Entlang des Naturparkmeridians. Eine Radtour durch den Naturpark Barnim

Von Kerstin Bosse – 12/2020

Auf der Tour queren Sie den Naturpark von Süd nach Nord, erleben dabei den Wechsel von Wald- und Feldflur und stoßen auf die Überbleibsel unterschiedlicher Bodennutzungen, die heute dem Naturschutz oder Tourismus überlassen sind. Ganz unerwartet inmitten der Wälder begegnen Sie Relikten des DDR-Regimes.

Kartenüberblick Exkursion: Entlang des Naturparkmeridians. Eine Radtour durch den Naturpark Barnim Kartenausschnitt zurücksetzen

Einleitung

Eingestreute Feuchtgebiete und die Halboffenlandschaft im Norden Berlins sind Relikte einer intensiven Nutzung und heute Lebensstätte einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Fast verschlafen wirkt der Ort Hobrechtsfelde, bedenkt man, wie emsig einst auf dem ehemaligen Gut gewirtschaftet wurde. Unerwartet inmitten der märkischen Wälder tauchen immer wieder Zeugnisse der DDR-Regierung auf.

Dagegen wirken die Ortschaften Prenden und Ruhlsdorf mit ihren typisch märkischen Bauweisen harmonisch in die Landschaft eingebunden. Ihre Sakralbauten in Fachwerk- oder Massivbauweise sind Zeugnisse für den deutlichen Aufschwung des Kirchenbaus im 18. Jahrhundert. Auch der Finowkanal, die älteste Wasserstraße Deutschlands, steht für den Fortschritt dieses Jahrhunderts. War der Kanal ehemals Impuls des wirtschaftlichen Aufschwungs, ist er heute Kraftquell einer aktiven Erholung.

Station 1: NSG „Karower Teiche“ zur Kartenansicht >>

Abb. 1: Karower Teiche
Abb. 1: Karower Teiche (Foto: Frank Liebke, 2009)

Die Tour startet am S-Bahnhof Berlin Karow und führt direkt in die freie Landschaft in das NSG „Karower Teiche“. Einst künstlich zur Torfgewinnung und Fischzucht angelegt, haben die Teiche heute mit ihren Röhrichtgürteln besondere Bedeutung als Brut- und Rastgebiet für Wasservögel und Schilfbrüter. Hauben-, Zwerg- Rothalstaucher, Rohr- und Zwergdommel sind nur einige Vertreter der Brutvögel, die von vier Aussichtsplattformen zu beobachten sind. Zur Rast gesellen sich im Herbst Stare und Schwalben hinzu. Auch Amphibien oder Libellen kommen in großer Artenzahl vor.

Station 2: NSG „Bogenseekette und Lietzengrabenniederung“ zur Kartenansicht >>

Mitten im Bucher Forst befindet sich eine Kette aus Seen, die Teil des NSG „Bogenseekette und Lietzengrabenniederung“ sind. Die südlichen Stillgewässer haben ihre Entstehung der Torfgewinnung zu verdanken, wogegen der Bogensee natürlich entstanden ist.

Abb. 2: Schema der Rieselfeldbewirtschaftung
Abb. 2: Schema der Rieselfeldbewirtschaftung (Zeichnung von Krajewski, Quelle: Archiv Museum Lichtenberg im Stadthaus)

Das Feuchtgebiet profitierte von der enormen Wasserzufuhr zu Zeiten der Berliner Abwasserverrieselung, einer frühen Form der Abwasserreinigung. Seit Ende des 19. Jahrhunderts leitete man die Abwässer großflächig auf die wasserdurchlässigen Sandböden vor der Stadt. Beim Versickern wurde das Abwasser gefiltert, die festgehaltenen Bestandteile durch Mikroorganismen abgebaut. Mit der Einstellung dieser Rieselfeldbewirtschaftung 1985 wurde dem Gebiet geradezu der Hahn abgedreht. Zur Verbesserung des Wasserhaushaltes wurde gereinigtes Abwasser aus dem Klärwerk Schönerlinde in die Flächen geleitet und der Lietzengraben und weitere Gräben im Gebiet angehoben.

