Parkwanderung durch das Jahnabachtal

Von Rudolf Schröder – 12/2022

Eine Fuß- oder Radwanderung führt uns 12 km weit auf dem markierten Jahnatalweg durch das LSG und das FFH, ausgestattet mit Info-Tafeln und Rastplätzen. Sehenswert sind neben den verschiedenen Parkanlagen die Mönchsäule bei Ragewitz sowie die für Besichtigungen teilweise geöffneten Schlösser in Hof sowie in Jahnishausen.

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Überblick

Exkursionsdauer: Tagestour mit Besichtigungen, acht Stunden Streckenwanderung von Hof nach Jahnishausen: Die Streckenwanderung führt uns auf dem gut markierten Jahnatalweg (JTW, für Fahrräder erlaubt) durch das Schutzgebiet, ausgestattet mit Informationstafeln und Rastplätzen. Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist kompliziert, gegebenenfalls mit Ruftaxi möglich.

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Abb. 1: Barockschloss (li) und Altes Schloss in Hof spiegeln sich im Wal.
Abb. 1: Barockschloss (li) und Altes Schloss in Hof spiegeln sich im Wal. (Foto: Rudolf Schröder)

Abb. 2: Gartendarstellung in der Kassettendecke im Alten Schloss Hof.
Abb. 2: Gartendarstellung in der Kassettendecke im Alten Schloss Hof. (Foto: Dorothea Roloff)

Abb. 3: Die barocke Gartenachse führt zum Schloss von Hof.
Abb. 3: Die barocke Gartenachse führt zum Schloss von Hof. (Foto: Rudolf Schröder)

Abb. 4: Mächtiger Silberahorn im Schlosspark Hof.
Abb. 4: Mächtiger Silberahorn im Schlosspark Hof. (Foto: Rudolf Schröder)

In Hof bewundern wir zwei dicht beieinander liegende, gut erhaltene und genutzte Schlösser mit dem umgebenden Park. Der das Alte Schloss noch zum Teil umgebende Teich, ehemals Wal (Wassergraben), erinnert an die frühere Wasserburg (Abb 1). Für die empfehlenswerte Besichtigung der auch gartengestalterisch bedeutsamen Kassettendecke im Saal des Alten Schlosses ist eine vorherige Anmeldung bei der Bürgermeisterin erforderlich. In den Kassetten sind unter anderem 24 Gartendarstellungen zu bewundern, die nach den visionären Kupferstich-Illustrationen des Holländers de Vries, wahrscheinlich von Dresdner Malern um 1620 geschaffen worden sind (Abb. 2). Bei der Parkbesichtigung ist die vom Neuen Schloss, dem Barockschloss (heute Schule), ausgehende Sichtachse durch den Park mit einigen regelmäßigen Pflanzungen und Wegen zu beachten. Die Abb. 3 zeigt den Blick über das Postament für eine frühere Sandsteinskulptur bis zum Barockschloss, beiderseits regelmäßig von Säuleneichen und Eiben flankiert. Der Hauptteil ist landschaftlich gestaltet, er ist durch seinen Baumbestand und durch seine Wildflora wertvoll. Die Abb. 4 zeigt Deutschlands größten, 33 m hohen und stärksten Silberahorn mit 648 cm Umfang, in 130 cm Höhe gemessen.

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Abb. 5: Aronstab am Jahnatalweg.
Abb. 5: Aronstab am Jahnatalweg. (Foto: Rudolf Schröder)

Auf der folgenden wunderschönen, etwa 6 km langen Wanderung von Hof nach Ragewitz auf dem markierten Jahnatalweg weisen uns Informationstafeln auf Zeiten der frühesten Besiedlung Sachsens hin. Bänke laden ein zur Rast und Konzentration auf die klangvollen Vogelstimmen mit Nachtigall, Pirol, Mönchsgrasmücke und anderen. Die vielen Auwaldpflanzen mit den zahlreichen Frühblühern am Wege verdienen Aufmerksamkeit, z.B. blüht im April der blütenbiologisch interessante Aronstab am Wegesrand (Abb. 5).

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Abb. 6: Das Eingangstor vom Ragewitzer Park.
Abb. 6: Das Eingangstor vom Ragewitzer Park. (Foto: Dorothea Roloff)

Abb. 7: Gedenksäule im Ragewitzer Park.
Abb. 7: Gedenksäule im Ragewitzer Park. (Foto: Rudolf Schröder)

Abb. 8: Der Verfassungsstein mit Blick in den Ragewitzer Park.
Abb. 8: Der Verfassungsstein mit Blick in den Ragewitzer Park. (Foto: Dorothea Roloff)

Den Ragewitzer Park mit seinem schönen, schmiedeeisernen Eingangstor (Abb. 6) erreichen wir auf dem Jahnatalweg entlang des Mühlgrabens. Dort haben wir den Blick auf das älteste Gartendenkmal Sachsens, die 1520 geschaffene „Mönchssäule“ (Abb 7). Während des Kindergartenbetriebes ist der Park geöffnet und von dort aus zu betreten. Beachtenswert ist auch der Verfassungsstein mit Erläuterungstafel. Er erinnert an die Einführung der ersten Verfassung Sachsens im Herbst 1831 und damit an die Ablösung der absolutistischen Monarchie durch eine konstitutionelle (Abb 8).

