flachere Bau mit dem Kaffeespezialgeschäft bewahrt noch eine Originalausstattung aus der Erbauungszeit. Das Gebäude Schillerstraße 4/Neumarkt 35 entstand 1859–1862 nach Plänen des Baurats Zocher. Die Schillerstraße 5, 1863 fertig gestellt, entwarf der Leipziger Architekt Gustav Müller. Im selben Jahr entstand nach Plänen des Leipziger Architekten Carl Gustav Aeckerlein das Gebäude Schillerstraße 6, in dem 1976 das Ägyptische Museum der Karl-Marx-Universität eröffnet wurde.
Standort 20: Mädler-Passage | Grimmaische Straße 3–4 / Neumarkt 14 zur Kartenansicht >>
Das 1912–1914 für den Kofferfabrikanten Mädler nach Entwürfen des Leipziger Architekten Theodor Kösser errichtete fünfgeschossige Passagenmessehaus löste den legendären Komplex Auerbachs Hof ab, den Heinrich Stromer von Auerbach, Professor an der Universität, in den Jahren 1530–1538 erbaut hatte. Die beiden Passagenarme treffen sich in einer oktogonalen Rotunde. Die Gesamtlänge des Durchgangs beträgt 140 m, die Breite durchschnittlich 5–7 m. Über dem zweiten Obergeschoss wird der Durchgang von einer kassettenförmigen Stahlbetonrippenkonstruktion mit Glasbausteinen überspannt. Die Sandsteinfassade mit der Front zur Grimmaischen Straße wird über dem Erdgeschoss durch sechs Halbsäulen gegliedert, auf denen geschosshohe Atlanten die darüber liegende Brüstung von dem zurückgesetzten vierten Obergeschoss tragen. Den Passageneingang bildet ein bis ins erste Obergeschoss reichendes Rundbogenportal, das von zwei lebensgroßen weiblichen Gewandfiguren aus Sandstein flankiert wird. Ihre Attribute – Weintraube und Vase – verweisen auf die Zweckbestimmung des Baus als Weinkeller und als früheres Porzellanmessehaus. Die Natursteinfassade des Passagenraums wird in den unteren beiden Geschossen durch Pilaster gegliedert. Über dem ersten Obergeschoss befindet sich im nördlichen Teil eine Galerie mit Stabgeländerbrüstung. Am Auerbachs Keller ist die Passage hallenartig erweitert. Der Zugang wird durch zwei bronzene Figurengruppen des Leipziger Bildhauers Mathieu Molitor wirkungsvoll akzentuiert. Sie stellen Szenen aus Goethes Faust dar. Die Eingänge zu den oberen Etagen sind mit traditionellen Portalgestaltungen architektonisch besonders hervorgehoben. Über den reliefierten, rechteckigen Türrahmen nach klassizistischem Vorbild sind barockisierende Supraporten angeordnet, die von zwei Putti als Wappenhaltern gebildet und beidseitig von Vasen flankiert werden. Aus dem historischen Auerbachs Hof wurden der Lutherkeller, der Goethekeller und der tieferliegende berühmte Fasskeller in den Neubau einbezogen. Dagegen entstand das große Restaurant mit den bekannten Gemälden der Szenen aus dem Faust erst im Zuge des Neubaus (1913). In der Verbindung von Messehaus und Passage erreichte das Messehaus als spezifischer Leipziger Geschäftshaustyp seine architektonische Vollendung. Die Mädler-Passage ist heute Herzstück und urbaner Mittelpunkt des in Mitteleuropa einmaligen Netzes von Durchgangshöfen und Passagen. Sie stellt zugleich den bedeutendsten erhaltenen älteren Passagenbau in Deutschland dar. Ein bemerkenswertes historisches Detail des Vorgängerbaus bildet die Stuckdecke im Erdgeschoss an der Neumarktseite. Sie wurde beim Umbau entdeckt und 1914 an den heutigen Standort umgesetzt. Das Deckenfresko „Helios im Sonnenwagen“ darf vermutlich dem Gothaer Hofmaler Johann Heinrich Ritter zugeschrieben werden. Es gehört zu den wenigen erhaltenen Resten der einst reichen Leipziger Bürgerhauskultur.
Standort 21: Handelshof | Grimmaische Straße 1–7 zur Kartenansicht >>
1908 / 09 erbauten Georg Weidenbach und Richard Tschammer den um zwei große Innenhöfe gruppierten Baublock von 84 x 52 m Ausdehnung. Der fünfgeschossige massige Baukörper nimmt ein ganzes Altstadtkarree ein. Der bedeutendste Vorgänger waren die Fleischbänke (Reichsstraße 3–5) von Paul Wiedemann aus dem Jahre 1578. Bereits 1874–1889 hatte der Rat der Stadt alle Privatgrundstücke dieses Areals aufgekauft, um hier das Neue Rathaus zu errichten, das jedoch schließlich auf dem Gelände der Pleißenburg gebaut wurde. So hatte man hier die Möglichkeit, nach dem Städtischen Kaufhaus ein zweites der Stadt gehörendes Messehaus zu errichten. Die vier Straßenfassaden sind durch Vor- und Rücklagen sowie durch Zitate traditioneller Architekturmotive, z.B. mehrgeschossige Runderker in der Leipziger Renaissancetradition, und plastischen Schmuck gegliedert. An der Eingangsfassade in der Grimmaischen Straße fasst eine rustizierte Bogenreihung Erd- und Zwischengeschoss zu einem hohen Sockelgeschoss zusammen. Darüber schließt sich im ersten bis dritten Obergeschoss eine Gliederung von zehn flachen Pilastern an. Über den drei mittleren Achsen ist oberhalb der Traufe ein Segmentgiebel mit einem reliefierten Leipziger Stadtwappen mit zwei Löwen als Wappenhaltern angeordnet. Das vielgliedrige Mansarddach bekrönen mehrere Dachreiter. Am 4. Dezember 1943 brannte das Gebäude völlig aus. Der Wiederaufbau wurde bereits 1946 / 47 beendet. Eine Neugestaltung der Ladenzone an der Grimmaischen Straße in Cottaer Sandstein erfolgte 1960 durch den Leipziger Architekten Rudolf Rohrer, die bei der jüngsten Sanierung jedoch wieder rückgängig gemacht wurde. In den Jahren 2008–2010 wurde das Gebäude nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten umfassend saniert. 2011 zog hier das Fünf-Sterne-Hotel Steigenberger mit 165 Zimmern, elf Suiten, einer Präsidentensuite, 500 m² Konferenzfläche, einem Wellnessbereich und zwei Restaurants ein.
Standort 22: Specks Hof | Reichsstraße 4–6 zur Kartenansicht >>
Der nach Entwürfen von Emil Franz Hänsel in den Jahren 1908 / 09, 1911 und 1928 / 29 in drei Bauabschnitten errichtete Messepalast gehört aufgrund seiner überzeugenden Grundkonzeption und einer Vielzahl elegant gelöster Details zu den architektonisch wertvollsten Geschäftshäusern in Leipzig. Die drei Passageneingänge und die beiden Eckausbildungen zum Schuhmachergässchen sind durch gerundete Risalite betont. Die Bildhauerarbeiten der Fassaden zu unterschiedlichen Themen stammen von der Leipziger Firma Wollstädter. Die kupfergetriebenen Figuren über dem Erdgeschoss und die Natursteinskulpturen über dem dritten Obergeschoss sind in ihrer Thematik der griechischen Götterwelt entlehnt. Ein geschlossenes, zur Zweckbestimmung des Gebäudes in Beziehung stehendes Bildprogramm stellen sie allerdings nicht dar. Die drei Lichthöfe sind durch passagenartige Durchgänge verbunden. Der mittlere Lichthof besitzt Ausgänge nach dem Schuhmachergässchen und zum benachbarten Hansahaus, so dass dieses Geviert vom Fußgänger kreuzförmig durchquert werden kann. Im Zuge der 1981 begonnenen Rekonstruktion der Passage wurde eine Reihe neuer Kunstwerke geschaffen bzw. integriert, die der Passage ihren ursprünglichen Glanz zurückgeben sollten. Die Terrakotten unter den Fensterbrüstungen in Lichthof A und B stammten von dem Dresdner Bildhauer Peter Makolies (heute im Lichthof A zusammengefasst). Im mittleren Lichthof ist nach einer Vorlage des Leipziger Malers und Grafikers Heinz-Jürgen Böhme 1983 eine großformatige bildliche Darstellung der Vorgängerbauten von Specks Hof auf Meißener Fliesen eingesetzt worden. Im östlichen Lichthof rekonstruierten Detlef Lieffertz und Heinz-Jürgen Böhme die Art-Déco-Ausmalung aus dem Jahre 1927 (im Zuge der letzten Sanierung bei der Vergrößerung des Hofs aufgegeben). Völlig neu wurde im Lichthof A ein Brunnen mit einer Jugendstilplastik des Berliner Bildhauers Victor H. Seifert eingeordnet, die um 1905 entstanden ist (gestohlen). Den Unterbau des Brunnens schuf Peter Makolies. Als Hänsel 1928 / 29 den dritten Erweiterungsbau des Messehauses an der Nikolaistraße ausführte, gestaltete er ihn als turmartigen Baukörper, der über die Firstlinie der angrenzenden Gebäude hinausreichte. Das Messehaus hat seinen Namen „Specks Hof“ von dem ehemaligen Eckhaus Reichsstraße 6 übernommen, das 1815–1891 im Besitz der Familie des Freiherrn Maximilian Speck von Sternburg auf Lützschena und seiner Nachkommen war. Die Passage durch Specks Hof ist die älteste erhaltene in Leipzig. Die Passage sowie das gesamte Gebäude wurden 1993–1995 umfassend saniert. Dabei erfuhren die drei Lichthöfe eine neue bildkünstlerische Ausgestaltung durch die Künstler Bruno Griesel (im Lichthof A), Moritz Götze (B) und Johannes Grützke ©.
Standort 23: Riquethaus | Schuhmachergässchen 1–3 zur Kartenansicht >>
Eine architektonische Sonderstellung unter den Geschäftshäusern der Innenstadt nimmt das 1908 / 09 erbaute Messehaus der Firma Riquet & Co. ein, die schon 1745 gegründet worden war. Neben Kakao, Schokolade, Pralinen und Waffeln eigener Produktion handelte sie mit Japan-, China- und Orientwaren. Besondere Tradition hatte der Riquet-Tee. Diese Handelstradition griff der Leipziger Architekt Paul Lange beim Neubau nach der Jahrhundertwende auf und schuf einen eigenständigen Bau, dessen Dachgestaltung allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Paul Lange bediente sich ostasiatischer Motive, wie sie in der dekorativen Stilkunst der Jahrhundertwende gerne verwendet wurden. Auf diese Weise setzte der Architekt die bis ins 18. Jh. zurückreichende Handelstradition der Firma bildkünstlerisch um. Das die Fassade akzentuierende geschweifte Dachtürmchen über der konvexen Eckausbildung scheint der klassischen chinesischen Baukunst entlehnt zu sein. Mehrere Jugendstil-Mosaikarbeiten, die in Leipzig ausgesprochen selten anzutreffen sind, dekorieren mit werbendem Charakter die Fassade (Beschriftungen, Brüstungsfelder, Pfeiler, Hauptgesims und Rundgiebel über der Ecke). Hier findet man einen Pfau und einen Japaner im farbigen Gewand dargestellt. Zwei kupfergetriebene Elefantenköpfe an der Eingangstür stellen das Markenzeichen der Firma dar. Während der Sanierung 1994 / 95 erhielt das Gebäude durch den Kölner Architekten Knut Bienhaus seinen alten Glanz zurück. Insbesondere wurden der markante Turmaufsatz rekonstruiert und die Ladenausstattung des Erdgeschosses restauriert und ergänzt.
