Durch das Käbschützbachtal

Von Jürgen Dittrich, Hans-Jürgen Hardtke, Jörg Lorenz, Matthias Donath und Michael Strobel – 12/2022

Die etwa 25 km lange Fahrradexkursion beginnt in Meißen am Buschbad im Triebischtal und geht auf der B 101 bis Löthain. Von hier führt die Fahrt über Stroischen bis Leutewitz mit Besuch des ehemaligen Ritterguts und zweier Porphyrithbrüche. Über einen Abstecher zur ehemaligen Wasserburg Sörnitz geht es durch das Käbschützbachtal bis zur Zöthainer Schanze. Die Hänge tragen eine wärmeliebende Flora mit zahlreichen Rote-Liste-Arten. Über das Ketzerbachtal bis Zehren geht es auf dem Elberadweg nach Meißen zurück

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Station 1: Löthain zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Ehemaliges Rittergut Löthain
Abb. 1: Ehemaliges Rittergut Löthain (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)
Abb. 2: Löthain Kaolingruben-Gelände
Abb. 2: Löthain Kaolingruben-Gelände (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Der alte Dorfkern von Löthain besteht aus dem Rittergut, dem weiter im Südosten gelegenen Vorwerk und die im nördlichen Teil der Steigerstraße befindlichen Bauernhöfe und Gärtnerstellen. Das schon 1438 bezeugte Rittergut Löthain war lange im Besitz der Familie von Heynitz und gelangte 1796 an den Marienberger Bergmeister Jobst Christoph von Römer (gest. 1838). Dessen Nachfahren behielten es bis zur Enteignung 1945. Das heute leerstehende Herrenhaus des Ritterguts wird daher auch als „Römerhaus“ bezeichnet.

Abb. 3: Römerhaus als ehemaliges Rittergut
Abb. 3: Römerhaus als ehemaliges Rittergut (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Im 19. Jahrhundert wurde der Abbau von Kaolin zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor nach der Landwirtschaft und dem Obstanbau. Anfangs erfolgte der Abbau in offenen Gruben, ab 1999 schloss sich der Tiefbau in Schächten an, erst in jüngerer Zeit erfolgt wieder ein Abbau im Tagebau (Canitz-Nord). Der 1909 eröffnete Bahnhof Löthain (heute Museum) der Schmalspurbahn Meißen–Lommatzsch diente dem Abtransport des Kaolins. Der Streckenabschnitt von Löthain nach Meißen wurde 1966 stillgelegt.

Die relativ tief liegenden tertiären Tone (als Löthainer Steingutton vom Steigerschacht bekannt) sind durch hohen Feinstkornanteil, niedrigen Schadstoffgehalt, helle Brennfarbe, gute plastische Gießeigenschaften (bedingt durch sehr feinkörnigen Kaolinit) ausgezeichnet. Aktuelle Gewinnungsstätte ist der Tontagebau Canitz-Nord. Auf dem Gelände des ehemaligen Steigerschachtes werden in der 1993 errichteten Homogenisierungsanlage keramische Mischungen von Standardtonen hergestellt.

Die artenreichen, alten aufgelassenen und mit Wasser gefüllten Teile der Tongruben (siehe Foto) wurde leider mit Abraum verfüllt. Im Bereich der Gruben kommt die seltene Rote-Liste-Art Kleinblütiges Weidenröschen vor. Diese Art spielte bis ins 19. Jh. hinein eine wichtige Rolle in der Volksmedizin. In der noch aktiv genutzten Grube konnten 2014 in einem Restgewässer Wechselkröten gehört und beobachtet werden. Dort kommen seltene Laufkäferarten mit Bindung an vegetationsarme, flache Gewässerufer vor, wie zum Beispiel der Grünstreifige Grundlaufkäfer, der Ziegelei-Haarahlenläufer, der Kleine Lehmwand-Ahlenläufer und der Schlammufer-Ahlenläufer u.a.

Station 2: Leutewitz (ehemaliges Rittergut) zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Galium glaucum Leutewitz
Abb. 4: Galium glaucum Leutewitz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)
Abb. 5: Leutewitz ehemaliges Rittergut Herrenhaus
Abb. 5: Leutewitz ehemaliges Rittergut Herrenhaus (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)
Abb. 6: Wirtschaftsgebäude ehemaliges Rittergut Leutewitz
Abb. 6: Wirtschaftsgebäude ehemaliges Rittergut Leutewitz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Von Löthain fährt man kleine Landstraßen entlang über Stroischen bis Leutewitz. Dort befindet sich die zweite Station, das ehemalige Rittergut in der Ortsmitte.

