Stadtrundgang durch Biesenthal

Von Sieglinde Thürling – 12/2020

Der Ort Biesenthal blickt auf nunmehr über 760 Jahre Geschichte zurück, während das nach der Stadt benannte Naturschutzgebiet Biesenthaler Becken während der letzten Eiszeit seine Form erhielt. Mehrere große Stadtbrände zerstörten den Ort immer wieder, er wurde aber stets neu aufgebaut. Heute ist Biesenthal eine sehenswerte Stadt, die vom Fernradweg Berlin-Usedom durchquert wird.

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Die Exkursion beginnt am Marktplatz von Biesenthal.

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Abb. 1: Marktplatz von Biesenthal mit dem Hotel Zum Goldenen Stern, Ansichtskarte von 1937
Abb. 1: Marktplatz von Biesenthal mit dem Hotel Zum Goldenen Stern, Ansichtskarte von 1937 (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)

Der im Zentrum von Biesenthal gelegene Marktplatz hat sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändert. 1872 wurde hier das Denkmal zu Ehren der Gefallenen des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870 / 71 eingeweiht. Eine Litfaßsäule, eine Tankstelle und ein großer Findling sowie die Jubiläumseiche prägten das Gesicht des Platzes. Nur die imposante Eiche, die am 3. Januar 1886 zu Ehren des 25. Regierungsjubiläums des Königs von Preußen gepflanzt wurde, überdauerte die Zeit. Alles andere musste den Interessen der SA weichen, die sich hier zur Demonstrierung ihrer Macht 1938 einen Aufmarschplatz schuf. Auf der anderen Straßenseite befand sich das beliebte Hotel-Restaurant „Zum Goldenen Stern“ mit einem Saal für 1.000 Personen, das am 22. April 1945 von Soldaten der Roten Armee wegen des Fundes von Waffen und Nazisymbolen niedergebrannt wurde.

Abb. 2: Blick auf den Markt mit Jubiläumseiche und evangelischer Stadtkirche, 2015
Abb. 2: Blick auf den Markt mit Jubiläumseiche und evangelischer Stadtkirche, 2015 (Foto: Sieglinde Thürling)

Heute erstrahlt der Markt in neuem Antlitz und erhielt mit der Sanierung im Jahr 2000 sein jetziges Aussehen. Noch immer wacht die große, alte Eiche über diesen Ort und bietet vor allem Radfahrern auf dem Fernradweg Berlin–Usedom einen willkommenen Rastplatz. Auch hat der Markt schon bedeutende Feste erlebt, wie z.B. die Stadtrechtsfeiern 1965 (650 Jahre) und 2015 (700 Jahre) sowie die überwältigende 750-Jahr-Feier 2008 anlässlich der Ersterwähnung des Namens Biesenthal.

Direkt am Marktplatz anschließend befinden sich die beiden Rathäuser Biesenthals an der Berliner Straße.

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Abb. 3: Das Alte Fachwerk-Rathaus in Biesenthal
Abb. 3: Das Alte Fachwerk-Rathaus in Biesenthal (Foto: Sieglinde Thürling)

Das Alte Fachwerk-Rathaus, Am Markt 1, Kleinod der Naturparkstadt Biesenthal, durchlebte eine wechselvolle Geschichte. 1756 beim großen Stadtbrand ebenfalls abgebrannt, war es 1768 wieder aufgebaut. Aus Kapazitätsgründen baute man 1874 nebenan das Neue Rathaus und verputzte dabei das Alte Fachwerk-Rathaus. 1926–1928 zählte zu den prominenten Gästen des Ratskellers im Alten Rathaus der berühmte Boxer Max Schmeling.

1945 bis 1947 wurden beide Rathäuser von der Roten Armee besetzt und alle Akten vernichtet. Erst am 2. Juli 2001 begannen umfangreiche Sanierungsarbeiten am Alten Rathaus. Es wurde völlig entkernt und am 3. Oktober 2003 unter Denkmalschutz stehend wieder seiner Bestimmung übergeben. Heute befinden sich im Obergeschoss das Büro des Bürgermeisters mit Sekretariat und Sitzungsraum sowie die Heimatstube und eine kleine Teeküche. Im Untergeschoss sind die Tourist Information, das Standesamt und die Galerie ansässig.