Standort 24: Steibs Hof | Nikolaistraße 28–32 zur Kartenansicht >>
Im Jahre 1907 errichtete der Leipziger Baumeister Felix Steib das nach ihm als erstem Besitzer benannte Geschäftshaus. War es zunächst als Messepalast konzipiert, so diente es schließlich wie die meisten Gebäude dieser Straße dem Pelzhandel. Der Bau ist eine interessante Mischung aus moderner Geschäftsarchitektur und historisierenden, teils vom Jugendstil geprägten Formen und Details. Die betonte Mittelachse übertrumpft mit ihrem neubarocken Sandsteindekor selbst die reichsten Bürgerhausfassaden des 18. Jh. Die plastischen Arbeiten im Frontispiz stehen unter dem Thema Handel und Industrie. Im gesprengten Giebelfeld des Dacherkers findet sich die Darstellung der ehemaligen drei Vorgängerbauten mit Inschrift 1687. Darüber wird ein hochovales Fenster von zwei Putti mit den Attributen Handelsschiff und Hammer flankiert. Die Fensterverdachung darüber ist von einer Weltkugel bekrönt. Zwei Löwenplastiken als Wappenhalter bewachen das Geschäftshaus seitlich über dem Hauptgesims. In einer Kartusche in der Fensterbekrönung des zweiten Obergeschosses ist die lateinische Inschrift „Labor vincit mundum“ (Die Arbeit überwindet die Welt) zu lesen. Zwischen den kräftigen Kolossalpilastern der Fassade sind die leichten Metallfensterkonstruktionen erkerartig ausgestellt. Das opulente Sandsteinportal stellt vielleicht die schönste Eingangsgestaltung des Historismus in Leipzig dar. Die beiden Höfe sind weiß mit blauen Gliederungen gefliest. Der vordere Hof erhielt ein Glasdach. Auffällig ist die Vielzahl eleganter alter wie neuer Details, v.a. im Durchgang und im übrigen Erdgeschossbereich. Die Sanierung realisierten die Architekten Erwin Heinle, Robert Wischer und Partner 1994–1996. Das Haus wurde 1997 mit dem Hieronymus-Lotter-Preis für Denkmalpflege der Kulturstiftung Leipzig ausgezeichnet, der gemeinsam mit der Stadt Leipzig ausgelobt wird. Im Zuge der Sanierung des gründerzeitlichen Dussmann-Hauses am Brühl 64–66 Mitte der 1990er Jahre wurde hier ein kleiner, überglaster Innenhof mit einer Wendeltreppe ins erste Obergeschoss geschaffen, der heute mit Steibs Hof verbunden ist und so eine ganz neue Passage bildet.
Standort 25: Predigerhaus | Nikolaikirchhof 3–4 zur Kartenansicht >>
In den Jahren 1886 / 87 errichtete Hugo Licht auf dem ehemaligen Areal der alten Predigerhäuser von 1553 den Neubau des Predigerhauses der Nikolaikirche. Bei der Gestaltung des viergeschossigen Eckgebäudes ließ sich Licht von Formen der Leipziger Spätgotik und der Renaissance anregen und schuf so einen malerischen Bau, der etwas vom Genius loci der Altstadt bewahrt. Man fühlt sich auch heute noch an die Zeit der Reformation, an die Zeit des Wirkens Martin Luthers erinnert. Die helle Putzfassade zierte bis zur Neuverputzung um 1930 dekorative Malereien nach Vorlagen des Malers Otto Hupp aus Mittenheim bei München. Die beiden Fassadenerker am Nikolaikirchhof haben den Erker des Hauses „Zur Goldenen Schlange“ (Barthels Hof) aus dem Jahre 1523 zum Vorbild. Der Giebel mit dem Türmchen, der sich im Dachbereich zwischen beiden erhebt, ist ebenfalls eine Anleihe an diesen Bau. Es entsprach der Materialästhetik jener Jahre, die Porphyrgliederungen natursteinsichtig zu zeigen. Wir wissen heute aber, dass diese z.B. am Alten Rathaus zur Zeit Hieronymus Lotters farbig gefasst waren und dass man den Naturstein damals lediglich als ein konstruktives Baumaterial auffasste. Auch die beiden Sitznischenportale im Erdgeschoss entstammen der Leipziger Bautradition. Die zierlichen Dächer der Türmchen und Balkone sind mit kleinen schwarzen, grünen und gelben Biberschwänzen eingedeckt, die übrigen Dachflächen mit schwarzblauen Falzziegeln. Im Erdgeschoss verdient der 1993 restaurierte historische Gemeindesaal Beachtung. Die Holzbrettdecke ist mit einem Leipziger Wappen geschmückt. Im oberen Wandbereich wird die Decke von einer gemalten Blumenbordüre begleitet. Zwei Wandvorlagen tragen einen unverkleidet belassenen, genieteten Deckenträger, dessen Unterseite überraschenderweise mit Rankenwerk bemalt ist. Besonders die groteskenartige Bemalung der beiden Wandvorlagen leitet bereits zum Jugendstil über. Die Ausmalung stammt ebenfalls von Hupp.
Standort 26: Rotes Kolleg | Ritterstraße 16–22 zur Kartenansicht >>
Wie der Chronist Karl Christian Kanis Gretschel im Jahre 1836 schrieb, hat die Ritterstraße „ihren Namen nicht sowohl, wie einige wollen, von dem Ritter St. Georg oder von mehreren in ihr wohnenden Edelleuten, sondern vielmehr von des Raths Marstalle, welcher bis 1503 auf ihr im Rothen Collegium sich befand“. Im Jahre 1891 wurde der spätgotische Bau, ein Gebäude der Philosophischen Fakultät der Universität aus dem Jahre 1517, abgebrochen. Kulturgeschichtlich ist von besonderem Interesse, dass hier am 23. Juni 1646 Gottfried Wilhelm Leibniz geboren wurde. Sein Vater Friedrich Leibniz war zu diesem Zeitpunkt Professor für Moral an der Universität und bekleidete das Amt eines Notars. Der in den Jahren 1891 / 92 nach Entwürfen von Max Arwed Roßbach ausgeführte Neubau ist eine gestalterische Reminiszenz an den spätgotischen Vorgängerbau. Dies zeigt sich in den Giebelaufbauten der Seitenrisalite, im teils gotisierenden Schmuckwerk der Fassade und nicht zuletzt in der Verwendung der roten Fassadenklinker. Der von Roßbach geschaffene Neubau erhielt im Erdgeschoss Läden, im ersten Obergeschoss die Räume der Philosophischen Fakultät und in den Obergeschossen Wohnungen. In der gewölbten Durchfahrt zum Hof erläutert eine Gedenktafel die Baugeschichte: „Rothes Colleg erbaut 1517 unter Herzog Georg dem Bärtigen, von Grund aus neu errichtet 1891 / 92 unter König Albert“. Die historisierende Ausmalung im gewölbten Durchgang wurde Mitte der 1990er Jahre freigelegt und restauriert.
Standort 27: Geschwister-Scholl-Haus | Ritterstraße 8–10 zur Kartenansicht >>
Das viergeschossige, siebenachsige Gebäude wurde 1910 nach Entwürfen von Fritz Schumacher für die erste deutsche Handelshochschule fertig gestellt. Schumacher gehörte zu den herausragenden Reformarchitekten jener Zeit. Als er mit 40 Jahren diesen Bau realisierte, war er bereits von der Dresdner Akademie nach Hamburg als Stadtbaurat gewechselt. Mit Bauten wie der Leipziger Handelshochschule oder dem berühmten Krematorium in Dresden-Tolkewitz (1908 / 09) versuchte er sich frei zu machen von überkommenen historischen Architekturleitbildern. Gleichzeitig spürt man den der Architektur jener Zeit innewohnenden Drang zur Monumentalisierung. Sie ist von dem Bestreben gekennzeichnet, überkommene Formen neu zu interpretieren. Dies wird z.B. an der unkonventionellen Portalgestaltung, an der Risalitausbildung oder an den Dachgauben sinnfällig. Die bauplastischen Arbeiten stammen von dem Dresdner Bildhauer Georg Wrba. Über den Blendarkaden des Erdgeschosses gliedern kräftige Pfeiler die Obergeschosse. Ein turmartiger Seitenrisalit betont den Haupteingang und die darüber liegenden Hörsäle. Im dritten Obergeschoss sind Fenstererker angeordnet. Graue Putzflächen wechseln mit roten Porphyrtuffgliederungen. Das Mansarddach beleben unterschiedlich gestaltete Gauben. Das Portal ist mit plastischen Darstellungen und den Inschriften „Handel schafft Wandel“ und „Handel verbindet die Völker“ versehen. In den Jahren 1994 / 95 wurde das Gebäude saniert. Dabei wurde im Inneren weitgehend die originale Farbigkeit wieder hergestellt.
Standort 28: Dresdner Bank | Goethestraße 3–5 zur Kartenansicht >>
Das Gebäude wurde in den Jahren 1910 / 11 für die Dresdner Bank nach dem Entwurf des Münchner Architekten Martin Dülfer erbaut. Die historisierende Sandsteinfassade wirkt durch die kräftigen ionischen Kolossalsäulen über dem rundbogigen, genuteten Erdgeschoss auf den ersten Blick fast klassisch. Doch die Säulen tragen nicht nach antikem Vorbild das Dachgebälk, sondern lediglich ein Gesims mit Figurengruppen. Hier zeigt sich ein wesentlicher Unterschied zum Historismus des 19. Jh., der ursprünglich bemüht war, die Stilvorbilder möglichst genau zu zitieren. Zu Beginn des 20. Jh. dienen die historischen Details, in freier Art und Weise gehandhabt, lediglich der Gliederung des Bauwerks und bewirken, wie auch die kräftigen Bildhauerarbeiten, die Monumentalisierung der Fassade. In der Kassenhalle verwendete Dülfer sogenannte Zackenformen, die auch in der späteren expressionistischen Architektur in Leipzig, z.B. am neuen Grassimuseum von 1925–1929, bedeutsam wurden. Treppenhaus und Kassenhalle nehmen so bereits um 1910 die spätere Mode des Art Déco vorweg. Die architektonisch bemerkenswerte Schalterhalle hat die Form eines zweigeschossigen Umgangschors auf polygonalem Grundriss. Im Obergeschoss ist die Galerie mit Fenstern versehen. Bei der Sanierung 1995 / 96 wurde die Oberlichtkonstruktion verändert wiederhergestellt. Das Rippennetzgewölbe ist in Stahlbeton ausgeführt. Die Arkadenbögen sind im „Zackenstil“ stalaktitenförmig abgetreppt. Der architektonisch in grünem Marmor hervorgehobene Zugang zum Tresorraum wird von einer Uhr als Supraporte bekrönt, die von Figuren begleitet wird. Die kunstgeschmiedete Tresortür ist vergoldet.
Standort 29: Mendebrunnen auf dem Augustusplatz zur Kartenansicht >>
Der Mendebrunnen entstand nach einem Entwurf des Nürnberger Architekten Adolf Gnauth und wurde am 1. September 1886 eingeweiht. Die Plastiken schuf Jacob Ungerer aus München. Der Mendebrunnen ist als eine Allegorie auf die Bedeutung des Wassers für den Menschen aufzufassen. Seine maritimen Darstellungen verkörpern Gestalten der griechischen Mythologie. Sowohl in der Grundkonzeption als auch in der Auswahl und Gestaltung der Plastiken lehnten sich Gnauth und Ungerer an berühmte Vorbilder des italienischen Barock an. Der Brunnen wurde zum Teil mit Geldern aus dem Vermächtnis der Marianne Pauline Mende errichtet. Von Egon Erwin Kisch stammt die pikante Story, die Stifterin sei die Besitzerin eines gewissen Etablissements gewesen, die mit einer wohltätigen Tat ihr frevelhaftes irdisches Tun sühnen wollte. Obwohl sich die Darstellung des „rasenden Reporters“ längst als (vielleicht sogar beabsichtigte) Verwechslung erwiesen hat, kommt die Wahrheit nur schwer gegen die Fama an. Der Brunnen wurde nach erfolgter Restaurierung am 27. Juni 1982 wieder eingeweiht, nachdem er einige Jahre wegen des Neubaus des Gewandhauses abgebaut und eingelagert war. Im Zuge des Baues der zweigeschossigen Tiefgarage unter dem Augustusplatz 1997 / 98 und der darauf folgenden Neugestaltung des Platzes wurde er erneut demontiert, restauriert und wieder aufgebaut.
