Durch das mittlere Triebischtal

Von Kay Arnswald, Jürgen Dittrich und Hans-Jürgen Hardtke – 12/2022

Die 15 km lange Rundwanderung zu Fuß beginnt an der Kirche Blankenstein mit Besichtigung der ehemaligen Burganlage und des Kalkbruches mit seiner interessanten Flora. Über drei Mühlen geht die Wanderung bis Helbigsdorf dann weiter über Ludwigsbusch, den Rüdiger Linden und einen alten Steinbruch auf dem Feld bis nach Herzogswalde. Nach Besichtigung des Jagdschloss Herzogswalde und Kirche Herzogswalde kann man im Triebischtal oder auf Feldwegen in halber Höhe nach Blankenstein zurückwandern.

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Station 1: Kirche Blankenstein und ehemalige Burganlage zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Binge Schlossberg Blankenstein
Abb. 1: Binge Schlossberg Blankenstein (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Unsere Wanderung beginnt auf dem Parkplatz bei der Kirche in Blankenstein. Der Ort ist ein Waldhufendorf (vor 1200 entstanden), wird aber erstmalig 1233 urkundlich (Sifridus de Blankenstein) genannt. Mehrere noch gut erhaltene Drei- und Vierseithöfe stehen unter Denkmalschutz. Das Kirchgebäude mit steilem Satteldach besitzt einen Turm mit Haube. Die Kirche soll beim Neubau 1737/38 mit Steinen der Schlossanlage umgebaut worden sein. Bemerkenswert sind die bemalte Kassettendecke, die nach dem Umbau der Kirche 1738 entstanden sein dürfte und der Taufstein aus Sandstein vom Jahre 1743. Im Kirchturm, befindet sich eine Wochenstube der Langohrfledermaus. Sehenswert ist auch die Luthereiche vom Jahre 1817 vor der Kirche.

Im Kirchhof finden sich als Zeugen alter Friedhofskultur an Stinzenpflanzen die Akelei und Efeu. Eine Wehranlage westlich des Ortes auf einem Sporn über der Triebisch verfiel spätestens im 16. Jh. Der Wall, als Rest der Burganlage, steht seit 1981 unter Denkmalschutz. Hier befinden sich auch Reste einer Parkanlage aus der Zeit um 1820. Von einem Aussichtspunkt am Rand des Kirchgeländes hat man einen schönen Blick in das Triebischtal. Über den aufgelassenen Kalkbruch steigen wir ins Tal hinab zur Krillemühle und zur Niedermühle. Der Schlossberg ist von einem artenreichen Eichen-Hainbuchenwald bestanden. In ihm treten neben der Hainbuche und der Stieleiche auch die Berg-Ulme auf. An Arten der Krautschicht sind die Pfirsischblättrige Glockenblume, die Frühlings-Platterbse und das Nickende Perlgras zu nennen. Im Frühjahr leuchten das Blau der Leberblümchen und das Rot des Hohlen Lerchensporns. Sie zeigen als basenliebende Pflanzen den kalkreichen Untergrund an.

Im bewaldeten felsigen Steilhang sind eine Pinge und mehrere Steinbruchreste sichtbar. Es existieren zwei Abbauhorizonte im Liegenden und Hangenden des oberdevonischen Chloritgneises. Dabei stellt das obere Kalklager (olivgrau bis dunkelgrau aussehend, an der Basis scharf abgegrenzt vom Chloritgneis) mit einer Längenausdehnung von ca. 300 m als sog. Schlossberg-Horizont den bedeutendsten Kalksteinhorizont in der phyllitischen Einheit des Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirges dar. Über dem Kalkhorizont sind dunkle phyllitische Tonschiefer mit Quarziteinschaltungen vorhandenen. Diese Schichtenfolge ist im Steinbruchgelände entlang des ins Tal hinab verlaufenden Treppenweges gut sichtbar aufgeschlossen.

Der Chloritgneis (Hauptbestandteile Kalifeldspat, Plagioklas, Quarz, Biotit, Chlorit und Serizit) entstand aus einem Rhyolith während der variszischen Gebirgsbildung. Das untere Kalklager wurde in einem Steinbruch im Triebischtal (ca. 100 m südöstlich der ehemaligen Niedermühle) abgebaut.