Abb. 3: Bogensee
Abb. 3: Bogensee (Foto: Andrea Brodersen, 2016)

Heute mutet das Gebiet sehr naturnah an. An den Gewässern brüten Schnatterente, Wasserralle oder Rohrweihe, Amphibien laichen hier und in überstauten Bereichen brütet der Kranich. Das Waldbild ist geprägt durch Erlenbruch, Traubenkirschen-Eschenwälder und in trockeneren Bereichen Eichen-Hainbuchenwälder und Buchen. Im Frühjahr ist der Waldboden mit Buschwindröschen und Leberblümchen geschmückt. Alte und abgestorbene Bäume werden ganz bewusst belassen. In ihren Höhlen brüten Waldkauz und verschiedene Spechtarten und mit holzbewohnenden Käferarten, Baumpilzen und Moosen wimmelt es nur so von Leben.

Station 3: Hobrechtsfelder Rieselfelder zur Kartenansicht >>

Abb. 4: Aktive Rieselfeldbecken am nördlichen Standrohr von Hobrechtsfelde
Abb. 4: Aktive Rieselfeldbecken am nördlichen Standrohr von Hobrechtsfelde (Foto: Eckhard Scheffler, 1984)

Auf den mit Nährstoffen angereicherten Böden der Rieselfelder konnten in der Folge Tiere mit Futter versorgt und Gemüse angebaut werden. Die einst revolutionäre Methode wurde aber mit Beginn der Industrialisierung aufgrund der Schadstoffbelastung des Abwassers problematisch, sodass sie mit dem Bau des Klärwerkes in Schönerlinde 1985 eingestellt wurde.

Nach der Einstellung der Abwasserverrieselung wurden in großem Umfang Bäume gepflanzt. Maßnahmen wie Kalkung, Einarbeiten von Lehm und Wasseraufleitung sollten den Folgeproblemen der Abwasserverrieselung wie Schadstoffbelastung, zerstörte Bodenstruktur und gestörten Wasserhaushalt entgegenwirken. Dennoch wuchsen viele Bäume nicht an. Es entstand ein Mosaik aus freien und mit Gehölzen bewachsenen Flächen sowie künstlichen Gewässern. Diese Kleinstrukturiertheit bietet besonders zahlreichen Arten der Vogelwelt ein ideales Brut- und Nahrungsgebiet.

Abb. 5: Rinderherde auf den Hobrechtsfelder Rieselfeldern
Abb. 5: Rinderherde auf den Hobrechtsfelder Rieselfeldern (Foto: Frank Liebke, 2012)

Um ein Zuwachsen dieser artenreichen halboffenen Landschaft zu verhindern, weiden hier seit 2011 robuste Rinder und wilde Pferde. Das Begehen der Flächen ist ausdrücklich erwünscht! Entlang der Wege setzen Stein- und Holzskulpturen Akzente. Sie sind die Werke eines internationalen Bildhauersymposiums namens „Steine ohne Grenzen“.

Station 4: Hobrechtsfelde (Amt Panketal) zur Kartenansicht >>

Abb. 6: Kornspeicher
Abb. 6: Kornspeicher (Foto: Andreas Schwarz, 2013)

Eingeschlossen von ehemaligen Rieselfeldern liegt der zum Amt Panketal gehörende Ortsteil Hobrechtsfelde. In Verbindung mit der Rieselfeldbewirtschaftung errichtete die Stadt Berlin 1908 das Gut Hobrechtsfelde. Es wurde nach dem Stadtbaurat James Hobrecht benannt, der die damals revolutionäre Methode der Abwasserbeseitigung in Berlin eingeführt hatte. Von dem einstigen Mustergut sind der Kornspeicher, eine Scheune, das Gemeinschaftshaus sowie die Wohnhäuser mit Gärten erhalten. Dieses Ensemble ist als eines der modernsten Stadtgüter des beginnenden 20. Jahrhunderts heute unter Denkmalschutz gestellt.