Standort 30: Städtisches Kaufhaus | Neumarkt 9–19 zur Kartenansicht >>
Der Gebäudekomplex des Städtischen Kaufhauses widerspiegelt wie kaum ein anderes Kulturdenkmal im Stadtzentrum mehr als 500 Jahre Leipziger Handels- und Kulturgeschichte. Der Umbau des Areals zum Messepalast Städtisches Kaufhaus vollzog sich 1893–1901 in drei Bauabschnitten. Bauherrin war die Stadt Leipzig. Während des ersten Abschnitts wurde die barocke Stadtbibliothek am Gewandgässchen im Erd- und Zwischengeschoss zu Messezwecken umgebaut. Das stattliche Gebäude war 1740–1744 von Friedrich Seltendorff errichtet worden. Die Inbetriebnahme dieser neuartigen Messeräume erfolgte dann zur Michaelismesse 1894 (26. August bis 16. September). Somit wurde dieser Umbau quasi das Pilotprojekt zur Einführung der neuen Messeform, der Mustermesse, und Leipzig später zum Modell für die anderen Messeneugründungen in Deutschland und in Europa. Die erste offizielle Mustermesse fand im März 1895 statt. Die guten Messeergebnisse veranlassten zum Weiterbau. Noch 1894 begann der Abbruch des Zeughausflügels des Gewandhauses (an der Universitätsstraße) mit dem berühmten klassizistischen Musiksaal Johann Carl Friedrich Dauthes aus dem Jahre 1781, dem ersten Domizil des heutigen Gewandhausorchesters. Anfang 1901 war auch der dritte Bauabschnitt am Neumarkt fertig gestellt. Die Fassadengestaltung erfolgte in Anlehnung an die Barockfassade des Flügels der damaligen Stadtbibliothek in feinfühlig proportionierten neubarocken Formen mit Wechsel von Putzflächen und hellen Sandsteinelementen.
Standort 31: Deutsche Bank | Martin-Luther-Ring 2 zur Kartenansicht >>
Auf einem spitzwinkligen Eckgrundstück des Geländes der ehemaligen Pleißenburg erbaute Max Arwed Roßbach, der neben Hugo Licht einer der führenden Vertreter des Leipziger Historismus war, 1898–1901 das Gebäude für die Leipziger Bank. Das Gebäude wurde nach Fertigstellung von der Deutschen Bank übernommen, war zwischenzeitlich eine Filiale der Staatsbank der DDR und wird seit 1990 wieder von der Deutschen Bank genutzt. Das Erdgeschoss wird durch eine wehrhaft wirkende, kräftige Rustika und genutete Fenstersäulen an den Längsseiten bestimmt. Der gerundete Eckrisalit mit dem Haupteingang ist in den Obergeschossen durch Pfeiler bzw. Säulen in Kolossalordnung gegliedert. Die Attika bekrönen über dem Eingangsbereich zwei plastische Figurengruppen. Aus dem Türgewände sind im Relief zwei Löwenköpfe herausgearbeitet, die symbolisch als Wächter fungieren. Roßbach verwendete Elemente der italienischen Hochrenaissance und Details des Barock und erreichte damit eine besonders opulente Plastizität. Die Seitenrisalite sind in der Art klassischer antiker Tempelfronten hervorgehoben. Der ganze Bau ist überreich mit bildkünstlerischem Schmuck dekoriert. Beachtung verdienen auch die original erhaltene Eingangs- und Kassenhalle sowie der 1996 nach Befund restaurierte Sitzungssaal im ersten Obergeschoss. Der sandsteinverkleidete Ergänzungsbau am Burgplatz wurde in den Jahren 1993 / 94 von LTK Architekten Klaus Kafka, Ulrich Roeder, Rolf Knie Dortmund/Hannover ausgeführt.
Standort 32: Neues Rathaus und Stadthaus | Martin-Luther-Ring / Burgplatz zur Kartenansicht >>
Das Neue Rathaus, erbaut nach Plänen des Architekten und Stadtbaudirektors Hugo Licht, gehört zu den bedeutendsten deutschen Großstadtrathäusern der Jahrhundertwende. Es entstand in den Jahren 1899–1905 am Martin-Luther-Ring an der Südwestecke des alten Stadtkerns auf einem Teil des Terrains der aus dem 13. Jh. stammenden mittelalterlichen Pleißenburg. Hier hatte im Jahre 1519 die berühmte Disputation zwischen Martin Luther und Johannes Eck stattgefunden. Am Bau des Neuen Rathauses unter Hugo Licht beteiligten sich namhafte Künstler, so der Architekt Fritz Schumacher sowie die Bildhauer Georg Wrba, Christian Behrens, Johannes Hartmann, Adolf Lehnert, Josef Mágr, Felix Pfeifer und Carl Seffner. Hugo Licht war 1897 als Sieger aus einem deutschlandweit ausgelobten Wettbewerb hervorgegangen. Ebenfalls unter Lichts Leitung wurde 1908–1912 das angrenzende Stadthaus erbaut. Der in der Baumassengruppierung monumentale und im Detail betont plastische Bau aus hellgrauem Kalkstein markiert gestalterisch den Übergang von der akademisch-historisierenden Architektur des 19. Jh. zu einem freieren Umgang mit historischen Architekturelementen bei Steigerung des monumentalen Anspruchs. Die neue bürgerliche Stadtkrone wurde unter das selbstbewusste Motto „Arx nova surrexit“ (Eine neue Burg hat sich erhoben) gestellt, das am Giebel der Eingangsfront zu lesen ist. Bekrönt wird dieser von der Stadtgöttin „Lipsia“, die eine stadtmauerförmige Krone trägt.
Standort 33: Thomashaus | Thomaskirchhof 18 zur Kartenansicht >>
An dieser Stelle stand bis zum Abbruch im Jahre 1902 die stattliche, 1731 / 32 nach Entwürfen von George Werner erbaute städtische Thomasschule. Sie war die Wohn- und Wirkungsstätte des Thomaskantors Johann Sebastian Bach. Zu ihrer Einweihung am 5. Juni 1732 hatte er die Kantate „Froher Tag, verlangte Stunden“ komponiert. Der Verlust dieses kulturgeschichtlich bedeutsamen Baus erscheint heute kaum verständlich. Die 1904 nach Entwürfen der Leipziger Architekten Georg Weidenbach und Richard Tschammer fertiggestellte Superintendentur erweist sich jedoch in ihrer überzeugenden altstadtgerechten Gestaltung als würdiger Nachfolger. Die Architektur des dreigeschossigen Gebäudes, das völlig mit Kalkstein verkleidet ist, weist freie stilistische Bezüge zur hiesigen Spätgotik und Renaissance auf. Drei markante Staffelgiebel gliedern östlich, südlich und westlich das schiefergedeckte Dach. Ein rundbogiges Eingangsportal im Renaissancestil bildet den Zugang an der Seite der Thomaskirche. Verschieden gestaltete Kastenerker sind der Fassade vorgeblendet. An der Gartenmauer zur Promenade findet sich die Inschrift „Im ehemaligen Thomaskloster verbrachte der Minnesänger Heinrich von Morungen seine letzten Tage. Er starb um 1220“. Das wertvolle erhaltene Interieur ist unter Jugendstileinfluss gestaltet. Ein gläserner Verkaufspavillon wurde 2003 zwischen Superintendentur und Thomaskirche nach Entwurf von Gerd Heise / HPP eingefügt.
Standort 34: Geschäftshaus Ebert | Thomaskirchhof 22 zur Kartenansicht >>
Das in den Jahren 1903 / 04 von den Architekten August Hermann Schmidt und Arthur Johlige erbaute Konfektionshaus für Franz Ebert gehört zu den eindrucksvollsten Geschäftsbauten jener Jahre. Wie für Leipzig typisch, verbinden sich hier Elemente des Jugendstils mit denen des Neubarock. Durch Bögen verbundene Sandsteinpfeiler fassen das erste bis dritte Obergeschoss zusammen. Die gebrochene Ecke zur Klostergasse ist als Hauptfront gestaltet. Sie wird von einem mächtigen Giebelaufbau mit einem turmartigen Abschluss (Krone und Fahnenstange, Inschrift „Ebert“) bekrönt und seitlich von zwei Obelisken und zwei flacheren Turmaufsätzen flankiert. Barockisierende Dachgauben und reiches Schmuckwerk in Kupfertreibarbeit komplettieren die Dachlandschaft. Die beiden großen plastischen Arbeiten neben dem Haupteingang im Erdgeschoss wurden erst im Zusammenhang mit der Sanierung in den Jahren 1995 / 96 ergänzt (weibliche Sinnbilder, vielleicht Stärke links und Eitelkeit rechts). Die großartig bis übertrieben wirkende Vergoldung entspricht dem Originalzustand und dürfte in Mitteldeutschland einmalig sein.
Standort 35: Zills Tunnel | Barfußgässchen 9 / Klostergasse 18 zur Kartenansicht >>
Für den Plagwitzer Brauereibesitzer Carl Wilhelm Naumann erbaute das Architekturbüro Schmidt & Johlige in den Jahren 1887 / 88 das fünfgeschossige Gebäude im Barfußgässchen. Die Gaststätte Zills Tunnel gehört damit zu den ältesten historischen Restaurants der Stadt. Die Architekten verwendeten unterschiedliche Formen der deutschen, insbesondere der Leipziger Renaissance. Das gequaderte Erdgeschoss ist durch Rundbogenöffnungen rhythmisch gegliedert. Die Eckquaderung und die Ausbildung von kräftigen Gurtgesimsen entsprechen ebenso wie die Fensterrahmungen der Tradition des 16. / 17. Jh. Der markante dreigeschossige Eckerker erinnert an das ähnlich gestaltete Vorbild am Wohnhaus Hieronymus Lotters in der Katharinenstraße Ecke Brühl, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Die Gliederungselemente des Putzbaus sind in hellem Sandstein ausgeführt. An der Nordseite zeigen im Erdgeschoss zwei Medaillons jeweils Bacchus und Bacchantin. Die ornamentale Malerei zwischen den Fensterachsen wurde im Zuge der im Jahre 2000 abgeschlossenen Sanierung im Sinne des ursprünglichen Entwurfs ergänzt.
