Plagwitz – Das Erbe Karl Heines
Von Heinz Peter Brogiato – 06/2015
In Plagwitz stoßen auf engstem Raum sehr unterschiedliche Siedlungsstrukturen aneinander. Der Rundgang beginnt im Villenviertel an der Karl-Heine-Straße, führt durch den städtisch völlig überprägten Ortskern und endet an der Nonnenstraße. Hier begann in der Mitte des 19. Jahrhunderts der Aufstieg zum Industrieviertel, und hier stehen heute die beeindruckendsten Baudenkmäler des Industriezeitalters.
Kartenüberblick Exkursion: Plagwitz – Das Erbe Karl Heines Kartenausschnitt zurücksetzen
Einleitung
Plagwitz erfindet sich zum zweiten Mal neu: In den vergangenen 20 Jahren ist der Ortsteil zum Synonym für den Stadtumbau Ost geworden. Aus einem maroden Altindustriestandort mit ökologischen Problemen ist ein beliebtes Wohnviertel und ein Zentrum der Kreativwirtschaft entstanden. Der erste tief greifende Wandel setzte in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein und ist eng mit der Person des promovierten Juristen Ernst Karl Erdmann Heine (1819–1888) verbunden. Bis in diese Zeit war Plagwitz ein unscheinbares Gassendorf, in dem 354 Menschen (1858) lebten. Als Heine 1888 starb, war die Einwohnerzahl auf ca. 13.000 gestiegen, und in 105 Industriebetrieben fanden ca. 6000 Beschäftigte Arbeit.
Karl Heine war durch seine Mutter in den Besitz von Reichels Garten (vormals Apels Garten) gekommen. Durch Landzukäufe erwarb er das gesamte Areal im Westen der Innenstadt, das er ab 1844 trocken legen, erschließen und bebauen ließ. Durch weiteren Landerwerb schuf er systematisch die infrastrukturellen Voraussetzungen für die Industrialisierung des Leipziger Westens. Heines Name verbindet sich vor allem mit dem Bau des ersten Industriebahnhofs Europa 1873 und der Anlage eines engmaschigen privaten Schienennetzes für die sich ansiedelnden Industriebetriebe.
Für weitere Informationen zu den wirtschaftlichen Unternehmungen Heines, zum Kanalbau, zur Ansiedlung verschiedener Industrieunternehmen sowie zur Entwicklung nach der Wende siehe Denzer et al. 2015 ab Seite 346.
Station 1: Karl-Heine-Denkmal zur Kartenansicht >>
Es gebührt dem „Erfinder“ von Plagwitz, einen Gang durch den Stadtteil an seinem Denkmal zu beginnen. Der Leipziger Bildhauer Carl Seffner (1861–1932), der für viele Denkmale in Leipzig (z.B. Goethe und Bach) verantwortlich war, entwarf 1896 die Bronzestatue des Industriepioniers Karl Heine, die im darauf folgenden Jahr am Eingang zum Palmengarten aufgestellt wurde. Als man 1938 begann, das Gelände des Palmengartens für die 1940 geplante Gutenberg-Ausstellung umzugestalten, wurde das Heine-Denkmal auf die gegenüberliegende Straßenseite umgesetzt. 1943 endete die Bronzestatue als „Metallspende des deutschen Volkes“ im Schmelzofen.
Seit 2001 schmückt ein originalgetreuer Nachguss auf dem alten Sockel und am Standort von 1938 wieder den kleinen Platz an der Brücke über das Elsterflutbett. Gleichzeitig steht sie damit an der Verbindungsstraße nach Leipzig, für deren Verwirklichung Heine 20 Jahre lang gekämpft hatte.
Im Jahr der Eingemeindung und drei Jahre nach seinem Tod beschloss die Stadt 1891, die bisherige Leipziger Straße in Plagwitz nach Karl Heine umzubenennen. Sie beginnt auf der Plagwitzer Brücke über die Weiße Elster, die Heine 1858 zunächst als Holzbrücke hatte errichten lassen und zehn Jahre später durch einen Steinbau ersetzen ließ. Heute stoßen hier drei Ortsteile aneinander: Lindenau, Plagwitz und Schleußig.
Die Karl-Heine-Straße entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einer wichtigen Geschäftsstraße im Leipziger Westen. Die historische Bebauung der Straße weist auf höchst unterschiedliche Sozialstrukturen hin. Der östliche Straßenabschnitt vermittelt an der nördlichen Seite durch mehrere Villen einen ausgesprochen großbürgerlichen Eindruck.