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Abb. 9: Die gewaltige Bastard-Schwarz-Pappel in der Jahnaaue.
Abb. 9: Die gewaltige Bastard-Schwarz-Pappel in der Jahnaaue. (Foto: Dorothea Roloff)

Abb. 10: Das „lebendgebährende“ Knollige Rispengras.
Abb. 10: Das „lebendgebährende“ Knollige Rispengras. (Foto: Dorothea Roloff)

Der Weg vom Ragewitzer Schloss (heute eine Schule) führt weiter am Mühlgraben entlang. Gleich am Anfang öffnet sich der Blick über eine große Wiese auf deren Gegenseite in ca. 80 m Entfernung eine riesige, landschaftsprägende Bastard-Schwarz-Pappel der Sorte „Leipzig“ steht. Mit der stattlichen Höhe von fast 40 m und einem Stammumfang von 635 cm ist sie die größte ihrer Sorte (Abb. 9). Sie ist heute eine der letzten, die an die Zeit der großen Pappelzüchtungen und -verwendungen in den 1950er und 1960er Jahre erinnert. Sie könnte als Denkmal ausgewiesen werden.

An unserem Weg entlang des Mühlgrabens befinden sich noch einige jüngere Feld-Ulmen, die jetzt in der Roten Liste Sachsens stehen, d. h. vom Aussterben bedroht sind. Nach 400 m geht der Weg in die große Lindenallee über, die bereits zum Seerhausener Park gehört. Am Übergang steht eine riesige Stiel-Eiche, an deren Wurzelgrund Ende Mai bis Anfang Juli ein bescheidenes, aber sehr bemerkenswertes Gras zu beobachten ist, das Knollige Rispengras. Es ist „lebendgebährend“, das heißt, aus seinen Blüten entwickeln sich sofort, noch an der Pflanze, ohne Samenbildung, Jungpflanzen (Abb. 10).

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Abb. 11: Gegenläufgige Wasserführung in den alleebegleitenden Gräben.
Abb. 11: Gegenläufgige Wasserführung in den alleebegleitenden Gräben. (Foto: Dorothea Roloff)

Abb. 12: Die Hauptachse des Parks von der Spiegelbrücke über das Rondell mit der Hebe zum Trümmerberg des Schlosses mit der Stiel-Eiche.
Abb. 12: Die Hauptachse des Parks von der Spiegelbrücke über das Rondell mit der Hebe zum Trümmerberg des Schlosses mit der Stiel-Eiche. (Foto: Dorothea Roloff)

Durch die 325 m lange Winter-Linden-Allee wandern wir in den Park von Seerhausen. Durch eine besondere Wasserführung fließt das Wasser in den Gräben beidseits der Allee in entgegengesetzten Richtungen (Abb. 11). Die Spiegelbrücke führt über den Wassergraben zum Lindenrondell mit der Skulptur der Hebe. Hebe war die Göttin der Jugend. Von hier sieht man die Stiel-Eiche auf dem Trümmerberg des ehemaligen Schlosses (Abb. 12). Der Park mit seinen markanten Wasseranlagen ist einer der ältesten Sachsens, der schon Ende des 17. Jh. gestaltet war. Er zeigt uns noch heute beim Vergleich mit dem historischen Plan von 1695 wesentliche Elemente aus dieser Zeit. Nach der Parkbesichtigung wandern wir noch 2 km auf dem markierten Weg durch die Jahnaaue zum Park Jahnishausen.

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Abb. 13: Massenbestand von Märzenbechern im Naturschutzgebiet von Jahnishausen.
Abb. 13: Massenbestand von Märzenbechern im Naturschutzgebiet von Jahnishausen. (Foto: Rudolf Schröder)

Abb. 14: Ginkgo im Park von Jahnishausen, ein Nationalerbebaum Deutschlands.
Abb. 14: Ginkgo im Park von Jahnishausen, ein Nationalerbebaum Deutschlands. (Foto: Dorothea Roloff)

Abb. 15: Der Nickende Milchstern, ein Zierpflanzenrelikt.
Abb. 15: Der Nickende Milchstern, ein Zierpflanzenrelikt. (Foto: Dorothea Roloff)

Abb. 16: Der winterliche Reiz der Jahnatalwanderung
Abb. 16: Der winterliche Reiz der Jahnatalwanderung (Foto: Dorothea Roloff)

Das Schloss Jahnishausen wird durch eine Wohngenossenschaft instandgesetzt. Die Dauerausstellung zur Geschichte dieses Schlosses ist sehenswert. (Wegen der andauernden Bauarbeiten bitte dem Internet die Möglichkeiten zur Besichtigung entnehmen oder anmelden).

Der Park war bereits in der Barockzeit gestaltet, das zeigen zwei noch erkennbare gerade Wegeachsen an. König Johann von Sachsen, der Danteübersetzer, prägte den Landschaftspark so, wie wir ihn heute vorfinden. Auch in diesem Park sind nicht nur besondere Gestaltung und einzelne Elemente zu bewundern, sondern auch die Flora und eine charakteristische Vogelwelt Er ist besonders im Frühling mit seinem reichen Märzenbechervorkommen (Abb. 13) ein schon seit langer Zeit geschätzter Anziehungspunkt. Vor kurzem wurde der gewaltige Ginkgo vor dem Schloss zu einem der ersten Nationalerbe-Bäume Deutschlands gekürt und damit würdigend herausgestellt (Abb. 14). In unmittelbarer Nähe steht ein wieder gepflanzter Tulpenbaum, davor ein Vorkommen des aus dem Iran stammenden Nickenden Milchsterns. Er wurde im dem 17.Jh. als Zierpflanze kultiviert und ist bei uns in einigen Parkanlagen verwildert (Abb. 15).

Im Winter lockt der Jahnatalweg mit besonderen Reizen (Abb. 16).


Empfohlene Zitierweise

Rudolf Schröder: “Parkwanderung durch das Jahnabachtal” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/83_e_508_parkwanderung/, Stand 10.12.2022

Quellen und weiterführende Literatur

  • Keine

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Hof Hauptachse (Foto: Heike Pinkert)