Standort 36: Hauptbahnhof | Willy-Brandt-Platz zur Kartenansicht >>
Am 1. Oktober 1915 wurde der Leipziger Hauptbahnhof nach insgesamt 13 Jahren Bauzeit mit allen dazugehörigen Anlagen in Betrieb genommen. Er ersetzte den Dresdner, den Thüringer, den Magdeburger und den Berliner Bahnhof. Bis heute bilden Empfangsgebäude und Bahnsteighalle einen der größten Personenbahnhöfe der Welt. Aus der 298 m langen Bauflucht des Empfangsgebäudes treten die beiden Eingangshallen markant hervor. Diese Dualität in der Gestaltung erinnert heute daran, dass die Verwaltung des Hauptbahnhofs bis 1934 in eine sächsische und eine preußische geteilt war. Entsprechend waren alle Anlagen doppelt ausgeführt. Von den Eingangshallen führen 10 m breite Freitreppen zur Querbahnsteighalle, die mit 270 m Länge, 33 m Breite und etwa 27 m Höhe enorme Ausmaße hat. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, wurde sie schon bald nach Kriegsende wiederaufgebaut, dabei allerdings in der Gestaltung vereinfacht. Von der Querbahnsteighalle aus verteilt sich der Strom der Reisenden auf 23 Bahnsteige (früher 26). Die Bahnsteige werden von mächtigen bogenförmigen Stahlbindern überspannt, deren größte Spannweite 45 m beträgt. Sie wurden von den Ingenieuren Louis Eilers und Julius Karig konstruiert. An dem 1906 ausgeschriebenen Wettbewerb für das Empfangsgebäude hatten sich 76 Architekten beteiligt. Der preisgekrönte Entwurf der Dresdner Architekten William Lossow und Max Hans Kühne, der in einigen Details verändert wurde, gelangte schließlich zur Ausführung. Die mit Postaer Sandstein verkleidete Außenfassade des Baus weist eine Reihe interessanter Bauplastiken auf. In den Fensterpfeilern der westlichen Eingangshalle sind Bauberufe, in der östlichen typische Leipziger Berufe dargestellt. Mit dem Einbau der zweigeschossigen Promenaden im Hauptbahnhof wurde die Leipziger Passagenarchitektur um eine weitere Facette bereichert. Nach einem vorangegangenen Architektenwettbewerb mit 30 Teilnehmern bauten die Wettbewerbssieger Werner Sübai und Udo Wittner vom Düsseldorfer Büro HPP 1995–1997 unter die fast 300 m lange Querbahnsteighalle des Empfangsgebäudes etwa 130 Verkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen mit einer Gesamtfläche von ca. 20.000 m² ein. Zusätzlich wurde eine Untergeschossebene geschaffen, um das Flächenangebot zu erhöhen. Nach kontrovers geführten Diskussionen im Vorfeld wurde eine insgesamt denkmalverträgliche Lösung erreicht, die vor allem die großartige Raumwirkung der Querbahnsteighalle bewahrt.
Standort 37: Petershof | Petersstraße 20 zur Kartenansicht >>
Das zwischen Petersstraße und Burgstraße gelegene Messehaus entstand 1927–1929 nach Plänen des Leipziger Architekten Alfred Liebig. Aus der zehnachsigen flächigen Travertinfassade treten die Fensterleibungen markant hervor. Die überglaste Lichthofhalle ist in Siegersdorfer Baukeramik (braune und hellgrüne Gliederung) ausgeführt. In Keller und Erdgeschoss des Hintergebäudes befand sich ehemals das Filmtheater Capitol mit 1030 Plätzen. Das Haupttreppenhaus zu den Messeetagen war als eine elegante Stahlbetontreppenspindel ausgebildet. Der Stahlbetonskelettbau wurde nach Kriegszerstörungen bereits 1946 wieder aufgebaut. Über dem Eingang stehen in Höhe der Fenster des ersten Obergeschosses sieben überlebensgroße Fassadenplastiken von dem Leipziger Bildhauer und Maler Johannes Konstantin Göldel. Es sind symbolische Messe- und Berufsdarstellungen mit den Porträts am Bau beteiligter Persönlichkeiten. Vermutlich wurden diese Skulpturen im Zuge der Pogromnacht 1938 entfernt, da der ebenfalls dargestellte Mitfinanzier des Baues, der Bankier Hans Kroch, Jude war. Diese messegeschichtlich bedeutsamen Arbeiten wurden 1994 nach Atelierfotos vom Bildhauer Markus Gläser rekonstruiert und wieder aufgestellt. Beim Umbau zu einem Textilkaufhaus 2003–2005 wurde die Eingangshalle stark verändert.
Standort 38: Eingang zur ehemaligen Untergrundmessehalle zur Kartenansicht >>
Aus Mangel an Ausstellungsflächen entschloss sich das Messeamt 1919 zur Errichtung einer Holzhalle auf dem Markt in den Abmessungen 40 m x 80 m, die zu jeder Messe neu aufzubauen war. Der namhafte deutsche Architekt Peter Behrens gestaltete sie 1921 als eine futuristische „Reklameburg“. 1922 gab der Rat der Stadt die Zustimmung, sie befristet bis zur Herbstmesse 1924 stehen zu lassen. Am 28. Mai 1924 begannen die Ausschachtungsarbeiten für die erste Untergrundmessehalle der Welt. Nach ihrer Fertigstellung im Dezember des gleichen Jahres bot sie auf einer Ausstellungsfläche von 1800 m² 175 Ausstellern Platz. Wegen des Baues des Citytunnels wurde die Untergrundmesshalle 2005 abgebrochen. Die Eingangsgestaltung im Stil des Art Déco mit der zweiarmigen Treppenanlage in rotem Rochlitzer Porphyrtuff stammt von dem Leipziger Architekten Otto Droge. Sie dient seit 2013 als Zugang zum S-Bahnhaltepunkt Markt. Das Bronzerelief an der Rückseite des Eingangsbaues mit dem Thema „Historische Ereignisse auf dem Marktplatz“ schuf der Leipziger Maler Frank Ruddigkeit 1979.
Standort 39: Krochhochhaus | Goethestraße 2 zur Kartenansicht >>
Das 1927 / 28 nach Entwürfen des Münchner Architekten German Bestelmeyer errichtete Gebäude ist das erste Hochhaus der Stadt. Der elfgeschossige kalksteinverkleidete Stahlbetonbau lehnt sich in der Gestaltung an den Uhrturm am Marcusplatz in Venedig an. Die Glockenschlägerplastiken von Josef Wackerle bilden den oberen Abschluss. Die Uhr im elften Obergeschoss wird von zwei reliefierten Löwendarstellungen flankiert. An der Kugel über der Uhr lassen sich die Mondphasen ablesen. Das Giebelfeld trägt die Inschrift „Omnia vincit labor“ (Die Arbeit überwindet alles). In der ehemaligen Schalterhalle des Bankhauses Kroch und in angrenzenden Räumen ist heute das Ägyptische Museum der Universität untergebracht. Die Schalterhalle stellt ein bedeutendes Interieur des Art Déco dar. Die Entscheidung für dieses erste Hochhaus der Stadt war seinerzeit heftig umstritten. Sie fiel schließlich doch für die Lösung Bestelmeyers, der damit eines der Wahrzeichen Leipzigs schuf und den Auftakt für den Hochhausbau in Leipzig gab. Bereits 1929 stellte Otto Karl Burghardt das elfgeschossige Europahaus schräg gegenüber dem Krochhochhaus auf der anderen Platzseite fertig.
Standort 40: Alte Waage | Markt 4 zur Kartenansicht >>
Die Ratswaage gehörte zu den wichtigsten Gebäuden der Handelsstadt. Da alle Waren, die die Kaufleute nach Leipzig brachten, der Waagepflicht unterlagen, herrschte zu den Messezeiten hier reger Betrieb. Hier wurden die Zollabgaben festgelegt, die, nach einzelnen Warensorten gestaffelt, mit dem Landesherrn zu teilen waren. Die Waagegebühr stellte eine bedeutende Einnahmequelle des Rates dar. Das dreigeschossige Gebäude mit dem charakteristischen Staffelgiebel ist nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1963 / 64 wieder aufgebaut worden. Auf die Rekonstruktion des bereits 1861 abgebrochenen Treppenturmes, welcher der Marktfassade vorgelagert war, wurde dabei allerdings verzichtet. Mit der Wiederherstellung der Fassade dieses Renaissancebaues nach einem Entwurf des Leipziger Architekten Wolfgang Müller hat der Marktplatz einen wesentlichen Teil seines historischen Bildes bewahrt. Die Authentizität der Rekonstruktion beschränkt sich dabei richtigerweise auf die Marktfassade. Die Ansicht zur Katharinenstraße wurde modern gestaltet. Obwohl urkundliche Belege dafür fehlen, wird die 1555 errichtete Waage dem Bau- und Bürgermeister Hieronymus Lotter und dem Steinmetz Paul Speck zugeschrieben. Im Erdgeschoss der Alten Waage befanden sich die Schreib- und Amtsstuben des Waageamtes, im Keller der Ausschank des Rates und im ersten Stock die sogenannte „Herrentrinkstube“. Nachdem die Waage vor das Grimmaische Tor verlegt worden war, etablierte sich in dem Gebäude 1661–1712 das erste Leipziger Postamt. Das 1917 gegründete Leipziger Messeamt hatte in der Alten Waage bis zu deren Zerstörung am 4. Dezember 1943 seinen Sitz.
Standort 41: Ehemaliges Konsument-Warenhaus am Brühl zur Kartenansicht >>
Beim Bau der Höfe am Brühl in den Jahren 2010–2012 wurde die Fassadengestaltung des früheren Konsument-Kaufhauses in den Neubau einbezogen, da die strukturierte Aluminiumhaut unter Denkmalschutz gestellt worden war. Sie hatte im Laufe der Jahre den Status eines Wahrzeichens gewonnen. In den Jahren 1966–1968 war die Sanierung und Erweiterung des im Krieg zerstörten Kaufhauses Brühl erfolgt. Das Konsument-Warenhaus war seinerzeit das größte der DDR. Während sich der Kaufhaustrakt auf dem alten Grundriss erstreckt, entstand östlich ein achtgeschossiger Neubau für die Lager-, Sozial- und Verwaltungsräume. Ihm schließt sich der Flachbau der Kaufhalle Konsument-Markt an. Die fünf Verkaufsetagen des Warenhauses werden durch moderne Fahrtreppen erschlossen. Die geschwungene fensterlose Aluminiumfassade hat dem Haus die volkstümliche Bezeichnung „Blechbüchse“ eingebracht. Die Fassadenverkleidung wurde vom Leipziger Maler und Bildhauer Harry Müller entworfen. Die plastisch strukturierte Aluminiumfassade zeigt, dass auch mit vorgefertigten, industriell hergestellten Elementen eine interessante ästhetische Wirkung erzielt werden kann. Geschickt haben die Architekten die horizontale Schichtung der einzelnen Etagen auch im Fassadenbild sichtbar gemacht. Diese Architektur durfte zu den bedeutendsten Kaufhausbauten in der DDR gezählt werden.
Standort 42: Opernhaus am Augustusplatz zur Kartenansicht >>
Nach Entwürfen von Kunz Nierade entstand in den Jahren 1959 / 60 der erste Theaterneubau der DDR. In der Gestaltung ist das neue Opernhaus als ein Übergangswerk von der Architektur der Nationalen Bautraditionen zu einer neuen, funktional bestimmten Haltung anzusehen, wie sie sich infolge der beginnenden Industrialisierung des Bauwesens durchzusetzen begann. Auf historisierende Schmuckelemente wurde weitgehend verzichtet. Die innere Ordnung ist außen klar ablesbar. Der dreigeschossige Baukörper (entsprechend jeweils eine Foyerebene) wird von dem mit einer Laterne bekrönten Bühnenhaus überragt. Seitlich treten die Nebenbühnen aus der Bauflucht heraus. Die dem Bühnenhaus nördlich vor gelagerte Terrasse nimmt die Räume des Casinos auf, und stellt die Verbindung mit dem Schwanenteichgelände her. Durch Verzicht auf kräftige Fassadengliederungselemente erhält der Bau eine geradezu grafische Wirkung. Die vier vergoldeten Tauben auf dem Dach des Zuschauerhauses stellen den Bau symbolisch unter das Thema Frieden. Von bemerkenswerter Klarheit ist die innere Ordnung des Hauses. Von der sachlichen Garderobenhalle im Erdgeschoss führen die seitlichen Treppenanlagen zum festlichen Parkettfoyer im ersten Obergeschoss. Der Fußboden der Garderobenhalle ist in schwarzem Diabas ausgeführt, die Säulen sind mit Riemchen aus Meißner Porzellan belegt. Die gediegen gestalteten Treppengeländer in Messingdekor mit weißen Stäben, die Vorhangsäulen sowie weitere Metallgestaltungen entwarf Fritz Kühn. Die Holzverkleidung der Wände und Pfeiler im Parkettfoyer sind in Schweizer Birnbaum ausgeführt. Die Deckengestaltung und -malerei schuf Hans Kinder, die Musikerbüsten Walter Arnold. Der festlich gestaltete Zuschauerraum besitzt im Parkett und im Rang heute 1273 Sitzplätze. An den vorderen Seitenwänden sind zwei Sonderlogen mit je drei Plätzen eingefügt. Die Faltwandverkleidung und die Pilaster sind aus Riegelahorn gefertigt, der chamois gebeizt ist. Die Türen wurden mit goldgeprägtem Pergament bespannt. Die Kassettendecke des Saales und die Decke unter dem Rang wurden als große Farbornamente (Rot, Gold, Ocker und Silbergrau) nach Entwürfen von Hans Kinder gestaltet. Die Außengestaltung erhält ihre noble Wirkung durch die einheitliche Fassadenverkleidung in hellem Elbsandstein sowie die goldeloxierten Leichtmetallfenster und Außentüren. Der bauplastische Schmuck beschränkt sich auf Reliefs über dem Erdgeschoss und unterhalb der Traufe des Zuschauerraumes.