Station 2: Villa Klinger zur Kartenansicht >>
Beim ersten Gebäude (Nr. 2) der Straße handelt es sich um die Villa Klinger. Der Kaufmann Louis Klinger (1818–1896), Vater des Künstlers Max Klinger, ließ sie 1868 für seine Familie erbauen. Nach einer Restaurierung nutzt der Verein „Klinger Forum“ das Haus für öffentliche Kulturveranstaltungen und Ausstellungen. Max Klinger (1857–1920) hatte sich 1895 in der Nachbarschaft (Nr. 6) ein Atelier errichtet, wo er bis kurz vor seinem Tod lebte und arbeitete. Da dieses Gebäude aber im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, ist das Elternhaus der letzte authentische Wirkungsort des Künstlers in seiner Geburtsstadt.
Nach Max Klinger wurden in der Nähe seines Ateliers der Klingerweg (1920, vorher Nonnenweg), die Brücke über das Elsterflutbett (1928) und eine Schule (1927) benannt. Den Ritterwerder, eine kleine Grünanlage am Palmengarten, hatte man schon zu Lebenszeiten des Künstlers 1917 in Klingerhain umgetauft.
Auf dem Grundstück von Klingers Atelier errichtete die Neuapostolische Gemeinde 1954–1956 eine Kirche; in der Villa an der Straße (Nr. 8) haben die Siebenten-Tags-Adventisten seit 1951 ihr Gemeindehaus.
Gleich neben der Klinger-Villa stand bis zum Abriss vor einigen Jahren die Fabrikantenvilla der Familie Giesecke (Nr. 4). Ihr gehörte die 1819 gegründete Schriftgießerei und Maschinenfabrik Schelter & Giesecke, die 1897 nach Plagwitz verlagert worden war.
Station 3: Villen mit bewegter Vergangenheit zur Kartenansicht >>
Eine prächtige Villa (Nr. 12) auf einem 6000 m² großen Parkgrundstück ließ sich 1909 Fritz Sack erbauen. Fritz Sack war der älteste Sohn des Firmengründers Rudolph Christian Sack, der seit 1863 in Plagwitz Pflüge herstellte. Die Villa wurde vom bekannten Architektenbüro Schmidt & Johlige entworfen, das für die Familie Sack auch den privaten Park mit „Schloss“ in Kleinzschocher (Robert-Koch-Park) geplant hatte. Nach einer Komplettsanierung zog 1997 der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs in das Neobarockpalais. Zur Geschichte des Hauses gehört auch, dass die Gestapo hier 1940 ein Gefängnis einrichtete. Nach dem Krieg erhielt der VEB Schwermaschinenbau S.M. Kirow die Villa als „Klubhaus der Freundschaft“ zur Nutzung.
In der benachbarten Villa (Nr. 14), die sich durch ihren Landhausstil von den übrigen Gebäuden abhebt, unterhält das älteste Leipziger Studentencorps ein Wohnheim („Lausitzerhaus“).
Die Villa Nr. 16 ist ein Bau von Fritz Schade aus dem Jahr 1889, den sich Curt Berger (1869–1948) errichten ließ. Berger war Schwiegersohn Ernst Meys (1844–1903) und übernahm nach dessen Tod das Unternehmen Mey & Edlich, das mit Papierwäsche erfolgreich wurde und als Begründer des Versandhandels gilt. Zwischen 1949 und 1993 diente das mondäne Wohnhaus dem in der DDR renommierten Fachbuchverlag als Verlagssitz.
Das Wohnhaus Nr. 22 aus dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts gehörte wiederum einem Fabrikanten: F. A. Sieglitz hatte seine 1876 gegründete Rauchwaren-Färberei 1881 nach Plagwitz (Nonnenstr. 7) verlegt und sich privat im nahen Villenviertel niedergelassen. Seine Fabrik verlegte Sieglitz 1910 nach Lindenau in die Angerstraße 30, wo die Gebäude noch vorhanden sind.
Die den Villen gegenüber gelegene südliche Straßenseite der Karl-Heine-Straße weist eine heterogene Bebauung auf. Es überwiegen drei- und vierstöckige Mietshäuser aus der Gründerzeit, dazwischen findet man vereinzelt ältere Wohnhäuser aus den Anfängen der Straße (z.B. Nr. 19) und Villen (z.B. die Fabrikantenvillen Billhardt Nr. 25 und Kunad Nr. 27).