Das Rittergut Leutewitz hatte seit dem 18. Jh. eine herausragende Bedeutung für die Landwirtschaft in Sachsen. Diese Entwicklung war eng verbunden mit dem Wirken der tatkräftigen Bauernfamilie Steiger und den Züchtungen „Original Leutewitzer Runkelrübe“ und „Original Leutewitzer Squareheadweizen“ (Dickkopfweizen). Die Bauern der Lommatzscher Pflege bezogen von hier ihr Saatgut. Dr. Otto Steiger (1851–1935) machte sich nicht nur als Züchter einen Namen, sondern auch als Abgeordneter in der Zweiten, dann in der Ersten Kammer des sächsischen Landtags und zudem von 1923 bis 1925 Vorsitzender des Landeskulturrats des Freistaats Sachsen. Das Rittergut Leutewitz war der dominierende Pflanzenzuchtbetrieb in Sachsen. 1945 wurde das Rittergut enteignet und in ein Volkseigenes Gut überführt, das die Saatzuchttradition fortsetzte und nach der Privatisierung in den 1990er Jahren sich auf Getreidezüchtung spezialisierte.

Der Rittergutshof wurde 1998 an eine Baufirma verkauft, die sämtliche Gebäude vorbildlich sanierte.

Vom ehemaligen Rittergut wieder zurück ins Käbschützbachtal gelangt man auf der Straße bei der Obermühle steil aufwärts zum Porphyritbruch vor Kaisitz.

Station 3: Leutewitz (Porphyritbruch vor Kaisitz) zur Kartenansicht >>

Abb. 7: Wronitzfeld - ruhender Betrieb
Abb. 7: Wronitzfeld - ruhender Betrieb (Foto: Jürgen Dittrich)

Bei dem Porphyritsteinbruch mit der Bezeichnung Tronitzfeld handelt es sich um einen trotz gültiger Abbaugenehmigung durch Einsprüche einer Bürgerinitiative aktuell ruhenden Neuaufschluss. Derzeitiger Eigner des gut aufgeschlossenen Bruches ist der Baustoffbetrieb Sachsen GmbH (BBS). Eine Anmeldung zum Besuch des Bruches ist erforderlich.

Im Käbschützbachtal fährt man am ehemaligen Bahnhaltepunkt und Stausee abwärts bis zum frei zugänglichen ehemaligen Porphyritbruch am Südwesthang des Tronitzberges.

Station 4: Leutewitz (Porphyritbruch Leutewitz/Tronitzberg) zur Kartenansicht >>

Abb. 8:  Porphyrit im Steinbruch Leutewitz. Der rötliche Porphyrit zeigt daneben auch zahlreiche dunkelgrüne Hornblendeeinsprenglinge
Abb. 8: Porphyrit im Steinbruch Leutewitz. Der rötliche Porphyrit zeigt daneben auch zahlreiche dunkelgrüne Hornblendeeinsprenglinge (Foto: Jürgen Dittrich)

Abb. 9: Steinbruch Leutewitz mit säuliger Abbaufront
Abb. 9: Steinbruch Leutewitz mit säuliger Abbaufront (Foto: Jürgen Dittrich)

Die Zeugen des Gesteinsabbaus sind hier nicht gänzlich verschwunden. Unterhalb vom Stauweiher (Hochwasserschutz), neben dem ehemaligen Bahndamm, stehen noch umfangreiche bauliche Reste der Verarbeitungsanlagen (Brechergebäude, Verladeeinrichtungen) eines dieser Steinbrüche. Der Steinbruch war zum Abtransport des gewonnenen Materials über die ehemalige bis Zöthain bzw. der Gabelstelle Mertitz verlaufende Kleinbahnstrecke gut (und ökologisch sinnvoll) angebunden.

Hier steht der quarzführende Glimmer- und Hornblendeporphyrit (Rhyolith) an. Er war im paläozoischen Oberkarbon vor 315 bis 295 Millionen Jahren aufgedrungen und zeigt an seiner Abbaufront teilweise säulige Ausbildung als Ausdruck seiner Absonderung bzw. Erstarrung in einer 80–90 m mächtigen vulkanischen Decke. Der verwitterungsbeständige Porphyrit wurde bis 1990 als Baugestein, für Kleinpflastersteine, Mauer- und Großpflaster sowie Straßenunterbau genutzt. Eine Besonderheit bildet der bei der Erstkartierung nördlich des Stauweihers entdeckte Porpyritpechstein von Leutewitz Es handelt sich um einen schwarzen kristallreichen Pechstein (ein vulkanisches schnell erstarrtes Glas).