Das Neue Rathaus (Berliner Straße 1) fungierte ab 16. November 2004 als Verwaltungshaus II und ist seit 1. Oktober 2007 Amtshaus I des Amtes Biesenthal–Barnim. Über seinem Eingangsportal befindet sich das 1906 verliehene Biesenthaler Stadtwappen.

Der Weg führt nun von den Rathäusern weg nach links auf die Breite Straße. Dieser folgen und rechts auf den Wehrmühlenweg einbiegen. Der Aussichtsturm befindet sich auf der linken Seite.

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Abb. 4: Schlossberg mit Aussichtsturm
Abb. 4: Schlossberg mit Aussichtsturm (Foto: Sieglinde Thürling)

Ein Schloss wird man auf dem Biesenthaler Schlossberg vergebens suchen, aber einst stand hier eine Burg. Diese wurde von den Askaniern zu Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet und diente als Stützpunkt für ihre Ostexpansion. Im Dreißigjährigen Krieg verfiel das Ritterhaus. Übrig blieben nur die Feldsteinfundamente des ehemaligen Burgkellers.

Abb. 5: Kaiser-Friedrich-Aussichtsturm
Abb. 5: Kaiser-Friedrich-Aussichtsturm (Foto: Sieglinde Thürling)

1884 wurde auf dem Großen Schlossberg ein hölzerner Aussichtsturm errichtet, der 1906 abgerissen wurde. Der heute noch existierende, gemauerte Turm wurde am 18. Oktober 1907 eingeweiht und erhielt den Namen „Kaiser-Friedrich-Turm“. In der sogenannten Ruhmeshalle wurde 1909 die aus Eichenholz geschnitzte, 2,15 m hohe Kaiser-Friedrich-Statue aufgestellt. Durch die Kriegswirren landete die Statue 1945 im Sydower Fließ, wurde von einem Biesenthaler Bürger zersägt und verheizt. Zur 100-Jahr-Feier des Turmes 2007 wurden die drei Wappen (Mark Brandenburg, Hohenzollern, Stadt Biesenthal) über dem Eingang der Ruhmeshalle restauriert und wieder angebracht.

Durch die Kooperation des Fördervereins „Naturpark Barnim e.V.“ und der Stadt Biesenthal beim INTERREG IVa Projekt “Ökologische Sanierung und naturtouristische Entwicklung von deutschen und polnischen Einzugsgebieten der Oder” konnte im Jahr 2014 der Kaiser-Friedrich-Turm aufwendig restauriert und das Schlossbergareal mit vielfältigen Informationen zu Natur und Geschichte als Erlebnis- und Verweilort am Fernradwanderweg Berlin–Usedom aufgewertet werden.

Bei der Einweihungsfeier am 30. August 2014 überraschten Feen und Sagengestalten die Besucher und Hochseilartisten ließen die „Weiße Frau“ zwischen Turm und Küchenberg schweben. Sprechende Wände berichten im Feldsteinkeller über die Sage vom verborgenen Schatz. In der Ruhmeshalle wird die Geschichte der „Weißen Frau“ und das Schicksal der Kaiser-Friedrich-Statue erzählt.

Im Jahr 2015 fand das Naturparkfest Barnim im Rahmen der 700-Jahr-Feier der Stadtgründung Biesenthals im Schlossbergbereich statt. Die interessanten Infotafeln, diverse Spielgeräte für Kinder und vor allem der fantastische Rundumblick vom Turm haben den Schlossberg zu einem gefragten touristischen Anziehungspunkt inmitten der Biesenthaler Naturlandschaft werden lassen.

Öffnungszeiten: Täglich 9–19 Uhr vom 1. April bis 31. Oktober

Den Wehrmühlenweg zurückgehen und nach rechts auf die Breite Straße einbiegen. Die Finow überqueren und rechts auf die Ruhlsdorfer Straße einbiegen. Von dieser geht nach ca. 750 m links ein Weg zum Strand des Großen Wukensees ab.