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Abb. 2: Kalkofen Blankenstein
Abb. 2: Kalkofen Blankenstein (Foto: Jürgen Dittrich)

Es lohnt ein kleiner Abstecher zum Kalkofen Blankenstein. Er liegt an der der kleinen Verbindungsstraße von der Niedermühle nach Blankenstein. Es ist ein erst zwischen 2018 und 2021 sehr gut sanierter Kalkofen vom Typ Schneller. Sein Baujahr war 1798 (Schlussstein über dem Eingang). Er war vermutlich bis zum Anfang des 20. Jh. in Betrieb. Der Kalkofen „Typ Schneller“ entspricht einem Schachtofen mit Innenfeuerung. Das heißt, dass er sowohl mit Steinkohle als auch Holz befeuert werden konnte. Kalkstein und Kohle wurden zusammen in das Innere befüllt. Dadurch waren im Brennprozess auch der Branntkalk und die Kohlenasche gemischt, was zu Qualitätseinbußen führte. Vorteil des Ofens war der schnellere Durchsatz. Siehe dort auch die Informationstafel.

Station 3: Krillemühle zur Kartenansicht >>

Abb. 3: Blankenstein Niedermühle
Abb. 3: Blankenstein Niedermühle (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Die Krillemühle, die frühere Obermühle, wird heute als Pension genutzt. An der Triebisch bei der Krillemühle fallen die großen Bestände des Bärlauchs und der Goldnessel auf. Weitere typische Begleiter der Uferflora sind die Süße Wolfsmilch, der Wald-Goldstern und der Gefleckte Aronstab. Die Talwiesen gehören zu den Glatthaferwiesen. Unsere Wanderung führt die Triebisch aufwärts bis zur Dietrichmühle.

Station 4: Dietrichmühle zur Kartenansicht >>

Die Dietrichmühle ist eine beliebte Ausflugsgaststätte mit Reit-und Bauernhofhotel. Sie ist eine der vielen Mühlen im Triebischtal, die für das Mühlrad im Dorfwappen stehen. Noch zu Anfang des 19. Jh. trieben hier wohlorganisierte Räuber unter dem Namen „Die schöne Bande“ ihr Unwesen. Ihr Hauptmann, Gottlieb Jakob, genannt der „starke Lieb“, wurde schließlich erstochen.

Wenn man von der Straße Helbigsdorf–Steinbach westlich der Triebisch auf einen nördlich verlaufenden Hangweg abbiegt, erreicht man am Osthang des Sonnenberges die Reste eines historischen Kalkbrennofens (ursprünglich sollen es zwei gewesen sein) bei der Dietrichmühle. Dort in Sichtweite der Dietrichmühle liegt ein im Tonschiefer positioniertes 6–8 m mächtiges Kalklager. Im sog. Kayser´schen (Kluges) Kalkwerk erfolgte hier unterirdischer Abbau mittels Stollen- und Streckenauffahrung.

Station 5: Wanderung über Kirstenmühle zum Geologischen Aufschluss zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Kalkbergwerk unterhalb Kirstenmühle
Abb. 4: Kalkbergwerk unterhalb Kirstenmühle (Foto: Kay Arnswald)

Ein weiteres Kalklager wurde bei Helbigsdorf am Heyneberg zwischen Kirstenmühle und Dietrichmühle nördlich der Triebisch in der ersten Hälfte des 19. Jh. abgebaut. Zwischen 1815 und 1831 wurde der hier genutzte Kalkmergel beim Bau von Treibeherden in den Freiberger Schmelzhütten zur Auskleidung der Saigerherde (Ausschmelzen des Silbers aus dem Werkblei) benutzt. Der Kalkabbau in dem hier sehr tonreichen Kalkmergel erfolgte wahrscheinlich nur sehr kleinräumig, vielleicht als Versuchsabbau. Hier befindet sich ein Rastplatz mit Infotafel.