Standort 43: Gewandhaus am Augustusplatz zur Kartenansicht >>
Nach vierjähriger Bauzeit wurde das Neue Gewandhaus – der erste Konzerthallenbau der DDR – am 8. Oktober 1981 seiner Bestimmung übergeben. Das traditionsreiche Leipziger Gewandhausorchester erhielt damit den dritten Konzertsaal in seiner Geschichte. Den ersten schuf Johann Carl Friedrich Dauthe im Jahre 1781 durch einen klassizistischen Einbau im oberen Tuchboden des Gewandhauses an der heutigen Universitätsstraße. Nach Entwürfen der Berliner Architekturbüros Martin Gropius und Heino Schmieden war 1884 das „Neue Conzerthaus“ an der Beethovenstraße fertig gestellt worden. Nach der Zerstörung dieses Baues im Zweiten Weltkrieg musizierte das Orchester bis zur Fertigstellung des Neubaus am damaligen Karl-Marx-Platz in der Kongresshalle am Zoo. Durch konsequente Umsetzung der funktionellen Erfordernisse entstand eine moderne Architektur mit minimierten Baumassen, die entwicklungsgeschichtlich nicht mehr in der herkömmlichen Tradition des Theater- und Konzerthausbaues steht. Aus dem dreigeschossigen Grundkörper tritt der im Grundriss sechseckige große Saal wie eine überdimensionale Plastik markant heraus. Die großflächige, transparente Verglasung der Front am Augustusplatz ermöglicht eine ungehinderte optische Kommunikation zwischen den Hauptfoyers mit den frei in den Raum gestellten Treppenanlagen und dem Außenraum. Sieghart Gilles 716 m² großes Deckenbild, gebildet durch den schräg verlaufenden Saalunterboden, steht unter dem Thema „Gesang vom Leben“ und ist durch Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ angeregt. Bei Dunkelheit wirken Foyerräume und Gemälde als interessanter lichtarchitektonischer Effekt in den Raum des Augustusplatzes hinein. Modernen Tendenzen des internationalen Konzerthallenbaues folgend ist der große, 1920 Besucher fassende Saal in der Form eines Amphitheaters angelegt. Die um das Orchesterpodium herumführenden Emporen schaffen eine enge Verbindung zwischen Musizierenden und Hörern. Die Wände, das Gestühl und das Orgelgehäuse sind mit grau-grün gebeiztem Eichenholzfurnier verkleidet. Den oberen Raumabschluss bildet eine weiß gehaltene „Wolkendecke“, die in ihren geometrischen Formen, aber auch in der Farbe mit der Wandtäfelung kontrastiert. Durch das Weiß der Emporenbrüstungen und das dunkle Rot der Stuhlbezüge wird die noble Wirkung des Interieurs noch gesteigert. Höhepunkt und Blickfang der Saalgestaltung bildet der 15 m breite und 10 m hohe asymmetrische Orgelprospekt. Die Schukeorgel verfügt über 6638 Pfeifen und 89 Register. Sie ist damit das größte Instrument, das in der DDR gebaut wurde. Über dem Spieltisch ist die aus dem ersten Gewandhaussaal herrührende lateinische Inschrift „Res severa verum gaudium“ (Wahre Freude ist eine ernste Sache) angebracht. Im Foyer des zweiten Obergeschosses, das als Umgang um den Saal angelegt wurde, befindet sich die „Galerie des Neuen Gewandhauses“, für die zeitgenössische Maler großformatige Bilder schufen. Es handelt sich dabei um Arbeiten von Gudrun Brüne, Dietrich Burger, Urich Hachulla, Heidrun Hegewald, Susanne Kandt-Horn, Harald Metzkes, Ronald Paris, Nuria Quevedo, Arno Rink, Willi Sitte, Volker Stelzmann, Walter Womacka, Heinz Zander und Frank Ruddigkeit. Der kleine, 500 Plätze umfassende Kammermusiksaal hat ebenfalls einen sechseckigen Grundriss. Entwurf und Projekt des Gewandhauses führte ein Kollektiv unter Leitung von Rudolf Skoda aus, zu dem die Architekten Eberhard Göschel, Volker Sieg und Winfried Sziegoleit gehörten. Die städtebaulich-architektonische Konzeption wurde leitend vom damaligen Chefarchitekten der Stadt Leipzig Horst Siegel erarbeitet. Entscheidenden Anteil an der Lösung der konstruktiven Aufgaben zur Realisierung dieser Architektur hatte der Leipziger Statiker Rolf Seifert.
Standort 44: City-Hochhaus Augustusplatz zur Kartenansicht >>
1968–1975 wurde ein Neubaukomplex für die damals Karl-Marx Universität genannte Alma Mater ausgeführt, der aus dem Sektionshochhaus, dem Hauptgebäude, dem Mensatrakt, dem Seminargebäude und dem Hörsaalgebäude mit Bibliothek bestand. Das 142 m hohe Sektionshochhaus wurde in Gleitbauweise errichtet und war im originalen Zustand mit einer Stahl-Aluminium-Vorhangfassade verkleidet. Architekt Hermann Henselmann verwirklichte hier seine semantische Architekturkonzeption der symbolischen Bildhaftigkeit der Gebäude, die das Charakteristische einer Stadt mittels einer quasi überdimensionalen Plastik zum Ausdruck bringen sollten. So sollte das größte Hochhaus der DDR als ein gigantisches aufgeschlagenes Buch gedeutet werden, die geschwungene Dachspitze assoziiert zusätzlich auch das Bild einer wehenden Fahne. Nachdem der Freistaat Sachsen das Universitätsgebäude verkauft hatte, wurde es durch das Architekturbüro Peter Kulka Köln / Dresden zum Bürogebäude umgebaut und mit hellem chinesischen Granit neu verkleidet. Im 29. Geschoss wurde 2002 das Panorama-Café wieder eröffnet. Von der Aussichtsplattform auf dem Dach genießt der Besucher in über 100 m Höhe einen ausgezeichneten Blick auf die gesamte Stadt. Am Fuße des Hochhauses entstand nach Kulkas Planung ein zweigeschossiger fensterloser Baukörper mit Probensälen für den Mitteldeutschen Rundfunk, der in seiner asketischen Gestaltung und in der Materialästhetik mit dem Hochhauskörper korrespondiert.
Standort 45: Campus Augustusplatz: Neues Augusteum und Paulinum – Aula/Universitätskirche St. Pauli zur Kartenansicht >>
Mit Blick auf das 600-jährige Universitätsjubiläum im Jahre 2009 begannen schon vor 2000 die Planungen für einen großzügigen Um- bzw. Neubau des gesamten Universitätskomplexes am Augustusplatz. Letztlich blieben nur der Hörsaalkomplex und die Seminarräume an der Universitätsstraße in modifizierter Form erhalten. Nach einem zweiphasigen Architektenwettbewerb mit 130 Teilnehmern erhielten die Münsteraner Architekten Martin Behet und Roland Bondzio Ende Mai 2002 einen zweiten Preis zugesprochen. Ein erster Preis wurde nicht vergeben. Unzufriedenheit mit den Vorschlägen zur Gestaltung der Front am Augustusplatz führte 2003 zu einem weiteren, dieses Mal beschränkten Wettbewerb. Ein Aspekt der Aufgabenstellung bestand darin, in angemessener Form an die 1968 gesprengte spätgotische Paulinerkirche zu erinnern. Im März 2004 kürte die Jury den Entwurf des Rotterdamer Architekten Erick van Egeraat zum Sieger. Van Egeraat inszenierte am Augustusplatz eine vertikal gegliederte expressive Fassaden- und Dachlandschaft, die in freier Form sowohl an das frühere Augusteum (Dreiecksgiebel) als auch an die Paulinerkirche (spitzes Dach, gotisierendes Spitzbogenfenster in der Fassade, Dachreiter) erinnert. Durch eine leicht asymmetrische Anordnung der Öffnungen in der Giebelwand vor dem Andachtsraum erzeugt er eine erst auf den zweiten Blick wahrnehmbare Irritation, die unaufdringlich, aber doch deutlich an die Kirchensprengung erinnert. Im Inneren gestaltete van Egeraat einen dreischiffigen gewölbten Innenraum, der eine sehr direkte Adaption des früheren Kirchenraumes darstellt. Der vordere, östliche Teil ist durch eine Plexiglaswand von der Universitätsaula getrennt. Er kann von der Theologischen Fakultät als Andachtsraum genutzt werden. Hier fanden wertvolle Ausstattungsstücke der ehemaligen Kirche (u.a. Epitaphien) eine neue museale Aufstellung. Die Gebäudetrakte an der Grimmaischen Straße und an der Universitätsstraße wurden vom Büro Behet und Bondzio neu bzw. umgestaltet. Die Einweihung des Hauptgebäudes am Augustusplatz ist nach mehrjähriger Verzögerung für 2016 vorgesehen.
Standort 46: Petersbogen | Petersstraße 36 zur Kartenansicht >>
Die Bebauung der durch den Zweiten Weltkrieg entstandenen Baulücke erfolgte 1999–2001. Die neue Passage durchquert den massigen Baublock im leichten Schwung von der Petersstraße in Richtung Schlossgasse und mündet in einer Rotunde mit Aufzügen und Rolltreppen. Von hier aus soll die Passage später in Richtung Burgplatz verlängert werden. Im Neubau sind unter anderem ein Supermarkt, das neue Juridicum der Universität, eine juristische Bibliothek, ein Filmpalast und im Passagenraum im Erdgeschoss Läden untergebracht. Die Fassade ist mit grünen Kupferplatten verkleidet. Die ungewöhnliche Fassadengliederung wird durch geometrisch recht unterschiedliche, aus der Fassade heraustretende grau gefasste Körper erzielt. Der durch alle Geschosse reichende Passagenraum ist im Stil der Straßenfassade gestaltet und mit einem flachen Glasdach gedeckt. Die Planung realisierte Gerd Heise vom Leipziger Büro von HPP Hentrich-Petschnigg & Partner.