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Abb. 6: Das Strandbad, die Umkleiden im Rohbau, ca. 1926
Abb. 6: Das Strandbad, die Umkleiden im Rohbau, ca. 1926 (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)
Abb. 7: Das Strandbad am Großen Wukensee in den 1960er Jahren, Ansichtskarte aus dem Luftkurort Biesenthal
Abb. 7: Das Strandbad am Großen Wukensee in den 1960er Jahren, Ansichtskarte aus dem Luftkurort Biesenthal (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)

Der herrlich gelegene Große Wukensee war schon lange vor der Wende zum 20. Jahrhundert für seinen schönen Badestrand bekannt. Doch es herrschten strenge Sitten, denn baden war nur nach Geschlechtertrennung möglich. Das änderte sich erst mit dem Bau der Badeanstalt am Großen Wukensee. Diese wurde am 19. Juni 1926 feierlich eröffnet. In der Biesenthaler Zeitung schrieb man damals vom „Lido der Mark Brandenburg“. Rechts und links eines abgeflachten Hügels, wo später ein Restaurant errichtet wurde, standen die Umkleidekabinen. Das Restaurant, von dessen Terrasse man einen herrlichen Blick auf den See hatte, brannte 1945 nieder. Ab 1. Januar 1961 wurde hier wieder eine Gaststätte betrieben. Das heutige Restaurant basiert nach Modernisierungs- und Umbauarbeiten noch immer auf diesem damaligen Gebäude.

Abb. 8: Das Strandbad am Großen Wukensee heute
Abb. 8: Das Strandbad am Großen Wukensee heute (Foto: Sieglinde Thürling)
Abb. 9: Strandbad Wukensee
Abb. 9: Strandbad Wukensee (Foto: Sieglinde Thürling)

Zu DDR-Zeiten war das Strandbad beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet für Berliner. 1999 rekonstruiert und seitdem ständig modernisiert, ist es heute das schönste Strandbad Brandenburgs, so von den Zuschauern der RBB-Fernsehsendung „Die schönsten Ausflugsorte“ im März 2008 gekürt. Klares Wasser, eine 50-m-Wettkampfbahn, herrlicher Sandstrand, Liegewiesen und Spielmöglichkeiten decken vielseitige Interessen ab. Jedes Jahr im Sommer findet das beliebte Wukenseefest mit Drachenbootrennen statt.

Seit dem 1. Mai 2016 steht den Badegästen eine neue Steganlage zur Verfügung. Ein ufernaher Rundweg unter schattenspendenden Bäumen lädt zum Spazierengehen ein.

Zunächst dem Uferweg am Großen Wukensee nach links folgen und diesen dann nach links umrunden, aber noch vor dem Seniorenheim auf die Uhlandstraße abbiegen. Von dieser geht wiederum ein Waldweg zur einstigen Polizei-Kuranstalt ab.

Station 5: Die Polizei-Kuranstalt zur Kartenansicht >>

Abb. 10: Die Polizei-Kuranstalt auf einer Ansichtskarte von ca. 1942
Abb. 10: Die Polizei-Kuranstalt auf einer Ansichtskarte von ca. 1942 (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)

Unter Anleitung des Architekten Alfred Schönberg wurde Anfang Juli 1900 der Bau des Genesungsheims für das Garde-Korps in Biesenthal in Angriff genommen. Nach der fristgerechten Übergabe am 23. März 1902 begann die Belegung der 500 Plätze mit erholungsbedürftigen Gardisten. Die Parkanlage schuf der Hofgartendirektor von Schloss Sanssouci in Potsdam. Während des Ersten Weltkriegs diente das Haus als Lazarett und 1922 wurde es Ausbildungsstätte der Polizei. Der Vater von Vicco von Bülow „Loriot“ erhielt hier von 1922 bis 1925 seine Ausbildung. 1927 wurde die Immobilie Eigentum der Polizei und 1937 des Deutschen Reiches. 1943 bis 1945 wurde es von der Deutschen Wehrmacht genutzt.