Abb. 7: Ausstellung im Kornspeicher in Hobrechtsfelde
Abb. 7: Ausstellung im Kornspeicher in Hobrechtsfelde (Foto: Andrea Brodersen, 2013)

Eine Ausstellung im Kornspeicher erzählt Geschichte und Geschichten um Hobrechtsfelde. Die komplexe Funktionsweise der Rieselfeldbewirtschaftung kann an einem Modell nachvollzogen werden.

Station 5: Waldsiedlung zur Kartenansicht >>

Abb. 8: Eingangstor zum Innenring
Abb. 8: Eingangstor zum Innenring (Foto: Peter Gärtner, 2021)

Inmitten von Kiefern- und Mischwald befindet sich ein 1,5 km² großes Mischgebiet, die sogenannte Waldsiedlung. Die ehemalige Wohnsiedlung wurde ab 1958 für die SED-Spitzenfunktionäre errichtet. Das Areal war unterteilt in einen Innenring, der mit 23 Einzelhäusern und entsprechender Infrastruktur für die Politiker und deren Familien ausgestattet war. Im äußeren Ring existierten neben einer Gärtnerei und Poliklinik Wohn- und Sozialgebäude für Angestellte und Wachpersonal. Nach außen war der äußere Ring durch Maschendraht und der innere Ring durch eine zwei Meter hohe und ca. fünf Kilometer lange Mauer abgeschirmt und von 31 Posten bewacht.

Abb. 9: Tafel am Wohnhaus Erich Honeckers
Abb. 9: Tafel am Wohnhaus Erich Honeckers (Foto: Peter Gärtner, 2021)

1990 wurde der einst geheimnisvolle Ort der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im gleichen Jahr entstand an dem Standort das erste Rehabilitationszentrum in den neuen Bundesländern. Die vorhandenen Gebäude wurden in die Brandenburg Klinik integriert. Heute kann sich der Besucher anhand von Übersichtsplänen in der Siedlung orientieren und Informationsstelen weisen auf die einstige Nutzung der Gebäude und die Abschottung der DDR-Politiker hin.

Station 6: Liepnitzsee zur Kartenansicht >>

Abb. 10: Liepnitzsee
Abb. 10: Liepnitzsee (Foto: Frank Liebke, 2008)

Der Liepnitzsee ist einer der zahlreichen eiszeitlich entstandenen Rinnenseen im Naturpark. Gespeist aus kalkhaltigen Quellen zählt der See zu den saubersten im Gebiet. An den steil abfallenden Ufern kann sich nur ein schmaler Röhrichtgürtel ausbilden, in dem Haubentaucher oder Blässrallen brüten. Als Durchzügler können auf dem Wasser Reiher-, Kolben-, Krickenten und Gänsesäger beobachtet werden.

Rotbuchenwald umrahmt den See, was der natürlichen Waldgesellschaft auf diesem Standort entspricht. In Höhlen alter Bäume brüten Schellente, Waldkauz oder in verlassenen Spechthöhlen die Hohltaube. Abgestorbene Bäume werden bewusst belassen. In ihnen tobt mit holzbewohnenden Insektenarten, Baumpilzen und Moosen das Leben.

Abb. 11: Historische Ansichtskarte vom Großen Werder auf dem Liepnitzsee
Abb. 11: Historische Ansichtskarte vom Großen Werder auf dem Liepnitzsee (Quelle: Archiv Barnim Panorama)
Abb. 12: Historische Ansichtskarte vom Restaurant auf dem Großen Werder von 1927
Abb. 12: Historische Ansichtskarte vom Restaurant auf dem Großen Werder von 1927 (Quelle: Archiv Barnim Panorama)

Aus der Mitte des Sees wölbt sich der „Große Werder“, zu dem im Sommerhalbjahr stündlich vom Nord- und Südufer die Fähre „Frieda“ übersetzt, benannt nach Frieda Nikolaus, deren Familie Jahrzehnte auf der Insel Landwirtschaft und später auch ein Lokal betrieb. Der Überlieferung nach zog der Großvater von Frieda Nikolaus 1864 den Grafen von Redern aus Lanke aus einem Sumpf. Zum Dank überließ der Graf ihm dafür die Insel nebst Gehöft.