Station 4: Max-Klinger-Schule zur Kartenansicht >>
Zurückversetzt hinter der Villa Sieglitz, unmittelbar am Palmengarten, befindet sich die Max-Klinger-Schule aus dem Jahr 1929. Sie ist eine der drei von Hubert Ritter (1886–1967) konzipierten Schulgebäude im Bauhausstil, mit denen er den „Leipziger Schultyp“ als baulichen Ausdruck eines reformpädagogischen Programms realisierte (siehe auch Unterwegs in Probstheida). „In ihrer poetischen Verbindung von Architektur und Freiraum, der effektiven Grundrissorganisation und der abgewogenen Komposition der Baumassen ist sie ein Hauptwerk der Architektur der 20er Jahre in Leipzig“. Seit 1951 befinden sich in der Schule Lehrerbildungseinrichtungen, heute hat die Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig hier ihren Sitz.
Auf Höhe der Max-Klinger-Schule mündet die Alte Straße als schmaler Fußweg auf die Karl-Heine-Straße. Die Gasse bildete den alten Dorfkern von Plagwitz, allerdings deuten nur noch Breite und Verlauf auf ihre vorstädtische Anlage hin.
Die erste Straße, die die Karl-Heine-Straße quert, ist die Erich-Zeigner-Allee. Sie hieß ursprünglich im Plagwitzer Abschnitt Canalstraße und zwischen 1893 und 1949 Elisabethallee. Den Namen Canalstraße erhielt sie, weil sie über die älteste Brücke Leipzigs (Elisabethbrücke 1858) den Karl-Heine-Kanal quert. Das 1903 erbaute Eckhaus im Landhausstil (Karl-Heine-Str. 24) wird neuerdings als „Wagner-Nietzsche-Villa“ bezeichnet, nachdem sich herausstellte, dass am und im Haus bildliche Darstellungen sowohl Richard Wagner als auch Friedrich Nietzsche huldigen.
Station 5: Felsenkeller zur Kartenansicht >>
An der nächsten großen Kreuzung der Karl-Heine-Straße mit der Zschocherschen Straße befindet sich eines der bekanntesten Plagwitzer Gebäude: der Felsenkeller. Einige Meter entfernt hatte der Brauereibesitzer Carl Wilhelm Naumann 1844 an der Zschocherschen Straße (Nr. 12) eine Gaststätte gleichen Namens eröffnet. Der Name rührte von den Kellergewölben her, in denen er sein Bier kühl lagern konnte.
Das Gebäude wurde 1943 zerstört, in den Kellergewölben richtete sich in den 1960er Jahren das Klubhaus „Victor Jara“ der DDR-Jugendorganisation Freie Deutsche Jugend (FDJ) ein.
Ein neuer Felsenkeller entstand durch das Architektenbüro Schmidt und Johlige im Auftrag der Brauerei 1890 am heutigen Standort. Neben einem großen Ballsaal, in dem 1000 Besucher Platz fanden, entstand in neobarocken Formen ein mit einer Kuppel versehener Eckturm. Umgeben wurde der Baukomplex von einer ausgedehnten Gartenanlage.
Schon bald entwickelte sich der Felsenkeller zum Versammlungsort der Leipziger Arbeiterbewegung. Auf einem Parteitag Ende März 1946 beschloss die Leipziger SPD im Felsenkeller den sofortigen Zusammenschluss mit der KPD zur SED. Seit der Schließung des gastronomischen Betriebs 1989 wurde lange nach einer dauerhaften Nutzung des Gebäudes gesucht. Seit Ende 2014 ist der Felsenkeller wieder geöffnet und bietet eine kulturelle Mischung aus Konzerten, Lesungen und Partys.
In der Fabrikantenvilla nebenan, die sich der Brauereibesitzer Naumann um 1900 errichten ließ, befindet sich heute eine Kindertagesstätte.
Station 6: Wohnhaus des ehemaligen Leipziger Oberbürgermeisters Erich Zeigner zur Kartenansicht >>
Dem Felsenkeller schräg gegenüber befindet sich in der Zschocherschen Str. 21 das Wohnhaus Erich Zeigners (1886–1949), des ersten Leipziger Oberbürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf dem freien Grundstück davor stand bis zum Abriss 1995 ein großes Bankgebäude, das 1890 erbaut wurde.
Westlich der Zschocherschen Straße ändert die Karl-Heine-Straße im weiteren Verlauf allmählich ihr Gesicht. Hier beginnt der ehemalige Arbeiterstadtteil mit Mietshäusern und inzwischen aufgelassenen Fabrikarealen. Wo einst die Güterproduktion im Vordergrund stand, lädt heute der Stadtteilpark Plagwitz zum Verweilen am renaturierten Karl-Heine-Kanal ein.