Abb. 11: Die ehemalige Polizei-Kuranstalt 2011
Abb. 11: Die ehemalige Polizei-Kuranstalt 2011 (Foto: Sieglinde Thürling)

1945 besetzte die „Rote Armee“ das Objekt. Ab 1946 waren Landespolizeischule, Volkspolizei und die Hochschule der Deutschen Volkspolizei (HSDVP) nachfolgende Nutzer. 1990 wurde das Institut der HSDVP aufgelöst.

Von 1991 bis 1996 führte die Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung Brühl hier ihren Seminarbetrieb durch und 1997 wurde die Liegenschaft an die Bundesvermögensverwaltung übergeben. Seit 2001 befindet sich das Areal in Privatbesitz ohne Nutzung. Das einst imposante Gebäude befindet sich derzeit in einem äußerst schlechten Zustand und bedarf einer umfassenden Sanierung.

Den Weg entlang des Sees zurück zum Marktplatz von Biesenthal nehmen. Am Marktplatz links in die Kirchgasse einbiegen, die direkt zur Stadtkirche führt.

Station 6: Die evangelische Stadtkirche zur Kartenansicht >>

Abb. 12: Die evangelische Stadtkirche von Biesenthal
Abb. 12: Die evangelische Stadtkirche von Biesenthal (Foto: Sieglinde Thürling)

Schon aus der Ferne grüßt der 42 m hohe, schlanke und achtseitige Pyramiden-Turm der evangelischen Stadtkirche zu Biesenthal. Auch die Kirche, die an dieser Stelle einst stand, wahrscheinlich eine stattliche Feldsteinkirche, wurde von dem großen Stadtbrand 1756 nicht verschont. Als Wiederaufbau entstand ein schlichter, spätbarocker Neubau, dessen Kirchenraum ab 1767 wieder nutzbar war. Der oberhalb des Granitunterbaus zerstörte Turm sollte abgerissen werden, doch die Biesenthaler setzten sich durch und die Kirche erhielt 1858 einen neuen Turm.

Abb. 13: Die Dinse-Orgel in der evangelischen Stadtkirche
Abb. 13: Die Dinse-Orgel in der evangelischen Stadtkirche (Foto: Sieglinde Thürling)

Eine absolute Besonderheit ist die original erhaltene Orgel von Ferdinand Dinse, das letzte große Instrument aus seiner Werkstatt. Er war ein Sohn der Stadt Biesenthal und schenkte diese prächtig klingende Orgel 1859 seiner Heimatstadt.

Zu DDR-Zeiten konnten durch das Engagement vieler Gemeindemitglieder und Pfarrer größere Schäden an der Kirche verhindert werden. Doch starke Baumängel zwangen zu einer umfassenden Sanierung. 2008–2010 wurden Dachstuhl, Deckenbalkenanlage und Dach erneuert. Die farbige Fassade wurde in Anlehnung der restauratorischen Befunde des 19. Jahrhunderts saniert.

Nach der Kirche rechts auf die Schulstraße einbiegen.

Station 7: Das älteste Haus von Biesenthal – Schulstraße 10 zur Kartenansicht >>

Abb. 14: Das älteste Haus von Biesenthal im Jahr 2013
Abb. 14: Das älteste Haus von Biesenthal im Jahr 2013 (Foto: Sieglinde Thürling)

Das älteste Haus von Biesenthal in der Schulstraße 10, früher 136, blieb als einziges beim schlimmsten Stadtbrand am 14. September 1756 verschont. Wann es erbaut wurde, konnte bisher nicht ermittelt werden. Über der Eingangstür befindet sich ein Balken mit der Inschrift: „Si Deus pronobis Quis contra nos! MDCCVII” – „Wenn Gott mit uns ist, wer ist gegen uns! 1707“. Diese Jahreszahl kann jedoch nicht das Erbauungsjahr sein.