Durch die Südlage begünstigt finden sich hier zahlreiche wärmeliebende und Rote-Liste-Arten wie das Blaugrüne Labkraut, die Karthäusernelke, die Pechnelke und die Sand-Strohblume. Auf der Sohle des Bruches kommen Echtes Tausendgüldenkraut und der seltene Sand-Thymian vor.

Links vom Käbschützbach führt ein kleiner Weg nach Sornitz mit der ehemaligen Wasserburg.

Station 5: Sornitz (ehem. Wasserschloß) zur Kartenansicht >>

Die ehemalige Wasserburg wurde 1500 errichtet und später im Barockstil umgebaut. Das Schloss wurde 1945 enteignet, später die Türme abgerissen und nach 1990 wieder privatisiert.

Von Sornitz aus folgen wir den Wanderweg im Käbschützbachtal bis zur Zöthainer Schanze.

Station 6: Trockenhänge und Trockenwälder zur Kartenansicht >>

Abb. 10: Echte Hundszunge Zöthain Käbschützbachtal
Abb. 10: Echte Hundszunge Zöthain Käbschützbachtal (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)
Abb. 11: Käbschützbachtal unterhalb  Leutewitz
Abb. 11: Käbschützbachtal unterhalb Leutewitz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Abb. 12: Zöthain am Pinzchenberg Käbschützbachtal
Abb. 12: Zöthain am Pinzchenberg Käbschützbachtal (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

In weiten Teilen ist das Tal wenig besiedelt. Ein Auwald konnte sich kaum ausbilden. Der Bach wird vorwiegend von einem Traubenkirschen-Erlen-Eschenwald begleitet, an dem Hybridpappeln und Weidenarten gepflanzt wurden. An den Bäumen rankt der Hopfen. Vor Zöthain zeugt die alte Heilpflanze Rote Pestwurz oberhalb vom Ort von der mittelalterlichen Nutzung. Gestört wurde das Tal nur durch den Ausbau einer Schmalspurbahn.

Das Käbschützbachtal ist sonst in der Naturausstattung ähnlich dem des Ketzerbaches. Es wurde deshalb als Naturschutzgebiet gesichert. Neben dem Eichen-Trockenwald dominiert ein artenreicher Eichen-Hainbuchenwald. Die Strauchschicht ist gut ausgebildet. So kommen neben Haselnusssträuchern und Pfaffenhütchen auch seltene Rosenarten vor, z.B. die seltene nach Apfel duftende Kleinblütige Rose. Bemerkenswert sind zwischen dem Zschanscher Loch und Pinzchenberg Reste von Eichentrockenwäldern und Halbtrockenrasen. Neben dem Steppen-Lieschgras, der Platterbsen-Wicke und als botanische Besonderheit dem Hügel-Meister finden sich hier auch noch die Echte Hundszunge, Wiesen-Salbei und früher die Wiesen-Kuhschelle.

Weiter abwärts erscheint Zöthain mit der bekannten Zöthainer Schanze.

Station 7: Zöthainer Schanze zur Kartenansicht >>

Abb. 13: Glücklicherweise liegen die Hauptburg und nördliche Vorburg inzwischen unter Grünland, z.T. sogar Dauergrünland
Abb. 13: Glücklicherweise liegen die Hauptburg und nördliche Vorburg inzwischen unter Grünland, z.T. sogar Dauergrünland (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen, Fotograph: Ronald Heynowski)

Am Zusammenfluss von Ketzer- und Käbschützbach schiebt sich ein lössbedeckter Felsrücken weit nach Norden. Er trägt eine Wehranlage, die aus zwei Abschnittswällen besteht. Der eine quert das Plateau im Norden, der andere im Süden (Abb. 14).

Schon Karl Benjamin Preusker liefert eine treffende Beschreibung der Befestigung (Abb. 15). Seine Nachricht, „am Aufwurfe“, d.h. am Wall, seien „eiserne Schwerdt- und Messerbruchstücke“ gefunden worden, wird von ihm selbst wieder relativiert, indem er für die Waffen auch eine Herkunft aus „neuerer Zeit, wo man den Wall ebenfalls benutzt haben mag“, in Erwägung zieht. Jedenfalls sind später keine Eisenobjekte mehr entdeckt worden.