Station 6: Helbigsdorf zur Kartenansicht >>

Abb. 5: Haltepunkt Schmalspurbahn Helbigsdorf
Abb. 5: Haltepunkt Schmalspurbahn Helbigsdorf (Foto: Kay Arnswald)

Helbigsdorf wurde 1334 erstmals urkundlich erwähnt. Es ist ein typisches Waldhufendorf, was heute noch in der Flur zu sehen ist. Die Bezeichnung „Brandstatt“, für eine im Zentrum gelegene Weide, deutet auf eine fränkische Besiedlung im 11. oder 12. Jh. hin. Der Ort hat ca. 300 Einwohner. Die Grundherrschaft war geteilt. Anteile hatten das Rittergut Rothschönberg und das Rittergut Weißtropp. Bis 1547 gehörte Helbigsdorf zum Castrum Meißen, danach zum Erbamt Meißen. Im Jahre 1974 wurde der Ort nach Blankenstein und 1996 nach Wilsdruff eingemeindet. Die 1899 eröffnete Schmalspurbahn Freital-Nossen mit Haltepunkt in Helbigsdorf wurde 1972 geschlossen.

Station 7: Vogelherd Helbigsdorf zur Kartenansicht >>

Abb. 6: Vogelherd Helbigsdorf
Abb. 6: Vogelherd Helbigsdorf (Foto: Kay Arnswald)

Oberhalb des ehemaligen Bahnhofes befindet sich der sogenannte Vogelherd. Hier wurden, mithilfe von Lockvögeln oder Lärchenspiegeln, Singvögel zum Verzehr am königlichen Hof in Dresden gefangen.

Station 8: Gang durch Helbigsdorf zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Helbigsdorf Zufahrt Peters Hof
Abb. 7: Helbigsdorf Zufahrt Peters Hof (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Es lohnt sich in Helbigsdorf, einige Gebäude, Güter und Wegsäulen anzusehen: so Altes Erbgericht, heute Biohof Helbigsdorf, Alte Schule, das ehemalige Armenhaus, heute Dorfgemeinschaftshaus, Hof Peters und den Hof Arnswald (Lößnerhof) mit Bauberatungsstelle des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Die Beratungsstelle ist Anlaufpunkt für Bauherren, Planer und alle Interessierte ländlicher Baukultur. Hier trifft man sich vor der Fachwerkwand, im Dachboden oder in der Scheune. Viele Fragen können so anschaulich erörtert werden, zum Beispiel zu Fördermöglichkeiten, Denkmalpflege und Sanierungskonzepten oder Vermittlung von Handwerkern, Planern und Baustoffen für denkmalgerechte Sanierung. Weiter ist hier die Zimmerei “Manche mögen’s Holz” angesiedelt, die vorwiegend in der Denkmalpflege tätig ist. Ein Sachverständigenbüro für Holzschutz, welches ebenfalls im Lößnerhof seine Räumlichkeiten hat, erstellt Gutachten und betreibt Bauforschung. Seit 2013 gibt es jährlich den “Offenen Hof”, organisiert durch die Bauberatungsstelle.

Station 9: Kapelle Helbigsdorf zur Kartenansicht >>

Helbigsdorf besitzt eine kleine Kapelle aus dem 17 Jh., umgebaut im Jahr 1826. Ein stattlicher spätgotischer Flügelaltar wurde wahrscheinlich aus einem, im Zuge der Reformation aufgelassenem Kloster hierher gebracht. Im 20. Jh. zum Schutz nach Dresden überführt, verbrannte er dort in der Bombennacht 1945. Heute ziert die Kapelle ein klassizistischer Kanzelaltar.

Station 10: Bauernhof Flade zur Kartenansicht >>

Abb. 8: Flades Hof Helbigsdorf
Abb. 8: Flades Hof Helbigsdorf (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Wie in einigen Dörfern des Wilsdruffer Landes und der Lommatzscher Pflege ist auch in Helbigsdorf mit dem Bauerngut Flade ein Hof mit Milchtankstelle und einer Direktvermarktung entstanden. Hier kann man rund um die Uhr in einem Selbstbedienungsladen die Produkte des Hofes und aus den benachbarten Gütern erwerben. Im Sommer kann man sich hier beim besonders schmackhaften selbstgemachten Eis erfrischen.