Von 1426–1577 herrschten die Gebrüder derer von Arnims in Biesenthal. Unter anderem besaßen sie in Biesenthal vier Rittergüter, zu denen auch dieses Anwesen gehörte, auf dem sie einen Weinberg anlegten. Es muss hier also schon in dieser Zeit ein Haus gestanden haben.

Zu dem Haus gehört ein großer Garten mit Erdgewächshäusern. Bis 1977 / 78 wurde hier eine Gärtnerei betrieben und nach dem Tod des Eigentümers verkauft. Die neuen Besitzer versuchten, das alte Haus in Stand zu setzen und teilweise die Gärtnerei wieder zu betreiben. Sie errichteten ein neues Reetdach und ersetzten die Lehmfachwerkwände durch Ziegelfachwerkwände. Nach der Wende jedoch verließen sie das Grundstück. Es kam zur Zwangsversteigerung und bisher folgten zwei neue Besitzer.

Der Schulstraße weiter folgen und nach links auf die August-Bebel-Straße abbiegen. Die Sparkasse befindet sich auf der rechten Straßenseite.

Station 8: Sparkasse Barnim – August-Bebel-Straße 13b zur Kartenansicht >>

Die erste Sparkasse an dieser Stelle wurde 1936 erbaut, damals Königstraße 13. Daneben befanden sich das Wohnhaus und die Gärtnerei von Karl Kloß, dem auch das Areal der Sparkasse gehörte. Er verkaufte 1936 das Sparkassenareal an die Stadt Biesenthal.

Zu DDR-Zeiten hatte die Kreissparkasse hier ihr Domizil. Im September 1992 erfolgte ein Innenumbau mit Neuinstallation der Heizungsanlage. Wenige Jahre später wurde ein Wintergartenvorbau für die Nutzung von Geldautomat und Kontoauszugsdrucker angebaut.

Abb. 15: Sparkasse Barnim 2010
Abb. 15: Sparkasse Barnim 2010 (Foto: Sieglinde Thürling)
Abb. 16: Sparkasse Barnim im Juni 2012
Abb. 16: Sparkasse Barnim im Juni 2012 (Foto: Sieglinde Thürling)

2011 kaufte Familie Jahn (Märkisch Grün GmbH) das Grundstück, ließ das Gebäude abreißen und errichtete einen modernen Neubau mit einer Gewerbeeinheit (Sparkasse) und zehn Wohneinheiten. Am 4. Oktober 2011 erfolgte die Grundsteinlegung und bereits am 11. Juni 2012 fand die feierliche Übergabe und Eröffnung der Sparkasse Barnim in Biesenthal statt.

Nur wenige Meter von der Sparkasse entfernt, befindet sich auf der linken Seite der Bahnhofstraße die katholische Kirche St. Marien.

Station 9: Die katholische Kirche St. Marien zur Kartenansicht >>

Abb. 17: Die St.-Marien-Kirche 2009
Abb. 17: Die St.-Marien-Kirche 2009 (Foto: Sieglinde Thürling)

Die katholische Kirche St. Marien wurde in nur 14-monatiger Bauzeit auf Initiative des Pfarrers Carl Ulitzka aus Bernau errichtet. Paul Überholz aus Berlin-Charlottenburg war der Architekt und der Baumeister war Emil Willmann aus Bernau. Ungewöhnlich und einmalig in dieser Region ist der im französischen Barockstil errichtete Rundbau.

Am 10. Oktober 1909 erfolgte die Kirchweihe durch den Erzpriester Kirmes aus Spandau. 1925 schenkte die St.-Matthias-Kapelle in Berlin-Schöneberg der Biesenthaler Kirche eine Orgel, wahrscheinlich ebenfalls eine Dinse-Orgel, die 2009 aufwendig restauriert wurde. Kunstvolle Statuen zieren das Inventar.

In Hinsicht auf das 100-jährige Kirchenjubiläum fanden umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen statt. Die hundertjährige Wiederkehr der Kirchweihe wurde im Oktober 2009 mit einem festlichen Gottesdienst begangen. Im August 2015 freute sich die Kirchengemeinde über zwei neue Glocken.