Auf dem Plateau wurden seit dem 18. Jh. immer wieder Funde zutage gefördert. Besonders bemerkenswert sind eine Eisenaxt und liegende Hölzer, auf die man 1841 beim Wegebau im Wallkörper gestoßen sei. Von den Funden fehlt jede Spur. Hölzer und Steinbettungen lassen auf eine zweischalige Kastenkonstruktion mit Erdfüllung schließen (Abb. 16). Leider erfahren wir von einer Untersuchung, die Johannes Deichmüller 1893 im Zuge der Ausgrabungen auf dem Galgenberg bei Zöthain durchführen ließ, lediglich aus einem Zeitungsbericht. Über Funde oder Befunde gibt keine Dokumentation Auskunft.

Um so zahlreicher sind die Oberflächenfunde, die besonders der Lehrer Isidor Hottenroth zwischen 1900 und 1914 von der Feldfläche im Inneren der Anlage auflas, denn die Kernburg wurde spätestens um 1800 ackerbaulich genutzt (Abb. 17). Randbildungen und Verzierungen der Keramik sind typisch für die Jahrzehnte um 900 n. Chr. (Abb. 18–19). Funde der Jungstein- und Bronzezeit zeigen, dass der Burgberg bereits vor dem frühen Mittelalter immer wieder besiedelt gewesen sein dürfte.

Schon im 19. Jh. wurden Teile des nördlichen Walls eingeebnet, um zusätzliche Ackerfläche zu gewinnen; der von Hecken überwachsene Südwall ist dagegen heute noch im Gelände gut sichtbar. Die Befestigung gilt als slawische Anlage, die zum Schutz einer Furt errichtet worden zu sein scheint. Hier entwickelte sich später der heutige Ort Zöthain, dem auffälligerweise nicht nur ein echter Dorfkern, sondern auch eine Kirche fehlt. Wahrscheinlich gehörte er zum Kirchbezirk Leuben. Spätestens als dort im 10. Jh. n. Chr. unter ottonischer Herrschaft ein „Burgward“ entstand, dürfte die Zöthainer Burg aufgelassen worden sein.

Da in der Dresdner Handschrift der Sachsengeschichte Widukinds nicht von Gana, sondern von Kietni die Rede ist, auf das sich der Ortsname von Zöthain zurückführen lässt, ist die Zöthainer Schanze auch schon mit der Hauptburg der Daleminzier identifiziert worden. Aus dem Fundmaterial lassen sich vorläufig so weitreichende Schlüsse nicht ziehen. Unter Grünland, seit Kurzem teilweise auch unter Dauergrünland, sind die Innenfläche und das nördliche Vorburgareal seit einigen Jahren gut geschützt. Unmittelbar im Osten schließen sich Teile des Naturschutzgebiets „Trockenhänge südöstlich Lommatzsch“ bzw. des FFH-Gebiets „Ketzer- und Käbschützbachtal“ an.

Abb. 14: Höhenschichtenplan der 'Zöthainer Schanze'
Abb. 14: Höhenschichtenplan der ‘Zöthainer Schanze’ (Foto: Landesamt für Archäologie Sachsen)
Abb. 15: Auszug aus dem dritten Band der „Blicke in vaterländische Vorzeit“ von Karl Benjamin Preusker
Abb. 15: Auszug aus dem dritten Band der „Blicke in vaterländische Vorzeit“ von Karl Benjamin Preusker

Abb. 16: In den Wällen der 'Zöthainer Schanze' verbirgt sich am ehesten eine zweischalige Kastenkonstruktion, ev. mit Trockensteinmauerverblendung (3)
Abb. 16: In den Wällen der ‘Zöthainer Schanze’ verbirgt sich am ehesten eine zweischalige Kastenkonstruktion, ev. mit Trockensteinmauerverblendung (3) (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen)

Abb. 17: Im Meilenblatt ist die Burg als 'alte Schanze' verzeichnet
Abb. 17: Im Meilenblatt ist die Burg als ‘alte Schanze’ verzeichnet (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen)
Abb. 18: Die Fotodokumentation der Altfunde war in den Trümmern von Schloss und Zwinger bis 1945 Wind und Wetter ausgesetzt (A)
Abb. 18: Die Fotodokumentation der Altfunde war in den Trümmern von Schloss und Zwinger bis 1945 Wind und Wetter ausgesetzt (A) (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen)

Abb. 19: Die Fotodokumentation der Altfunde war in den Trümmern von Schloss und Zwinger bis 1945 Wind und Wetter ausgesetzt (B)
Abb. 19: Die Fotodokumentation der Altfunde war in den Trümmern von Schloss und Zwinger bis 1945 Wind und Wetter ausgesetzt (B) (Quelle: Landesamt für Archäologie Sachsen)

Am ostexponierten Hang der alten Schanze konnten neben typischen Arten der Glatthaferwiese und der benachbarten Ackerflächen die Habichtskräuter Trugdoldiges Mausohrhabichtskraut und Doldiges Habichtskraut und die wärmeliebenden Arten Bunte Kronwicke, der Feld-Beifuß und das Aufrechte Fingerkraut nachgewiesen werden.