Standort 47: Museum der bildenden Künste | Katharinenstraße 10 zur Kartenansicht >>
Der Neubau für das im Zweiten Weltkrieg an der Südseite des Augustusplatzes zerstörte sogenannte Bildermuseum entstand im Ergebnis eines 1997 durchgeführten internationalen Architektenwettbewerbes mit 530 Teilnehmern. Der Siegerentwurf der Berliner Architekten Karl Hufnagel, Peter Pütz, Michael Rafaelian wurde zur Ausführung bestimmt. Das Konzept sah für den Sachsenplatz, eine 1969 infolge der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg angelegte interimistische Platzgestaltung, einen hohen verglasten, völlig schmucklosen Kubus vor, der von vier flacheren, L-förmigen Baukörpern eingefasst werden sollte, die zur Kleinteiligkeit etwa der barocken Nachbarbebauung der Katharinenstraße überleiten sollten. 2015 waren zwei dieser Winkelbauten fertig gestellt, ein dritter befand sich im Bau. Für diese Randbebauung sind Wohnungen, Läden, Cafés, Büros, Hotels etc. vorgesehen. Das Äußere des 36 m hohen Kubus ist flächig mit vertikalen 4,5 m hohen, schmalen durchscheinenden Gussglaselementen verkleidet. Das Lichtprojekt, das den Baukörper nachts wie einen leuchtenden gläsernen Kristall erscheinen lassen sollte, wurde nicht realisiert. Das architektonische Prinzip der inneren Organisation besteht in einem Wechsel von unterschiedlich geöffneten und geschlossenen Raumkuben verschiedener Schichtung, die differenzierte Durchblicke im Gebäude ermöglichen und eine ungewohnte Großzügigkeit schaffen.
Standort 48: Goldene Fahne | Burgstraße 4 zur Kartenansicht >>
Vom ehemaligen Handelshof „Goldene Fahne“, den vermutlich Hieronymus Lotter um 1570 für seinen Sohn erbaute, hat lediglich der Treppenturm die Zerstörung des Zweiten Weltkrieges überstanden. Nur drei der für die Renaissancebürgerhäuser so typischen Treppentürme haben sich in der Leipziger Altstadt erhalten: dieser, der von Webers Hof und einer im Königshaus. Der sechseckige Turmbau mit den charakteristischen schrägen Fenstern nimmt eine steinerne Treppenspindel auf, die als Zugang zum Dachgeschoss des 1960–1963 errichteten Neubaus genutzt werden kann. Der Architekt Frieder Gebhardt hat hier Altes und Neues auf geradezu vorbildliche Art und Weise miteinander verbunden. Leider ist der Turm ohne weitere Nutzung geblieben. Ursprünglich war vorgesehen, das Dachgeschoss für eine Arbeitsgemeinschaft Junger Historiker zu nutzen, denen der Treppenturm u.a. als Zugang für ihre Arbeitsräume gedient hätte. Turm und Wohnhaus wurden Mitte der 1990-er Jahre saniert.
Standort 49: Fürstenhauserker | Grimmaische Straße 17 zur Kartenansicht >>
Einer der beiden Runderker des im Zweiten Weltkrieg zerstörten sogenannten Fürstenhauses in der Grimmaischen Straße 30 ist seit 1986 als Kopie am Wohnungsneubau Grimmaische Straße 17 angebracht. Das 1558 von Paul Wiedemann für den Ratsherrn Georg Roth erbaute Fürstenhaus war Leipzigs schönstes privates Renaissancegebäude. Bei Abbruch der Ruine wurden die beiden relativ gut erhaltenen Erker geborgen, von denen der eine als Vorlage für die Anfertigung der Kopie diente. Ihr stilistisches Vorbild hatten die Fürstenhauserker wohl an den Eckerkern des Johann-Friedrich-Baues (1533–1536) des Schlosses Hartenfels zu Torgau. Aus Rochlitzer Porphyrtuff gearbeitet, gehörten sie zu den schönsten bauplastischen Werken der Renaissance an Leipziger Bürgerhäusern. Sie waren ursprünglich farbig gefasst. In den oberen Brüstungsplatten finden sich Porträts von Mitgliedern der Familie des Erbauers; darunter sind die dazugehörigen Wappen angebracht. Paul Wiedemann war nicht nur der Architekt des Baues, sondern, wie ein Steinmetzzeichen und die Initialen PW am ehemals rechten Erker belegten, auch der Schöpfer dieser Prunkstücke. Die lateinische Inschrift über den Fenstern lautet: „Turris fortissima nomen domini beati omnes qui confidunt in eo“ (Der feste Turm ist der Name des Herrn, glücklich alle, die sich zu ihm bekennen). Die bildkünstlerischen Details der Kopie fertigten die Dresdner Bildhauer Werner und Christian Hempel, die übrigen Arbeiten führte der VEB Denkmalpflege Leipzig aus.
Standort 50: Handwerkerhäuser | Barfußgässchen 3, 5, 7 zur Kartenansicht >>
Bei der Sanierung der sogenannten Kaufhalle, Markt 10, in den Jahren 1998 / 99 machten Alberto Schwarz und Torsten Remus vom Landesamt für Denkmalpflege eine interessante Entdeckung. Die drei schmalen Häuser im Barfußgässchen, die offenbar im 18. Jahrhundert erbaut zu sein scheinen, erwiesen sich als Teil eines spätgotischen Reihenhauses, das ursprünglich noch zwei weitere Gebäudeparzellen am Barfußgässchen (westlich in Richtung Zills Tunnel) umfasste. Parallel dazu sind fünf etwa gleiche Einzelhäuser südlich im Hof, die quasi Rücken an Rücken mit denen am Barfußgässchen stehen und von einem gemeinsamen steilen (heute stark veränderten) Satteldach überspannt sind, erhalten. Die Inschrift auf dem roten Rochlitzer Porphyrstein am Barfußgässchen 3 nennt die Jahreszahl 1511. Es ist damit das älteste datierte Wohnhaus Leipzigs. Im Hof ist noch das Fragment eines spätgotischen Schulterbogengewändes mit Stabprofilung zu sehen, das hier vielleicht nur als zweitverwendetes Rohmaterial verbaut worden ist. Ursprünglich hatten die zehn Zinshäuser (einfache Mietshäuser) nur zwei Obergeschosse, seit dem 18. Jahrhundert wurden sie mehrfach umgebaut und aufgestockt. An der Hofseite, der schon damals ein Durchgangshof war, sind noch die kreuzgratgewölbten Messgewölbe im Erdgeschoss erhalten. Die Renaissancefenstergewände darüber gehören nicht der Erbauungszeit von 1511 an, sondern stammen von einem späteren Umbau. Bauherr war der der Saigerhüttenbetreiber Moritz Bucher, dessen stattliches Haupthaus am Markt lag und das 1845 / 46 durch den heute noch erhaltenen klassizistischen Bau ersetzt wurde.
Standort 51: Katharinenstraße 3 zur Kartenansicht >>
Seit der 1996 abgeschlossenen Sanierung präsentiert sich die Fassade wieder in ihrer barocken Schmuckfreude. Das schmale, fünfachsige Bürgerhaus gehört zu den wenigen erhaltenen baulichen Zeugnissen der Barockstadt Leipzig. Es wurde 1709 vom Zimmerermeisters Johann Christian Schmidt erbaut. Obwohl Schmidt sonst immer mit Johann Gregor Fuchs zusammenarbeitete, scheint der Entwurf in diesem Falle doch wohl von ihm allein zu stammen. Im Jahre 1710 hatte der Leipziger Kaufmann Theodor Oertel das kurz zuvor errichtete Haus erworben. Trotz seiner geringen Fassadenbreite kann es dank seines prächtigen Fassadendekors durchaus mit den benachbarten größeren Bürgerhäusern konkurrieren. Schmidt betonte die Mittelachse durch einen dreigeschossigen Kastenerker, der hier konvex geschwungen ist und dem eine Muschelform als Konsole dient. Über dem dritten Erkergeschoss ist ein Austritt angeordnet. Die Fensterbrüstungen sind mit Festons dekoriert.
Standort 52: Katharinenstraße 19 zur Kartenansicht >>
Dieser prächtige Kaufmannshof des Rokoko ist 1748 / 49 vom Obermeister der Leipziger Maurerinnung Georg Werner erbaut worden. Aus der neunachsigen, reich dekorierten Straßenfront tritt ein flacher Mittelrisalit in Breite der Portalgestaltung kaum merklich hervor. Auf den über Eck gestellten Portalpfeilern ruht eine kräftige Verdachung mit zwei lagernden Sandsteinskulpturen. Über dem vierflügeligen eichenen Eingangstor findet sich ein kunstvolles Oberlichtgitter. Alle Brüstungsfelder des Mittelrisalits sind durch filigrane Rocaillen betont. Die Fenster der Mittelachse weisen zusätzlich Verdachungen aus. „Der Dacherker gipfelt in einem beglückenden Exzelsior von Rocaillegebilden, um die sich Putten in seligem Rausche schwingen“ (Nikolaus Pevsner). Neben dem Dacherker sind zwei Vasen aufgestellt. Gehörte der Fassadenerker im Hochbarock noch zum Standard des Bürgerhauses, so wird nun im Rokoko auf dieses typische Leipziger Architekturelement zugunsten einer ruhigen, ausgewogenen Durchbildung der Fassade verzichtet.
Standort 53: Katharinenstraße 21 zur Kartenansicht >>
Unter Verwendung älterer Bausubstanz aus dem 16. Jahrhundert, z.B. Gewölbe im Erdgeschoss, wurde das um einen kleinen rechteckigen symmetrischen Innenhof angelegte Bürgerhaus in den Jahren 1750–1752 durch den Maurermeister Friedrich Seltendorff errichtet. Bauherr war der angesehene Kaufherr Gottlieb Benedict Zehmisch, der 1766 auch den (nicht erhaltenen) Theaterbau auf der Rannischen Bastei finanzierte. Im ersten bis dritten Obergeschoss ist die Fassade durch Lisenen gegliedert. Ein Zwischengesims trennt das dritte Obergeschoss von dem darüberliegenden Mezzaningeschoss. Der Dachaufbau wurde wohl im 19. Jahrhundert verändert. Aus der Erbauungszeit stammt das Eingangstor mit dem zierlichen Rokokooberlichtgitter. Im Inneren sind wesentliche Elemente der ursprünglichen Raumausstattung erhalten. Dazu gehört im ersten Obergeschoss ein Deckenbild von Adam Friedrich Oeser (um 1780).
Standort 54: Hainstraße 13 zur Kartenansicht >>
Das verhältnismäßig unauffällige dreiachsige, viergeschossige Bürgerhaus wurde im Jahre 1746 von dem damals in Leipzig führenden Baumeister Georg Werner für 6100 Taler erbaut. Sein meisterliches Können zeigt sich darin, dass es ihm gelang, diesem schmalen Haus dennoch einen gewissen repräsentativen Charakter zu verleihen. Einziger Schmuck ist der dreigeschossige Erker, dessen Seiten konkav gekrümmt sind. Kräftige Verdachungsprofile über den Erkerfenstern betonen die Geschosse. Drei Reihen markanter zeittypischer Dachgauben tragen dazu bei, dass sich das Haus in dem engen Straßenraum behauptet. Das Erdgeschoss ist heute gegenüber der ursprünglichen Gestaltung verändert. Im Inneren haben sich Reste der originalen Raumausstattung (beispielsweise Treppenhaus und Türen) erhalten.
Standort 55: Kaufhalle am Markt | Markt 10 zur Kartenansicht >>
Das spätklassizistische fünfgeschossige Gebäude, die sogenannte Kaufhalle, wurde 1845 / 46 vermutlich nach Plänen des Leipziger Architekten Christian August Eduard Pötzsch errichtet. Entlang des Durchganges zur Klostergasse, dessen Gebäude aus anderen Epochen stammen, waren 41 Verkaufslokale angeordnet. Berühmt war das Haus auch durch Del Vecchios Kunstausstellung, die sich im 19. Jahrhundert im zweiten Obergeschoss an der Marktseite befand. Die Kaufhalle ist einer der spätesten Vertreter des Durchhauses der Warenmesse. Die Fensterrahmungen mit ihrer vegetabilen Ornamentik erinnern an den Baudekor der Schinkelschen Bauakademie zu Berlin und sind für Leipzig eigentlich untypisch. Durch die im Oktober 1989 eröffnete Handwerkerpassage wurde die Kaufhoftradition auf neue Weise belebt. Die beiden Skulpturen auf der Balkonbrüstung der Mittelachse am Markt im zweiten Obergeschoss wurden im Zuge der Sanierung 1997 / 98 rekonstruiert. Sie stellen Handel und Industrie dar. Die Bronzeskulptur des originellen Fensterputzerbrunnens im Hof schuf der Künstler Christan Rost (um 1989), den Sockel entwarfen die Architekten Ilg und Friebe. Der Seiteneingang zum Hof vom Barfußgässchen aus entstand erst mit der letzten Sanierung. Im Vorgängerbau hatte 1813 / 14 nach der Völkerschlacht der russische Stadtkommandant Oberst Viktor von Brendel seinen Amtssitz. Daran erinnert eine Gedenktafel an der Marktseite.