Das alte Kirchenportal wertete der einheimische Bildhauer Friedrich Schötschel 1986 durch eine seiner wohl schönsten Arbeiten künstlerisch auf. Er fertigte ein Innen- und Außenrelief in Kupfertreibarbeit mit Marien-Motiven sowie Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament an.

Wiederum nur wenige Meter weiter befindet sich die Schule auf der rechten Seite der Bahnhofstraße.

Station 10: Die Biesenthaler Schule – Bahnhofstraße 9-12 zur Kartenansicht >>

Abb. 18: Die Biesenthaler Schule am 1. Juni 2015
Abb. 18: Die Biesenthaler Schule am 1. Juni 2015 (Foto: Sieglinde Thürling)
Abb. 19: Treppenläufe in der Biesenthaler Schule
Abb. 19: Treppenläufe in der Biesenthaler Schule (Foto: Sieglinde Thürling)

Am 7. März 1925 erfolgte die feierliche Einweihung der Schule. Architekt war der Geheime Hofbaurat Prof. Dr. Otto Kuhlmann. Das Gebäude ist in zwei Abteilungen aufgeteilt. In jeder Abteilung führen zwei Treppenläufe vom Untergeschoss bis ins Obergeschoss. Die Flure sind durch ein reiches, architektonisch wirkungsvolles Holzgitterwerk zum Treppenaufgang gesichert. In dieser Holz-Gitter-Trennwand wurden geschnitzte Figuren der Märchenwelt dargestellt, die von Fritz Gustav Weprajetzky, einem Biesenthaler Tischler, geschaffen wurden.

Von Mai bis Juli 1945 nutzte die Rote Armee das Gebäude als Lazarett. Der Schulbetrieb fand in der alten Schule und im Rektorhaus in der Schulstraße statt.

1977 wurde die „Minischule“ als Erweiterungsbau eingeweiht und 1992 / 1993 erhielt die Schule eine Gasheizung. 1992 erfolgte die Teilung in Grundschule und Gesamtschule. Seit 1993 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. 2005 schenkte die Stadt Biesenthal der Schule zum 80-jährigen Jubiläum eine Fassadenerneuerung. Mit Beginn des Schuljahres 2008 übernahm die Grundschule „Am Pfefferberg“ (Ganztagsschule) hier den Schulbetrieb und am 1. Juni 2015 beging die Schule ihr feierliches 90-jähriges Jubiläum.

Der Bahnhofstraße weiter folgen, diese führt direkt zum Stadtpark.

Station 11: Der Stadtpark von Biesenthal zur Kartenansicht >>

Abb. 20: Das Bismarckdenkmal im Stadtpark, Ansichtskarte von ca. 1922
Abb. 20: Das Bismarckdenkmal im Stadtpark, Ansichtskarte von ca. 1922 (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)

Bereits 1837 wird in einer Biesenthaler Akte der Stadtpark erwähnt, denn schon zu damaliger Zeit verwendeten die Biesenthaler Stadtväter große Sorgfalt auf ihre Parkanlagen.

Auf dem Areal des Stadtparks an der Nordwestspitze wurde Anfang des 20. Jahrhunderts ein Bismarck-Denkmal errichtet und am 15. Juni 1902 eingeweiht. Es bestand aus einem zwei Meter hohen Postament mit einer vier Meter hohen, aus blauem Granit geschlagenen, pyramidenförmigen Bismarck-Säule.

Abb. 21: Der Granitblock im Stadtpark
Abb. 21: Der Granitblock im Stadtpark (Foto: Sieglinde Thürling)

Im Herbst 1920 wurde die Parkanlage neu angelegt. Der damalige Stadtgärtner Georg Hitgen entwarf die Pläne und realisierte auch die Ausführung. Ausgedehnte Blumenanlagen, eine reichhaltige Strauchwelt und stattliche Eichen, Buchen und Kiefern zierten den Stadtpark auf dem Försterberg. Dabei sind drei Erinnerungs-Eichen unbedingt erwähnenswert, die am 27. Oktober 1871 in Gedenken der französischen Kapitulation von Metz am 27. Oktober 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) gepflanzt wurden. Man gab ihnen die Namen: „Germania“, „Kaisereiche“ und „Friedenseiche“.