Doch zurück zur Kreuzung Karl-Heine- und Zschochersche Straße. Die Zschochersche Straße verläuft etwa parallel zur Erich-Zeigner-Allee und verbindet Lindenau und Kleinzschocher. Die Straße hieß zwischen 1953 und 1991 nach Philipp Müller (1931–1952), einem westdeutschen Kommunisten, der bei einer Demonstration gegen die Wiederbewaffnung von der Polizei in Essen erschossen worden war.
In der Zschocherschen Straße (Nr. 18) ließ Karl Heine 1856 das erste Steinhaus in Plagwitz errichten.
Station 7: Westendhallen & Elster-Passage zur Kartenansicht >>
Ein paar Meter weiter, an der Ecke Amalienstraße befanden sich bis 1944 die Westendhallen (Nr. 39/ 41), eine seit dem 17. Jahrhundert belegte Gaststätte, in der seit 1918 auch ein Kino betrieben wurde. Das im Krieg stark beschädigte Gebäude wurde 2014 saniert.
Ein paar Schritte weiter, im Karree zwischen Zschocherscher, Lauchstädter und Walter-Heinze-Straße entstand zwischen 1993 und 1996 ein großes Einkaufszentrum („Elster-Passage“). Auf dem Areal wurde 1871 die Chromo-Papier- und Cartonfabrik G. Najork & Co. gegründet, die zu DDR-Zeiten als VEB Damenbekleidungswerk „vestis“ weiterproduzierte.
Station 8: Heilandskirche zur Kartenansicht >>
Im rechten Winkel zur Zschocherschen Straße und parallel zueinander stoßen die im 19. Jahrhundert angelegten Rudolph-Sack-, Weißenfelser, Amalien-, Schmiede- und Lauchstädter Straße auf die Zschochersche Straße. Die bedeutendste von ihnen ist die Weißenfelser Straße, die den gesamten Stadtteil auf einer Länge von 1,5 km in ost-westlicher Richtung durchquert.
Sie führt zur ev.-luth. Pfarrkirche von Plagwitz. Die Kirche ist ein neogotischer Backsteinbau mit einem 85 m hohen Turm. Sie entstand zwischen 1886 und 1888, nachdem Plagwitz kirchlich von Kleinzschocher gelöst und zu einer eigenen Pfarrei erhoben worden war. 1916 erhielt das Gotteshaus den Namen „Heilandskirche“. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, konnte die Gemeinde den allmählichen Verfall des großen Gebäudes nicht vollständig aufhalten; seit 1979 war die Kirche aus Sicherheitsgründen sogar gesperrt. Die notwendigen Sanierungen laufen seit Anfang der 1990er Jahre in kleinen Schritten.
Unmittelbar an der Heilandskirche und ebenso alt wie die Kirche steht ein großes Gebäude, das dem Diakonischen Werk als Pflegeheim dient. Der ursprüngliche Name ziert die Fassade: „Heim für alleinstehende Frauen und Mädchen“.
Der Kirche gegenüber befindet sich ein Schulgebäude (seit 1880 Erich-Zeigner-Grundschule), das mehrfach erweitert und deren Turnhalle von Max Bösenberg (1847–1918) erbaut wurde.
Station 9: Ehemaliges Rathaus zur Kartenansicht >>
An der Kreuzung der Weißenfelser Straße mit der Alten Straße steht seit 1884 das ehemalige Rathaus der Gemeinde Plagwitz, in dem sich bis 2010 ein Bürgeramt befand. Pläne, ein sozioökonomisches Stadtteilzentrum einzurichten, scheiterten; ein Investor hat das Gebäude inzwischen saniert und zu Wohnungen umgebaut.
Station 10: Plagwitzer Industriegeschichte zur Kartenansicht >>
Schräg gegenüber vom Rathaus dürfte das älteste erhaltene Bauensemble der Plagwitzer Industriegeschichte stehen. Es handelt es sich um eine Fabrikhalle (Alte Str. 27), in der Caspar Dambacher 1862 eine Eisengießerei und Maschinenfabrik gründete und sich daneben eine Villa erbaute. Schon ein Jahr darauf übernahm der Maschinenbau-Unternehmer Rudolph Sack (1824–1900) die Liegenschaft und begann von hier aus seinen Aufstieg zum Großindustriellen.
Station 11: Buntgarnwerke zur Kartenansicht >>
Die Weißenfelser Straße mündet in die Nonnenstraße. Hier stößt die Route auf das größte gründerzeitliche Industriedenkmal in Deutschland, die ehemaligen Buntgarnwerke. Wie schon erwähnt, bildete sich in den 1850er Jahren hier an der Weißen Elster die erste Industriegasse in Plagwitz, begann Karl Heine mit den Ausschachtungen für den Kanal, nahm die Entwicklung von Plagwitz zum Leipziger Industrievorort ihren Anfang.