Station 7: FDJ-Jugendhochschule Bogensee zur Kartenansicht >>

Abb. 13: FDJ-Jugendhochschule Bogensee
Abb. 13: FDJ-Jugendhochschule Bogensee (Foto: Andrea Brodersen, 2016)
Abb. 14: FDJ-Jugendhochschule Bogensee
Abb. 14: FDJ-Jugendhochschule Bogensee (Foto: Andrea Brodersen, 2016)

Inmitten der Natur präsentiert sich ein monumentaler Gebäudekomplex der Nachkriegszeit. Die repräsentativen Schul- und Internatsbauten erinnern an den Baustil der Frankfurter Allee in Berlin – kein Wunder, beide Standorte entwarf der Architekt Hermann Henselmann im Stil des sogenannten Sozialistischen Klassizismus.

Abb. 15: Wohnhaus des NS Propagandaministers Joseph Goebbels
Abb. 15: Wohnhaus des NS Propagandaministers Joseph Goebbels (Foto: Andrea Brodersen, 2016)

Die Basis für die Entstehung der einstigen Jugendhochschule der Freien Deutschen Jugend (FDJ) war der Landsitz des NS-Propagandaministers Joseph Goebbels. Nach 1945 nutzte die FDJ sein Wohnhaus mit Nebengebäuden als Jugendhochschule bis dieser Standort in den 1950er Jahren in der heutigen Ausdehnung ausgebaut wurde.

Nach dem Ende der DDR wurde jahrelang nach einer sinnvollen Nutzung gesucht. 2016 haben sich in der Akademie Bogensee GmbH Künstler, Denkmalschützer, Visionäre und Sponsoren zusammengefunden, um das denkmalgeschützte Ensemble mit Kultur, Seminaren und Workshops wiederzubeleben. In kleinen, aber kontinuierlichen Schritten soll diese Idee nun umgesetzt werden.

Station 8: Objekt 17 / 5001 zur Kartenansicht >>

Abb. 16: Im Objekt 17 / 5001
Abb. 16: Im Objekt 17 / 5001 (Foto: Gemeinde Wandlitz, 2008)

Unweit von dem Areal Bogensee stößt man kurz vor Prenden auf ein eingezäuntes Gebiet, der ehemaligen Hauptführungsstelle des Nationalen Verteidigungsrates der DDR. Neben zahlreichen oberirdischen Gebäuden befindet sich auf dem Gelände eine unterirdische, denkmalgeschützte dreietagige Bunkeranlage, das sogenannte Objekt 5001.

Auf einer Grundfläche von 49 m x 66 m mit insgesamt ca. 7.500 m² Nutzfläche boten 85.000 t Stahlbeton Schutz. Der Bunker gilt als das technisch aufwendigste Schutzbauwerk der ehemaligen DDR, in dem im Kriegsfall über 400 Personen ca. 14 Tage hätten überleben können.

Derzeit ist der Bunker versiegelt und die gesamte Anlage wartet auf eine sinnvolle Nachnutzung. Der Verein „Bunker 5001 e.V.“ sammelt Spenden, um ihn für zukünftige Generationen erlebbar zu machen.

Station 9: Prenden (Gemeinde Wandlitz) zur Kartenansicht >>

Abb. 17: Kirche in Prenden
Abb. 17: Kirche in Prenden (Foto: Peter Gärtner, 2021)

Besonders nennenswert in dem kleinsten Ortsteil der Gemeinde Wandlitz ist die auf einem Hügel gelegene Kirche. Das älteste Gebäude des Ortes ist ein Beispiel des spürbaren Aufschwungs im Kirchenbau des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Der massive quadratische Westturm aus auffällig dichtem Fachwerk erzählt von der Bauernschläue der Prendener. Die Gemeinde verpflichtete sich, die Steine für den Bau zu liefern, wenn der damalige Gutsherr Otto Christoph von Sparr das Holz dazu geben möge. Aufgrund seines Zugeständnisses verbauten die raffinierten Bauern in dem Turm so viel Holz, dass sie einzig für die Füllung noch wenige Steine benötigten.