Nur kurze Zeit später erfolgte eine weitere Umgestaltung. Am 24. September 1922 wurde der neu geschaffene „Heldenhain“ zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs eingeweiht. In der Mitte des grünumlaubten Gedächtniswerkes erhebt sich aus einer malerischen Felsengruppe ein Granitblock von drei Metern Höhe mit einem Gewicht von 500 Zentnern und der Inschrift „Den gefallenen Söhnen Biesenthals“.

Abb. 22: Der Spielplatz 'Waldlicht' im Stadtpark
Abb. 22: Der Spielplatz ‘Waldlicht’ im Stadtpark (Foto: Sieglinde Thürling)

Zum Gedenken an die Opfer des Naziregimes wurde am 11. September 1949, am Tag der Opfer des Faschismus, ein VVN-Denkmal eingeweiht (VVN – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes). Es wurde ca. 30 m hinter dem einstigen Bismarckdenkmal errichtet, das man kurz zuvor abriss. Die Säule ist verschwunden und das Postament wurde neu errichtet und dient als Sockel für das VVN-Denkmal.

Heute ist der Stadtpark eine grüne Oase mit stattlichen alten Bäumen, deren Kronen der Natur etwas Erhabenes verleihen. Sie spenden an heißen Tagen Schatten und laden zum Verweilen in dieser Naturidylle ein. Zur Zeit findet im Auftrag der Stadt Biesenthal die Sanierung des Stadtparks zwischen Eingangsbereich im Nordwesten bis zum Heldenhain statt. In diesem Bereich soll der Park nach historischem Vorbild wieder erstehen. Im Sommer 2020 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. In unmittelbarer Nähe, noch zum Stadtpark gehörend, befindet sich der Abenteuerspielplatz „Waldlicht“. Eine hölzerne Kletterburg und diverse andere Spielgeräte bieten interessante Betätigungsfelder für die Kinder.

In unmittelbarer Nähe des Kinderspielplatzes liegt sozusagen im Verborgenen, von Sträuchern und Bäumen umwachsen, der alte Biesenthaler Wasserturm. Mittlerweile gibt es berechtigte Hoffnung, dass der alte, imposante Wasserturm erhalten werden kann. 2018 gründete sich der Verein “Wasserturm-Biesenthal e.V”, der sich ehrgeizige Ziele gesetzt hat. Ca. 1922 erbaut und bis 13. Februar 1997 in Betrieb gewesen, soll der Wasserturm in den nächsten Jahren zu einem Wassermuseum um- und ausgebaut werden.

Nun der Bahnhofstraße weiter folgen, bis der Biesenthaler Bahnhof erreicht wird.

Station 12: Bahnhof Biesenthal zur Kartenansicht >>

Am 30. Juli 1842 erfolgte die feierliche Eröffnung der Bahnstrecke Berlin–Eberswalde. Anfang 1843 wurde in Biesenthal ein Haltepunkt errichtet und es begann der Bau des Stationsgebäudes. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie war Biesenthal „gezwungen“, eine Bahnhofs-Chaussee zwischen Stadt und Bahnhof zu bauen, die jetzige Bahnhofstraße.

Abb. 23: Bahnhof Biesenthal, Ansichtskarte von 1943
Abb. 23: Bahnhof Biesenthal, Ansichtskarte von 1943 (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)
Abb. 24: Das Bahnhofshotel, Ansichtskarte von 1930
Abb. 24: Das Bahnhofshotel, Ansichtskarte von 1930 (Quelle: Archiv Gertrud Poppe)

Am 13. Januar 1934 war in der Biesenthaler Zeitung zum Bahnhofsbau zu lesen: „Es wird ein Mittelbahnsteig angelegt, der durch eine Unterführung zu erreichen ist und auch mit dem Bahnhofsvorplatz verbunden wird. […] Die Provinzialchaussee soll durch einen Brückenbau über die Bahn hinweg geführt werden.“ Die Pläne wurden wegen des Krieges nie verwirklicht.