Standort 56: Goldene Hand | Nikolaistraße 16 zur Kartenansicht >>
Das „Commissions- & Speditionsgeschäft von Johann Christian Freygang“ wurde 1854 / 55 nach Entwürfen des Architekten Paul Bachmann vom Maurermeister Heinrich Purfürst und dem Zimmerermeister Robert Leideritz errichtet. Es ist heute das älteste Gebäude der Straße. 1713 wurde der Hausname „Zur goldenen Hand“ erstmals erwähnt, ohne dass jedoch dessen Herkunft bis heute geklärt werden konnte. Das Hauszeichen, eine vergoldete Hand, ist in den Schlussstein des Segmentbogens über der Durchfahrt eingelassen. Auf der Rückseite findet sich die Inschrift „erbaut im Jahre 1855“. Das viergeschossige Geschäfts- und Wohnhaus des ausgehenden Klassizismus ist in den Obergeschossen durch vertikale Pilaster gegliedert, wobei die Mittelachse betont ist. Das Motiv der drei Segmentbögen im Erdgeschoss wiederholt sich an den gekuppelten Fenstern des ersten Obergeschosses. Die durchlaufenden Gesimse der Obergeschosse sind mit den Pilastern verkröpft. Ein Akanthusfries und darüber ein Zahnschnitt bilden den oberen Fassadenabschluss unterhalb der Traufe. Die beiden mittleren Pilaster laufen im dritten Obergeschoss in antikisierenden Vasen aus. Akroterien bekrönen die Fensterverdachungen des zweiten Obergeschosses. Palmetten dekorieren die Mittelachse im ersten, zweiten und dritten Obergeschoss. Die hervortretenden Putzspiegel sind in einem Rauputz ausgeführt. Wirkt die Fassade alles in allem eher unbeholfen, so macht der Hof mit seinen rückwärtigen Fachwerkloggien einen unerwarteten, geradezu malerischen Eindruck und erinnert ein wenig an die Milieubilder des Carl Spitzweg. Die zweigeschossigen Hofgebäude weisen mit ihren Verladeluken noch an die wirtschaftliche Funktion des Hauses hin.
Standort 57: Jägerhof | Hainstraße 17–19 / Große Fleischergasse 11–13 zur Kartenansicht >>
Das um drei Lichthöfe konzipierte ehemalige Mustermessehaus entstand in den Jahren 1911–1914 (Hainstraßenseite) und 1919 / 20 (Große Fleischergasse) nach Entwürfen des Leipziger Architekten Alfred Müller im Auftrag des Kommerzienrats Chr. Jäger. Der Vorgängerbau Hainstraße 17 wurde seit 1850 „Lederhof“ genannt. Hainstraße 19 war das frühere Haus „Zum Goldenen Hahn“. Das historische Hauszeichen ist im ersten Innenhof noch zu sehen. Die neunachsige, monumentale Straßenfassade aus Thüringer Muschelkalkstein ist typisch für die Architektur vor dem Ersten Weltkrieg. Über dem flachen Zwischengeschoss ist ein Austritt mit Figurenschmuck (liegende Putti) angeordnet. Kräftige rustizierende Lisenen zwischen den Fensterachsen gliedern die Fassade in der Vertikalen. Im dritten Obergeschoss bilden Atlanten die Fensterlaibungen und werden so zu Gebälkträgern des Hauptgesimses unter der Dachbalustrade, hinter die das vierte Obergeschoss etwas zurückgesetzt ist. Besonders großzügig ist der erste, weiß (mit grünen Gliederungen) geflieste Innenhof gestaltet. Auf Reliefplatten der Wandpilaster sind Putti dargestellt, ein Wandbrunnen mit wasserspeiender Maske befindet sich neben dem Durchgang zum mittleren Hof. Alle drei Höfe sind während der Sanierung Mitte der 1990-er Jahre mit leichten, eleganten Glasdächern versehen worden. Anders als die Hainstraßenseite ist die Front an der Großen Fleischergasse gestaltet. Die Putzfassade ist im Bereich des Erdgeschosses durch Bogenreihungen gegliedert. Vier dorische Halbsäulen betonen Erd- und Zwischengeschoss im Bereich des dahinterliegenden früheren großen Kinosaals. Ein eingeschossiger Erker markiert den Passagenzugang im ersten Obergeschoss. Die beiden Obergeschosse werden durch abgetiefte Pilaster gegliedert.
Standort 58: Hôtel de Pologne | Hainstraße 16–18 zur Kartenansicht >>
Das stattliche, dreizehnachsige Gebäude, früher Sitz einiger Abteilungen des Leipziger Messeamts, gehört zu den Baudenkmälern des historischen Altstadtbereichs mit einer besonders interessanten Vergangenheit. Ursprünglich standen hier drei Häuser, von denen das Haus „Zum Birnbaum“ das bekannteste war. Es trug seinen Namen seit 1614, und der Überlieferung zufolge soll vor dem Haus tatsächlich bis 1658 ein Birnbaum gestanden haben. Ein darauf Bezug nehmendes Hauszeichen wurde um 1700 angebracht. Es zeigt einen Birnbaum, der von zwei Löwen flankiert wird. Heute ist es im Stadtgeschichtlichen Museum im Alten Rathaus zu bewundern. Bekanntester Besitzer dieses Hauses war der Buchdrucker Melchior Lotter, der 1519 Martin Luther und Philipp Melanchthon während der Leipziger Disputation beherbergte. Der Gastwirt Christian August Pusch erwarb zwischen 1819 und 1832 alle drei Gebäude und fasste sie zum Hôtel de Pologne zusammen. Dieser Name, der darauf verwies, dass im Haus „Zum Birnbaum“ 1706 der polnische König Stanislaus Leszczynski wohnte, war zwischen 1828 und 1917 im Gebrauch. Durch einen Großbrand am 29. August 1846 wurde die gesamte Gebäudesubstanz vernichtet. Bei allem Kummer mussten die Leipziger schließlich froh sein, dass sich das Feuer, das ein eng bebautes Areal von der Fläche des halben Marktplatzes zerstört hatte, nicht zu einem Großbrand, wie in Hamburg 1848, ausweitete, wo etwa ein Viertel der Altstadt vernichtet worden war. Der Hotelbrand des Jahres 1846 zerstörte auch den vielgerühmten Festsaal von Eduard Pötzsch, dem Erbauer des Bayrischen Bahnhofs. Die Bauakte des Hauses enthält aus dem Jahre 1890 ein Umbauprojekt für die Einrichtung einer imposanten König-Albert-Passage, die allerdings nicht zur Ausführung kam. Sie sollte Hainstraße und Katharinenstraße miteinander verbinden. 1891 / 92 wurde das Gebäude nach Plänen von Arwed Roßbach erneuert. Die Fassade im Stil der florentinischen Renaissance gehört dieser Zeit an. Im ersten Obergeschoss haben sich die reich ausgestatteten neobarocken Festsäle des bis 1917 als Hotel genutzten Gebäudes erhalten. Der Entwurf der Inneneinrichtung stammt von dem Berliner Architekten Ludwig Heim. Nach der Nutzung als Hotel diente das Gebäude zeitweise als österreichisches Messehaus, während der DDR-Zeit beherbergte es Einrichtungen des Messeamts. Die Gedenktafel an der Fassade wurde 1983 aus Anlass des 500. Geburtstags von Martin Luther angebracht.
Standort 59: Zentralmessepalast | Grimmaische Straße 6–14 und Neumarkt 4 zur Kartenansicht >>
In den Jahren 1912 bis 1914 errichtete Emil Franz Hänsel, Architekt und Bauherr zugleich, in zentraler Lage des Stadtzentrums an der Ecke Grimmaische Straße / Neumarkt einen signifikanten Messehausbau, dessen hoher Staffelgiebel in Renaissancetradition als eine Erinnerung an die erste Blütezeit der Leipziger Messe im 16. Jahrhundert anzusehen ist. Der fünfgeschossige Stahlbetonbau weist eine horizontal betonte Fassadengestaltung unter Verwendung von Muschelkalksteinvorsatz auf. Im Bereich des ersten Obergeschosses ist -figürlicher und ornamentaler Schmuck angeordnet. Diese bauplastischen Arbeiten stammen aus der Leipziger Werkstatt Wollstädter. Nach Kriegsschäden konnte das Messehaus bereits 1946 / 47 wiederaufgebaut werden. 1926 wurde der Zentralmessepalast um die Grimmaische Straße 12 / 14 (Messehaus Monopol) und 1981 um den Neubau Grimmaische Straße 10 erweitert. 1996 wurden der Zentralmessepalast und das Messehaus Monopol bis auf die straßenseitigen Fassaden sowie der Bau von 1981 abgebrochen. Das Areal wurde unter Einbeziehung der -Baulücken 6 / 8 und 12 / 14 durch die Bader Projektplanung aus Krefeld einheitlich neu bebaut. Die beiden Lückenschließungen sind moderne Glas-Stahl-Fassaden mit gut angepassten Dachaufbauten. Die durch alle Geschosse reichenden, vor die Fassade gestellten schwarzen Metallsäulen gliedern die Architektur und betonen die Vertikaltendenz, ein durchaus gelungener Versuch, auf die historische Maßstäblichkeit mit neuen Mitteln einzugehen. Seit dem 9. Oktober 1999 hat hier das durch Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnete Zeitgeschichtliche Forum sein Domizil. Es präsentiert deutsche Geschichte der Zeit nach 1945 und hat seinen Eingang in der Grimmaischen Straße 6, wo Wolfgang Mattheuers Skulptur „Jahrhundertschritt“ steht, eine vielbeachtete Bronzeplastik, die das deutsche Trauma zweier Diktaturen im 20. Jahrhundert thematisiert.
Standort 60: Trifugium | Barfußgässchen 11–15 zur Kartenansicht >>
Die Gebäudegruppe führt seit der Sanierung in den Jahren 1995 / 96 den Namen „Trifugium“. Sie wurde in den Jahren 1904 bis 1906 vom Architekten Arthur Hänsch und dem Maurermeister Conrad erbaut. Zu Sanierungsbeginn war lediglich das mittlere Haus Nr. 13 einigermaßen unversehrt erhalten. Dagegen wiesen Nr. 11 und Nr. 15 noch erhebliche Kriegsschäden auf. Dem Eckgebäude Nr. 11 fehlte das gesamte Dach, und die gegenüberliegende Ecke Nr. 15 bestand nur aus Erd- und Zwischengeschoss. Letzteres Gebäude wurde abgebrochen und nach alten Plänen und Fotos durch die Architekten Eller, Meier, Walter und Partner aus Düsseldorf/Leipzig im alten Stil detailgetreu wiederaufgebaut. Das gründerzeitliche Ensemble überzeugt weniger durch eine für die Zeit schöpferische oder innovative Gestaltung, vielmehr sind es die eklektizistische Vielfalt der Formen und der maßlose Materialeinsatz, die den Betrachter staunen machen. Immerhin gibt es handwerkliche Jugendstildetails, die dem Bau dennoch eine gewisse Noblesse verleihen. Insbesondere sind dies die eleganten Metalleingangstüren in schwingenden, floralen Formen bei Nr. 13 und 15. Der Vorgängerbau von Nr. 11 war das Bürgerhaus „Goldene Sonne“, das wie einige andere Gebäude auch abgebrochen wurde, um den Durchstich des Barfußgässchens zum Ring zu ermöglichen.