Abb. 18: Prenden mit Kirche
Abb. 18: Prenden mit Kirche (Quelle: Archiv Gemeinde Wandlitz)

Hinzuweisen ist am Glockenturm auf die Nachbildung einer historischen Einzeigeruhr von 1704, deren originales Uhrwerk und Ziffernblatt in der Kirche zu sehen sind. Bemerkenswert ist auch der farbige Schnitzaltar in Renaissanceform, der auf 1611 datiert ist. Allerdings wurde er durch seinen Umbau zum Kanzelaltar im 18. Jahrhundert deutlichen Veränderungen unterzogen. Auch abseits der Gottesdienste ist die Kirche heute kultureller Mittelpunkt des Ortes.

Station 10: Ruhlsdorf (Gemeinde Marienwerder) zur Kartenansicht >>

Abb. 19: Bürgerhaus in Ruhlsdorf
Abb. 19: Bürgerhaus in Ruhlsdorf (Foto: Andrea Brodersen, 2016)

In dem märkischen Winkelangerdorf, welches 1315 erstmals urkundlich Erwähnung fand, kann im Bürgerhaus direkt neben der Kirche der historische Alltag im Dorf in sechs Wohnräumen lebendig nachempfunden werden. Besondere Beachtung findet die Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg.

Abb. 20: Kirche in Ruhlsdorf
Abb. 20: Kirche in Ruhlsdorf (Foto: Andrea Brodersen, 2016)

Das heute älteste Gebäude im Dorf ist der Nachfolgerbau einer um 1663 errichteten Kirche. Der Neubau wurde 1775 fertiggestellt, wie es auf der Wetterfahne zu lesen ist. Der rechteckige Putzbau mit einem quadratischen Westturm erhielt Elemente einer Barockfassade. Der Einfluss der Schulen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs und Carl von Gontards ist spürbar.

Erwähnenswert ist der hölzerne Kanzelaltar aus dem frühen 18. Jahrhundert, der aus der Vorgängerkirche übernommen wurde.

Wie an der Prendener Kirche ist auch ihr Kirchturm mit einer typischen Einzeigeruhr aus dieser Zeit ausgestattet, da zur damaligen Zeit nur die „Stunde des Tages“ zählte.

Station 11: Bernstein- und Ruhlesee zur Kartenansicht >>

Abb. 21: Wasserskianlage am Ruhlesee
Abb. 21: Wasserskianlage am Ruhlesee (Foto: Andrea Brodersen, 2016)

Die südöstlich des Ortes gelegenen Bernstein- und Ruhleseen entstanden durch Kiesabbau. Die Seen bieten heute zahlreiche Aktivitäten für Familien wie Wasserski und Wakeboard, Beachvolleyball, Tauchschule, Minigolf und vieles mehr.

Station 12: Finowkanal mit Ruhlsdorfer Schleuse zur Kartenansicht >>

Abb. 22: Finowkanal
Abb. 22: Finowkanal (Foto: Sebastian Heise, 2015)

Das Ende der Tour verläuft auf dem Treidelweg entlang des historischen Finowkanals. Der 1620 eröffnete Kanal ist die älteste künstliche Wasserstraße Deutschlands und heute unter Denkmalschutz gestellt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Verbindungsgewässer zwischen Havel und Oder fast vollständig zerstört und erst auf Anordnung Friedrichs II. 1743 wieder hergestellt. Der Kanal bestimmte den wirtschaftlichen Aufschwung des gesamten Finowtals entscheidend. Hier verkehrten Lastkähne und Flöße mit Techniken wie Segeln, Staken oder Treideln, später dann mit Dampfantrieb. Bald war die Leistungsgrenze des Kanals erreicht. Deshalb wurde parallel 1914 der Oder-Havel-Kanal für den Schiffsverkehr eröffnet und der Finowkanal verlor somit immer mehr an Bedeutung.