Im Zweiten Weltkrieg wurden am 18. November 1943 das Bahnhofsgebäude, die Gleisanlagen und das Stellwerk durch eine englische Fliegerbombe schwer beschädigt.

In den 1980er Jahren begann die Elektrifizierung. Während des „rollenden Verkehrs“ setzten Hubschrauberpiloten der Interflug mit sagenhaftem Geschick die Stahlmasten.

Abb. 25: Der Kulturbahnhof Biesenthal mit neuer Fassade, 2015
Abb. 25: Der Kulturbahnhof Biesenthal mit neuer Fassade, 2015 (Foto: Sieglinde Thürling)

Im Mai 1996 schloss der Fahrkartenschalter. Die Bahnhofsgaststätte war bis 15. November 2003 in Betrieb. Im Dezember 2005 gründete sich der Verein „Kultur im Bahnhof e.V.“ und kaufte das Bahnhofsgebäude. Seitdem finden hier kulturelle Veranstaltungen statt. Der Bahnhofsvorplatz wurde 2006 erneuert und die Fassade 2014 neugestaltet.

Das einst beliebte Bahnhofshotel zerfiel zur Ruine, wurde 2011 abgerissen und ein Parkplatz angelegt.

Es geht weiter auf der Bahnhofstraße, auf der Biesenthal verlassen wird. Am Sydower Fließ rechts auf die Danewitzer Straße abbiegen und bis Danewitz, einem Ortsteil von Biesenthal folgen.

Station 13: Märkisches Backofendorf Danewitz zur Kartenansicht >>

Abb. 26: Der Gemeindebackofen in Danewitz
Abb. 26: Der Gemeindebackofen in Danewitz (Foto: Sieglinde Thürling)
Abb. 27: Der Gemeindebackofen mit einem Teil des Festplatzes
Abb. 27: Der Gemeindebackofen mit einem Teil des Festplatzes (Foto: Sieglinde Thürling)

Das kleine, beschauliche Straßenangerdorf Danewitz wurde am 26. Oktober 2003 Ortsteil der Stadt Biesenthal. Charakteristisch für Danewitz sind seine Feldsteinbacköfen. Seit ca. 1995 lebte der alte Brauch des Brotbackens wieder auf und die meist zerfallenen Feldsteinbacköfen, die ursprünglich aus der Zeit um 1850 stammten, wurden liebevoll rekonstruiert. Der 1999 gegründete Verein „Märkisches Backofendorf Danewitz e.V.“ setzt sich für den Erhalt dieser Tradition ein. Jährlich im Juni lockt der Duft von frischem Steinofenbrot während des Backofenfestes viele Besucher von nah und fern nach Danewitz.

Abb. 28: Die alte Schmiede von Danewitz
Abb. 28: Die alte Schmiede von Danewitz (Foto: Sieglinde Thürling)

Sehenswert ist auch die alte Dorfschmiede aus dem Jahre 1595, die bis 1960 als Hufschmiede genutzt wurde. 2003 rekonstruiert, kann sie heute nach telefonischer Absprache mit dem Ortsvorsteher besichtigt oder auch gemietet werden.

Die einstige Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert fiel 1826 einem Großbrand zum Opfer und wurde größtenteils als Backsteinbau wiedererrichtet.

Auch ein Hofladen und eine Gaststätte sind in Danewitz beliebte Anlaufpunkte für Einheimische und Gäste.


Empfohlene Zitierweise

Sieglinde Thürling: “Stadtrundgang durch Biesenthal” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/80_e_516-stadtrundgang-biesenthal/, Stand 07.12.2020

Quellen und weiterführende Literatur

  • Materialsammlung Gertrud Poppe

Bildnachweise

  • Titelbild: Das Alte Fachwerk-Rathaus in Biesenthal (Foto: Sieglinde Thürling)
  • Vorschaubild: Das älteste Haus von Biesenthal im Jahr 2013 (Foto: Sieglinde Thürling)