Wir überqueren den Ketzerbach und folgen dem Weg bis Prositz.

Station 8: Ketzerbachtal NSG Prositz zur Kartenansicht >>

Abb. 20: Großer Ehrenpreis Prositz
Abb. 20: Großer Ehrenpreis Prositz (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Abb. 21: NSG Prositz Mühlhügel
Abb. 21: NSG Prositz Mühlhügel (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

Die linksseitigen Hänge gehören zum NSG Ketzerbachtal und sind beispielsweise am Mühlhügel Prositz seit über einem Jahrhundert wegen ihrer subkontinentalen Flora bekannt. Im zeitigen Frühsommer fallen die weißen Blüten der Graslilie auf, später dann die blauen Blütenstände des Wiesen-Salbeis, des Großen Ehrenpreises und die hohen Blütenstängel der äußerst seltenen Violetten Königskerze. Am Hang kommen über 30 Rote-Liste-Arten vor, darunter die Nelken-Sommerwurz und die Essigblättrige Rose.

Der Fahrradweg ab Prositz führt im Ketzerbachtal über Piskowitz und Schieritz bis Zehren.

Station 9: Zehren zur Kartenansicht >>

Abb. 22: Zehren - Schule Pfarrhaus und Kirche
Abb. 22: Zehren - Schule Pfarrhaus und Kirche (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)

In Zehren lohnt sich ein Abstecher zur Kirche und zum Burgberg, die beide über dem Ort liegen. Das Mündungsgebiet des Ketzerbaches in Zehren wird von einem markanten, nach SO aus dem Lösshügelland ragenden Bergsporn, der im W und O durch natürliche Steilhänge geschützt ist. Diese Schutzlage wussten offensichtlich schon bäuerliche Gruppen im ausgehenden 5.und frühen 4. Jahrtausend v. Chr. zu schätzen, denn sowohl die Gaterslebener (4500-4200 v. Chr.) als auch die Baalberger Kultur (3900-3500 v. Chr.) haben auf dem Plateau ihre Spuren hinterlassen. Die Burg des frühen Mittelalters wird 1003 erstmals in den Annalen des Merseburger Bischofs Thietmar als „castellum Cirin“ erwähnt.

Die Burganlage bestand aus der Hauptburg, Wällen und Vorburg. Eine systematische archäologische Untersuchung erfolgte ab 1956/58. Es konnte zum Beispiel ein vollständiges Profil durch den Wall angelegt und dokumentiert werden. Auf dem Südende des Sporns konnten die Überreste von drei Häusern aufgedeckt werden. Interessant war, dass Im westlichen Teil der Grabungsfläche ein vollständig erhaltener Schädel zutage kam, der Spuren einer Enthauptung durch ein Schwert aufwies.

Wahrscheinlich wurde die Burg zwischen 950 und 1000 gegründet und spätesten bis 1150 wieder aufgegeben. Welche Nachnutzung der Burgberg im 12. und 13. etwas als Burgwardsmittelpunkt oder Verwaltungszentrum erlebte, erschließt sich aus den archäologischen Quellen nicht. Auch wurden keine Fundamente einer frühen Kirche gefunden. Deshalb kann über das Alter der Michaeliskirche auf dem gegenüberliegenden Felssporn nur spekuliert werden. Für eine bischöfliche Gründung des 11. Jahrhunderts geben derzeit weder die Schriftquellen noch die Baugeschichte Aussagen her.

Die heutige evangelische Kirche St. Michaelis ist eine barocke Saalkirche, die 1756-1775 auf den Resten der alten Vorgängerkirche errichtet wurde. Bemerkenswert sind der hölzerne, gelb-grau marmorier Kanzelaltar aus dem Jahre 1775 und verschiedene alte Grabdenkmale.

Das Pfarrhaus mit Walmdach und einem Fachwerkobergeschoss fällt schon von der Straße auf.

Die Rückfahrt nach Meißen geht über den Elberadweg.


Empfohlene Zitierweise

Jürgen Dittrich, Hans-Jürgen Hardtke, Jörg Lorenz, Matthias Donath und Michael Strobel: “Durch das Käbschützbachtal” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/83_e_504_kaebschuetzbachtal/, Stand 10.12.2022

Quellen und weiterführende Literatur

  • Keine

Bildnachweise

  • Titelbild und Vorschaubild: Zöthain am Pinzchenberg (Foto: Hans-Jürgen Hardtke)