Nach der Wende entwickelte sich kein Plagwitzer Gebiet so schnell wie die Nonnenstraße. Schon Mitte der 1990er Jahre galt das Areal als Leuchtturm des Stadtumbaus. Die Industriebauten der ehemaligen Sächsischen Wollgarnspinnerei bilden ein einzigartiges architektonisches Ensemble. Obwohl sie über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten entstanden und verschiedene Architekten am Bau beteiligt waren, vermitteln sie einen in sich geschlossenen Eindruck. Die roten Backsteinbauten machen durch die dekorative Fassadengestaltung und mehrere Dach- und Ecktürme einen schlossartigen Eindruck.
Nach dem Ende der Produktion 1990 wurde der Komplex an drei Investoren verkauft, die ihn denkmalgerecht sanierten und umbauten. Bereits 1993 konnte der Elster-Business-Park mit Büro- und Gewerbeflächen, aber auch Behörden und Mietern aus dem kulturellen Bereich eröffnet werden.
Auch die gegenüber liegenden Fabrikgebäude (Nr. 42/ 44) wurden bereits Anfang der 1990er Jahre zu Büroflächen und einem Ärztehaus umgebaut. Dabei handelt es sich um die 1878 gegründete Gummiwarenfabrik Phil. Penin, die 1926 von der Wollgarnspinnerei übernommen worden war. Entlang der Weißen Elster und des Karl-Heine-Kanals entstanden außerdem zahlreiche hochwertige Wohnanlagen.
Station 12: Museum für Druckkunst zur Kartenansicht >>
Schließlich sei in der Nonnenstraße auf das Museum für Druckkunst (Nr. 38) hingewiesen. Das Gebäude beherbergte eine Maschinenfabrik, eine Lampenfabrik und seit 1921 einen Verlag mit Druckerei. Seit 1994 dokumentiert das Museum historische Drucktechniken und führt den Besuchern Arbeitsgänge der „schwarzen Kunst“ vor. Die Nonnenstraße endet an der Plagwitzer Brücke, wo der Rundgang begann.
Empfohlene Zitierweise
Heinz Peter Brogiato: “Plagwitz – Das Erbe Karl Heines” in Landschaften in Deutschland Online.
URL: http://landschaften-in-deutschland.de/exkursionen/78_e_513-plagwitz/, Stand 01.06.2015
Quellen und weiterführende Literatur
- Vorschaubild: Buntgarnwerke, Blick von der Weißen Elster. Foto: Andreas Höhn
- Titelbild: © Mapbox © OpenStreetMap, Bearbeitung: Vera Schreiner (IfL)
- Brogiato, Heinz Peter (2013): Über den Dächern von Leipzig. Luftbilder 1909–1935. 2. Aufl. – Leipzig.
- Brogiato, Heinz Peter (2009): Leipzig um 1900. Zweiter Band. Die Stadtteile in kolorierten Ansichtskarten aus dem Archiv des Leibniz-Instituts für Länderkunde Leipzig e.V. – Leipzig.
- Denzer, Vera; Dix, Andreas; Porada, Haik Thomas (Hrsg.) (2015): Leipzig: Eine landeskundliche Bestandsaufnahme. Landschaften in Deutschland, Bd. 78. – Köln.
- Jentzsch, Helga (2008): Plagwitz. Eine historische und städtebauliche Studie. überarb. Aufl. (hg. von Pro Leipzig e. V.). – Leipzig.
- Kröber, Paul (1965): Plagwitz im 19. Jahrhundert. Material zur Geschichte des Dorfes und seiner Verstädterung, in: Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig 9, S. 11–33.
- Leonhardt, Peter (2007): Moderne in Leipzig. Architektur und Städtebau 1918 bis 1933. – Leipzig.
- Paul, Alfred E. Otto (2014): Die Kunst im Stillen. Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen, Nr. 5. – Leipzig.
- Schmidt, Helga (1996): Plagwitz – Chancen und Probleme der Revitalisierung eines innerstädtischen Mischgebietes, in: Grundmann, Luise; Tzschaschel, Sabine u. Meike Wollkopf (Hgg.): Leipzig. Ein geographischer Führer durch Stadt und Umland. – Leipzig, S. 120–137.
- Schubert, Susann (2005): Die Buntgarnwerke in Plagwitz, in: Topfstedt, Thomas u. Hartmut Zwahr (Hgg.): Industriekultur – Stadtentwicklung – soziale Milieus. Leipzig im 19. und 20. Jahrhundert. (Leipziger Kalender; Sonderband 2005). – Leipzig, S. 196–204.