Station 11: FND Ludwigsbusch zur Kartenansicht >>

Abb. 9: FND Ludwigsbusch-Teich
Abb. 9: FND Ludwigsbusch-Teich (Foto: Kay Arnswald)

Der Ludwigsbusch, nordöstlich von der Ortsflur, ist seit 1978 als FND geschützt ist. Es handelt sich um ein 0,8 ha großes artenreiches Feldgehölz mit einem kleinen Teich. Letzterer wurde 2020 rekonstruiert. Die Waldbiotopkartierung ergab, dass es sich um einen Mischwald mit ausgebildeter Strauchschicht (60 % Deckung) handelt. Im FND kommen als bemerkenswerte Kräuter das Große Springkraut und die Süße Wolfsmilch vor. Einzelne alte, starke Eichen und Hainbuchen erhöhen den Wert des Wäldchens. Ein benachbarter kleiner Bach ist mit vielen großen Eschen, Erlen und Bruchweiden (Kopfweiden) bestanden. Hervorzuheben ist das Vorkommen der Hohen Primel, die im Wilsdruffer Gebiet viele Standorte verloren hat.

Die Wanderung geht nun über Ludwigsbusch, die Rüdiger Linden und einen alten Steinbruch auf dem Feld bis nach Herzogswalde.

Station 12: Herzogswalde zur Kartenansicht >>

Abb. 10: Herzogswalde Seniorenheim
Abb. 10: Herzogswalde Seniorenheim (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Die Ersterwähnung von Herzogswalde erfolgte 1428 (Hertigswalde). Mit Sicherheit bestand das Dorf aber schon lange vorher. 1445 erwarben die von Schönberg Herzogswalde. Die Grundherrschaft war aber geteilt (Rittergut Limbach und Rittergut Krummhennersdorf). Obwohl Herzogswalde nach wie vor landwirtschaftlich geprägt ist, gibt es mit der Kirche, dem Jagdschloss und Park sowie dem Golfplatz, einer 18-Loch-Anlage, viel Sehenswertes.

Die auf einer Anhöhe liegende Saalkirche mit einem Westturm entstand 1596. In den Jahren 1762–1763 wurde die Kirche umgebaut und erhielt 1763 eine Orgel von Johann Georg Schön, einem Meisterschüler von Silbermann. Im Inneren beeindrucken Patronatslogen, Betstübchen und der Kanzelaltar. Das neogotische Herrenhaus der Familie von Schönberg entstand erst nach 1856. Heute beherbergt es ein Hotel.

Station 13: Gasthof Triebischtal zur Kartenansicht >>

Wir wandern nun ins Triebischtal zurück. An der Bundesstraße 173 steht der Gasthof Triebischtal, der zur Einkehr ermuntert. Schräg hinter dem Gasthaus Triebischtal wird die Tännichtmühle sichtbar. Sie hatte schon viele Namen und Funktionen. Nach dem Heimatforscher Alfred Meiche wird die Tännichtmühle erstmals 1837 erwähnt. Die spätere Nutzung ging über Genesungsheim Jugendherberge bis zur Pension. Zurück nach Blankenstein geht es auf halber Höhe.

Station 14: Historischer Kalkbrennofen bei der Dietrichmühle zur Kartenansicht >>

Von der Straße Helbigsdorf–Steinbach biegt man westlich der Triebisch auf einen nördlich verlaufenden Hangweg ab. Dort in Sichtweite der Dietrichmühle liegt das abgebaute Kalklager mit Resten eines Kalkofens vom Typ Schneller (Informationstafel GWOT 8). Ein zweites Kalklager befindet sich am Heyneberg zwischen Krillemühle und Dietrichmühle nördlich der Triebisch (Informationstafel GWOT 6).

Über die Niedermühle Blankenstein und das Historische Mundloch in Blankenstein geht die Wanderung zum Aussichtspunkt Blankenstein zurück.


Empfohlene Zitierweise

Kay Arnswald, Jürgen Dittrich und Hans-Jürgen Hardtke: “Durch das mittlere Triebischtal” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/83_e_506_mittleres-triebischtal/, Stand 10.12.2022

Quellen und weiterführende Literatur

  • Keine

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Helbigsdorf Lößnerhof Hofseite (Foto: Kay Arnswald)