Heute hat sich das Gewässer zu einem naturnahen Kleinod entwickelt und ist bei Wassertouristen beliebt. Die scheuen Biber haben an seinem Ufer mehrere Behausungen errichtet. Bekommt man Europas größten Nager hier nicht zu Gesicht, verraten sanduhrförmige Nagespuren an Baumstämmen seine Anwesenheit.

Eine von zwölf noch handbetriebenen Schleusen ist die Ruhlsdorfer Schleuse, die 1878 als doppelbreite Kesselschleuse gebaut wurde. Die Tore sind bei diesem Schleusentyp seitlich versetzt angeordnet. Dieses Schleusenprinzip entstand als Ersatz für die einfachen hölzernen Schleusen, um dem enormen Verkehrsaufkommen des Kanals und den daraus resultierenden langen Wartezeiten entgegen zu kommen.

Endpunkt der Tour: Bahnhof Zerpenschleuse

Die Tour endet am Bahnhof Zerpenschleuse. Mit dem Bau einer Eisenbahnlinie von Berlin-Wilhelmsruh bis nach Groß Schönebeck 1900 wurde auch Zerpenschleuse an die Bahnlinie angeschlossen, wenn auch 1,3 km vom Zentrum des Ortes entfernt.


Empfohlene Zitierweise

Kerstin Bosse: “Entlang des Naturparkmeridians. Eine Radtour durch den Naturpark Barnim” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/80_e_503-naturparkmeridian/, Stand 07.12.2020

Quellen und weiterführende Literatur

  • BERGER, Paul (2003): Befehl „Filigran!“. Auf den Spuren interessanter Bunker. 5., veränderte Auflage. – Basdorf.
  • DEHIO, Georg (2012): Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. – Berlin, München.
  • KAPPEL, Romeo (2014): Ein Erholungswald für Berlin, in: Förderverein Naturpark Barnim e.V. (Hg.): Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde, S. 52–57.
  • KIMMEL, Elke u. Claudia SCHMID-RATHJEN (2016): Waldsiedlung Wandlitz. Eine Region und die Staatsmacht, in: KAULE, Martin (Hg.): Orte der Geschichte. – Berlin.
  • KÜHNEL, Klaus Detlef und Roland LEHMANN (2007): NSG Karower Teiche, in: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Hg.): natürlich Berlin! Naturschutz- und Natura 2000-Gebiete in Berlin, S. 52–56.
  • KÜHNEL, Klaus Detlef und Roland LEHMANN (2007): NSG Bogenseekette und Lietzengrabenniederung, in: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung (Hg.): natürlich Berlin! Naturschutz- und Natura 2000-Gebiete in Berlin, S. 46–51
  • SCHRÖER, Werner (2005): Chronik der Gemeinde Ruhlsdorf. - Wandlitz.
  • SCHULZ, Andreas (2014): Das Berliner Stadtgut Hobrechtsfelde und die Rieselfeldbewirtschaftung, in: Förderverein Naturpark Barnim e.V. (Hg.): Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde, S. 30–37.
  • STORDE, Klaus (2006): Chronik Prenden 1306–2006, in: Storde, Klaus, Achim Christians, Dieter Christ: Chronik Prenden 1306–2006.
  • ZEUSCHNER, Olaf (2014): Kunst im Wald, in: Förderverein Naturpark Barnim e.V. (Hg.): Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde, S. 61–62.
  • https://akademiebogensee.com/
  • https://www.wsv.de/wsaebw/wir_ueber_uns/wasserstrassen/finowkanal/index.html

Bildnachweise

  • Titelbild: Koniks auf den Hobrechtsfelder Rieselfeldern (Foto: Frank Liebke, 2012)
  • Vorschaubild: Liepnitzsee (Foto: Frank Liebke, 2008)