Standort 61: Stentzlers Hof | Petersstraße 39–41 zur Kartenansicht >>
Der fünfgeschossige Eckbau an Petersstraße und Peterskirchhof wurde nach Entwürfen des Leipziger Architekten Leopold Stentzler in den Jahren 1914 bis 1916 errichtet. Die Fenster im ersten Obergeschoss sind erkerartig ausgestellt und durch allegorischen Figurenschmuck hervorgehoben. An der Ecke ist eine Rolandsfigur mit Schwert und Leipziger Wappenschild dargestellt, darunter ein Spruchband mit den Worten „Einigkeit macht stark“. Das Steildach mit dem Schaugiebel in Leipziger Renaissancetradition zum Peterskirchhof ist eine Erinnerung an die Architektur des 16. Jahrhunderts. Im zweiten bis vierten Obergeschoss ist die Fassade durch Lisenen skelettartig gegliedert. Am Hauptgesims sind statt der üblichen Konsolsteine Löwenköpfe verwendet. Die Treppenhauswände erhielten wertvolle Keramikverkleidungen in den Farben Schwarz und Gelb mit eingelegten Reliefplatten. In die Hofgestaltung wurde ein zweigeschossiger Kastenerker aus der Zeit um 1690 mit üppigem vegetabilen Schmuck und zwei Adlern im oberen Brüstungsfeld einbezogen. Vom ehemaligen Nachbargrundstück Nr. 37 stammt das Hauszeichen „Goldener Hirsch“. Die Obergeschosse sind wie die Straßenfassaden durch Lisenen gegliedert. Darüber ist ein Galeriegeschoss angeordnet. Das Gebäude ist in Stahlbetonskelettbauweise errichtet, die Fassade teilweise mit Natursteinvorsatz in Muschelkalkstein ausgeführt. Der plastische Fassadenschmuck aus zementge-bundenem Muschelkalksplitt stammt aus der Leipziger Werkstatt Wollstädter. Bei der Sanierung 1994 / 95 wurde der Zugang zur Petersstraße wieder geöffnet, so dass der Durchgang zum Peterskirchhof möglich ist. Der Hof erhielt außerdem ein Glasdach. Eine breite Treppe führt heute auch ins Untergeschoss.
Standort 62: Klingerhaus | Petersstraße 48 zur Kartenansicht >>
Am 18. Februar 1857 wurde der bedeutende Leipziger Maler, Grafiker und Bildhauer Max Klinger als Sohn des Seifensieders Heinrich Louis Klinger im Vorgängerbau Petersstraße 48 geboren. Nach Plänen des Leipziger Architekten Arwed Roßbach ließ Klingers Vater in den Jahren 1887 / 88 das viergeschossige Geschäftshaus Petersstraße / Ecke Schlossgasse errichten. Durch Verwendung von Elementen der deutschen und niederländischen Renaissance schuf Roßbach einen Bau von malerischer Wirkung. Dies zeigt sich in den reich gestalteten Staffelgiebeln des Dachbereichs sowie in dem dreigeschossigen Eckerker, der von einem steilen, turmhelmartigen Aufsatz bekrönt wird. Die Fensterrahmungen ziert reicher ornamentaler Schmuck, die Putzflächen waren zusätzlich bemalt (heute vereinfacht). Ein kräftiges Säulenportal betont an der Ecke den Zugang zur Verkaufseinrichtung. Dem ersten Obergeschoss lagern auf kräftigen Konsolen Balkonaustritte vor.
Standort 63: Lipsia-Haus | Barfußgässchen 12 zur Kartenansicht >>
Das auf trapezförmigem Grundriss freistehende Geschäftshaus wurde 1910 nach Entwurf des Leipziger Architekten Wilhelm Becker errichtet. Becker dekorierte die Putzfassaden mit neobarocken Details, wie Lisenen, Putzspiegeln, Erkern, Festons sowie geschwungenen Giebeln, Vasenaufsätzen und Plastiken im Dachbereich, und erzielte so eine heitere, zurückhaltende Eleganz.
Standort 64: König-Albert-Haus | Markt 9 / Barfußgässchen 2–8 zur Kartenansicht >>
Nach Entwürfen des führenden Leipziger Geschäftshausarchitekten jener Jahre, Emil Franz Hänsel, entstand im Jahre 1913 das Eckgebäude Markt / Barfußgässchen, das den Namen „König-Albert-Haus“ trug. Zwei Höfe sind durch flache Durchgänge verbunden. In dem großen Hof am Markt befindet sich das marmorverkleidete Haupttreppenhaus. Es ist durch einen halbrunden Portikus betont, der mit grünen Majoliken dekoriert ist. Im Architrav befinden sich sieben kreisrunde Medaillons mit plastischen allegorischen Darstellungen. Einmalig in der Leipziger Architektur ist die Verwendung von glasierter Keramik für die Verkleidung des Erd- und Zwischengeschosses der Straßenfront. In die Fensterlaibungen des Zwischengeschosses sind kleine Putti gestellt. Durch die konkave Fassadenkrümmung im Bereich der Fensterachsen erhalten die vier Obergeschosse (in Edelputztechnik) eine interessante, ungewohnte Plastizität. Die Fenstergewände des vierten Obergeschosses sind als plastische Figuren ausgeführt. Über dem Zwischengeschossgesims sind die Wappen sächsischer Städte angeordnet. Der Durchgang mündet im Barfußgässchen, der neuen Kneipenmeile der Stadt. Seit einigen Jahren befinden sich die Szene-Kneipen „Spizz“ und „Markt 9“ in Keller und Erdgeschoss. Im Hof befanden sich ehemals zwei Friesgestaltungen des Dresdners Otto Gußmann mit Szenen aus dem Leben des sächsischen Königs Albert, die aber nicht erhalten sind.
Standort 65: Runde Ecke | Dittrichring 22–24 zur Kartenansicht >>
Dieser Bau diente in der DDR-Zeit der Bezirksverwaltung der Staatssicherheit als Zentrale. Es ist nicht ohne geschichtliche Ironie, dass sich auf dem gleichen Gelände ab 1216 eine markgräfliche Zwingburg befand, die die Leipziger aber nur kurze Zeit duldeten. Auch die Gestapo sowie nach 1945 die amerikanischen und dann die sowjetischen Besatzungstruppen hatten hier zeitweilig ihre Geheimdienste untergebracht. Während der Montagsdemonstrationen im Spätherbst 1989 hatte die Runde Ecke besondere Bedeutung. „Runde Ecke“ war der im Volksmund gebräuchliche Begriff für die Leipziger Stasizentrale, der sich aus der Gebäudeform ableitete. Als die Demonstranten vom Augustusplatz her, begleitet von den Sprechchören „Wir sind das Volk“, hier vorbeikamen, verschanzte sich die Stasi und machte das Licht aus. Man hatte sich entschieden, es nicht auf einen Konflikt ankommen zu lassen. Die Demonstranten stellten auf den Stufen der Freitreppe, nicht ohne Angst, brennende Kerzen auf, befestigten Transparente und hielten Mahnwache. Dabei wurden sie von Überwachungskameras beobachtet, die auf dem Dach des gegenüberliegenden Gebäudes (Nr. 21) installiert waren. Nach der Demonstration am 4. Dezember 1989 wurde die Stasizentrale von Bürgern besetzt und die Einrichtung in der Folgezeit aufgelöst. Vor allem kam es darauf an, das bereits begonnene Vernichten von Geheimdienstakten zu verhindern. Heute befindet sich im Erdgeschoss die Ausstellung „Stasi – Macht und Banalität“, die die Praktiken des Überwachungsapparats offenlegt. Das städtebaulich exponierte Gebäude wurde in den Jahren 1912 / 13 errichtet. Im Jahre 1911 hatte die Leipziger Feuerversicherungs-Anstalt einen beschränkten Wettbewerb unter Leipziger und Dresdner Architekten ausgelobt. Das Preisgericht votierte mehrheitlich für den Entwurf von Weidenbach & Tschammer aus Leipzig. Dennoch entschied sich der Auftraggeber für die knapp unterlegene Arbeit von Hugo Licht, der sich in Arbeitsgemeinschaft mit Carl Poser beteiligt hatte. Schließlich erarbeiteten Weidenbach & Tschammer die Grundrissdisposition und führten die Baulei-tung aus, während die nur sparsam dekorierten Sandsteinfassaden nach dem Licht/Poserschen Entwurf realisiert worden sind.
Standort 66: Messehaus Dresdner Hof | Neumarkt 21–27 zur Kartenansicht >>
Nach nur elfmonatiger Bauzeit wurde der Dresdner Hof, der rund 500 Aussteller aufnehmen konnte, zur Frühjahrsmesse 1913 eingeweiht. Um Baufreiheit zu schaffen, waren elf Häuser abgebrochen wurden. Der Name des Messehauses wurde vom Haus Kupfergasse 12 übernommen, einem Gasthof, der seit 1677 „Dresdnische Herberge“ genannt wurde und seit 1842 den Namen „Dresdner Hof“ führte. Das Eckgebäude am Neumarkt und Kupfergässchen stellt eine signifikante, moderne Geschäftshausarchitektur der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg dar, in dem sich bereits die allgemeine Tendenz zur Versachlichung ankündigt. Leopold Stenzlers Messepalast Dresdner Hof steht gestalterisch zeitgleichen Bauten eines Peter Behrens, einem der führenden deutschen Architekten jener Zeit nahe, der bei der Festhalle der Kölner Werkbundausstellung des Jahres 1914 eine ähnliche traditionsbezogene Sachlichkeit demonstrierte. An der pfeilergegliederten Steinputzfassade tragen Fenstererker im dritten Obergeschoss das darüberliegende typische Leipziger Galeriegeschoss. Die Anordnung von Skulpturenschmuck ist auf zwei- und dreiachsige Balkons über dem Erdgeschoss beschränkt. Die Passage ist heute mit dem Nachbarhaus verbunden. Eine beeindruckende und in Leipzig einmalige Besonderheit war die 1928 nach Entwürfen des Leipziger Künstlers Walter Gruner angelegte Empfangshalle mit einer Vielzahl weiterer Serviceeinrichtungen im Kellergeschoss, die heute das Kabarett Academixer beherbergt.
Standort 67: Merkurhaus | Markgrafenstraße 2 zur Kartenansicht >>
Das Merkurhaus gehört zu den jüngeren Denkmalen der Leipziger Baugeschichte und markiert den südlichen Zugang zur Petersstraße. Das 1937 nach Entwürfen des Architekten Karl Fezer erbaute sechsgeschossige Gebäude ist architektonisch von der Neuen Sachlichkeit und dem Streamline Style inspiriert. Diese Stilrichtungen in Architektur und Kunstgewerbe brachten nach 1900 einerseits eine Abkehr von eklektizistischen Gestaltungstendenzen und strebten nach Zweckmäßigkeit und Klarheit im Ausdruck. Andererseits brachte der Streamline Style durch fließende Linien Bewegung in die Gestaltung der Fassaden. Die strenge horizontale Gliederung durch die Fensterreihung sowie die kräftigen Gesimse bestimmen den Gesamteindruck. Dazu stehen die erkerähnlichen Vorbauten in der Markgrafstraße und in der Schloßgasse in wirkungsvollem Kontrast. Seiner ursprünglichen Bestimmung als Textilkaufhaus entsprechend, stellte man das Haus symbolisch unter den Schutz des Handelsgottes Merkur, dem einst eine Plastik über dem Haupteingang gewidmet war. Die noble Wirkung des Muschelkalksteins für die Fassadenverkleidung sowie die geschickte Anpassung an das unregelmäßige Grundstück verleihen dem Gebäude auch ohne aufwendige Schmuckformen besonderen ästhetischen Reiz.